Süchtig oder nicht?

  • Hallo Ihr,
    Ich weiss gar nicht wie ich anfangen soll. Es geht um meine Schwiegermutter. Mein Mann und ich wissen nicht was wir machen sollen.
    Es hat ca. 2015 angefangen.
    Meine Schwiegereltern hatten schon lange regelmäßig Schnaps getrunken. Aber ich fand es war in Maßen. Und wenn wir am Wochenende zu Besuch waren haben wir auch zu viert getrunken. Und es war ok. Aber bei der Mutter ist es dann immer schlimmer geworden. Sie hat sehr oft getrunken und auch heimlich. Und vorallem auch früh schon. Wir wohnen eine Stunde entfernt. Und wenn wir am Wochenende hin gefahren sind, war sie schon betrunken als wir angekommen sind. Sie hatte zu nichts mehr Lust und ihr war irgendwie alles egal. Mein Schwiegervater lässt jedes Jahr sehr viel Schnaps brennen und sie hatten immer Schnaps im Haus. Mein Mann hat so oft auf sie eingeredet sie solle doch aufhören zu trinken. Aber es brachte nichts. Nach einem Jahr hatte sie sich endlich dazu entschlossen eine Therapie zu machen. Aber nicht wegen dem Alkohol sondern wegen Depressionen, die sie hatte.
    Es hatte auch gut geholfen. Sie trank so gut wie gar nichts mehr. Während der Therapie hat ihr Mann sich von ihr getrennt. Und er hatte schon ein halbes Jahr eine Neue. Das hatte er ihr aber nicht erzählt. Er sagte immer er kann nicht mehr mit ihr zusammen sein.
    Das alles hat sie ziemlich mit genommen. Aber sie war stark und es ging ihr schnell den Umständen entsprechend besser. Sie sagte im Nachhinein immer, sie hätte damals soviel getrunken, weil das zwischen ihr und ihrem Mann immer schlimmer wurde. Jetzt sind sie schon fast 2 Jahre getrennt. Sie wohnt alleine in einer Wohnung. Und hat es eigentlich gut. Sie geht normal arbeiten. Aber sie trinkt wieder oder immer noch sehr regelmäßig, vorallem wenn sie ein Tief hat. Und sie trinkt gerne wenn sie frei hat. Aber das dann auch mittags schon. Und ich denke auch nicht so wenig. Mein Mann schimpft auch jedesmal mit ihr wenn sie getrunken hat. Wenn sie telefonieren oder sie schreibt merkt man es auch wenn sie getrunken hat. Und wenn er sie dann fragt sagt sie immer nein. Das geht dann immer hin und her bis sie es dann doch zugibt aber trotzdem wegen der Menge lügt. Zb. Sie hätte nur ein Bier getrunken. Aber nach einem Bier ist sie nicht so drauf. Gestern hatte sie Geburtstag und wir waren um halb eins dort. Da war sie sehr gut drauf. Mein Mann hatte wieder gefragt und sie sagte nein. Sie meinte dann noch sie hätte viel geweint. Das klingt für mich ein bisschen nach Masche. So als würde er nicht so schimpfen wenn sie sagt sie hätte geweint. Und heute war sie beim Schreiben auch wieder komisch. Sie hatte dann heute auch zugegeben das sie ein Tief hat, aber wegen Trinken nichts gesagt. Sie hat es nicht leicht und ist auch alleine. Sie denkt viel über die Vergangenheit nach, und was ihr Mann ihr angetan hat macht sie fertig. Aber es nervt einfach nur noch. Sie ist total anders wenn sie getrunken hat und ich habe keine Lust mehr hin zu fahren. Mein Mann ist auch genervt aber er weiss nicht was er machen soll. Das komische ist wenn sie ein paar Tage bei uns ist trinkt sie nichts. Und ich denke wenn sie arbeiten geht trinkt sie auch nicht. Ist das schon Sucht? Was sagt ihr dazu? Und was können wir machen? Habt ihr Tips?
    Lg

  • Hallo Lajalu,

    jetzt ist Dein Thread schon so alt und ich wundere mich sehr, dass noch niemand geantwortet hat.

    Und da ich jetzt auch gar nicht weiß, ob Du noch ins Forum schaust, belasse ich es einfach mal bei einer ganz kurzen Antwort, die ich ausführlicher schreiben kann wenn/falls Du hier antworten solltest... nixweiss0

    Zitat

    Ist das schon Sucht?

