Konfrontation mit Alkohol

  • Schön langsam erhole ich mich von meinem gestrigen Absturz - und ich hoffe, dass er mir lange im Gedächtnis bleibt, um Wiederholungstaten zu verhindern. Ich habe rd. 10 Jahre ziemlich viel getrunken - ein stressiger Job hat das begünstigt. Ich bin so ein Kontrollfreak - und ich denke, ich hatte mir eine Nische geschaffen, wo ich mal "loslassen" kann, die Kontrolle zumindest teilweise abgeben kann. Am 24. Dezember 2014, als mein dt. Freund - der seit 2013 trocken ist - in Wien einritt und mich vollkommen zugedröhnt vorfand (interessanterweise scheint die Bahnfahrt samt Umsteigen automatisiert..), habe ich spontan beschlossen, den Job aufzugeben und ich habe in der Folge fast 2 Jahre keinen Alkohol mehr getrunken. Und habe ihn absolut nicht vermisst. Konnte an Spirituosen-Regalen im Supermarkt vorbeigehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Trank ausschliesslich Soda-Zitron und Apfelschorle, ohne einen neidischen Blick auf den Nebentisch zu werfen. Während dieser 2 Jahre war ich psychisch nicht auf der Höhe, Burn-out-Reha, Neuorientierung, finanzielle Misere... Und trotzdem fiel es mir nicht schwer. Seit einigen Monaten hab ich meinen Weg gefunden (beruflicher Natur), ich bin in einer wunderschönen Beziehung, hab fast ein Leben wie ein junger Hund - und seitdem ich psychisch auf dem Damm bin, hab ich wieder zu saufen begonnen. Grund? Trigger? Keine Ahnung. Es ist nicht regelmässig, 2-3 mal im Monat, aber heftig! Teilweise sind es Spontanmutationen - seh im Supermarkt eine Flasche - Monkey sees monkey wants - oder auch halb geplant - so wie gestern. Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Ich bin ein rational denkender Mensch - ich habe diese zwei trockenen Jahre genossen - Aufwachen ohne Brummschädel, Inventur machen, ob alles da ist - Geld, Handy, Schlüssel...Ob ich irgendwelche Verletzungen habe... Ich gebe jetzt wieder halbbewusst die Kontrolle ab - und die Lebensqualität. Bis dato habe ich noch keine passende Selbsthilfegruppe gefunden - 3x Trial and error..Ich sitze traurig daheim und zerbreche mir den Kopf, warum meine Stärke, Nein zum Alkohol zu sagen, so den Bach runtergegangen ist.

  • Hallo Katanka,

    Erst mal noch herzlich Willkommen hier im Forum. Ich schreibe vom Tablet aus, deshalb bin ich etwas kurz angebunden.
    Du warst jetzt zwei Jahre trocken. Meine Frage: Warst Du "nur" trocken oder hast Du in dieser Zeit auch Dein Leben und Deine Sucht hinterfragt? Hast Du Strategien entwickelt wie Du Dein Leben weiter gestalten möchtest, wo Du hin willst, wer Du sein möchtest?

    Ich kann nur für mich sprechen. Dieses Aufarbeiten und umkrempeln meines alten Lebens waren bei mir sicher der Schlüssel zum Erfolg. Ich bin jetzt schon einige Jahre trocken und ich arbeite immer noch auf bzw. arbeite an mir. Ohne Stress aber mit viel Bewusstsein.

    Ich weiß nicht was Du bisher genau gemacht hast aber vielleicht wäre das ein Ansatzpunkt für Deine Zukunft. Dein Partner kann nur bedingt helfen in dem er Dir zu Seite steht.

    Ich wünsche Dir alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum

    LG
    Gerchla

  • Hi Katanka,

    ich war oft in der selben Situation wie du. Ich habe an meinem 18. Geburtstag den ersten Rausch durchlebt, und seitdem war ich immer recht Katerfrei nach durchzechten Nächten. Gleichaltrigen Altersgenossen ging es am darauffolgenden Tag immer richtig schlecht, während es mir prima ging. Teilweise kamen bei mir aber Filmrisse, wo andere keine hatten. Ich war Fluglotse und habe in der Zeit sehr viel getrunken, vor allem in der Ausbildung. Gleichzeit sage ich seit meinem ersten Rausch "Alkohol schön und gut, aber nur wenn es passt, man am Abend und am nächsten Tag keine verantwortungsvolle Aufgabe hat (Fahren, Arbeiten, ähnliches). Die Ausbildung war super stressig und wenn man sich freitags und samstags abgeschossen hat, war der Sonntag meist unproduktiv. Es ging mir zwar deutlich besser als den Kollegen, aber wenn keiner groß motiviert ist, macht man selbst nicht viel. Diese Stimmung hielt ich für Ablenkung, und wenn es in der Ausbildung mal nicht gut lief, dachte ich, ich sollte weniger feiern und mich mehr konzentrieren. Dadurch habe ich mich nur auf die Arbeit konzentriert und mir immer mehr Druck gemacht. Wenn ich dann wieder feiern war, war ich auch unter der Woche gelassener und die Arbeit wurde wieder besser.
    Glücklicherweise bin ich jemand, den Alltag nervt. Das heißt, jedes Wochenende in die Stadt fahren und feiern gehen nervt mich recht schnell. Das geht maximal 2 Monate, dann sage ich selbst "Das muss nicht sein" und lenke mich ab. Sobald ich etwas anderes mache, vergeht mir auch die Lust auf Alkohol. Wenn ich merke, wie viel man am Wochenende trotz ausschlafen erledigen kann, würde mich Alkohol sogar nerven, weil die Nächte dann automatisch länger werden. Ich glaube es geht dir ähnlich, dass du dir in schwierigen Situationen mehr Gedanken machst und dich auf andere Dinge konzentrierst, und in stressfreien Situationen "kann man sich mal gehen lassen". Vielleicht hilft dir Ablenkung? Ein Projekt? Wochenends etwas basteln? Ein Nebengewerbe aufbauen? Etwas mit der Partnerin schaffen (Kunst, Wohnung, whatever). Und wenn du merkst, dass du wegen dieser Projekte auch keine Lust mehr hast, ist doch gut. Und ab und an darf man ja dann trotzdem mal :)

  • hallo Katanka
    Ich glaube wer es einmal geschafft hat trocken zu werden schafft das nochmal... dh du weißt wie das geht... nach meiner Erfahrung ist es gut sich einen Termin zu setzen (um Abschied zu nehmen) bzw einen Punkt für "Neuanfang" oder anderes Leben... wichtig finde ich noch einen triftigen Grund für das Leben ohne Alkohol zu finden (viele meinen es muß erst der totale Abstieg kommen) ich glaube es gibt ausnahmen...
    ich wurde nach langem hin und her mit meiner Familie vor die Wahl gestellt.... Frau und Kinder oder Suff (ich wurde richtig festgenagelt von meiner Frau) und jetzt bin ich so froh nicht alles verloren zu haben... der Grund bzw die Entscheidung hält mich bis heute auch davon ab rückfällig zu werden... und Du solltest dich dann um deine Sucht kümmern... ohne ist es schwer bzw in meinen Gedankengängen nicht möglich
    lieben Gruß
    Jasper

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