• Sucht und Einsamkeit

    Na ja, das ist so eine Sache.. und nicht bei jedem gleich. Mich hat der Alk nie vor irgendwas abgehalten. Ich war unter Leuten, war eigentlich kommunikativer als jetzt.

    Mit der Distanziertheit zum Alk hat sich Einsamkeit, zumindest teilweise eher verstärkt. Da mach ich mir auch nix vor. Ich bin da schon sehr wachsam.

    Also mich hat der Alk auch nie von irgendetwas abgehalten. Ich hab nicht so getrunken, dass ich mich nicht mehr sehen lassen konnte. Und was ich mir vorgenommen hatte, konnte ich auch stets umsetzen.
    Im Gegenteil habe ich Alkohol getrunken, um so manche gesellschaftliche Runde überhaupt ertragen zu können. Meine eigenen Bedürfnisse standen eigentlich dagegen, aber ich glaubte, mich dem nicht entziehen zu können oder zu dürfen.

    Und ich war auch überzeugt, kommunikativer sein zu können, wenn ich Alkohol konsumiert hatte.

    Heute kann ich das nicht mehr so bestätigen. Wenn ich kommunikativ sein will, feiern und lustig sein, kann ich das heute so von mir aus, wann immer mir der Sinn danach steht. Ja, es ist ein anderes Erleben, aber mir persönlich gefällt das sehr viel besser, weil das wirklich ich bin und weil ich das ganz ohne irgendwelche Hilfsmittel mit bedenklichen Nebenwirkungen steuern kann.
    Ich bin ausgelassen, lustig und mache, wie ein guter Freund von mir letztens verblüfft feststellte, „jeden Schxxxx mit“. Naja, ich selbst würde nicht sagen, dass ich jeden Schxxx mit mache, da gibt es durchaus Grenzen, aber sinngemäß stimmt das schon. Dass ich abstinent lebe, hindert mich nicht, im Gegenteil fühle ich mich eigentlich eher befreit.
    Das habe ich mir aber auch nach und nach im Laufe meiner Abstinenz durch Selbstfürsorge erarbeitet.

    Ich treffe mich auch gerne mal mit anderen. Während die dann ihr Bier trinken, was mich, seit ich diese Verlustgedanken gänzlich ablegen konnte, nicht mehr triggert, trinke ich meine Apfelschorle oder Cola oder probiere irgendwelche anderen alkoholfreies Getränke, die auf auf der Karte angeboten werden, durch. Das stört in meinen Runden auch niemandem.

    Nun muss ich aber dazu sagen, dass unter den Menschen, mit denen ich mich treffe, keine Viel-Trinker mehr sind. Viel-Trinker sind schon eine andere Gesellschaft für mich, wo ich mich aufgrund gewisser Entgleisungen, die sich in Folge ihres zunehmenden Pegels einstellen, nicht mehr wohl fühle. In solchen Runden wird auch allgemein nicht gern hingenommen, dass man nichts trinkt. Da passe ich eben nicht hin und die passen nicht mehr zu mir. Es fiel mir eigentlich nicht schwer zu akzeptieren.

    Einen für einen selbst passenden Umgang mit Alkohol konsumierender Gesellschaft ist für viele Selbstbetroffene erstmal eine Herausforderung. Das wird von vielen in der ersten Zeit thematisiert.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Danke für Deinen Beitrag. Ich bin da jetzt auch nicht dogmatisch, ran gegangen. Aber seit ca. 2 Jahren trinke ich zum ausgehen, Party etc. nichts. Zunächst nur aus Interesse, dann hat mir das ohne immer mehr, in diesem Kontext, getaugt. Dort vermisse ich auch nichts. Allein daheim, da muß ich aufpassen, egal ob ich das wie jetzt betreibe, oder es ganz sein lasse

    Alk ist für mich derzeit eher ein Lückenbüsser. Hätte das nie gedacht, bei meinem geliebten Bier .

    Ich sehe das aber auch so, für mich muss das vor allem jetzt passen. Morgen kann ich tot sein, dann ist sowieso alles für die Katz. Ist dann egal, ob ich da ein Bier oder kein Bier getrunken habe. Bis dahin möchte ich vorher zufrieden, nach meinem Vorstellungen leben. Ein aber auch hier. Ich schätze seit Jahren, dann aber auch die abstinente Zeit.

