Ab wann ist man Gelegenheitsalkoholiker bzw. ein Quartalstrinker?

  • Hallo liebes Forum,

    ich bin eigentlich nur eine Person, welche sich für diese zwei Arten von Alkoholismus interessiert. Ich habe nämlich im Sommer 2 Personen kennengelernt, welcher mir erzählten, sie seien Gelegensheitsalkohliker bzw einer auch ein Quartalstrinker.
    Was ich aus den Erklärungen allerdings nicht verstand, war , ab wann die ganze Geschichte krankhaft ist.
    Ich persönlich kenne nämlich viele Personen welche sicher jede Woche ein Bier mindestens trinken. Wären die dann auch unter diese Kategorie einzureihen oder nicht?
    Weil dann würden ganz viele ein Problem mit Alkohol haben, also zumindestens wie ich das verstehe. Sie trinken vl nur am Wochenende, machen dies aber immer wieder?
    Ist das jetzt krankhaft oder nicht?
    Tut mir Leid, falls das vl eine dumme Frage ist, aber mich beschäftigt das schon seit Längerem, da ich diese Art von Alkoholismus nicht kannte.
    Wäre nett wenn mir das wer erklären könnte.

    Gosth

  • Hallo Gosth,

    schön, dass Du Dich für die Krankheit Alkoholismus interessierst, die unter den Suchterkrankungen die am häufigsten auftretende Krankheit ist.

    Elvin Morton Jellinek, hat Anfang des 20. Jahrhunderts Alkoholismus erforscht, und fand heraus, dass es unterschiedliche Trinker-Typen gibt.
    In seiner Typologie findest Du auch den Gelegenheitstrinker (Beta-Trinker), und den Quartalstrinker (Epsilon-Trinker).

    Die Grenze zwischen Missbrauch und pathologischem Alkoholismus ist sehr diffus und fließend. Für eine klinische Einschätzung der Situation gibt es den ICD-10. Das ist die Internationale statistische Classifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, die für Ärzte ein Werkzeug darstellt, um ihre Diagnosen einheitlich klassifizieren zu können.
    Da wir Menschen höchst unterschiedliche Individuen sind, ist es oft sehr schwer feststellen zu können, ob Betroffene nur vorübergehend aufgrund ihrer persönlichen Situation Missbrauch betreiben, oder sich bereits eine Sucht manifestiert hat.

    Bei manchen Betroffenen spielt die Konsummenge und Regelmäßigkeit eine Rolle, bei anderen wieder ist weder Menge noch Regelmäßigkeit ausschlaggebend.
    Auch die Wahl des alkoholischen Getränks ist nicht ausschlaggebend, weil es psychisch und physisch nur auf den tatsächlich im Getränk vorhandenen Reinalkohol ankommt. So meinen zum Beispiel Biertrinker oft, ihr Konsum wäre weniger schädlich, wie wenn sie Schnaps oder andere Spirituosen trinken würden. Das ist sehr häufig ein fataler Denkfehler!

    Zusammengefasst kann man sagen: Können Betroffene über längere Zeiträume alkoholische Getränke nicht mehr problemlos, und ohne über die Entscheidung großartig nachdenken zu müssen, weglassen, steigt die Gefahr in die Sucht-Falle zu tappen drastisch an. Leider wird Alkohol häufig als Entspannungsmittel eingesetzt, weil er verhältnismäßig sehr schnell wirkt, und weil andere Entspannungstechniken und Methoden, mit schwierigen Situationen umzugehen, nie erlernt wurden.
    Auch als Lösungsmittel für die Lockerheit bei Partys und anderweitigen Geselligkeiten ist Alkohol gern in Gebrauch. Dabei wäre es richtiger, wenn Menschen, die Probleme mit ihrem Selbstwert und ihrer Selbstsicherheit haben, nüchtern an ihren Persönlichkeitsdefiziten „arbeiten“ würden.

    Aus meiner Erfahrung kann ich Dir folgende Parabel zum Nachdenken geben:
    Würde man 10 unterschiedlichste Menschen, aus unterschiedlichsten Berufen, und aus unterschiedlichsten sozialen, finanziellen und intellektuellen Schichten kommend, gemeinsam an einen Tisch setzen, und sie miteinander Alkohol trinken lassen, dann hätte man wenig Chancen zu erraten, wer von den Trinkern am Ende an der Flasche hängen bleibt, und wer nicht.
    Am Ende würde 3 von ihnen am Tisch und mit ihrem Getränk sitzen bleiben, und weitertrinken müssen.
    Hätte man zuvor eine Wette abgeschlossen, wer diese Drei sein würden, läge man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit völlig daneben.

  • Hallo Dietmar,

    Erst einmal danke für die lange Antwort.
    Würde man quasi also hauptsächlich sagen, wenn eine Person trinkt um etwas zu kompensieren, dass dann ein Problem vorliegt, oder auch nicht?

  • Das ist zwar sehr kurz gefasst, und ich würde es leicht abschwächen in „dass dann eine Suchtproblematik entstehen könnte – oder schon vorhanden sein kann“.

    Was Du dabei aber vor allem an Wichtigem ansprichst: Die Wirkung!
    Wenn man eine psychoaktive Suchtsubstanz, und eine solche ist Alkohol, fast ausschließlich wegen ihrer Wirkung konsumiert, um den psychischen Zustand zu erreichen, der gerade erwünscht ist, dann ist zumindest die Gefahr für die Entstehung Sucht extrem hoch.

    Andererseits gibt es natürlich auch keinen Freibrief, wenn jemand regelmäßig und viel Alkohol konsumiert. Auch dann werden langfristig dieselben Mechanismen für die Suchtentstehung in Gang gesetzt.
    So unter anderem die sogenannte „Toleranzentwicklung“. Das bedeutet, Betroffene scheinen immer mehr zu vertragen, benötigen auch immer mehr, um dieselbe Wirkung wie vormals zu erreichen.

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