Guten Abend

  • Hallo ihr Lieben,

    ich melde mich heute mal wieder zu Wort. :)
    Meine freien Tage sind vorbei...die Tage, an denen ich immer ganz besonders Gefahr lief, zu trinken oder zumindest meine Gedanken ununterbrochen beim Alkohol waren.

    Diesmal nutzte ich sie zum Schlafen, denn mein Körper schrie förmlich nach Erholung, denn wirklich erholen konnte er sich an meinen freien Tagen ja nie wirklich.
    Ansonsten habe ich mich gut abgelenkt....hab gebacken...Marmelade gekocht....all das, was ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht habe. :)
    Gestern Abend ist mir dann aufgefallen, dass ich nicht ein einziges Mal an Alkohol gedacht habe. 44.

    So habe ich die erste heikle Situation....die Zeit, in der ich sonst an Alkohol dachte oder trank....sehr gut überstanden.
    Meine Verhaltensmuster beginnen sich zu ändern und ich fühle mich von Tag zu Tag wohler.

    Ich sag Euch was....ich freu mich auf den Sommer und darauf, ihn endlich wieder wirklich mitzubekommen. :D

    Für heute wünsche ich Euch einen wunderschönen Abend und mir einen ruhigen Dienst.
    Seit langem gehe ich nach meinem Frei wirklich ausgeruht und mit klarem Kopf in die Arbeit. 44.

    Die Sternenfee

  • Hallo Sternenfee,

    in einem anderen Thread las ich von dir Folgendes:

    Beim Lesen denke ich mir immer: "Sie hat es geschafft und ich werde es auch schaffen!"


    Mit dieser Einstellung wirst du es m.E. auch schaffen.
    Dem Angebot des Alkoholteufels zum unkontrollierten Alkoholkonsum auf immer die kalte Schulter zu zeigen, ist keine leichte, aber auch keine unlösbare Aufgabe. Sie ist umso leichter, je stärker du davon überzeugt bist, dass ohne mehr ist. Und sich darauf zu freuen, stets einen klaren Kopf zu haben, geht genau in diese Richtung.

    Alles Gute auf deinem Weg!

    Katro

  • Guten Morgen, Katro :)

    Es ist keine leichte Aufgabe, der ich mich endlich stellen möchte, aber wie Du schon schreibst...unlösbar ist sie sicher auch nicht.

    Wie schön ein klarer Kopf ist...und frei von den Gedanken an Alkohol...habe ich am letzten Wochenende erlebt.
    Das motiviert mich zusätzlich. 44.

  • Ah die Marmelade....
    Am letzten Freitag gab es hier in der Nähe ein Markt mit frischen Obst und alles. Und ich habe meinem Freund gesagt - du bist arbeiten, ich habe heute frei, ich gehe und kauf uns 2 kilo bio Erdbeeren und dann machen wir zum ersten mal Marmelade. Na Ja, bis 12 Uhr vormittag war die erste Prosseco Flasche leer. Wer braucht Marmelade wenn es Alk gibt ??? So habe ich gedacht.
    Na ja, heute ist Tag nr. 3 ohne bei mir.
    Schöne Grüße an euch !

  • Das Vorhaben...heute trinke ich nicht...hielt bei mir auch oft nur bis mittags an.
    Ich verabredete mich, um die Verabredung dann irgendwann wieder abzusagen, weil ich auch so dachte....ich hab ja meinen Wein oder mein Bier und will zu Hause bleiben.

    Das ging solange, bis mir niemand mehr glaubte...ich mir selbst am wenigsten.

    Die Marmelade ist super lecker und wenn ich sie jetzt geniesse, denke ich immer daran, dass ich die Zubereitung eingetauscht habe gegen einen volltrunkenen Tag. 44.

  • Guten Abend ihr Lieben :)

    Ich möchte, bevor ich nun zum Dienst gehe...die letzten Tage noch einmal Revue passieren und Euch daran teilhaben lassen.