    Waren jetzt einfach noch ein paar Gedanken von mir.

    Viele Grüße und einen schönen Abend

  • Hallo Willi, für jeden muss es passen. Ich habe für mich in der Vergangenheit Alkoholismus gesehen als totaler Lebenskontrollverlust, Jobverlust, Brückenpenner, gescheiterte Ehe mit zerschlagenen Möbeln. Wenn Du Dir die Biografien in diesem Forum anschaust, ist das gar nicht immer so. Ich selbst habe nie exorbitant viel getrunken und sogar mein Mann hat mir immer wieder bestätigt, dass ich ja kein Alki sei - aber ich solle doch bitte nicht täglich trinken. Ich denke nicht, dass man seinen Konsum kritisch hinterfragt, wenn da nicht schon was im Argen ist. Freunde von mir, die wirklich überhaupt kein Problem mit Alk haben, denken überhaupt nicht darüber nach, ob und wann sie trinken wollen oder müssen. Auch das Trinken alleine zu Hause finde ich schon ein Indiz für eine besondere Beziehung zur Droge.

    Dennoch steht es Dir ja komplett frei so zu leben wie Du willst. Niemand muss seine Süchte oder schlechten Gewohnheiten ändern. Es ist in Deutschland erlaubt sich totzusaufen, Suchtkrank zu sein oder auch psychische Erkrankungen nicht behandeln lassen zu wollen, solange man sich selbst nicht verletzt oder andere. Es gibt dazu eine tolle Doku aus einer Psychiatrie in der ARD Mediathek - auch mit Alkoholikern, ich glaube ab Folge 3 (von 5). Und Du bist auch niemandem Rechenschaft schuldig. Niemand hier wird Dir reinreden, dass Du doch aufhören musst zu trinken. Dieses Forum unterstützt Dich aber gerne, wenn Du das möchtest.

    Ja, wir können alle morgen tot sein. Wie man die Zeit verbringt ist eine sehr persönliche Wahl. Ob man das Leben berauscht führen möchte oder nicht. Die Wahl hat aber immer Konsequenzen, je nach Intensität. Ich habe letzte Woche ein Video mit Brison Dechambeau und John Daly geschaut. Der erste ist aktuell der beste Golfer der Welt, der zweite hatte seine beste Zeit in den 90er und Jahrtausendwende. John Daly ist Kettenraucher, Alkoholiker und spielsüchtig (über 50 Millionen Dollar im Spielcasino verzockt). Er war damals dafür bekannt, dass er im Turnier Bier aus Pappbechern getrunken und Kette geraucht hat - gewonnen hat er trotzdem. Das enfant terrible der Golferszene. Beide sind Multimillionäre und Daly hat in der Vergangenheit immer wieder Entzüge gemacht. Trotz seiner Möglichkeiten ist er immer wieder rückfällig geworden. Heute sagt er, dass er "aufgegeben" hat und lebt seinen Alkoholismus komplett schamfrei öffentlich aus. Ohne Arzt zu sein, würde ich behaupten, dass er wahrscheinlich keine 10 Jahre mehr lebt. Er ist jetzt 57.

    Ich frage mich, ob es wirklich jemanden gibt, der im Angesicht des frühen Todes sagt: ich hab alles richtig gemacht und so gelebt wie ich es wollte. Ja, ich akzeptiere, dass mich mein Bauspeicheldrüsenkrebs in den nächsten 6 Monaten dahinrafft, ich hab immerhin ein schönes Leben mit Feierabendbier vor dem TV gehabt. Oder: Mir ist es egal, wenn ich mit 65 sterbe - bis dahin hab ich das Leben in vollen Zügen genossen. Oder: die Polyneuropathie in meinen Füßen ist es wert, dass ich so ein freies Leben geführt habe.

