Paul, nun abstinent

  • Sigmund Freud hatte das Über-Ich genannt, wenn die Erziehungspersonen internalisiert werden und einem dann die inneren Moralpredigten halten, wenn man was falsch macht.
    Ich hab öfter mal fast innerlich die Stimme meines Vaters oder meiner Mutter gehört "Du musst dies, Du musst das" und gleich danach "du bist doch sowieso zu blöd zu allem"...das war der Tonfall bei mir zu Hause. Und daraus wird der innere Kritiker.

    Schulz von Thun hat das nur auch auf andere Personen ausgedehnt, die im Leben eine Rolle gespielt haben.

  • Hallo Paul,

    da du auf das andere, was ich dir auch noch geantwortet habe, nicht eingehst und damit meine Einladung zu einer Verständigung ausschlägst, ist MIR das Interesse am Austausch mit dir vergangen. Wieder einmal…

    Mit dem, was ich an Erfahrungen und Wissen zu teilen versucht habe, scheinst du nichts anfangen zu können. Das wird an deinen Beiträgen deutlich. Ist ok, musst du auch nicht, aber dann erübrigt sich für mich hier weiteres Teilen.

    Gruß

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Paul,

    da du auf das andere, was ich dir auch noch geantwortet habe, nicht eingehst und damit meine Einladung zu einer Verständigung ausschlägst, ist MIR das Interesse am Austausch mit dir vergangen. Wieder einmal…

    Mit dem, was ich an Erfahrungen und Wissen zu teilen versucht habe, scheinst du nichts anfangen zu können. Das wird an deinen Beiträgen deutlich. Ist ok, ...

    Verzeih' bitte, meine Unaufmerksamkeit, die div. Ansätze, Theorien habe ich schon verstanden, auch das ich erst jemanden Anderen verstehen kann, wenn es mir gelingt sich in seine Lage zu versetzen und ich ihn nur erreichen kann, wenn ich seine "Sprache" spreche, die die er versteht.

    Freud's Über-Ich spielt sicherlich eine prägende Rolle, die immer wieder hervortritt, wenn man mit ähnlichen Formulierungen wie in seiner Kindheit konfrontiert wird, weil man sich nie davon lösen konnte.

    Mit zunehmendem Selbstbewusstein, verlor ich diese Scheu, denn auch in meiner Kindheit "musste" ich und war zu fast allem zu blöd.

  • Verzeih' bitte, meine Unaufmerksamkeit

    Wenn‘s wirklich nur Unaufmerksamkeit war, ok….

    Ich habe in der Kommunikation mit dir so meine Schwierigkeiten. Nicht zum ersten Mal.

    Um ein mögliches Missverständnis zu klären, habe ich dir vorhin Fragen gestellt.

    Gerade von dir, der du unterstellt hast, hier würde nicht nachgefragt, bevor (!) gewertet wird, hätte ich erwartet, dass du auf solche Fragen eingehst.


    Im Übrigen, diese gewissen Formulierungen aus der Kindheit, wie

    „Nicht mal dafür bist du gut.“,

    „Was stimmt nur mit dir nicht?“,

    „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das was wird.“,

    „Du verdienst es auch nicht besser.“,

    „Wie dumm bist du eigentlich?“,

    „Das hast du dir selbst eingebrockt.“,

    „Was sollen die Leute denken…“

    sind z.B. solche „Stimmen“, die aus deinem Inneren kommen können.

    Kennst du solche selbstabwertenden Sätze ?

    Hörst du sie vielleicht ab und zu aus deinem Inneren?

    DAS sind „Stimmen“ des sogenannten „Inneren Kritikers“.

    Und nun rate mal, wo die herkommen…


    Das und noch einiges mehr (Normen und Werte der Gesellschaft) ist das, was dein Selbst internalisiert hat und den selbstkritischen und bewertenden Persönlichkeitsanteil deines Selbst, deines „Ich“ ausmacht.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Meine Frage, warum Dir das so wichtig ist, hast Du übrigens auch nicht beantwortet.

    Weil wie plaudern, weil uns nichts anderes einfällt, ein bisschen Smalltalk, hört es sich irgendwie nicht an.

    Kannst Du aber im Grund auch einfach beantworten, vermute ich.

  • Kennst du solche selbstabwertenden Sätze ?

    Hörst du sie vielleicht ab und zu aus deinem Inneren?

    Nein.

    Als Teennager hatte ich so meine Zweifel, div. Unsicherheiten. Je mehr ich die Welt begriff, desto mehr verschwand meine Unsicherheit.

    Mein "innerer Kritiker" kritisiert, bewertet nicht mich, sondern meine Umwelt.

