• mich triggert das zum Glück gar nicht. Eigentlich hilft es mir sogar.

    Starke Frau!:thumbup:

    Ich benötigte Wochen, um mich erstmal in die Nähe von Alkoholika (im Supermarkt) zu wagen. Heute lässt mich das auch alles kalt. Da gibt es wohl große Unterschiede zwischen Sucht und Sucht.

  • Lala , das klingt danach, dass du den Weg der Konfrontation gehst. Ich hab schon von anderen gehört, die das auch so gemacht haben.

    Ich selbst bin diesen Weg nicht gegangen, weil ich mich bewusst nicht überfordern wollte.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich verstehe es, haben den Keller auch noch mit Akohol gefüllt. Gäste kriegen das auch. Mir hat das meist nichts ausgemacht, da ich wusste: ich könnte, wenn ich wollte.

    Aber ich will nicht.

    Da kommt es aber echt auf die Person und die Sucht an....

    Gibt viele Wege


    Weiter so

  • Lala , das klingt danach, dass du den Weg der Konfrontation gehst. Ich hab schon von anderen gehört, die das auch so gemacht haben.

    Ich selbst bin diesen Weg nicht gegangen, weil ich mich bewusst nicht überfordern wollte.

    Ich brauchte auch die "FaceOff" Methode, und zwar ziemlich intensiv, ohne da jetzt tief ins Detail zu gehen. Ebenso hab ich mir gewissen Veranstaltungen, deren Teil ich immer war, nicht nehmen lassen. Obwohl dort massiv Alkohol verfügbar war. Sportveranstaltungen.

    Zu Hause aufgeräumt hab ich glaub ich sechs Wochen später oder acht sogar. Ich hatte so ein richtiges "Säufereckchen", sag ich mal, mit Vorräten und auch Leergut. Mit meiner Frau hab ich dann klar Schiff gemacht. Das war nicht ganz so einfach, weil man sich dann den schieren Mengen etc. stellen musste. Mehr "Hosenrunterlassen" geht einfach nicht, gleichzeitig ist es auch wieder eine Hürde anzufangen. Da hätte einen massiven Gesichtsverlust zur Folge und darauf hab ich echt keinen Bock.
    Alkohol ist bedingt zu Hause, ich glaub hier gammelt irgendwo noch alter Glühwein rum, denn ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe und 3 Pullen mittlerweile alter Bier im Keller. Muss ich auch mal wegbringen, macht keinen Sinn das da unten stehen zu haben.

    Dogmatisch bin ich auch nicht, zur Konfirmation meiner Tochter gab es sehr begrenzt "Anstoßalkohol" für die Gäste und ein paar Flaschen Bier, mich persönlich fixt das Zeug überhaupt nicht mehr an.
    Was ich allerdings konsequent meide und auch meiden werde, ist das Kochen mit Alkohol. Da weiß ich, stecken böse Trigger hinter, die will ich nicht wecken. Ein bisschen schade ist das schon, nie wieder ein Saltimbocca zu essen find ich nun nicht so geil, aber was solls. Irgendwas ist ja immer.

  • Honk über Alkohol beim Kochen habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich habe nie Rotwein getrunken, weil ich ihn nicht vertrage. Für Soßen, also wenn er verkocht wurde, ging das und gehört für mich geschmacklich auch dazu. Triggern tut mich der Alkohol im Essen also überhaupt nicht, ich hatte daher für mich entschieden die Soßen weiterhin damit zu kochen. Jetzt verunsicherst du mich etwas mit deiner Schilderung 🫣 wie sieht es bei euch anderen aus? Verzichtet ihr auch pinibel auf Alkohl im Essen?

  • Hallo Lala,

    ich denke, dass ist vor allem auch eine Kopfsache.

    Wenn ich wüsste, dass eine Soße mit verkochtem Wein o.ä. zubereitet wurde, würde ich es lassen, obwohl es vielleicht keine Rolle spielen würde.