    Das letzte Mal volltrunken war ich am vorletzten Wochenende.
    Im Großen und Ganzen geht es mir sehr gut...mein Entschluß, nicht mehr zu trinken, festigt sich von Tag zu Tag...auch durch diese vielen Geschichten hier und den Austausch mit Euch.

    Es gibt jetzt...nachdem der Entschluß gefasst ist und weiter in mir reift, aber auch sehr viele traurige Momente für mich.
    Es steigt so vieles auf in mir...es wird mir so vieles bewusst und ich denke, dass ich zum 1. Mal seit vielen vielen Jahren ehrlich zu mir selbst und zu anderen bin.

    So habe ich mir in den letzten Tagen ganz ehrlich eingestanden, dass ich 30 Jahre meines Lebens versoffen habe....30 Jahre lang eigentlich kein Leben hatte und nicht nur mir, sondern auch meinem nahen Umfeld geschadet habe.
    Ganz ehrlich habe ich mir eingestanden, dass ich systematisch meine Ehe zerstört habe...in Zusammenarbeit mit dem Teufel... und dass ich meinem Kind sehr viel zugemutet habe.

    Es sind auch Schuldgefühle da...ja...und normalerweise hätte ich...um das nicht spüren zu müssen, wieder zur Flasche gegriffen. Ich denke, das zu spüren und zuzulassen...davor hatte ich die meißte Angst.

    Jetzt ist es aber da und es ist wahrlich nicht leicht auszuhalten....es laufen ganz oft die Tränen...Traurigkeit steigt auf. ;(
    Aber irgendwie tut es auch gut...das Hinspüren...das Ehrlichsein und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das unendlich wichtig ist, wenn ich nicht wieder zur Flasche greifen will.

    Bei all den Schuldgefühlen...bei all der Traurigkeit...spüre ich aber auch und das muß ich mir immer wieder sagen...dass ich die Vergangenheit nicht mehr rückgängig machen kann. Aber ich kann dafür sorgen, dass die Zukunft anders aussieht.
    Und das habe ich vor....meine Zukunft anders zu gestalten. 44.

    Ich glaube, dass ich den Entschluß schon viel früher gefasst habe...nur noch ein bisschen Zeit brauchte, damit er sich in mir festigen kann. Ich arbeite in einer psychosomatischen Klinik mit depressiven und esssgestörten Menschen....viele der Depressionen entstanden auch durch einen ungesunden Alkoholkonsum.
    Immer, wenn meine Kollegen über einen solchen Patienten sprachen, der z. B. im sozialen Bereich arbeitete und sagten: "Stell Dir das mal vor....dieser Mensch betreute Menschen"....dann dachte ich still bei mir: "Stellt Euch das mal vor...ihr habt auch eine Kollegin, die in ihrem Frei nichts Besseres zu tun hat, als sich volllaufen zu lassen und sie betreut auch andere Menschen". :(

    Solche Momente waren es, die mir zeigten, dass ich ein Doppelleben führe, das ich nicht mehr haben will.
    Solche Momente waren es, die mich zu Euch geführt haben und in mir mehr und mehr den Wunsch entstehen ließen, nichts mehr zu trinken und andere Menschen mit einem klaren Kopf zu begleiten.
    Solche Momente waren es, die in mir die große Sehnsucht entstehen ließen, endlich ehrlich zu mir und meinem Alkoholproblem zu sein.