    Leider hab ich überlesen wie alt Du bist, aber ohne altklug klingen zu wollen, das liegt mir wirklich fern: das Leben und die Zeit laufen immer schneller je älter man wird und ich für meinen Teil denke mir oft: hoffentlich habe ich noch genügend Zeit die Dinge zu machen, die ich geplant habe. Hoffentlich hat mein Konsum nicht doch schon Schäden verursacht, die mir das Lebensende mit Krankheit versauen. Dir wünsche ich ein gutes Händchen bei den Lebensentscheidungen und natürlich gute Gesundheit.

    Beste Grüße Helga (sowohl mein eigener Name, als auch alle Namen in meinen Beiträgen sind frei erfunden, um real existierende Personen zu schützen)

  • Nur kurz vom Smartphone:

    Vielen Dank auch für Deinen Beitrag. Regt zum Nachdenken an, gerade auch was Zeitwahrnehmung betrifft... :thumbup:

    Ich bin wohl so eine Art "zumindest Abendlicher Spiegeltrinker". Aber z. B. im Urlaub, dann schon auch Nachmittags und das jeden Tag (Nicht mehr die letzten Jahre! ).

    Nur Kurz zur Beruhigung

    Meine Vitalwerte sind seit Jahren top, als hätte es nie eine Sucht gegeben. Das motiviert mich, auf mich zu achten. War keineswegs immer so..

    OT

    Lass derzeit den Alk mal weg, was ist anders? Eigentlich nicht viel, aber meine Höhenangst, ist noch mal einen Zacken geringer geworden.

    Schönen Abend !

  • Hallo zuammen, hallo Willibald,

    so' ne Art Spiegeltrinker, das war ich auch, nie morgens oder tagsüber, niemals (!) während der Arbeit, auch bei Feiern hielt ich mich arg zurück ... ohne Zwang, ich wollte einfach nicht, so "gierig" das Zeug in mich hineinschütten, egal ob es kostenlos war, auch das zunehmende Entgleisen der Trinkenden empfand ich als peinlich.

    Zu Haus musste ich nicht auf irgendetwas, irgendjemanden Rücksicht nehmen. Ich nannte es Genuss, entspannt etwas trinken ... man gönnt sich ja sonst nichts. Immer öfter bemerkte ich am nächsten Morgen: oh', das war doch 'n bissel viel, gestern Abend.

    Anfängliche Reduzierungenvorhaben waren schnell vergessen, nach dem ersten Bier = alles war schön, entspannt und ungefährlich. Meine Vitalwerte waren innerhalb der normalen Parameter, ich war sportlich (freizeitmässig) aktiv und oft leistungsfähiger wie div. andere Altersgenossen.

    ... schleichend nahm mein Konsum zu, schleichend ignorierte ich! Alles funktionierte, ich funktionierte - was sollte da schon passieren. Gut die Leberwerte waren etwas erhöht, wenn sie denn mal bestimmt wurden, aber das konnte an vielem liegen auch am Alkohol, aber eben nur auch, so auch mein Hausarzt. Das beruhigte mich!

    Mit Anfang 40 wurde ich meine Fahrerlaubnis los - Alkohol! Ich verdonnerte mich zur einjährigen Abstinenz und ließ alle 3... 4 Wochen meine Leberwerte bestimmen. ASAT, GOT, GPT, GGT waren recht hoch, nicht lebensbedrohlich, aber deutlich über der Norm.

    Ganz langsam sanken sie (während der Abstinenz) und näherten sich den Normalwerten, nach ca. einen > halben/dreiviertel Jahr hatte sich die Leber erholt und die Werte waren normal. Auch ich hatte mich daran mittlerweile gewöhnt, keinen Alkohol zu trinken.

    Nach bestandener MPU und (sehr kostenintensiver) Wiedererlangung der Fahrerlaubnis, belohnte ich mich mit "einem" - Bier - ja, ich wollte nun weniger trinken!

    Nach ca. einem haben Jahr war ich wieder auf altem Alkoholniveau.

    Es dauerte noch über ein Jahrzehnt bis ich abermals abstürzte.

  • Ich denke, es kann schon wichtig sein, wenn man es vollständig lassen möchte, dass man zumindest ein Ziel hat. Hier eben der Führerschein.

    Beim alten Niveau, stellt sich bei mir etwas die Frage max. Menge oder Min. Menge.