    Ja, dass ist definitiv schon Sucht. Deine Schwiegermutter ist eine Alkoholikerin. Und ich behaupte, so wie ich den Text interpretiere, nach wie vor depressiv.

    Beides ein Problem, aber zwei lösbare Probleme.

    Ich warte einfach mal auf Deine Antwort... 44.

  • Hallo Proky, vielen Dank für deine Antwort.
    Ich finde es auch schade, dass mir noch keiner geantwortet hat. Aber ich schaue trotzdem regelmäßig nach. Was uns bei ihr so unsicher macht ob sie nun süchtig ist oder nicht ist, dass sie wie gesagt ein paar Tage auch ohne Alkohol auskommt. Dachte wenn man süchtig ist braucht man den Alkohol fast täglich? Und natürlich sagt sie sie hätte kein Suchtproblem. Freu mich auf deine ausführliche Antwort.

  • Hallo Lajalu85,

    Zitat von “Lajalu85“

    Ich finde es auch schade, dass mir noch keiner geantwortet hat.


    Es ist nicht immer einfach etwas wirklich Sinnvolles zu antworten, dann schreibe ich besser nichts dazu.
    Im Gegensatz zu Proky kann ich Dir nicht sagen, ob Deine Schwiegermutter Alkoholikerin ist oder nicht. Deinem Beitrag nach ist es offensichtlich, dass sie zeitweise ein Problem damit hat, ihren Alkoholkonsum moderat zu halten.
    Aber es gibt so viele Graustufen zwischen Missbrauch und Suchtmittelabhängigkeit, dass sich sogar qualifizierte Fachleute keine bindende Diagnose zutrauen – schon gar nicht via Ferndiagnose.

    Deine Schwiegermutter trinkt um ihr Alleinsein und ihre Enttäuschungen mittels dem Alkohol vergessen zu können, bzw. die Schmerzen daran besser aushalten zu können.
    Aus der Ferne gesehen scheint es so, als hätte sie keine andere Alternativhandlungen, bzw. würde keine solche kennen.

    Es würde also Sinn machen, wenn Du und Dein Mann ihr wirklich helfen wollt, Ihr würdet mit Ihr über andere Möglichkeiten sprechen, bzw. sie dazu animieren und motivieren, dass sie selbst nach Alternativen (statt saufen) Ausschau hält.
    Nur immer wieder sagen "hör doch bitte mit dem Trinken auf" bringt i.d.R. nicht viel ...

    Wenn sie schon Therapieerfahrung wegen ihrer Depressionen hat, dann könnte man ihr vielleicht vermitteln, dass sie jetzt in der aktuellen Situation mal bei einer Suchtberatung vorsprechen könnte, um ggf. dort dann in einer ambulanten Gesprächstherapie zu lernen, wie sie mit ihrer Einsamkeit ohne Alkohol zurechtkommen kann?
    Ggf. ist sie dafür empfänglicher, wenn Ihr der Schwiegermutter vermitteln könnt, dass zur Suchtberatung nicht „nur“ Alkoholiker gehen, sondern auch Menschen, die sich gefährlich einer Suchtmittelabhängig angenähert haben.

    Was ich erfahrungsgemäß dazu schreiben kann: Vorwürfe und Vorhaltungen wegen der aktuellen Trinkerei fördern mit hoher Wahrscheinlichkeit nur eine Trotzhaltung, und die Reaktion darauf ist meist „jetzt erst recht“ und/oder „mich versteht sowieso niemand“ …

  • Liebe Lajalu,

    zunächst einmal Dir, Deinem Mann und auch Deiner Schwiegermutter, allen unbekannterweise frohe Ostern! :blumen:


    Dachte wenn man süchtig ist braucht man den Alkohol fast täglich?

    Nicht zwangsläufig!
    Es gibt verschiedene Arten und Stufen der Abhängigkeit. Jemand der körperlich abhängig ist (der sog. Spiegeltrinker) der braucht in der Tat täglich seinen Alkohol um u.a. den körperlichen Entzugserscheinungen, wie zittern, Schweißausbrüche etc vorzubeugen.

    Jemand der psychisch abhängig ist, z.b. der Erleichterungstrinker (der war ich!) oder der Genusstrinker und sogar der sog. Quartalssäufer - die brauchen nicht (nicht zwangsläufig!) den täglichen Konsum von Alkohol.
    Nichtsdestotrotz sind auch diese Menschen (psychisch) alkoholabhängig!
    Die körperliche Abhängigkeit ist dann nur noch eine Frage der Zeit...


