Beiträge von Benutzername44

    Hallo Leute,

    ich habe ein großes Problem mit meiner Mama. Ich bin mittlerweile fast 30 und der Alkohol hat eigentlich schon mein ganzes Leben eine große Rolle gespielt. Dadurch ist leider sehr viel kaputt gegangen, innerhalb der Familie und auch in mir drin.

    Es fällt mir gerade wirklich schwer darüber zu reden, da ich das sonst immer mit mir selbst ausmache, aber ich werde es jetzt trotzdem hier versuchen und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.

    Meine Mutter trinkt nicht jeden Tag. Sie ist eher sowas wie ein „Stresstrinker“.
    Sie lügt dann wie gedruckt, wahrscheinlich um Konflikten aus dem Weg zu gehen, aber leider vertrau ich ihr dadurch nicht mehr.
    Damals wurde sie immer sehr aggressiv, wenn sie getrunken hat. Wenn sie nüchtern ist, ist sie das komplette Gegenteil. Sie hatte keine leichte Kindheit und auch so kein leichtes Leben (was ich jetzt nicht weiter erläutern möchte). Ich schiebs immer darauf und auf ihre Depressionen, habe dann Mitleid und versuche ihr immer wieder zu verzeihen. Langsam kann ichs aber nicht mehr.

    Jedenfalls gings damals oft ziemlich heftig zur Sache bei uns. Manchmal war sie dann auch einfach verschwunden, mindestens über Nacht, manchmal auch ganze Tage, ohne das wir wussten, wo sie steckt.
    Jedes Mal gabs Zuhause den größten Stress. Meistens zwischen ihr und meinem Vater, aber mein Bruder und ich sind auch nicht verschont geblieben. Genauso wie unsere Oma.
    Oma war für meinen Bruder und mich immer so ein Ort der Zuflucht, mit der wir immer reden konnten, aber leider ist sie seit knapp 5 jahren tot und seitdem hab ich mit niemandem mehr drüber reden können, außer ab und an mit meinem Bruder. Mein Bruder ist jünger als ich und ihn trifft die ganze Sache noch viel härter als mich. Wir hatten immer ein gutes Geschwisterverhältnis, aber mittlerweile kapselt er sich vollkommen von uns ab.

    Er wohnt in einer anderen Stadt, im Gegensatz zu mir, wo meine Eltern fast meine Nachbarn sind. Mittlerweile hat er sich selbst in Therapie begeben, weil er in seinem jungen Alter unter Depressionen leidet und ich denke der ausschlaggebendste Punkt dafür, ist halt das mit unserer Mutter. Wir mussten uns halt wirklich teilweise sehr schlimme Dinge mit anschauen, von Messerangriffen in der Küche auf unseren Vater, bis hin zu Beleidigung uns gegenüber und teilweise auch körperliche Angriffe auf uns. Möchte ich ebenfalls nicht genauer erläutern, das würde wohl den Rahmen sprengen. Jedes Mal wenn wieder irgendwas war, tat jeder am folgetag so, als wäre nie was gewesen. Tja und so hat sich wohl alles angestaut.

    Damals bin ich dann selbst immer sehr aggressiv geworden in solchen Momenten, habe zurückbeleidigt oder sie automatisch schlecht behandelt, sobald ich gemerkt hab „ihre Stimme klingt wieder anders“. Ich hab deswegen tatsächlich ein schlechtes Gewissen und mache es heute nicht mehr, weil ich weiß das sie krank ist. Sie weiß es selbst auch. Mittlerweile ist sie in der Lage dazu, zu sagen, dass sie ein Problem hat und sogar das sie es ändern will, aber letzendlich tut sie’s immer wieder. Heutzutage ist sie nicht mehr so aggressiv, wenn sie trinkt, zumindest meistens nicht. Wir haben ihr ebenfalls ans Herz gelegt eine Therapie zu machen, was sie allerdings nicht will, weil sie denkt, dass sie das alleine hinkriegt und sie mit keinem Fremden darüber reden will.

    Ich hab mittlerweile gemerkt, dass es nicht in meiner Hand liegt ihr zu helfen, sondern in ihrer eigenen. Ich kann mir nur selbst helfen, weil ich darunter wirklich leide. Mein Vater trinkt auch, was es gür sie wahrscheinlich nicht gerade leichter macht, die Finger endgültig davon zu lassen. Sie klingt jedesmal aufs neue super motiviert, wenn sie sagt, dass sie versucht Wege zu finden, ihre Hände davon zu lassen, aber am Ende klappts dann sowieso wieder nicht.

    Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich mit meinem eigenen Gefühlserleben umgehen soll. Ich weiß ich lieb meine Mutter, trotz allem, aber in mir machen sich mittlerweile auch ganz furchtbare Gefühle breit, die ich nicht abschalten kann. Gefühle wie richtig tiefe Wut, wenn ich an sie denke, unabhängig davon ob sie getrunken hat oder nicht. Mein Bild von ihr hat sich mittlerweile zu einem richtig schlechten Bild entwickelt. In meinen Augen ist sie schwach, verlogen, heuchlerisch, egoistisch und einiges mehr. Ich weiß, dass ich wahrscheinlich nicht so denken sollte, weil sie krank ist, aber das passiert ganz automatisch. Zusätzlich haben sich bei mit Probleme entwickelt Gefühle zu zeigen, oder über Dinge zu reden mit ihr. Ich fühl mich absolut kalt und unterkühlt, wenn sie mir von irgendwelchen Alltagsproblemen erzählt zb am Telefon. Ich kann mir dieses „Gejammer“ einfach nicht lange geben, selbst wenn’s nur Kleinigkeiten sind, so hart es klingt. Als sie das letzte Mal trank, schrieb ich ihr eine Nachricht, dass ich von ihr und meinem Vater erstmal nichts mehr hören will, bis sie das endlich in den Griff bekommen haben, um mich selbst zu schützen, aber jedesmal schaff ichs nicht standhaft zu bleiben und denke mir „Wenn ihr jetzt was passiert und das unsere letzte Unterhaltung war, werd ich’s wahrscheinlich immer bereuen.“

    Ich weiß nicht was ich machen soll, um mich selbst zu schützen. Mir gehts oft schlecht deswegen. Was soll ich nur machen? Ich will auch diese ganzen negativen Empfindungen nicht empfinden. Ich bin echt ratlos.