    Ich denke...ich bin auf einem sehr guten Weg und ich freue mich sehr, dass ich all das, was jetzt an die Oberfläche kommt, ohne Alkohol gut aushalten kann.
    Es ist gar nicht soooo schlimm, wie ich dachte. :D

    Die Sternenfee

  • Habt einen feinen Abend, ihr Lieben.
    Ich gehe jetzt mit einem klaren Kopf zum Dienst und das ist ein wunderbares Gefühl. :D

  • Hallo Sternenfee,

    Jetzt ist es aber da und es ist wahrlich nicht leicht auszuhalten....es laufen ganz oft die Tränen...Traurigkeit steigt auf. ;(
    Aber irgendwie tut es auch gut...das Hinspüren...das Ehrlichsein

    Willkommen im wahren Leben!
    Ich kann es nicht anders ausdrücken. Aber vielleicht trifft dieser Satz vom wahren Leben tatsächlich das, was man gewinnt, wenn man aus dem Suchtkreislauf aussteigt.

    Da spricht eine Menge Aufbruchstimmung aus deinen Zeilen.

    Katro

  • Guten Morgen :D

    Genau so fühlt es sich an, Katro....ich bin auf dem Weg zurück in`s Leben. 44.
    Und in Aufbruchstimmung bin ich...oh ja. :D

    Die Sternenfee

  • Das Gefühl des klaren Kopfes ... es ist so geil. Bei mir...ich habe noch 2 Nächte zu arbeiten, dann Freitag Frei - jener Tag wir deine Mutprobe sein - den ganzen Tag frei, nichts zu tun. Aber wie bei dir Sternefee, meine Entscheidung steht fest (und ES WIRD genau so sein am Freitag und am Samstag und die Tage nachher).

    Ich freue mich dass auch bei dir der klarer Kopf hält. Weiter machen. Es gibt so viel zu tun dass nicht mit dem Alkohol zu tun hat.
    Schöne Grüße

  • 44.

    Dann freuen wir uns jetzt auf die nächsten freien Tage mit klarem Kopf.

    Ja...das ist so geil und das Leben ist so schön. ;D

  • Hallo liebe Sternenfee,

    (...uff, sorry, das ist wirklich viel Text geworden...)

    ich finde es sehr schön das und wie Du hier her ins Forum gefunden hast. Und davon mal abgesehen finde ich es überhaupt richtig klasse wie Du in Dein neues Leben findest. Du übernimmst selbst wieder die Kraft der Handlung für Dein Leben. Und Du gesundest Dich. Es ist immer so wertvoll wenn ein Mensch das Wunder des Lebens wieder als das anerkennt was es ist, und wenn er (wieder) erkennt dass er in diesem Wunder alle Freiheit hat das zu tun was gut für ihn, und letztlich somit auch gut für Alle ist.

    Ganz zu Anfang will ich hier mal was Kleines von mir loswerden... das mit den Wochenenden das kenn ich auch. Das war bei mir in den ersten par Wochen auch auffällig. Aber das ist nur alte ´Programmierung´. Das vergeht schneller als Du es Dir vielleicht vorstellen kannst. Mit jedem mal wirst Du auch mehr und mehr die ´Programmierung´ dahinter erkennen und kannst dann immer besser damit umgehen und wirst Deine für Dich wirksamen ´Taktiken´ finden wenn es mal aufkommt.

