Beiträge von Rina

    Liebe Celine

    Herzlich willkommen im Forum!

    Ich habe nicht so viel Zeit gerade aber ich will dir trotzdem paar Worte da lassen!

    Ich bin Rina, 39J und seit gut 1,5 Jahren alkfrei.

    Ich habe ab jungen Jahren sehr exzessiv angefangen zu trinken, wenn dann immer bis ins Koma. Es brauchte auch bei mir mehrere Anläufe, mehrere Wege, mehrere Therapeuten und Ärzte bis ich es zu 20 Monaten Abstinenz geschafft habe. Was überhaupt gar nicht funktioniert hatte war der Alleingang...und das geht für die allerwenigsten erfolgreich, zumindest auf Dauer. Ich war so alt wie du als ich das erste Mal wirklich dachte ich muss was tun. Ich wusste damals schon dass ich Alkoholikerin bin, es war mir aber unmöglich dies zu akzeptieren. Ich trank extrem durch meine ganze Studienzeit, es wurde immer schlimmer. Das schlimmste fand ich dabei immer den Selbsthass und diese miesen Versagensgefühle...ich fühlte mich durch und durch wertlos.

    Alkoholismus ist, wie du bestimmt schon lange weisst, eine sehr komplexe Krankheit. Sie kann geheilt werden wenn man sich in professionelle Hilfe begibt. Aufarbeitung ist zumindest für mich unheimlich wichtig. Hilfe kann in Form einer SHG oder Suchtberatung stattfinden, es gibt erfahrene Addiktologen, Ärzte, Psychologen etc...hast du dir mal Gedanken darüber gemacht eine dieser Hilfestellungen anzusteuern? Es ist nun mal erwiesen dass es die wenigsten aus dem Sumpf schaffen und unter den erfolgreichen haben es die allermeisten nur mit Hilfe anderer geschafft. Bei mir war es nicht anders.

    Zu Beginn und auch jetzt noch lese und informiere ich mich zu dieser Krankheit, das hilft und nimmt eventuelle Schuldgefühle etwas weg.

    Der erste Schritt ist aber der wichtigste und den hast du gemacht: du willst es angehen! Lies dich hier mal ein bisschen durch, die Geschichten ähneln sich...Du brauchst keine Angst zu haben dass dich hier jemand verurteilt, im Gegenteil!!!

    Lg
    Rina

    Ich gebe dann auch noch kurz meinen Senf dazu...
    Milho hat damals ja ganz eindeutig aus der Verzweiflung heraus gehandelt und ist nicht mit einem vorsätzlichem Plan im KH aufgekreuzt und hatte im Falle einer Abweisung das As „Suiziddrohung“ im Ärmel. Die treibende Kraft hinter dieser Einweisung war ja diese riesige Verzweiflung, Angst lässt sich nun mal nicht rational steuern. Sowas hätte mir in einem Rückfall und in der puren Panik aus dem Suff nicht mehr rauszukommen auch passieren können...das sind schlussendlich selbstrettende Triebe die einen da steuern, wie sollte man da mit kühlem Kopf und Selbstargumentation was gegen ausrichten? Nicht zu vergessen das der Alkohol ja auch noch sämtlichen logischen Denkstrukturen über Bord wirft, da bleiben nur noch die Emotionen.

    Mich würde aber auch interessieren wieso das nach 2 Jahren noch wichtig ist?

    Gruss
    Rina

    Hallo !

    Schön wieder mal von dir zu hören !
    Ich bin ehrlich gesagt ganz erleichtert über den Ausgang der Geschichte...nicht dass ihr euch getrennt habt, vor allem wegen der Schwangerschaft.

    Ich bin deshalb erleichtert weil du irgendwann diese schöne Erfahrung unter anderen, gesünderen Umständen machen kannst - zu mindestens wünsche ich es dir. Ein Kind ist eine Herausforderung, für jedes Paar. Manche trennen sich weil sie es als Familie nicht hinbekommen. Und Du wärst in diese unglaubliche Verantwortung gerutscht mit jemanden den du nicht lange kennst und abgesehen davon noch mit der Alkoholsucht kämpft. Von deinen eigenen Problemen reden wir noch nicht mal. Das wäre eine grosse Last gewesen...ich habe Kinder und ich weiss wie anstrengend es ist.