    Hatte letztens einen Podcaster/Interview, dabei war die Aussage ca. 30% schaffen oder "wollen" vollständige Abstinenz, 30% trinken zumindest weniger, 30% fallen voll in alte Muster zurück.

  • Hallo Willibald,


    Hatte letztens einen Podcaster/Interview, dabei war die Aussage ca. 30% schaffen oder "wollen" vollständige Abstinenz, 30% trinken zumindest weniger, 30% fallen voll in alte Muster zurück.

    viele behaupten vieles.

    Ca. 70% werden rückfallig im ersten Jahr, manche gehen von 90% aus, glaubt man der allgem. Statistik. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen (ohne Dunkelziffer).

    Ich weiß nicht ob KT (kontrolliertes Trinken) funktioniert oder nur Wunschdenken ist.

    Bei mir funktionierte es nur an Anfang, für kurze Zeit, dann wurde es langsam, aber stetig immer mehr. Niemand aus meinem Bekanntenkreis kann kontrolliert trinken (der mal ein ernsthaftes Problem hatte). Mal einen Tag nicht trinken oder eine Woche ... einen Monat vielleicht, doch die Abstände werden immer kürzer, die "Qual" wird größer, die Kontrolle einzuhalten, immer schwerer.

    Wollen tun viele, labern auch ... sprich bitte mit Betroffenen, befrage Ex-Spritis in einer SHG, mit Sucht-Medizinern und bilde dir deine Meinung und/oder probiere es aus.

    Vielleicht gehörst du ja zu den Wenigen, bei denen es angeblich funktioniert mit dem KT?

    Oder du nie ein Suchtproblem entwickelst? Ich überschritt diesen Punkt!

  • Also, in der Klinik wurde uns gesagt: 80% Rückfallquote. Aus meiner Therapiegruppe mit 10 Leuten bin ich die Einzige, die langfristig nach der Klinik stabil geblieben ist. Wobei…stimmt nicht, gibt noch nen Anderen, der ist nach der Klinik in die Adaption gegangen und lebt nun in einer Clean-WG.

    Und ich denke, dass man in irgendeiner Form ein Alkoholproblem hat, wenn der Konsum hinterfragt und als problematisch empfunden wird. Das heißt aber noch nicht, dass man in der Sucht unterwegs ist. Gibt da ja kein schwarz und weiß, sondern viele Graustufen.

    Bei mir tut sich im nüchternen Leben nach zwei Jahren Abstinenz der Krater auf, dass es mir schwer fällt auf natürlichem Wege Freude, Ausgelassenheit und Spaß zu empfinden bzw. in mein Leben zu holen. Der Alk setzt sich auf alle Lebensbereiche..auch auf die Freude. Er ist ne Abkürzung willibald42 . Das sollte einem stets bewusst sein. 😉 Gerade, wenn man sich aufs abendliche Bier freut.

  • Bei mir tut sich im nüchternen Leben nach zwei Jahren Abstinenz der Krater auf, dass es mir schwer fällt auf natürlichem Wege Freude, Ausgelassenheit und Spaß zu empfinden bzw. in mein Leben zu holen.

    Das kennen bestimmt viele ... ich auch!

    Wie schön war doch der Alkohol ... mit ein paar Schlucken - und plötzlich war die Welt wieder in Ordnung ... kein Ärger, kein Schmerz, keine Probleme, wären da nicht die unangenehmen Nebenwirkungen und Ausfälle, auch jeder Junkie, Kiffer etc. berichtet davon.

    Viele "behandelten"/behandeln ... unterdrücken ihren Unmut, ihre Verstimmungen, Unzufriedenheit. Lässt man "den Stoff" plötzlich weg - fehlt was!

    Manche nennen es Depression, manche sagen Unzufriedenheit dazu. Immer nur betäuben hilft zwar für den Moment, hat jedoch fatale Folgen für Körper und Geist. Es bleibt ein Gift mit enormen Gewöhnungspotenzial, die Zellen altern schneller, die Funktion wird zunehmend eingeschränkt = es ist bekannt!

    Ein Freund fragte mich einmal: Lieber besoffen glücklich oder nüchtern zu Tode betrübt?