    Kefir vermeide ich z.B. auch, seit ich weiß, dass dort geringe Mengen Alkohol enthalten sein können. Hätte ich es nicht gewusst, wäre vielleicht auch nichts passiert. Ich denke, der Körper schleust den minimalen Alkoholanteil unbewusst mit durch. Bei alkoholfreiem Bier ist die Triggergefahr bestimmt deutlich höher, weil es an an echtes Bier erinnert. Das habe ich früher mal getrunken, aber hier ist mir der Kosten-Nutzen Faktor zu hoch.

    VG Rent

  • Honk über Alkohol beim Kochen habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich habe nie Rotwein getrunken, weil ich ihn nicht vertrage. Für Soßen, also wenn er verkocht wurde, ging das und gehört für mich geschmacklich auch dazu. Triggern tut mich der Alkohol im Essen also überhaupt nicht, ich hatte daher für mich entschieden die Soßen weiterhin damit zu kochen. Jetzt verunsicherst du mich etwas mit deiner Schilderung 🫣 wie sieht es bei euch anderen aus? Verzichtet ihr auch pinibel auf Alkohl im Essen?

    Es geht mir gar nicht um den möglichen Alkohol im Essen selber, da bin ich der Meinung, solange es keine reine Weinsoße ist, ist das egal. Mir geht es um das haptische Gefühl. Die Flasche öffnen, reinschütten, offen dort stehen lassen.
    Bei mir ist das Kochen mit Alkohol auch immer mit Trinken verbunden gewesen, der typische "Küchenschluck", der immer der Auftakt war, um sich einen einzuschänken.
    Deswegen bin ich da vorsichtig. Und es muss ja nicht sein. Mittlerweile hab ich gelernt, man kann auf Alkohol beim kochen vollends verzichten, m.E. brauchen viele Gerichte auch gar keinen Alkohol, auch wenn´s im Rezept steht. Die "Säure" beim Weißwein bsp. lässt sich gut anders herstellen und man merkt keinen Unterschied. Weißer Traubensaft / roter Traubensaft mit ein wenig Essig oder Zitronensäure / Essig schmeckt genau gleich. Wobei weißer Traubensaft schon ziemlich nahe am Wein ist, finde ich persönlich.

    Es gibt natürlich Gerichte, deren Basis ist auch der alkoholische Geschmack, dieses Essen lasse ich dann halt weg. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, das mich das nicht tangieren würde, aber ich muss es aber auch nicht riskieren. Ist wie Fahrradfahren mit oder ohne Helm.

  • Ah ok, das verstehe ich natürlich. Da würde ich mir bei Rotwein in der Tat keine Gedanken machen, weil ich nie davon getrunken habe. Genauso bei z.B. Biergulasch, da ist die Flasche tatsächlich nur ins Essen gekommen.

  • Hallo Lala,

    mir ging’s zunächst auch darum, mögliche Trigger zu vermeiden. Und ich hab eben auch mit Alkohol gekocht und ihn dabei auch reichlich getrunken.

    Insgesamt aber ging’s mir dann darum, mich konsequent vom Alkohol lösen. Erst Recht, als mir im Laufe meiner Abstinenz so richtig bewusst geworden war, was er in meinem Körper und meiner Psyche angerichtet hatte.
    Ich wollte daraufhin ganz neue Wege gehen. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass ich dabei viel Neues und Interessantes entdeckt habe. Ich wollte den Alkohol nicht vermissen und das habe ich auch erreicht.

    Es spielt ja durchaus auch eine Rolle, ob ich den Alkohol noch in meinem Kopf, in meinen Gedanken habe. Davon wollte ich mich gänzlich lösen, um wirklich frei davon zu sein.