    Die Frage ob ich etwas "wert" bin, stellt sich mir nicht.

    Je älter ich werde, desto blasser werden meine Illusionen. Ich habe in meinem Leben schon so viel erreicht, war an so vielen Orten, lernte unheimlich viele Menschen kennen, als noch alles neu und unbekannt war, war es noch interessant.

    Doch mittlerweile ist das Interesse geschwunden und es verschindet immer mehr, das ist das Einzige vor dem ich mich fürchte.

    Irgendwann langweilte ich mich, Alkohol war eine willkommene Abwechslung, doch auch dieser Reiz verblasste nach ein paar Jahren, so hörte ich auf.

  • Haderst Du mit Deiner Vergangenheit? Würdest Du es gerne irgendwie ungeschehen machen oder träumst davon, wenn Du noch mal jung wärst, würdest Du es anders machen?

    Meintest du diese Frage?

    Meine Vergangenheit war eine recht positive, abwechslungsreiche, bis auf die letzten 2 Jahre des totalen Alkoholismus, die waren katatrophal, mir ging es zwar gut in meiner Welt, doch als ich dann aufhörte mit der Trinkerei, war das Erwachen um so schrecklicher. Ich hatte mich völlig isoliert, bewusst und nun, nüchtern, wurde die Welt nicht bunter und schöner, ich wurde nur wacher und noch aufmerksamer, kritischer, unzufriedener.

    Eigentlich bin ich nie erwachsen geworden, mir fiel es immer schwer mich anzupassen, früher fand ich noch änliche Verrückte, wie mich.

    Ich war immer neugierig und oft unzufrieden, diese Unzufriedenheit trieb mich immer voran, immer zu anderen Ufern.

    Nun sind mir die Ufer ausgegangen und ich habe Furcht auch so ein alter Grantler zu werden ... mir sind die Ideen ausgegangen, die Freude ging verloren, die Motivation ist im Popo.

    Ich träume eben nicht mehr. Zum ersten Mal frage ich mich, ernsthaft, was mach' ich hier (auf diesem Planeten) überhaupt noch?

    Wenn ich jetzt vom eigenlichen Thema abschweifte, bitte ich, um Entschuldigung.

    Ich versuchte die Fage zu beantworten...

  • Das ist schon in Ordnung.

    Ich bin auch ein Verrückter.

    Und ich denke, dass ich in einem gleichgültigen Kosmos lebe, in dem es einen absoluten Sinn nicht gibt. Ja, und wenn ich tot bin, tut mir nichts mehr weh.

    Ich hatte das Problem mit dem Sinn schon seit ich denken kann.

    Komischerweise ist es so, ich hatte vor 15 Jahren einen Unfall und bin seitdem schwerbehindert...und seit dem freue ich mich über jeden Tag.

    Trotz allem bin ich aber in die Berge, in der Weltgeschichte rumgereist, bin glücklich verheiratet..aber früher erschien mir das nur wie Zeit totschlagen, bis es rum ist.

  • Ich war immer neugierig und oft unzufrieden, diese Unzufriedenheit trieb mich immer voran, immer zu anderen Ufern.

    Hast du eine Erklärung dafür, dass du oft „unzufrieden“ warst?

    Klar kannst du abschweifen….

    So besteht die Chance, dich und das, was dich eigentlich bewegt, besser kennenzulernen.

    „Verrückt“ bin ich übrigens auch.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • So besteht die Chance, dich und das, was dich eigentlich bewegt, besser ...

    Ich kenne mich sehr genau, ich denke zu viel.

    Drum war ja auch der Alkohol ein prima Abschaltmittel. Er war immer der Retter in der Not, immer zuverlässig.

    Jetzt funktioniert diese "Ablenkung" nicht mehr.

  • Ich kenne mich sehr genau, ich denke zu viel.

    Ich frag mich, was da los bei dir ist….

    Drücke ich mich denn sooo missverständlich aus? :/

    Ich habe gemeint, dass WIR dich besser kennenlernen…


    Zu viel denken ist MIR nicht unbekannt….


    Übrigens hast du meine Nachfrage nicht beantwortet…

    Drum war ja auch der Alkohol ein prima Abschaltmittel. Er war immer der Retter in der Not, immer zuverlässig.

    Jetzt funktioniert diese "Ablenkung" nicht mehr.

    Und wieder klingt das bei dir nach Selbstbedauern…

    Und komm mir nicht mit Präteritum! - Das hatten wir schon….

    Ich zitiere nochmal einen Teil von dem, was Susanne vorhin geschrieben hat, weil das ebenfalls hierzu passt:

    Mir hat mal ein sehr erfahrener Mensch gesagt:

    wenn ich ein Problem verstanden habe, dann habe ich es nur verstanden. Ich kann das Problem auch verstehen und trotzdem nichts daran ändern.

