Beiträge von licerin

    Ich denke das nimmt dir hier keiner übel, dass du einen Rückfall hattest. Ich behaupte mal, das jeder von uns tausende Rückfälle hatte.
    Jeder von uns kennt das, dieses auf und ab und auf und ab.

    Und Kopf hoch, dich jetzt dafür fertig zu machen, setzt die Spirale wieder von Neuem in Gang. Ich habe mal ein gutes Kapitel zu Rückfällen gelesen (War das in "Lieber Schlau als Blau" oder "Die Suchtfibel"?). Der Umgang mit dem Rückfall entscheidet darüber, ob du einfach wie gewohnt weitertrinkst und wieder voll drin bist oder ob es eben nur ein Rückfall war.

    Meine Gedanken waren bei jedem Rückfall dieselben "Jetzt ist auch scheißegal", "Ich bin sowas von dumm/schlecht/noch-viel-schlimmeres". Ich glaube das Selbstwertgefühl jeden Alkoholikers ist sowieso schon im Keller. Da brauchen wir uns nicht noch selber fertig machen.

    Anstatt mir viele Erklärungen für den Rückfall zu suchen, wäre in meinen Augen die bessere Frage: Was kann ich jetzt tun? Was muss ich vielleicht anders machen als vorher?

    Wie gesagt bin ich selber erst der "Neue" im Abstinenzprogramm. Was mich jedoch nun begleitet ist eine tiefe Gewissheit, dass ich nicht trinken will. Ich habe an Tag 1 meine Entscheidung getroffen - ich glaube zum ersten Mal aufrichtig - und habe mir dafür auch ordentlich Zeit genommen. Zum ersten Mal will ich nicht "Mal nur ein Bier" trinken. Irgendwann einmal. Damit einher geht momentan auch die "Furchtlosigkeit" vor dem Verlangen nach Alkohol. Versteh mich nicht falsch. Diese Momente sind sehr belastend und ich habe trotzdem Gedanken wie "Nur heute mal eins". Aber tief im inneren weiß ich, dass ich keinen Alkohol mehr trinken will und habe vor meiner Sucht kapituliert. Ich kann nicht "kontrolliert Trinken" und ich will es auch nicht.

    Ein Satz der mir aus dem Buch "Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein" nicht mehr aus dem Kopf geht ist folgender: "Kein Gedanke kann mich dazu zwingen zu trinken, nur die Handlung selbst lässt mich trinken." Ich kann das Buch nur empfehlen. Mir hat es tatsächlich geholfen.

    Wie gesagt, bin ich lange nicht über den Berg. Das sind einfach meine Gedanken dazu.

    LG

    Lieber Kasimir,
    von mir auch ein herzliches Hallo!

    Ich bin ebenfalls ein Frischling in Sachen Abstinenz, möchte mich dennoch zum Thema "Kloster" und "Schnuppern" äußern.

    Meine Gedanken dazu: Mir ist aufgefallen, wie erleichtert und froh du warst, dass dich das riechen kalt gelassen hat. Ich sehe darin aber auch die umgekehrte Seite: Was wäre passiert, wäre das nicht so gewesen? Was wäre passiert? Und ich lese daraus ein wenig Furcht davor, was ist, wenn das Verlangen dann zurückkommt. Jetzt, wo es dir leicht vorkommt, ist es einfach. Aber das kann (und wird?) sich bestimmt nochmal ändern.

    Ich glaube am Anfang der Abstinenz ist die Euphorie ganz groß und in einem anderen Beitrag hat mich Dietmar nochmal freundlich darauf hingewiesen, dass das auch wieder vorbeigehen kann und man jetzt - wo es einem gut geht - Vorbereitungen für die schlechten Tage treffen sollte.

    Diese Geschichte mit dem "Bier vor sich setzen und dran riechen", gibt es auch in der Therapie. Das ist ein bisschen wie die Expositionstherapie bei Ängsten. Dabei geht man bewusst in eine Kneipe (oder sonst wohin), holt sich ein Bier, betrachtet es genau, riecht dran, etc und stellt es dann weg!
    Dies geschieht jedoch immer in Begleitung des Therapeuten und niemals alleine! Und ich würde mich das momentan auch nicht trauen, dazu bin ich noch zu weit entfernt von Trockenheit.

    Liebe Grüße

    Lieber Stevie84,

    ich glaube proky fragt sich eigentlich, ob du rückfallig geworden bist, weil du "die letzten Tage" geschrieben hast und nicht "Wochen".

