Beiträge von Sparkassen_Helga

    Leider kann ich mein Leben nicht immer so lenken, dass ich diesen aus dem Weg gehe. Besonders wenn man Unternehmer ist, geht die "rettenede Flucht" aus dem Stress nicht immer so leicht oder gar nicht. Ausszeit ist unmöglich

    Hallo Haserich, ich denke Du hast Dir schon zu viele Erklärungen und Rechtfertigungen zurecht gelegt, warum dass mit dem Saufen nicht zu ändern ist. Ich bin selbst seit knapp 20 Jahren Unternehmerin und mache seitdem nur noch zwischen Weihnachten und Neujahr Urlaub - wo ich dann trotzdem meinen Laptop mitnehme. Ich kann Dir versichern, dass es auch ein Leben ohne Alk als Unternehmer gibt. In meinen trockenen Phasen war ich wesentlich produktiver.

    Aber Du hast immerhin erkannt, dass Du Probleme mit der Stresskompensation hast. Die Geschichten ähneln sich hier und Du wirst viele Überschneidungen finden. Ich habe für mich verschiedene Entstressungsstrategien erarbeitet. Dazu gehört Yoga, Golf spielen, Wandern und Musik machen - Was könnte für Dich funktionieren? Willst Du aufhören zu trinken?

    Tag 16, ich bin noch dabei. Am Wochenende Essen mit Bekannten, die ich eigentlich nicht sonderlich mag. Gerade da ist mir aufgefallen, dass ich gerne was getrunken hätte, um den Abend erträglicher zu machen. Erkenntnisgewinn: keine Leute treffen, die man nicht mag.

    Ansonsten treibe ich gerade relativ viel Sport und erfreue mich am frischen wach werden. Mit einer lieben Freundin plane ich gerade einen sportlichen Urlaub und musste auch wieder daran denken, dass es da bestimmt nett wäre Abends gemeinsam ein Bier zu trinken. Verrückter Gedanke, vor allem, weil ich im Alltag grad gar kein Bedürfnis nach Alk habe. Es ist dieses Bild, eine romantische Sehnsucht die ich im Kopf habe, ein schöner Tag, ein netter Sonnenuntergang, das kalte Bier, das Lagerfeuer. Ich muss so lachen während ich meine Gedanken aufschreibe - die Sucht ist so ein raffiniertes manipulatives System im Kopf. Denn der Tag - und vor allem der Folgetag ist viel besser, wenn man sich Abends einfach ne leckere Limo mit Eis gönnt.

    Ich hab mir ein Buch gekauft "Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein: Frei und glücklich - ein Leben ohne Alkohol"

    Ich weiß noch nicht wie ich das finde, aber es ist eine Möglichkeit sich abzulenken.

    Habt eine gute Woche!

    Genau, es soll nicht symbolisieren, dass ich der Nabel der Welt bin, das Epizentrum oder das Wichtigste auf der Welt - sondern eher ein: meine Bedürfnisse sind jetzt wichtiger, als das für die anderen wichtige Trinkritual. Und außerdem ist es ein praktischer Schminkspiegel 8)

    Ich habe gerade heute durch Zufall meinen Notfallkoffer (wieder)gefunden. und es ist ein silberner Notfallkoffer im Wortsinn. Es ist ein kleiner Metallkoffer, wie von Rimowa, ca. 8x5x2cm und mit kleinen aufschnappenden Schnallen. Also ein sehr hochwertiges kleines silberes Metallköfferchen. Auf dem Koffer steht: "Case of values" - also Wertekoffer. Der kleine Koffer ist innen mit Samt ausgeschlagen und hat zwei kleine Scharniere, so dass er max 90° geöffnet werden kann. Ich beschreibe das so detailliert, weil ich immer wieder erstaunt bin wie unglaublich aufwendig dieses kleine Werbegeschenk von Mercedes hergestellt ist. Und wenn man diesen Koffer aufklappt ist innen ein kleiner Spiegel auf dem steht: "me". Vielleicht sollte ich den mal in die Handtasche stecken, wenn man mal wieder in Gesellschaft ist, wo es schwierig wird erinnert er an das Wichtigste.

