Beiträge von Sparkassen_Helga

    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

    Ich kenne das! Das ist ein tolles Gefühl Sonntags total frisch und erholt wach zu werden und die Erinnerungen an die quälenden Katertage, die man nicht ertragen muss. Hab einen schönen Sonntag mit der Enkeltochter :love:

    Hallo CeBe,

    oh, das ist ganz an mir vorbeigegangen, dass Du nun schon trocken bist. Herzlichen Glückwunsch zur ersten Woche. Die ersten Tage sind schlimm. Ich kenne das auch - die Fahrigkeit, Nervosität, einfach nichts läuft rund. Das wird aber nach 3-4 Wochen viel einfacher.

    Ich würde mir aber irgendetwas suchen, was Dich fesselt. Vielleicht etwas Neues, was nicht mit Alkohol verknüpft ist. Langeweile und rumsitzen sind gefährlich. Liest Du gerne? Malst Du gerne? Möchtest Du eine Sprache oder ein Instrument lernen? Yoga magst Du ja nicht :) Idealerweise irgendetwas, was Dir Spaß macht und worin Du Dich verlieren kannst. Ich spiele leidenschaftlich gerne Golf. Das kann man alleine machen, mit anderen, als Wettbewerb, im Urlaub... eine Runde dauert 4 Stunden und der Tenor bei allen Golfern: auf der Runde sind meine Gedanken und Sorgen beruhigt, ich denke an nichts. Mir ist immer ein Hobby mit Bewegung wichtig, um innere Anspannung abzubauen. Im Winter besuche ich gerne Volkshochschulkurse. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.

    Gibt es bei Dir etwas, was Dich die Zeit vergessen lässt?

    Der erste Monat ist rum und dieses Mal fiel es mir wirklich leicht. Ich gestehe allerdings meine konfliktbehafteten Gefühle mit einer weniger schädlichen Substanz beruhigt zu haben. Kuchen :) Aktuell stelle ich mir bei jeden Konflikt zur Zeit die Fragen:

    1. Was ist das schlimmste, was passieren kann, wenn ich jetzt einfach gar nichts mache - das Problem ignoriere? Ist Ignorieren eine Option im Sinne von "das Problem erledigt sich von selbst".

    2. Was ist das schlimmste, was passieren kann, bei alternativen Handlungen? Und welche Alternativen habe ich überhaupt?

    3. Welchen Stellenwert hat das Problem in Hinblick auf mein Leben und die Endlichkeit (und meine Lebensrestlaufzeit). Wichtigkeit sich dem Problem zu stellen und es zu lösen.

    Das klingt im ersten Moment vielleicht sehr kryptisch, aber im allgemeinen hat sich das zurücknehmen und betrachten für mich gerade bewährt. Ich neige dazu komplett blockiert zu sein, wenn sich viele Dingen anstauen - ich bin fast gelähmt und schaffe am Ende nix. Das gedankliche Abarbeiten hilft mir zu sortieren. Ich würde fast sagen, dass ich Meister im Prokrastinieren bin und das schon fast 80% der auflaufenden Probleme erschafft. Ich habe Hoffnung, es wird besser.

    Ich will das mal konkretisieren: gestern Abend war ich wieder unglaublich wütend - einfach wegen einer unglaublichen Ungerechtigkeit. Wenn ich unfair behandelt werde, sei es durch Betrug, Gewalt oder anderes, hab ich einen starken Trinkimpuls. Ich hatte vor kurzem eine Gerichtsverhandlung in einem Betrugsfall und wir haben uns am Ende auf einen Vergleich geeinigt, um meinen Schaden zu veringern. Ich hab am Ende auf fast 10.000EUR verzichtet. Das sind Dinge, die ich emotional nur schwer akzeptiern kann, weil ich ein grundehrlicher Mensch bin. Gestern Abend ist klar geworden, dass der Vergleich platzen wird, da die Gegenseite insolvent ist. Mein Schaden liegt nun eher bei 25.000EUR. Mich hat diese Naivität meinerseits innerlich aufgefressen gepaart mit der Dreistigkeit, mit der ich über den Tisch gezogen wurde. Ich hatte innerlich einen richtigen Schmerz und Druck, den ich nicht loswerden konnte. Am Ende hab ich meine obgen Punkte abgearbeitet. 1. Der Schaden ist da, auch wenn ich nicht reagiere. 2. Der Schaden ist da, egal wie ich reagiere, es gibt keine Alternativen. 3. Der Schaden ist da, aber er hat keinen Einfluss auf mein restliches Leben. Das Problem ist unwichtig.