    In Deinen Beiträgen lese ich immer wieder sehr gerne. Du motivierst Dich und Andere und man liest aus Deinen Zeilen heraus dass Du nun echt Bock drauf hast alles anzugehen. Auch wenn unsere Ausgangspositionen doch unterschiedlich sind, erkenne ich mich in vielem wieder. Ich kann mich auch daran erinnern wie ich, zugegeben auch mit etwas verstecktem Stolz, hier von meinen ersten zwei abstinent nüchternen Wochen geschrieben habe. Du machst das gut. Richtig so, weiter so.
    Auch wenn ich in den Jahren meiner Sucht manchmal Trinkpausen oder halbherzige Ausstiegsversuche (eher um meine Angehörigen zu beruhigen) hatte, so spüre auch ich dass es sich dieses Mal um eine komplett andere Lebenswandlung handelt. Etwas in mir hat sich grundlegend verändert. Und somit spreche und schreibe auch ich schon seit etwa der ersten Woche von meinem ´Ausstieg´ weil ich mir bewusst bin dass es genau das ist was ich derzeit durchlebe. Und ich sehe es auch als Einstieg, als Einstieg in ein neues Leben, in das Leben welches ich wirklich leben will. Die ersten zwei Wochen kamen mir in meinem Empfinden eher vor wie zwei Monate, weil die Lebenszeit auf einmal eine ganz andere Qualität für mich erreicht hatte. Ich selbst zähle nicht die Tage, das handhabt jeder für sich so wie es ihm gefällt. Aber so in etwa in groben Wochenabständen schau ich schon immer mal zurück. So grob gesehen lebe ich jetzt in etwa zweieinhalb Monate in meinem Ausstieg und ich fühle mich tatsächlich immer und immer wohler dabei. Mit jedem auch noch so kleinen Erfolgserlebnis habe ich immer wieder mehr kleine direkt greifbare Ergebnisse in der Hand die mir immer wieder auch noch mehr Bestätigung und Willen geben. Diese helfen mir auch dabei die ein oder andere Anstrengung zu bestehen. Ich habe gut 15Jahre in der Sucht gelebt und werde in manchen Sachen sicher eine Weile brauchen mich gänzlich aus allen innerlichen und äußerlichen egleiterscheinungen herauszustrampeln.

    In einem anderen Thread hast Du z.B. auch geschrieben:

    Zitat

    ...da kommen viele Erinnerungen und alte Verletzungen hoch und irgendwie tut das gut. Alles, was an die Oberfläche kommt, kann heilen und dann losgelassen werden.

    Das sehe ich genau so. Weiterhin denke ich, dass evtl. manchmal Dinge in einem hochkommen die vielleicht nicht gleich sofort geheilt werden können. Dann habe ich aber dennoch die Möglichkeit sie zu akzeptieren, eine gesunde Position zu ihnen zu finden oder wie Du sagst sie los zu lassen.
    Von meiner Suchtberaterin bei der ich alle drei Wochen Termine habe bekam gleich in den ersten Wochen die ´Hausaufgabe´ für den Sozialbericht einen ausführlichen Lebenslauf zu schreiben. Hinzu gab sie mir einen dicken Fragenkatalog den ich im Aufsatz bearbeiten sollte. Ich war in diesen Tagen so schon in der Erkenntnis und dem festen Willen mich meinen inneren düsteren Schatten offen zu stellen. Aber das schreiben des Lebenslaufes, DAS war echt krass… Erst beim dritten Anlauf hatte ich den richtigen Einstieg gefunden und dann ratterten die Zeilen nur noch so hier in die Tastatur. Über mehrere Tage und Nächte war ich sozusagen gezwungen mich intensiv mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Teilweise musste ich sie auch erstmal durch z.B. alte Briefe, Dokumente, Gesprächen mit der Familie auch erstmal wieder ´rekonstruieren´. Da kam vieles Düsteres wieder hoch und ich hatte teilweise auch deftige Albträume in der Zeit. Aber ich erinnerte mich auch wieder an viele schöne Dinge aus meiner Jugend und Kindheit. Bei den düsteren Gefühlen stellte ich erstaunlicherweise fest, dass sie eigentlich immer dann eine Lösung und Wandlung erfuhren als sie schier unerträglich zu werden schienen. Immer an diesen Punkten kamen mir die Erkenntnisse und konstruktiven Gedanken welche ich für mein gesundes Leben nun brauche und ich nehme sie und die damit einhergehende Verantwortung der Umsetzung in die Tat dankbar an. In der Zeit der Sucht war ich nie bis zu diesen Punkten vorgedrungen weil ich die vermeintliche Unerträglichkeit immer kurz vorher betäubte. Insofern war (auch) das Schreiben des Lebenslaufes eine sehr heilende Erfahrung für mich und ich habe in dieser Zeit gelernt mein Inneres zu akzeptieren und mein Leben wieder anzunehmen.

