• Das würde mich unnötigerweise unter Druck setzen , da ja immer 0,0 das Ziel sein sollte.

    Das ist kein unnötiger Druck und: ja, 0,0 muss das Ziel sein. Bei mit zumindest. Wenn du das kontrollierte Trinken hinbekommst, ist das ja schön für dich. Für mich und viele andere funktioniert das nicht. Wenn ich so etwas lese weckt es eher die Hoffnung, dass nach dem Entzug vielleicht doch mal ein Bier geht. Den Gedanken darf ich nicht zulassen.

  • Hallo Paddy,

    darf ich dich fragen, wie es dir inzwischen geht?
    Empfehlen kann ich dir, falls du sie nicht inzwischen schon selbst entdeckt hast, die fünf Vorträge zum Anhören, die Professor Lindenmeyer von der Salus Klinik Lindow auf deren Webseite ins Netz gestellt hat: https://www.salus-kliniken.de/lieber-schlau-…e-zum-anhoeren/
    Darüber kannst du dich zum Beispiel auch darüber informieren, was du in einer Therapie so erwarten kannst.

    Das ist kein unnötiger Druck und: ja, 0,0 muss das Ziel sein. Bei mit zumindest. Wenn du das kontrollierte Trinken hinbekommst, ist das ja schön für dich. Für mich und viele andere funktioniert das nicht. Wenn ich so etwas lese weckt es eher die Hoffnung, dass nach dem Entzug vielleicht doch mal ein Bier geht. Den Gedanken darf ich nicht zulassen.

    Ich sehe das ganz ähnlich wie du. Für mich war bald, nachdem ich mich hier angemeldet, vorgestellt und ausgetauscht hatte, klar, dass das sogenannte Kontrollierte Trinken für mich nicht funktioniert. Ich war zwar offenbar noch nicht körperlich abhängig geworden, dass mir nichts anderes übrig blieb, als zu trinken und einen gewissen Pegel einhalten zu müssen, aber all die Kontrollversuche, die ich zuvor - ohne zu wissen, dass das sogenanntes Kontrolliertes Trinken sei - unternommen hatte, hatten nicht wirklich funktioniert. Der Durst war sozusagen immer beim Trinken gekommen.

    Ich hab hier in den ersten Wochen noch gerungen, ob ich nicht doch irgendwann mal eine Ausnahme machen könnte, aber je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto klarer und bewusster wurde mir, dass ich mich von diesem Gedanken verabschieden sollte. Und ich hab mich dann auch davon verabschiedet und es bis heute, bald vier Jahre später, wahrlich nicht bereut.

    Im Laufe der Zeit kam es mir vor, als ob ich mich von einer Art Gehirnwäsche befreite, und schon eine ganze Weile reizt mich so gar nichts mehr am Konsum von Alkohol. Ohne führe ich im Grunde das Leben, was ich mir vom Alkohol versprochen, aber eigentlich nie bekommen habe. Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, so ist das Leben nun einmal nicht, aber ich hab das gänzlich selbst in der Hand, wie ich mein Leben gestalte.

    Viele Grüße und weiterhin gutes Ankommen hier

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo AmSee,

    danke der Nachfrage! Wie geht es mir? Nicht wirklich schlecht und nicht wirklich gut. Ich war letzte Woche krank geschrieben und habe mich viel zum Thema Alkoholsucht informiert. Es gibt ja viele gute und motivierende Inhalte von Betroffenen im Netz. Danke für den Link, den ersten Vortrag habe ich schon angehört, sehr interessant.

    Bedrückend ist für mich die Erkenntnis, dass in Deutschland der Alkohol so unfassbar normal ist. So werde ich in Zukunft in einen anderen Supermarkt als sonst gehen, weil in "meinem" jeder durch die Alkoholabteilung durch muss. Das haben andere besser gelöst. Ich mache mir auch schon intensiv Gedanken darüber, wie mein Alltag ohne Alkohol aussehen wird.

    Ich warte eigentlich nur auf das Vorgespräch in der Klinik am 26. Bis dahin mache ich einfach das, was ich die letzten Jahre gemacht habe, Außer, dass ich morgen wieder zu den AA gehe. Ich habe noch eine zweite SHG im Ort gefunden, da gehe ich Mittwoch mal hin.

    VG, Paddy

  • Moin Paddy,

    hast du schon etwas an deinen Trinkgewohnheiten verändert oder hast du die Menge reduziert?