    In meinen Saucen fehlt mir der Alkohol überhaupt nicht, für die Säure nehme ich ggf. Traubensaft oder sogar Apfelsaft. Es geht mir sogar so, dass ich, wenn ich in einem Restaurant zufällig an eine Sauce gerate, die weinhaltig schmeckt, diese überhaupt nicht mag. Ich mag auch keine echten Mozartkugeln mehr, die Alkohol enthalten, die schmeckten total fuselig. Iiiiiiii bah. 🤢 - Eigentlich ganz normal, denke ich, denn Vergorenes, sozusagen Verdorbenes, würde ja normalerweise auch niemand mehr essen… 😅

    - Bötest du Kindern Alkohol an - und damit meine ich nicht so‘n versüßestes, verschleiertes Zeug wie Eierlikör - würden die das überhaupt nicht mögen.

    Als Kind hab ich mal etwas Bier getrunken, weil ich das in dem Glaskrug, der normalerweise mit Apfelsaft gefüllt wurde und den mein Vater genutzt hatte, um seinen Bierkonsum und Rückfall (er war Alkoholiker und hatte immer wieder Rückfalle) vor uns zu verheimlichen, für Apfelsaft gehalten hatte. Ich hab mich ziemlich erschrocken und fand den Geschmack sehr unangenehm.


    Ich hab mich in den letzten Jahren schon öfter gefragt, ob ich mir da bei meinem Alkoholkonsum nicht antrainiert habe, etwas als guten Geschmack zu empfinden, was mir von Natur aus gar nicht schmecken würde. Ich bin schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass das wohl so gewesen sein muss.

    Für unsere Gäste kaufen wir keinen Alkohol ein - das würde sich für uns nicht richtig anfühlen, weil uns so richtig bewusst geworden ist, wie Alkohol Schaden anrichtet. Kein Gastgeber würde schließlich auch Zigaretten oder sonstige Drogen bereit halten, wenn seine Gäste das sonst konsumieren.

    Unsere Gäste dürfen sich inzwischen bei uns aber Alkohol mitbringen, wenn sie meinen, das sie Alkohol konsumieren wollen. Kommt ab und zu, aber eher selten vor. Ihre Gläser müssen sie sich dann auch mitbringen.

    Ein sehr guter Freund von mir meinte mal zu mir, er halte es für eine Sache des Respekts, in meiner Gegenwart keinen Alkohol zu konsumieren. Er halte es nicht für in Ordnung jemandem, der ein echtes Problem mit Alkohol hat, durch das Konsumieren von Alkohol in dessen Gegenwart auch noch vor Augen zu halten, dass er ein Problem hat. - Ich hab vor Rührung geweint, als er das sagte.

    Mittlerweile juckt mich überhaupt nicht mehr, wenn andere in meiner Gegenwart Alkohol konsumieren - meine Familie zum Beispiel hat darauf nie Rücksicht genommen. - Ich habe mich aber auch ganz und gar von der Vorstellung lösen können, da irgendetwas zu entbehren. Es hat aber seine Zeit gebraucht, bis ich dort war, wo ich jetzt bin.

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Für unsere Gäste kaufen wir keinen Alkohol ein - das würde sich für uns nicht richtig anfühlen, weil uns so richtig bewusst geworden ist, wie Alkohol Schaden anrichtet. Kein Gastgeber würde schließlich auch Zigaretten oder sonstige Drogen bereit halten, wenn seine Gäste das sonst konsumieren.

    Ich finde das sehr konsequent und richtig. Ich gehe dort den Weg des geringeren Widerstandes, kaufe für die Gäste zum Grillen etc. einen Sixpack und den eventuellen Rest gebe ich ihnen mit. Es ist für mich einfach der unkompliziertere Weg.

    Es fußt aber auch darauf, dass ICH ein Sucht-Problem habe und andere Alkohol wirklich bewusst genießen können. So mach dem Motto, nur weil ich nichts mehr trinke, dürfen jetzt die anderen auch nicht. Auch hat meine Frau ihren Hugo oder anderes Krabbelwasser in der Abstellkammer, da sie von Zeit zu Zeit ein Glas wirklich genießt. Sie hatte mir zu Beginn angeboten, wegen mir auch "verzichten" zu wollen, aber das wollte ich nicht. Mittlerweile ist es aber auch so geworden, dass sie durch mich kaum noch etwas trinkt. Es war früher auch so eine Gruppen-/ Paardynamik.


