Völlig neben der Spur nach Entgiftung

  • Hallo zusammen,

    Ich (m20), habe nun neun Tage Entgiftung auf der Geschlossenen hinter mir. Und was soll ich sagen? Ich bin seit heute irgendwie völlig im Arsch. Ich habe schon seit ein paar Jahren getrunken, aber zu Anfang lediglich am We in Bars und Clubs mit Freunden. Da waren es schon ordentliche Mengen, aber es hat sich im letzten Jahr auf 3 Liter Wein täglich Werktags gesteigert, am We durcheinander und höhere Mengen. Dadurch habe ich in den letzten Monaten leichte Depressionen, sowie Zwangsgedanken bekommen, deshalb entschloss ich mich für die Entgiftung.

    Diese verlief unproblematisch. Ich zitterte am Anfang ein bisschen, aber das wars schon, deshalb lehnte ich ab dem zweiten Tag das Tavor ab, weil es mich sehr müde machte. Von da an nahm ich nur noch Vitamintabletten. Ich war dann die nächsten Tage klar im Kopf und verspürte auch keinen Suchtdruck. Zwar hatte ich das Gefühl als wäre das Gehirn nicht voll auf Hochtouren, z.B vergaß ich manchmal kurz was es letzten Mittag zu Essen gab, das ging aber auch vielen anderen so. Es ist dort natürlich nicht das erbaulichste Umfeld, aber die Leute waren Ok. Als ich dann noch Freigang bekam und Luft tankte ging auch der Koller weg.

    Nun wurde ich heute früh entlassen, auch da ging es mir noch gut. Aber als ich dann zu Hause war fühlte sich alles so unwirklich an, also nicht nur ungewohnt sondern als wäre ich auf Weltreise gewesen. Zwar ist mir Derealisation durch mein Gedankenkarussell und den Kater nicht unbekannt, aber so stark wars nichtmal in der Suffzeit. Sogar den Text hier zu schreiben ist ein richtiger Kraftakt, ich fühle mich als hätte man mir die härtesten Drogen verabreicht, selbst wenn ich mal davor einen Tag mal nichts zu Trinken hatte war ich glücklicher und klarer. Und jetzt bin ich ja eigentlich Entgiftet.

    Kennt ihr sowas? Können das späte Entzugserscheinungen sein oder die „ungewohnte“ Umgebung? Aber ich mein so stark? Ich habe auch aufeinmal starke Stimmungsschwankungen, aber immer noch kein Suchtdruck. Habe echt ein bisschen Angst, hoffe das bleibt nicht.

    LG

  • Hallo Sportpark!

    Herzlich willkommen hier!

    Ich finde es klasse, dass Du schon in so jungen Jahren erkannt hast, das es so nicht weitergehen kann.

    Wie sieht es mit Deinem sozialen Umfeld aus? Familie, Freunde usw.?

    Das mit dem neben sich stehen und die Stimmungsschwankungen sind wohl normal. Das bleibt aber nicht so! Du musst ein bischen Geduld haben. Es wird gut werden ohne Stoff. Ich habe das schon erlebt.

    Wie wäre es heute früh ins Bett zu gehen? Oder ist Dir mehr nach reden? Jemanden anrufen?

    Hab eine gute Nacht - ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute!

    LG
    Caroline

  • Danke für die Antwort. Das beruhigt ein bisschen, das zu hören. Ja, Familie und Freunde unterstützen mich. Ich werde heute früh schlafen gehen und hoffen, dass es morgen ein bisschen besser ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Henri (13. Oktober 2017 um 22:33)

  • Hallo Sportpark!

    Wie geht es Dir heute?

    Wie ist Dein Plan für die nächste Zeit? Hast Du Arbeit/Studium/oder ähnliches?

    Wie willst Du weiter vorgehen? Selbsthilfegruppe, ambulante Therapie?

    Gruß
    Caroline

  • Hallo Sportpark,

    Glückwunsch, dass Du so jung und so früh versuchst die Abhängigkeit zum Stillstand zu bringen!

    Zu Deinem Problem: Du schreibst, dass Du schon „seit ein paar Jahren … ordentliche Mengen … an Alkohol getrunken“ hast.
    Da sind dann natürlich 9 Tage „Entgiftung“ zur Erholung von Körper und Psyche fast keine Zeit.
    Überleg mal wie viele Jahre Du Deinen gesamten Gehirnstoffwechsel mittels Alkohol außer Tritt gebracht hast, sodass er für Dich befriedigend, im Zusammenhang mit dem „Belohnungssystem“ nur noch mit Alkohol funktionierte.
    Das dauert natürlich, bis sich da wieder alles normalisiert und neu einregelt.

    Nicht umsonst bieten auf Alkoholentzug spezialisierte Kliniken 7 – 10 Tage Entzugsaufenthalt und anschließend bis zu 21 Tage Motivationsbehandlung an. Während der Motivationsbehandlung müssen die Patienten dann für ein Wochenende nach Hause, damit man sieht, wie das jetzt nüchtern klappt.

    Du brauchst also auf keinen Fall Angst davor haben, dass der Dich jetzt irritierende Zustand lange oder gar dauerhaft anhält.
    Es wird von Tag zu Tag ohne Suchtmittelkonsum besser.
    Im Übrigen ist das genau der „Knackpunkt“, an dem dann leider nicht wenige wieder zum Alkohol greifen um sich wohlzufühlen.

  • Also ich muss sagen, dass es mir schon deutlich besser geht. Zwar fühle ich mich noch ziemlich derealisiert und mein Gedankenkarussel ist stark wie lange nicht mehr, aber ich fühle mich nicht mehr wie in einer völlig anderen Welt. Vorgestern, als es eben so schlimm war bin ich mit meiner Mutter ein bisschen im Wald spazieren gegangen und die Farben und die Umgebung habe ich so wahrgenommen, als hätte ich eine psychedelische Droge genommen. So krass ist es jetzt nicht mehr. Ich denke ich werde morgen ins Schwimmbad gehen, vielleicht bringt mich das ein bisschen auf Touren.

    Da ihr ja meint, es ist logisch und üblich, dass das länger anhält, wie lang hat es denn bei euch so gedauert bis ihr wieder "klargekommen“ seid?

    LG

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