Dann will ich mal eine Vorstellung schreiben

  • Eigentlich bin ich gar nicht neu hier.. wenn das noch das "gute alte" Akoholforum ist, welches im Jahre 2000 noch bei parsimony untergebracht war und danach mehrmals Besitzer und Optik gewechselt hat (Praxx ist auch noch von damals, kann das sein?). ich weiss aber nicht mehr, welchen Nicknamen ich damals hatte.

    Alkohol ist generell "ein Thema", bei mir und auch in der Familie und im Freundeskreis, wobei ich mich allerdings nicht unbedingt als Alkoholiker bezeichnen würde (allerdings auch nicht unbedingt darauf bestehe, keiner zu sein, ist ja auch eine Frage der Begriffsdefinition).

    In meinem Elternhaus war trinken normal, ich habe quasi gelernt, dass normale Erwachsene jeden Abend mehr oder weniger viele Einschlafbierchen trinken, und zum Entspannen trinken. Seit ich 18 oder 19 Jahre alt war, haben meine Eltern mich motiviert, dies auch zu tun ("setz Dich zu uns, nimm Dir ein Bier"), allerdings auch wirklich nur eine Dose Bier pro Abend, später zwei. Noch nicht so schlimm.

    Die psychologische Hintergrundgeschichte lass ich mal weg, aber im Elternhaus ist alles ziemlich kaputt. Von daher Stress, Druck und Depressionen und 1994 fing dann meine knapp 1,5 jährige schlimme Trinkphase an, wo ich, kein anderes Ventil habend, mich jeden Abend in den Schlaf getrunken hab.. erst mit einem Sixpack Bier abends, am Ende dann zwei. Dann gings mir irgendwann so schlecht, dass ich damit aufhören musste, was auch weitgehend einfach ging (am ersten Abend reichlich nervös, aber ab Tag zwei eigentlich weitgehend normal wieder. VIEL besser. Wie neugeborden, die Nüchtern-Phase dann).

    Seitdem ist mein Trinkverhalten unbeständig.. ich habe ausgedehnte Nüchternphasen (teils 2 Jahre), wo das nicht-trinken aber auch gar kein Problem darstellt (ich will dann gar nicht, es ekelt mich eher), und auch ansonsten werden die meisten Tage nüchtern verbracht. Was ich gar nicht mehr tue ist a) täglich trinken und b) wegen Problemen trinken.

    Ich habe auch eine Neigung zu Panikattacken und das Thema "trinken als Selbstbehandlung gegen Panik" ist mir wohlvertraut und hat vor ein paar Jahren eine schlimme Angststörung ausgelöst, weswegen ich dann auch erstmal wieder 2 Jahre abstinent war, anders war es gar nicht möglich, die Panikattacken wieder los zu werden.

    Wenn ich mich nicht gerade in den Abstinenzphasen befinden (die alles in allem natürlich am besten sind), stelle ich allerdings fest: Wenn ich einmal mit Trinken anfange, ist es schwierig, vor erreichen der "Wohlfühlmenge" aufzuhören (die bei ca. 150 ml Alkohol liegt, also 3 Liter Bier oder 1,5 Flaschen Wein), und ausserdem ist es ebenfalls schwierig, mehr als ein paar Tage am Stück "durchzuhalten". Die Gier meldet sich dann. Insofern denke ich schon dass man da von einer psychischen Sucht sprechen kann. Allerdings erzeugt das wohl noch nicht so viel Leidensdruck, dass ich denke, das Problem wirklich mal umfassend in Angriff nehmen zu müssen. Die nächste längere Abstinenzphase kommt bestimmt immer wieder.

    Ich merke auch - es steigert sich. Die Zyklik ist im Endeffekt so: Ich bin in einer "Trockenphase"; denke, hm, kannst ja mal wieder, finde das Trinken dann am Anfang gut (eher Genuß und kaum Kater-Probleme), aber letztere steigern sich nach und nach und das Befinden und die Fitness sinkt und irgendwann kommt der Punkt wo es mir wieder schlechter geht und ich dann merke, nun ist wieder schluss damit, und dann folgt die nächste ausgedehnte Nüchternphase. So geht das nun seit 20 Jahren ca immer hin und her. Die Phasen, die (fast) komplett alkoholfrei waren, sind seit 1995 ca 2x1 Jahr und 1x2 Jahre, dazwischen aber sonst auch immer mal wieder wochenlang.