    Ein sehr guter Freund von mir meinte mal zu mir, er halte es für eine Sache des Respekts, in meiner Gegenwart keinen Alkohol zu konsumieren. Er halte es nicht für in Ordnung jemandem, der ein echtes Problem mit Alkohol hat, durch das Konsumieren von Alkohol in dessen Gegenwart auch noch vor Augen zu halten, dass er ein Problem hat. - Ich hab vor Rührung geweint, als er das sagte.

    Der Satz stimmt mich zutiefst nachdenklich.

    Meine Gedanken darüber kommen vielleicht mit meinem obigen Ansichten leicht in Konflikt. Ich denke, dass macht wirklich einen sehr guten Freund aus und drückt echten Respekt aus.

    Ich wurde zu meiner letzten größeren Feier gebitzelt, dass ich doch mal endlich einen richtigen Schnaps auf den Tisch stellen soll, obwohl niemand der Gäste "harte Sachen" trinkt. Ich nehme es den Leuten nicht übel, aber das zeigt, wie wenig Verständnis meiner Sucht entgegengebracht wird. Es stellt dar, wie tief wirklich intelligente und empathische Menschen noch in dieser albernen Humtata-Feier-Mentalität feststecken und Alkohol als Grundstein einer jeden gelungen Feier sehen. Wie ich übrigens früher auch...

  • Für mich stellt sich zuallererst die Frage wie sehr will ich wirklich eine Veränderung der alten Situation und wie sehr bin ich bereit dafür was zu tun um mich einer neuen Perspektive zu öffnen. Alle hier im Forum kennen von der eigenen Sicht her die mehr oder weniger intensiven Versuche ohne die ganzen alkoholbedingten Breaks und Nachteile auszukommen. Und dann findet man sich letztlich wieder mit der Flasche an den Lippen. Es war dann eben nur eine Trinkpause. Vllt ist es hilfreich sich echt zu hinterfragen was will ich zB mit einem Kasten Bier im Keller. Antwort für die Gäste. In der AA sagte mal ein Gruppenleiter bei so einem Fall. Und irgendwann bist du dann mal dein eigener Gast. Soweit die Cents von mir. Eine neue innere Wirklichkeit sollte sich schon im Aussen wiederspiegeln. Soweit das halt zu realisieren ist. Im Beruf und sonstigem Alltag wohl weniger, doch in den eigenen vier Wänden müsste das schon klappen.

  • Hallo Brant,

    ich finde das eine sehr schwierige Thematik. Meiner Ansicht nach kommt es auch sehr darauf an, ob ich allein lebe (damit muss ich mich nur auf mich achten) oder mit Partner*in, welcher kein Suchtproblem hat und ab und zu ein Glas Wein wirklich genießt. Soll ich dem anderen mein "Joch" (was in dem Sinne für mich keins mehr ist) mit auferlegen und meine "Krankheit" wie ein Schild vor mir hertragen?

    Mich hat auch nie die halbe Flasche himmlisches Tröpfchen meiner Partnerin in der Speisekammer getriggert, sondern ich habe mir, wenn ich dem Suchtdruck nachgegeben habe, immer MEINE Getränke in ausreichender Menge besorgt, da war viel Zeit und viel Weg dazwischen. Und Alk gibt es ja nun "leider" an jeder nächsten Straßenecke zu kaufen. Sollte er jetzt verboten werden, weil ICH ein Problem damit habe? Ich mag im übrigen auch keine Beschränkungen und Verbote, nur weil ein Teil der Leute mit gewissen Sachen nicht umgehen können und das dann immer für alle verallgemeinert werden muss.