    Das klingt vielleicht komisch, weil es sich schon um eine ordentliche Summe handelt, die ich auch nicht zu verschenken habe, aber ich kann es nicht ändern und schon gar nicht durch saufen. Vielleicht ist es die neue Gelassenheit, die umgesetzt werden muss, um das Saufen wegzulassen in Sinne von:

    Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, dass eine vom anderen zu unterscheiden."

    Da ich Atheist bin, ersetze ich "Gott" mit "Verstand" und ergänze einfach noch: und gibt mir die Gelassenheit das Ergebnis zu akzeptieren.

    Ich werfe mal einen anderen Aspekt ein. Es ist politisch gewollt. Es bringt Steuern, Arbeitsplätze und vermeintlichen Frieden in eine Gesellschaft. Frieden insofern als dass Menschen ihre Unzufriedenheit betäuben können. Ich habe durch den Beruf meines Vaters bedingt viel im unterschiedlichen Ausland gelebt - unter anderem für ein Schuljahr in einem islamischen Land im Alter von 16. Zu der Zeit habe ich bereits geraucht, gekifft, gesoffen. All das fiel plötzlich weg. Es gab dort schlicht keine Konsummöglichkeiten. Ganz abgesehen von dem Problem mit meinem Vater, habe ich an die Zeit wirklich sehr, sehr positive Erinnerungen. Ich war in einer Ganztagsschule und in der Freizeit hatte man mit seinem Freunden wirklich viel Spaß ohne, dass irgendwelche Drogen im Spiel waren. Das kannte ich aus meiner Zeit im europäischen Ausland nicht - überall hat man als Jugendlicher beim Feiern gesoffen. Im "middle east" (ich will das hier nicht konkretisieren) hat man am Wochenende Barbecue-Pool-Partys komplett nüchtern gefeiert. Natürlich habe ich dort ein privilegiertes Leben in einer gated community geführt - das darf man bei der Betrachtung nicht unter den Tisch kehren, aber grundsätzlich würde ich die geringe Möglichkeit an Drogen zu kommen, für positiv in allen Bevölkerungsgruppen ansehen.

    Ganz unabhängig davon, wie ich das politisch-religiöse dort System finde, frage ich ich, ob die gesellschaftliche Freiheit eine Sucht zu entwickeln, wirklich einen freiheitlichen Mehrwert hat. Klar, ich entscheide jeden Tag, ob ich fast Food esse oder was gesundes, ob ich Sport mache oder faulenze. Das sind mE alles vernuftsteuerbare freie Entscheidungen. Kann der Mensch wirklich frei eine Entscheidung für ein Suchtmittel treffen? Ich glaube nicht, dass ich ein schlechteres Leben gehabt hätte, wenn nie die Möglichkeiten zum Drogenkosum vorhanden gewesen wären - im Gegenteil.

    Bin ich also verantwortlich für meine Sucht? Der Weg zur Sucht wird schon in sehr jungen Jahre bereitet. Alkopops, diese süßen Liquids zum dampfen. Das sind alles Dinge, die Kinder ansprechen - meinetwegen auch Jugendliche in einer verletzlichen Selbstfindungs- und Entwicklungsphase. Ein Erwachsener fängt selten mit Mitte 20 erst das Rauchen an. Kinder und Jugendliche sind einfach dumm und leicht zu ködern und sollten deshalb besser geschützt werden.

