Just4Fun stellt sich vor

  • Noch was zu den gemeinsamen Trinkveranstaltungen.

    Ich hatte, wie geschrieben, die Schnauze vom Trinken absolut voll und wollte definitiv aufhören.
    Und an sich mache ich relativ selten, was andere wollen, wenn ich es selbst nicht auch will. Also ich bin auch schlecht zum Trinken zu verführen oder zu überreden, wenn ich nicht gerade selbst will. Ich kann sehr gut "Nein, danke" sagen.
    Es dauerte auch nicht sehr lange, bis es mir absolut egal war, ob ich unter Trinkenden oder unter Nüchternen war. Betrunkene langweilen mich naturgemäss inzwischen aber eher, anfangs wars natürlich erschreckend, Betrunkenen zuzugucken, ach so idiotisch war ich auch? Hält einem den Spiegel vor. Aber ansonsten nehme ich am gesellschaftlichen Leben schon lange wieder teil.

    Aber, und das wurde mir bald klar: wenn ich abnehmen will, aber Hunger habe und jemand neben mir einen Schweinebraten oder sonst was Leckeres isst, bin ich gefährdet. Wenn ich noch mit mir kämpfe, ob ich trinken will oder nicht, genau das gleiche Spiel. Ich bin mal von einer Bergtour gekommen, es war warm und ich hatte extremen Durst. Zufälligerweise kam ich an einem Biergarten vorbei und es sprang mir jemand ins Auge, der gerade genüsslich am Weissbier zog. In dem Moment konnte ich mich fast nicht beherrschen, ich bekam Saufdruck. Ein Liter Apfelschorle in kürzester Zeit hat mich gerettet.

    Ab da war mir klar, es gibt Situationen, da muss ich absolut wissen, was ich will. Unsicherheit strahlt im Übrigen auch aus, das merken andere und versuchen dann, einen zu verführen. Wenn ich genau weiss, was ich will, passiert mir das so gut wie nie. Und wenn Du jemanden beim Trinken zuguckst und das für Dich noch nicht abgeschlossen hast, kann das auch noch Tage später kommen.

    Ich hab mir schon ziemlich am Anfang überlegt, wenn ich wirklich aufhören will, dann darf es keinerlei Ausnahmen geben, denn auch bei mir war es so, wenn ich angefangen habe, war ich spätestens nach einigen Tagen wieder da, wo ich aufgehört hatte. Aufhören konnte ich immer, die Schwierigkeit war ja, nicht mehr anzufangen. Und mir war bald klar, nur trinken reicht nicht, ich muss mich damit eingehend auseinandersetzen. Die Sauferei und die Drogen haben mehr als mein halbes Leben bestimmt, das sind dann grundsätzliche Lebensveränderungen. Wenn ich das wirklich hinter mich bringen will, dann gibts keine Ausreden.

    Ich finde es auch gut, dass Du es gleich angegangen bist, ich wünsche Dir gutes Gelingen.

  • Ich find's schon "lustig", wie sich die Erfahrungen immer wieder gleichen - sei es mit der Logistik, dem KT, den Gedanken darüber, was passiert, wenn mir jemand etwas anbietet ...

    Deinen Beitrag habe ich zwar schon vor ein paar Tagen gelesen, komme aber erst heute dazu, ein paar Zeilen zu schreiben. Aber im Prinzip haben mir die Anderen ja schon alles vorweg genommen - im positiven Sinne.
    Auch hier sieht man, dass sich Vieles gleicht, zumindest aber ähnelt.
    Und wenn selbst Susanne zu der Einsicht gekommen ist, dass es vielleicht nicht unbedingt das Klügste ist, ungefestigt und unvorbereitet an die vorderste Front zu gehen ...


    Aber, und das wurde mir bald klar: wenn ich abnehmen will, aber Hunger habe und jemand neben mir einen Schweinebraten oder sonst was Leckeres isst, bin ich gefährdet. Wenn ich noch mit mir kämpfe, ob ich trinken will oder nicht, genau das gleiche Spiel.