    Und was passiert mit dir, was geht in dir vor, wenn andere vor dir Trinken? Ich kann nur von meinen ersten 3 Tagen berichten, an denen mein Kumpel auch vor mir getrunken hat. Und als ich das Zischen beim Öffnen gehört habe, habe ich direkt auch Lust bekommen. Nach 10 Minuten war das Verlangen jedoch weg und ich habe einfach mein Buch gelesen oder mich mit den anderen unterhalten. :)

    Liebe Grüße

    Übrigens habe ich mir eine App runtergeladen, die auch mitzählt wieviel Geld ich gespart habe und wieviel Drinks (in meinem Fall Halbe Bier) ich nicht getrunken habe.
    Genau jetzt habe ich schon 92 Euro gespart und 66 Halbe Bier nicht getrunken. Das sind 33 Liter Bier. = 3 1/3 Flaschen Schnaps. Das finde ich besonders erschreckend.

    Die letzten 5 Jahre habe ich ungefähr 15.000 Euro nur für Alkohol ausgegeben (inklusive Alkoholnebenkosten - unüberlegte Käufe, Pizzabestellungen, Ausgaben in Bars, etc). Davon hätte ich mir 3 Wohnwagen kaufen können!

    Lieber Dietmar,

    ich warte noch auf den Termin zum Ultraschall für die Leber, einen Termin beim Leber-Spezialisten zu bekommen, gestaltet sich irgendwie schwierig. Meine Werte sind alle absolut in Ordnung. Aber mal sehen was unter der Oberfläche so ist...


    Deine gesamte Stimmungslage und Befindlichkeit wird nach und nach stabiler und zuverlässiger, wenn Dein sogenanntes "Belohnungszentrum" wieder natürlich und aus eigener Kraft ohne Zufuhr von Alkohol funktioniert!
    Das heißt nicht, dass keine Stimmungseinbrüche oder auch mal schlechter Schlaf mehr auftreten können, das bedeutet nur, dass es i.d.R. sehr viel längere ausgeglichene und ausbalancierte Stimmungslagen gibt.

    In diesen "guten Phase" war es für mich extrem wichtig, mich nach Möglichkeiten und Strategien umzuschauen, die ich dann bei Stimmungseinbrüchen anwenden konnte. Wenn nämlich der Einbruch dann mal passierte, war ich dazu gar nicht mehr in der Lage.
    Und dann könnte die Flasche wieder näher rücken. Weil ich ja weiß, wie schnell Alkohol meine "Glückshormone" ankurbeln kann. ;)

    Und vielen Dank für diese Erinnerung! Ich war schon wieder beinahe bei dem Gedanken "Ach, das schaffst du doch jetzt mit Links!". Deine Worte haben mir aber in Erinnerung gerufen, dass ich jetzt Vorsorge betreiben muss. Und das tue ich. Ich stelle mir grad einen Notfallkoffer zusammen und habe vorgestern bei den Guttemplern angerufen. Heute um 18 Uhr geht's los. Erst Einzelgespräch und dann in die Gruppe. Bin total gespannt.

    Lieber proky,

    Danke für deine Erfahrungen. Heute ist Tag 10 und es geht immer besser und besser. Mit Schlafen habe ich nach wie vor keine Probleme. Heute morgen hat mich meine Tochter um 6 geweckt und ich war nicht zerknautscht und müde, sondern konnte mich mit ihr beschäftigen ohne Schuld- und Schamgefühle.

    Ingesamt fühle ich mich deutlich fitter, ich nehme wieder Blumen, und überhaupt, meine Umwelt wahr. Ich bin viel stabiler und Stress bringt mich nicht mehr so sehr aus der Fassung. Ich schaffe es wieder regelmäßig Sport zu machen, ernähre mich besser und habe vor allem mein Interesse wiedergefunden an Dingen, die mir früher Spaß gemacht haben - Gitarre spielen, rausgehen, Programmieren, Zeit mit meiner Frau und Tochter verbringen.

    Was nach wie vor da ist, ist die Mittagsmüdigkeit, die jedoch von Tag zu Tag später auftritt. Gestern kam sie erst um ca. 16 Uhr und hielt dann bis 18 Uhr an. In dieser Zeit war ich auch von Verlangen geplagt. Unterschwellig, leicht brodelnd. So nach dem Motto: "Trink doch was, wieso nicht? Und mal mit Freunden? Feiern werden doch so öde!". Als mir das bewusst geworden ist, habe ich (was mich selber irritiert hat) laut im Auto gesagt: "Ich will nicht Trinken! Ruhe jetzt!". Das hat das ganze etwas abgeschwächt und als es nicht verschwunden ist, habe ich mir die ganze Sache vorgestellt: Okay, nach Feierabend zu LIDL, großen 6er kaufen, auf den Balkon, volllaufen lassen, rauchen wie ein Schlot, irgendwelche dummen Nachrichten bei WhatsApp schreiben, dann bescheuerte Videos bei YouTube gucken, vllt depressiv werden, "Armes-Schweinchen-Spiel" spielen, ggf. Suizidgedanken bekommen, mich mit meiner Frau streiten, nach mehr verlangen und entweder was zu Essen bestellen (mit mehr Bier) oder mit dem Rad zum Kiosk, dann irgendwann auf dem Sofa einschlafen, morgens mit mega Brand aufwachen, Kopfschmerzen, Scham- und Schuldgefühle, bereuen getrunken zu haben, "nie weder" Gedanken, ganzer Tag im Eimer, inklusive Unlust, Angst, etc....