    Wer ist also verantwortlich für die Sucht? Die süchtigen Erwachsenen, die die Heranwachsenden "anfüttern"? Die freiheitliche Gesellschaft, die die Selbstzerstörung durch Verfügbarkeit der Drogen ermöglicht? Man selbst? Schließlich sehen gerade Kinder von Alkoholikern wohin das führt - warum fangen sie überhaupt an?

    Die Frage nach den Gründen für die Sucht führt unmittelbar zu der Frage: In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?

    Hallo CeBe,

    die Weingewohnheit könntest Du mit einem Teeritual ersetzen. Statt den Wein zu entkorken einfach einen schönen Entspannungstee kochen, mit schönem Geschirr und Stövchen. Mein Abendritual ist immer ein Lavendeltee. Bei heißem Wetter könnte man auch einen Eistee vorbereiten, der aus einer schönen Karaffe kommt. Ich hab dafür Minze im Garten.

    Den Stress mit Wandern auszugleichen mache ich auch gerne. Außerdem habe ich Yoga für mich endeckt - das kann man in jedem Alter noch anfangen. Es gibt kaum etwas wonach man so herrlich schlafen kann und Frieden im Kopf hat. Das hängt allerdings auch etwas von der Yogaform ab, die man aussucht und braucht einen guten Yogalehrer.

    Ich würde mich zunächt gar nicht vor der ganzen Welt offenbaren - Du kannst diese Offenbarung nicht mehr zurücknehmen und hast Dich ja mit Offenbarung über das Forum bei Deiner Tochter schon etwas geärgert (Zum Glück ist das für Dich gut gelöst).

    Zum einen gibt es immer Menschen, die damit ein Problem haben, wenn man nicht mehr trinkt und sich dann doch den Rückfall wünschen. Alleine saufen ist für viele blöd. Und zum anderen stellt sich mir die Frage welchen Nutzen Du davon hast. Brauchst Du den Aufpasser von außen? Und was passiert bei einem Rückfall? Ich finde aus Deinen Zeilen liest sich sehr viele Strenge gegen Dich selbst heraus. Du sagst Du hast Angst und Scham - die Scham in einem Rückfall kann einen zu noch mehr trinken verleiten. Mach Dich nicht so klein, sondern sei lieber stolz auf Deinen Mut einen neuen Weg einzuschlagen und mach das erstmal für Dich mit Hilfe des Forum aus - bis Du etwas gefestigter in Deinem Tun bist. Du kannst Dich in der späteren Zukunft doch immer noch vor den Menschen, die Dir wichtig sind, öffnen.

    Du hast jetzt zwei herausfordernde Termine. Die schaffst Du bestimmt. Man darf auch Notlügen verwenden, wenn man das "Nicht-Trinken" nicht erklären möchte, zB, dass man gerade Medikamente nimmt.

    Ich finde die News immer eine gute Anregung und würde mir noch einen Diskussionsfaden wünschen, um die Infos hier nicht zu zerreißen. Vielleicht können wir noch einen Quasselfaden anlegen, wo man sich dann die News rüberkopiert, die man besprechen möchte?

    Hallo CeBe,

    ich verstehe Dich absolut. Ich würde auch niemals hier im Ort zum Arzt gehen, zu einer Selbsthilfegruppe oder mit irgendjemandem mein Problem besprechen. Ich habe in der Vergangenheit schon viele Runden gedreht und ich glaube, was mir gefehlt hat, war ein Ort, wo ich mich ausheulen kann, wo Menschen sind, die das Problem Sucht verstehen - wo man auch verletzlich sein darf. Ich bin aktuell sehr optimistisch, dass es diesmal funktioniert - gerade weil mich hier niemand kennt. Unbetroffene sind im besten Fall nur mitleidig, viel schlimmer ist aber das Abwerten und Verächtlichmachen. Ich sag nur wer ohne Fehler ist... Das schreiben im Forum hilft die Gedanken zu kanalisieren.