    Vermutlich bin ich "Risikotrinker" oder sowas, vor allem mache ich mir viele Gedanke darum, aber auch um die psychologischen Hintergründe. Alkoholismus ist ja immer Bestandteil einer seelischen Problematik eigentlich. Es kann sei, dass ich gar nicht in diese Forum passe, weil meine Einstellung nicht absolut anti-Alkohol ist. Ich betrachte z.B. auch Themen wie "welche Rolle spielt der Alkohol evolutionär gesehen" und "was tut der Alkohol für den Menschen" (denn der "Wunsch nach Rausch" ist ja bei vielen unübersehbar vorhanden), die man, je nach Interpretation, als "Verharmlosung" betrachten könnte (ich sehe das allerdings eher neutral-wertfrei).

    Alles in allem finde ich es aber auch viel schöner, sich an Wohlbefinden, Sport, Fitness und einem klaren Kopf zu berauschen!

    Tjo, soviel von mir erstmal.


  • Es kann sei, dass ich gar nicht in diese Forum passe, weil meine Einstellung nicht absolut anti-Alkohol ist.

    In diesem Forum sind viele verschiedene "Typen" vertreten, von daher passt das schon. Ich frage mich allerdings eines: Du schreibst, du kennst das Forum aus früheren Zeiten. Was hat dich nun bewogen, dich jetzt wieder anzumelden?

    Ganz davon abgesehen heiße ich dich mal willkommen hier RiderWithoutShoes (darf ich das irgendwie abkürzen? ;))

  • Danke!

    Klar, nenn mich wie Du willst..

    Der Nick hat eine ganz banale Bedeutung ;-).

    Tjo, warum hab ich mich hier wieder angemeldet.... gute Frage. Ich hab irgendwie gegooglet und bin auf einige Beiträge gestoßen und hab sie gelesen und wollte dann was dazu schreiben, dazu muss man sich dann ja anmelden.

    Ausserdem gehört Alk ja nunmal auch zu den Themen in meinem Leben und zu jedem Thema gibts ein Forum, und was Alk angeht, hatte ich bisher noch kein passendes gefunden, vor allem eins, wo man einfach "frei plaudern" kann. Einige sind sehr streng, was die Regeln angeht, so dass schon etwas, was man einfach nur als "differenzierte Sichtweise" betrachten kann, zu einer Sperre führt. Das brauche ich nicht. Ich hoffe, hier geht es anders zu ;-).

    Einmal editiert, zuletzt von RiderWithoutShoes (29. September 2014 um 20:10)

  • Hallo "Barfüßler",

    irgendwie ist es schon interessant, dass du dich in einem Alkoholikerforum anmeldest, obwohl du kein Problem mit Alkohol hast. Und falls doch, dann aber nur ein ganz klitze kleines. ;)

    Hm, bei mir hat es auch ewig gedauert, bis ich endlich dazu stehen konnte, das ich ein Problem mit Alkohol habe.

    Vorher hatte ich immer alle möglichen Ausreden, Rechtfertigungen und Vergleiche, dass es bei mir ja nicht so schlimm war.

    Meine Argumente, dass ich ja keine Alkoholikerin sein kann waren:

    - ich trank ja nicht unbedingt jeden Tag (also bin ich ja nicht abhängig)
    - hatte in den letzten Jahren auch mal 6 Monate nichts getrunken (da mein Arzt zu genau auf die Leberwerte geschaut hat, als dann die Werte wieder i.O. waren, weiter geht's Prost ;D )
    - in habe immerhin noch Sport getrieben (das macht ja kein Alkoholiker)
    - ich habe noch meinen Führerschein (Alkoholiker sind den ja schon lange los)
    - hatte / habe einen festen guten Job, keine Fehlzeiten (also alles unter Kontrolle)
    - ich hatte keine Entzugserscheinungen, wenn ich nicht trank
    - ausserdem trank ich ja nur Abends schwitz.

    Die Liste könnte ich wahrscheinlich noch fortführen...

    Aber wenn du dir soviel Gedanken zu deinem Alkoholkonsum machst, bist du doch damit nicht wirklich zufrieden, Oder?

