Kontakt mit den Kindern

  • Guten Morgen, es ist schon einiges passiert bei mir, was in eine selbstbestimmte Zukunft geht für mich und die Kinder, aber nun habe ich doch große Unsicherheiten. Kurz zur Situation. Ich bin seit über 10 Jahren mit einem ausländischen Alkoholiker verheiratet. Habe erst gedacht, ich kann damit leben. Habe zwei Kinder mit ihm (10 und 1,5). Habe mein Helfersyndrom ausgelebt und immer wieder (wie ich dachte) der Kinder zuliebe, eingelenkt, wenn er unzuverlässig, zurückgezogen, depressiv oder ähnliches war. Ein großer Schritt war der Umzug in zwei Wohnungen vor drei Jahren. Trotzdem kleben wir seitdem noch zusammen. Immer wieder Gummibandbeziehung. Bis ich vor einer Woche beschlossen habe nicht mehr zu warten...darauf, dass er in Therapie geht...darauf, dass wir ein klärendes Gespräch mit Mediator/Therapeut/Freund führen...darauf....dass alles wieder gut wird. Und habe ihm am Telefon gesagt, dass ich Abstand will. Er war zunächst irritiert. Traurig. Versteht nichts. Hat sich zurückgezogen. Nun der Kontakt über whatsapp zu meiner Tochter. Er will am Wochenende kommen. Und bei mir große Fragezeichen. Soll ich mich einmischen? Ihm schreiben (ans Telefon geht er nicht), dass Kontakt nur über mich läuft? Den beiden sagen, Treffen ja, aber nicht in meiner Wohnung (so war es bisher immer)? Druck machen, dass er auch den Kleinen mal trifft?
    Ich finde es total schwierig, da einen Weg zu entwickeln. Ich will den Kindern ja nicht den Kontakt mit ihm verhindern, aber andererseits finde ich es schwierig ohne Kommunikation, Regeln, Absprachen und Planung zu agieren (das will er alles nicht). Freue mich über gute Hinweise.

  • Hallo und Herzlich Willkommen!

    Ich bin selbst Alkoholiker, seit einigen Jahren trocken, Vater zweier Kinder und seit kurzem geschieden (Grund war NICHT der Alkohol).

    Und bei mir große Fragezeichen. Soll ich mich einmischen? Ihm schreiben (ans Telefon geht er nicht), dass Kontakt nur über mich läuft?

    Mein Rat: Auf jeden Fall den Kontakt nur über Dich laufen lassen! So ein Kind kriegt zwar viel mit - ist aber eben nur ein Kind!
    ICH würde auch vorschlagen, dass Du auch das Jugendamt mit einbeziehst (Sorge- und Umgangsrecht). Denn im Fall eines Falles (was niemand möchte) haben dann die Behörden auch eine Handhabe ...

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel (Nerven-)Kraft!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo neuerhorizont,

    Deine Co-Abhängigkeit hast Du erkannt, Helfersyndrom mit eingeschlossen.
    Die Frage ist: Was hast Du für Dich getan, um diese Co-Abhängigkeit abzulegen?

    Erst heute Morgen hatte ich ein Gespräch mit einer Fachfrau einer Beratungsstelle, bzgl. der Angehörigensituation und Hilfsangeboten.
    Leider ist die bei weitem nicht annähernd so luxuriös, wie für Suchtkranke. Ich schrieb das schon dieser Tage hier im Form: Angesichts statistisch erfassten ca. 2 Millionen Abhängigen wird seriös von min. 8 Millionen Co-Abhängigen ausgegangen, oder zumindest solchen Angehörigen, die eine starke Tendenz zur Co-Abhängigkeit aufweisen.
    Leider denken immer noch viele Angehörige, wenn der Suchtkranke seine Sucht zum Stillstand gebracht hat (heilen kann man sie nicht), dann wäre auch „ihr Problem“ damit erledigt. Das ist ein bedauerlicher Irrtum.
    Co-Abhängigkeit in all ihren Ausmaßen ist genauso eine eigenständige, auch krank machende Krankheit, wie die Sucht. Man spricht dann von psychosomatischen Krankheitsbildern.
    Während Alkoholismus eine anerkannte Krankheit ist, taucht Co-Abhängigkeit in den Krankheitsbildern der Krankenkassen und Kostenträger nirgends auf.