    Als Hauptpunkte für meinen Ausstieg habe ich neben anderen Dingen (es ist ja ´ne Art großes Puzzle) drei Dinge als für mich sehr wichtig und wirksam erkannt. Das ist zum einen die Erkenntnis dass der zurückgelegte Lebensweg der Sucht der falsche war. Alle die Probleme und die mitunter äußerst unschönen Erlebnisse mache ich mir bewusst als das was sie waren und stelle mich immer wieder diesen Bildern wenn sie in mir aufkommen. All diese Dinge sehe ich auch schon lange als eindeutige Zeichen dafür, dass ich einfach ein falsches Leben lebte.
    Der zweite Punkt ist für mich die Motivation, die Vision für die Zukunft die ich in Gesundheit und Freiheit leben möchte. Ich persönlich mache mir darum eigentlich fast mehr Gedanken als um das erstere. An anderer Stelle schrieb ich mal über meine Einstellung dass ich vielmehr für etwas entschieden habe als gegen etwas.
    Der Dritte wichtige Punkt für mich ist die Erkenntnis dass alleine ICH die Macht habe mein Leben JETZT hin zu dieser Vision zu lenken und zu gestalten. Das bedeutet aber nicht dass ich alleine auf dem Weg da stehe. Wenn ich offen dafür bin werde ich auch erkennen wo sich mir in meinem Leben Unterstützung, Kraft oder Hilfe bietet.

    Ach und Du, auch ich habe schon in der ersten Woche meines Ausstieges das geschafft was ich mir die letzten Jahre immer einfach nur vorgenommen habe. Auf die zwei Fensterstöcke zur Straße hin habe ich Töpfe und Pflanzkästen mit schönen Blumen gestellt. Rosa Margeriten und weiße Veilchen. Der Lavendel hat einen anderen Platz bekommen. Jedes Mal wenn ich nun nach Hause komme erfreue ich mich an ihnen… Und ich hege und pflege sie ebenso wie ich mein gesundes und (Sucht-)Freies Leben nun pflege. :D

    Hey, ich hoffe ich hab jetzt hier nicht zu viel geschrieben...
    aber ich wollte einfach mal ein par ausführliche Zeilen an Dich loswerden.

    Mit ganz lieben Grüßen an Dich und viel guter Kraft für alles,

    und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel,

    LIS

  • Hallo cipralex,

    fein, Dich hier bei mir zu lesen. :)

    Hast Du denn das Frei gut überstanden?
    Du hast jetzt Urlaub, wenn ich mich recht erinnere, nicht wahr?
    Auch so eine Zeit, die für mich immer sehr heikel war.

    Ich habe seit gestern wieder frei und es ist verrückt, aber ich wache manchmal morgens auf und erschrecke. Ich muß mir dann erst bewusst machen, dass ich am Abend zuvor nicht getrunken habe und dass ich auch mit einem klaren Kopf am PC gesessen habe. Es besteht also gar kein Grund mehr, morgens zu überlegen, was ich am Abend zuvor im betrunkenen Zustand gemacht habe. Es sitzt aber noch so drin und ist wie gesagt manchmal ganz furchtbar erschreckend für mich.
    Ich bin dann furchtbar glücklich, wenn ich dann erleichtert feststelle, dass ich eben nicht getrunken habe. :)

    Also...machen wir weiter so. 44.

    Die Sternenfee


    Irgendwie ist mein Körper noch nicht ganz umprogrammiert.

  • Hallo lieber LIS :)

    vielen Dank für Deine Zeilen hier bei mir, die mich sehr gefreut haben. ;D
    Dankeschön, dass Du Deinen Weg ein Stück weit mit mir geteilt hast und danke für Deine lieben an mich gerichteten Worte, die mich weiter motivieren. 44.