    Ich habe gestern mit Kollegen Mittag gegessen und zum ersten Mal seit langem, hatte ich keine Angst eine Fahne zu haben. Ich war offen, freundlich und mittendrin, statt nur dabei.

    Also es passiert momentan ganz viel und es fühlt sich wunderbar an. Ich habe die Angst vor dem Verlangen verloren, weil ich meine Entscheidung an Tag 1 getroffen habe nüchtern zu bleiben - zum ersten Mal richtig - und tue es jeden Tag erneut. Das hilft mir ungemein.

    Liebe Grüße

    Guten Morgen Dietmar,
    Danke für deinen Post.

    Ja, ich bin mir bewusst, dass der Alkohol seine Spuren hinterlassen hat.
    Ich habe gleich einen Termin bei meinem Doc und lasse dort auch nochmal Blut abnehmen.

    Die letzte Untersuchung war im Mai, da war das Blut Tip Top in Ordnung. Lediglich Vitamin D war weit unten. Belastungs-EKG war sogar sehr gut. Mal sehen ob sich was verändert hat.

    Ich nehme bereits seit 2 Wochen Vitamin B höherdosiert und Vitamin D seit Mai.

    Heute bin ich seltsamerweise sehr ausgeschlafen und gut gelaunt. Meine Frau hat mich gefragt, wann ich denn das letzte Mal so gut drauf war und wer dieser Mann da ist. :)

    Fühlt sich wirklich gut an!
    LG

    Das war nicht auf das Suchtgedächtnis bezogen, sondern auf die Funktion und Regeneration der dopaminonergen Rezeptoren im Gehirn die für Lust, Motivation und Lernen verantwortlich sind. Diese sollen in Untersuchungen bei Alkoholikern verändert sein, weil der Alkohol quasi das 20-fache an normalem Dopamin ausschüttet und die Rezeptoren sich schützen. Vielleicht finde ich die Quelle ja nochmal.

    Das Alkoholikergehirn kann ohne Stoff einfach nicht so stark auf Dopamin ansprechen. Nach besagter Zeit soll das einigermaßen Rückläufig sein. Das ist auch der Grund für die fehlende Motivation bei der Abstinenz, bzw. wieso alles grau und doof ohne Alkohol erscheint.

    Meine Suchtberaterin sagte mir sogar mal, dass man ungefähr nach 2 Jahren als stabil gelten kann und die Rückfallgefahr deutlich runtergeht.

    LG

    Danke für deine Erfahrungen.
    Ja das ist tatsächlich spannend. Ich hatte gelesen, dass das mit der Müdigkeit und den Stimmungsschwankungen zu den Entzugssymptomen gehören kann. Auch das intensive Träumen und die Müdigkeit.

    Laut Bericht, hält die Müdigkeit bis zu 2 Wochen an. Bis sich das Gehirn einigermaßen stabilisiert hat, soll es wohl 6-12 Wochen dauern.

    Lg

    Hallo Erdbeerherz,

    von mir erstmal auch ein herzliches Hallo.
    Tut mir leid für dich, dass es dir grad nicht gut geht. Ich kann mir vorstellen, wie du dich grad fühlst. Das kenne ich auch zu genüge.

    Was hindert dich daran zum Arzt zu gehen? Was könnte dir helfen, dass du es doch tust?

    Mir geht und ging es auch immer so. Zum Arzt gehen? Oh Nein.
    Erst jetzt begreife ich die Gedanken die dahinter standen. Bei mir war es die Furcht davor, dass es schon ganz schlimm ist. Das es offiziell wird und es kein Weg zurück gibt. Dann MUSS ich ja aufhören.
    Aus meiner Sicht alles Gedanken der Sucht. Die Furcht davor einen alten "Freund" zu verlieren.

    Lg

    Guten Morgen,
    heute ist Tag 6 der Abstinenz und ich wollte mich mal mitteilen, bzw. etwas von euren Erfahrungen hören zum Thema "Die ersten Tage", falls der eine oder andere berichten mag.