    Ich hab eine "Kurz"Biographie hier im Forum gelesen. Die von Brant und die hat mich erschüttert und mit Bewunderung zurückkgelassen, wieviel ein Mensch aushalten kann und was er schaffen kann. Ich war kurz verführt zu glauben, dass es bei mir ja zum Glück nicht so schlimm sei - um dann zu erkennen - doch, es macht keinen Unterschied. Aktuell habe ich das Buch "Vom unerwartenten Gefühl nüchtern zu sein: Frei und glücklich - ein Leben ohne Alkohol". Ich bin noch nicht weit gekommen, weil ich eigentlich keine Elendsgeschichten lesen mag, sondern lieber Coping-Strategien. Wenn man sich Lebensläufe wie den von Junke, Winehouse und Co anschaut ist man evtl. verführt zu denken "na so schlimm ist es bei mir ja nicht".

    Warum hast Du eigentlich getrunken? Aus Langeweile? Aus Angst? Um Gefühle zu unterdrücken? Ich glaube man muss die Ursache für sich herausfinden, um auch frei und glücklich ohne Alkohol leben zu können. Ich weiß nicht, ob einfach nur aufhören ausreichend ist. Ich habe hier im Forum ein tolles Video von Christine Koschmieder gefunden, wo ich mich sehr wiedererkannt habe - was mir geholfen hat zu begreifen, dass ich lernen muss Gefühle auszuhalten, mich Ihnen zu stellen und zu schauen, warum ist das jetzt nicht zu ertragen? Was passiert, wenn ich jetzt nichts trinke? Du musst das nicht hier aufschreiben, ich will das nur mal als Idee anregen darüber nachzudenken.

    Bei meinem Online-Test kam auch nur "riskanter Konsum" raus, weil ich einfach körperlich keine großen Mengen tolerieren kann, egal wie lange ich schon saufe. Aber ich konnte nie einen oder zwei Tage Pause machen und ich konnte nie normal trinken - schnellstmöglich drei Bier reinschütten, um gesättigt zu sein ist nicht normal und geht einfach über "riskanter Konsum" hinaus. Solche Tests können einen schnell in falscher Sicherheit wiegen.

    Hallo CeBe,

    schön, dass Du da bist. Ich bin auch erst "wieder" seit 3 Wochen abstinent. Die Angst und Scham kenne ich auch - das wird sofort besser, wenn man nicht mehr trinkt; man muss nichts mehr verstecken. Hast Du Dir schon einen Plan gemacht wie ein Entzug aussehen könnte? Ich freu mich auf den Austausch mit Dir!

    Mir fällt außer evtl. Sport ehrlich gesagt keine gesunde Sucht ein.

    Ich glaube Du unterschätzt die Schädlichkeit von Cannabis. Ich war viele Jahre polytox unterwegs (Pilze, LSD, Speed, MDMA, Gras, Saufen sowieso - davon ist nix unschädlich). Und ich kenne das allzugut, nicht nur von mir, sondern meinen ganzen Partyfreunden - man entzieht den Alk mit dem Kiffen, dann wieder das Kiffen mit dem Alk und so weiter und so weiter. Am Ende ist der Alkohol aber immer dabei, weil man bei "normalen Gelegenheiten" mit nem Bier in der Hand weniger auffällt, als wenn man vor der Tür was raucht.

