Alkoholiker oder nicht?

  • Hallo ihr Lieben!

    Ich bin Marion, 51 Jahre alt und seit 11 Jahren mit meinem jetzigen Mann (56) verheiratet (insgesamt 17 Jahre Beziehung).
    Seitdem ich ihn kenne, trinkt er täglich (immer ab 18.00 Uhr) etwa 1 Flasche Wein und nach dem Essen evtl. noch 1-2 halbe Liter Bier. Früher kam auch gerne noch der eine oder andere Ouzo/Grappa dazu. Heute eher selten, aber ich kontrolliere es auch nicht (bis jetzt!)

    Darauf angesprochen weicht er mir aus, wechselt das Thema, erzählt, dass der Alkohol ihn halt entspannen würde und er dann besser schlafen könne, dass er ja schließlich nicht schon morgens oder am Nachmittag trinken würde (das ist bei ihm total verpöhnt) und das es ihm halt einfach "Freude" machen würde...

    Richtig betrunken ist er eigentlich auch nie, nur ab und an, dann scheint er es zu übertreiben, dann liegt er schon um 9 Uhr im Bett und am nächsten Morgen hat er verquollene Augen.
    Ich sage bewusst "scheint" er es zu übertreiben, da er mit einem Glas Wein um 18h im Wohnzimmer beginnt und Punkt 19h nach oben in sein Arbeitszimmer verschwindet um seine Ruhe zu haben und am PC zu daddeln.
    Wieviel er wirklich trinkt versuche ich gerade (durch zählen der Flaschen und Dosen) herasuzufinden.

    Aktuell haben wir 23 Flaschen Rotwein und 18 halbe Liter Bier im Haus, nicht schlecht für einen 2-Personenhaushalt ohne regelmäßigen Besuch.

    Ich höre euch schon stöhnen:"Ach Gott, der trinkt und da fragt sie uns noch?"

    Ja, vllt., weil ich es einfach nicht wahrhaben will. Und weil ich mir einen Alkoholiker anders vorstelle.
    Er hat keine körperlichen Entzugserscheinungen, er zittert nicht und er trinkt auch nicht unkontrolliert (all die "Indizien" für eine Alkoholsucht, soweit ich informiert bin).
    Mittags oder nachmittags auf Feiern angebotenen Alkohol lehnt er ab.

    Aber, er will es auch mir zuliebe nicht lassen.
    Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter Alkoholikerin war und auch daran gestorben ist. Ich habe bis kurz vor ihrem Tod nicht wahrhaben wollen, letztlich musste der Arzt mich dann aufklären.

    Ich habe ein Problem mit Betrunkenen seit meiner Kindheit und bin da auch iwi traumatisiert, nachdem meine Mutter immer betrunken mit mir kuscheln wollte und hysterisch weinte, wenn ich mich ihr entzog (sie roch nach Alkohol und war iwi eine ganz "andere")

    Das alles habe ich meinem Mann erzählt und trotzdem will er nicht einmal eine TrinkPAUSE einlegen. Er sieht dazu keine Veranlassung.

    Eine Zeit lang bin ich dazu übergegangen mitzutrinken. Aber das will ich nicht mehr.
    Ich will überhaupt keinen Alkohol mehr trinken (ich bin damit aufgewachsen und er hat mich mein Leben lang begleitet, vllt. bin/war ich auch abhängig, ich weiß es nicht).
    Aber ich möchte, dass mein Mann meine Bedürfnisse respektiert und darauf eingeht. Aber er hält meine Forderungen für albern.

    Jetzt hat ihm der Arzt einen deutlich zu hohen Blutdruck attestiert und ihm ziemlich hoch dosierte Tabletten verschrieben.
    Das EKG zeigte, dass der Blutdruck schon seine Spuren hinterlassen hatte. Für meinen Mann kein Grund weniger zu trinken.

    Seine Leberwerte sind nicht gut, aber all das scheint ihn nicht zu beunruhigen oder, was ich eher annehme, er blendet das alles aus.

    Was soll ich tun? Wenn er nicht einmal mit mir darüber reden will? Mich ekelt es an, ihn dort oben jeden Abend trinken zu sehen.

    Habe ich das solange verdrängt? Oder bewerte ich da was über?

    Es wäre schön, wenn ihr mir bei der Klärung helfen könntet :)

    Liebe Grüße..Marion

  • Liebe Marion,

    Wein zum Entspannen hatte ich auch mal. Das ist ungefähr 10 Jahre her. Danach kam Wein zum Runterfahren, Wein zum Abschalten, Wein zum Vergessen, ...usw....