    Hallo Brant, vielleicht halte ich mir immer noch unbewusst eine Hintertür auf, ein Notfallmedikament im Haus zu haben? Mein anderes Haustier wird demnächst auch sterben und ich muss jetzt schon weinen, weil ich Angst habe die einzige Konstante der letzten 18 Jahre zu verlieren und den Schmerz nicht aushalten zu können. Ich versinke heute morgen schon wieder in heulend in Selbstmitleid und frage mich gleichzeitig worüber ich eigentlich heule und traurig bin. Ich habe heute keine echten Probleme mehr, ich habe keine materiellen Sorgen, eine halbwegs konstante Gesundheit, einen Sport, den ich gerne betreibe, einen tollen aufrichtige Ehemann, der mich wirklich liebt (und übrigens 0 Drogen konsumiert, weil Sportler) - es gibt soviel Elend auf der Welt und ich fühle mich gerade wie der traurigste Mensch auf Erden. Ich bin so ein Lappen und wertschätze überhaupt nicht das Glück, was ich habe. Vielleicht ist das Ritual nicht verkehrt bevor doch noch was passiert, im Keller stehen auch noch 6 Flaschen Rum, Wein, Gin, Sekt, Amaretto und Cognac rum, die ich selbst nie getrunken habe. Alles Partyüberbleibsel, in dem Wissen die nächste Gartenparty kommt bestimmt. Der Wunsch nach Freiheit vom Alkohol gepaart mit der Unzulänglichkeit, dem Versagen, diese Bipolarität oder kognitive Dissonanz erdrücken mich gerade so sehr. Warum bin ich nur so ein trauriger Mensch.

    So, der Tag ist überstanden. Mir ist heute nochmal klar geworden, dass ich schwierige Dinge besser handhaben kann, wenn ich schon länger nüchtern war. Habe eigentlich den Tag über nicht mehr ans Belohnungstrinken am Abend gedacht. Bis eben - wirklich verrückt dieser Gedanke ploppt aus dem Nichts auf. Im Keller steht auch noch eine halbe Kiste rum. Ich muss da genauer hinschauen - was mache ich mit dem Gedanken, versuche ich herauszufinden, was ich in diesem Moment wirklich brauche? Was könnte eine gesündere Alternative sein? Vielleicht eine Fahrradtour zum Supermarkt und ein Eis zum Fußballschauen holen.

    Ich könnte das Bier beim Nachbarn in den Kühlschrank legen, der freut sich, wenn er aus dem Urlaub zurück kommt. Und gleichzeitig denke ich, ich sollte ihm nichts schädliches in den Kühlschrank legen.

    Ich musste heute auch an meinen verstorbenen Hausarzt denken, dem ich vor 18 Jahren nebenbei gesagt habe, dass ich mir Sorgen um meinen Alkoholkonsum mache. Seine Antwort damals war genau das, was ich hören wollte: "Meine Frau trinkt auch jeden Abend eine Flasche Rotwein, ich sollte das nicht überbewerten. Das macht einen nicht gleich zum Alkoholiker."

    Hallo Brant, vielen Dank für Deine freundlichen Worte. Nein, ich hab mich noch nie anderen angeschlossen. Im realen Leben kann ich mir das auch überhaupt nicht vorstellen. Ich kann mich anderen Menschen gegenüber nicht verletztlich zeigen. In meinem Umfeld weiß auch niemand, um mein Problem mit Alkohol - ich hab die perfekte Fassade.

    Mir hilft gerade sehr gut hier im Forum zu lesen. Ich bin ja leider schon ein alter Hase im Geschäft und ich kenne die ganzen Strategien, die der Suchtdämon ausprobieren wird, um mich wieder zu verführen. Rein intellektuell bin ich Experte, was Sucht angeht 8o und ich weiß genau, wie fragil meine ersten Tage wieder sind. Um emotional bin ich hoch gefährdet gerade jetzt schwach zu werden.

    Der letzte Rückfall war Mitte letzten Monats nach einigen Monaten Abstinenz, weil ich mit dem sehr unschönen Tod meines Haustiers emotional nicht umgehen konnte. Ich war da lange Zeit nüchtern, um immer zur Tierklinik fahren zu können. Mein Tier war sehr schwer erkrankt und trotzdem kam der Tod dann für mich überraschend.