    Ich selbst bin (auf Grund meiner guten Erfahrungen damit) ein großer Verfechter der Methode (?), Feiern/Veranstaltungen/Orte aller Art nur dann zu besuchen, wenn ICH der Meinung bin, dass es mir gut tut und ICH es wirklich möchte und vor allem auch nur solange es so ist/bleibt. Und dazu gehört also auch, immer einen Rückzugsplan zu haben (ich muss also wissen, wie ich jederzeit wieder weg komme (ohne Rücksicht auf Andere nehmen zu müssen), wenn ich merke, dass es mir nicht mehr gut tut.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Hallo Just4Fun,

    erst einmal finde ich es toll, dass du so schnell schon soweit gekommen bist, und schon die ersten Früchte der Trockenheit ernten kannst, du kommst morgens besser aus dem Bett und hast mehr Elan. Und auch der Schlaf hat jetzt sicher eine ganz andere Qualität, oder?

    Vieln Dank, und ja, das hat er. Und ich bin morgens viel früher viel ausgeschlafener als noch vor ein paar Tagen.


    Hallo Just4Fun,
    ich find‘s auch prima, dass du schon so schnell so weit gekommen bist und bereits die ersten positiven Erfahrungen machen konntest.

    Auch dir vielen Dank ! Schon komisch, was man jetzt so für Dinge tut. Wo ich vor kurzem noch überlegt habe, wann ich wo das nächste Bier bekomme, tue ich jetzt Sachen, die mir gut tun. Einen leckeren Fruchtsaft oder frisches Obst genießen (wußte gar nicht mehr, wie lecker das ist), einfach in der Herbstsonne sitzen und den Tag genießen oder auch mal wieder ein Buch lesen. Die Ruhe hatte ich sonst gar nicht. Klar meldet sich hin und wieder auch das kleine Teufelchen und schlägt mir vor, mal wieder ein kühles Blondes zu trinken. Aber momentan habe ich den Burschen ganz gut im Griff !

    Es grüßt euch ein gutgelaunter und entspannter
    Just4Fun

    PS: heute isch schon der fünfte Tag ohne Alkohol. Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt solange nichts getrunken habe.

  • Das hört sich super an, toll!
    Und das der ganze Stress mit der Beschaffungs- und Entsorgungslogistik wegfällt macht sich sofort bemerkbar, jetzt hast du die Zeit, in der Herbstsonne zu sitzen.
    Dir noch einen schönen Abend.
    Frank

  • Das hört sich richtig gut an bei dir! 44.

    Dich auf das Positive zu konzentrieren und die Sachen zu tun, die dir gut tun, ist das Beste, was du für dich tun kannst.
    Wünsche dir weiterhin so angenehme Entdeckungen!

    Beste Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Wirklich schön zu sehen bzw. zu lesen, wie du dich entwickelst 44.

    Vielen Dank Frank !
    Ich kann heute voller Stolz berichten, dass ich heute zum Bier eingeladen wurde und dankend abgelehnt habe. Mein Nachbar hat dann Bier getrunken und ich Mineralwasser. Was soll ich sagen ? Es ist mir nicht schwer gefallen.

    LG Just4Fun


  • Mein Nachbar hat dann Bier getrunken und ich Mineralwasser. Was soll ich sagen ? Es ist mir nicht schwer gefallen.

    Ich will kein Spielverderber sein und Deine Euphorie auch nicht bremsen - aber aus eigener Erfahrung geben ich zu bedenken, dass dieser Zustand nicht ewig anhält/anhalten muss (wäre schön, wenn doch).

    Bei mir kam das Verlangen oft später, wenn ich wieder in meinen schützenden 4 Wänden war und zunächst garnicht wusste, woher das kam. Aber zum Einen war es so ein unterbewusstes Verlangen nach "Belohnung" - schließlich war ich ja brav gewesen und habe nix getrunken. Und zum Anderen hatte ich sowieso das Verhaltensmuster, mich nach außen hin zurückhaltend zu geben, aber dann zu Hause mit Druckbetankung das Versäumte nachzuholen :o

    Habe mir dann einfach eine Ersatz-Belohnung in Form von Ginger-Ale zugelegt ;D

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

  • Danke für deine mahnenden Worte Greenfox. Mir selbst ist es ja schon fast etwas unheimlich, wie gut meine erste Woche verlief. Und ich bin auch gefasst darauf, dass es bestimmt nicht immer so einfach bleiben wird. Mir ist auch bewusst, dass ich erst ganz am Anfang bin Auf der anderen Seite hoffe ich, je mehr positive Erlebnisse ich jetzt sammel, umso leichter fällt es mir irgendwann, dem Saufdruck die Stirn zu bieten.