    Du siehst das wahrscheinlich jetzt noch nicht so, das kann ich verstehen. Wenn aber der Zeitpunkt da ist wo du entscheiden solltest Vater werden zu wollen wirst Du an die heutigen Tage zurück denken und dem Leben dankbar sein dass es dazwischen gefunkt hat.

    Du machst das richtig gut mit dem Suchtdruck und wie du die Lage unter Kontrolle hältst...bei all diesen emotionalen Ereignissen ist das unglaublich stark -

    Moin!

    Das stimmt ganz sicher dass Menschen, die viele verarbeitete und industrielle Produkte verzehren ein Problem mit dem Zucker bekommen können. Das Zeug wird überall massenhaft hinzugefügt und man gewöhnt sich an ein gewisses Niveau.

    Ich esse extrem selten Fertigprodukte, gebe aber bei einem Zuckeranfall sofort nach. Wir haben ja alle unterschiedliche Stoffwechsel, manche brauchen mehr Kohlenhydrate als andere etc. Ich habe jedenfalls insbesondere in meinen Schwangerschaften festgestellt, dass der Körper schon weiss was er braucht und ich mich auf ihn verlassen kann. Viel mehr als auf irgendwelche Ernährungsratgeber die alle paar Monate eh die Richtung wechseln...

    Für mich liegt das auf der selben Ebene wie alle anderen Bedürfnisse auch, zum Bsp nach Ruhe, nach Geborgenheit nach Bewegung etc. In sich hinein hören. Und nur so nebenbei hatte ich zum Teil auch Tage wo ich praktisch nur Brot mit Marmelade ass, dann ging es aber wieder vorbei. Es passiert ja nichts schlimmeres dabei.

    Vielleicht ist das auch einfacher so zu leben weil ich noch nie Figurprobleme hatte, oder genau deshalb hatte ich die nicht? Diäten versauen jeglichen natürlichen Umgang mit essen, ich kenne nur Leute die nach kurzer Zeit mehr wogen als davor.

    Lg
    Rina

    @ Sara: Das ist dann wirklich wie beim Alk...hört sich irgendwie nach Suchtverlagerung an. Könntest du darüber mit jemanden sprechen? Wird die Zucker-Attacke durch irgendwelche Trigfer ausgelöst oder ist das jeden Tag so egal was du machst?

    Liebe Sara,

    Ja das kenne ich, ich habe manchmal auch unglaubliche Lust nach Zucker! Das kann dann auch mal ausarten. Passiert aber immer weniger weil ich der Lust nach Süssem sofort nachgebe und es als ein Bedürfnis meines Körpers akzeptiere.

    Ich habe viele Ernährungsformen getestet, nicht um abzunehmen sondern aus Neugier und ich wollte wissen ob ich mich mit Clean Esting, Keto oder Vegan besser fühle. Ich habe mich immer schlechter gefühlt, immer zugenommen und war immer unzufrieden. Fazit ist das solche Verbote und mich mit dem Überbeschäftigungen mit Essen einfach stresst und zu Heisshunger auf das Verbotene endet - jedesmal war es so.

    Wenn ich einfach auf meinen Körper höre und esse worauf ich Lust habe, wann ich Lust habe (nicht nach Uhrzeit oder so) dann finde ich meinen natürlichen Rythmus und esse auch nicht Zuviel. Kinder machen das noch ganz natürlich bis die erste Diät kommt...ab dem Moment wo ich kopfgesteuert zu essen versuche klappt gar nichts mehr...Heisshunger, Essattacken, Müdigkeit, schlechte Laune...

    Hast du es mal mit diesem Ansatz versucht? Die Lust auf Süsses würde von ganz alleine zurück gehen wenn du wüsstest du dürftest jeder Zeit, bin ich mir sehr sicher.

    Ich habe mal gelesen dass die Menschen seit gut 60 Jahren zu verschiedenen Diäten greifen und seit gut 60 Jahren weiss man es funktioniert nicht. Kurzfristig immer aber nie langfristig.

    Lg Rina

    Guten Morgen!