    Die Grenze zwischen einem unbedenklichen Alkoholkonsum und dem Alkoholmissbrauch, ist durch die WHO fest definiert und eine klare Größe. (Missbrauch = bei Frauen >12g Alkohol täglich).
    Während die Grenze zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit (leider) nicht so einfach zu definieren ist und eher fließend verläuft. Dass ist das, was Dietmar als Graustufen beschrieben hat.

    Das Deine Schwiegermutter Alkoholmissbrauch betreibt, darüber brauchen wir ja nicht zu diskutieren.

    Ich gebe zu, dass es in der Tat anmaßend erscheinen mag sich nun hinzustellen und zu sagen, dass Deine Schwiegermutter eine Alkoholikerin sei - die Diagnose selbst kann freilich nur ein Arzt stellen - nichtsdestotrotz stehe ich aber zu meiner o.g. Aussage aufgrund Deiner Beschreibung:

    Der Schnaps gehörte ja schon Zeit seines Lebens zum (alltäglichen) Leben Deiner Schwiegereltern dazu.

    Zudem trinkt nach Deiner Aussage Deine Schwiegermutter:

    - oft

    - heimlich

    - regelmäßig

    Deine Schwiegermutter

    - durchläuft eine offensichtliche Wesensveränderung

    - lügt

    - verleugnet den Konsum

    - trinkt um der Trennung zur entfliehen

    Zudem schreibst Du, dass die Situation im Vergleich zu früher schlimmer geworden sei.


    Hier liegen nicht gerade wenige Punkte auf dem Tisch, die es aus meiner Sicht und auch aus der Sicht der Suchtforschung, mehr als offensichtlich erscheinen lassen, dass hier schon eine psychisch bedingte psychologische Abhängigkeit vorliegt.
    Und ich persönlich glaube auch nicht, dass Du Dich an ein Alkoholforum wenden würdest, wenn Du selbst Zweifel an der Abhängigkeit Deiner Schwiegermutter haben würdest.

    Ich jedenfalls bleibe und stehe zu meiner Aussage! Deine Schwiegermutter ist eine (psychisch abhängige) Alkoholikerin.


    Die Frage jetzt ist, wie geht man, Du und Dein Mann damit um?

    Für Angehörige ist es grundsätzlich immer sehr schwierig in solchen Fällen etwas zu unternehmen. Denn die Einsicht etwas tun zu müssen, kann nur vom Betroffenen selbst erfolgen!

    Vorwürfe bringen, wie schon erwähnt, gar nichts positives, sie fördern eher nur die Abwehrhaltung.

    Drohungen (z.B. Kontaktabbruch) sind sehr mit Vorsicht zu genießen, da man sich stets bewusst sein sollte, dass man eine Drohung auch mit allen Konsequenzen umsetzen sollte. Tut man dies nicht, erscheint man bei der betreffenden Person als unglaubwürdig.

    Also von Vorwürfen und Drohungen, davon würde ich Euch weitgehensd abraten!


    Stattdessen rate ich Euch zu einer klaren Stellungnahme und Abgrenzung:

    - Sagt der Schwiegermutter, dass ihr Euch sorgt über ihr Verhalten

    - sagt ihr, dass sie sich ärztliche Hilfe suchen soll z.B. Hausarzt, SHG, Sucht/Depressionsberatung

    - Sagt auch, dass ihr sie betrunken nicht ertragen könnt und wollt!

    - macht Euch zwei selbst klar wie weit ihr ihre Gesellschaft ertragen könnt und wollt und wann nicht mehr ggf. was das für Konsequenzen hat.

    Bedenkt aber dabei: Die Entscheidung etwas zu unternehmen liegt an Ihr und nicht an Euch - Ihr könnt und dürft sie zu nichts zwingen!

    Sprecht auch selber mit eurem Arzt und einer Suchtberatung - holt Euch Hilfe/Infos von so vielen Menschen wie möglich. für Auch jede SHG bietet Platz für Angehörige, dann seid ihr schon mal nicht so alleine Z.B. die Guttempler oder das blaue Kreuz...


    In der Tat, hat die (professionelle) Trauerbewältigung bzw Depressionen Deiner Schwiegermutter einen gewissen Vorrang. Dann hat sie auch die Energie ihren Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen - aber wie gesagt: beides muss sie alleine wollen. Und erst dann kann man, könnt ihr, sie unterstützen.


    Ich hoffe, dass ich dir ein klein wenig weiterhelfen konnte.

    Schreibe ruhig wenn Du noch mehr Fragen hast oder neue Situationen auftauchen.

    Alles Gute Euch Dreien!

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