Beiträge von Lali83

    So.

    Ich bewege das alles schon länger in meinem Kopf, das Verhältnis zu meiner Mutter, meine eigene Rolle als Mutter, den nicht besonders guten Start in diese Rolle - es ging mir nach der Geburt meines ersten Kindes gesundheitlich sehr schlecht.

    Worüber ich mich wirklich wundere ist, dass ich gar kein so großes Problem damit habe, dass ich einen Rückfall hatte. Eigentlich bin ich ja der Typ, der alles gedanklich bis ins Kleinste zerlegt und zergrübelt.
    Überhaupt bin ich ein Mensch, der immerzu denkt. Mein Kopf ist immer in Bewegung, was wirklich kein Geschenk ist.
    Gestern habe ich zwei Stunden mit meiner Tochter Perlen aufgezogen, ich denke, das könnte mein neues Hobby werden. In dem Moment bin ich echt mal zur Ruhe gekommen.

    Ich wünschte ich könnte auch sagen, dass ich Frieden mit meinen Eltern oder eigentlich mit meiner Mutter geschlossen habe. Es ist teilweise ein schwieriges Verhältnis, was glaube ich auf ganz frühen Erfahrungen beruht. Meine Mutter hatte nach meiner Geburt eine Wochenbettdepression. Es gibt Fotos von ihr, wie sie mich im Arm hält und tieftraurig guckt. Das trifft mich schon, wenn ich das sehe, auch wenn ich weiß, dass weder sie noch ich etwas dafür kann.
    Aber ich weiß halt auch, dass ein schwieriger Start in die Mutter-Kind-Beziehung Auswirkungen auf die Gefühle der Mutter zu ihrem Kind hat.
    Und es tut mir weh zu sehen, was für ein inniges Verhältnis meine Mutter zu meinen Geschwistern hat.

    Mein jüngerer Bruder kam zu früh zur Welt und musste eine Zeitlang im Brutkasten liegen. Meine Mutter fuhr natürlich jeden Tag zu ihm. Ich wurde von der Oma oder der Nachbarin betreut. Wieder ist das nichts, was man jemandem zum Vorwurf machen kann, aber das macht natürlich auch Eindruck auf ein zweijähriges Mädchen.

    Ich fühle mich fast schon schlecht, dass ich da ein Thema von mache angesichts der vielen Menschen hier und überall, die wirklich furchtbare Erlebnisse in ihrer Kindheit hatten, was ich definitiv nicht hatte. Dennoch habe ich immer so ein Gefühl in mir, dass ich nicht richtig bin. Das konnte ich als Kind nicht greifen. Ich war halt immer entweder nicht genug oder zu viel.
    Ich denke schon, dass meine Mutter mich liebt, ich bin ja ihr Kind, aber ich fühle das häufig nicht . Ich weiß nicht, ob ich da übertreibe bzw. über-empfindlich bin.
    Ein Bespiel, das ich nenne um zu verdeutlichen was ich meine:
    Ihre Reaktion darauf, dass ich erzählte, dass ich ein Problem mit Alkohol entwickelt habe und ab jetzt abstinent leben möchte war nicht "ach du meine Güte, gut, dass du das so machst, wir unterstützen dich natürlich" sondern "ach du meine Güte, pass bloß auf, dass du den armen Franz (mir fällt grad kein besserer Name für meinen Mann ein) nicht damit nervst. Nicht, dass du ihm das jetzt madig machst wenn er mal was trinken möchte".
    Das hat mich irgendwie getroffen weil ich dachte: Hey, was ist denn jetzt wichtig für dich? ICH ja wohl jedenfalls nicht!
    Aus Außenstehender würde man aber wahrscheinlich denken: Meine Güte, was ist denn daran so schlimm? Stell dich doch nicht an! Für mich ist es aber ein Stich.
    Während ich das hier schreibe denke ich: Na und? Ist doch egal was ein Außenstehender denkt! Darum geht's ja gar nicht. Wenn ich das so fühle dann ist es für mich wahr und nicht übertrieben.

    Ich bin wirklich guter Hoffnung und deine Worte , Gerchla, verstärken das, dass mir die Aufarbeitung dieser Themen helfen werden auf meinem Weg.