    In vielem was Du schreibst, finde ich mich wieder.
    Vorallem der Lebenslauf...das erinnert mich an das letzte Jahr in der ambulanten Therapie.
    Das mußte ich damals auch machen und das war richtig heftig, obwohl ich mich davor schon sehr viel mit mir selbst auseinandergesetzt habe. Es war mir also nicht fremd, aber im Zusammenhang mit meiner Sucht hatte das nochmal eine ganz andere Qualität.
    Ich bin jetzt aber auch der Meinung, dass ich gar nicht mehr soviel zurückschauen möchte.
    Das habe ich wirklich sehr viel getan in den trinkfreien Phasen. Ich habe gespürt, dass da irgendwas in mir schlummert, was einfach u.a. dazu geführt hat, dass ich immer wieder trinken mußte. Etwas, was ich nicht zulassen konnte. Ich bin da Einigem auf die Spur gekommen, möchte mich aber nun auch eher um das JETZT kümmern.
    Es war sicher wichtig, auch mal in die Vergangenheit zu schauen, aber die ist da und bleibt da. Einen anderen Umgang damit habe ich weitestgehend gelernt...manchmal vielleicht gedacht, dass der alte Schmerz verschwinden müsse. Nein...es ging um das Annehmen...meine Geschichte als zu mir gehörend anzunehmen...sie zu akzeptieren und anders damit umzugehen. Das nutzt mir jetzt viel und ich kann vieles von dem, was ich damals gelernt habe, jetzt anwenden. 44.

    Ich habe es ja oben in dem Post an cipralex schon angesprochen. Im Moment schrecke ich morgens auf und muß erst überlegen, was am Abend davor war....so, als hätte ich getrunken. Das sind diese "Programmierungen", die Du auch ansprichst und die müssen sich erst wieder umprogrammieren. Es ist ein furchtbares Gefühl...dieses Alte so deutlich zu spüren...als wäre es genau jetzt geschehen. Diesen Schreck, den ich dann bekomme...diese Angst, die ich dann spüre....wenn ich erst überlegen muß, ob ich den Abend zuvor getrunken habe, gibt mir sehr zu denken. Mir zeigt das, wie furchtbar es für mich wäre, es tatsächlich wieder getan zu haben. Ich habe Angst davor und was mir Angst macht, sollte ich mir wirklich nicht weiter antun. Momentan muß ich diese morgentlichen Schrecks und Ängste noch aushalten, aber auch das wird sich mit der Zeit verändern. :)

    Ansonsten bin ich innerlich noch sehr unruhig, aber es ist nicht diese Unruhe, die immer mit dem Suchtdruck kam, sondern eher so eine Unruhe, die entstand, weil ich ja wenig Zeit für meine zu erledigenden Aufgaben hatte. Es blieb ja wenig nüchterne Zeit und in die mußte ich alles einbauen, was ich zu erledigen hatte. Das war purer Stress und ich htte immer irgendwie die Zeit im Nacken und fühlte mich von allem und jedem gehetzt. Das ist jetzt auch noch so und manchmal muß ich direkt lachen und mir sagen: "Hey...langsam...Du hast jetzt viel Zeit, um Deine Aufgaben zu erledigen und mußt nicht hetzen." :)
    Immer die Zeit im Nacken zu haben, obwohl jetzt genug Zeit da ist...ist ein sehr unangenehmes Gefühl, aber ich denke, dass sich auch das bald verändern wird. Immerhin habe ich 30 Jahre getrunken und ich kann sicher nicht erwarten, dass das, was ich so lange so erlebt habe, sich von jetzt auf gleich ändert. Ich kann mich jetzt in Geduld mir gegenüber üben. ;) Das ist keine leichte Übung.