    Insgesamt sehr schwierig, die Problematik. Und ich denke, jeder sollte den Weg gehen, mit dem er sich am besten damit identifizieren kann. Zumindest ist das mein derzeitiger Erkenntnisstand.

  • ich denke, dass ist vor allem auch eine Kopfsache.

    Wenn ich wüsste, ...

    Ich bin ebenfalls der Überzeugung, das der Kopf, daß was wir denken, die entscheidene Rolle spielt.

    Was wir womit verbinden (gedanklich) und was wir uns antainierten über die Jahre, gerade im Kopf. Einem ehem. Biertrinker, der Wein nie mochte, wird Wein wenig bis gar nicht triggern, nur eventuell das Wort, das Wissen, das da Alkohol enthalten ist.

    Manche vermeiden Kefir (in dem "Wissen" ...), essen aber bedenkenlos sehr reife Früchte, wie Bananen u.ä., die auf Grund der natürlichen Gährung ebenfalls geringe Mengen Alkohol enthalten. Mozartkugeln, Schwarzwälder Kirschtorte u.a. enthalten ebenfalls geringe Mengen Alkohol - wüssten wir dieses nicht, würden wir es dann bemerken?

    Die Antwort wird sicher so individuell ausfallen, wie das Geschmacksempfinden eines jeden Einzelnen bzw. das was er glaubt zu schmecken.

    Am Anfang der Abstinenz triggerte mich jeder Schei** ... Bilder im Fernsehen, der Anblick von geschlossenen Alkoholflaschen im Supermarkt, selbst leere Bierflaschen beflügelten meine Gedanken ... optische Reize, Gedanken an Bier und Co., auch ohne optische Reize.

    Ähnlich dem Pawlowschen Hund, dem beim ertönen des Glöckchens der Speichel fließt, floß auch bei mir der Speichel, die Erwartungshaltung erwachte.

    Heute passiert bei mir nichts mehr ... keine Erwartungshaltung, keine Gier, keine Furcht ... "wenn das Glöckchen schellt", über die Monate, Jahre verschwand diese Verknüpfung in meinem Gehirn.

    Auch redete ich mir immer wieder ein, suggerierte mir, Alkohol fehle mir nicht ... es macht mir nichts aus u.ä.. Fragte mich sogar: warum fehlt mir kein Kokain, Cannabis oder Heroin?

    Richtig, ich kannte diese Stoffe nicht, verband mit ihnen keine positiven Erwartungen, im Gegenteil. Auch den angeblichen Verzichts-Gedanken loszuwerden, dauerte bei mir eine Weile.

  • Ich denke, es hat schlichtweg etwas mit Grenzen ziehen zu tun. Auch den Partner ohne Suchtproblem kann ich darum bitten, zu Hause keinen Alkohol mehr zu konsumieren, weil es mir damit besser geht. Ob der Partner das macht, steht auf nem anderen Blatt geschrieben, aber grundsätzlich geht es doch darum: Was brauche ich und wie schütze ich mich am Besten? Das Grenzen ziehen, ist in der Anfangszeit sowieso schon schwer genug. Von daher gehöre ich auch zu den sehr rigorosen Grenzenziehern: Kein Alkohol im Essen, nicht mal verkocht und ich achte auch bei Lebensmitteln darauf, dass kein Alkohol enthalten ist. Anfangs diente dies der Risikominimierung. Heute brauche ich diese starre innere Grenze, denn wenn ich sie aufweiche, dann bringt mich das gefühlt dem Alkohol und somit einen Rückfall näher. Wenn ich anfange, meine inneren Grenzen zu verschieben und aufzuweichen, dann ist das der Anfang vom Ende und dessen bin ich mir bewusst.

  • Soll ich dem anderen mein "Joch" (was in dem Sinne für mich keins mehr ist) mit auferlegen und meine "Krankheit" wie ein Schild vor mir hertragen?

