Was ist eine ambulante Therapie und was wird da gemacht?

  • Für Dich:

    Die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und Angebote für Suchtkranke Menschen

    Solltest Du festgestellt haben, dass Du ein Suchtproblem hast und ohne Alkohol nicht mehr leben kannst, dann ist es höchste Zeit etwas dagegen zu tun! Wie Du hier im Forum schon lesen konntest, sind ca. 2 Millionen Menschen (Das sind nur die Suchtkranken, die jemals formal, also spezifisch durch ihre Sucht in Einrichtungen, bei Ärzten oder Kliniken aufgefallen sind.) allein in Deutschland an der Sucht erkrankt.
    Du bist also nicht allein!

    Wichtig ist, dass Du jetzt handelst, weil die sozialen, gesundheitlichen und arbeitsrechtlichen Folgen meist sehr schwerwiegend sind. Nur Fachleute können jetzt beurteilen, wie stark Du schon im Netz der Sucht gefangen bist.
    Oft wird die Gefahr, die von einem Entzug des Suchtmittels ausgeht, völlig unterschätzt. Dein erster Ansprechpartner sollte deshalb die hausärztliche Praxis sein. Auch auf die Sucht spezialisierte Kliniken bieten erste, akute Hilfe an.
    Darüber hinaus gibt es die Suchtberatungen, bei denen Du auch anonym vorsprechen kannst. Aufgrund der großen Gefahr, die von einem Entzug ausgeht, sind immer weniger Hausärzte bereit einen sogenannten „Kalten Entzug“ medizinisch zu begleiten. In jeden Fall ist es ratsam einen Kalten Entzug nicht alleine zu Hause durchzuführen. (Entzugssyndrom)
    Die idealste Vorgehensweise, die Suchtkranken angeboten wird um von ihrem Suchtmittel loszukommen, ist, sich in eine Suchtklinik einweisen zu lassen. Der Vorteil für Dich besteht darin, dass Du mit anderen, ebenfalls an der Sucht erkrankten Patienten, und im Gegensatz zu herkömmlichen Krankenhäusern nicht mit Patienten zusammen bist, die Deine Erkrankung nicht verstehen. Die Fachleute der Klinik kennen sich detailliert mit Deiner Sucht aus und wissen, was Du an Unterstützung und Hilfe benötigst. Solche qualifizierten Entgiftungen werden in der Regel in 7 - 10 Tagen abgeschlossen. Das ist natürlich vor allem bei jahrelanger Sucht kein Zeitraum, in dem man physisch und psychisch gesunden kann. Aus diesem Grund bieten die Facheinrichtungen direkt im Anschluss an die Entgiftungsbehandlung eine Motivationsbehandlung an.

    Die Motivationsbehandlung

    Eine Motivationsbehandlung, die einschließlich Entzugsbehandlung meist bis zu 21 Tage dauert, soll Dir die Zeit geben, in der Du überlegen kannst, wie es mit Deiner Suchterkrankung weitergehen kann. Alkoholismus ist nach heutigem Stand eine lebenslang erworbene Krankheit, die bestenfalls zum Stillstand gebracht werden kann. Um eine dauerhafte Abstinenz zu erreichen und aufrechterhalten zu können, müssen Betroffene mehr tun, als nur den Alkohol wegzulassen.
    In der Motivationsbehandlung werden Dir weiterführende Möglichkeiten aufgezeigt, und Du nimmst an Therapien teil. Auch Selbsthilfegruppen stellen sich vor, sodass Du Deine Schwellenangst verlierst, um diese Hilfe annehmen zu können. Wenn Du Deine Suchterkrankung in vollem Umfang für Dich erkannt hast, stehen Dir auch Beratungsangebote für weiterführende stationäre Langzeittherapien zu Verfügung. Solltest Du Dich in einer problematischen sozialen, finanziellen Situation oder in einer schwierigen Wohnungssituation befinden, stehen Dir die Sozialberater der Kliniken zur Seite. Solltest Du zu diesem Zeitpunkt für Dich die erfahrungsgemäß ratsame Behandlungsmethode Deiner Suchterkrankung durch eine stationäre Langzeittherapie in Betracht ziehen, wird Dir auch dabei in den Fachkliniken geholfen. Einige der Kliniken, die einen qualifizierten Suchtentzug durchführen, bieten in ihren Häusern selbst Langzeittherapien an, sodass Du nicht für das Genehmigungsverfahren durch die Kostenträger, meist die Deutsche Rentenversicherung, separat zu eine der Suchtberatungen musst, die zuerst einen Sozialbericht erstellen müssen.
    Stand 2017: Seither wurde mit den Kostenträgern und den Suchtkliniken eine Vereinbarung erzielt: Das Nahtlosverfahren. Es bedeutet, dass Du direkt aus der Entgiftung/Motivationsbehandlung in eine stationäre Langzeittherapie wechseln kannst, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind, und Du von den Sozialbetreuern und Ärzten der Klinik dabei unterstützt wirst.