    Tag 1 der Abstinenz war ziemlich gut und relativ einfach. Am Tag 2 und 3hatte ich ziemlich dolle Stimmungsschwankungen, ich wurde teilweise wegen Kleinigkeit ziemlich wütend. Dabei bin ich "normalerweise" ein sehr bedachter und entspannter Typ. Was der Alkohol nicht alles machen kann...

    Nach dem dritten Tag wurde es beträchtlich einfacher. Die letzten Tage waren die Stimmungsschwankungen tatsächlich im Rahmen. Was mich allerdings begleitet, ist eine relativ starke Müdigkeit ab Mittags, die mit Unlust einhergeht. Dabei schlafe ich momentan ziemlich viel. 8-10 Stunden die Nacht. Morgens fühle ich mich dennoch etwas gerädert.

    Die Nacht heute war sehr eigenartig. Ich habe ca. 9 Stunden geschlafen und irgendwas sehr intensives geträumt. Als ich wach geworden bin, habe ich mich wie gerädert gefühlt (habe gestern aber auch mal wieder Kraftsport gemacht).

    Am erschreckendsten war eigentlich, dass ich während des Wachwerdens das unglaubliche Gefühl hatte gestern gesoffen zu haben! Inklusive Schuldgefühlen und den Gedanken "nicht schon wieder!". Dabei habe ich ja gar nichts getrunken! Und das hat mich eigentlich dazu gebracht diesen Post hier zu verfassen. Und es hat meinen Abstinenzwunsch nochmal bestärkt.

    Wie waren eure Erfahrungen so? Kennt das der eine oder andere?
    Wann war eure Müdigkeit vergangen und wann habt besser geschlafen?

    Lg

    Ich finde den Begriff etwas irreführend, aber analog zum Passivrauchen eben doch treffend. Abwarten ob und wie sich das durchsetzt.

    Glücklicherweise trinkt die Jugend tatsächlich etwas weniger als früher. Das mag dem "healthy lifestyle" geschuldet sein.

    Meine Frau ist Hebamme und kennt deswegen viele Fälle von FASD. Und in meiner täglichen Arbeit begegnen mir auch viele FAS Kinder. Man sieht es den Kindern sogar an.

    Was viele nicht wissen: Sogar einmaliger Gebrauch von Alkohol in der Schwangerschaft kann zu FAS führen...

    Lg

    Hallo,

    ich bin ja mit meinem Tag 4 ebenfalls ein Neuling mit der ganzen "Saufdruck" Geschichte. Meine Erfahrungen kann ich allerdings auch mal teilen. Ich habe ja auch vorherige Versuche gehabt und verschiedene Intensitäten von Druck gehabt (Ich nenne es meistens Craving) und führe Buch über die Intensität des Verlangens (Skala 0-10).

    Und ich kann mich tatsächlich der Erfahrung von Greenfox anschließen.
    Von 0-3 nenne ich Gedanken, die eben mal aufkommen: "Jetzt ein kühles Bier."; "Das hättest du dir verdient." etc. -> Diese Gedanken kann ich leicht beiseite Schieben und sie belasten mich nicht besonders stark.

    Von 4-6 wird es schon etwas griffiger. Ich werde unruhig, meine Gedanken richten sich stärker auf den Stoff und ich habe leichte Mühe mich abzulenken. -> Ablenkung geht noch.

    Von 7-9 wird's ganz schön knackig. Unruhe. Gedanken sind auf das Bier gerichtet. Alles wirkt doof und mist ohne Bier. Nichts anderes scheint interessant zu sein oder Spaß zu machen. Gedanken lassen sich schwer abschütteln und in diesen Momenten wirkt die Idee der Abstinenz absolut bescheuert. Wozu? Sterbe ich halt früh. Sche*ß doch auf alles und jeden! -> Viel viel Wasser trinken, bis ich Platze. Zwar ist das Verlangen dann nicht sofort weg, aber Bier passt nun wirklich nicht mehr in den Bauch hinein. Alternativ mit dem Hund eine große Runde gehen, denn beim Bewegen können sich Gedanken besser lösen. Oder eben eine Runde Joggen gehen. 10 Minuten Ausdauersport senken nachweislich das Verlangen nach Alkohol.

