Hallo Susi,
willkommen in dieser Online-Selbsthilfegruppe, schön, dass du zu uns gefunden hast. :welcome:
Vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung, denn so kann ich mir ein Bild davon machen, was dich derzeit beschäftigt. Einiges von dem, was ich bei dir gelesen habe, erinnert mich daran, mit welchen Gedanken und Fragen ich vor 16 Monaten hier aufgeschlagen bin.
Kurz zu mir: Ich bin Ende 40, w, seit 16 Monaten trocken und erwachsene Tochter eines Alkoholikers.
Als ich hier vor 16 Monaten aufschlug, ging‘s mir ähnlich wie dir: Ich war unsicher, ob ich tatsächlich schon ein Alkoholproblem habe und deshalb mit dem Trinken aufhören sollte, oder ob ich - relativ beruhigt - weiter trinken darf.
Ich hatte das lange von mir weggeschoben, dass mit meinem Alkoholkonsum etwas nicht mehr stimme und ich womöglich schon eine Abhängigkeit entwickelt hatte. Ich hab mir selbst durch Trinkpausen immer wieder bestätigt, dass ich nicht Alkoholikerin bin, denn von meinem Vater wusste ich ja, dass ein Alkoholiker nicht mehr mit dem Trinken aufhören kann, wenn er ein Mal angefangen hat. Und ich wusste, dass man dann so bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legt.
Da ich alles das nicht hatte, hielt ich mich für „safe“. Ich hab auch ganz bewusst nicht heimlich getrunken, weil ich glaubte, dass ich in dem Fall tatsächlich Alkoholikerin würde. Zur Sicherheit hab ich immer mal wieder einen dieser Online-Tests gemacht, ob ich auch wirklich keine Alkoholikerin bin. Da kam auch immer nur „riskanter Konsum“ heraus.
Doch irgendwie wurde mir das mit meinem Alkoholkonsum dann schließlich doch unheimlich, ich spürte irgendwie, dass da etwas nicht mehr in Ordnung war. Und so suchte ich dann in dieser anonymen Selbsthilfegruppe hier Rat.
Durch die Auseinandersetzung mit Thema erkannte ich schließlich für mich, dass es für mich keine wirkliche Alternative mehr zur völligen Abstinenz gibt. Das sogenannte „Kontrollierte Trinken“ hatte ich mehrfach versucht, aber das war immer ein Kampf für mich gewesen. Hatte ich mir vorgenommen, nur ein Glas zu trinken, bereute ich dieses Vorhaben schon während dieses ersten Glases und gönnte mir nur zu gerne noch ein zweites und ein drittes.
Ich erkannte auch, wie sehr meine Gedanken eigentlich um den Alkoholkonsum kreisten.
Und ich erkannte schließlich und bekenne das heute auch, dass ich bereits Alkoholikerin geworden war, zwar noch nicht körperlich abhängig, aber seit wer weiß wie lange bereits psychisch abhängig. Und ich erkannte, wo‘s mit mir hinkommen würde, wenn ich weiterhin Alkohol konsumieren würde.
Ob DU tatsächlich schon ein ernsthaftes Alkoholproblem hast, kann ich dir nicht beantworten, aber es gibt tatsächlich ein paar Hinweise, dass es bei dir nicht mehr ganz harmlos ist. Orangina hat dir davon schon geschrieben.
Angst, nie mehr Alkohol trinken zu dürfen hatte ich übrigens vor 16 Monaten auch. Ich glaub, das ist normal, weil Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft so etabliert ist und weil Alkohol eben diese gewisse Wirkung im Gehirn erzielt.
Diese Angst hat sich bei mir schon eine ganze Weile gelegt, ich darf schon seit einigen Monaten sogar feststellen, dass ich zufrieden abstinent bin. Mich reizt inzwischen gar nichts mehr daran, Alkohol trinken zu wollen.
Für mich war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens, mich diesem Thema ernsthaft zu stellen.
In Gesellschaften lehne ich übrigens Alkohol, sofern er mir angeboten wird, einfach ab, ohne mich näher zu erklären.
Viele Grüße
AmSee