Hallo Natiii,
herzlich Willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe. :welcome:
Damit du ungefähr weißt, wer dir hier antwortet:
Ich bin Ende 40, erwachsene Tochter eines Alkoholikers (gestorben mit Anfang 40) und seit über 14 Monaten „trockene“ Alkoholikerin.
Es tut mir leid für dich, dass ich dir eine sehr harte Wahrheit bezüglich deines Partners mitteilen muss:
Es ist nicht nur meine eigene Erfahrung mit der Abhängigkeit meines Vaters und meiner eigenen Abhängigkeit, sondern viele, viele andere haben die Erfahrung machen müssen, dass man einen Alkoholiker nicht von Außen trocken reden kann. Zwar werden von diesem immer mal wieder Beteuerungen gemacht, aber, wenn er nicht wirklich von sich aus etwas gegen seine Sucht unternehmen will, bleibt es lediglich bei Beteuerungen.
Tatsache ist, dass ein Alkoholiker nur aus seiner Sucht herauskommt, wenn ER es wirklich will und VON SICH aus ALLES unternimmt, um das zu schaffen. Es genügt nämlich nicht, nur das Glas stehen zu lassen, sondern das ganze Leben und Denken an sich muss verändert werden, um nach dem Entzug erfolgreich trocken zu bleiben.
Worin könnte Hilfe für dich bestehen? Ich formuliere deine Frage mal so um.
Zum einen könnte es für dich hilfreich sein, dich noch näher über die Krankheit „Alkoholismus“ zu informieren, um für dich besser einordnen zu können, womit du es zu tun hast.
Du scheinst schon ein wenig über das Thema „Alkoholismus“ informiert zu sein, empfehlen kann ich dir aber auf jeden Fall die Erfahrungsberichte von Alkoholikern und von Angehörigen hier sowie die Bücher, die in unserer Literaturliste aufgeführt werden. Für besonders empfehlenswert halte ich das Buch von Simon Borowiak, „Alk.“ sowie das Buch von Daniel Schreiber, „Nüchtern.“
Hier findest du die Literaturliste:
https://alkoholforum.de//index.php?topic=1715.0
Warst du bei dir vor Ort schon mal in einer Suchtberatungsstelle? Die können dir auch nähere Informationen liefern und dich/ euch weiter beraten.
Zum zweiten halte ich es für immens wichtig, dass du dir klar darüber wirst, welche Rolle du in dieser Beziehung übernimmst und was diese mit DIR macht.
Du übernimmst die Verantwortung für ihn, nicht wahr? Weil er es selbst nicht zu tun scheint?
Aus eigener Erfahrung weiß ich gut, wie leicht man in diese Rolle hineinrutscht. Schließlich liebt man diesen anderen Menschen ja und man kann doch nicht dabei zusehen, wie er zugrunde geht.
Lass mich dir sagen: Du wärst nicht die erste, die das auf Dauer selbst kaputt macht….
Meine Mutter jedenfalls, eine ursprünglich selbstbewusste, intelligente, junge Frau, die meinen immer wieder rückfällig werdenden Vater nicht verlassen hat, hat es schließlich psychisch zerstört. Und ich habe von nicht wenigen anderen gelesen, denen es ebenso oder zumindest ähnlich ergangen ist.
Du schreibst von Alptraum und genau das ist es auch.
Was meinst du, wer von euch beiden am ehesten in der Lage ist, den Alptraum zu beenden?
Hilfe für dich kann eigentlich nur darin bestehen, dir deiner eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden und für dich zu sorgen. Bedenke dabei, dass er ein erwachsener, mündiger Mann ist, der seine eigenen Entscheidungen trifft. Und wenn er zur Flasche greift, so trifft er eine Entscheidung.
Genügt dir das erstmal als Antwort?
Liebe Grüße
AmSee