    Es geht meines Erachtens gar nicht darum, dem anderen mein „Joch“ aufzuerlegen und meine „Krankheit“ wie ein Schild vor mir zu tragen, sondern es geht vielmehr darum, ob ich auf eigene Kosten Rücksicht auf andere nehmen muss.

    Wenn es mir nicht gut tut, wenn mein Partner zuhause am besten noch in meiner Gegenwart Alkohol konsumiert, darf ich ihn denn dann nicht darum bitten, Rücksicht auf mich zu nehmen?

    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Und Alk gibt es ja nun "leider" an jeder nächsten Straßenecke zu kaufen. Sollte er jetzt verboten werden, weil ICH ein Problem damit habe? Ich mag im übrigen auch keine Beschränkungen und Verbote, nur weil ein Teil der Leute mit gewissen Sachen nicht umgehen können und das dann immer für alle verallgemeinert werden muss.

    Dazu noch ein Gedanke:

    Nein, es geht mir zum Beispiel nicht darum, dass Alkohol verboten werden sollte, nur weil ICH ein Problem damit habe.

    Fakt ist aber, dass die Selbstverständlichkeit, wie Alkohol in unserer Gesellschaft angeblich zum Leben dazu gehört, ein ernsthaftes Problem darstellt, unter dem sehr viele Menschen ernsthaft leiden und sogar zugrunde gehen. Das sind ja nicht nur die, die zu Abhängigen werden, sondern auch deren Angehörige.

    Verbote und Beschränkungen werden diesbezüglich kaum eine Veränderung bewirken. Veränderung wäre aber denkbar durch Sensibilisierung für die Problematik.

    Bei uns zuhause gibt’s keinen Alkohol und das hat den einen oder anderen, der uns besucht, durchaus nachdenklich gemacht und seinen eigenen Konsum hinterfragen lassen.

    Was ich mir wünschen würde, ist, dass in unserer Gesellschaft bewusster mit Alkohol umgegangen würde, dass der Gedanke, dass Alkohol selbstverständlich überall hinzugehört, hinterfragt würde.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Wenn es mir nicht gut tut, wenn mein Partner zuhause am besten noch in meiner Gegenwart Alkohol konsumiert, darf ich ihn denn dann nicht darum bitten, Rücksicht auf mich zu nehmen?

    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    Ich kann da nur für mich sprechen und es kann auch gut möglich sein, dass ich über Jahre Defizite entwickelt habe, wenn es darum geht, eigene Bedürfnisse formulieren. Vielleicht habe ich dort wirklich auch einen blinden Fleck.

    Ich hatte weiter oben schon geschrieben, dass meine Frau mir damals angeboten hat, mir zuliebe auch nichts mehr zu trinken. Ich hatte das aber abgelehnt, weil ich mich dadurch anfänglich noch leerer gefühlt hätte. Gerade das Vorhandensein eines kleinen Vorrats hatte mir damals ein Gefühl der Sicherheit, ein Gefühl der "Normalität" gegeben.

    By the Way, vor vielen Jahren, als ich noch solo war, habe ich bei meinen Aufhörversuchen regelmäßig alle Flaschen ausgegossen und mich nach einem Rückfall wieder neu eingedeckt. Ich habe damal wirklich selbstironisch zu mir gesagt: Stelle das Zeug einfach in den Keller und hole es dann "bei Bedarf" wieder hoch, das ist preisgünstiger, als ständig neu zu kaufen.

    Für mich war es auch stressfreier, bei einer Feier moderat Alkohol anzubieten, als den ganzen Rattenschwanz erklären zu müssen, warum nun von heute auf morgen kein Tropfen Alkohol im Haus serviert wird. Ich kann es nicht anders erklären, aber es hätte sich in dem Moment noch leerer angefühlt. Das hängt vermutlich auch mit Verstrickungen innerhalb des Familien- u. Freundeskreis zusammen und kann bei jedem anders aussehen.