    . . da muss es doch einen Mittelweg geben!

    Guten Morgen!

  • Hallo,

    Ich habe schon auch mehrere Grenzen überschritten, den es so einfach dauerhaft sein lassen...
    Wobei, dies ist auch der Suchtberatung damals gleich aufgefallen, ich habe wohl nicht die Kontrolle über Mengen, Zeiten so wirklich komplett verloren..

    aber was soll es, man kann Alk auch nur alle 7 Tage trinken und trozdem abhängig sein.

    Natürliche Freude, Entspannung

    Das ist leider auch so ein Punkt, wo ich mir schwer tue. Tja, was man jahrzehnte lang extern zugeführt hat... Irgendwann kommt das Belohnungssystem, ohne besondere externe Reize (durch Stoffe, Alk..) gar nicht mehr aus. Gerade wenn man älter ist, wird das immer schwieriger bis fast unmöglich.

    Durch extremen Sport, bekomme ich glücklicherweise noch so ein natürliches Gefühl hin. Teilweise auch durch andere Dinge. Aber es müssen schon starke Reize sein!

    --------

    Ein Freund fragte mich einmal: Lieber besoffen glücklich oder nüchtern zu Tode betrübt?

    . . da muss es doch einen Mittelweg geben!

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    Der Spruch könnte von mir sein. Ich denke diesen Mittelweg sind viele gegangen, (sofern man noch Kontrolle hat/hatte) und haben nur zu bestimmen Zeiten etwas getrunken. Aber gut, wäre ich angetrunken, betrunken dauerhaft glücklich gewesen, hätte ich nichts geändert. Depressionen waren halt auch vor dem Konsum schon da und kommen natürlich wieder. :| Ein bischen was, habe ich auch hier zur Hand um etwas dagegen zu tun.:thumbup:

  • Es geht, aber es ist natürlich schwieriger. Was du deinem Belohnungssystem antrainiert hast, kannst du auch wieder abtrainieren bzw. entsprechend überschreiben. Aber das geht nicht von heute auf morgen, da braucht es Durchhaltevermögen. 🤷‍♀️ Was du willibald42 an Freude beschreibst, ist der Kick. Der Kick ist nichts für den Alltag, sondern nur für was Besonderes. Achterbahn fahren, verschafft mir zum Beispiel so nen Kick. Für den Alltag aber eher unpraktikabel und seien wir mal ehrlich…auch unrealistisch. Das Leben ist nicht so spannend, dass es jeden Tag eines Kicks bedarf. 😅 Es sind die kleinen Momente, die man sich schaffen muss. Ich probiere gerade eine neue Sportart aus, ich gehe demnächst mal im Chor singen…solche Sachen halt. Was macht mir Freude? Ich versuche es herauszufinden. Dafür muss man aktiv werden, man muss sich auf die Suche begeben und kapieren, dass nur ich selbst die Lösung finden kann. Wenn ich keine Lösung dafür finde, Niemand anders wird es tun. Und wenn ich keine Lösung finde, erhöht das die Rückfallgefahr. Denn ein freudloses Leben mag ich auch nicht haben. 😂 Es ist sehr verführerisch die Abkürzung Alkohol nehmen zu wollen. Es erspart einem die Suche, aber es ist künstlich herbeigeführt. Das darf man einfach nicht vergessen. 🤓

  • Ich habe Alkoholiker, 70 + kennen gelernt, für die war es ein Ding der Unmöglichkeit, ohne Stoff, noch irgendwie Freude zu empfinden. Nicht weil sie es nicht wollten, aber die waren zu sehr an externe Trigger gewöhnt. Da stellt sich nichts mehr um. Dazu kamen noch körperliche Gebrechen, also auch kein "richtiger" Sport mehr. Die haben sich bewusst gegen die Abstinenz entscheiden müssen. Ab einem bestimmten Punkt, geht vermutlich weder kontrollierter Konsum, noch Abstinenz. Wenn ich so darüber nach denke, macht mich das ziemlich traurig.