    Ich kann Dir auch gut nachfühlen, wenn Du schreibst, dass Du irgendwann etwas anderes gespürt hast...etwas, was sich anders anfühlte, als bei all den Aufhörversuchen vorher.
    Ich habe mir am Anfang nicht ganz so vertraut, denn es gab ja unendlich viele Versuche mit dem Trinken aufzuhören.
    Irgendwie war da aber doch etwas anders.
    Jetzt ist es ganz deutlich spürbar, dass etwas mit mir geschehen ist, was vorher so nicht da war.
    Es ist der feste Entschluß, der in mir gereift ist...das ganz feste Vorhaben, nicht mehr zu trinken.
    Es ist die Freude auf mein neues Leben...all das habe ich bei meinen vorherigen Versuchen nie gespürt. Immer so ein oberflächliches Versprechen an mich selbst, das nicht lange anhielt. :(

    Ich habe jetzt auch damit begonnen, mich bei Menschen zu entschuldigen, die ich im Suff verletzt und beleidigt habe.
    Für mich ist das sehr wichtig...selbst, wenn sie mit mir nichts mehr zu tun haben wollen, was bisher nicht geschehen ist. :D
    Ich binde dabei nicht jedem auf die Nase, warum ich mich so verhalten habe, aber ich denke, ich habe einen guten Weg gefunden, das tun zu können, ohne dass ich mich Menschen gegenüber offenbaren muß, denen ich mich (noch) nicht offenbaren möchte.
    Aber auch da einen ganz klaren Abschluß zu finden....das Geschehene irgendwie auch zu bereinigen...das gehört für mich zu meinem neuen Weg. Manchmal brauche ich dafür sehr viel Mut, aber ist es dann erledigt, fühle ich mich einfach gut...ganz egal, was auch dabei herauskäme. Ich tue es für mich und dafür, nicht mehr mit mir selbst hadern zu müssen und die Verachtung, die ich manchmal spüre, wenn ich daran denke...loslassen zu können. :D Es geht mir dabei auch darum, in die Verantwortung für mein Tun zu gehen und das ist eine gute Übung für mich.

    So...das ist nun auch sehr viel geworden, aber es floss einfach so auf`s "Papier". :D
    Ich bin ohnehin eine Vielschreiberin, denn so habe ich schon als Kind meine Erlebnisse verarbeitet. Das ist mir geblieben und hilft mir gerade jetzt auch sehr.

    Ich danke Dir noch einmal sehr dafür, dass Du mich ein bisschen mit auf Deine Reise genommen hast...freue mich sehr über unseren schönen Austausch und wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche.

    Die Sternenfee

  • Hallo Sternenfee,

    ein herzliches Hallo an dich, ich bin neu hier im Forum. Meine ersten Schritte in ein trockenes Leben habe ich bereits Ende 2012 begonnen, die letzten Monate hatte ich meinen geraden Weg verlassen. Will ihn jetzt aber weiter gehen.

    Das habe ich auch bei mir festgestellt:

    Ich habe jetzt auch damit begonnen, mich bei Menschen zu entschuldigen, die ich im Suff verletzt und beleidigt habe.

    Es ist aber nicht nur das Entschuldigen, sondern auch sich einfach mal bei anderen für etwas bedanken, hab ich früher nicht gemacht, da war ich viel zu sehr mit mir beschäftigt.

    Viele Grüsse
    Zottelchen

  • Hallo Zottelchen :)

    dann wünsche ich auch Dir weiterhin einen guten und trockenen Weg in das Leben.

    Ich finde es sehr wichtig, mich bei anderen Menschen zu entschuldigen, denen ich weh getan habe....vorrangig auch für meinen eigenen inneren Frieden, den ich brauche, um trocken zu bleiben.
    Das Danke-Sagen ist bei mir kein Thema...das habe ich während meiner nassen Zeit viel zu oft gemacht, weil ich mich ständig fühlte.
    Heute schau ich da genauer hin und bedanke mich, wenn es angebracht ist und nicht, wenn ich es aus meiner Schuld heraus tue....der Schuld nass zu sein und sowieso für alles dankbar sein muß.