    Aus meiner persönlichen Therapie-Erfahrung und den Gesprächen mit meinem Arzt habe ich gelernt, dass der Mensch eben mehrheitlich vom Unterbewusstsein gelenkt wird und nicht von bewussten Reflektionen. Das gefällt vielen wahrscheinlich nicht weil man immer gerne Herr/in der Lage sein möchte und das Gefühl der „Macht“ über sein Leben.
    Alle Erfahrungen und Emotionen ab dem Moment in dem wir uns im Mutterleib befinden werden in uns gespeichert, das meiste davon können wir logischerweise nicht abrufen. Trotzdem wirken alle diese Erkenntnisse und Erfahrungen auf unser heutiges Denken und handeln ein ohne dass wir das beeinflussen können. Und so können unbemerkte Trigger eben plötzlich Reaktionen auslösen die wir nicht unbedingt so wollen. Bis zu einem bestimmten Punkt jedenfalls. Manchmal sagen Rückfällige ja auch dass sie wie ferngesteuert waren.
    Mein Therapeut hat mir mehrere Bücher über die Funktion des Gehirns gegeben, insbesondere bei Trauma und der Reaktion darauf. Das ist sehr spannend und hat eine gewisse Demut in mir geweckt...Man erklärt sich heute nur einen winzigen Teil unserer Psyche, es wäre unglaublich überheblich zu sagen man wäre über alles und das ganze Gefühlsleben Herr der Lage.

    Dies nur so als Exkurs weil ich es so spannend finde...

    Das ist eine sehr interessante Geschichte mit den Gläsern nach der Hochzeit...kann ich mir Super gut vorstellen wie das ablief und sowas könnte mir auch passieren! Aber ich bin gerade mal 1,5 Jahre abstinent und nicht 23 Jahre, das ist schon ein Unterschied. Und erschreckend irgendwie.

    Ich kann 99% Sicherheit sagen, dass ich nie wieder mit dem Rauchen anfangen werde. Es gibt keinen einzigen Grund dies zu tun, im Gegenteil, mich widert der Gestank an. Beim Alkohol fühle ich mich gar nicht in Sicherheit, hab oft das Gefühl es ist eine Gradeanderung...Ich hatte am Dienstag ein spannendes Gespräch mit meinem „Sucht-Arzt“, er meinte dass es tatsächlich vorkommen kann dass das Gehirn wie aussetzt und man völlig entgegen seiner Überzeugung abstürzt, wie fern gesteuert. Da muss aber vielleicht ein grösserer Trigger vorangehen den man eventuell nicht als solchen erkennt. Also unterbewusst passiert ja so einiges und die Emotionale Ladung kann einen sicherlich böse treffen. Finde ich jedenfalls super wie dieser Mann reagiert hat, sofort die Bremse gezogen und dann zurück zur Gruppe. Das traut sich wahrscheinlich auch nicht jeder der nach x Jahren plötzlich einen Rückfall hat...das Ego leidet ja ungeheuerlich.

    Bei mir in einer früheren Gruppe war eine Frau die nach 3 Jahren rückfällig wurde. Sie trank wieder wie früher kam aber 5Jahre weiter zu den Treffen und lügte das blaue vom Himmel...bis es zu offensichtlich wurde. Dann ist sie kurz abgetaucht und kam wieder und legte die Karten auf den Tisch,gestand alles und bereinigte ihre Lügengeschichten. Fand ich unglaublich stark, hat allen Respekt verdient.

    Ich unterschätze diese Krankheit nicht, finde ich gefährlich, habe auch Respekt davor. Das mit dem einen Tag halte ich in Krisensituationen auch so...egal was ist ein Tag geht immer.

