Beiträge von rent

    Wovor ich aber gewaltig Angst hatte, dass muss ich wirklich so sagen, war die ganze Geschichte um das Trocken werden: "Eingeständnis, Klinik, Entzug, Therapie, für immer und ewig krank, immer Alkoholiker, Stigmata etc etc.".

    Ich kann das gut nachvollziehen, mir ist es auch sehr schwer gefallen, mich mit solchen Begriffen zu identifizieren und hat noch zusätzlich eine verzweifelte Düsterkeit erzeugt. Ich würde sogar mal vorsichtig behaupten, wenn der Begriff Alkoholiker nicht so stark stigmatisiert und mit einer negativen Prognose belegt wäre, würde vielleicht manchem ein Aufhören sogar leichter fallen. (Das ist nur mein persönlicher Eindruck, der auf meiner eigenen Erfahrungen beruht und das kann vielleicht auch ganz anders laufen)


    Ich hab mir immer gesagt: Wenn Du eine Sucht loswirst, dann mit Freude. Du hast keinen schweren Weg vor Dir, sondern hinter Dir. In dem Augenblick, wenn Du die Flasche stehen lässt, lässt du etwas zurück und zwar die Person, die du niemals mehr sein willst. Punkt. Geholfen haben mir dann die Podcasts von Stüben, die eine sehr positive Nachricht verbreiteten.

    Am wichtigsten war für mich vielleicht, dass ich nicht mehr etwas Bestimmtes beenden, keinen Schluss mit irgendwas haben wollte - sondern ich wollte von Anfang an etwas Neues in meinem Leben beginnen. Einen anderen, neuen Weg gehen. Also nach vorne blickend sozusagen.

    Diese beide Zitate drücken das auch nochmal sehr gut aus, in welche Richtung auch meine Sichtweise geht.

    Ich "gebe" etwas "auf", um etwas viel besseres zu bekommen, um einen ganz neuen Weg zu gehen.

    Aus meiner Erfahrung ist es nur manchmal etwas schwierig, diese "Erkenntnis" meinem Suchtgedächnis zu übermitteln, da dieses leider an den altgewohnten Bahnen festhalten will.

    Ich bin deshalb auch der Ansicht wie AmSee13 , dass "nur richtig wollen", nicht ganz reicht. Einerseits steht der Wille an der ersten Stelle, anderseits wird ja gerade der Wille teilweise von der Sucht (fern)gesteuert. Mein Wille, der eigentlich den Torwächter spielen soll, wird von meinem Suchtgedächtnis korrumpiert.

    Ich habe in den 30 Jahren mit Alk&Co, mehrmals Erlebnisse gehabt, wie geil es sich anfühlt, wirklich clean, wirklich nüchtern zu sein, keinen Suchtdruck zu haben, wirklich frei und ich selber zu sein. Und genau diese Suche hat mich viel mehr hochgehalten, als alles "ich müsste, ich sollte nicht, ich darf nicht wenn ich nicht bald...dann passiert mir das und das..., es ist ungesund und trallala..." In der Richtung war ich konsequent, wäre der Rausch (trotz Schäden und Kollateralschäden) besser als die nüchterne Klarheit gewesen, würde ich wahrscheinlich heute noch trinken, trotz allen Scherben und Zerbruch. Ok, bei mir haben die Scham- und Schuldgefühle, die manchmal schon teilweise nicht mehr wegzutrinken waren, direkt und auch hinterher auch ganz schön die letzten Räusche vermiest.

    Es braucht halt eine Bewusstwerdung, die tief in mich geht, dass ein Leben ohne Alkohol dass bessere, echtere Leben ist. Ich finde aber die ganze Problematik insgesamt schwer zu fassen bzw. ich tue mich schwer, mein eigenes Erleben ausdrücken bzw. da einen echten Tip zu geben.

    Mir haben damals auch Denkansätze aus dem Buch "Endlich Nichtraucher" von Allan Carr geholfen, dass ich in meiner Verzweiflung gedanklich auf den Alkohl umgemünzt habe (gibts auch als "Endlich ohne Alkohol", aber das hat bei mir nicht gefruchtet, zumindest hatte ich damit irgendwann mal früher keinen Erfolg)

    Es brauchte halt eine Aufgabe von diesem Teil in mir, der nicht genug bekommen konnte, aber gerade das war eben schwer zu fassen bzw. selbst zu produzieren. Zumindest braucht es eine bessere (spürbare) Alternative....

    Ich freue mich ebenfalls für dich. Es tut gut, von Leuten zu lesen, die den Absprung geschafft haben und ihren Weg in Freiheit gehen.

    Zumal uns beiden auch mehr oder weniger an anderer Stelle ein katastrophales Scheitern prophezeit wurde. Und gerade deshalb bestärkt es mich auch, gerade von Wegen zu lesen, die meinem nicht ganz unähnlich sind.

    Dir alles Gute für alle deine geplanten Projekte bzw. deinen weiteren beruflichen Werdegang :thumbup:

    Meinen Mann hat das ziemlich verdrossen, ist ja auch blöd und er hatte sich auch echt auf unsere Reise gefreut.
    Ich hingegen darf das mit einer gewissen Gelassenheit und Zuversicht hinnehmen. - Die Haltungen tragen mich seit Kurzem ungemein.
    Es gibt ja diesen Spruch „Schließt sich eine Tür, öffnet sich irgendwo ein Fenster. Man muss nur bereit es, es auch wahrzunehmen.“

    Diese Situation beschreibt sehr gut, dass ich immer mehrere Möglichkeiten habe, eine Situation zu betrachten.

    Ich kann mich darüber ärgern (was an der Situation nicht ändert) oder ich kann die Situation auch erstmal annehmen, wie sie ist (was ich ja in dem Fall auch muss) und mache das Beste daraus bzw. suche unverkrampft nach Alternativen.

    Etwas schwieriger sehe ich die ich das Annehmen "echter" Schicksalsschläge (die ja meistens auch nicht änderbar sind), aber ich habe wie bei den "leichteren Fällen" auch immer die Möglichkeit, die Sache aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.

    Das ist jetzt auch schlau daher geredet, weil man bei einem Worst Case auch meistens mit einer Situation konfrontiert wird, die vorher noch nicht da war und zumindest ich oft noch sehr emotionsgesteuert reagiere. Aber ich stelle immer wieder fest, dass ich gerade an den eher unangenehmen Situationen wachse, die nun mal zum Leben dazugehören. (Klar, die will eigentlich kein Mensch, aber sind ja irgendwo unvermeidlich, aber gerade die Erleichterung NACH der "bestandenen Prüfung" empfinde ich als sehr angenehm.