    Kiffen ist, wenn man nicht raucht, körperlich nicht so schädlich, aber dauerhaft verändert es komplett die Art zu denken und zu fühlen. Ich weiß nicht wie lange Du dauerhaft kiffst, aber die Menschen, die ich so kenne und das sind nicht wenige, die 20-30 Jahre lang konsumieren sind von ihrer Sozialkompetenz auf einem komplett anderen Level als andere Menschen - und das meine ich nicht positiv. Da entwickeln sich andere Denkstrukturen. Ich kenne das von mir selbst, die Konfliktfähigkeit geht verloren und die Empathie ist anders.

    Cannabis ist Cannabis - auch wenn es medizinisch ist. Möglicherweise bekommst Du etwas mit weniger THC und mehr CBD, aber am Ende ist Cannabis meiner Erfahrung nach auf Dauer persönlichkeitsverändernd.

    Ich will das gar nicht bewerten, wir sind ja alle Erwachsen, aber ich finde es wichtig das nicht zu verharmlosen. Und nur weil andere Dinge wie Rauchen auch schädlich sind, ist das eine nicht besser als das andere.

    Und noch was zum Thema stottern: ein Schulfreund von mir war wirklich schlimmer Stotterer und hat fast 2 Jahre Therapie bei einer Logopädin gemacht - das wurde über die Zeit immer besser, heute würde niemand vermuten, dass er jemals gestottert hat. Ob das für jeden ein Weg ist, weiß ich allerdings nicht.

    Ich finde es auffallend, wie sehr Du die für Dich richtigen Antworten anerkennend lobst und die falschen Antworten als intolerant abqualifizierst und den Usern Vorturteile unterstellst.

    Hallo Tom, doch genauso meine ich es. :) Erkennen, wann man der Verlierer ist. Ich habe im Alkohol meinen Endgegner gefunden - und daher gebe ich jetzt auf. Es stimmt mich etwas traurig, dass ich so lange gebraucht habe das zu erkennen. Ich hab so viele Runden gedreht, soviel Zeit verschwendet. Aber daher ist es diesmal wohl anders und erfolgreicher als bisher. Und dazu kommt, dass ich dieses Forum gefunden habe. Mir hilft es wirklich das Muster zu erkennen - die Geschichten ähneln sich und hier sind viele auf der Gewinnerstraße - das macht mir Mut. Ich hätte mich viel früher mit Betroffenen austauschen sollen.

    Heute ist Tag 22, alles ist leichter. Das Suchtgehirn ist so raffiniert, so verrückt. Es produziert Gedanken, die ich mit viel Abstand zum Alkohol nie hätte. Es hat schon fast etwas psychotisches, dass ich im Suchtzustand die Wahrheit nicht erkennen kann.

    Dieses Wochenende war leicht. Ich hab viel Sport gemacht, aufgeräumt, mit Wassereis im Garten gefaulenzt und eine Einladung abgesagt, weil das auch wieder so eine "kommt zum Wein/Bier trinken noch bei uns rum"-Verabredung war. Ich will mich nicht erklären und so schiebe ich aktuell andere Termine als Ausrede vor. Wahrscheinlich auch eine Bekanntschaft die sich auflösen wird.

    Hallo Scrat, schön, dass Du da bist.

    Ich habe die gleiche Erfahrung für mich gemacht - ich kann nur ganz oder gar nicht - und gar nicht tut mir viel besser. Mir gibt das Wissen um dieses Forum mehr Sicherheit für schwache Momente, auch wenn ich noch ganz frisch bin. Ich hab das Gefühl verstanden zu werden und Menschen zu fnden, die den gleichen Shit erlebt haben. Ich freu mich auf den Austausch!