    Es bringt auch nichts irgendwelche Vergleiche mit anderen zu ziehen, oder irgendwelche Klassifizierungen aus Büchern heranzuziehen. Es geht einzig allein darum, ob du dich damit wohl fühlst.

    Und wenn ich so etwas von dir lese, kann ich nicht glauben, dass du dich wohlfühlst:

    "..., stelle ich allerdings fest: Wenn ich einmal mit Trinken anfange, ist es schwierig, vor erreichen der "Wohlfühlmenge" aufzuhören (die bei ca. 150 ml Alkohol liegt, also 3 Liter Bier oder 1,5 Flaschen Wein), und ausserdem ist es ebenfalls schwierig, mehr als ein paar Tage am Stück "durchzuhalten". Die Gier meldet sich dann."

    Ich kann dir nur raten, tue etwas solange du es noch kannst ...

    Irgendwo hast du auch geschrieben, dass die Abstinenzphasen am schönsten sind, warum bleibst du dann nicht bei der Abstinenz.

    Zottelchen

  • Hm, ich hab doch gar nicht geschrieben, dass ich da kein Problem sehe!? Ich sehe das schon kritisch, klar. Und in der Tat würde ich mich ja nicht in so einem Forum anmelden wenn ich mir nicht Gedanken machen würde diesbezüglich.

    Ich kenne allerdings auch viele Leute, die mehr oder weniger täglich ihre diversen Biere trinken, dies für sich nicht als Problem betrachten, im Beruf und privat normal funktionieren und damit gesund alt werden. Und wenn man sowas in entsprechenden Foren schreibt, gibts sofort Ärger. Das finde ich nicht konstruktiv. Und ich finde auch, der Mensch hat das "Recht auf Unvernunft". Trinken bedeutet Abwägung aus Nutzen (Geschmack, Rausch) und Gesundheit/Unwohlbefinden am Tag drauf (sowie natürlich Sucht etc auf Dauer), und ich finde es normal-menschlich, sich ab und an da auch für die unvernünftige Variante zu entscheiden.

    Sagen wir mal, ich bin mir noch nicht ganz sicher, wo ich selber da stehe, wobei mir klar ist, dass tägliches Trinken nix für mich ist (ist ja auch irgendwie komplett sinnlos). Ich leide auch immer relativ stark unter Kater, das macht ziemliche Abstinenzmotiation, und ich schlafe enorm schlecht von dem Zeug. Mein Ziel ist aber nicht komplette Abstinenz, wobei ich auch nicht sagen kann, was mein Ziel da ist. Kann sein, dass es irgendwann komplette Abstinenz ist, ja. Die Tendenz geht in diese Richtung. Die Frage ist, "gibt es einen Konsum, der unterm Strich das Leben bereichert?". Also wo man mehr Genuß hat, als unter den Folgen zu leiden. Habe die Frage für mich noch nicht klar beantwortet, tendiere allerdings eher Richtung "nein".

    Im Endeffekt ist das Thema für mich nicht gerade im Zentrum des Lebens.. eher Randbereich. Aber halt "schon ein Thema" (auch wg Familie und Freunden und so, überall ist viel Alk vorzufinden).

  • Hm, Nachtrag.. was mich nachdenklich macht (auch gerade aus aktuellem Anlass).. es gibt Menschen, die gesund leben, nicht rauchen, nicht trinken, und relativ jung an Krankheiten versterben. und andere Menschen essen viel, sind übergewichtig, rauchen gar und haben immer gut getrunken, und werden damit halbwegs fit und glücklich alt. Das wirft für mich solche "Dogmen" wie "Trinken ist gerenell schlecht" übern Haufen (was nicht heissen soll dass Trinken gut ist..). Ich neige auch zu der These "das Leben ist allgemein schlecht, hrat und ungerecht, und wird auch durch Abstinenz nicht auf einmal toll. Von daher ist gelegentliche Berauschung ein verständliches Bedürfnis".

    Die Frage ist wohl wirklich einzig und allein, ob man sich unterm Strich wohl fühlt, ja. Das finde ich plausibel.

  • Hallo Rider......

    auch von mir ein herzliches willkommen. Und zu Deinen Bedenken: seit ich mich hier rumtreibe ca. 1 Jahr, habe ich zwar öfter mal viele auch sehr gegensätzliche Meinungen gelesen aber noch keine unverbesserlichen Dogmatiker gefunden.