    Auch das ist für mich ähnlich, wobei es mir auch hier einfach nur um das Wahrnehmen und aktive Beobachten geht, ganz ohne Bewertung.
    Schwer zu beschreiben, wie das genau funktioniert, ohne eine Bewertung vorzunehmen.
    Ich nehme es einfach wahr und spüre in meinem Inneren angenehme, irgendwie erholsame Stimmungen, Bilder usw.

    Stimmt, durch das "gezielte" Suchen der eher schönen Momente (bzw. wie ich sie eben gerne hätte) kann es vorkommen, dass sich schon wieder das Blickfeld einengt und ich die sprichwörtliche Blume am Wegesrand nicht mehr wahrnehme. Ja, ist wirklich schwer zu beschreiben, wie es genau funktioniert, ohne Bewertung wahrzunehmen. Ich denke, es hat etwas mit "im Hier und jetzt sein zu tun", im Augenblick leben zu tun, was ja des öfteren nicht gelingt. Oft hängt man in der Vergangenheit oder in Zukunftssorgen fest. (ich schreibe z.B. gerade diesen Text und in meinem Kopf dreht es sich schon wieder, was ich dann noch zu tun habe ;)

    Oder letztens wie meine Hände die Werkzeuge führen, mit denen ich das eine oder andere Möbelstück bearbeitet habe.

    Aber wenn mein "Sein" im Hier und Jetzt ist, freue ich mich eben gerade über den Hobelspan der abgetragen wird oder ich fahre mit der Hand über eine von mir soeben glattgeschliffene Fläche (ohne erstmal das Endergebnis oder weitere Arbeitschritte im Kopf zu haben) Ich denke, gerade dieses Loslassen und im Moment leben ist ein großer Schlüssel (den ich selten nutze, weil ich meistens noch zu gestresst bin und (nur) das Endergebnis im Kopf habe.

    Aber war nicht auch der Rausch teilweise ein Suchen des Augenblicks, ein sich Vergessen können? Gerade auch Opiate hatten mir immer diese Klarheit, dieses "einfach nur Sein" vorgegauckelt. Und da der Mensch im Ursprung vielleicht gerade darauf angelegt ist, ist es (zumindest bei mir) kein Wunder, eine Abkürzung genommen zu haben (die natürlich in eine Sackgasse führte und immer wieder führen wird.)


    Wenn man weniger beurteilt, wird das Leben freundlicher" sagte mal Ferdinand von Schirach. Seine Sehnsüchte vergessen, einfach mal schau'n, was im hier und jetzt, also auf der Bühne des Lebens, gerade gespielt wird. Man kreist nicht dauernd um sich selbst, glaubt nicht alles, was man gerade denkt und fühlt. Selbstvergessenheit. Loslassen. Achtsamkeit als Gegenpart zum Perfektionismus. Letzterer als Unfreiheit verstanden. Freiheit beginnt dort, wo die Angst aufhört.

    Ich finde, du hast das Thema Bewerten bzw. Loslassen/ Selbstvergessen hier auch noch mal gut auf den Punkt gebracht.

    Es geht darum, dass ich mich und alles andere um mich nicht sofort bewerte (meistens wohl eher kritisiere) und sofort versuche, diesen Zustand zu ändern, sondern erstmal schaue "was auf der Bühne des Lebens gespielt wird."

    Ich hatte mal relativ am Anfang meiner Nüchternheit ein Erlebnis, als ich andere Leute beim Trinken beobachtet hatte, ohne das mir dabei eine Emotion hochkam, mir sozusagen mal nicht der "Zahn tropfte". Ich habe die Leute nur wahrgenommen, als würden sie irgendeiner "Tätigkeit" nachgehen und ich sozusagen nur "zuschaue". Das hat sich wirklich gut angefühlt und mir war dieser Impuls eine große Hilfe, mit dieser Sichtweise auch andere (negativen) Emotionen von mir zu betrachten. Zumal ich auf diese Art auch sein Zeitfenster gewinne und ich nicht sofort jeder Emotion nachgeben muss (und wohlüberlegt eine angemessene Reaktion finden kann.)

    Grunde eigentlich ist das für mich nichts weiter als aktives Wahrnehmen dessen, was um mich herum und in mir drin grad los ist bzw. geschieht.

    Das sehe ich ähnlich, es ist erstmal ein Wahrnehmen meiner Umwelt und meiner inneren Befindlichkeit ohne Wertung. Schon manche Situationen ohne Wertung nur zu registrieren, ohne sie bewerten bzw. ohne negative Emotionen/ Gedanken zuzulassen, sozuagen in Gelassenheit, ist ein großes Lernfeld.

    Aber auf Grund dieser Wahrnehmung versuche ich auch Weichen zu stellen, (dass geht wohl eher in Richtung Selbstfürsorge) oder auch Dinge, anzunehmen, die ich nicht ändern kann. (vgl. Gelassenheitsspruch AA)

    Außerdem ist Achtsamkeit für mich auch noch ein aktives Wahrnehmen der kleinen schönen Dinge auf dieser Welt (Sonnenaufgang, beginnender Frühling, ein kleines Lächeln bekommen u.s.w.) um aufzutanken bzw. mein Stresslevel gering zu halten.

    Guten Morgen Olivia und ebenfalls herzlich willkommen, ich muss dann los, deswegen nur ganz kurz.

    Ich kann dich und deine Situation gut verstehen, welche ja für dich aus heiterem Himmel gekommen zu sein scheint und du dir jetzt Gedanken machst, wie du am besten darauf reagieren kannst und du ihn ja auch nicht verlieren möchtest.

    Es ist immer schwierig, eine Situation von außen mit nur ein paar Zeilen zu beurteilen, aber Honk und AmSee haben dir eigentlich schon gesagt, in welche Richtung die ganze Sache verlaufen könnte, auch wenn das vielleicht schwer anzunehmen ist.


    habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe, dass ich ihn nicht aufgeben möchte, ich möchte ihm helfen, wir gehören zusammen. Ich bin der einzige Mensch, mit dem er offen gesprochen hat, was gerade mit ihm los ist. Bin dann gefahren. Ich hab Angst, dass er sich etwas antut. Oder, dass er sich vielleicht nicht traut sich zu melden. Aber ich denke ich habe ihm klar gemacht, dass alle Türen offen stehen bei mir...

    Ich finde du hast ihm damit alles gesagt, was von deiner Seite möglich ist und in deiner Macht steht.

    LG Rent

    Ich (und vielleicht auch der eine oder andere) kann dich da gut recht verstehen und ich habe das ähnlich erlebt, aber ich werde jetzt auch nicht weiter darauf eingehen.