    Die 10 ist der blanke Horror. Da geht gar nichts mehr. Mir wird schwer. Ich kann nicht still sitzen oder liege auf dem Sofa, mit dem Gesicht nach unten und alles dreht sich nur um den Alkohol. Ich kann wütend werden und alle verfluchen. Alle sind schuld. Warum soll ich aufhören? Ich muss das jetzt trinken, sonst kann ich mir auch gleich die Kugel geben. -> Sport, laute Musik. Einmal bin ich in so einem Moment tatsächlich losgefahren, stand vor dem Bierregal. Ich hab da bestimmt 10 Minuten gestanden und in mir war ein extremer Kampf zwischen "Ja" und "Nein". Irgendwann habe ich mich einfach weggedreht und bin gegangen. Das war bis jetzt meine beste Erfahrung. Ich war danach derart euphorisch, dass ich die ganze Zeit gegrinst habe. Als Belohnung habe ich mir einfach ein leckeres Steak gekauft. Zu Hause angelangt habe ich mich so gut gefühlt wie seit Jahren nicht mehr und meine Frau war mehr als überrascht. Wir haben anschließend noch bis in die Nacht Spiele gespielt.

    Keine Ahnung ob dir das hilft. Ich drücke dir weiterhin ordentlich die Daumen!

    Liebe Grüße,
    Johann

    Hallo nochmal zusammen

    wir sind nun aus dem Urlaub zurück. Doch etwas früher, da meine Frau morgen arbeiten muss.

    Heute ist mein vierter trockener Tag und heute geht es mir tatsächlich relativ gut. Die letzten Tage, vor allem vorgestern waren zwischendurch einfach mal die Hölle. Nicht körperlich, sondern emotional. Ich habe sehr starke Stimmungsschwankungen gehabt - von himmelhochjauchzend bis zu starken Wutausbrüchen (die ich aber mehr innerlich als äußerlich hatte). Ich habe meine Frau auch für Kleinigkeiten total blöd angemacht. Was mir total leid tut. Ich habe mich später auch bei ihr entschuldigt und sie hat es mir verziehen. Sie sagte: "Ich weiß ja woher es kommt! Es ist in Ordnung." Wenn ich daran denke, könnte ich weinen vor Dankbarkeit, dass ich so eine wundervolle Frau geheiratet habe und sie unterstützt mich, wo sie nur kann (beim Nüchtern bleiben!).
    Vom Verlangen her war es am zweiten Tag ebenfalls eine Achterbahn, aber ich habe die Suchtgedanken direkt als solche erkannt und habe über sie gelacht, bzw. entkräftet.

    Mein Kumpel hat die letzten Tage weiter getrunken (2-4 Bier am Abend + Joints geraucht [Ich kiffe nicht]). Als er jeweils das erste Bier aufgemacht hat, überkam mich jedes Mal ein starkes Verlangen, welches aber recht rasch nach der oben genannten Methode verschwunden ist. Ich habe dann einfach was leckeres gegessen und eins meiner Bücher hervorgekramt und habe mich gefreut, dass ich nüchtern geblieben bin. Und das ich das geschafft habe, darüber bin ich wirklich sehr stolz. Denn mit diesem Kumpel verbinde ich am stärksten das Trinken in Gesellschaft.

    Gestern Abend saßen wir noch zu viert draußen vor den Zelten und Wohnwagen und wir haben uns toll unterhalten und ich habe seit langer Zeit mal wieder in Gesellschaft was interessantes erzählt und habe viel gelacht! Während mein Kumpel angetrunken und breit einfach dort saß, kaum ein Wort sagte und in seiner eigenen Welt war.

    War ich auch so? Leider ja. Mir ist dort klar geworden, wie einsam das Trinken eigentlich macht und ist. Ganz zu schweigen davon, dass er morgens mies gelaunt war, weil er ein wenig verkatert war und wenig geschlafen hat. Es mag sein, dass ich grad ein wenig unfair bin, so über ihn zu schreiben und ich hege keinen Groll ihm gegenüber. Es führt mir nur mal vor Augen wie meine Frau mich (fast) jeden Abend erleben musste. Nach Bier riechend, Mist- oder gar-nicht-redend.

    Ich merke das ich momentan gegen Mittag schnell mal eben müde werde, aber das ist alles noch im Rahmen. Darauf bin ich vorbereitet gewesen. Und ich schiebe die Müdigkeit nicht auf das Nüchtern-sein, sondern auf die Folgen des Alkohols. Ansonsten habe ich keine körperlichen Entzugserscheinungen. Kein Zittern, keine Schweißausbrüche. Nichts. Ich weiß das ihr über mich schimpft, dass ich den kalten Entzug einfach mache. Meine Frau ist Hebamme, das heißt sie kennt sich mit medizinischen Notfällen zumindest aus - das gibt mir etwas Sicherheit. Ich habe es aber einfach nicht mehr ertragen zu Trinken. Ich will einfach ein nüchternes, erfülltes Leben. Ich möchte wieder teilnehmen an der Welt und ein guter Vater und Ehemann sein (zumindest der Beste der ich sein kann). Vor allem das Buch welches ich gelesen habe, hat mir Hoffnung gegeben. Und die Unterstützung meiner Frau.