    Lali

    Lieber Gerchla,

    dankeschön für deine aufbauenden Worte!

    Ich wollte eigentlich heute noch schreiben aber ich merke, dass ich doch ganz schön müde bin - verschiebe ich lieber auf morgen.

    Aber eins kann ich sagen: Alleine der Umstand, dass ich eine Entscheidung getroffen habe, erleichtert mich total.

    Liebe Grüße
    Lali

    Guten Morgen,

    ich denke mal, dass das Bewusstsein, dass es Zeit wird, schon in mir war, sonst hätte ich wahrscheinlich gestern gar nicht ins Forum geschrieben - denn die Reaktion, die man auf so eine Nachricht bekommt, ist ja vorhersehbar. Also, gestern habe ich wieder den Entschluss gefasst, abstinent zu leben.
    Es hätte im Zweifel tatsächlich nicht allzu lange gedauert und ich wäre wieder in meine alten Trinkgewohnheiten zurückgefallen.

    Jetzt habe ich die Chance, noch heile da raus zu kommen. Ich ergreife sie.

    Was mache ich diesmal anders, damit es nicht wieder nur eine lange Pause wird?
    Ich habe gestern Kontakt zu einer Psychologin aufgenommen, mit der ich nach den Sommerferien einen Gesprächstermin habe. Schon während des Telefonats sagte sie, das höre sich für sie nach generalisierter Angststörung an, was man aber gut in den Griff bekommen könne. Das Thema Alkohol muss dann auch auf den Tisch.

    Ich verfolge ein Podcast in dem die Verfasserin in einer der ersten Folgen sagte, sie habe eigentlich gar kein Problem gehabt, eine Bilderbuchkindheit, absolut kein Grund um irgendwie süchtig zu werden - der bloße Konsum habe das gemacht, denn Alkohol sei nun mal eine süchtig machende Substanz. Ja, dachte ich, ist so, auch ich habe ja "eigentlich" keine "größeren" Probleme. In der letzten Folge berichtete sie dann über Suchtverlagerung und dann war plötzlich eine Magersucht in der Jugend, noch eine Substanz - ich bin nicht sicher was genau es war..- ja, also da war offensichtlich doch noch was anderes los. Und so ist es bei mir natürlich auch.
    Ich habe nicht von ungefähr angefangen zu trinken. Ich wollte dieses leichte Gefühl. Und das ist es auch, was ich heute in den Situationen, in denen ich trinke bzw trank, haben wollte. Ich will entspannt sein und nicht so viel denken.

    Als ich das erste Mal aufhörte zu trinken war ich ehrlich schockiert über die Gespräche, die um mich herum geführt wurden. Ich konnte mit den Leuten nichts mehr anfangen. Das war immer dasselbe Bla Bla, in erster Linie wurde über andere geredet bzw getratscht. Ich hatte das als ich selber noch trank gar nicht bemerkt. Und plötzlich hatte ich keinen Bock mehr auf meine Freunde / Bekannte. Was doof war. Ich ging dann immer früher, hatte Kopfschmerzen, was auch immer. Am liebsten wäre ich zuhause geblieben. Ja, natürlich, ich weiß, dann muss man sich andere Freunde suchen, aber das ist ja alles nicht so leicht.
    Ich bin ja auch Mutter. Mein älteres Kind fordert mich von Anfang an sehr stark und ich habe meine Bedürfnisse immer untergeordnet, was glaube ich auch normal ist. Nichts trinken klappte bis auf vereinzelte Situationen, in denen ich mal drüber nachdachte wie es wäre wieder anzufangen, gut, also gabs da keinen Grund weiter Aufwand zu betreiben. Ich war ja so mit Kindern, Arbeit und Haushalt abends schon total erschlagen. Ich war froh wenn ich mich mal aufraffen konnte zum Sport zu gehen.

    Die Einschätzung, dass mein Unfeld mich unterstützt ist nur zum Teil richtig. Klar, als ich damals sagte, dass jetzt Schluss sei mit Alkohol, hatten alle plötzlich alkoholfreie Getränke für mich zuhause, also nicht nur Wasser sondern alle möglichen Säfte etc, aber eigentlich dachten alle, dass ich spinne. Selbst meine Eltern, denen gegenüber ich ganz ehrlich gesagt habe, was für Mengen ich in mich reingekippt habe. Ich glaube die dachten immer, dass ich total übertreibe weil sie selbst die Gefahr unterschätzen.