    Andererseits scheint ja der Weg, der dort gefahren wird, auch für viele erfolgreich zu sein. Und es gibt bestimmt auch Leute, die eben die größtmögliche Risikominimierung und "das Bekenntnis" benötigen und damit besser fahren.

    Mir hat aber diese Sichtweise für die Bewältigung meiner Sucht nicht besonders gut geholfen, weil mir die Identifikation gefehlt hat und mir mit meinem Weg immer ein katastrophales Scheitern vorrausgesagt wurde.

    Aber ich habe das einfach als Erfahrung verbucht und hinter mir gelassen, vielleicht wäre das auch eine gute Sichtweise für dich ;)


    Ansonsten kommt mir vieles was du schreibst, auch sehr bekannt vor. Auch ich bin von Anfang an den Weg der Konfrontation gegangen und habe mich nicht aus dem öffenftlichen Leben rausgenommen. (also ich bin nicht auf jede Feier oder Fest gerannt, aber es gibt eben auch Anlässe, die ich nicht umgehen wollte)

    Und ich erlebe das ähnlich wie du, das ein Leben ohne Alkohol keine Qual sein muss, sondern eher eine riesen Befreiung ist.

    Das ich mittlerweile unglaublich gut Schlafe, körperlich und geistig fitter bin wie ich es je war, das ich wieder Dinge unternehmen kann die sonst nicht möglich waren da immer Alkohol dabei sein musste......das alles bestärkt mich in der stetig wachsenden Sicherheit.

    Du hast das hier übrigens sehr gut auf den Punkt gebracht. Gerade dieses (Wieder)erleben dieser körperlichen und geistigen Fitness und auch der damit verbundenen Freiheit ist für mich ein riesen Gamechanger.


    Klar gibts Stolpersteine, aber die hauptsächlich durch Menschen, denen Abstinenz selbst dringendst gut tun würde.

    Überhaupt sehe ich jetzt, wie unglaublich verankert der Suff in unserer Gesellschaft ist und das man als Nicht-Trinker schnell zum Sonderling wird.....nur ist mir das sowas von egal.

    Ja, habe ich auch so erlebt und erlebe das teilweise auch noch. Aber da bin ich lieber der nüchterne Sonderling, als der, der immer breit war (und was für den einen oder anderen bestimmt auch etwas sonderbar gewirkt haben muss). Aber mir ist das auch total wurscht und mit der Zeit baut sich auch ein immer größer werdendes Selbstbewusstsein auf (und vielen wird das recht egal sein, ob ich nun trinke oder nicht.)


    Ich trinke auch selbst 0.0 Bier oder Karamalz, sehe das aber nicht als Ersatz an.

    Beim alkoholfreien Bier bin ich etwas vorsichtiger, weil mir der "Kosten-Nutzen- Faktor" aus vergangener Erfahrung etwas zu heikel ist. Aber zumindest trinke ich Spezie aus brauner Bierflasche.

    Hallo Johannes,

    Gratulation zu deinen 14 Monaten :thumbup:

    Ich kenne ebenfalls die Podcasts von N. Stüben. Die Blickwinkel, die darin enthalten sind (das Nüchternheit keine Qual sein muss), sind meinen nicht ganz unähnlich. Ich bin erst in nach einiger Zeit meiner Nüchternheit auf diese Podcasts gestoßen. Aber gerade das Hören und Identifizieren, dass es Leute gibt, denen es ähnlich ging wie mir und die auch den Absprung geschafft haben, hat mir große Hoffnung gemacht.

    Ja, die Erfahrung mit dem anderen Forum hat der eine oder andere (mich eingeschlossen) bestimmt ähnlich erlebt. Es liegt wohl daran, dass dort eine etwas andere Strategie gefahren und auf dem EINEN Weg beharrt wird. Und wem das hilft bzw. wer das für sich annehmen kann, für den ist es ja auch gut.

    Eine guten Austausch wünsche ich dir.

    Rent

    Ich denke, jeder hat immer den Blickwinkel des eigenen Erlebens und eigener Erfahrung.

    Ich hatte nach jahrelanger Abstinenz wieder mit dem Trinken angefangen, weil es mir scheinbar ZU GUT ging, ich vielleicht noch etwas toppen wollte und ich den Alkohol über die Jahre immer wieder vermisst und als Teil von mir angesehen habe. Da mit der Zeit auch die Erinnerung an den ganzen Affentanz immer blasser wurden und sich mein Leben wieder sehr gut repariert hatte, hatte ich die Hoffnung wieder "normal" trinken zu können, was ich dann auch mit den besten Absichten versucht habe. Es hatte übrigens mehrere Jahre gedauert, bis ich wieder auf meinem alten Pensum war. Ich wüsste nicht, ob ich heute noch die Kraft hätte, die Kontrolle wieder so lange aufrechtzuerhalten, wahrscheinlich nicht, aber ist ja auch egal.

    Ich habe jetzt für mich etwas viel Besseres gefunden und ich freue mich noch fast jeden Tag über meine Nüchternheit. Für mich ist das wie ein neues Leben und ich möchte diese Freiheit nicht mehr hergeben. Ich denke aus diesem Grund sozusagen noch sehr oft ans (ehemalige) Trinken bzw. eher daran, dass ich jetzt nicht mehr trinke.

    Und es ist auch so, dass ich auch gerade in unangenehmen Situationen das Vertrauen auf meine Nüchternheit setze und es mir auf dieser Grundlage gelingt, Dinge zu verändern oder auch anzunehmen (und mich nicht nur zu betäuben, wo am Ende des Rausches nur die Schuld, Scham, Verzweiflung UND das Problem gewartet haben). Aus meiner Sicht ist es gerade wichtig, wie ich über meine (vergangene) Sucht denke.

    Und mir hilft eben eher eine Denkweise, die nach vorne ausgerichtet ist, als dass ich eine Düsterkeit vor einem eventuellen Rückfall ständig mit mir herumtrage.

    Ich denke, es geht hauptsächlich darum, ein achtsames Leben zu führen, was ja auch eine gewisse Vorsicht oder eher Vorausschau nicht ausschließt. Sozusagen auf mich hören und das machen, was mir wirklich gut tut und gerade da spielt meine Nüchternheit eine große Rolle.


    By the Way, Nikotin juckt mich schon seit Jahrzehnten nicht mehr und ich habe da kaum noch daran gedacht, ob da jemand raucht oder nicht. Ich habe meistens immer den Gedanken gehabt, Gott sei Dank biste den Scheiß los und habe die Raucher eher mitleidig betrachtet.