    Hab einen feinen Tag und wenn das Wetter bei Euch auch so herrlich ist wie bei uns...geniesse es. :D

    Die Sternenfee

  • So ihr Lieben.....

    jetzt will ich mich mal wieder zu Wort melden.
    In den letzten Tagen bin ich einfach nicht dazu gekommen, denn mein Sohn ist umgezogen und wir wissen ja, wieviel Arbeit so ein Umzug ist. Und danach war ich ziemlich k.o., denn mein Körper hat in den letzten Jahren wohl doch ziemlich gelitten. Er ist nicht mehr so leistungsfähig wie früher und so habe ich mich nach der Prozedur einfach ausruhen und nichts tun müssen. Das hab ich mir dann einfach mal erlaubt. ;) Es war aber auch schön, für mein Kind mit klarem Kopf da sein zu können. :D

    Seit Montag bin ich nun wieder im Nachtdienst und arbeite auch über Pfingsten.
    Aber das ist ok so. Ich bin ja sehr gerne in der Arbeit...sie macht mir Spaß und das schöne Wetter kann ich ja nachmittags nach dem Schlafen trotzdem geniessen. 44.
    Ich liege dann nicht mit Kopfweh auf dem Sofa rum, bis ich wieder zum nächsten Dienst los muß, sondern hab noch etwas vom Tag und vom Leben. :D
    Das motiviert mich und motiviert mich und zeigt mir, wohin ich nicht mehr zurück möchte.

    Ihr seht also...wenn ich mich auch ein paar Tage nicht gemeldet habe...es ist alles in Ordnung...ich habe NICHT wieder getrunken und bin mächtig stolz auf mich. 44.

    Eines gibt es jetzt allerdings auch zu lernen...mir meine Zeit besser einzuteilen.
    Das muß ich tatsächlich erst wieder lernen. nixweiss0

    Es gab allerdings schon hin und wieder Gedanken an den Alkohol. So nach getaner Arbeit, gell? Da kamen dann die alten Gedanken und die Erinnerung an die alten Verhaltensweisen hoch.
    Aber auch da brauchte ich mir nur wieder in Erinnerung zu rufen, wie beschissen es mir gegangen ist. So kam ich gut durch solche etwas schwierigere Zeiten. 44.

    So...dann wünsche ich Euch jetzt wunderschöne Pfingsten und ich.....ich freue mich einfach, dass ich die Sonne wieder mitbekomme und diesen Sommer zum ersten Mal seit Jahren wieder richtig geniessen kann.
    Und...ich freue mich auf meinen Urlaub im nächsten Monat, der auch zum ersten Mal seit langer Zeit ein richtiger Urlaub werden wird. ;D

    Bis bald ihr Lieben.

    Die Sternenfee

  • Hey liebe Sternenfee,

    Schön, Deine Grüße :)

    Und ich freu mich sehr dass es Dir gut geht, genau so bist Du es wert.
    Und klar dass Alles auch ein wenig ein Gewöhnungs- ein Entwicklungsprozess ist,
    aber genau das soll es ja sein und Du siehst ja schon wie sehr sich alles auch lohnt.

    Das kann alles eine große Motivation sein und meine Erfahrung ist dass die Motivation
    mit der Zeit sogar noch zunehmen kann. Mit jedem Mal wo man merkt dass man wieder
    ein Stückchen Freiheit hinzugewonnen hat wächst die Kraft und man möchte das
    Gewonnene einfach nicht mehr loslassen. Das hilft auch über schwierige Momente hinweg
    die dann erstaunlich schnell verfliegen.

    Ich würde gerne etwas näher auf Deine Zeilen eingehen, aber ich habe gute Freunde zu Besuch und wir sitzen jetzt noch ein wenig am Sommerlagerfeuer. (Als Kinder haben wir immer Feuerlager gesagt :D)

    Drum schick ich Dir jetzt auch einfach mal ganz liebe Pfingstgrüße rüber,
    mit den besten Wünschen und guter Kraft,

    Land-in-Sicht

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