    Hast Du Deinen Mann mal gefragt, was er mit seinen allabendlichen Sitzungen vergessen machen möchte?

    Die Frage wird hier m.E. leider zu oft in den Hintergrund gestellt, aber aus eigener Erfahrung...Alkohol und andere Suchtmittel sind oft ein Mittel zur Kompensation unerfüllter Wünsche/Erwartungen...

    LG
    Matthias

  • Hallo Matthias,

    danke für deine Antwort.

    Ja, ich weiß von meinem Mann, dass er nie gelernt hat Lösungsstrategien zu finden.
    Er wählt grundsätzlich den Weg der Verdrängung, spielt vieles herunter oder geht Problemen aus dem Weg.
    Da er das mit dem Alkohol schon seit knapp 30 Jahren so handhabt, hat sich da natürlich ein riesiger Berg an unverarbeiteten Themen aufgehäuft.

    Er gibt auch zu (zumindest seinem Arzt gegenüber) dass er den Alkohol zum "runterkommen" und als Schlafanstoßer nutzt.
    Er weiß das alles, trotzdem weigert er sich etwas zu ändern.

    Und DAS ist das Problem. Mein Problem..

    Ich würde ihm ja jede Hilfestellung geben, aber er will es ja offenbar gar nicht angehen.
    Wir haben uns so sehr oft deshalb gestritten, inzwichen sage ich nichts mehr.
    Es hat alles nichts geändert..

    Allmählich komme ich zu dem Schluß, dass ich ihn hier wirklich sitzen lassen muss. Um mich zu retten und vllt. auch, damit er endlich mal ans Denken und Handeln kommt...

  • Nachtrag:

    Über seine eigentlichen Probleme will oder kann er kaum reden.

    Dann fängt er an die Dinge zu bagatellisieren die ihn aber offenbar schon sehr belasten.
    Er hat einen Job, der ihn sehr unterfordert. Einen Ausgleich im Privatleben sucht er sich aber nicht.
    Er redet davon, aber dabei bleibt es dann auch. Er redet viel und tut wenig.

    Außerdem leidet er auch unter gelegentlichen Angstzuständen und leichten Depressionen.
    Er nimmt dagegen Opipramol, sein Hausarzt verschreibt gern Tabletten statt auch mal andere Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen. Aber ich habe auch den Eindruck, für ihn ist die "Tablettenlösung" die einfachste und bequemste Lösung.
    Denn auch seinen hohen Blutdruck versucht er mit Tabletten zu reguilieren, obwohl er genau weiß, dass er dazu auch seinen Alkoholkonsum einschränken müsste.

    Wenn ich ihm rate, doch mal zum Therapeuten zu gehen kommt immer nur ein "ja, müsste ich vllt. mal machen", aber dann trinkt er wieder seinen Wein und alles bleibt wie es war..

    Ich habe den Eindruck, er möchte das sich etwas (was genau weiß er nicht) ändert, aber er möchte nichts dafür tun. seine Komfortzone nicht verlassen.
    Und ich habe den Eindruck, dass er sich sehr auf mich verlässt und erst etwas anfängt, wenn ich ihn fallen lasse (oder dann weitertrinkt bis zum Umfallen)
    Sein Bruder ist auch Alkoholiker, die Familie kann damit überhaupt nicht umgehen.

    Er ist eins eher bequemer Mensch, man könnte ihn auch "Muttis kleinen Liebling" nennen, ohne es böse zu meinen.
    Er weiß das auch selbst. Er hat sich nie für etwas anstrengen müssen..
    Aber mittlerweile ist er 56 und sollte evtl. mal damit anfangen. Wie lange will er noch warten?

    Was hat denn dir den Anstoß gegeben einzusehen, dass es so nicht mehr weitergeht? :)

    LG, Marion

  • Guten Morgen Marion,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und trinke jetzt schon länger keinen Alkohol mehr.

    Ich möchte Dir gerne meine Gedanken zu Deinen Schilderungen da lassen:

    Ganz spontan kam mir beim Lesen Deiner Zeilen der Gedanke, dass ich starke Parallelen zu meinem Vater sehe. Mein Vater ist jetzt Anfang 70, und er trank "sein Bier" so lange ich denken kann. Ich erinnere mich an Zeiten, als ich Jugendlicher war und er mit dem Rauchen auf hörte (oder besser: aufhören musste weil ihm der Arzt sehr deutlich gesagt hat, dass er so nicht mehr lange leben wird). Da war er praktisch jeden Abend richtig betrunken, über Monate ging das, und ich dachte: Gott, ich hab wirklich nen Alki als Papa. Dann kamen aber wieder Zeiten, wo er zwar trank, wo er auch deutlich mehr trank als das, was man als unbedenklich bezeichnen könnte, jedoch ohne sich abzuschießen. Ohne wirklich betrunken zu sein bzw. so zu wirken.

