So.
Ich bewege das alles schon länger in meinem Kopf, das Verhältnis zu meiner Mutter, meine eigene Rolle als Mutter, den nicht besonders guten Start in diese Rolle - es ging mir nach der Geburt meines ersten Kindes gesundheitlich sehr schlecht.
Worüber ich mich wirklich wundere ist, dass ich gar kein so großes Problem damit habe, dass ich einen Rückfall hatte. Eigentlich bin ich ja der Typ, der alles gedanklich bis ins Kleinste zerlegt und zergrübelt.
Überhaupt bin ich ein Mensch, der immerzu denkt. Mein Kopf ist immer in Bewegung, was wirklich kein Geschenk ist.
Gestern habe ich zwei Stunden mit meiner Tochter Perlen aufgezogen, ich denke, das könnte mein neues Hobby werden. In dem Moment bin ich echt mal zur Ruhe gekommen.
Ich wünschte ich könnte auch sagen, dass ich Frieden mit meinen Eltern oder eigentlich mit meiner Mutter geschlossen habe. Es ist teilweise ein schwieriges Verhältnis, was glaube ich auf ganz frühen Erfahrungen beruht. Meine Mutter hatte nach meiner Geburt eine Wochenbettdepression. Es gibt Fotos von ihr, wie sie mich im Arm hält und tieftraurig guckt. Das trifft mich schon, wenn ich das sehe, auch wenn ich weiß, dass weder sie noch ich etwas dafür kann.
Aber ich weiß halt auch, dass ein schwieriger Start in die Mutter-Kind-Beziehung Auswirkungen auf die Gefühle der Mutter zu ihrem Kind hat.
Und es tut mir weh zu sehen, was für ein inniges Verhältnis meine Mutter zu meinen Geschwistern hat.
Mein jüngerer Bruder kam zu früh zur Welt und musste eine Zeitlang im Brutkasten liegen. Meine Mutter fuhr natürlich jeden Tag zu ihm. Ich wurde von der Oma oder der Nachbarin betreut. Wieder ist das nichts, was man jemandem zum Vorwurf machen kann, aber das macht natürlich auch Eindruck auf ein zweijähriges Mädchen.
Ich fühle mich fast schon schlecht, dass ich da ein Thema von mache angesichts der vielen Menschen hier und überall, die wirklich furchtbare Erlebnisse in ihrer Kindheit hatten, was ich definitiv nicht hatte. Dennoch habe ich immer so ein Gefühl in mir, dass ich nicht richtig bin. Das konnte ich als Kind nicht greifen. Ich war halt immer entweder nicht genug oder zu viel.
Ich denke schon, dass meine Mutter mich liebt, ich bin ja ihr Kind, aber ich fühle das häufig nicht . Ich weiß nicht, ob ich da übertreibe bzw. über-empfindlich bin.
Ein Bespiel, das ich nenne um zu verdeutlichen was ich meine:
Ihre Reaktion darauf, dass ich erzählte, dass ich ein Problem mit Alkohol entwickelt habe und ab jetzt abstinent leben möchte war nicht "ach du meine Güte, gut, dass du das so machst, wir unterstützen dich natürlich" sondern "ach du meine Güte, pass bloß auf, dass du den armen Franz (mir fällt grad kein besserer Name für meinen Mann ein) nicht damit nervst. Nicht, dass du ihm das jetzt madig machst wenn er mal was trinken möchte".
Das hat mich irgendwie getroffen weil ich dachte: Hey, was ist denn jetzt wichtig für dich? ICH ja wohl jedenfalls nicht!
Aus Außenstehender würde man aber wahrscheinlich denken: Meine Güte, was ist denn daran so schlimm? Stell dich doch nicht an! Für mich ist es aber ein Stich.
Während ich das hier schreibe denke ich: Na und? Ist doch egal was ein Außenstehender denkt! Darum geht's ja gar nicht. Wenn ich das so fühle dann ist es für mich wahr und nicht übertrieben.
Ich bin wirklich guter Hoffnung und deine Worte , Gerchla, verstärken das, dass mir die Aufarbeitung dieser Themen helfen werden auf meinem Weg.
Lali