    In meinen Elternhaus wird übrigens auch regelmäßig Alkohol getrunken, deshalb hatte ich als Jugendliche auch gar kein Bewusstsein für die Schädlichkeit von Alkohol. Ich dachte immer, wenn Mama und Papa das machen ist das doch nicht weiter wild. Hört sich doof an, ich weiß.
    Meine Eltern sind beruflich sehr erfolgreich gewesen, haben viel Geld verdient und bei uns Zuhause wurden immer die teuersten Weine und dergleichen getrunken. Dass auch der natürlich krank und süchtig macht ist klar, aber ich habe Alkohol nicht als das wahr genommen, was er eigentlich ist.

    Das ist jetzt eine ganze Menge gewesen. Ich merke es tut gut zu schreiben, werde ich mal weiter machen.

    Eure Lali

    Hallo Gerchla,

    ich fürchte, du hast mit allem, was du schreibst uneingeschränkt Recht.
    Ich lese ja eigentlich immer still mit und es beeindruckt mich oft, was du für Beiträge schreibst. Auch in meinem Fall. Ich habe tatsächlich mit vielen Ängsten zu kämpfen und ich muss das angehen.
    Danke für deine Nachricht und die Zeit, die du dir dafür genommen hast!

    Hallo ihr Lieben,

    Ich melde mich mal wieder mit einem meiner seltenen Beiträge.
    Ich habe ja längere Zeit abstinent gelebt und leider wieder angefangen zu trinken. Zwischendurch hatte ich mal eine, zwei Situationen in denen ich kurz davor war, aber ich konnte mich immer irgendwie retten. Aber seit Corona...

    Ich konnte den Homeoffice-Stress mit den Kindern nicht anders bewältigen. Überhaupt die ganze Endzeit-Stimmung, die seit Mitte März herrschte belastete mich unfassbar stark. Ich hatte das Gefühl, dass in einigen Wochen die halbe Menschheit ausgestorben sein wird - meine Familie und ich sowieso. Was solls also?
    Ich begann wieder, in Gesellschaft mitzutrinken. Abends in Garten zum Grillen, hier und da mal.
    Überhaupt nicht vergleichbar mit meinen Trinkgewohnheiten vorher aber durchaus regelmäßig und auch zwischendurch mal mehr als ein Glas. Ich war nie wieder in der Situation, dass ich mich körperlich schlecht gefühlt habe, war nie verkatert, aber ich fühle mich jedes Mal seelisch so was von mies. Ich habe ein schlechtes Gewissen, grüble den ganzen Tag darüber nach ob ich doch schon einen körperlichen Schaden habe, könnte die ganze Zeit heulen. Mir ist klar, das ist es doch nicht wert!
    Aber: Ich hab das Gefühl ich krieg die Kurve nicht mehr.
    Ich habe mich die ganze Zeit in der ich abstinent war so gut gefühlt!
    Neulich saß ich im Auto und dachte: Okay, du hast so großen innerlichen Stress weil du gestern was getrunken hast, machst dir so einen Kopf, warum lässt du es nicht einfach? - Weil ich trinken WILL! Mein Problem ist nicht weg, es war die ganze Zeit da. Wie komm ich da jetzt raus? Beim ersten Mal habe ich vom einen auf den anderen Tag gesagt: Ende! Es reicht! Ohne Probleme. Aber jetzt gerade schaffe ich es nicht. Das Verrückte ist, aber das habe ich durchaus schon öfter gelesen oder gehört: Mein Umfeld reagiert total positiv darauf, dass ich "wieder normal" bin. Wir wussten, dass du kein echtes Alkoholproblem hast, sagte die Oma meines Mannes neulich. Mal ein Glas, das gehöre doch dazu usw.

    Vielleicht ist jetzt mal die Zeit für die reale Selbsthilfegruppe gekommen.
    Jedenfalls tat es schon einmal gut, das hier loszuwerden.

