Beiträge von Lilly

    An euch Elly, AmSee, Frank, Traumwandlerin
    ich danke euch für die schnellen und so guten Antworten und Anmerkungen. Ich wollte nicht von Anfang an mit "der Tür ins Haus fallen", aber ich erzähle gerne noch mehr. Zuerst mal aber möchte ich euch sagen, wie sehr es mir hilft, was ihr mir über Einstellung und Lebensbereicherung oA sagt. Auch du "Traumwandlerin" hast mir einen entscheidenen Impuls geliefert. Ich darf bereits ohne leben.
    Meine Geschichte ist sehr lang, aber ich fasse mich kurz. Ich bin mit 27 aus einer religiösen Gemeinschaft ausgebrochen, in der ich aufgewachsen war und mit 18 bereits geheiratet hatte.In dieser Gemeinschaft durfte man nicht trinken, nicht tanzen, nicht rauchen und keine Beziehungen zu Nicht-Gläubigen haben. Man musste Dinge tun, von dene ich nicht sprechen kann. Dinge, die sehr entwürdigend waren. Meine Erinnerungen sind so verfärbt,aber ich glaube, ich war schon immer rebellisch. Ich bin mit meiner Tocher (damals 4 Jahre) davongelaufen als ich 28 war. Dadurch habe ich meine damaligen Freunde und den Kontakt zu meinen Eltern verloren.Ich bekam wütende Briefe von Mitgliedern der Gemeinschaft mit soviel Verachtung und Enttäuschung, dass ich oft ganz gelähmt war vor Angst.Meinen Ehemann habe ich in eine tiefe Krise gestürzt. Noch heute hofft er auf meine Rückkehr, was mir in der Seele weh tut. Das ist nun 13 Jahre her. Inzwischen habe ich noch einen Sohn, der heute 10 Jahre alt ist. Nach dem Ausbruch aus dieser Gemeinschaft habe ich ein paar Jahre "wild" gelebt. Das hat den Konsum chemischer Drogen und Gras und auch Alkohol beinhaltet. Irgendwann habe ich mich "eingependelt" und nur noch getrunken. Alkohol ist ja salonfähig. Durch das Aufwachsen in einer kleinen , engen Welt fällt es mir sehr schwer "Nein" zu Genußmitteln zu sagen. Und der Kampf in meinem Kopf ist tatsächlich dieser, dass ich meine, auf etwas Schönes verzichten zu müssen. Auch hilft es mir gegen all die intensiven Gefühle von Freude bis Schuld, von Einsamkeit bis Überforderung. Alkohol hat mich oft "in die Waage" gebracht. Manchmal, wenn ich sehr wenig Geld hatte und doch soviele Rechnungen, dann habe ich mir einfach ein Bier aufgemacht und schon gingen mir die Überweisungen leichter von der Hand. Es half mir gegen Ängste und Sorgen. Aber noch schlimmer- es half mir meinen Lebenshunger zu stillen. Ich wollte so gerne endlich frei sein. Aber in meinem Kopf waren soviele Ängste verankert und ich hatte so viele Menschen verloren. So möchte ich nicht weiterdenken. Und trotzdem... wie füllt ihr diesen Bedarf an Betäubung, wenn die Welt so laut und bissig zu euch ist und ihr eine Pause braucht? Nichts belohnt so schnell und effektiv wie Alkohol, denkt mein Körper. Ich möchte wirklich umdenken. Ich möchte mich nicht rausreden und nicht reinsteigern. Ich möchte nachts nicht mehr schwitzen und morgens fast sterben .Aber in diesem Forum schreiben so viele, dass unsere Lebenszeit so kostbar ist. Doch ich habe in meiner Kindheit erlebt wie brutal die Lebenszeit in einer Gemeinschaft ist, in der man alles versagt bekommt. Also fühle ich oft diesen Gedanken " Was ist das Leben schon wert, wenn es immer nur nüchtern-schmucklose Realität bereithält?
    Ich freue mich über weitere Antworten und bitte verzeiht mir, wenn ich euch überfordere.
    Ich danke euch.

    Hallo liebe Alle,
    es ist 1. Mai heute und ich würde so gerne was trinken! Und ich weiß einfach nicht wie ihr das macht, aber bei mir scheint der Tag doppelt so viele Stunden zu haben, bis ich (hoffentlich ) wieder ein "geschafft"-Kreuzchen im Kalender machen kann. Und ich habe Druck. Während ich mit meinen Kindern einen Film schaue, während ich im Wald spaziere, während ich hier sitze.
    Natürlich hat auch meine Sucht eine Geschichte und ich würde gerne darüber sprechen, aber für den Moment suche ich nach Menschen, die verstehen und mitfühlen wie schwer es ist, immer und immer und immer etwas NICHT zu tun. Wie bleibt man willensstark und lebensfroh?
    Seid herzlich gegrüßt
    Lilly