    Ändern muss ich machen, tun.

    Wenn du ne Pause brauchst von „zu viel Denken“, Alkohol aber nicht funktioniert, dann nützt dir nichts, dass du „nur“ verstanden hast, dass Alkohol nicht funktioniert…

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Drum war ja auch der Alkohol ein prima Abschaltmittel. Er war immer der Retter in der Not, immer zuverlässig.

    Jetzt funktioniert diese "Ablenkung" nicht mehr.

    Das war sehr ironisch gemeint: Der arme Alkoholiker ... nur Alkohol macht ihn "froh" und lindert seine Probleme, alle anderen bzw. die Umstände sind an allem schuld.

    Selbst wenn ich unzufrieden bin mit meiner jetzigen Lebenssituation, war es bestimmt auch vor meiner Abstinenz, musste ich begreifen, dass Alk. eben nichts verbessert oder verändert, im Gegenteil.

    Selbst wenn ich jetzt wieder saufen würde, würde sich absolut nichts verändern - das war mein Schlüsselerlebnis, weg von der Flucht.

  • Wenn du ne Pause brauchst von „zu viel Denken“, Alkohol aber nicht funktioniert, dann nützt dir nichts, dass du „nur“ verstanden hast, dass Alkohol nicht funktioniert…

    Das Verstehen nutzte mir sehr viel, ich schaltete meine Vernunft wieder ein und verzichtete auf den Rausch und mit der Abstinenz kamen viele kleine Erfolgserlebnisse, eine Verbesserung.

    Ich ahne, worauf du hinaus wolltest ... dass man es tun muss, ich begann mit dem Nichttrinken, alles andere resultierte daraus.

  • Ich hatte Dir grade ne Antwort geschrieben, aber ich glaube, das bringt eh nichts.

    Zwar keine Antwort entdecken können, doch sicher hast du Recht.

    Auch wenn ich mir die größte Mühe gebe, fällt es mir schwer deinen Gedankengängen zu folgen.

    Erst nachdem ich es (Alk.) verstand, konnte ich etwas ändern, ohne diese Grundvoraussetzung war ich gar nicht in der Lage dazu. Denn erst mein Verständins, Bewusstsein bewirkte eine Veränderung meines Handelns, dann, so nach und nach, folgten div. Aha-Effekte.

  • Hallo Paul,

    beim Überfliegen deines Fadens bin ich an zwei Sätzen hängen geblieben, die auch für mich Bedeutung haben bzw. hatten.

    Ich kenne mich sehr genau, ich denke zu viel.

    Vielleicht ist das zu viele Denken eher eine Flucht aus dem Fühlen?

    So war es zumindest bei mir.

    Selbst wenn ich unzufrieden bin mit meiner jetzigen Lebenssituation, war es bestimmt auch vor meiner Abstinenz, musste ich begreifen, dass Alk. eben nichts verbessert oder verändert, im Gegenteil.

    Diesen Satz habe auch ich in diesem Forum einmal geschrieben. Er hat mir in den ersten Jahren auch durchaus dabei geholfen nicht rückfällig zu werden. Seitdem ich das Fühlen auch negativer Dinge zulasse, geistert mir dieser Satz nicht mehr durch den Kopf. Denn ich gehe aus den gemachten Erfahrungen davon aus, dass jedes Gefühl -auch das negative- letztendlich eine positive Wirkung hat. Nicht unbedingt sofort, aber auf jeden Fall mittel- bis langfristig.

    Alles Gute

    Bassmann

  • Da ich mittlerweile selber 58 Jahre alt bin, hat mich Deine Aussage, lieber Paul, etwas traurig gemacht. .

    Du hast Recht mit den grauen Haaren und den Falten: "Altwerden ist nichts für Feiglinge" heißt es. Da ist was dran, aber für mich hat das Nicht-Mehr-Dran-Vorbeikommen an dem offensichtlichen Tatbestand, dass das Lebensende näher rückt, den Wert jedes mir noch verbleibendem Lebensjahres, das ich hier noch leben darf, besonders vor Augen geführt. Warum sollte ich die verbleibende Zeit - gerade als älterer Mensch - nicht so nutzen, dass es mir während dieser Zeit richtig gut geht, dass ich noch Dinge bewege, dass ich noch neugierig auf Neues bin? Alkohol hat sich bei mir in Sachen Gut-Gehen und Dinge-Bewegen eher als ziemlich unzuverlässiger Partner erwiesen. Klar, ab und zu zweifele ich auch. Manche Tage sind auch einfach Grütze. Trotzdem: Ich hab' noch einiges vor.

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