    Auf jedn Fall viel Spaß und anregenden Gedankenaustausch

    Pit

  • Danke!

    Kann es nicht im übrigen sein, dass man auch in sich selber ziemlich ambivalent sein kann? Ich hab das Gefühl, mich gibts in mehreren Versionen.. der nüchterne, fitte, der Sport machen will (wobei, das wollen alle Versionen) und gar nix trinken mag, und auch den, der gerne ab und an mal rotweinig rumsumpft und das dann in der Tat, inkl Kater, phasenweise auch ok findet. Steckt alles in mir drin, alles davon ist "echt" und in der jeweiligen Phase dann auch ok.

    Einmal editiert, zuletzt von RiderWithoutShoes (29. September 2014 um 21:56)

  • Hi RiderWithoutShoes,

    hier in Deinem Vorstellungsthread auch von mir nun ein -Willkommen hier im Forum-

    Was Du im Eingangsposting so als Negativfolgen beschreibst die du bereits direkt erlebt hast, das klingt für mich schon ´ne ganze Spur heftiger als:

    ...und das dann in der Tat, inkl Kater, phasenweise auch ok findet.

    Na, es ist ja so dass es DEIN Leben ist und DU wissen musst was Du damit machst.
    Ich möchte mich mit ganzem Herzen eigentlich dem Anschließen was Zottelchen geschrieben hat:


    Es geht einzig allein darum, ob du dich damit wohl fühlst...

    Wie steht es um Psyche? Finanzen? Job? Freunde? Partnerschaft? Physische Gesundheit? Und, und, und... Das sind alles so Punkte wo es der Alkohol hervorragend drauf hat unsere eigentlichen Lebensträume und Pläne mal eben ganz unbemerkt und klammheimlich zu untergraben...

    ´Recht auf Rausch´? Kann Dir denn jemand das Trinken verbieten??
    Ich kenne diese Denke nur zu gut von mir selbst.
    Allerdings hat auch mir nie jemand das Trinken verboten.
    Auch war es im Nachhinein betrachtet dann doch eher ein Recht auf Selbstzerstörung.

    Nun,
    ich empfinde das Forum hier eigentlich immer als recht ´open minded´ und so soll es ja auch sein.
    Allerdings sind alkoholverherrlichende Schreibe und Austausch über den ach so tollen Abend gestern in der Kneipe hier eigentlich eher fehl am Platze, aber das sollte ja eigentlich auch klar sein.

    Jedem Seine Meinung, aber gerade darum bitte immer auch mit etwas Fingerspitzengefühl für den ´Gegenüber´.

    In diesem Sinne viel Spaß hier und ich bin gespannt auf einen interessanten Austausch.

    Land-in-Sicht

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (29. September 2014 um 22:57)

  • Auch Dir Danke!

    Ich finde die Einstellung "wohlfühlen ist das Ziel" zumindest viel sympathischer als "komplette Abstinenz ist das Ziel". Allerdings hängt bei vielen hier, vielleicht allen, das eine wohl vom anderen ab!?

  • Guten Morgen RWS,


    Hm, Nachtrag.. was mich nachdenklich macht (auch gerade aus aktuellem Anlass).. es gibt Menschen, die gesund leben, nicht rauchen, nicht trinken, und relativ jung an Krankheiten versterben. und andere Menschen essen viel, sind übergewichtig, rauchen gar und haben immer gut getrunken, und werden damit halbwegs fit und glücklich alt.

    Das ist m.E. das Denkmuster eines Menschen, der (noch immer) in seiner Sucht gefangen ist.

    So wie ich das sehe, nachdem ich bye bye zu Tabak und Alkoholrausch gesagt habe, hat ein Mensch verdammtes Glück, wenn er trotz Drogenmissbrauch ein glückliches Leben führen kann/darf. An einem solchen Leben ist Vieles unecht. So kann sich beispielsweise ein Raucher nur dann wirklich freuen, wenn er seinen Nikotinpegel zuvor auf ein entsprechendes Level gebracht hat. Und ein Säufer bekommt von den allermeisten schönen Dingen überhaupt nichts mit.

    Lohnt es sich wirklich, auf diese Art und Weise alt zu werden?