    Guten Morgen Heimweh,

    Wie geht es dir? Kannst Du mit den Antworten hier etwas anfangen?
    Diejenigen die dir hier geschrieben haben kennen die Krankheit Alkoholismus leider nur zu gut, aus eigenem Leiden und/oder als Mitleidende wie du es bist.
    Alkohol verändert den Menschen, er greift in die Psyche ein, verändert Chemische Strukturen, Prozesse...wenn man will findet man da wieder raus, es muss aber erarbeitet werden, bei den allermeisten mit externer Hilfe. Es ist eben nicht einfach damit getan nichts mehr zu trinken, es braucht mehr. Dieser Weg ist lange, jemand hat hier mal geschrieben er ist genauso lange wie der Alkohliker getrunken hat. Selbst wenn dein Partner trocken sein sollte (was ich nach wie vor bezweifle) merkst du ja selbst auch, dass sich sein Verhalten nicht geändert hat. Falls er sich zur Zeit trocken kämpft aber so gar nichts für sein neues abstinentes Leben tut, kann es nicht gut kommen.

    Als ich noch trank, wusste ich zwar was ich meiner Familie antue, das Ausmass war mir aber längst nicht bewusst. Trotzdem dachte ich damals immer wieder, dass mein Mann jederzeit gehen könnte und ich hätte es durchaus verstanden! Aber die Sucht war zu dem Zeitpunkt noch zu stark, ich war noch nicht soweit. Heute sind wir eine glückliche Familie, immer noch auf dem Weg, jeder muss mit der Krankheit und der Vergangenheit klar kommen. Es ist möglich wenn man sich intensiv damit auseinandersetzt, es erfordert aktives Handeln. Du kannst hier im Forum bei all den Langzeit-Abstinenten lesen, dass sie an sich gearbeitet haben...und sie heute sehr glücklich leben. Bei deinem Mann sieht das alles irgendwie nicht danach aus. Du kannst davon ausgehen dass die Zukunft nicht rosig aussieht. Man muss sich das nicht antun, man kann natürlich nur hilft es weder deinem Partner und noch weniger dir. Hilfe durch Nicht-Hilfe, sagt dir das was? Man kann durch seine Präsenz auch eine Bremse sein weil man dem Kranken an seiner eigenen Heilung im Weg steht.

    Und schlussendlich geht es aber um dich und dein Leben, du hast nur eines. Was willst Du? Ich sage es ganz schroff: Du kannst dich weiterhin an deinem Partner „abrackern“, es wird nur nichts bringen. Weder für dich noch für ihn.

    Ich wünsche dir alles Gute, ich wünsche dir den Mut dich um dich und deine Lieben zu kümmern, du hast es verdient glücklich zu sein!

    Rina

    Hallo ichso

    Danke!
    Ich bin wieder völlig Virus-frei, habe keine Nachwirkungen. Kürzlich habe ich aber erfahren, dass es ganz vielen Coronapatienten so geht wie mir damals, sie fühlen sich total deprimiert und überfordert. Bei mir hat dieser Zustand unglaublichen Druck ausgelöst, ich weiss noch wie ich fast die Wände hoch bin! Hat auch sehr lange gedauert, rund 5-6 Wochen war ich völlig geschlaucht und depressiv. Aber es hätte ja auch deutlich schlimmer sein können! Mein Mann und die Kinder hatten nichts, null Symptome. Man weiss es im vornherein nun mal nicht...

    Das Forum hat mich tatsächlich gerettet, war haarscharf.

    Ich rechne damit dass es wieder zu einem solchen Suchtdruck kommen kann...Ich bin noch nicht so lange abstinent wie du. Wichtig ist für mich nicht alleine zu bleiben mit dieser Belastung, Hilfe holen wo es geht.

    Bleib gesund, ich hoffe wir können das leidige Kapitel bald abschliessen!!

    Rina

    Liebe Heimweh,

    Vielen Dank für diese tiefen Einblick, in der Tat konnten die Foren-Teilnehmer hier besser deinen Kontext verstehen und darauf eingehen. Ich kann dem auch nichts zufügen, ich denke das wesentliche wurde geschrieben.

    Auch ich verstehe nicht ganz was dich in dieser Beziehung hält...ist es vielleicht die Angst vor dem Alleine sein? Die Macht des Gewohnten und des Sicheren? Man weiss man leidet, ändert aber trotzdem nichts aus Angst vor Veränderungen...? Wegen dem Guten Gefühl gebraucht zu werden? Unersetzlich zu sein?Dies ist keinesfalls als Provokation zu verstehen, überhaupt nicht. Diese Fragen musst du mir nicht beantworten aber vielleicht solltest Du sie dir selbst einfach ganz ehrlich beantworten.