    LG
    Just4Fun

  • Hallo Just4Fun.
    Das freut mich richtig für dich, dass du schon auf eine erste, erfolgreich abstinente Woche zurückblicken kannst. Das ist viel wert, solche positiven Erfahrungen mit der Abstinenz machen zu können. Du wirst möglicherweise überrascht sein, was sich so nach und nach noch so alles verbessert. Mich jedenfalls hat es positiv überrascht und mir einmal mehr gezeigt, dass mir der Alkohol bei Weitem nicht das gegeben hat, was ich mir davon versprochen hatte, sondern im Gegenteil mehr genommen hat, als ich erwartet hatte.

    Die Anfangseuphorie hört leider nach einer Weile auf, da muss ich Greenfox zustimmen. Freu dich einfach, dass es so gut läuft, und achte weiterhin darauf, was dir WIRKLICH gut tut.



    Auf der anderen Seite hoffe ich, je mehr positive Erlebnisse ich jetzt sammel, umso leichter fällt es mir irgendwann, dem Saufdruck die Stirn zu bieten.

    Jein. ;)

    Natürlich ist es gut und sehr wichtig, positive Erlebnisse zu sammeln, denn damit programmierst du nach und nach dein Belohnungszentrum um, das bislang auf die angenehme, leicht zu habene Wirkung des Alkohols konditioniert ist. Umso weniger wirst du im Laufe der Zeit das Bedürfnis verspüren, dir Belohnung in Form von Alkohol verschaffen zu müssen oder zu wollen.
    Falls dich die Zusammenhänge zwischen Belohnungszentrum und Sucht etwas näher interessieren, ist der Artikel zur Neurobiologie der Sucht zu empfehlen, den wir auch in unserer Linksammlung verlinkt haben.

    Gänzlich zustimmen kann ich dir aber nicht, deshalb das „jein“, weil die Sache mit dem sogenannten Suchtdruck meines Wissens und meiner eigenen Erfahrung nach nochmals ne andere Sache bzw. Hausnummer ist.

    Greenfox und auch Susanne haben dir von einem Beispiel erzählt. Ich selbst hab Suchtdruck etwa ein Dreivierteljahr, nachdem ich abstinent geworden war, und glaubte, damit zufrieden zu sein, ein Mal erlebt und hab dieses Erlebnis als ziemlich heftig empfunden. In DER Situation waren mir nämlich alle positiven Erlebnisse, die ich mit der Abstinenz bis dahin erfahren hatte, ziemlich egal. Ich fühlte nur noch Druck, mich so richtig mit Alkohol abzuschießen. Und ich fühlte mich angesichts dieser Erfahrung ziemlich hilflos.
    Heil aus der Sache rausgekommen bin ich letztlich durch die Unterstützung anderer trockener Alkoholiker, an die ich mich in meiner Not glücklicherweise gewandt hatte.

    Greenfox oder mir oder anderen geht es nicht darum, dir Angst zu machen. Ich gehe mal davon aus, dass du das weißt, sonst hättest du Greenfox auch nicht so geantwortet. Es geht tatsächlich nur darum, dich vorzuwarnen, damit du nicht völlig unvorbereitet bist, FALLS du mal in so eine Situation kommen solltest. Gerade am Anfang, da du noch nicht in deiner Abstinenz gefestigt bist, KANN eine solche Situation, wie du sie geschildert hast, riskant sein.

    Beste Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

    Einmal editiert, zuletzt von AmSee13 (28. Oktober 2022 um 16:54)

  • Ich weiß nicht genau, ob ich in diesem Forum diese Metapher verwenden sollte, aber für mich ist nun mal das Glas eher halb voll als halb leer.

    LG Just4Fun

    Warum solltest du diese Metapher hier nicht verwenden dürfen? - Stimme Frank da vollkommen zu, Gläser können ja auch mit Saft, Apfelsaft, Limo, Cola, Milch….. gefüllt sein. laugh2

    Mit dieser Einstellung dürfte dir im Leben manches leichter fallen als andersherum.

