deutlich wird darin durchaus, wie deine ungünstige Lebenssituation - dein Arbeitsplatz - zu deinem Rückfall geführt hat.
Das möchte ich noch kommentieren.
An sich muss man das Trinken überhaupt nicht rechtfertigen, Es ist in unserer Gesellschaft erlaubt, üblich und kommentiert wird es ja meist erst, wenn es deutlich zu viel wird oder andere darunter leiden.
Als ich angefangen habe, war das in meinem Umfeld üblich, es fühlte sich gut an, erst mal, und ich habe es nicht hinterfragt.
Und als es ungesund und mir das bewusst wurde, habe ich das noch so gesehen, dass ich sowieso nicht alt werden will, also was solls, wenn ich deswegen ein paar Jahre früher sterbe.
Auf was ich raus will, ich akzeptiere es, wenn jemand trinkt. Wenn ich wieder anfangen würde, wäre ich der Meinung, dass das ausser mir niemanden was angeht, und ich würde mir nicht reinreden lassen. So wie ich es früher auch schon gemacht habe.
Ich verurteile auch niemanden dafür. Schliesslich habe ich das selbst viele Jahre so gemacht.
Ich habe mir Argumente, warum ich so viel trinke, erst ausgedacht, als mich immer wieder Leute, meist Partner, gelöchert haben und das unbedingt verstehen wollten. Für mich selbst brauchte ich das nicht, mir hat es geschmeckt. Und so lange ich mir vom Aufhören keine Verbesserung meiner Lebenssituation versprochen habe, gab es für mich auch keinen Grund, aufzuhören. Und ich war absolut der Meinung, ich darf das.
Und ich habe schon vor vielen Jahren gesagt, wenn ich eines Tages der Meinung sein sollte, dass Trinken mein Leben verbessert, dann fange ich wieder damit an. So prinzpiell trocken bin ich nicht, dass ich das unbedingt bleiben müsste, auch wenn es sich nicht mehr gut anfühlen würde.
Nur wäre dieses Argument nur so lange tragfähig, wie das Trinken mein Leben tatsächlich verbessern würde.
Und genau so sehe ich das mit der Arbeitssituation.
Die Arbeitssituation ist sicher belastend, das bezweifle ich nicht. Aber wenn man deswegen das Trinken "versteht", muss man sich ja auch fragen, ob der Druck durch das Trinken tatsächlich weniger wird.
Wenn er das nämlich nicht wird, ist Trinken ganz schlicht der falsche Problemlösungsversuch.
Normalerweise ist es bei einem Alkoholiker aber so, dass er wegen dem Druck, unter dem er wegen dem Saufen zusätzlich steht (ausnüchtern, Arbeitsfähigkeit wieder herstellen, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, pulverisiertes Selbstbewustsein), noch mehr unter Stress ist, als bevor er wieder angefangen hat. Und genau deswegen passt das Argument nicht, dass man wegen der Lebensituation trinkt.
Ausser, die gefühlte Entlastung durchs Trinken ist tatsächlich so groß, dass man die Folgen des Trinkens in Kauf nimmt.
Ja, kann man machen. Nur kann einem dann niemand helfen.