    LG Helga

    Tag 17 - ich muss das schriftlich festhalten. Ich hatte die letzten Tage immer den Gedanken vor der Sucht zu kapitulieren. Ich glaube mein Fehler der letzten Jahre war wirklich der Irrglaube, dass ich das Trinken irgendwann kontrollieren kann, wenn die Trinkpausen nur lang genug wären. Möglicherweise liegt es auch daran, dass mein Partner mich in dem Glauben bestätigt hat, dass ich doch kein Alki sei - aber aufpassen müsse, weil ich mit meinem Trinkverhalten darauf zu steuere. Was für ein Irrtum denke ich gerade. Ich gebe auf - ich gebe auf zu glauben, dass ich das jemals kontrollieren kann. Komischerweise habe ich das beim Rauchen nie in Frage gestellt. Ich dachte nie - na eine kannste jetzt rauchen. Was für ein absurder Gedanke wäre das. Warum nur fällt es mir so leicht diese Fehlbewertung beim Alk vorzunehmen? Das Bier wurde ritualisiert entsorgt :)

    Leider kann ich mein Leben nicht immer so lenken, dass ich diesen aus dem Weg gehe. Besonders wenn man Unternehmer ist, geht die "rettenede Flucht" aus dem Stress nicht immer so leicht oder gar nicht. Ausszeit ist unmöglich

    Hallo Haserich, ich denke Du hast Dir schon zu viele Erklärungen und Rechtfertigungen zurecht gelegt, warum dass mit dem Saufen nicht zu ändern ist. Ich bin selbst seit knapp 20 Jahren Unternehmerin und mache seitdem nur noch zwischen Weihnachten und Neujahr Urlaub - wo ich dann trotzdem meinen Laptop mitnehme. Ich kann Dir versichern, dass es auch ein Leben ohne Alk als Unternehmer gibt. In meinen trockenen Phasen war ich wesentlich produktiver.

    Aber Du hast immerhin erkannt, dass Du Probleme mit der Stresskompensation hast. Die Geschichten ähneln sich hier und Du wirst viele Überschneidungen finden. Ich habe für mich verschiedene Entstressungsstrategien erarbeitet. Dazu gehört Yoga, Golf spielen, Wandern und Musik machen - Was könnte für Dich funktionieren? Willst Du aufhören zu trinken?

    Tag 16, ich bin noch dabei. Am Wochenende Essen mit Bekannten, die ich eigentlich nicht sonderlich mag. Gerade da ist mir aufgefallen, dass ich gerne was getrunken hätte, um den Abend erträglicher zu machen. Erkenntnisgewinn: keine Leute treffen, die man nicht mag.

    Ansonsten treibe ich gerade relativ viel Sport und erfreue mich am frischen wach werden. Mit einer lieben Freundin plane ich gerade einen sportlichen Urlaub und musste auch wieder daran denken, dass es da bestimmt nett wäre Abends gemeinsam ein Bier zu trinken. Verrückter Gedanke, vor allem, weil ich im Alltag grad gar kein Bedürfnis nach Alk habe. Es ist dieses Bild, eine romantische Sehnsucht die ich im Kopf habe, ein schöner Tag, ein netter Sonnenuntergang, das kalte Bier, das Lagerfeuer. Ich muss so lachen während ich meine Gedanken aufschreibe - die Sucht ist so ein raffiniertes manipulatives System im Kopf. Denn der Tag - und vor allem der Folgetag ist viel besser, wenn man sich Abends einfach ne leckere Limo mit Eis gönnt.

    Ich hab mir ein Buch gekauft "Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein: Frei und glücklich - ein Leben ohne Alkohol"

    Ich weiß noch nicht wie ich das finde, aber es ist eine Möglichkeit sich abzulenken.

    Habt eine gute Woche!