    Ich hatte beim Lesen deines Beitrages ganz stark das Gefühl dass dein Partner noch trinkt. Was da durch die Zeilen sickert ist triefend nasses Denken seinerseits...Es würde mich überhaupt nicht wundern wenn du in seiner Wohnung ein Arsenal an Flaschen findest. Daher auch das Verbot dort aufzutauchen. Ich kann mich selbstverständlich auch irren, ich kenne euch beide ja nicht. Falls er trocken sein sollte hat er jedenfalls noch einen langen Weg der Heilung vor sich, sein Verhalten und seine Denkweise sind nicht die eines Genesenden abstinenten Alkoholikers.

    Ich erlaube mir das so zu schreiben weil ich auch mal so war,ich weiss was es heisst einen vom Alkohol dominierten Kopf zu haben...verzerrte Wahrheiten, Selbstmitleid, Schuldzuweisungen, Null Eigenkritik, Null Objektivität...Ich schrieb dir ja bereits dass auch ich erst 1,5 Jahre trocken bin. Ich habe aber intensiv an mir und meiner Krankheit, auch meiner Vergangenheit gearbeitet, ich bin Meilen von diesem alten, suchtgeprägten Verhalten entfernt. Vielleicht solltest Du auf Abstand gehen bis dein Mann auch soweit ist...wenn das einmal der Fall sein sollte. Solange er es nicht ist wirst du immer wieder mit Schuld, Täter-Opfer-Diskussionen und verwirrenden Ansichten konfrontiert sein. Das brauchst Du bestimmt nicht, oder?

    Lg
    Rina

    Hallo Heimweh,

    Willkommen hier! Ich stehe wie Gerchla auf der anderen Seite, bin Alkoholikerin und mittlerweilen trocken. Es war auch in meiner Beziehung oft schwierig, in meiner nassen Zeit nahm meine Sucht sehr viel Platz ein...in meiner trockenen Zeit aber auch nur anders. Wir sind immer noch zusammen und machen als Ehepaar aber auch als ganze Familie unseren Weg.

    Ich möchte mich gerne Gerchlas Fragen anschliessen, wenn du magst schreib doch etwas mehr über die aktuelle Problematik. Vielleicht kann ich dir etwas aus meiner Sicht der Dinge erläutern, ich bin auch noch nicht so lange abstinent, 1,5 Jahre also wie etwa dein Mann. Und ich fühle mich oft noch überfordert mit dem trockenen Leben...Emotionen aushalten, Gefühle erleben etc.

    Lg
    Rina

    Hallo und herzlich willkommen !

    Ich bin Rina,39J und seit gut 1 1/2 Jahren alkfrei. Davor hatte ich ein Jahr mit einigen Rückfällen. Und davor wollte ich zwar aufhören habe aber rumgeeiert statt konkret und radikal was an meinem Leben zu ändern.

    Gut dass du hier bist,es ist ein guter erster Schritt dich mit dir und deiner Sucht auseinander zu setzen. Viel Lesen hilft in der ersten Zeit, besonders jetzt ohne SHG. Ich fand das Buch Alk! Von Borowiak sehr unterhaltsam witzig aber trotzdem informativ, es gibt dazu mehr hier in der Literaturecke des Forums.

    Wie haben deine früheren Aufhörversuche ausgesehen? Oder waren das bewusst nur Pausen?

    Mein Trinkverhalten sah in etwa aus wie deines...auch sehr exzessiv aber nicht täglich. Wie geht es dir körperlich heute? Spürst du Anzeichen des Entzugs? Hast du irgend jemanden über dein Vorhaben informiert ? Es wäre bestimmt hilfreich jemanden in der Nähe zu haben?

    Ich war etwas über 30 als ich das 1.Mal in eine SHG ging, es war eine sehr gute Entscheidung damals. Ich war nur leider noch nicht bereit für ein Leben ohne Alk und musste noch paar Jahre weiter trinken. Es wurde dem entsprechend schlimmer und schlimmer... wie halt bei jedem der nicht irgendwann aufhört.