    Willkommen im Forum!

    Katro

    Einmal editiert, zuletzt von katro (30. September 2014 um 06:34)

  • Hallo Rider,

    ich kopier mal ein Beitrag von dir aus einem anderen Thread hierher:


    Meine Erfahrung ist - in Lebensphasen, wo trinken einfach ein "no go" ist, etwas was quasi nicht existiert, eine nicht in Frage kommende Verhaltens-Option, ist es relativ einfach. Wenn Trinken jedoch "generell eine zur Auswahl stehende Option" ist, gewinnt der Alk quasi immer. Verhandeln ist zwecklos.

    Eigentlich hast du das Spiel der Sucht durchschaut: "gewinnt der Alk quasi immer".
    Noch hättest du offensichtlich auch die Möglichkeit, da noch relativ einfach rauszukommen, schreibst du ja oben. Aber warum tust du es dann nicht.
    In einem anderen Thread schreibst du sehr schöne Gedanken, zu den Vorzügen der Abstinenz. Aber warum willst du das dann nicht immer?

    Zottelchen


  • Ich finde die Einstellung "wohlfühlen ist das Ziel" zumindest viel sympathischer als "komplette Abstinenz ist das Ziel". Allerdings hängt bei vielen hier, vielleicht allen, das eine wohl vom anderen ab!?

    Wenn du hier noch mehr liest, vielleicht dann auch im geschützten Bereich, wirst du feststellen, dass nicht alle die komplette Abstinenz als Ziel haben. Ich habe es z. B. geschafft, mir den Alkohol nicht komplett verbieten zu müssen. Aber ich will keinen Rausch mehr, nicht mal mehr ansatzweise. Wenn ich ein Glas Rotwein trinke Rider, dann war es das auch. Dann hat es mir geschmeckt, ich habe es genossen und höre dann auf. Und das geht bei mir und bedeutet keinerlei Einbuße meiner Lebensqualität.

    Wie ich schon öfters schrieb, fand hier eine Art Umprogrammierung statt: Alkohol ist nicht wichtig für mein Leben. Früher hieß es: Alkohol ist fester Bestandteil meines Lebens.

    Ich möchte dieses Schöne was ich jetzt erlebe NIE WIEDER kaputt machen, diese Freude, die ich täglich erlebe, "wow, dir geht es gut, du brauchst dich abends nicht mehr zudröhnen" .. deshalb kein Saufen mehr. Aber FÜR MICH bedeutet die komplette Freiheit, dass ich mir z. B. nicht ständig Gedanken machen muss, was ich esse, ob da vielleicht Alkohol drin ist und dass ich eben auch mal was trinken kann, WENN es die Situation gebietet oder ich einfach Lust auf ein Glas Wein habe.

    Einmal editiert, zuletzt von Hupskatze (30. September 2014 um 11:05)

  • Danke für all eure Antworten. Ich hab so die leise Vermutung, dass eine Motivation, hier zu schreiben, darin besteht, dass ich in der Tat das "Spiel der Sucht" (oder wie auch immer man das nennen mag) durchschaut habe und mir das selber weiter einhämmern will, damit ich den Absprung irgendwann in der Tat komplett schaffe..

    Ich hab auch ein "eigenartiges Trinkverhalten". ich mag z.B. gar nicht so gerne auf Parties trinken, in der Tat sind viele Dinge nüchtern ja viel schöner (eine Erkenntnis, für die ich auch froh bin. Ich weiss das fitte, nüchterne Leben sehr zu schätzen). Ich trink viel lieber alleine, nachts vorm Fernseher. Nach der Arbeit einen wirklich hochwertigen Rotwein (darf man hier sowas schreiben? Kann ein alkoholisches Getränk einen Wert haben?) und dazu irgendeine banale Fernsehserie (Soko Wismar, Navy CIS..) und dann im Film und im leichten Rausch versinken.. hat fast was meditatives. Das finde ich durchaus genussvoll! Mag da irgendwie nicht komplett drauf verzichten. Aber muss ich ja auch nicht, ist ja meine Entscheidung.. aber bin mir da halt auch gaaar nicht sicher, inwieweit das in Wirklichkeit auch schon psychische Sucht ist. Wohl teils/teils. Anfangs ist es wirklich schön, aber nach und nach wird es dann doch zu einem zwanghaften Verhalten.