    Ich sags mal so, muss man ohnehin ein Leben führen (das auch nach objektiven Gesichtspunkten) nicht schön, problematisch ist, wird es noch schwieriger. Dann noch ständig Depressionen und Einsamkeit. Die Verführung ist groß, sich zumindest am Abend "eine schöne Zeit " zu gönnen - auch wenn es künstlich ist. Tagsüber war ich immer bestrebt, Probleme mit klaren Verstand zu lösen, oder es zu versuchen. Sarkastisch, böse könnte man sagen: hänge eh nicht so am Leben, da trifft sich das gut mit dem Alkoholismus".:cursing::whistling:

    Rauchen wurde auch erwähnt

    Ich würde sagen, ich war nicht "wirklich abhängig" (habe auch das nicht täglich gemacht). Seit 10 Jahren habe ich nichts mehr geraucht. Als ich den Alk komplett weg ließ, kam aber tatsächlich der Wunsch auf, mal wieder eine zu Rauchen. Bisher konnte ich mir das verkneifen, da ist ja nun wirklich keine psychoaktive Wirkung. Eine andere Abhängigkeit konnte ich dieses Jahr auch beenden, war erstaunlich leicht nach rund 30 Jahren. Grund beseitigt, Abhängigkeit weg. Wenn es immer so ging. 8):thumbup:

    Beste Grüße und ein schönes Wochenende schon mal !

  • Mein Vater trank auch regelmäßig, anfangs Bier, dann, mit 40+, kam zunehmend Wodka dazu.

    Er war ein sehr gebildeter, künstlerisch tätiger Mensch, doch der Alkohol veränderte ihn zusehens ... irgendwann war er nur noch dauerbesoffen. Scheidung, neue Ehe, die nach 2...3 Jahren in die Brüche ging (da war er Anfang 50), die nüchternen Phasen nahmen immer mehr ab, alle wendeten sich von ihm, auch wir Kinder, weil wir das Elend nicht mehr ertragen konnten. Allein in seinem Haus, ohne Antrieb, ohne jegliche Verpflichtungen soff er bis zum Umfallen, im wahrsten Sinne des Wortes ... div. Stürze, unzählige kleine Verletzungen, besonders im Gesicht (vom "komaähnlichen Umfallen") zeugten davon, auch brannte sein Haus zu 50% ab, völlig besoffen, wohl Feuer gemacht ... eingeschlafen (Annahme). Er wurde 74, der Körper versagte langsam aber stetig seinen Dienst. Seine letzten ~20 Jahre war er allein, gemieden und nie nüchtern, sicherlich auch depressiv.


    Hallo Willibald,

    du hast Recht, jeder muss mit seinem Leben zurechtkommen und sicher ist es so, dass ab einem gewissen Grad des Alkoholismus eine Veränderung kaum noch möglich ist bzw. man es gar nicht mehr will. Doch das entscheidet jeder selbst, sofern er noch in der Lage dazu ist.

    Bei mir war's nicht ganz so heftig, wie bei meinem Vater, doch ich war bestimmt nahe 'dran (Annahme!). Mit ~56 hörte ich gänzlich auf mit der Sauferei, zunächst nahm ich mir ein Jahr vor, nun sind's mittlerweile über 3 Jahre.

    Zugegeben, es wurde nicht alles schön und wunderbar, doch ich bin froh, diesen Schritt gewagt zu haben, denn dieser "Nebel-Alkohol-Zustand" wurde irgendwann auch äußerst schwer zu ertragen. Ich ertrug mich nicht mehr!

    Vielleicht saufe ich ja irgendwann wieder??? Wenn ich völlig aufgegeben habe, hoffnungslos, ziellos dem Siechtum entgegen gehe. Doch dann ... hoffe ich, es währt nicht sehr lange.

    Schönes Wochenende.

  • Ich wünsche Dir jedenfalls nicht, dass Du irgendwann wieder säufst. Das wäre nach 3 Jahren wirklich schade.

    Alkohol war in meinem Haushalt, in dem ich aufgewachsen bin normal. Die meisten haben halbwegs gesittet getrunken. Nach heutigen Maßstäben, auch eher Alkoholiker.

    Bei meinen Vater ist es allerdings im späteren Alter, ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Höflich formuliert.