    Vielen Dank für's Lesen,

    beste Grüße,

    Johann

    Hallo zusammen,
    ich hatte ja erwähnt, dass ich in den Urlaub fahre. Wir sind auf einem Campingplatz und hier gibt es quasi kein Internet. Ich habe mich mal vorne zur Hütte bewegt um WLAN reinzukriegen und euch zu schreiben.

    Danke Danke erstmal für die vielen Tipps und das herzliche Hallo.

    Liebe Britt,
    den Text den ich geschrieben habe, hast du falsch verstanden. Das moderate trinken mit meinem Freund war auf den Urlaub bezogen. Ich will nicht mehr trinken. Ich will nüchtern sein.

    Der Urlaub war bis jetzt ganz in Ordnung. Ich habe mit meinem Kumpel gesprochen, ich glaube aber er hat das nicht ganz registriert. Wie dem auch sei.
    Ich habe die letzten Tage verschiedene "Alkoholiker" bzw "Nüchtern" Bücher gelesen.
    Eins davon "Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein", hat mich tatsächlich von den Socken gehauen. Es ist wundervoll geschrieben und im Gegensatz zu den typischen Büchern nicht so stark auf das negative des Trinkens fokussiert, sondern auf die schönen Seiten des Nüchtern seins und werdens.

    Während der Lektüre habe ich auch an meinen eigenen Post hier gedacht und an die Worte: "Ich will nach meinem Urlaub aufhören". Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Das ist lediglich meine Sucht, die mich dazu bringen will weiter zu trinken!

    Ich habe vorgestern mal so richtig reingehauen. 11 Halbe innerhalb 5 Stunden, weil ich mich mit meiner Frau gestritten habe und da natürlich dachte: das gönne ich mir jetzt! Das brauche ich.

    Gestern habe ich nichts getrunken. Für mich ist gestern Tag 1 geworden meiner Nüchternheit. Ich weiß das ihr den Kopf schüttelt, weil ich das ohne ärztliche Aufsicht mache. Ich habe aber auch heute keine körperlichen Entzugserscheinungen.

    Mein Freund trinkt weiter, ich jedoch nicht. Gestern Abend hat mir das kurz echt zu schaffen gemacht, aber ich erkenne momentan sehr gut, wann die Stimme in meinem Kopf aktiv wird: Dann gebe ich ihr Kontra oder sage ihr einfach das sie den Mund halten soll oder entschärfe alle Argumente.

    Ich weiß das ich nach Tag 1 noch nicht besonders stabil bin in meiner Nüchternheit. Aber zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass es sich lohnt es durchzuziehen und das ich mehr gewinne als verlieren werde.

    Mir wurde immer gesagt: Du musst etwas finden was mindestens genauso attraktiv wie das Trinken ist. Und ich glaube ich habe es jetzt gefunden: Die Nüchternheit. Und mir ist klar, dass ich nicht trinken will. Und vor allem eines habe ich erkannt: Ich bin Alkoholiker.

    Ich werde nach meinem Urlaub direkt nochmal zur Suchtberatung und zur SHG gehen. Ich habe heute Mittag die Termine dazu schon festgemacht.

    Ich könnte noch so viel schreiben, belasse es aber erstmal dabei.

    Liebe Grüße,
    Johann

    Hallo Gerchla,
    lieben Dank für deine Antwort.
    Also das Gespräch steht definitiv an. Wie gesagt beschäftigt mich das ganze schon eine lange Zeit und die Stimme "Ich will aufhören" dröhnt immer lauter in meinem Kopf. Mir ist bewusst, dass das nasse Gedanken sind und das die Sucht aus mir spricht. Ich kriege langsam den Dreh ein wenig raus, diese als solche zu erkennen. Ich sagte ja bereits, dass ich weiß, dass das nur Ausreden sind und keine Gründe. Für mich stehen nach diesem Urlaub definitiv erstmal keine Feiern oder co an.

    Ich sammel seit einiger Zeit Strategien und Möglichkeiten die erste Zeit zu überstehen. Ich habe angefangen Tagebuch zu schreiben, etc. Es nützt mir insofern schon, dass ich vor dem ersten Schluck zumindest einen heftigen Kampf in mir austrage. Momentan gewinnt halt am Ende der Gedanke "Wieso soll ich mich vor dem Urlaub noch so quälen?".

    Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass mein Freund und ich es schaffen moderat zu trinken. Ich glaube das erspart mir im Anschluss viele Kater und hilft mir klarer zu sehen. Ich warte das Gespräch ab. Darin setze ich viele Ängste und Hoffnungen.

    Ich weiß, dass es auch auf einmal zu spät sein könnte und Entzug kommt. Und grad überlege ich, ob ich zumindest nochmal zum Arzt gehen sollte am ersten Tag. Zumindest nochmal alles checken lassen und um Hilfe bitten. Sollte es nötig sein, werde ich halt auch in eine Klinik gehen. Meine Befürchtung ist einfach die, dass ich auf der Arbeit fehle und meine Chefs sind da einfach sehr eigen... dass das nicht gesund ist, weiß ich auch. Ein Jobwechsel steht für mich auch im Raum.

    Und ja, mir ist bewusst, dass auch das "Fehlen auf der Arbeit" das geringste Übel ist. Wenn ich mich tot saufe, dann nützt auch die Arbeit nichts.

    Am meisten ärgert mich einfach, dass ich 30 Jahre alt bin, abhängig und (fast) die selben Fehler mache wie meine ganze Familie...

    Aber genug von dem Gesülze,
    Liebe Grüße,
    Johann

    Liebe Betty,
    Ich bin männlich, das habe ich wohl vergessen zu schreiben.

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein nüchternes Leben sehr toll sein kann oder sogar ist. In den kurzen, abstinenten Phasen, ging es mir immer sehr sehr gut und ich war fröhlich, lustig und kreativ. Insgesamt ging es mir besser.

    Die Hausärzte hier in der Nähe sind leider diesbezüglich nicht zu gebrauchen. Entweder wurde mein Problem immer bagatellisiert oder eben gesagt "Sie müssen halt ihre Probleme lösen, dann wird das schon!".

    Ich habe mir heute schon verschiedene Selbsthilfegruppen rausgesucht, die ich alle mal ausprobieren möchte um zu sehen was zu mir passt.

    Den Entzug mache ich dennoch ohne ärztliche Aufsicht. Erst vor kurzem war ich 7 Tage nüchtern ohne körperliche Entzugserscheinungen. Allerdings sieht mein Plan den regelmäßigen Besuch (mehrmals in der Woche) einer Gruppe vor.

    Auch habe ich mir vorgenommen heute mit meinem besten Freund zu reden und die Karten auf den Tisch zu legen. Ich will alle Brücken abbauen. Er trinkt selber viel, wenn auch meist nur an freien Tagen. Ich glaube das er das verstehen wird und mich dabei vllt sogar unterstützt, fürchte aber auch ein bisschen, dass diese Freundschaft dann zu Ende geht. Jedenfalls werde ich ihm offen sagen, dass wir uns die erste Zeit vielleicht seltener sehen werden, da ich mit ihm viele "schöne" Trinkverknüpfungen habe. Und mir bewusst ist, dass ich es nicht schaffr "nur mit ihm" zu trinken.

    Vielen Dank für deine Worte,

    Liebe Grüße,

    Johann (da wird das Geschlecht auch deutlich :))

    Hallo ihr Lieben,
    ich bin nun 30 Jahre alt. Ich glaube meine Geschichte beginnt mit meiner Geburt - oder sogar noch davor.
    Ich komme aus einer typischen Suchtfamilie. Bereits meine beiden Großväter waren Alkoholiker. Beide sind recht früh gestorben und ich habe sie nicht kennengelernt. Beide waren gewalttätig. Und mein Vater setzte die Tradition einfach fort. Er war kein Pegeltrinker, sondern hat immer "quartalsweise", vor allem bei Ärger mit meiner Mutter getrunken. Und wurde auch gewalttätig - meiner Mutter gegenüber. Er selber ist seit ca. 10 Jahren trocken. Meine Schwester ist Heroinabhängig und mein Bruder ist - Tada - Alkoholiker.

    Ich wurde in jungen Jahren als Schutzschild benutzt und zum Co-Abhängigen gemacht. Mit 14 Trank ich dann mein erstes Glas - Es war fabelhaft. Mit einem älteren Freund, mitten im Wald. Ich erinnere mich, wie gut es mir getan hat. Die Ängste waren weg und ich habe mich so großartig gefühlt. Schon damals erkannte ich: Wenn ich trinke, dann richtig. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Maß halten zu können.

    Wenn ich trank, wurde ich oft weinerlich oder einfach komisch und unangenehm. Aber alle tranken und ich wollte auch trinken.