    Aber vor kurzem hatte ich bei einem Kollegen den Rauch gerochen und fand das sogar aromatisch und nicht ganz unschön. Und da war nach Jahrzehnten auf einmal ein Gedanke: Rauchen war ja damals auch ganz nice (obwohl es das zu 90% nicht war)

    Also eine gewisse Achtsamkeit bei dem Thema sollte wohl immer bestehen bleiben...

    Hallo Thorsten,

    von mir ebenfalls ein herzliches Willkommen.

    Ich hatte 2019 einen tiefen Einschnitt mit 2 Schlaganfällen hintereinander und habe in dem Rahmen der Reha (ambulant) 7 Monaten keinem Alkohol getrunken. Meine Motivation war laut den Ärzten, dass ich wieder gesund sein möchte. Als mir die Heilung des Risses meiner Artherie Bescheinigt wurde, habe ich wieder angefangen zu trinken.

    Kann ich sehr gut nachvollziehen, solange dem Trinken nichts entgegen stand, habe ich jede Möglichkeit wahrgenommen und mir jede Situation zurecht geredet. Wiederum habe ich aber jede Krankheit dem Trinken in die Schuhe geschoben und war motiviert, bis es mir wieder besser ging. Aus jetziger Sicht konnte das aber nie auf Dauer funktionieren, da es mit der Gesundung ja auch auch keinen Grund mehr gab, aufzuhören. Dieses Problem ist bei mir auch nach längerer Nüchternheit aufgetaucht, weil es mir dann scheinbar wieder "zu gut" ging.


    In der Reha meinte die Phsycholgin, dass ich ein Ziel getriebener Mensch bin und daher in den Phasen eines mir wichtigen Ziel gar nicht auf die Idee komme zu trinken. Also, muss ich wohl nur das richtige Ziel finden…

    Ich finde, es ist sehr wichtig und gerade mir hat das persönlich sehr gut geholfen, ein (Langzeit)ziel, beinahe eine Vision zu haben.

    (Vielen hilft es zwar wiederum auch, wenn das 1. Glas für heute nicht getrunken oder in Etappen gedacht wird. Bei mir war das eher so, dass ich mir gesagt habe, ok, trinkste eben heute nicht, aber letztendlich war aufgeschoben leider nie aufgehoben. Oder ich hätte sehnsüchtig auf das Ende der Etappe gewartet.)

    Aber seit der Erkenntnis, dass Nüchternheit keine Qual/Verzicht sein muss, sondern (für mich) das bessere, erfülltere und echtere Leben beinhaltet, ist es mir wirklich möglich geworden, wieder in Zufriedenheit zu leben.

    Einen guten Austausch wünsche ich dir

    Rent

    Ich meine es geht doch vielen so, die sich mit ihrem Absprung beschäftigen, dass sie sich nicht in die Augen sehen können. Viele, vielleicht sogar alle gefährlich trinkenden Menschen wissen doch eigentlich was sie da tun. Und ich behaupte mal, ab einem gewissen Grad trinkt niemand mehr gerne. Nur der Absprung gelingt nicht. Sind das nicht die Momente des größten Schams?
    Als aber auch die kurze Zeit danach, wenn man aufgehört hat und sich ggf. in der Rechtfertigungsposition befindet oder erstmal für sich aufarbeiten muss, was da die letzten Jahre gelaufen ist. Und da, so mein Gedanke, ist die Einstellung, sich nicht schämen zu müssen weil man in irgendeinerweise (mit) ferngesteuert gewesen zu sein, ein Guter.

    Ich weiß was du meinst.

    Ja und das ist wirklich ein Kreislauf, der zusätzlich gefangen hält.

    Ich schäme mich sozusagen dafür, nicht "bewusst genießen zu können", nicht ins Raster zu passen. Ich schäme mich dafür, nicht den Absprung zu schaffen oder rückfällig geworden zu sein, ich schäme mich für mich selber und die Stigmatisierung die eben mit dieser Sucht einhergeht. Ich komme mir vor wie der größte Versager, hasse mich dafür und will am liebsten alles geheimhalten. Und mein vielleicht einziger Trost ist eben die Flüssigkeit, die ja wiederum diese Scham erst erzeugt hat. Keine gute Grundlage um einen guten Start zu haben.

    Da hat es der Raucher, der zum Nichtraucher werden will, deutlich angenehmer. Klar Alkohol und Nikotin unterscheiden sich sehr in den Auswirkungen, aber es sind beides Süchte. Ich würde aber auch mal vermuten, dass eben gerade diese finalen Auswirkungen zu einem Großteil dazu beitragen, um eben auch dieses Zerrbild entstehen lassen, zu dem man nicht gehören will und sich eben still und heimlich für die Gefangenschaft "schämt".


    Das Schwierige ist, dass ich mir irgendwie bewusst machen muss, dass es eigentlich keinen Grund gibt, mich zu schämen.

    Ich zumindest finde gut, dass immer mehr Leute den Mut haben und durch Podcasts, Youtube-Kanal, Bücher...mit ihrer Geschichte am die Öffentlichkeit gehen/sich "outen" und sich dadurch eine Identifikationsmöglichkeit bietet.

    Mir hat auch das Eingeständnis und Offenlegung meines Problems vor einem (kleinen) Kreis wichtiger Menschen viel "Eigenscham" genommen. (aber selbst dort gibt es bis heute teilweise noch Unverständnis und wird auch totgeschwiegen)

    Ich finde auch, wenn man eine Sache ausspricht (oder wie hier auch schreibt/ sich austauscht), nimmt es dieser Scham die Heimlichkeit und man hat schon an Boden gewonnen.

    Honk Ansich finde ich die Einstellung, sich nicht schämen zu müssen, weil man in irgendeinerweise (mit) ferngesteuert gewesen zu sein schien, sehr hilfreich, um das Hamsterrad aus Scham und Schuld etwas zu stoppen.

    Sozusagen ich bin nicht (alleinig) Schuld und muss mich schämen, in die Falle getappt zu sein, aber es ist wiederum meine Verantwortung, wieder dort herauszuklettern.

    Scham richtet sich gegen die Existenz des eigenen Bedürfnisses an sich, während die Schuld sich darauf bezieht, wie das eigene Bedürfnis befriedigt wurde

    Ich würde bald sagen, die beiden Begriffe kann man in der Erklärung hin und her schieben, aber ist ja auch egal.