    Ich frage das aus purer Neugier. Bei mir fiel mir auf, dass nicht das plötzliche Fehlen von Alkohol mein Problem war, sondern der Verzicht auf die jahrelange Gewohnheit, das allabendliche Ritual. Plötzlich hatte ich so viel Zeit, so viele nicht betäubte Gedanken, dass ich mächtig unruhig wurde. Das abendliche Müdewerden (durch Alkohol) fehlte mir - ich blieb quietsch wach, Gedanken kreisten durch meinen Kopf ... es dauerte lange bis ich wieder einen halbwegs normalen Einschlaf-/Schlafrhythmus bekam.

  • Hallo Paddy,

    ja, wenn man erstmal angefangen hat, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, dann lässt sich viel darüber finden.

    Ich finde diese Vorträge auch interessant, ich schaue sie mir sogar immer wieder mal an, obwohl ich eigentlich weiß, was darin erzählt wird. Manche Information wird dadurch aufgefrischt, manche Information ordne ich mit dem, was ich inzwischen weiß oder erfahren habe, nochmals neu oder anders ein.

    Bedrückend ist für mich die Erkenntnis, dass in Deutschland der Alkohol so unfassbar normal ist. So werde ich in Zukunft in einen anderen Supermarkt als sonst gehen, weil in "meinem" jeder durch die Alkoholabteilung durch muss. Das haben andere besser gelöst. Ich mache mir auch schon intensiv Gedanken darüber, wie mein Alltag ohne Alkohol aussehen wird.

    Das hat mich am Anfang auch beschäftigt, dass Alkohol so omnipräsent und selbstverständlich in unserer Gesellschaft ist. Inzwischen ist das zwar etwas, was ich immer mal wieder zur Kenntnis nehme, was mich selbst aber nicht mehr besonders viel beschäftigt oder bedrückt, weil erstens Alkohol in meinem Leben so gar keine Rolle mehr spielt, und zweitens der Umgang mit Alkohol in unserer Gesellschaft eine Angelegenheit ist, an der ich nichts andern kann. Da spielt für mich dann der sogenannte Gelassenheitsspruch eine Rolle.
    Ich gebe aber durchaus zu, dass das seine Zeit gedauert hat, bis ich da hin gekommen bin, und dass ich durchaus an meiner inneren Einstellung gearbeitet habe.

    Wenn du jetzt schon weißt, dass dich der Gang durch deinen Supermarkt triggern wird, weil dir der Alkohol einfach zu nah ist, dann ist das eine durchaus vernünftige Entscheidung, einen anderen Supermarkt zu deinem zu machen, wo du nicht durch eine Alkoholabteilung durch musst. Das ist dann nichts anderes als Selbstfürsorge.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Paul Nein, ich habe mein Trinkverhalten noch nicht geändert. Ich hatte die Hoffnung, dass ich nach dem Anruf letzten Montag schnell einen Termin für die Entgiftung bekomme. Dass ich 2 1/2 auf das Vorgespräch warten muss hat mich ganz schön runter gezogen. Ich werde das ab heute Abend angehen.

    AmSee13 Ja, da muss ich mich wohl etwas gedulden. Zum Glück gibt es hier einen Supermarkt, in dem Wein & Co eine eigene Abteilung haben, die ich gut umschiffen kann.

  • Hey Paddy,

    vor der Klinik an den Trinkgewohnheiten was zu verändern, bedeutet Stress. Weiß nicht, ob du den gebrauchen kannst zusätzlich zum eh schon vorhandenen inneren Stress. Ich hab mich tatsächlich auch drei Tage vor Beginn des Entzugs noch gebührend vom Alk verabschiedet. 😅 Da hab ich es mir nochmal so richtig gegeben, mir ging’s richtig schlecht an Folgetag und ich wusste für mich: Das ist es nun gewesen. Und es hat geklappt. Zwei Jahre später und kein Tropfen Alkohol mehr seitdem. 😃

  • Eigentlich hast du recht, Baghira, es gibt ein jetzt und es gibt ein danach. Das trenne ich ganz scharf. Ich habe mir ein paar ToDos aufgeschreiben, die ich vor dem Entzug erledigen will. Z.B. dokumentiere ich seit ein paar Tagen meinen Alkoholkonsum, um mir "danach" die erschreckende Menge vor Augen halten zu können. Und ich werde am letzten Tag im Suff ein Selfie von mir machen und mir dieses Bild ansehen, wenn Saufdruck aufkommt. Ich habe gestern eine Bekannte getroffen, kurzer Smalltalk und dann meinte sie: Du siehst aber nicht gut aus, bist du krank? :(

