Quartalstrinken

  • Guten Abend. Weiß nicht, ob ich meine Vorstellung in die richtige Rubrik schreibe. Mit der “Gebrauchsanleitung” komm ich heu noch nicht zurecht, da ich noch fertig vom gestrigen Absturz bin. Tja, es läuft seit über 30 Jahren praktisch gleich ab. 2-3 Wochen trinke ich überhaupt keinen Alkohol,nicht weil ich mich zwinge, nein, er interessiert mich da nicht. In dieser Zeit mache ich Sport und gehe in die Sauna. Dann, spätestens nach 3 Wochen, stürz ich bis zum Filmriss ab. Immer mit Weggehen und Gesellschaft verbunden. Ich bin ein relativer Einzelgänger, von meiner Familie lebt niemand mehr und habe auch keine Beziehung.War aber vorher auch nicht anders. In guten, wie in schlechten Zeiten, immer nach spätestens 3 Wochen Absturz unter Leuten. Ich glaube,irgendwie hole ich mir da meine Portion Kommunikation. Bin nicht schüchtern, aber ich habe Menschen in “normaler”Unterhaltung wenig zu sagen. Bin rein “kneipensozialisiert”.Das ist neben den Folgen des Alkohols,auch nicht immer ungefährlich.War schon 3x im Krankenhaus,weil ich zusammengeschlagen wurde. Einmal hab ich mich versucht mit Tabletten umzubringen. Hat nicht geklappt, nur fürchterliche Stunden verlebt. Versuch ich nicht mehr, hab aber trotzdem große Todessehnsucht. Komme aus diesem ewigen Hamsterrad nicht raus und ertrag das einfach nicht mehr. Therapien (stationär und ambulant, alkohol- und verhaltensbezogen) haben nichts oder nur für die Dauer der Therapie was gebracht. Verschiedene SHG`s probiert, keiner hatte ein Muster, wie ich. Immer alles Spiegeltrinker. Als meine Mutter noch lebte und sich bei einem Suchtexperten erkundigte, sagte der, meine Art sei noch schwieriger zum Stillstand zu bringen, da ich zwischendrin immer wieder das trügerische Gefühl habe, den Alkohol gar nicht zu brauchen. Gibt es hier im Forum jemand, der ein ähnliches Muster hat? Ich weiß, eigentlich ist das Muster egal, es macht mich so und so kaputt. Es wäre halt aber doch schön zu sehen, dass es auch ein Quartalstrinker geschafft hat.

  • Hallo Shanti,

    herzlich willkommen :)

    Quartalstrinker bin ich nicht, insofern kann ich dir kaum Ratschläge geben. Aber ich habe viel über Alkoholismus gelesen, auch sehr viele Erfahrungsberichte, und kann dir daher versichern, dass man auch dein Alkoholproblem in den Griff bekommen kann.


    Einmal hab ich mich versucht mit Tabletten umzubringen. Hat nicht geklappt, nur fürchterliche Stunden verlebt. Versuch ich nicht mehr, hab aber trotzdem große Todessehnsucht.

    Das mit der Todessehnsucht macht mir Sorge. Auch bei diesem Thema kenne ich mich nicht wirklich aus, aber ich finde, du solltest dir dringend bei einem Arzt oder Psychologen Hilfe suchen.

    LG
    Walker

  • Hallo Shanti,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    ich bin auch kein Quartalstrinker und noch ziemlich frisch dabei. Trotzdem bin ich mir sicher, dass Du es schaffen kannst, aus Deinem Hamsterrad auszusteigen und das mit dem Alkohol in den Griff zu bekommen.

    Das mit der Todessehnsucht finde ich wie Walker auch besorgniserregend. Ich bin selber auch schon an dem Punkt gewesen, an dem ich nicht mehr leben wollte und habe damals psychologische Hilfe gebraucht.
    Von daher auch von mir der Rat, Dir dringend professionelle Unterstützung in dieser Angelegenheit zu suchen.

    Viele Grüße

    Phynix

  • Hallo Shanti,

    ein herzliches Willkommen auch von mir.

    Ich finde mich in Deinem Muster wieder.
    Auch mir ging es so, dass mich wochenlang kein Alkohol interessierte...bis wieder Tag X und der völlige Absturz kam, der dann auch wieder Tage oder Wochen anhalten konnte.
    Nur stürzte ich nie in Gesellschaft ab, sondern betrank mich allein bis zur Besinnungslosigkeit.

    Du hast vollkommen recht...man könnte sich vorgaukeln, dass man ohne Alkohol auskommt...man könnte sich weiter selbst betrügen und sich etwas vormachen. Auch ich habe das über viele Jahre getan. Nur betrinkt man sich ja nicht immer wieder phasenweise bis zum Filmriss, wenn man kein Alkoholproblem hat. Sich das einzugestehen, ist der erste und ein sehr wichtiger Schritt, denke ich. Es ist ja nicht wahr, dass wir ohne Alkohol ausgekommen sind, sonst hätten wir nicht immer wieder quartalsweise trinken müssen.

    Ich zähle heute die 2. trockene Woche und ich hätte zuvor nicht gewagt, in meinem Fall von Trockenheit zu sprechen, denn ich wußte ja immer...der nächste Tag X wird kommen.
    Jetzt wage ich es, es auszusprechen. Ich bin 2 Wochen trocken, weil ich nicht mehr das Gefühl habe, trinken zu müssen....weil meine Gedanken nicht ständig um den Alkohol kreisen...weil ich mich nicht mehr auf den nächsten "Belohnungs"- Absturz freue und vorallem, weil ich den Entschluß gefaßt habe, nicht mehr zu trinken.