    Morgen ist schönes Wetter, vielleicht lenke ich mich mit einem Besuch im Freibad ab oder lese hier, wenn es schwer wird. Ich weiß wie schön die nüchterne Zeit ist, ich kenne das alles und wünsche mir das so sehr und trotzdem ist das grad so gefährlich standhaft zu bleiben. Nach 1 Monat wird es ja auch wieder leichter - uff, den ersten Monat schaffen.

    Zitat

    Ich funktioniere, ich bin weiter gekommen, als es jemals irgendjemand von mir erwartet hätte. Und somit ist mein Umfeld der Meinung es ist eh alles paletti und ich hab eigentlich keinen Ansprechpartner wenns mir mal schlecht geht. "Dir gehts doch gut. Sieh was du erreicht hast."

    Ich erkenne mich in diesen Zeilen so sehr wieder. Und es ist nicht nur so, dass andere das so sehen, sondern für mich ist das auch immer die Rechtfertigung vor mir selbst für das Saufen gewesen. Ich bin erfolgreich und funktioniere - also hab ich kein Problem, alles super. Ich bin so allein mit meinen Ängsten, Problemen und Gedanken, suche die Erleichterung in der Flasche, löse damit aber kein Problem, sondern produziere Neue. Meine beiden Opas haben sich tot gesoffen und meine Mutter hat ebenfalls ein problematisches Trinkverhalten.

    Hast Du schon mal über längere Zeit gar nicht getrunken?

    Vielen Dank für die Freischaltung. Deine Signatur hat mich gerade berührt. Denn ich habe oft gedacht, wo würde ich stehen, wenn ich meine Süchte früher hinterfragt und bekämpft hätte. Zu den stofflichen Süchten war ich auch viele Jahre mager- und sportsüchtig. Ich habe über viele Jahre perfektioniert eine Sucht mit einer anderen zu entziehen. Und oft kommt dann auch der Gedanke: jetzt ist eh alles zu spät. Aber wie Recht Du hast, man kann jederzeit das Ende ändern. Ein gutes Mantra.

    Hallo!

    Ich bin bald 50 und trinke seit ich 13 bin Alkohol - das ganze fing damals typisch im Sportverein an. Nie wirklich exzessiv oder regelmäßig, aber irgendwie doch regelmäßig. Wochenende halt. Danach Rauchen und Cannabis ab 15, Partydrogen mit 18-21. Nikotin, Cannabis und Partydrogen konsumiere ich schon lange nicht mehr. Die Sauferei zieht sich durch mein ganzes Leben, ich bin Stress- und Angsttrinker - aber auch Partytrinker. Es gab auch lange Phasen ohne Alk, zwischendrin mal 2 Jahre, immer wieder viele Monate ohne. Aber am Ende halt ich nicht durch und ich kann so nicht weiter machen. Ich habe einen sehr geregelten Konsum ohne Toleranzbildung. Jeden Abend drei Bier, kein Schnaps, Wein, nix. Ich scheine genetisch keine Toleranz entwickeln zu können, egal wie regelmäßig ich trinke. Ich glaube das ist ein großes Glück für mich, wer weiß wo ich sonst wäre.

    Ich liebe dieses Gefühl morgens erholt wach zu werden, kraftvoll Sport zu machen, kein aufgeschwemmtes Gesicht im Spiegel zu sehen und trotzdem sitzt da dieser Dämon auf meiner Schulter: "nur heute, Du hast doch grad wieder länger nicht getrunken, heute darfst Du". Und natürlich bleibts dann nicht bei dem einen Tag, sondern es entsteht wieder der regelmäßige Konsum - ist dann ja eh egal. Ich brauche dann wieder einige Wochen, um mich emotional auf den "Entzug" einzulassen und halte dann wieder unregelmäßig lange durch. Ich will endlich frei sein. Aktuell bin ich seit dem 01.07.24 - also gerade mal 8 Tage trocken.

    Ich habe morgen einen schwierigen Termin, vor dem ich schon lange Angst habe. Ich höre schon wieder die Stimme in meinem Kopf: "Wenn Du das morgen gut geschafft hast, darfst Du Dich Abends entspannen - das ist ok. Das hast Du Dir verdient". Mir fehlt gerade jemand, der mich darin unterstützt morgen Abend durchzuhalten.