    (Ich kann auch eine Schuld verspüren, weil überhaupt das Bedürfnis existiert und mich auch dafür schämen, wie ich mein Bedürfnis befriedigt habe)

    Ich habe Scham und/oder Schuld eher als unangenehmen "gemischten Batzen" wahrgenommen. (echt, "Batzen" ist wirklich ein gutes Wort für diese Begleiterscheinung der Sucht)


    gesellschaftliche Normen, dann ergibt das aufgrund meiner Biografie auch Sinn, dass ich nicht so viel in der Scham unterwegs bin. Ich hab mich mal was mit der Soziolgie in Gruppen beschäftigt und ich bin den Weg aus der Gesellschaft schon früh angetreten. Ich stehe nicht außerhalb, aber ich fühle mich auch nicht der Mitte zugehörig, sondern den Außenseitern. Und wo kein Zugehörigkeitsgefühl, da auch keine Scham. 🤷‍♀️ Da die Normen und Werte der gesellschaftlichen Mitte keine Bedeutung für mich haben, lebe ich schlichtweg was schamfreier, weil man Rande der Gesellschaft andere Normen und Werte gelten. Vielleicht fühlst du dich Honk zum Beispiel der Mitte viel mehr zugehörig als ich das tue. 😊 Wie dem auch sei…allgemein empfinde ich die Scham als eher hinderlich...

    Sehr interessanter Gedanke, der mich oft zu frühen und späteren Alkoholzeiten beschäftigt hat, um damals meine Scham- und Schuldgefühle loszuwerden.

    Wer legt den Rahmen fest, wie, wann, wie oft ist noch "normal"?

    Ich darf nicht früh trinken, höchstens zum Frühschoppen. Ich darf nicht mit der Flasche durch die Straßen laufen, höchstens zu Volksfest. Ich darf nicht auf Arbeit, höchtens zu einer Beförderungsfeier. Ich kann zum Oktoberfest besoffen auf der Wiese schlafen, aber wenn ich oder mehrere Leute besoffen im heimischen Park herumliegen, wirkt das sehr seltsam...

    Pauschal gesagt, ist etwas normal, wenn ALLE es tun. Und wenn ich nicht mehr in das Raster passe, gibt es für mein Verhalten Grund zu schämen oder ich fühle mich schuldig, dass ich eben so bin wie ich bin oder auch dieses und jenes Bedürfnis habe/ mich nicht unter Kontrolle habe.

    Ich hatte früher zu meinen Kamikazezeiten eine Zeitlang in einer WG gewohnt, wo das Trinken/ der Rausch von allen zelebriert und in den Himmel gehoben wurde. Sozusagen, wer den größten Humpen geleert und den größten Kater hatte, war der Größte. Aber ich würde sagen, dass selbst bei dieser Außenseitergruppe irgendwelche Normen gegolten haben. (zwar keine gutbürgerlichen, aber eben der Gruppe angepasst)

    Z.B. wurde damals über (aus unserer Sicht) "echte" Alkis abfällig geredet, "wie kann der Penner nur so saufen", obwohl wir theoretisch, praktisch und mengenmäßig dem sogenannten "Penner" temporär nicht so unähnlich waren. Vielleicht wurde uns nur ein Spiegel vorgehalten, den wir damals in unserer jugendlichen Arroganz von uns gewiesen haben und nicht wahr haben wollten.

    Also Druckbetankung ja, aber wehe, du wirst Alkoholiker/ Penner und pinkelst dir in die Hose. (im gutbürgerlichen ist die Regel dann etwas entschärft: ab und zu mal ein Bierchen ist gewünscht, aber wehe du trinkst zu viel/ besäufst dich zu oft)

    Klar fällt das Ausleben seiner "dark necessities", in einer Gruppe, die eben den selbigen angepasster ist, viel einfacher.

    Aber ich muss sagen, dass ich trotz Außenseiterumgebung noch genug Scham und Schuld in mir hatte und diese immer wieder hochkam. Da war übrigens auch noch ein Gefühl oder so eine Traurigkeit, wie "Rent, das bist du doch hier eigentlich gar nicht und willst das auch nicht wirklich" und das hatte ich eigentlich, solange ich getrunken habe. Aber ich wollte das damals alles loswerden und habe da alles, was unangenehm hochkam weggeballert oder sediert.

    Am Anfang meiner Nüchternheit wollte diese Scham/Schuld in Ansätzen wieder hochkommen. "ich trinke zwar nicht mehr, aber ich habe ja einmal getrunken". Oder ich ordnete jetzige Situationen, Entscheidungen oder Umstände, die direkter Linie überhaupt nichts mit meiner toxischen Vergangenheit zu tun hatten, eben dieser zu (und der Kritiker in mir, versuchte mir meine vergangene "Schuld", für die ich mich doch gefälligst zu "schämen" habe, wieder vorzuhalten)

    Deswegen finde ich es sehr wichtig, sich selbst (und natürlich auch allen anderen, die da irgendwo in der Vergangenheit mit drinhängen) so gut es geht, zu vergeben und anzunehmen. (Schuld, Scham und Selbstanklage haben sowieso nie weitergeholfen und nachträglich kann ich nichts ändern) Und vielleicht sogar wohlwollend auf die eigene Vergangenheit zu schauen und sie als einen Teil, eine Erfahrung zu sehen, die ich eben gemacht habe und vielleicht sogar für irgendetwas gut bzw. nötig war...

    Die Frage war ja nicht, ob viele Menschen "übermäßig" Alkohol konsumieren, sondern, ob ihnen bewusst ist, wohin das führen kann. Ich denke eher nicht. Ich persönlich fand Wenigtrinker unsympathisch. Gar-Nicht-Trinker fand ich noch merkwürdiger. Eine nach meinem damaligen Empfinden eher bemitleidenswerte Spezies. Warum sollte ich mir also Sorgen machen um meinen Konsum? Ich stand auf der richtigen Seite, hatte aber auch nie exzessiv getrunken, was mich in meiner Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen, noch mehr bestärkte. Ich trank halt "nur" regelmäßig.

    Ich bin auch der Meinung, dass ich sehr wenige Menschen wirklich bewusst sind, wohin ihr Konsum letztendlich führen könnte. Auch habe ich jahrelang meinen Konsum anhand der Skala des Trinkkonsums anderer gemessen und mich teilweise beruhigt/ in Sicherheit gewogen. Auch waren Wenigtrinker bzw. eher Garnicht-Trinker eine sehr seltsame Spezies für mich und schwer nachvollziehbar. Nichtraucher habe ich wiederum für ihre Freiheit beneidet, weil sie nicht rauchen "mussten" und habe ebenfalls lange und oft vergeblich nach dieser Freiheit gestrebt, wie es ja auch letztendlich mit dem Alkohol war.

    Aber gerade beim Alkohol erschien mir die Abstinenz lange als wenig erstrebenswert, eher als Einengung meiner Freiheit und Aufgabe einer "guten Beziehung", die sich in jede Faser meines Lebens geschlichen hatte.