    Kleine Mengen trinken finde ich übrigens eher unangenehm. Wenn ich nicht trinken will, will ich nicht trinken, auch kein einzelnes Glas, keine Praline und keinen Alkohol in irgendeiner Sauce. Wenn ich Alkohol will, dann auch eine "zufriedenstellende Menge". Eindeutig zwei Varianten von mir.

    Ein quasi-Verwandter, jahrelang Spiegeltrinker, ist schwer erkrankt an den "üblichen Krankheiten", Leberzhirrose, Herzschwäche, nun hat er noch Darmkrebs und Leberkrebs bekommen. Aber mit 76 Jahren! Und es trübt nichtmal massiv seine Laune (wobei "Verdrängen" eine seiner Haupt-Kompetenzen ist). Wie geschrieben, manch einer stirbt gesund und fit früher an irgendeiner Krankheit..


  • ...einen wirklich hochwertigen Rotwein (darf man hier sowas schreiben? Kann ein alkoholisches Getränk einen Wert haben?)

    Nun ja, da gehts eigentlich nicht so sehr ums dürfen, sondern vielmehr um den gegenseitighen Respekt und um das ´Fingerspitzengefühl´ das ich ja schon erwähnt hatte.

    Mal so formuliert:

    Wir akzeptieren dass Du Alkohol trinkst.

    Im Gegenzug bitte ich Dich darum auch zu respektieren dass hier überiegend Menschen lesen und schreiben die abstinent leben! Einige von ihnen sind erst im Beginn des Suchtausstieges und haben teilweise noch arg damit zu kämpfen sich vom Alkohol zu lösen, Abstand davon zu gewinnen. Bitte nimm darauf Rücksicht!!

    Man pustet ja schließlich auch nicht jemandem der grad mit Rauchen aufhört Zigarettenqualm unter die Nase... Insofern fände ich es tatsächlich besser wenn Du Wertungen wie ´wirklich hochwertig´ und ähnliches bitte vermeidest. Du läufst damit stark Gefahr hier in substanzverherrlichende Schreibe zu verfallen.

    Gruß, LiS

  • Klar.. ich fand diese Formulierung in dem Moment, wo ich sie geschrieben hab, selber komisch (man könnte ja auch "allerfeinstes Kokain" oder so schreiben). Irgendwie ein Umdenken, was ich da feststelle, glaub ich.

    Bitte sagt mir immer offen wenn ich anecke.. ich bin total für offene Worte, weiss gerne, woran ich bin.

  • O.K. 44.

    ..es ist sicher auch nicht als Reglementierung von mir gemeint,
    mir geht es dabei vor allem um den gegenseitigen RESPEKT...

    beste Grüße,
    LiS

  • Wie schon Dionysos (lateinisch Bacchus), griechischer Gott (vermutlich vorderasiatischen Ursprungs) des Weins und der Fruchtbarkeit, Sohn des Gottes Zeus und der Semele, einer von dessen Geliebten so treffend bemerkte: Don't feed the Troll.


    alkascha

    Einmal editiert, zuletzt von alkascha (30. September 2014 um 21:15)

  • Ähhh...
    Abstinenz funktioniert nur dann, wenn mir die Droge gleichgültig ist - ich gehöre ja nicht mehr dazu, also kann mir das egal sein, was andere tun oder lassen...
    Für viele abstinente Süchtige ist es ein großes Problem, wenn sie von den anderen dadurch stigmatisiert werden, dass in ihrer Gegenwart plötzlich kein Alkohol mehr konsumiert wird, statt Bier plötzlich alle nur mehr Wasser und Saftschorle trinken, mit alk-freiem Sekt angestoßen wird...
    Für jemand, der sich um Abstinenz müht, ist das genau so schwierig, wie mit Alkoholkonsum und Alkohol-Reminiszenzen anderer umzugehen.
    Foren mit eisernen Zensurregeln gibt es genug, dieses hier hat sich bisher wohltuend davon unterschieden, ich würde mit wünchen, dass das so bleibt.

    "Wer ist denn ein RICHTIGER Alkoholiker?" - diese Frage ist seit über hundert Jahren nicht beantwortet und wird es wahrscheinlich nie, auch nicht in diesem Forum.

    LG

    Praxx

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