    Genau, es soll nicht symbolisieren, dass ich der Nabel der Welt bin, das Epizentrum oder das Wichtigste auf der Welt - sondern eher ein: meine Bedürfnisse sind jetzt wichtiger, als das für die anderen wichtige Trinkritual. Und außerdem ist es ein praktischer Schminkspiegel 8)

    Ich habe gerade heute durch Zufall meinen Notfallkoffer (wieder)gefunden. und es ist ein silberner Notfallkoffer im Wortsinn. Es ist ein kleiner Metallkoffer, wie von Rimowa, ca. 8x5x2cm und mit kleinen aufschnappenden Schnallen. Also ein sehr hochwertiges kleines silberes Metallköfferchen. Auf dem Koffer steht: "Case of values" - also Wertekoffer. Der kleine Koffer ist innen mit Samt ausgeschlagen und hat zwei kleine Scharniere, so dass er max 90° geöffnet werden kann. Ich beschreibe das so detailliert, weil ich immer wieder erstaunt bin wie unglaublich aufwendig dieses kleine Werbegeschenk von Mercedes hergestellt ist. Und wenn man diesen Koffer aufklappt ist innen ein kleiner Spiegel auf dem steht: "me". Vielleicht sollte ich den mal in die Handtasche stecken, wenn man mal wieder in Gesellschaft ist, wo es schwierig wird erinnert er an das Wichtigste.

    Hallo Brant, vielleicht halte ich mir immer noch unbewusst eine Hintertür auf, ein Notfallmedikament im Haus zu haben? Mein anderes Haustier wird demnächst auch sterben und ich muss jetzt schon weinen, weil ich Angst habe die einzige Konstante der letzten 18 Jahre zu verlieren und den Schmerz nicht aushalten zu können. Ich versinke heute morgen schon wieder in heulend in Selbstmitleid und frage mich gleichzeitig worüber ich eigentlich heule und traurig bin. Ich habe heute keine echten Probleme mehr, ich habe keine materiellen Sorgen, eine halbwegs konstante Gesundheit, einen Sport, den ich gerne betreibe, einen tollen aufrichtige Ehemann, der mich wirklich liebt (und übrigens 0 Drogen konsumiert, weil Sportler) - es gibt soviel Elend auf der Welt und ich fühle mich gerade wie der traurigste Mensch auf Erden. Ich bin so ein Lappen und wertschätze überhaupt nicht das Glück, was ich habe. Vielleicht ist das Ritual nicht verkehrt bevor doch noch was passiert, im Keller stehen auch noch 6 Flaschen Rum, Wein, Gin, Sekt, Amaretto und Cognac rum, die ich selbst nie getrunken habe. Alles Partyüberbleibsel, in dem Wissen die nächste Gartenparty kommt bestimmt. Der Wunsch nach Freiheit vom Alkohol gepaart mit der Unzulänglichkeit, dem Versagen, diese Bipolarität oder kognitive Dissonanz erdrücken mich gerade so sehr. Warum bin ich nur so ein trauriger Mensch.

    So, der Tag ist überstanden. Mir ist heute nochmal klar geworden, dass ich schwierige Dinge besser handhaben kann, wenn ich schon länger nüchtern war. Habe eigentlich den Tag über nicht mehr ans Belohnungstrinken am Abend gedacht. Bis eben - wirklich verrückt dieser Gedanke ploppt aus dem Nichts auf. Im Keller steht auch noch eine halbe Kiste rum. Ich muss da genauer hinschauen - was mache ich mit dem Gedanken, versuche ich herauszufinden, was ich in diesem Moment wirklich brauche? Was könnte eine gesündere Alternative sein? Vielleicht eine Fahrradtour zum Supermarkt und ein Eis zum Fußballschauen holen.

    Ich könnte das Bier beim Nachbarn in den Kühlschrank legen, der freut sich, wenn er aus dem Urlaub zurück kommt. Und gleichzeitig denke ich, ich sollte ihm nichts schädliches in den Kühlschrank legen.

    Ich musste heute auch an meinen verstorbenen Hausarzt denken, dem ich vor 18 Jahren nebenbei gesagt habe, dass ich mir Sorgen um meinen Alkoholkonsum mache. Seine Antwort damals war genau das, was ich hören wollte: "Meine Frau trinkt auch jeden Abend eine Flasche Rotwein, ich sollte das nicht überbewerten. Das macht einen nicht gleich zum Alkoholiker."