    Sind aber alle, teilweise weit über 80 Jahre geworden.Viellecht waren die Organe früher standfester. :rolleyes:

    Beste Grüße

  • Guten Morgen,

    ich hab ein wenig über deine letzten Beiträge nachgedacht willibald42 und muss dir widersprechen…wir sind erwachsen und somit für uns selbst verantwortlich, wir können jederzeit die Entscheidung treffen mit dem Suchtmittel aufzuhören. Jederzeit. Natürlich ist das nach einer langen Konsumzeit oder im hohen Alter (oder beides zusammen) nicht einfach, aber es ist möglich. Auch wenn sich das bisweilen so anfühlt - wir sind nicht hilflos. Und wenn wir es allein nicht schaffen, dann holen wir uns Hilfe.

    Ich lasse dich jetzt mal an einer Erkenntnks teilhaben, die ich im Juni auf einer Beerdigung gewonnen habe. Es war die Beerdigung eines ehemaligen Mitpatienten aus der Klinik, der mit 57 Jahren gestorben ist. Er hatte den Alkohol mit Anfang 30 entdeckt, nachdem seine Ehe in die Brüche ging. Er hatte über 20 Jahre konsumiert, somit kamen er und ich auf eine ähnliche Konsumzeit, nur das ich mit 16 früher angefangen und mit 38 aufgehört habe. Der Verstorbene hatte zwischendurch acht trockene Jahre am Stück. Er hatte immer wieder mit Rückfällen zu kämpfen, aber diese acht Jahre waren so wahnsinnig wertvoll für ihn. Auch nach den Rückfällen hat er sich immer wieder recht schnell gefangen und kam zügig wieder auf die Beine. Anfangs des Jahres wurde ein Tumor an seiner Niere festgestellt und der Kampf gegen den Krebs war wohl ein Kampf zu viel, so sagte es die Familie auf der Beerdigung. Sein Herz versagte im Angesicht dieses zweiten mächtigen Gegners. Wie dem auch sei….wie ich da so auf der Beerdigung saß, empfand ich das als äußerst tröstend zu wissen, dass der Verstorbene ein paar wirklich gute Jahre bis zu seinem Tod hin hatte. Er hatte mir das selbst so gesagt. Die acht trockenen Jahre waren sowas von wertvoll. Und da kam mir der Gedanke, dass es wahrscheinlich wirklich nur darum geht, wie wir die Zeit bis zu unserem Tod hier verbringen. Was machst du in der Zeit, die dir verbleibt? Säufst du dich voll oder willste lieber klar sein? Es geht nicht darum Großes zu erschaffen, sondern für sich selbst etwas zu erschaffen, was einen zufrieden stimmt. Am Ende muss jeder für sich den Blick zurückwagen und Bilanz ziehen….dieser Prozess steht nunmal am Ende und wie diese Bilanz ausfällt, bleibt jedem von uns selbst überlassen. 😊 Im Endeffekt geht es darum: Wie möchte ich leben? Hier, heute, morgen, übermorgen, in einem Jahr, in 20 Jahren. Und die Antwort auf die Frage ist sehr individuell, eine höchstpersönliche Antwort, weil jeder von uns andere Bedürfnisse hat und anders gestrickt ist. Und ich verrate dir jetzt, dass ich noch keine Ahnung habe, was ich in 10 Jahren machen oder wo ich sein werde, aber der Alkohol…der wird aktiv kein Teil meines Lebens mehr sein. Ich habe dem Alkohol über 20 Jahre meines Lebens gewidmet, der Alkohol hatte seine Zeit, diese ist nun vorbei. Ich möchte den Rest meines Lebens nun ohne ihn verbringen, weil es mir damit einfach besser geht - auch wenn das manche Schwierigkeiten mit sich bringt. Ich kriege nichts geschenkt, auch die guten Sachen muss ich mir erarbeiten. So läuft das nunmal. 😉 Das Leben ist kein Selbstläufer und wir haben es in der Hand, wie wir es gestalten wollen. So, das war nun mein Wort zum Samstag. 😂 Hab einen schönen Tag.

