Alles anzeigenHerzlich willkommen, HQuinn.
Das, was Du hier beschreibst, ist zunächst mal völlig normal. Die von Dir beschriebenen Erfahrungen haben wohl fast alle Menschen so gemacht. Auch ich. Eigentlich auch kein Problem, wenn man das ab und zu mal so macht und die Dosis nicht zu hoch ist. Es ist eben - wie vieles im Leben - eine Frage des richtigen Maßes.
Um hier erst gar nicht viel drum herum zu reden: Du trinkst eben nicht "ab und zu", sondern täglich. Und: Du trinkst eben nicht "selten zu viel", sondern ständig zu viel. Ein halbe Flasche Wodka täglich ist, egal welche Maßstäbe man anlegt, im Bereich von "sehr viel" zu taxieren.
Wenn man Alkohol nicht zum gelegentlich Genuss nutzt, sondern irgendwann als generellen Problemlöser zu missbrauchen beginnt, also eigentlich nur noch wegen der erhofften Wirkung trinkt, passiert zwangsläufig folgendes: Mit Deinem jetzigen schon sehr hohem Konsum-Level "hilft" Dir der Alkohol vielleicht noch dabei, Deinen Hintern mal für ein paar Momente ruhig zu halten oder mal auf andere Gedanken zu kommen, macht Dich vermeintlich kreativer etc., aber in wenigen Monaten wirst Du feststellen, dass die halbe Flasche Wodka nicht mehr die gleiche Wirkung zu entfalten vermag. Dein Körper gewöhnt sich in zunehmenden Maße an Deinen Konsum. Man nennt das Toleranzentwicklung. Das ist bei allen Süchten so; beim Alkohol ist der Zeitraum sogar vergleichsweise lang.
Weitermachen auf gleichen Level hieße demnach für Dich: Die gewünschte Wirkung wird immer schwächer werden und irgendwann ganz ausbleiben. Die halbe Flasche Wodka wird Dir nicht mehr das bieten, was sie Dir heute bietet.
Du hast also eigentlich nur zwei Alternativen: Du säufst immer mehr oder Du hörst auf.
Die Aufhör-Option klingt in Deinen Ohren vermutlich dramatisch. Allein schon beim Lesen dieser Zeilen denkst Du womöglich: "Mein Leben ist eh schon schwer. Und jetzt soll ich mich noch von meinem besten Freund - meiner Wodka-Flasche - verabschieden? Da bleibt doch nur noch Leere und Schmerz."
Ich kann Dir sagen: Es ist völlig anders als Du aktuell denkst. Wenn Du mit dem Trinken aufhörst, eröffnet sich eine Welt, die Du Dir aktuell gar nicht ausmahlen kannst. Diese Welt ist schön, voller Farben, voller Gefühle, voller Klarheit. Eben das volle Spektrum, was das Leben so bietet: von tieftrauig bis himmelhochjauchzend. Es ist ein Weg von den alkohlinduzierten Fake-Gefühlen zu den echten Gefühlen, die in Dir schlummern.
Ich kann Dir auch sagen: Es ist kein einfacher Weg, bisherige Gewohnheiten zu überschreiben. Das geht schon gar nicht von heute auf morgen. Vermutlich wirst Du Unterstützung brauchen. Vielleicht auch professionelle Unterstützung. Schwierig ist, dass Dein Mann Deinen Konsum anscheinend nicht bremst, sondern sogar noch anfeuert. Keine gute Kombination.
Ich wünsche Dir, dass Dir das gelingt. Von Herzen.
Erster Schritt: (Selbst-)Erkenntnis. Dann werden sich mehrere Schritte anschließen. Hier im Forum gibt es eine Menge Know How, aber letztlich musst Du Deinen eigenen Weg finden. Es ist ja auch Dein Leben. Und Du hast eben nur dieses eine Leben. Meine Anregung: Werde Dir dessen bewusst und lerne Deine verbleibende Lebenszeit zu schätzen. Das kann man nicht erzwingen, aber es wäre doch schade, wenn Du Dir kurz vor Lebensende irgendwann eingestehen müsstest, dass Du eben doch nicht das Beste aus Deinem Leben gemacht hast. Aber glücklicherweise bist Du ja noch nicht kurz vor Deinem Lebensende, sondern sitzt hier im Juli 2024 vor Deinem Bildschirm und liest diese Zeilen.
wow, ich muss gestehen so offen habe ich es noch nie angesprochen gehört. Und irgendwie kullern mir beim Lesen auch die Tränen herunter. Und ich muss gestehen, dass ne viertel Flasche beim Schreiben auch von wieder draufgegangen ist. Danke für diese Worte.