    D. h. er trank täglich "seine" Biere, mal 3 oder 4, mal 5 oder 6, oder auch mal nur eins. Er konnte eigentlich auch immer verzichten, wenn er das musste. Also z. B. weil er noch Auto fahren musste.

    Und so wechselten über die Jahre, soweit ich das im Nachhinein beurteilen kann, unterschiedliche Phasen ab. Mal eine Phase, wo er deutlich zu viel trank und auch unangenehm war, wenn er ein bestimmtes Level überschritten hatte, mal Phasen, wo er nach ein paar Bier aufhörte und eben dieses Level nicht erreichte. Abhängig war das, zumindest denke ich das, immer von seinem Wohlbefinden, seinem Stresslevel. Viel Stress bzw. Probleme = mehr Alkohol / Weniger Stress bzw. Probleme = weniger Alkohol. Ich kann mich auch an ganz wenige Zeiten erinnern, wo er gar keinen Alkohol trank.

    Da er in diesen Zeiten dann aber immer ganz besonders betonte, dass er ja schon soooo lange nichts mehr getrunken hat, gehe ich heute (wo ich selbst die Erfahrungen als Alkoholiker habe) davon aus, dass er hier bewusst Trinkpausen eingelegt hat. Weil er wusste, dass es zu viel ist und er eigentlich schon was dagegen tun wollte. Hielt aber immer nicht so lange an.

    Gut, also weiter. Auch er hat, wie meine ganze Familie, Probleme immer verdrängt. Probleme gab es offiziell nicht und es wurde schon gar nicht darüber gesprochen. Man machte es mit sich selbst aus. Einer der Gründe, warum ich selbst den Alkohol als Problemlöser gewählt habe, was mir aber natürlich erst im Nachhinein bewusst wurde.

    Nun, natürlich kam es, wie es kommen musste. Durch den Alkohol, sicher auch in Kombination mit dem fast immer deftigen Essen und zu wenig Bewegung, stellten sich nach und nach die üblichen Begleiterscheinungen = Krankheiten ein. Gicht ist z. B. eine davon. Aber auch Probleme mit dem Blutdruck, dem Magen / Darm Bereich usw. Über das viel zu hohe Körpergewicht will ich mal gar nicht sprechen.

    Wenn ich ihn also heute besuche, sehe ich immer seine Medikamentensammlung. Also das, was er gegen all seine Beschwerden von Mo - So täglich einwerfen muss. Und auch brav ein wirft. Auf sein Bier, das seiner Meinung nach ja so gesund ist und ihm einfach schmeckt, würde er niemals verzichten. Er ist zwar etwas "ruhiger" geworden, trinkt aber nach wie vor regelmäßig seine viel zu hohe Dosis und schlägt nach wie vor bei geselligen Runden deutlichst über die Stränge. Und kann aber nach wie vor verzichten, wenn er es muss (Stichwort: Auto fahren).

    Würdest Du mich jetzt fragen, ob ich glaube, dass mein Vater Alkoholiker ist, würde ich sagen: Ich weiß es nicht! So lange ich ihn kenne, wandelt er an diesem Grad des deutlichen Missbrauchs entlang. Mal einwenig mehr auf der "Alkoholiker-Seite", mal ein wenig mehr auf der "Etwas zu viel trinken"-Seite. Den klassischen Weg, den ich nun so oft schon gelesen und auch persönlich erzählt bekommen habe, nämlich den kontinuierlichen Weg immer tiefer in die Sucht hinein bis zum unvermeidbaren Untergang, den ist er nie gegangen. Und ich vermute, den wird er so auch nicht mehr gehen.

    Was will ich damit sagen?

    Ich will Dir damit erst mal sagen, dass ich keine Ahnung habe, ob Dein Mann Alkoholiker ist oder nicht. Klar ist, dass er zu viel trinkt und damit seine Gesundheit enorm gefährdet. Klar ist auch, dass er hochgefährtet ist, in die Sucht zu rutschen, wenn er sich nicht schon darin befindet.

    ABER: Das alles hilft Dir ja nichts. Für Dich ist es doch egal, ob er Alkoholiker ist oder nicht. Du hast ein Problem mit der jetzigen Situation. Dich ekelt es an ihn so zu sehen. Du willst das alles nicht.