    Dazu passt doch das Sprichwort von Goethe „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“ ganz gut, meinst du nicht? :))

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Dazu passt doch das Sprichwort von Goethe „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“ ganz gut, meinst du nicht? :))

    :moorgen:

    Liebe AmSee,

    ja das ist auch ein schönes Zitat. Und zu bauen habe ich momentan ja auch. Mein neues Leben nämlich. Da hoffe ich doch sehr, dass es schön wird. Der Beginn stimmt mich zumindest zuversichtlich. Heute übrigens Tag neun des neuen Lebens. Ich hatte gestern ein weiteres Erfolgserlebnis. Ich habe festgestellt, dass Stadionbesuch ohne Stadionbier möglich ist. Und das Bier hat mir nicht einmal gefehlt. Einzig das Spielergebnis war nicht in meinem Sinne. Aber daran hätte das Bier ja auch nichts geändert. Dafür bin heute morgen aber fit und kann mich gleich auf die Gartenarbeit stürzen.

    Es grüßt ein motivierter
    Just4Fun ;D

  • Zitat

    Mir selbst ist es ja schon fast etwas unheimlich, wie gut meine erste Woche verlief.

    Das leicht beunruhigende Gefühl, dass es mit dem Nichttrinken "viel zu leicht" geht und das dicke Ende noch kommt - das kenne ich zur Genüge. Und auch, auch, dass man anfangs ein etwas unklares Bild vom Begriff "Suchtdruck" hat.
    Bis der Hund dann wirklich um die Ecke kommt - und der kann wirklich zu jeder Zeit kommen. Und bei Jedem in einer anderen Erscheinungsform :o
    Von meiner Erfahrung schreibe ich kurz in "Sucht-/Saufdruck - wie erlebt man ihn" - auch, wie ich damit umgegangen bin und es überstanden habe.

    Wenn Du also mal den Begriff "Notfallkoffer" hörst - er bedeutet nichts anderes, als sich vorab schon mal Gedanken darüber zu machen, "was mache ich, wenn ...".
    Vorbereitung auf den Tag X. Und wenn dieser Tag nie kommt, dann kann man sich freuen. Bei mir kam er nach 1,5 Jahren :-[

    Nur, wenn er kommt und man hat keinen Plan/Notfallkoffer ... schwitz.

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    können wir nur selber tun!

  • Ich musste heute leider feststellen, dass Kinderpunsch längst nicht so geil schmeckt wie Glühwein mit Rum. Aber irgendwas muss ich ja auch Mal zum Jammern finden.
    Greenfox : Den Thread bezüglich des Saufdrucks werde ich mir heute Abend Mal in Ruhe durchlesen.

    LG Just4Fun


  • Ich musste heute leider feststellen, dass Kinderpunsch längst nicht so geil schmeckt wie Glühwein mit Rum.

    Ich glaube, dann solltest Du Dir auch "Wie gefährlich sind Rotweinsoße & Co. wirklich" ebenfalls reinziehen.

    Du scheinst in Bezug auf Alkohol Dein veganes "Schnitzel" zu suchen - nur dass das mächtig in die Hose gehen kann. So erging es mir früher mit dem "alkoholfreien Bier".
    Mal abgesehen davon, dass die meisten nicht alkoholfrei, sondern nur alkoholarm sind, aber im Gegensatz zu früher schmeckt das Zeug heutzutage richtig gut nach Bier.
    Es fehlt nur etwas - das Entscheidende: es dröhnt nicht!

    Und bei mir hat mein Körper, als ich ihn damals damit überlisten wollte (schließlich mochte ich ja den Geschmack) immer heftiger nach dem RICHTIGEN Bier verlangt. Der wollte sich nicht verarschen lassen. Bis ich dann schließlich nachgegeben habe.

    Aus diesem Grund halte ICH nix davon, auf "alkoholfreie" Varianten umzusteigen. In zu vielen Gesprächen mit anderen Betroffenen habe ich erfahren, dass es denen genauso erging.
    Natürlich gibt es auch Ausnahmen, denen das nicht passiert. Aber ich probiere heutzutage nicht mehr aus, ob ich zu den Wenigen gehöre, die sich nicht an einer glühenden Herdplatte verbrennen.

    Gruß
    Greenfox

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  • Du scheinst in Bezug auf Alkohol Dein veganes "Schnitzel" zu suchen

    Moin Greenfox,
    wahrscheinlich hast du Recht. Aber warum sollte man nicht auf das vegane "Schnitzel" zurück greifen ? Aber das scheint ja so eine Art Grundsatzdiskussion zu sein. Ich habe in den letzten Tagen einmal ein alkoholfreies Bier getrunken. Nicht wegen der Wirkung, sondern wegen des Geschmacks. Es war OK. Es gab auch nicht den Druck nach mehr oder nach "richtigem" Bier. Und bei dem erwähnten Kinderpunsch (quasi ja erwärmter Fruchtsaft) bemerkte ich lediglich, dass er geschmacklich meiner Meinung nach nicht an Glühwein mit Rum heran kommt. Dennoch hatte ich kein Verlangen einen Glühwein zu trinken. Solange das so bleibt, ist das zurückgreifen auf alkoholfreies Bier oder Kinderpunsch völlig in Ordnung.