    Suchtberatung ist auch gut,informiere dich über diese Krankheit, es wird dir helfen sie zu akzeptieren und Hilfe anzunehmen. Alleine schafft es kaum jemand aus dem Sumpf, bei mir war es nicht anders.

    Ich wünsche dir viel Kraft für die ersten Tage, die ersten Schritte und freue mich wieder von dir zu lesen.

    Wenn man es schafft zu begreifen, dass es diesen „einfachen Zaubertrick“ nicht gibt und dass man sich selber helfen muss, sich selber auf den Weg machen muss und selber Lösungen für sich finden muss, dann ...

    DAS hat mir schlussendlich geholfen. Als ich verstanden habe dass Heilung von Innen kommt und nicht von Aussen. Ärzte und Therapeuten, allenfalls Medikamente, können eine grosse Hilfe sein aber die Umstellung und die eigentliche Genesung kann von niemand anderen vollzogen werden als vom Abhängigen selbst.
    Suchtexperten sind hervorragende Begleiter, aber wie hier schon beschrieben kann das auch ein Mönch sein, eine oder mehrere SHG, Traumatherapeuten, Sophrologen etc. Der springende Punkt war für mich, dass ich sie als Begleiter sehe und nicht als DIE Lösungsbringer. Vergangenheitsbewältigung und SHG sind mein Standbein seit nun über 19 Monaten Abstinenz, eine Formel die für mich bis jetzt erfolgreich war.

    Hallo in die Runde,

    Hoffe ihr seit alle gut ins neue Jahr gestartet!

    Ich habe 2 klassische Therapien hinter mir, nicht in Deutschland aber ich denke das sieht im groben überall etwa gleich aus. Mir habe diese stationären Aufenthalte beide nicht viel bis nichts gebracht. Ist wirklich so, ich dachte nur die ganze Zeit dass ich mich verirrt hatte, fühlte mich wie im Feriencamp für Erwachsene mit bisschen Schulunterricht für Erstklässler. Während 2 Monaten sah ich 2x einen Artzt, paar mal einen Therapeuten, nur in den Gruppengesprächen habe ich vielleicht noch etwas brauchbares mitnehmen können. Im Nachhinein war das gar nicht mein Ding, es hat ja auch nicht gewirkt.

    Es gibt in der Tat einige wirklich gute Ärzte und Therapeuten auf dem Gebiet Alkoholismus, leider sind mir aber mehr Unwissende und Theoretiker auf meinem Weg begegnet...bis ich vor gut 2 Jahren endlich auf die richtige Therapie-Art und den richtigen Arzt gestossen bin, durch Zufall. Das ist wahrscheinlich auch das schwierige bei der Alkoholsucht, es gibt so viele Arten davon und es muss ein individueller Lösungsansatz her. Bis man den findet kann es dauern...also bei mir war es so. Die Grundlage ist selbstverständlich die Eigenmotivation überhaupt was zu unternehmen. Ich vergleich es einbisschen wie mit dem Abspecken...es gibt so unzählig viele verschiedene Stoffwechseltypen, wie soll da eine einzige Diät DIE Lösung für ALLE abnehmwilligen sein?

    Vielleicht hätte bei mir so eine radikale hatdcore Tour geholfen, ich wäre vielleicht der Typ dazu. Zum Glück konnte ich in meiner Sucht die körperliche Abhängigkeit umgehen es wäre also nie zu einer solchen Kotzerei gekommen. Aber sooo abartig finde ich es nicht wenn man die Gefahren des kalten Entzuges mal aussen vor lässt. Bei manchen muss es richtig weh tun bevor es reicht.

    Ich wollte meinen Konsum nie wirklich kontrollieren, das war auch überhaupt nicht möglich. Wenn ich trank dann bis ins Koma oder eben gar nicht. Zu meiner nassen Zeit habe ich hin und wieder sogenannte Spiegeltrinker beinahe beneidet...Ich dachte manchmal ernsthaft, dass die es doch mehr im Griff hatten als ich, die funktionieren mit Konsum ja noch ganz gut zum Teil und haben nicht die krassen Abstürze wie ich. Damals wusste ich noch nicht so Bescheid über diese Krankheit, ich wusste nur zu 110% dass wenn ich einmal anfing es NIE bei einer Flasche blieb, ich war da wirklich wie ein Tier...wenn es sein musste endete ich in einer üblen Absteige oder kaufte irgendwo Sau teuer noch eine Flasche to Go in einem Restaurant.