  • Stimmt, niemand weiß, was in 10 oder 20 Jahren ist, doch wir können erahnen, voraussagen, was passiert, wenn ich mich zu ungesund ernähre, mich zu wenig bewege oder zu viel Alkohol trinke.

    In einem gewissen Grade kann ich das doch steuern. Niemand ist gefeit vor plötzlichem Herzkasper, Kebserkrankung etc.pp., doch wissen wir doch mittlerweile (die meisten Menschen jedenfalls) was unserem Körper eher nützt bzw. schadet.

    Wir haben es massgeblich in der Hand. Wenn jemand weiter trinken möchte, obwohl er weiß, dass ... , dann soll er das tun! Wenn einer sowieso schon übergewichtig ist und trotzdem weiter futtert, weiß er doch was aller Wahrscheinlichkeit nach passiert. Ein Raucher weiß es, u.s.w..

    Einmal einer Droge verfallen, sogar in der Liebe ist es so :), fällt es schwer wieder davon loszukommen.

    Ja, es ist Arbeit, auch tut es weh (am Anfang, scheint es sogar unmöglich) und doch kann es gelingen, sofern man überhaupt will.

    Ich wollte vom Alk. loskommen!

    Wenn du, Willibald, es mit kontrolliertem Trinken probieren möchtest - tu' es. Du kennst dich. Berichte uns.

  • Ich habe Alkoholiker, 70 + kennen gelernt, für die war es ein Ding der Unmöglichkeit, ohne Stoff, noch irgendwie Freude zu empfinden. Nicht weil sie es nicht wollten, aber die waren zu sehr an externe Trigger gewöhnt. Da stellt sich nichts mehr um. Dazu kamen noch körperliche Gebrechen, also auch kein "richtiger" Sport mehr. Die haben sich bewusst gegen die Abstinenz entscheiden müssen. Ab einem bestimmten Punkt, geht vermutlich weder kontrollierter Konsum, noch Abstinenz. Wenn ich so darüber nach denke, macht mich das ziemlich traurig.

    Dazu ist mir ein Beitrag eingefallen, den ich hier im Forum mal gelesen habe.

    Darin wurde auf einen Dokumentarfilm über ein Sanatorium im Schweizer Jura verwiesen. In diesem Sanatorium leben austherapierte Alkoholiker, viele längst von ihren Familien verlassen.

    Sie kriegen dort ihre Ration und leben dort wenigstens ein Leben in Würde.

    Hier der Link zu dem Dokumentarfilm „Ganz unten - Ein Ort im Jura, wo Scheitern erlaubt ist“:

    https://www.srf.ch/kultur/gesells…ern-erlaubt-ist

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Bitte nicht falsch verstehen, natürlich können auch ältere Menschen, theoretisch noch aufhören, nur wird es halt immer unwahrscheinlicher. Ich kenne niemanden, der mit über 70 den Konsum noch eingestellt hat. Allerdings abstinente Menschen über 70, nur lag da das aufhören 20-30 Jahre zurück.

    Jetzt habe ich mich, viel zu viel mit dem Alk beschäftigt, diese Beachtung hat er nicht verdient. Ich kann wie gesagt, im Moment damit leben wie es ist. Den kritischen Blick bewahre ich mir natürlich. Damit das so bleibt, bin ich u. a. hier.

    Mit wollen bzw. „Anders können“ haben ich ehrlich gesagt, etwas Probleme. Es spricht viel dafür, dass es Willensfreizeit im klassischen Sinn, nicht gibt und spätestens bei Sucht gar nicht mehr. Unter den gegebnen Umständen musste man der werden, der man ist. Natürlich kann man sinnvolle Handlungen vollziehen bzw. unterlassen.

    Demnächst will ich noch etwas über Rückfälle schreiben, ich hatte einen (wollte grob fahrlässig, größere Mengen), habe es aber nicht umgesetzt. Ja, ich weiss da sind die Ansichten unterschiedlich. Für mich ist ein Rückfall, zurück in alten Muster...

    Beste Grüße

  • Sonntags geb ich mir immer ein Vorträge /Procast

    Der Allrounder Alkohol, wirkt nicht nur auf alles, es schädigt auch fast alles

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    Totalle Abstinenz oder Reduzierung ab min 36.

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