    Völlig unabhängig davon ob er Alkoholiker ist oder nicht. Und er will nicht darüber reden und er will weiter trinken (egal aus welchem Grund).

    Somit stellt sich doch jetzt die Frage, was das für DICH bedeutet. Welche Konsequenzen Du daraus ziehen willst.

    Ich nehme nochmal Bezug auf meinen Vater. Meine Mutter war sicher nicht immer glücklich mit dem Alkoholkonsum ihres Mannes. Aber, so meine ich jedenfalls, sie hat sich damit arrangiert. Die zwei haben ihren Weg gefunden und ich möchte behaupten, sie lieben sich nach wie vor. Sie gehen ihren Weg gemeinsam, meine Mutter lässt ihm seins, lässt ihm auch "seine Bierchen" und hat ihre eigenen Freiräume geschaffen. Ich möchte jetzt mal meinen: Die beiden harmonieren.

    Ich denke, auf nichts anderes kommt es an. Zumindest wenn ich das mal aus der Sicht meiner Mutter sehe. Ginge es ihr nicht gut damit, müsste sie Konsequenzen ziehen.

    Ähnlich sehe ich das bei Dir bzw. auch bei jedem anderen Angehörigen eines Trinkers. Es ist ja gemeinhin bekannt, dass niemand einen Trinker vom Alkohol weg bringt, wenn dieser das nicht selbst möchte. D. h. jetzt nicht, dass man den trinkenden Partner einfach machen lassen soll, weil man ja sowieso nichts erreichen kann. Selbstverständlich sollte man ihn oder sie ansprechen, seinen Standpunkt klar machen. Und natürlich kann man dem Trinker auch klar machen, dass man ihn unterstützen möchte, im helfen möchte oder helfen wird um vom Alkohol weg zu kommen. Jedoch halte ich es für mindestens genauso wichtig klar zu machen, was passiert, wenn er weiter trinkt. Und zwar nicht bezogen auf die zu erwartende gesundheitliche Entwicklung des Trinkenden, sondern bezogen auf die Konsequenzen, die man als Partner ziehen wird wenn sich am Trinkverhalten nichts ändert.

    Aus Deinen Zeilen entnehme ich, dass Du bereits mehrmals versucht hast mit ihm zu reden. Er aber immer blockt oder abstreitet. Es liegt also an Dir, wie Du jetzt damit umgehst, was Du Dir diesbezüglich noch zumuten möchtest oder wo Du Deine Grenzen ziehst. Er scheint nicht bereit zu sein, etwas zu ändern. Also gar nichts, wenn ich Dich richtig gelesen habe. Damit musst Du Dir die Frage stellen, ob und wie lange Du das dann noch so weiter machen willst. Oder ob Du Dich z. B. lieber trennen willst.

    Wobei ich betonen möchte, dass ich es immer für gut empfinde um eine Beziehung zu kämpfen. Wenn man denn auch einen Sinn darin sieht. Wie das bei Dir / Euch ist, kannst nur Du beantworten. Wenn alles versucht wurde, nichts fruchtet, bleibt am Ende aus meiner Sicht nichts anderes als eine Entscheidung!

    Zitat

    Was hat denn dir den Anstoß gegeben einzusehen, dass es so nicht mehr weitergeht? :)


    Du hast diese Frage ja Trotzpeter gestellt. Ich will sie trotzdem mal beantworten, also auf meine Person bezogen:

    Ich war am Ende! Psychisch ein Wrack, körperlich zeigten sich deutliche Symptome meiner Alkoholkrankheit. Ich hatte eine Lügenwelt aufgebaut, funktionierte nur noch irgendwie und hatte keinerlei Perspektive mehr. Äußerlich wusste aber niemand wie es wirklich war. Ich hatte Familie, Kinder, war gut im Job und tat so, als wäre ich der Held und alles prima. Tatsächlich aber hatten mich über 10 Jahre Sucht in einen komplett anderen Menschen verwandelt.

    Eines Abends kam es zu einer Konfrontation mit meiner Frau. War ne' schlimme Geschichte, auf die sie mich ansprach, jedoch nichts, was ich nicht wieder durch zahlreiche Lügen hätte hinbügeln können. Plötzlich und völlig ungeplant wusste ich aber in diesem Moment: Jetzt ist Schluss. Jetzt mache ich reinen Tisch und ab jetzt werde ich nie mehr Alkohol trinken.

