Hallo liebe Schwester,
willkommen hier bei uns im Form. Danke Dir das Du Dich uns mit Deiner persönlichen Geschichte anvertraust.
Ich darf mich kurz vorstellen:
Proky, 43 Jahre alt trockener Alkoholiker seit über 15 Jahren. Aktiv in diesem Zeitraum in der analogen und virtuellen Suchthilfe.
Camina hat ja schon die wichtigste Aussage geschrieben:
Zitat
Du musst erstmal gar nichts...
Eine korrekte Aussage, welche dir jeder ehemaliger Alkoholiker oder ein Angehöriger sofort bestätigen wird!
Warum? Dein Bruder ist erwachsen/volljährig, voll geschäftsfähig und somit ALLEINE für sein Leben verantwortlich! Insbesondere in dessen, was er tut, was er macht...
Weder ist es Deine/Eure Pflicht ihm zu helfen, noch hat er einen Anspruch darauf!
Mit anderen Worten: Wenn Du/ihr ihm helfen wollt, dann nur weil Du/ihr es wollt und nicht weil Du/ihr es "müsst", aus einem (falsch verstandenen) Pflichtgefühl heraus...
Liebe Schwester, wenn ich Deinen Post über deinen Bruder so lese dann drängt sich mir folgender Eindruck über deinen Bruder auf:
1. Dein Bruder hat nachdem was Du geschrieben hast, anscheinend noch nie wirklich in seinem Leben für etwas Verantwortung übernommen.
2. Ich habe aufgrund meiner Erfahrung in meiner ehemaligen SHG, wo wir u.a. auch MPU-Vorbereitung machten, dass dein Bruder nicht einsieht das er ein Alkoholproblem hat, sondern eher ein Führerscheinproblem...
Was meine ich damit?
Dein Bruder wäre nicht der erste Alkoholiker, der aufgrund vom saufen seinen Führerschein verliert, dann im Anschluss alles tut um diesen wieder zu bekommen und wenn er ihn dann hat, erneut mit saufen zu beginnen...
Ich gebe zu, dass ist jetzt eine Vermutung von mir, aber ich hatte wie gesagt genug Einblicke in diesen Bereich. Und so wie Du sein Verhalten beschreibst, habe ich aufgrund meiner Erfahrung nicht den Eindruck, als ob es nun endgültig bei ihm "Klick" gemacht hat...
Falls ich mich täuschen sollte, dass kann man aber erst viel später sagen, bin ich natürlich bereit meinen Irrtum zuzugeben.
Aber liebe Schwester, warum schreibe ich Dir das?
Ich möchte dich etwas sensibilisieren nämlich in die Richtung gehend, dass Du dir zum einen nicht einredest, dass nur Du und Dein Vater Deinen Bruder helfen könnt, dass es quasi nur an Euch beiden liegt, dass Dein Bruder aus der Sucht heraus kommt.
Nein!
Es liegt weder an Dir noch an Deinem Vater oder sonst wem, dass Dein Bruder aus der Sucht heraus kommen möchte. Das liegt einzig und alleine an ihm selbst! Er muss wollen! Er muss von sich aus aufhören wollen. Er muss von sich aus einsehen, dass der Alkohol ihm schadet.
Und wenn er diese Einsicht hat und aufhören möchte, dann gibt es Einrichtungen die ihm dabei helfen. Suchtberatung, Langzeittherapie...
Es hilft nichts da zweimal hinzugehen und es dann sein zu lassen, Nein, da heißt es schon über einen längeren Zeitraum hinzugehen, selbstdiszipliniert - womit wir übrigens bei der Verantwortung wären die ich oben hinterfragt habe...
Liebe Schwester, ich persönlich möchte Dir und deinem Vater noch den Tipp mitgeben, außer das ihr im Bewusstsein leben sollt, dass ihr zu nichts verpflichtet seid, befasst Euch mal mit dem Thema Co-Abhängigkeit z.B. Google...
Noch besser: Geh(t) mal selbst zur Suchtberatung und bittet um ein Gespräch zu diesem Thema...
Gerne können wir auch hier im Forum unter der Rubik "Angehörige" darüber schreiben.
Abhängigkeit von Drogen und Familie ist ein sehr verbündeltes Thema, was man nur durch klare Verantwortung und Abgrenzung entzerren kann...
Und wenn Du Fragen hast liebe Schwester, ganz gleich welche, schreibe gerne hier im Forum...
LG
Proky