    Auch habe ich, wenn es sich nicht umgehen lies, ab und an einen Sixpack zum Grillen eingekauft. Für mich ist das eine Möglichkeit, mich mit meiner Sucht zu konfrontieren und ein "normaler" Umgang, der mich sogar selbstbewusst macht. Mir ist das so lieber, als das ich den Alkohol als einen Angreifer sehe, der auf mich lauert. Gerade durch die ständige Angst vor ihm gebe ich ihm meiner Ansicht nach mehr Macht, als er eigentlich hat. Und da er überall present ist, ist mir das so lieber.

    Ich sehe ihn als eine "neutrale" Flüssigkeit, die ich missbraucht habe und der ich nicht gewachsen war, die aber an sich nicht "böse" ist.

    Ich meine ihm Buch der AA gelesen zu haben, dass sogar einige Sponsoren (diejenigen, die sich um ihre Anvertrauten, Sponsees, kümmern) Alkohol im Haus haben, um bei kalten Entzügen, Delirium... entgegenzuwirken.

    Und ja, das ist ein großer Unterschied, ob ich den Alkohol für o.g. Notfälle im Haus habe oder zum Feiern anbiete. Aber der Grundmechanismus ist der gleiche, es ist eine Flüssigkeit (von mir aus wie eine giftige Säure) die mit mir nichts mehr zu tun hat und mir nicht gefährlich werden kann, sofern ich sie nicht in mich hineinlasse.

    Und ich behaupte auch nicht, dass das bei jedem so sein muss, aber für mich fühlt sich das derzeit stimmig an und ich fahre so recht gut.


    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    Mag vielleicht sein, dass meine o.g. Strategie zum Teil darauf fußt und ich unterbewusst nicht noch andere mit meinem Problem "nerven" wollte. Scham- und Schuld spielen wohl da auch eine große Rolle.

    Meiner Ansicht kommt es aber auch dort auf Ballance, ein richtiges Maß an. Es hätte sich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht richtig angefühlt, meinem Partner auch noch dieses "Joch" auferlegen.

  • rent Ehrlicg gesagt, liest sich das für mich schon so, dass du zu dem damaligen Zeitpunkt nicht sonderlich gut für dich und deine Bedürfnisse einstehen konntest. Darf ich etwas fordern? Ja. Du darfst. Die Angst vor Ablehnung steckt dahinter. Deine Freunde hätten dich mit Sicherheit nicht abgelehnt oder wären nicht zum Grillen vorbeigekommen, wenn du ihnen den ganzen Rattenschwanz erklärt hättest, warum es keinen Alkohol mehr im Haus gibt. Freunde möchten, dass es einem selbst gut geht und zeigen dann auch Verständnis. Aber sei‘s drum: Schnee von gestern, hat ja auch so bei dir im Endeffekt geklappt. Und darum geht‘s ja, wa?!

    Hier jedoch ein Satz zur Anregung, den ich letztens gelesen habe. Der Vater von den Olsen Twins hat den wohl so zu seinen Kindern gesagt und ich finde diesen Satz ganz wunderbar:

    ‚No is a full sentence.‘

    ‚Nein ist ein vollständiger Satz.‘

  • rent , ich kann das durchaus nachvollziehen, was du schreibst.

    Mancher, ich selbst ja auch, ringt am Anfang noch damit, sich selbst als Alkoholiker zu bezeichnen, weil dieser Begriff in unserer Gesellschaft negativ besetzt ist und in gewisser Weise für Versagen steht.

    Den ganzen Rattenschwanz erklären zu müssen, wenn bei einer Feier zuhause kein Alkohol mehr angeboten wird, fühlt sich da unter Umständen wie eine zusätzliche Hürde an. Dazu passt ja auch die Frage, die wir in unserem Artikel aufgeführt haben, nämlich, ob ich meinem Umfeld mitteile, dass ich Alkoholiker bin oder nicht. Es stellt sich da ja die Frage, ob das gut für mich ist oder möglicherweise eher hinderlich.