    Im Vergleich damit ist mir aber diese jetzige (echte) Freiheit unabdingbar geworden und ich möchte diese Klarheit, diesen Friede und die Selbstbestimmung (und auch dieses "Wunder" nicht mehr trinken zu müssen) nicht mehr missen.


    Für mich ist seitdem klar, dass ich - obwohl ich kein Alkoholiker bin - jetzt und künftig Alkohol nur in zeitlich größeren Abständen und sehr gering dosiert trinken werde. Trinken "auf Wirkung" ist für mich kein Thema mehr. Den "Zauber" hatte der Alkohol allerdings auch schon Monate vor meiner zeitweisen Abstinenz verloren. Vielleicht gab es diesen Zauber auch nie und es war auch schon damals eine Illusion - keine Ahnung. Das Zeugs interessiert mich einfach nicht mehr.

    Ich kann diese Gedanken aus früheren "abstinenten" Wochen, Monaten und auch Jahren sehr gut nachvollziehen, aber zumindest bei MIR haben sich nach diesen Betrachtungen und des einhergehenden Vorsatzes, ab und zu oder in großen Abständen mal eine geringe Menge zu konsumieren, immer recht schnell alte Muster eingestellt. Zumal der Vorsatz oft in einem entspannten nüchternen Lebensabschnitt (und nicht unter Stress) enstanden ist, aber das Leben (zumindest bei mir) oft gerade stressige Momente in Trinkzeiten generiert hat.

    Ich mag vielleicht Alkoholiker sein oder schon von der Klippe gestürzt (wo ist eigentlich die Grenze?) Und ich sehe das für mich eigentlich eher so, dass zumindest die "harte Nadel" Alkohol tiefe Kratzer auf meiner Festplatte hinterlassen hat. Und ich spüre auch, wie diese Kratzer langsam wieder beginnen, zuzuwachsen. Aber ich bin mir recht sicher (und habe das auch mehrmals erlebt), dass, egal wie sanft und dosiert ich mir auch vornehme, die Nadel wieder auf die alte Platte zu setzen, es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Nadel wieder in die alte Rille rutscht.

    Das ist mein eigenes Erleben und es gibt ja wirklich Unterschiede im Trinkverhalten, Intensität und Zeitfenster und vielleicht auch demzufolge Abstufungen der Sucht. Aber wäre es überhaupt eine Sucht, wenn ich es kontrollieren könnte?

    Ich für mich finde die Grenze/ Definition recht schwammig und habe gerade diese Grauzone genutzt, um recht lange noch vor der Klippe zu stehen.


    Ein "Ritt auf der Klinge" sind allerdings auch so manch andere Sachen, die wir heutzutage nur allzu gern zelebrieren: Internet-Konsum, Sport als Droge, Ernährungs- und Selbstoptimierungswahn, etc., etc. Diese "Disziplinen" haben ebenfalls das Potenzial, dass man bei deren "Nutzung" die Kontrolle schneller verliert als es einem lieb ist. Bei mir war beispielsweise bis vor Kurzem die tägliche Dosis meiner Internetnutzung (viel) zu hoch. Ich habe wirklich gestaunt als ich das Ganze mal über einen gewissen Zeitraum getrackt habe. By the way: Internetforen sind in diesem Kontext auch nicht gerade Nebenwirkungs-frei ;)

    Da gebe ich dir total recht und ich merke auch für mich, dass sich schnell Dinge zur Verlagerung einschleichen wollen, die mir letztendlich langfristig nicht gut tun.

    Ich finde, der Dry January ist für viele (nicht alle), die vielleicht schon beginnen, ihr Trinkverhalten zu reflektieren, eine Beruhigung oder ein Test, nach dem Motto: "Seht her, ich kann doch noch ohne Alkohol, also alles gut".

    Ich habe mir das ja früher selber jahrelang eingeredet und mich damit beruhigt, dass ich Tage, Wochen, Monate ohne Alkohol kann. Mir war das zu früheren Zeiten auch wichtig, ein paar Tage auszusetzen, um dann wieder ein "frisches High" (vielleicht sogar so eine Art Endorphinausschüttung durch ein paar Tage leichten Entzug zu haben). Naja am Ende war es eher ein täglicher Kampf und wahnsinnig anstrengend. Ich habe mich zum Schluss auch eher aufgegeben und gesagt, trinkste halt täglich, es ist eben wie es ist.

    Mein "Glück" war vielleicht auch, dass ich die letzte Zeit nur noch im Dauertee/ Spiegel halten war, überhaupt kein High kam, ich immer depressiver und verzweifelter wurde und mich dieser Dauertee-Zustandszwang echt angkotzt hat.

    Selbst nach meiner mehrtägigen "Episode" oder eher Initialzündung im vergangenen Mai war trotz monatelangen "Aushaltens" nicht mehr dieses ersehnte Hochgefühl da, sondern eher der Gedanke: "So doll war das jetzt auch nicht, dafür hast du jetzt deine letzten Monate geopfert".

    Aber natürlich reicht dieser Gedanke nicht aus und ich habe gemerkt, wie unaufhaltsam diese unterbewusste Mechanerie sofort wieder zum Laufen kommt, sobald ein paar Tropfen "Benzin" ins System kommen, trotz das der Rausch nicht mehr so geil wie früher war.


    ...wie wichtig mir die Nüchternheit ist als aber auch, wie sehr ich die Nüchternheit mittlerweile liebe und schätze. Wie sehr ich es mag, klar zu sein, mir selber bewusst zu sein, jederzeit handlungsfähig zu sein, fokussiert und rational. Herr über mich selber zu sein und mich nicht fallen lasse in einen Rausch, in eine Verhaltensweise, die mich kontrolliert und steuert.

    Das fühle ich total nach. Und wenn diese Erkenntnis vom rationalen Verstandeswissen ins "Innere" gesickert ist, ist es total einfach, Ja zu einem Leben ohne Alk&Co. zu sagen und diese wiedergewonne Freiheit zu geniesen.

    Nüchtern und klar ist wirklich geil! Aber man muss es wohl erst zu schätzen lernen.

    So ist es :thumbup:

    Liebe Mia,
    bloß nochmal ein paar Gedanken dazu.
    Ich kann mich noch an viele Momente und Episoden erinnern, wo ich dem Druck nicht mehr standgehalten habe. Manchmal hat sich das über Tage angebahnt, manchmal ging es ganz fix.
    Ich kenne auch das Scheißgefühl danach, wo Scham, Schuld und das Gefühl "wieder" versagt zu haben und die Hoffnungslosigkeit, es niemals zu schaffen, sich breit gemacht haben.
    Ich hatte dann auch immer diese Stimme in mir, "du hast es jetzt (nach dieser oder jener langen Zeit) nicht geschafft und wirst es nie schaffen". Oder auch das Gefühl der Verzweiflung, den Stein wieder ganz von Anfang den Berg hochzurollen zu müssen.
    Das sind aber Lügen, die dir dein Suchtgedächtnis vorgaukelt.
    Falls du auch solche Glaubensätze über dich hast, haue diesen Mist einfach über Bord (die helfen dir kein Stück weiter) und fokussiere dich einfach auf die Zeit, die du schon geschafft hast, was du alles schon nüchtern bewegt hast und steh einfach auf und mach genau da weiter.

