Liebe am See,
ich habe lange nichts mehr hier geschrieben, aber ich lese immer mal wieder mit.
Nun, mich als ehemaliger Raucher (seit sechs - ein halb Jahren "trocken") hat dein Post angetriggert,
jetzt doch mal was zu schreiben.
Wie bei jeder Sucht haben auch Raucher alle irgendwo viele Ähnlichkeiten in ihrer Suchtgeschichte und trotzdem ist
jede Sucht höchst individuell. Ich denke Rauchen / Alkohol und Depressionen spannen ein komplexes Ursache-Wirkungsdreieck
auf, wo man sich immer wieder fragen kann, was ist die Henne und was ist das Ei.
Ich tendiere wohl auch irgendwo zu Depressionen, weiß aber ziemlich sicher für mich, dass nicht nur Alkohol, sondern auch das Rauchen bei mir die Tendenz zu Depressionen zumindest begünstigt hat. Andererseits habe ich sicher auch wegen dieser Tendenz zu Depressionen getrunken/geraucht - eben Henne/Ei
Aber mir geht es jetzt als Nichtraucher nicht nur körperlich, sondern auch psychisch wesentlich besser als als Raucher.
Ca. 2 Monate nach dem Rauschstopp musste ich nochmal durch eine ziemlich heftige Phase inkl. Behandlung beim Neurologen, der mir Anti-Depris verschrieb (würde ich heute nicht mehr nehmen, aber das würde jetzt zu weit führen). Aber von da an ging es nur noch bergauf - sehr langsam aber immer stetig. Den letzten Kick hat es bei mir nochmal gegeben, als ich meinem Neurologen angetriggert habe, dass wir jetzt endlich mal die Antidepressiva absetzen müssen, er hat das zwar befürwortet, wäre aber von selber nicht auf die Idee gekommen
Als ich trocken (vom Alkohol) geworden bin, war ich anfangs richtig euphorisch. Aber dann ging es wieder bergab. Ich merkte irgendwie, ich bin noch nicht "fertig" . Ich schlief wieder schlechter und stand dann mitten in der Nacht auf um zu Rauchen. Ich habe mich dann wohl schon auf den Rauchstopp vorbereitet, indem ich wieder angefangen habe Sport zu treiben. Ich wusste wohl unbewusst, ich würde etwas brauchen, wenn es so weit ist . Und noch ein Jahr später war es dann so weit.
Ich schlafe zwar immer noch nicht mehr jeder Nacht durch. Aber es macht mir nicht mehr besonderes viel aus. Im Gegenteil, manchmal genieße ich es sogar, wenn ich mitten in der Nacht aufwache und ich noch etwas Zeit für mich habe, z.B. um etwas zu lesen und noch etwas kühle Nachtluft ins Zimmer zu lassen.
Oder wenn es bald Zeit zum Aufstehen ist lieg ich einfach nur da und dussel so ein bisschen vor mich hin. Und es ist Ruhe in der Birne. Kein Kater, kein Suchtdruck, in keine Richtung. ich muss nicht aufstehen, Kaffee trinken (weil erste Zigarette ohne Kaffee ging nicht) und rauchen. Ich darf entspannen Einfach nur schön!
Zum Schluss noch zu deinem Satz : "da kommt keine Lust auf gleich die nächste und die nächste Zigarette hinterher." ...bei mir war das so. Vor allem morgens, mindestens 2 , meist aber 3 oder 4 direkt hintereinander. Das war aber nicht, weil ich Lust drauf hatte, sondern weil eine Zigarette die Sucht gar nicht befriedigen konnte.
Die nachfolgenden zwei oder drei übrigens auch nicht.
Liebe Grüße
Frank