wiess nicht mehr weiter

  • Hallo,

    meine Name ist Sam und ich bin 29 Jahre..
    Normalerweise bin ich eine sehr Verantwortungsbewusste und Zielstrebige junge Frau. Ich habe Touristikmanagement studiert und bin die letzten Jahre viel unterwegs gewesen. Zuletzt habe ich als Director in einem kleinem Hotel in der Schweiz gearbeitet.

    Vor ungefähr einem Jahr habe ich meinen Vater an Lungenkrebs verloren und vor 2 Monaten auch meine Mutter. Mein ganzes Drama begann mit dem Tode meines Vaters. Ich bin nicht damit zurecht gekommen, weil ich auch nicht die Möglichkeit hatte mich mit ihm Auszusprechen oder auch Abschied zu nehmen. Nach seinem Tode fing ich an mich bis in die Bewusstlosigkeit zu betrinken, doch wegen meiner Mutter bekam ich diesen Zustand wieder in den Griff. Doch jetzt habe ich auch meine Mutter verloren und seit seit dieser Zeit bin ich ständig betrunken. Ohne Alkohol ertrage ich das Leben nicht mehr. Ich weiss einfach nicht mehr was ich machen soll..

    Einmal editiert, zuletzt von sam (21. Februar 2014 um 00:52)

  • Hallo Sam,

    Vater und Mutter zu verlieren ist traurig. Und wenn das dann auch noch innerhalb eines so kurzen Zeitraums passiert, ist das traumatisch.
    Da braucht man Hilfe.
    Zurzeit suchst du dir diese Hilfe beim Alkohol. Aber der kann dir nicht wirklich beistehen.
    Ich kann dir deshalb nur raten, dir echte Hilfe zu suchen. Und die findest du bei psychologisch geschulten Ärzten.

    Alles Gute

    Katro

  • Liebe Sam,

    erstmal mein Beileid zu diesem herben Verlust in so kurzer Zeit.
    Es ist verständlich, dass Dich das aus der Bahn geworfen hat und wirft. Gleich der Verlust beider Elternteile innerhalb so kurzer Zeit ... das muss erstmal verkraftet werden. Wenn dann noch etwas dazukommt wie, dass Du Dich mit Deinem Vater nicht mehr aussprechen und Du Dich nicht verabschieden konntest, lastet das natürlich zusätzlich nicht nur doppelt, sondern mehrfach ...
    Ich wüsste auch nicht, wie ich damit alleine klarkommen sollte.

    Du ja offenbar auch nicht ("ohne Alkohol ist das Leben nicht zu ertragen") und da greifst Du zum erreichbarsten Betäubungsmittel, das Du zudem legal erhalten kannst, um wenigstens ein wenig den Schmerz abzufedern.
    Dass das aber keine Lösung ist, weißt Du ja (offenbar) selber.

    Ich schließe mich Katros Rat an: Ich würde mir an Deiner Stelle sehr dringend therapeutische Unterstützung suchen. Ich weiß nicht, ob Du noch in der Schweiz lebst oder in D, hier ist es zumindest bedauerlich schwer, gute und schnelle Hilfe zu bekommen.
    Aber es ist möglich!
    Erster Anlaufpunkt wäre der Hausarzt (wobei die meiner Erfahrung nach nicht immer unbedingt wirklich gut sind, wenn es um psychische Probleme geht - davon dann nicht unterkriegen lassen). Lass Dir eine Überweisung zum Psychotherapeuten geben und mach am besten Termine bei gleich zwei, drei verschiedenen. Und lass Dich nicht entmutigen: Es ist völlig normal, dass man ein, zwei, drei ausprobieren muss, bis man den/die für SICH richtige/n findet. Und die Wartezeiten hier sind lang - aber es gibt meist Schleichwege, vor allem in so dringenden Fällen.
    Von außen betrachtet (und ohne eine Ferndiagnose stellen zu wollen), läuft das bei Dir unter Krisenintervention - es ist ja eine akute Krise, die sich auf aktuelle Ereignisse bezieht, mit denen Du (verständlicherweise) nicht klarkommst und sofort Hilfe brauchst.
    Hast Du über die Möglichkeit nachgedacht, eine stationäre Kur zu machen? Dann hättest Du einen Ort, an dem Du zur Ruhe kommen kannst, Unterstützung bei Deiner Trauerarbeit bekommst und vor allem wahrscheinlich nur gering Gefahr läufst, mit Alkohol zu betäuben.
    Zu so einer Kur/Reha kann Dich auch (D)ein normaler Arzt direkt ins Krankenhaus einweisen (hört sich jetzt vielleicht nach Zwangseinweisung an, ist es aber nicht - es geht nur darum, die auch für Rehas verhältnismäßig lange Wartezeit zu verkürzen und das ist auf diesem Weg möglich). Bzw. manche psychosomatische Kliniken laufen eben unter Krankenhaus, so dass so eine Über-/Einweisung möglich ist.
    Wenn eine stationäre Kur für Dich nicht in Frage kommt und ein Termin bei einem Psychotherapeuten (am besten suchst Du Dir gleich einen, der sich gut und speziell mit Trauerbegleitung auskennt) zu lange dauert, gibt es auch noch die Möglichkeit, Dir bei Organisationen wie z.B. der Caritas, Diakonie o.ä. schnellere Hilfe und Begleitung zu holen. Die haben eine Beratungsstelle, wo Du schnell einen Termin bekommst (und sogar einen Online-Chat, vielleicht das als erster Anlaufpunkt, da kannst Du Dich erstmal anonym beraten lassen, wie Du Hilfe bekommst?). Letztlich gibt es auch noch das Seelsorgetelefon, bei dem Du Dich auch nicht scheuen solltest, dort anzurufen, wenn Du gerade mal wieder ganz abstürzt. Oft können die einem auch weiterhelfen und Tipps geben, wie und wo Du akut Hilfe bekommst an Deinem Wohnort.
    Als ein letzter Punkt: Vielleicht siehst Du mal, ob es in Deiner Nähe eine Selbsthilfegruppe zum Thema Abschied/Tod gibt? Ich bin in einer SHG (zu einem völlig anderen Thema als Alkohol) und habe die Erfahrung gemacht, dass mir der Austausch mit den anderen SEHR gut tut - besser als so manch therapeutisches Gespräch, denn andere Betroffene können noch am besten verstehen, was in einem vorgeht. Wobei es bei Dir aus der Ferne danach klingt, als solltest Du erstmal "rundum" versorgt werden und zur Ruhe kommen.

    Und ganz schlussendlich möchte ich Dir noch sagen, dass es auch nach dem Tod Deines Vaters noch möglich ist, Dich mit ihm auszusöhnen und Dich von ihm zu verabschieden - selbst wenn er nicht mehr hier ist. Das geht, versprochen.

    Lieben Gruß

    Feuervogel

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