    Mit ca. 21 hatte ich dann eine starke Angststörung bekommen und wurde sehr depressiv. Die Ängste hielten permanent, 24 h am Tag an. Ich fing eine Therapie an und war sogar stationär aufgenommen. Nach meiner Therapie an, Silvester, schoss ich mich derbe ab und wollte mir mit jeder Menge Tabletten das Leben nehmen (hat natürlich nicht geklappt, ich hatte nur seeeehr starke Bewusstseinsstörungen und Halluzinationen und wurde wieder kurzfristig eingeliefert).

    Ich hatte da beschlossen keinen Alkohol mehr zu trinken. Das klappte sehr sehr gut. Zumindest ein Jahr lang, bis ich das Studium wechselte und neue Freunde gewann. Dort habe ich mich dann auch regelmäßig bis zur Vergessenheit betrunken. Ich machte viele peinliche Dinge und war gefangen zwischen Depression, Scham und Schuld und dem neuen Kick zu Trinken. Ich trank einfach weiter. Und irgendwann fing ich an alleine zu trinken.

    Erst waren es 1-2 Bier am Abend, die mir auch gereicht haben. Und dann wurden es langsam immer mehr. Auf einmal waren es 3, dann vier, dann fünf, dann sechs...

    Mittlerweile ist mein normales Pensum 6 Halbe am Abend. Es können auch mal mehr werden. So bis zu 10 Halbe, wenn ich zu früh anfange oder noch irgendwo unterwegs bin.

    Ich trinke also ca. seit 5-6 Jahren fast täglich. In den letzten Monat hatte ich es auch mal geschafft nur 1-2 mal die Woche zu trinken. Dieser Zustand hielt, wie man sich vorstellen kann, nicht sehr lange an. Nun bin ich seit 4 Wochen (mein letzter Urlaub) wieder voll drin.

    Mein Trinkprotokoll der letzten Wochen dürfte sich zwischen 5-7 Tage die Woche mit 6-9 Bier täglich belaufen. Und ich beginne während des Trinkens immer mehr in Depressionen zu rutschen. Teilweise mit Suizidgedanken. Mir ist klar geworden, dass ich einfach kein Maß halten kann. Das ich den Punkt überschritten habe zur akuten Sucht. Körperliche Entzugssymptome habe ich noch keine - zumindest keine sichtbaren - kein Schwitzen, kein Zittern. Aber Gereiztheit, schlechte Laune, Unlust und Stimmungsschwankungen sind eindeutig da.

    Ich möchte das Trinken aufhören, ich möchte so gerne leben und meine Lebenslust, meine Kreativität wiedergewinnen. Ich habe bereits 2 mal versucht in einer Therapie unterzukommen, jedoch habe ich das Ganze irgendwann abgebrochen. Beim ersten Mal kam ich irgendwann nach Hause und habe mir eingeredet: So schlimm es doch nicht?! Das geht schon. Beim zweiten Mal wurde ich einfach immer wieder in der Suchtberatung vergessen und dann verlor ich die Motivation.

    In mir wird eine Stimme immer lauter, die das Trinken einfach nicht mehr möchte. Jedem ersten Schluck geht ein großer Kampf in mir los zwischen: TRINK JETZT WAS! und Ich will das nicht!

    Ich zögere diesen Schritt momentan hinaus. Ich wollte schon vor 2 Wochen aufhören. Allerdings stand letztes Wochenende eine Hochzeit an und heute fahre ich mit meinem Besten Freund in den Urlaub. Wir trinken immer zusammen.
    Die Hochzeit und der Urlaub haben meine Gedanken derart in Beschlag genommen, dass ich den ganzen Tag an nichts anderes denken konnte. Also "Wie soll ich auf eine Hochzeit gehen ohne zu trinken?! Wie soll ich die 10 Tage da überstehen. Er trinkt Bier und ich habe permanenten Saufdruck?!"

    Ich weiß dass das Ausflüchte sind, aber ich hatte mir eigentlich zurechtgelegt, dass ich nach diesem Urlaub aufhören werde zu Trinken. Und zwar ganz. Seit ungefähr 3 Wochen erarbeite ich mir Strategien, die ich gegen den Saufdruck benutzen kann. Lese viel über zufriedene Abstinenz und Süchte. Ich besitze generell viel Wissen darüber, da ich Sozialarbeiter bin. Dieses Wissen hat mir aber bis jetzt nicht geholfen.

    Vielleicht klingt das ganze total wirr und ich weiß selber nicht, was ich eigentlich sagen möchte. Momentan bin ich einfach total zerrissen zwischen dem Wunsch nicht trinken zu wollen und diesem Urlaub. Mein Plan ist ab dem 05.08. nüchtern zu bleiben. Und ich möchte dieses Forum nutzen um mich auszutauschen und Tipps und Unterstützung zu finden.

    Liebe Grüße
    licerin