    Ambulante Sucht-Therapie

    Ambulante Sucht-Therapien werden u.a. von den Suchtberatungen, aber auch in den PIAs (Psychiatrische Institutsambulanz) mancher Suchtkliniken angeboten. Die Suchtberatungen unterstützen Dich bei der Beantragung dieser Rehabilitationsmaßnahme.
    Eine ambulante Suchttherapie setzt voraus, dass Du abstinenzfähig bist und abstinent leben möchtest. Du solltest ein tragfähiges soziales Umfeld haben, seelisch belastbar sein und keine gravierenden organische, psychische oder soziale Störungen aufweisen.
    Die Kombination mit einem vorausgehenden 6 - 8 wöchigem stationärem oder tagesklinischen Aufenthalt ist meist möglich. Die Therapie dauert in der Regel 1 Jahr und erfordert die notwendige Disziplin um die Gesprächstermine regelmäßig wahrzunehmen und darüber hinaus das Besprochene selbstständig aufzuarbeiten.
    Die Vorteile einer ambulanten Therapie liegen darin, dass Du weiter Deinem Beruf nachgehen kannst und in Deinem gewohnten Zuhause bleiben kannst. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei, dass Du Dich in Deiner gewohnten Umgebung wohl fühlst, und z. B. nicht durch ein nasses Umfeld ständig in Versuchung geführt wirst.
    Du hast die Möglichkeit Themen und Probleme, die Dich alltäglich beschäftigen direkt und zeitnah in der Therapie anzusprechen, und neue Verhaltensweisen sofort in Deinen Alltag zu integrieren. Deine Angehörigen können individuell in den Therapieprozess einbezogen werden. Du wirst in dieser ambulanten Behandlung dabei unterstützt mit Konflikten besser umzugehen, Deine Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern und langfristig wieder mehr Lebensfreude ohne den Problemlöser Alkohol zu finden.
    Deine eigenen Fähigkeiten und Stärken werden gefördert, sodass Du die Voraussetzungen erhältst zukünftig suchtmittelfrei leben zu können. Deine Erwerbsfähigkeit wird aufrechterhalten und Du wirst dabei unterstützt, sie dauerhaft zu sichern oder wiederherzustellen. Unterstützend und motivierend ist in jedem Fall der Anschluss an eine Selbsthilfegruppe zu empfehlen! Dein Weg in ein zukünftiges suchtmittelfreies Leben wird durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen leichter.

    Stationäre Langzeittherapie

    Langzeittherapien (Sucht-Rehabilitation) werden von Reha- Kliniken, die sich auf Sucht spezialisiert haben, angeboten. Für die Beantragung beim Kostenträger - meist ist die DRV zuständig - musst Du in der Regel auch zur Erstellung eines Sozialberichts zu einer Suchtberatung. Dazu benötigst Du mehrere Termine, bei denen mit Dir das weitere Vorgehen besprochen und eine für Dich geeignete Therapieklinik ausgesucht wird.
    Eine Auflistung verschiedener Kliniken findest Du zum Beispiel HIER. Üblicherweise, wenn alle Voraussetzungen vorhanden sind, wird von der DRV eine bis zu 16-wöchige Behandlungszeit genehmigt. Eine der Voraussetzungen ist, dass Du gesundheitlich und psychische stabil bist, sodass es während der langen Therapie keine Unterbrechungen wegen vorhersehbaren medizinischen Maßnahmen gibt. (So sollten zum Beispiel Deine Zähne in Ordnung sein und keiner momentanen Behandlung bedürfen.) Die Wartezeiten bis zum Antritt einer Langzeittherapie sind sehr unterschiedlich und können bis zu 3 Monate dauern. (Diese Zeit kannst Du am besten mit Hilfe der Suchtberatung und mit regelmäßiger Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe überbrücken.) Sobald die Maßnahme genehmigt und an eine der vorgeschlagenen Kliniken weitergeleitet wurde, erhältst Du von dort alle notwendigen Planungsunterlagen. Du solltest vor Beginn der Therapie Zuhause alles so regeln, dass Du relativ unbelastet in die Rehabilitation starten kannst.
    Die meisten Kliniken machen es zur Voraussetzung, dass Du mindestens 4 Wochen vor Therapiebeginn abstinent bist. In dem Wissen, dass manche Patienten dies nicht schaffen, bieten einige Kliniken in Kooperation mit entsprechenden Suchtkliniken eine vorherige Entgiftungsbehandlung und direkter anschließender Einweisung in die Rehabilitationsklinik an. Die meisten Suchtrehabilitationskliniken bieten Indikationsgruppen zu diversen Suchtbegleitenden Erkrankungen (Komorbiditäten) (z. B Angst- oder Schlafstörung, Essstörung oder Depression) an. Zusammen mit dem Therapeutenteam wird ein individueller Therapieplan für Dich erstellt.