    DU BIST MITTENDRIN und nicht am Anfang.
    LG Rent

    Hallo Mia,

    habe dich gerade durch Zufall gelesen.

    Mach dir keinen Kopf deswegen, das ist nicht schlimm. Hinfallen gehört zum Handwerk, wichtig ist das du wieder aufstehst. Sie es einfach als Episode und mach morgen einfach weiter, wo du zuvor aufgehört hast und schau auf die Zeit bzw. wie lange es du schon geschafft hast.

    Du schaffst das und bleib dran 👍

    Heute sprachen mein Mann und ich beim Spaziergang darüber, wie oft wir immer wieder sagen, dass wir beide den Alkohol so gar nicht vermissen, und was bei uns so dahinter steht. Aufgrund der Feststellung, wie oft wir das in letzter Zeit gesagt haben, stellte mein Mann die Frage, ob nicht das Gegenteil der Fall sei und wir den Alkohol eben doch vermissen.

    Ich meinte daraufhin, dass ich das immer wieder sage, weil ich selbst immer wieder so verblüfft, so verwundert und gleichzeitig unheimlich froh und erleichtert über diese Tatsache bin, dass Alkohol mir so ganz und gar nicht fehlt, dass von meiner Seite null Interesse am Konsum besteht, gerade weil ich mir früher vom Alkohol konsumieren Dürfen sooo viel versprochen habe, mir ein schönes Leben ohne Alkohol nicht vorstellen konnte und wollte.

    Ja, ich bin da auch total froh und erleichtert darüber, immer wieder festzustellen, dass mir der Alkohol an keiner Stelle mehr fehlt. Es ist eine Freiheit, die ich nicht mehr hergeben möchte. Irgendwo lässt sich das auch schwer fassen, wie ich jetzt gerade hier sitze und noch vor Monaten darauf darauf gewartet habe, dass es endlich 17:00 wird und ich mir mein erstes Bier aufmachen kann bzw. wie ich täglich den Alkohol gebraucht habe. Und wie ich auch gleichzeitig mit mir gehadert und mich gehasst habe, dass ich das Trinken nicht unter Kontrolle habe und nie kontrollieren werde können.


    Und auch gerade, weil wir beide immer wieder bemerken, welch große Rolle Alkohol in unserem Umfeld spielt. Ich selbst nehm’s inzwischen meistens nur noch achselzuckend zur Kenntnis, mein Mann selbst war in den vergangenen Monaten immer wieder erstaunt und auch erschüttert.
    Wir leben in dem Bewusstsein, dass wir ähnlich gelebt und gedacht haben wie unser Umfeld, und staunen mitunter sehr, wie anders wir in unserer Wahrnehmung geworden sind, wie weit wir uns davon entfernt haben.
    Mich erstaunt das immer mal wieder besonders, weil ich - mein Mann hatte das nicht - bis in den Oktober vor drei Jahren zum Alkohol ein besonderes Verhältnis hatte.

    Ja, es ist wirklich krass, wie sich die eigene Wahrnehmung geändert hat. Aus jetziger Sicht ist es echt nachdenkenswert, was für eine große Rolle der Alkohol noch im Umfeld spielt und bestimmt auch noch lange spielen wird. (was man früher ja auch selber geglaubt hat und so gesehen hat)

    Ich denke auch, gerade diese Glorifizierung des Alkohols (ein "Bierchen "unter Freunden, das edle Glas Wein bei einem guten Gespräch...) bzw. auch diese latente Konditionierung die von außen wie auch von innen kam, dass ein freudvolles und erfülltes Leben doch nur mit Alkohol möglich sei, trägt wohl auch noch stark dazu bei. Ich hatte ja auch Jahrzehnte lang die Vorstellung, dass nur mit Alkohol das Leben lebenswert sei. Manchmal hab ich ernsthaft gedacht, dass ich ihn sogar "biologisch" brauche, um zu funktionieren.

    Aber wie auch immer, ich verteufle den Alkohol auch nicht, wer trinken will, wird auch weiterhin trinken und wird sich davon nicht abhalten lassen. Und es gibt auch genug Leute, die können scheinbar wirklich mal ein Bier oder ein Glas bewusst und kontrolliert geniesen, ohne danach noch die nächste(n) Flasche(n) aufzumachen. Nur ich gehöre da eben nicht dazu, aber ehrlich gesagt, juckt mich das überhaupt nicht mehr und im Grunde meines Herzens bin ich so froh und dankbar darüber wie es jetzt ist.


    Ich wünsche dir weitere viele erfreuliche Entdeckungen und Selbstbestätigung auf deinem Weg. 🙋‍♀️

    Vielen Dank. Das Gleiche wünsche ich dir und allen anderen ebenso :thumbup:

    Hallo miteinander,

    ich wollte auf dem Wege auch nochmal ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr wünschen. Meistens ist es irgendwo so eine Floskel, die man aus Höflichkeit so runterleiert, aber hier wünsche ich es wirklich allen.

    Mir geht’s gut, ich habe die Feiertage gut „überstanden“ und bin wirklich gespannt, was das nüchterne neue Jahr so bereithalten wird.

    Ich kann mich noch an den Start des vergangenen Jahres (2023) erinnern, wo ich aus Verzweiflung/ einem Gefühl der Sackgasse bzw. des Gefangenseins wieder mal einen ernstgemeinten, aber auch heimlichen Versuch (unter dem Deckmantel Dry January) mit dem Trinken aufzuhören, gestartet habe. Da war eine Niedergeschlagenheit, Depression, Zukunftsangst und eine Leere/ Vermissen des Alkohols. Es war wirklich so, als müsste ich mir das beste im Leben nun für immer vorenthalten bzw. es würde mir vorenthalten werden. Ich hatte zwar bis Mai „durchgehalten“, aber wahrscheinlich war es durch das fehlende Mindset nur eine Frage der Zeit, vielleicht auch unaufhaltsam, dass ich wieder „schwach“ geworden bin bzw. dem Druck nachgeben musste. Im Nachhinein war es vielleicht auch eine Erfahrung, die ich gebraucht habe, um von diesem „Nachtrauern“/ Glorifizieren des Alkohols wegzukommen, welches bei mir immer ein Verlustdenken erzeugt hat und es immer nur eine Frage der Zeit war, bis die eigene Willenskraft dem Suchtgedächtnis nicht mehr standhalten konnte. Aber ich denke an diese Zeit im letzten Mai auch nicht gerne zurück. Im Nachhinein betrachtet habe ich mich in der Zeit zusätzlich auch schön mit alkohoholfreiem Bier und Opioiden getriggert.

