Zum Tod von Sascha Lewandowski ...

  • Suchterkrankungen und Depressionen sind natürlich unterschiedliche psychische Erkrankungen. In den letzten Jahren habe ich aber immer wieder Menschen kennengelernt, die sowohl ein Suchtproblem haben UND zusätzlich noch unter Depressionen leiden. Auch wenn sich hier die "Henne / Ei - Frage " stellen mag - schlimmer geht´s kaum.
    Aber auch wer "NUR" unter Depressionen leidet, hat es mit einer Krankheit zu tun, die gesellschaftlich immer noch in dem Bereich angesiedelt wird: "Der/die soll sich doch bloß nicht immer so anstellen - sich einfach `mal zusammenreißen - das kann doch nicht so schwer sein ...". An dieser Stelle können sich dann Suchtkranke und Depressionserkrankte die Hand geben - noch immer fehlt es in weiten Teilen der Bevölkerung an ausreichender Empathie für Menschen, die eben eine nicht anfassbare Erkrankung erlitten haben.

    Heute ist Sascha Lewandowski tot in seiner Berliner Wohnung aufgefunden worden - ein 44 jähriger Ex-Bundesliga-Trainer, der sich erst kürzlich in Zusammenhang mit seinem Burnout öffentlich "erklärt" hat. Nach Robert Henke (Hannover 96) und Andreas Biermann (FC St. Pauli) ein weiteres prominentes "Opfer" dieser heimtückischen Erkrankung.

    Auf der offiziellen Facebook-Seite des Regionalliga-Vereins Rot-Weiss-Oberhausen habe ich ein Statement des Vorstandes gelesen, dass ich hier auch in Hinblick auf die bevorstehende EM einfach `mal in Gänze zitiere:

    ***

    "Depression, Burn-Out - Oft nicht sichtbar, da die Menschen, die betroffen sind, alles tun -
    nur nicht ihre Schwäche zeigen.
    Die Gesellschaft, diese Fußballwelt
    steht nicht auf schwache Menschen.
    Wir brauchen Köpfe, Leader, Kämpfer - wir brauchen niemanden,
    der zweifelt - vor allen Dingen nicht an sich selbst.
    Wir wollen uns an den Hochleistungen der anderen ergötzen -
    oft auch nur deshalb,
    weil der eigene Horizont eingeschränkt ist.
    Und wenn einer Hochleistungen erbringt, haben wir das erwartet,
    erfreuen uns kurz daran und stehen schon Gewehr bei Fuß -
    für den tiefen Fall.
    Deutschland, das Land der Dichter und Denker -
    das war einmal.
    Nun sind wir das Land der Besserwisser.
    Voll von Missgunst und Miesmacherei.
    Egal, welche Entscheidung getroffen wird, es finden sich immer ganz schnell eine Menge Leute,
    die das Negative sehen.
    Lob existiert fast nicht mehr.
    Er macht das gut, aber ... aber ... aber
    Nun hat es nicht Anna oder Bernd von nebenan getroffen,
    sondern nach Robert Enke den nächsten prominenten Menschen aus dem
    Fußballzirkus.
    Nun sind die Gazetten wieder tagelang gefüllt.
    Es wird wieder gemutmaßt, gemunkelt, gemaßregelt.
    Die Zeitungen werden sich sicherlich schnell einig sein:
    "So kann es nicht weitergehen!".
    Nur um in wenigen Tagen, wenn der 23-jährige Götze den Ball aus
    7 Metern Entfernung nicht im Tor unterbringt,
    den Stab über ihn zu brechen.
    Es wird wieder Sechsen hageln, Menschen an den Pranger gestellt.
    Aber was soll`s - dafür bekommen sie ja Millionen - nicht wahr ?!
    Der Welt, unserem Land und vor allen Dingen dem Fußball täte es gut daran, wieder zurück zur Menschlichkeit zu finden.
    Über den Tellerrand zu schauen.
    Nicht nach dem nächsten Rekord, dem nächsten Erfolg, den nächsten Milliarden zu streben,
    und das ohne Rücksicht auf Verluste.
    Fußball - das roch `mal nach Bier und Bratwurst - heute riecht es nach Champagner und Geldscheinen.
    Auch schon in der Regionalliga.

    Was wichtig ist:

    Nehmt Eure Lieben in den Arm, sagt ihnen was Ihr fühlt und denkt.
    Macht keine Liste, die immer länger wird,
    mit Sachen, die Ihr unbedingt `mal machen wollt.
    Sondern lebt. Gebt Euren Jahren mehr Leben.

    "Das Leben ist viel zu kostbar, als dass wir es entwerten dürften, indem wir es leer und hohl,
    ohne Sinn, ohne Liebe und letztendlich ohne Hoffnung verstreichen lassen ..."
    (Václav Havel)

    Der Familie von Sascha Lewandowski gilt unser Mitgefühl.
    Möge er nun das verspüren, was ihm vermutlich auf dieser Erde verloren gegangen ist:
    Ruhe und Frieden. "

    ***

    Ich habe einige stilistische und ortgraphische Korrekturen vorgenommen - ansonsten kann ich
    RWO zu diesem Text nur gratulieren und stimme ihm inhaltlich voll und ganz zu !!!

    In diesem Sinne
    RIP Sascha Lewandowski

    keppler

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