    Tja, und so kam es dann auch. Ähm - stark gekürzt und es folgten die intensivsten und teilweise auch wirklich schlimmen Tage, Wochen und Monate meines Lebens. Ich ging sofort in eine SHG, ging zum Arzt, zur Beratung, zum Psychologen und viele mehr. Nie mehr trinken, das war alles was ich wollte. Es folgte Trennung von meiner Frau, damit auch der "Verlust" meiner Kinder. Ich ging duch die Hölle (selbstverschuldet durch meine Sucht, wie ich betonen möchte) und aus selbiger wieder heraus. Ich bin heute ein sehr glücklicher Mensch.

    Die Gründe, warum jemand mit dem Trinken aufhört sind genauso vielfältig, wie die, warum jemand damit anfängt. Bei manchen langt der Verlust des Führerscheins, oder des Jobs. Andere hören "einfach so auf", spontan, weils "klick" gemacht hat. Leider aber, leider trinken die meisten Alkoholiker einfach weiter. Schaffen es nicht, oder nur kurz mit dem Trinken aufzuhören und leiden dann an den Folgen ihrer Sucht. Und ich denke mir: Das ist ok so, wenn ich mich für Trinken entscheide, dann muss ich auch die Konsequenzen tragen. Was ich aber eben nicht in Ordnung finde ist, wenn Anghörige oder Partner ebenfalls mit in den Abgrund gerissen werden. Und das ist leider fast immer der Fall.

    Darum kann ich nur sagen: Achte auf DICH, es ist DEIN Leben. Er hat seines und dafür auch selbst verantwortlich. Und Du bist für Deines verantwortlich. Gehe achtsam damit um, Du hast nur dieses eine.

    Alles alles Gute, viel Kraft und ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg für Dich finden wirst.

    LG
    gerchla

  • Liebe Marion,

    Deine Kernfrage lautet ja: „Ist mein Mann Alkoholiker – oder (noch) nicht, und wie kann ich ihn davon überzeugen, dass er seine Sucht zum Stillstand bringen kann?“
    Die Antwort darauf lautet: „Jein! Wenn, wie Du schreibst, Dein Mann keinerlei Einsicht in seine Sucht hat, dann kannst Du de facto gar nichts machen – außer daran (mit) kaputt zu gehen.

    Benütze mal die Suche hier und gib „Craft“ ein. Das ist ein Programm für Angehörige, die ihre Partner motivierend unterstützen wollen, zumindest weniger zu trinken (was meist nur funktioniert, wenn „lediglich“ Missbrauch betrieben wurde, aber nicht bei einer manifestierten Sucht), und sich selbst dabei nicht aus den Augen verlieren möchten (Co-Abhängigkeit).“

    Ich glaube, dass Du viel besser als jeder andere weißt, wo Dein Mann mit seinem Alkoholkonsum steht.
    Ich denke aber, Du hast dasselbe Problem, wie viele Angehörige, dass Du Deiner eigenen Wahrnehmung, vor allem aber Deinen eigenen Partnerschaftsvorstellung nicht mehr so richtig traust.
    Du schreibst über die leidvollen Erfahrungen mit Deiner trinkenden Mutter. Ich vermisse (auch dabei) Hinweise darauf, wie sehr Du Dich dabei mit Deiner eigenen Befangenheit und Verstrickung (Stichwort: Co-Abhängigkeit, die heimliche Krankheit) befasst hast?

    Über Deinen Mann schreibst Du, „dass er nie gelernt hat, Lösungsstrategien zu finden“. Hast Du denn für Dich gelernt für dieses Szenarium (trinkender Partner) eine Lösungsstrategie zu entwickeln?
    Sind Deine Themen, besonders in Hinsicht der ungesunden und belastenden Beziehung zu Deiner Mutter, auf- und abgearbeitet – oder auch, wie Du bei Deinem Mann annimmst, verdrängt?

    Kurz zusammengefasst: Du irrst, wenn Du denkst, dass das Suchtproblem Deines Mannes, Dein Problem wäre!
    Dein Problem ist, dass Du nicht weißt, wie Du Dich aus der Verstrickung in seine Sucht lösen und befreien kannst. Ggf. sogar ohne sich von ihm gleich trennen zu müssen!
    Du bist in seiner Sucht mitgefangen, auch, weil Du glauben möchtest, dass Du ihm helfen könntest – obwohl Du gleichzeitig Dir selbst nicht helfen kannst.

    Sehr empfehlenswert wäre für Dich der Besuch einer Selbsthilfegruppe für Angehörige, wo Du von anderen Betroffenen erfährst, wie sie sich aus der Co-Abhängigkeit gelöst haben.
    Auch ein Gespräch mit der Suchtberatung, die Angehörige bei ihrem Problem berät, ggf. auch mittels ambulanter Co-Abhängigkeitstherapie weiterhelfen kann.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!