    Eure Lali

    Oh Mann, es ist gerade einfach keine gute Zeit für mich.
    Ich hatte meine Ängste bezüglich Folgeschäden meines leider mehrjährigen ausschweifenden Lebens ganz gut weggeschoben aber wegen eines aufgetauchten gesundheitlichen Problems habe ich leider gelesen, dass auch eine Leberzirrhose hinter sowas stecken kann.
    Ganz schlechte Info für mich.
    Nachdem ich aufgehört hatte zu trinken war ich beim Hausarzt, der sowohl die relevanten Blutwerte überprüft hat als auch ein Ultraschall gemacht hat, aber ich frage mich leider immer mal wieder: Wie sicher ist das denn?
    Habt ihr, die ihr schon länger anstinent seid, noch weitere Untersuchungen machen lassen? Biopsie, was auch immer?
    Mir ist bewusst, dass ich mich schnell reinsteigere aber mir schnüren diese Gedanken so dermaßen den Hals zu und nehmen mir so viel Lebensfreude, dass ich überlege, ob ich nicht weiterführende Untersuchungen durchführen lasse.
    Was ist eure Meinung dazu?

    Aaach! Dankeschön für eure Antworten.
    Es ist vorbei. Puh.
    Ich habe tatsächlich eine Flasche Wasser getrunken plus eine ganze Schale Erdbeeren in einem Schwung in mich reingestopft.
    Ich hätte nie gedacht, dass es mir mal so gehen könnte.
    Habe "damals" ohne nennenswerte Schwierigkeiten aufgehört Alkohol zu trinken und bin auch eine von denen, die mit niemandem groß darüber geredet haben. Ich kann also schlecht wen anrufen - außer natürlich um mich mit anderweitigen Plaudereien abzulenken aber um konkret drüber zu sprechen eher nicht.
    Das hat mir schon einen kleinen Schrecken versetzt.
    Werde wohl mal nachdenken müssen ob ich da nicht doch mal was anderes als nur nicht trinken machen muss (ja, ich weiß, das hätte ich direkt machen müssen).
    Ich habe mir wegen anderer Probleme eine Therapeutin gesucht, aber das Alkoholding hab ich bislang ausgespart weil ich natürlich anders bin als alle anderen und der Drops für mich ja endgültig gelutscht war. Bisschen naiv :-\.

    Hallo zusammen,

    eigentlich bin immer noch eher die stille Mitleserin. Es vergehen auch durchaus mal Wochen ohne dass ich ins Forum geguckt habe, aber irgendwann komm ich immer mal vorbei und sei es nur, um mich darin zu bestärken, dass ich im September 2017 die richtige Entscheidung getroffen habe, als ich beschlossen habe, dass Alkohol ab jetzt keinen Platz mehr in meinem Leben hat. Ich hatte nie das Bedürfnis Alkohol zu trinken, bis vor ein paar Tagen. Es geht mir seelisch nicht so besonders im Augenblick, viele Baustellen, gesundheitliche Probleme und momentan für drei Wochen alleine mit meinen Kindern da mein Mann beruflich unterwegs ist. Ich habe die letzten Tage ab und an daran gedacht und gerade jetzt habe ich nach einer mehrstündigen Autofahrt mit Stau und seeehr schlecht gelaunten Kindern ein dermaßen großes Verlangen nach einem Glas Wein, dass das Schreiben dieser Nachricht hier gerade mein letzter Ausweg ist, Ventil, was auch immer.
    Ich bin völlig fertig...