    Habe heute den nächsten Schritt gemacht. Ich habe mit meiner Frau über mein Alkoholproblem, meine heimliche Trinkerei, den Kontrollverlust und über meinen Wunsch, künftig keinen Alkohol zu trinken geredet. Das ich ein Alkoholproblem habe und heimlich getrunken habe war ihr bewusst. Sie hatte mich ja auch schon wiederholt darauf angesprochen. Allerdings hatte ich da immer nur zugegeben, was nicht zu vermeiden war. Das volle Ausmaß hatte ich bis heute nicht geschildert. Sie war sehr erleichtert, dass ich nun auch mein Problem erkannt habe und reinen Tisch gemacht habe. Sie steht total hinter mir und möchte mich unterstützen auf meinem Weg. Gemeinsam haben wir dann sämtliches Leergut aus allen möglichen Verstecken geborgen. Mir tut es gut, nicht mehr die Last der Heimlichkeiten zu tragen und zu wissen, dass ich eine starke Verbündete an meiner Seite habe.

    LG Just4Fun

  • Lieber Just4Fun,

    du fragst, warum man nicht auf das „vegane“ Schnitzel zurückgreifen sollte.

    Die Sache ist die: Bist du nach etwas hinterher, das dem Original, das du so gerne mochtest, möglichst nahe kommt, oder gehst du auf Entdeckungsreise nach neuen, bislang unbekannten, aber durchaus bereichernden Möglichkeiten.

    Wenn du dem „Original“ hinterher läufst und es nachzuahmen versuchst, so stellt sich die Frage, was der Vergleich, der wohl kaum ausbleibt, mit DIR macht und ob dir das wirklich gut tut. Kinderpunsch schmeckt, wie du geschrieben hast, nicht so geil wie Glühwein mit Rum. Wie fühlt sich das an, nicht das zu bekommen, was du so gerne mochtest?

    Ich hab mich ja nun aus eigenem Interesse etwas näher mit der Neurobiologie der Sucht beschäftigt. Es ist offenbar nicht nur der Suchtstoff selbst, der auf unser Gehirn einwirkt und für die Ausschüttung bestimmter „Glückshormone“ sorgt, sondern bereits das ganze Drumherum. Und es kann alles Mögliche sein, was triggert.
    Interessant wird’s dann, wie das Gehirn darauf reagiert, wenn die erwartete Wirkung nicht einsetzt, und DAS kann ziemlich unangenehm werden. Näheres findest du zum Thema z.B. hier, das Thema dort ist „Dopamin und Endorphin: Stoffe, die Süchtig machen“.

    Natürlich kannst du dein Gehirn umprogrammieren, aber das sollte sehr bewusst erfolgen.

    Bei den Erlebnissen, von denen du erzählt hast, habe ich mich auch gefragt, ob du dir dessen so bewusst bist, was du da tust, oder ob du deine Alkoholkrankheit sozusagen „auf die leichte Schulter nimmst“ und es einfach mit der Methode „try and error“ probierst.

    In einem anderen Forum, das ich kenne, wäre dir von einem Stadionbesuch z.B. dringend abgeraten worden. Ich fand den Weg einiger Hartliner dort mitunter etwas zu rigide, kann aber inzwischen ganz gut nachvollziehen, was der Hintergrund dafür ist. Es ist nichts anderes als Selbstfürsorge.

    Konfrontation ist neben Vermeidung durchaus ein gangbarer Weg auf dem Weg zu zufriedener Abstinenz, aber nach meiner eigenen Erfahrung und Beobachtung lässt sich so manches Risiko, gerade wenn man am Anfang steht, nicht weitreichend abschätzen.