    Das nasse Denken beinhaltet für mich ganz viele Aspekte die über die Beziehung zum Alkohol hinaus gehen. Meine ganze Weltanschauung hat sich mit der Zeit geändert, meine Beziehungen zu Kindern, Familie, Freunden, meine Prioritäten,kurz alles. Früher sah ich mich oft als Opfer und die Welt war böse, heute empfinde ich unglaubliche Dankbarkeit zu leben auch wenn es nicht immer einfache ist. Aber ich bin nicht mehr in dieser passiven Rolle und heule über mein Schicksal sondern ich nehme Probleme aktiv in Angriff und ändere was sich ändern lässt. Den Rest muss man akzeptieren.

    In einem Alkoholiker-Kopf spielen Selbstmitleid, Kritik gegenüber anderen, Egoismus und oftmals Grössenwahn eine gewisse Rolle, habe ich oft erlebt und bei mir war es auch so. Alkohol greift tief in die Seele ein, ich musste lernen, dass es eine gewisse Zeit dauert bis man die Schäden reparieren kann.

    Rina


    Irgendwann muß es doch mal einen klick in der Birne geben.

    So von ganz alleine passiert das nicht...Du wirst sehr wahrscheinlich nicht einfach eines Morgens aufwachen und dann erlöst sein oder plötzlich für immer aufhören können. Bei einigen ist das wirklich so ungefähr geschehen, ich würde aber nicht meine ganze Strategie darauf auslegen dass es bei dir auch so ist.

    Solange du weiter trinkst, auch nur kleinste Mengen, hältst du deine Sucht am Leben und sie wird immer wieder an überhand gewinnen. Das ist nun mal so. Hast das doch sicher nach 35 Jahren Trinken auch schon gemerkt oder?

    Als ich wirklich wirklich aufhören wollte war das ein sehr rationaler Entschluss aber bestimmt war auch ein sogenannter Leidensdruck gross genug um Änderungen beizuführen. Vielleicht ist bei dir die Schmerzgrenze einfach noch nicht erreicht? Vielleicht musst du noch paar Monate oder Jahre weiter trinken bis es dir wirklich schlecht genug geht um aufhören zu wollen? Das ist ja nicht selten so, man will ja eigentlich schon aber so richtig auch nicht... Falls du bereit sein solltest für den Ausstieg aus der Sucht hilft nur knallharte Konsequenz, ohne Wenn und Aber, ohne Hintertüren, ohne Ausnahmen...alles andere ist erfolglose Rumeierei.

    Ich habe damals radikal mein Leben geändert, denn die Zukunft sah nicht mehr rosig aus. Und ich bin immer noch bereit alles für meine Abstinenz zu tun, sämtliche Hilfe annehmen, es geht um Priorität, es geht um mich und mein Leben.

    Vielleicht solltest Du dir auch mal richtig Gedanken machen wo du hin willst und wie dein Leben in einem Monat, einem Jahr und einem Jahrzehnt aussehen soll? Wenn du konkret weisst wo du hin willst gibt es auch ein „wie“. Die Krankheit Alkoholismus ist zu „gross“, zu kompliziert als dass sie halbherzige Aufhörversuche ernst nehmen würde. Ich rate dir die auch reale Hilfe zu suchen, alleine schafft es kaum jemand.

    Lg
    Rina

    Diese Gedanken hatte ich auch schon...Logistisch gesehen wäre es eine unglaubliche Herausforderung gewesen,wahrscheinlich gar nicht verstellbar. Aber auch sonst wäre die ganze Situation dermassen ausgeartet, ich will mir das gar nicht vorstellen...Da gibt es ja kein Halten mehr, keine Gründe sich irgendwie im Zaum zu halten! Ja...wäre ich heute nicht abstinent dann wäre 2020 ein verflucht schlimmes Absturz-Jahr gewesen. Auch ich empfinde so viel Dankbarkeit