    Hallo zusammen,
    nach meiner Vorstellung verfasse ich jetzt mal meinen ersten Beitrag. Ich war die letzten drei Wochen im Urlaub in Frankreich, wo wir seit Jahren die Ferien verbringen und wo ich in immer sehr viel sehr leckeren Wein getrunken habe. Gerne schon mittags. Ich bin nächsten Monat ein Jahr nüchtern und habe die meisten Events, die so übers Jahr verteilt anfallen ohne Alkohol überstanden: Geburtstage, auch meinen eigenen, Weihnachten, Silvester etc etc. Das ging alles sehr gut. Jetzt im Sommerurlaub habe ich mich doch ein, zwei mal dabei etwischt, dass ich dachte, och, son Gläschen Rosé in der Sonne ist eigentlich schon sehr schön ...wenn wir zum Beispiel
    durch irgendeinen Ort spaziert sind und die Leute vor den Cafés und Bars haben sitzen sehen oder auch abends beim Essen im Restaurant. Ich habe mir die Situationen schon im Vorfeld vorgestellt und unterm Strich, trotz der wehmütigen Gedanken zwischendurch, habe ich das gut geschafft. Ich habe mir dann gesagt: Ich könnte wenn ich wollte, aber ich WILL ES NICHT! Immer daran gedacht, dass ich nicht den Alkohol sondern die verschiedenen Stimmungen "vermisse", die ja aber nur künstlich erzeugt sind durch den Alkohol.
    Also, kurz und gut: Es war ein schöner Urlaub, den ich nüchtern genossen habe und ich bin schon ein bisschen stolz auf mich.
    Worüber ich nachdenke ist Folgendes: Ich habe schon oft gelesen, dass dieses "vermissen" in bestimmten Situationen nasses Denken sei, und dass man dann noch nicht trocken sein könne. Ist das wirklich so? Ist es nicht vielleicht auch normal, dass man an bestimmte Gefühle und Stimmungen wehmütig zurückdenkt?

    Liebste Grüße von Lali

    Lieber Greenfox, lieber Gerchla,

    dankeschön für eure Nachrichten und die Mühe, die ihr euch gemacht habt, mir so ausführlich zu antworten.
    Es ist sicher eine gute Idee, sich psychologische Hilfe zu suchen und einiges einfach einmal aufzuarbeiten. Das Trinken kam ja nicht von ungefähr und auch wenn ich jedem der's hören wollte immer fleißig erzählt habe, dass mir dieser oder jener Wein einfach hervorragend schmeckt und ich ja nur wegen dieses Geschmacks trinke - natürlich habe ich wegen der Wirkung getrunken, keine Frage. Ich hatte schon immer ein kleines Problem mit meinem Selbstwertgefühl und habe mir immer ungeheure Sorgen darum gemacht, was andere wohl von mir denken. Komisch, das passt dann irgendwie gar nicht damit zusammen, dass ich mich regelmäßig angetrunken zum Horst gemacht habe. Am Morgen nach der Party hatte ich zwat wie gesagt immer ein ordentlich schlechtes Gewissen und habe mich diverse Male bei Leuten entschuldigt, aber das hat mich absolut nicht davon angehalten, denselben Mist bei nächster Gelegenheit zu wiederholen.
    Wenn ich guten Mutes bin und positiv drauf und sowas sage ich mir gerne, dass die Angst vor Krankheit und frühzeitigem Ableben gut für mich ist, weil sie mir den Spaß am Trinken verdirbt und mich abstinent hält. Auf der anderen Seite ist Angst natürlich anstrengend so auf Dauer.
    Wie gesagt, Hilfe wäre eine gute Sache und ich denke ja auch häufig daran, mir eine Selbsthilfegruppe zu suchen. Ich habe da nur ein wenig Berührungsängste weil ich unter anderem Schiss davor habe, meinen Nachbarn zu treffen oder wen aus dem Kindergarten. :-[ Da muss ich aber bestimmt mal langsam ran, denn ich habe doch ein wenig Sorge, dass ich auch irgendwann leichtsinnig werden könnte, weil es alles zu einfach scheint...
    Ich bin jedenfalls erstmal froh, dass ich den Schritt gemacht habe, hier zu schreiben und habe mich echt über den freundlichen Empfang gefreut!
    Liebe Grüße von Lali