    Es gibt für mich keine Ausreden mehr...so nach dem Motto...alles gar nicht so schlimm, ich komm ja auch ohne aus.
    Ich möchte keine Zeiten mehr erleben, in denen ich mich in gefährliche Situationen bringe, in denen ich nicht mehr weiß, was ich tue....für die ich mich unglaublich schäme, wenn ich wieder klar bin.
    Ich möchte wieder in den Spiegel schauen können und ich möchte mir die Achtung vor mir selbst zurückholen.
    Ich möchte mein Leben wieder Leben nennen, denn auch in den Phasen, in denen ich nicht trank, war es nicht wirklich ein Leben, weil mir immer im Kopf rumschwirrte, dass der nächste Absturz naht.

    Ich würde heute sagen, dass ich einer Depression sehr sehr nah war.
    Ich würde heute auch sagen, dass ich auch so etwas wie eine Todessehnsucht hatte.
    Hätte ich mir sonst so geschadet...in dem Wissen, dass mich der Alkohol umbringen kann?
    Du siehst....Du bist mittendrin in Deinem Suizidversuch.

    Dennoch scheinen Deine Suizidgedanken noch anderer Art zu sein und da bin ich auch der Meinung...solltest Du Dir unbedingt Hilfe holen. Dich zu öffnen...zu Deinem Problem zu stehen...und diesen Todessehnsüchten auf die Spur zu kommen...das wäre doch ein wunderbarer nächster Schritt in ein Leben, das man Leben nennen kann.
    Meinst Du nicht?

    Die Sternenfee


  • Guten Abend. Weiß nicht, ob ich meine Vorstellung in die richtige Rubrik schreibe. Mit der “Gebrauchsanleitung” komm ich heu noch nicht zurecht, da ich noch fertig vom gestrigen Absturz bin. Tja, es läuft seit über 30 Jahren praktisch gleich ab. 2-3 Wochen trinke ich überhaupt keinen Alkohol,nicht weil ich mich zwinge, nein, er interessiert mich da nicht. In dieser Zeit mache ich Sport und gehe in die Sauna. Dann, spätestens nach 3 Wochen, stürz ich bis zum Filmriss ab. Immer mit Weggehen und Gesellschaft verbunden. Ich bin ein relativer Einzelgänger, von meiner Familie lebt niemand mehr und habe auch keine Beziehung.War aber vorher auch nicht anders. In guten, wie in schlechten Zeiten, immer nach spätestens 3 Wochen Absturz unter Leuten. Ich glaube,irgendwie hole ich mir da meine Portion Kommunikation. Bin nicht schüchtern, aber ich habe Menschen in “normaler”Unterhaltung wenig zu sagen. Bin rein “kneipensozialisiert”.Das ist neben den Folgen des Alkohols,auch nicht immer ungefährlich.War schon 3x im Krankenhaus,weil ich zusammengeschlagen wurde. Einmal hab ich mich versucht mit Tabletten umzubringen. Hat nicht geklappt, nur fürchterliche Stunden verlebt. Versuch ich nicht mehr, hab aber trotzdem große Todessehnsucht. Komme aus diesem ewigen Hamsterrad nicht raus und ertrag das einfach nicht mehr. Therapien (stationär und ambulant, alkohol- und verhaltensbezogen) haben nichts oder nur für die Dauer der Therapie was gebracht. Verschiedene SHG`s probiert, keiner hatte ein Muster, wie ich. Immer alles Spiegeltrinker. Als meine Mutter noch lebte und sich bei einem Suchtexperten erkundigte, sagte der, meine Art sei noch schwieriger zum Stillstand zu bringen, da ich zwischendrin immer wieder das trügerische Gefühl habe, den Alkohol gar nicht zu brauchen. Gibt es hier im Forum jemand, der ein ähnliches Muster hat? Ich weiß, eigentlich ist das Muster egal, es macht mich so und so kaputt. Es wäre halt aber doch schön zu sehen, dass es auch ein Quartalstrinker geschafft hat.

  • Hallo! Quartalstrinken ist auch für mich ein Thema! Ich lebe normal und gehe meiner Arbeit nach! Allerdings kann ich an meinen freien Tagen Trinken, bis zum Umfallen! Jetzt gefährdet das meine Beziehung Na ja und oft bin ich auch dann nicht mehr Gesellschaftsfähig! Habe schwere Depressionen dann und bin nicht in der Lage aus der Wohnung zu gehen! Jedesmal nehme ich mir vor, nüchtern zu bleiben und schaffe es nicht! Ich stehe dann über den Dingen und beherrsche die Welt und sauf mich wieder zu! Was bleibt, ist das schlechte Gewissen und die Unsicherheit! Meiner besten Freundin, der hab ich nach 28Jahren einfach in meinem Suff die Freundschaft gekündigt! Ich bin froh, daß sie mir noch mal eine Chance gab, weil die mich kennt! Wie oft kann ich das wohl noch machen? Ich habe so oft gelogen, wegen der Sauferei! Ich habe Prügel von meiner Mutter bezogen, weil sie selbst Alkoholikerin war! Es wurde mir gesagt, das ich das Leben meiner Mutter, die sich an meinem Geburtstag das Leben genommen hat, einfach weiterführende! Die haben Recht, nur ich schaffe es nicht, besser zu sein!

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