    Diese Erkenntnis hier

    Es geht meines Erachtens gar nicht darum, dem anderen mein „Joch“ aufzuerlegen und meine „Krankheit“ wie ein Schild vor mir zu tragen, sondern es geht vielmehr darum, ob ich auf eigene Kosten Rücksicht auf andere nehmen muss.

    Wenn es mir nicht gut tut, wenn mein Partner zuhause am besten noch in meiner Gegenwart Alkohol konsumiert, darf ich ihn denn dann nicht darum bitten, Rücksicht auf mich zu nehmen?

    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    hatte ich am Anfang auch noch nicht. Das musste auch ich mir erst erarbeiten.

    Es ist meines Erachtens aber eine wertvolle Erkenntnis, die ich hier gerne weitergeben möchte.


    Ich bin nicht weniger wichtig als andere.
    Ich muss nicht auf eigene Kosten Rücksicht auf andere nehmen.


    Nun hatte ich damals aufgrund der gesellschaftlichen Einschränkungen durch die Coronamaßnahmen auch Zeit, mich meiner Problematik erstmal selbst stellen zu können. Die Konfrontation mit anderen außer meinem Mann kam ja erst Monate später.

    Ich halte es aufgrund meiner eigenen Erfahrungen durchaus für sinnvoll, am Anfang der Abstinenz erstmal von solchen Konfrontationen Abstand zu nehmen, um erstmal Klarheit für sich selbst zu gewinnen.


    P.S.: Was den Begriff „Alkoholiker“ betrifft, so steht er für mich inzwischen längst nicht mehr für Versagen. Ich habe nicht versagt, nur weil ich nicht so Alkohol konsumieren kann wie andere.
    Alkoholkonsum ist für mich keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern inzwischen eigentlich sogar ziemlich abwegig. Nichts, absolut gar nichts mehr reizt mich daran, im Gegenteil stößt es mich sogar eher ab. Mir doch egal, wenn andere meinen, nicht darauf verzichten zu können oder zu wollen. In meinem Leben spielt er jedenfalls keine Rolle mehr. - Wie gesagt, ich hab etwas Zeit gebraucht, um da hin zu kommen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Auch habe ich, wenn es sich nicht umgehen lies, ab und an einen Sixpack zum Grillen eingekauft. Für mich ist das eine Möglichkeit, mich mit meiner Sucht zu konfrontieren und ein "normaler" Umgang, der mich sogar selbstbewusst macht. Mir ist das so lieber, als das ich den Alkohol als einen Angreifer sehe, der auf mich lauert. Gerade durch die ständige Angst vor ihm gebe ich ihm meiner Ansicht nach mehr Macht, als er eigentlich hat. Und da er überall present ist, ist mir das so lieber.

    Dazu noch etwas:


    Ich selbst sehe den Alkohol nicht als Angreifer. Er triggert mich inzwischen ja auch schon lange nicht mehr und ich habe auch keine Angst vor ihm.

    Für mich fühlt es sich falsch an, für andere Nervengift - denn das ist Alkohol nun einmal, das habe ich am eigenen Leib ja nur zu deutlich im Laufe meiner Abstinenz zu spüren bekommen - zu kaufen und es ihnen von mir aus anzubieten.

    Und deshalb tue ich das nicht. Ich hab vor inzwischen einem halben Jahr eine Ausnahme gemacht, aber die hat sich für mich nicht gut angefühlt, ich hatte kein gutes Gewissen dabei, deshalb will ich nicht nochmals so eine Ausnahme machen.

    Wenn andere meinen, sie müssten Alkohol konsumieren, dann liegt das in ihrer Verantwortung, nicht in meiner. Deshalb dürfen die sich bei uns ihren eigenen Alkohol mitbringen, das juckt mich dann auch nicht, nur stelle ich eben keinen bereit.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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