    Hallo zusammen,

    ich bin 34, Mutter von zwei kleinen Kindern und verheiratet. Ich hatte eine gute Kindheit, habe eine "ordentliche" Ausbildung und einen Job der mir Spaß macht. Trotzdem habe ich nach dem Abi, als ich angefangen habe zu studieren und viele hundert Kilometer entfernt von der elterlichen Kontrolle in eine WG gezogen bin, nicht den Dreh gekriegt und aus dem "normalen " jugendlichen Wochenendtrinken wurde tägliches Trinken. Meist ca. eine Flasche Sekt oder Wein, am Wochenende mehr. Ich bin nicht dumm und ich wußte, dass das, was ich da tat, nicht gut für mich war. Trotzdem machte ich weiter. Einfach weils Spaß gemacht hat. Und die anderen tranken ja auch (hab ich mir eingeredet). Ich trank in Gesellschaft und auch gerne alleine. Es ist mir im Nachhinein e vt ein Rätsel, wie ich meine Ausbildung durchziehen konnte. Ich war seehr oft verkatert und kaputt.
    Als ich geplant schwanger wurde hörte ich von einem Tag auf den nächsten auf, die Schwangerschaft und Stillzeit war ich durchgehend abstinent. Nachdem ich abgestillt hatte ging es aber weiter wie vorher, bis zur 2. Schwangerschaft. Wieder war ich durchgehend bis zum Abstillen abstinent, dann verfiel ich wieder in meine alten Gewohnheiten. Ich trank immer abends, um meine Kinder habe ich mich immer gut gekümmert - zwar häufig hundemüde, aber für die beiden hatte ich zumindest noch so viel Verantwortungsgefühl - für mich selbst irgendwie gar nicht. Natürlich wußte ich immer, dass es viel zu viel ist aber das habe ich verdrängt. Nur ein paar Mal, zwischendurch hatte ich so "lichte" Momente, in denen ich dachte: Mein Gott, du richtest dich zugrunde. Und dann, eines Tages, keine Ahnung warum, sah ich meinem Kind in die Augen, war wieder mal total müde und in dem Moment machte es Klick. Ich dachte : Willst du wirklich, dass deine Kinder eine trinkende Mutter haben? Ab da habe ich keinen Schluck mehr getrunken. Das war am 7.9.2017. In den ersten drei Tagen ging es mir nicht so gut. Kopfschmerzen, leichte Übelkeit (dass man das kalter Entzug nennt und dass das nicht so schlau ist, davon wußte ich zu dem Zeitpunkt nicht). Ab da habe ich mich durch die Foren gelesen, hab auch - ehrlich wahr! - zum ersten Mal gelesen, dass Alkohol krebserregend ist und es nicht nur die Leber ist, die einen Schaden bekommt. Mir wurde beim Lesen ganz schlecht. Dem Hausarzt habe ich ehrlich gesagt, welche Mengen ich über welchen Zeitraum getrunken habe. Es wurde ein großes Blutbild mit allen erheblichen Leberwerten gemacht, ein Utraschall - beides unauffällig. Wir haben auch lange darüber gredet und ich habe seit September kein Verlangen gehabt, Alkohol zu trinken. Eigentlich könnte ich froh und dankbar sein. Es geht mir nicht nur körperlich gut, ich habe auch festgestellt, dass all die kleinen und großen Problemchen in meinem Leben hausgemacht waren. Dramen mit Typen während der Studienzeit, depressive Momente nach durchzechten Nächten, das schlechte Gewissen nach Parties, wenn ich nicht mehr sicher war, ob ich mich eventuell danebenbenommen habe...
    Wie gesagt, ich könnte glücklich und froh sein. Ich mache mir aner nach wie vor häufig Gedanken: Ob es wirklich sein kann, dass mein Körper die vielen Jahres des Alkoholmissbrauchs gesund überstanden hat, das kann doch nicht folgenlos geblieben sein, ob der Arzt sich nicht geirrt hat? Ich habe Mitleid mit meinen Kindern, weil ich manchmal unsicher bin, ob ich wirklich eine gute Mutter war. Ob ich früher sterben werde obwohl ich jetzt sozusagen trocken bin und keinen Tropfen mehr anrühre. Natürlich weiß kein Mensch, wann und wie er sterben wird, rational ist mir das alles klar, aber diese Gedanken kreisen und kreisen und ich habe teilweise große Schuldgefühle.
    Kennt ihr das und wie geht ihr damit um? Wird das besser? Könnt ihr mir etwas raten?
    Ich danke euch! Ihr habt mir schon allein dadurch, dass ich immer still mitlesen durfte, sehr sehr geholfen. Und danke euch für Eure Mühe, falls ihr diesen Monstertext tatsächlich durchgelesen habt ;)
    Es grüßt euch herzlich
    Eure Lali