    Du wirst von anderen Betroffenen, die ihre Sucht zum Stillstand gebracht haben, oft erfahren, dass so eine Langzeittherapie das Beste in ihrem Leben war, was sie für sich getan haben. Meist hörst Du auch, dass es dabei nicht wichtig war in welcher Suchtrehabilitationsklinik, an welchem Ort und mit welchen besonderen Angeboten, sie dort waren, sondern das entscheidend war, wie sie sich in die Therapie eingebracht haben, und was sie für sich dabei herausholten und gelernt haben. Sei offen, sprich Deine Probleme an, verheimliche nichts, und arbeite aktiv mit. So eine Therapie ist anstrengend und wohltuend zugleich. Du lernst, wie Du zukünftig suchtfrei mit Deinen Alltagsproblemen und Konflikten umgehen kannst. Du lernst Achtsamkeit in und zu Deinem Leben, Deiner Gesundheit und Deinen Gefühlen. Nütze die Chance: Nur ca. 10 % aller Suchtmittelabhängigen schaffen es bis in eine Langzeittherapie, und die Quoten der Therapieabbrecher ist relativ hoch

    Auffangtherapie

    Für Betroffene die kurz vor einem Rückfall stehen oder vereinzelte Rückfälle gebaut haben, bieten Suchtkliniken eine Auffangtherapie an. Hintergrund der, entweder bereits erfolgten oder kurz bevorstehenden Rückfälle sind häufig persönliche Krisen, die in relativ kurzer Zeit therapeutisch aufgearbeitet werden können. Durch die Auffangtherapie kann ein tieferes Abgleiten in die Sucht verhindert werden. Die Dauer liegt in der Regel bei 6 bis 8 Wochen.
    Die Voraussetzungen sind ähnlich wie für eine stationäre Langzeittherapie.

    Modulare Kombinations-Therapie

    Es existieren bundesweit verschiedene Modelle für Kombinationsbehandlungen mit unterschiedlichen Vorgaben für die Dauer und Reihenfolge der Module bzw. unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus sind weitere Modelle denkbar.


      [li]Das ‚klassische‘ Modell ist die Kombination von stationärer und ambulanter Behandlung mit regional unterschiedlicher Dauer des stationären Moduls, meistens 6-12 Wochen in Abhängigkeit vom Konzept, der Indikation Alkohol/Drogen und den Vorgaben der jeweiligen DRV. Der ambulante Teil schließt sich bei einer Gesamtdauer der Maßnahme von i.d.R. 12 Monaten mit zumeist 40 Behandlungseinheiten an. [/li]
      [li]Ein Modell, das von den norddeutschen Rentenversicherungsträgern DRV Braunschweig-Hannover, DRV Oldenburg-Bremen und DRV Nord entwickelt wurde ist‚ Kombi-Nord. Es zeichnet sich durch eine weitgehende Flexibilisierung des Behandlungsverlaufs aus, mit den möglichen Modulen stationär, ganztägigambulant, ambulant und Adaption sowie einzelnen speziellen ergänzenden Leistungsformen. Die Planungs- und Steuerungsverantwortung für eine Behandlungsdauer von bis zu einem Jahr liegt bei den Leistungserbringern in Abstimmung mit den Rehabilitanden[/li]
      [li]Ein weiteres Modell, das nicht im engeren Sinne als Kombinationsbehandlung verstanden wird, ist die „ganztägig- ambulante Entlassphase“, bei der die letzte Phase der stationären Rehabilitation (meistens 4 Wochen) in ganztägig-ambulanter Form durchgeführt wird, um den Übergang in die Lebenswirklichkeit der Rehabilitanden intensiver gestalten zu können. Eine Kombi-Therapie soll jedem Alkoholiker eine seiner Situation angemessene Behandlung ermöglichen. Da jeder Alkoholkranke eine andere Suchtgeschichte aufweist, soll auch die Therapieform individuell angepasst werden. Bei der Kombinationsbehandlung arbeiten Patient, Einrichtung und Therapeut eng zusammen. Die Alkoholentwöhnung findet zu etwa 60 Prozent stationär statt. Für manche Abhängige kommt eine stationäre Alkoholtherapie wegen der Arbeit oder aus familiären Gründen nicht in Frage. Die Kombinationsbehandlung biete die Möglichkeit, auch diese Personen zu betreuen. Zudem könnten Therapeuten oder Kliniken bei einer Krisensituation flexibler reagieren als bei konventionellen Behandlungen. Mit dieser Therapieform soll vermieden werden, dass Alkohol- abhängige aus der Therapie aussteigen und die bisherigen Therapieerfolge zunichte gemacht werden.[/li]

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!