    Also zu Deiner Situation: Das Eine ist Deine Beziehung zu Deinem Mann, das Andere wie Ihr den Umgang mit Euren Kindern regelt.
    Zum Ersten kann ich Dir nur empfehlen auch mal eine Suchtberatung für Suchtkranke und Angehörige aufzusuchen, und Deine Situation im Gespräch mit einer Therapeutin zu klären.
    Zum Zweiten würde es, wenn Ihr geschieden wärt, die Beratung des Jugendamts geben. Wobei ich glaube, dass das Jugendamt auch berät, wenn Ihr noch verheiratet seid, aber getrennt lebt. Im Vordergrund steht ja das Kindeswohl.

    Ich nehme an, wenn Dein Mann durch nichts Nachteiliges in seiner Rolle als Vater aufgefallen ist, also ein gemeinsames reguläres Sorgerecht (ergibt sich i.d.R. aus der Ehe automatisch) besteht, wirst Du ihm wenig vorschreiben können.
    Ich kann Dir von meinem Umgang mit meinem Sohn und meiner Ex-Ehefrau berichten: Mein Sohn hat ein eher innigeres Verhältnis zu seiner Mutter, als zu mir. Ich habe mich nie in ihre Beziehung eingemischt. Wenn er bei mir war bzw. ist, reden wir nie über seine Mutter.
    Aufgrund verschiedener Gründe fand nie ein gemeinsames Treffen statt.
    Ich finde es bis heute eine gute Lösung. Mein Sohn weiß, bei welchen Problemen er zu mir kommen kann, und sicher gibt es auch Dinge, wo er lieber zu seiner Mutter geht. So what …

    Grundsätzlich genießt Du in Deiner Wohnung das Hausrecht. Hast also die Möglichkeit Deinem Mann den Zutritt zu verbieten.
    Das könnte natürlich zur Folge haben, dass Deine Tochter aufbegehrt und Dich als Konfliktverursacherin sieht. Du musst für Dich entscheiden, ob es Dir wert ist, oder ob Du die Prioritäten auf eine gute Vater-Kinder und Mutter-Kinder Beziehung legst.
    Ich denke aber auch, dass dieses Problem jetzt eher nicht vordergründig mit seiner Sucht zu tun hat, sondern ein Problem zwischen Euch beiden ist, wie es auch bei Paaren zustande kommen kann, die mit Sucht gar nichts am Hut haben.

  • Erstmal danke für die Antworten. Ja, Termin bei der Angehörigen Sucht Beratung habe ich...aber erst in drei Wochen, eher gabs keinen Termin. Und ja, es ist eine verschachtelte Angelegenheit bei uns. Es gibt einiges, das mit dem Thema Alkohol zu tun hat, einiges, das mit dem Thema interkulturell total verschieden zu tun hat und einiges, das mit dem Umgang mit den Kindern zu tun hat. Es ist ganz schwierig, das auseinander zu ziehen. Ich schwanke auch dauernd in dem, was ich angehe.
    Und bin immer noch so wackelig, dass ich zwischendurch sogar das, was ich hier geschrieben habe durchstreichen will, um zu sagen, ist doch alles garnicht schlimm, ich liebe diesen Mann, ich bin verantwortlich für ihn und habe ihm zuwenig Perspektive geboten, damit er mit dem Alkohol aufhört, bzw. das bisschen Alkoholproblem ist doch garnicht so groß.
    Ich versuche, mich am Riemen zu reißen, nicht wieder alle Probleme herunterzuschlucken und gut Wetter zu machen. Mir zu sagen, dass das Thema ABSTAND gut getan hat ausgesprochen zu werden. Erstmal ABSTAND, um in mich hineinzuhorchen, wohin die Reise gehen kann.
    Eins weiß ich, ich will nicht mehr diesen Gummiband-Kreislauf: Er hat einen Absturz. Entschuldigt sich für nicht eingehaltene Termine (mit den Kindern). Ich bin wieder nett. Wir unternehmen was zu viert. Sogar Urlaub mit zuviel Nähe. Ich genieße es, eine Familie zu haben. Dann kommt wieder ein Tag mit Missverständnis oder Streit. Er zieht sich zurück. Hat einen Absturz....und wieder aufs Neue...

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