Hallo Honk,
Danke für Deine tollen Berichte hier immer.
Und, gratuliere zum gelungenen Bewerbungsgespräch! Was Du dann anschließend beschreibst kann ich gut verstehen und glaub Dir das auch sofort. Ich denke, so wie Du es tust, ein bewusster Umgang damit, und aufmerksam die Gedanken und Gefühle dieser Situation wahrnehmen und Reflektieren, ist ein guter Weg.
Mein persönliches Erleben war, dass die Triggerpunkte, wenn sie denn mal auftauchten, beim nächsten Mal dann schon schwächer waren, und nach und nach dann gänzlich nachließen und bald verschwanden… oft reichte schon eben ein solches aufmerksames Betrachten.
Es gibt aber in meinem Erleben auch Punkte die mitunter heute noch kurz aufblitzen. Bezüglich dem Alkoholkonsum eigentlich gar nicht mehr, aber was den Tabakrauch angeht schon.
Anscheinend hat sich da was noch tiefer eingebrannt bei mir. Das was man wohl Suchtgedächtnis nennt. Denn seit etwa zwei Jahren gibt es in seltenen Augenblicken wieder Situationen, wenn ich z.B. an einer sonnigen Raucherbank vorbei Laufe, wo zwei drei Leute in der Frühlingssonne sitzen und qualmen. Und auf einmal überkommt mich kurz dieses, aus Suchtzeiten altbekannte, Gefühl: Hach, das wär doch jetzt was! Da auch einfach mal schön Eine mit zu rauchen! So ein guuutes Zigarettchen… Nicht falsch verstehen. Ich bin mehr als 1000% sicher dass ich das nicht mehr mache. Dass ich das hinter mir habe. Ich bin einfach nur froh nicht mehr rauchen zu müssen. Und doch ist er, nach so vielen Jahren, manchmal blitzartig da, dieser Impuls. Nur kurz, aber deutlich spürbar. Anfangs war ich da auch irritiert, und hatte kurz auch etwas bedenkenvolle Verunsicherung, da es sich auch recht kraftvoll anfühlte. Das aber nur kurz.
Ich denke ins Suchtgedächtnis haben sich halt diese „schönen Situationen“ festgesetzt. Und bei mir ist dieses Aufblitzen auch mit bestimmten Gefühlen verbunden. Gefühle (physisch wahrnehmbar), Gedanken, und bestimmte Handlungsimpulse sind oft zusammengehörende Ebenen einer gleichen Sache. Gerade der Umgang mit Gefühlen ist mir auf dem Weg in die Nüchternheit und in meinem suchtfreien Leben sehr wichtig geworden. Ich habe das bewusst beobachtet, geübt, reflektiert und tue das immernoch. Es ist gut, diese Ebenen immer wieder miteinander abzugleichen.
Daher kann ich aber, dieses Gefühl das da im Suchtgedächtnis manchmal noch so deutlich aufblitzt auch für mich richtig einordnen, und als das benennen was es, in diesem Sucht-GEDÄCHTNIS, eben ist: das schemenhafte Bild einer Erinnerung! Eine Momentaufnahme aus einer früheren Zeit. Die in diesem Moment vielleicht auch schön war. Aber sie gehört zu einem ganz anderen Menschen, nämlich zu dem der ich vor fünfzehn, zwanzig Jahren war. Heute stelle ich mich, innerlich lächelnd, vielleicht mit einem Apfel, mit dazu in die Frühlingssonne. Genieße in tiefen, gesunden Atemzügen die frische Luft, und bin in diesem Moment mit mir selbst mehr als zufrieden.
Ich denke, Honk, die Arbeit mit inneren Bildern und Gefühlen kann uns ein wichtiger und hilfreicher Begleiter sein. Manchmal sogar auch Wegweiser.
Schließen möchte ich hier aber mit einem Zitat von Heinz Erhardt, der mal sagte:
„Sie dürfen nicht alles glauben was Sie denken!“
Gute Grüße und bis dann!
- Mojo -