  • Ja, bist du. 😅 Suchtkrank. Das wird man dir auch ansehen. Ist halt normal. Wenn man in die Klinik oder Entzug geht, dann nicht, weil es einem bombig geht. Es geht dir scheisse und das ist auch ok und richtig so. Sonst hättest du keine Bereitschaft das Ganze zu machen und Veränderung herbeizuführen. Es sind vor allen die negativen Phasen und Ereignisse im Leben, an denen wir wachsen. Nicht die Guten. 🤷‍♀️ Von daher…es ist eine Chance für dich zu wachsen. Oder wie ich gern zu sagen pflege: Wer auf den Berg will, muss vorher nunmal durch‘s Tal. 😁

  • Ich habe mir ein paar ToDos aufgeschreiben, die ich vor dem Entzug erledigen will. Z.B. dokumentiere ich seit ein paar Tagen meinen Alkoholkonsum, um mir "danach" die erschreckende Menge vor Augen halten zu können.

    Ist so gesehen ja auch eine Art von kontrolliertem Konsum. ;)Ich meine mal gehört zu haben, dass dies dabei beabsichtigt ist, das man erkennt, welche Mengen man da in sich hineingeschüttet hat.

    Ich wünsche Dir jedenfalls auch alles Gute!

  • Hallo Paddy,

    ich hatte meine Konsum ganz langsam reduziert, bevor ich den Alkohol gänzlich absetzte, ähnlich einem Sportler der abtrainiert.

    Das setzte mich nicht etwa unter Stress, sondern machte mich eher etwas wehleidig und trotzdem bestärtke es mich in meinem Entschlusss. Zuvor waren es 3 ... >4 Bier, viel zu oft auch Schnaps, plötzlich musste ein Bier/Abend genügen.

    Oh wie rang ich mit mir, ... zwischen Nachgebenwollen und Durchhalten, ... von Tag zu Tag wurde es besser, bis der "große Tag" des Nichtrinkens begann.

    Ich hatte mich entschieden!

  • Hallo Paddy,

    ja, ich löste mich vom Alkohol ohne fremde Hilfe. Ich machte mir keinen Stress, tat dies in Ruhe und wohlüberlegt. Etwas unsicher war ich am Anfang schon, doch bemerkte ich, dass vieles (Gedanken, Gefühle) nur in meinem Kopf passiert, ähnlich einer aufkommenden Angst, ich kann sie befeuern, also schlimmer machen als es ist oder eben nicht.

    Ich nahm mir nichts weg, musste auf nichts verzichten, steigerte mich in nichts hinein.

  • Ebenso beim manchmal aufkommenden Sucht-/Saufdruck, wusste ich, ich, mein Körper benötigt keinen Alkohol, im Gegenteil, ich schade ihm damit und zwar nicht unwesentlich.

    Nenne es meinetwegen Bewusstsein, Wissen, Gelassenheit ...

    Gelassenheit, die musste ich üben, das Wissen war ja vorhanden. Niemand machte mich verrückt, bedrängte mich, setzte mich unter Druck. Nur ich konnte das tun - doch warum sollte ich das tun?

    Ich war das Trinken gewohnt und wusste, dass es mir schadet. Oft fragte ich mich, warum kiffe oder kokse ich nicht? Da "gelingt" es mir doch auch.

    Warum also ersehne ich mir "Glücksgefühle", die mich schlussendlich, doch mehr betrüben, mich sogar krank werden lassen, mich zu unmöglichen Dingen verführen, welche ich dann bereue.

    Ich weiß nicht, ob man das Vernunft nennen kann. Das muss jeder für sich entscheiden!

  • Ich war jetzt gestern bei der zweiten SHG vor Ort (Suchtktankenhilfe e.V.), das war etwas "normaler" als bei den AA. Einhellige Meinung: warum auf das Vorgespräch warten und danach evtl. wieder warten? Sie haben mir ein KH in der Nähe genannt, zu dem ich spontan hingehen kann, eine Einweisung habe ich ja schon. Nach der Entgiftung geht direkt in die RehA/Entwöhnung.

    Also geht es Montag los, endlich! Das Wochenende brauche ich noch um meine längere Abwesenheit zu organisieren.

  • Hallo Paddy,

    schon allein für solche Informationen ist es gut, Ansprechpartner vor Ort zu haben, die eben ggf. auch solche Informationen haben.

    Dann wünsche ich dir erstmal viel Erfolg beim Organisieren deiner längerfristigen Abwesenheit, dann alles Gute für den Entzug und schließlich dass es tatsächlich gleich mit der anschließenden Reha klappt und du dort das findest, was du brauchst. 🍀


    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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