    Apropos Opioide, ich merke, dass da bei mir doch noch eine gewisse Affinität vorhanden ist. Ich hatte Ende 2023 wieder ziemliche Rückenprobleme (scheinbar kommen die wie der Weihnachtsmann „alle Jahre wieder“ zur Weihnachtszeit ;) ) und hätte ich noch was derartiges im Haus gehabt, hätte ich darauf bestimmt zurückgegriffen. Mit der Ausrede, ich „darf“ ja, weil ich Schmerzen habe und diese medikamentieren muss. Aber die eigentliche Grundintension war eher, dass ich mir damit die anstehenden Feiertage erleichtert bzw. die Besuche und Treffen mit der Verwandtschaft und die damit einhergehenden Reibungspunkte gut in einer Wolke/ Illusion einer falschen Zufriedenheit/ Gelassenheit schön vernebeln hätte können. Aber es wäre nur wieder diese Abkürzung gewesen, womit ich mich über Jahre auch mit dem Alkohol nur selber getäuscht habe/ Situationen reguliert habe. Also Opiate und Co. sind sozusagen mein Bier im Kühlschrank/ im Haus, was ich besser nicht herumstehen haben sollte.

    Nun gut, dafür gab es stinklangweiliges Ibuprofen, schweißtreibende Rückenübungen und teilweise doch eher anstrengende Treffen mit der Verwandtschaft. Und wenn ich die ganzen Verstrickungen, angesprochenen und unausgesprochenen Reibungspunkte mit meiner Familie mal nüchtern betrachte, war es in der Vergangenheit auch nicht verwunderlich, dass ich eben die Abkürzung mit Alkohol und Co. genommen habe. Ich will keinesfalls jemandem anders die Schuld zusprechen, aber für mich war es eben damals der einfachste Weg, bestimmte Situationen zu regulieren bzw. erträglich zu machen, was aber letztendlich in einer Sackgasse geendet ist.

    Aber birgt nicht gerade der nüchterne Weg soviel mehr und ist ein Weg wirklich zu sich selber zu finden?

    Sich sozusagen nicht nur ein „Betäubungspflaster“ darüber zu kleben (was zudem auch immer schlechter wirkte) und sich selber erstmal anzunehmen mit all seinen Narben, Macken und Befindlichkeiten und auch die Gegebenheiten erstmal zu akzeptieren? Und auf diesem nüchternen Weg eine echte Basis für wirkliche Veränderung zu schaffen?

    Also für mich auf alle Fälle der richtige Weg und eigentlich habe ich ja auch keine wirklichen Alternativen mehr. Und wo ich früher einmal war, will ich nie wieder hin.


    So, ganz schön viel geschwafelt und um mal den Bogen zu bekommen:

    Alkohol bzw. der Gedanke daran hat mich die letzten Monate überhaupt nicht mehr gejuckt und es ist eher so, dass ich die ganze Trinkerei eher mit Wiederwillen betrachte. Der Gedanke/die Erinnerung an die anflutende, vermeintlich entspannende Wirkung oder auch den Rausch, löst bei mir eher negative Emotionen aus.

    Beispielsweise zur Silvesterfeier (eher kleine Gruppe und es wurde auch nur moderat getrunken) lag so ein süßlicher, ausgeatmeter Alkoholgeruch im Raum, den ich als unangenehm empfand und es war überhaupt kein Gedanke/ Verlangen etwas zu trinken vorhanden, obwohl die Situation früher nach Alkohol geschrien hätte.

    Dafür bin ich echt dankbar.

    Das war es erstmal von mir und ich wünsche euch allen noch gesundes neues Jahr :)

    Hallo miteinander, ich habe die letzte Zeit immer nachdenken müssen, wo geht's für mich hin, wo will ich eigentlich hin.

    Aus dem Punkt bin ich zu dem Schluss gekommen, meine Forentätigkeit hier erstmal runterzufahren, weil sich auch zeitlich viele Konflikte aufgebaut hatten und ich dadurch auch andere Projekte vernachlässigt habe.

    Ich danke euch allen nochmal für den Super-Austausch hier, der mir wirklich eine riesen Hilfe war. Also bis dahin erstmal:thumbup:

    Ich denke , was Honk und auch die Anderen zum Ausdruck bringen wollen, ist, dass eben die Sucht/ ihre Mechanismen und auch die Wege daraus, bei jedem etwas anders funktionieren können.

    Für mich war es sehr wichtig, MEINEN Weg zu finden. Ich komme auch manchmal mit Dogmatismus nicht so gut klar und ich finde es ist nicht besonders hilfreich, wenn jemand anhand SEINER Erfahrungen eine Regel für alle aufstellen will. (Bitte nicht missverstehen, Bighara , sieh das nicht als Kritik gegen dich, aber es spiegelt in Ansätzen die Denkweise wieder: "NUR SO ist es richtig!", was ich übrigens an anderer Stelle als sehr kontraproduktiv für mich erlebt habe)

    Und wie die Denkweise z.B. von N. Stüben (oder auch anderen Podcastern) eben auch nur einen gewissen Teil der Leute mitnimmt, brauchen andere wiederum einen ganz anderen Weg, wie z.B. auch eine Therapie oder ähnliches, um ihren Weg zu starten/ zu gehen. Und ALLES hat seine Berechtigung.

    Und wie es dem einen hilft, sich als "Nichttrinker" (vgl. Nichtraucher) statt Alkoholiker zu sehen oder sein "Nichtmehrtrinken müssen/ wollen/ brauchen..." als Befreiung/ als echte Freiheit ansieht, braucht der Andere eben die klare Definition "Alkoholiker" um sich damit eine eindeutige Grenze zu setzen.

    Ich denke, es ist immer gut, seine Erfahrungen zu teilen, aber seine eigene Erfahrung immer nur als EINE Möglichkeit und VIELEN anzusehen.

    Vielleicht ist jetzt auch gegenseitig einiges missverstanden worden und ich denke, es geht im Grunde darum:

    Ein dauerhaft zufriedenenes (und wie ich das für mich auch erlebe, "glücklicheres") Leben ohne Alkohol & Co zu führen.

    LG Rent