    Zum „veganen Schnitzel“:
    Wie‘s der Zufall will, hab ich mich aus gesundheitlichen Gründen eine Weile vegan ernährt. Angeblich sollte diese Ernährungsweise nämlich meine MS-Erkrankung zum Stoppen bringen können. (Kann sie leider nicht und es gibt auch keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass sie‘s könnte.)
    Ich hab kein’s von den veganen Schnitzeln (Hast du dir mal die Zutatenliste angesehen? :o) gegessen. Warum auch, wär ja doch kein Schnitzel. :grins:
    Stattdessen hab ich herumprobiert, wie ich mit rein pflanzlichen Zutaten leckere Speisen zubereiten konnte. Das war eine sehr interessante Entdeckungsreise und ich hab dabei so manches schmackhafte Gemüse entdeckt, das ich vorher noch nicht kannte und jetzt meinen Speiseplan bereichert. 44.

    Bezüglich Kinderpunsch:
    Ich mache mir meinen alkoholfreien Punsch selbst, aber nicht um Glühwein (der für mich inzwischen übrigens nur noch unangenehm nach Fusel riecht) nachzuahmen, sondern um ein zur Saison passendes Getränk zu genießen.
    Grundlage ist dafür entweder Apfelsaft oder Trauben-, Kirsch-, Pflaumen-, Johannisbeersaft gewürzt mit Zimtstangen, Nelken, Kardamom, Sternanis, Piment, Orangenschale.
    - Mit diesem fürchterlichen Kinderpunsch gar nicht zu vergleichen. laugh2

    Kurz und gut: Probier doch mal was ganz Anderes, Neues aus!


    Alkoholfreies Bier trinke ich zum Beispiel ganz bewusst nicht. Ich hab das anfangs mal für eine mögliche Alternative gehalten, aber dann ist mir so nach dem zweiten oder dritten dieses ganz leicht wattige Gefühl im Kopf aufgefallen, das ich vom Alkohol her kannte und DAS wollte und will ich auf keinen Fall mehr in meinem Kopf haben.


    Prima find ich übrigens deinen nächsten Schritt. Damit hast du dir ein mögliches Hintertürchen zugemacht, dich noch mehr befreit und dir überaus wertvolle Unterstützung geholt. Schon interessant, wie viel sie schon von deiner Heimlichkeit und deinem Problem wusste und wie erleichtert sie war, dass du’s erkannt hast und angegangen bist, nicht wahr?
    Das dürfte für dich noch so eine spannende Entdeckung gewesen sein.


    Beste Grüße
    AmSee


    P.S.: Empfehlen kann ich dir übrigens z.B. noch diesen Vortrag „Der Stau auf der A 61 - Rückfallprävention“ zum Anhören.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Des Menschen Wille ist sein Himmelreich und wir erteilen hier keine Befehle - sondern berichten nur von Erfahrungen. In meinem Fall von MEINEN Erfahrungen und den Erfahrungen, die mir im Laufe vieler Gespräche von anderen Betroffenen in der Gruppe oder auch bei meinen Besuchen auf Entgiftungsstationen berichtet wurden.
    Was Du daraus machst ... nixweiss0

    Zitat

    Solange das so bleibt, ist das zurückgreifen auf alkoholfreies Bier oder Kinderpunsch völlig in Ordnung.

    Ich hab es nur schon so oft gehört - nach den Rückfällen.

    Das Du inzwischen mit Deiner Frau gesprochen hast, finde ich top 44.

    Zitat

    Das ich ein Alkoholproblem habe und heimlich getrunken habe war ihr bewusst.

    Die Meisten sind immer etwas schockiert, wie viel die Angehörigen dann doch mitbekommen haben. Sie waren oft der Meinung, dass die Anderen es "kaum bis gar nicht" gemerkt haben ...

    Schön, dass Du jetzt unmittelbare Unterstützung hast. Aber auch Deine Frau wird Unterstützung brauchen. Denn das, was in unseren Köpfen vorgeht, kann jemand, der selbst nicht süchtig/abhängig ist, nicht nachvollziehen. Er/sie kann es versuchen - aber es wird immer ein Blinder von Farben reden.
    Sorry, ist so.

    Wie oft habe ich von Menschen, die um mein Problem wussten, gehört "Dann lass die Flasche halt stehen! Was ist jetzt das Problem dabei?" oder eben "Nu hab Dich mal nicht so!"
    Du kannst meine Bemerkung jetzt abtun, aber irgendwann, in irgendeiner Situation kommt so eine Bemerkung und Du wirst Dich erinnern.
    Die Menschen meinen es nicht böse - aber sie können es halt nicht besser wissen.

    Deshalb gibt es ja auch SHG für Betroffene und SHG für Angehörige.
    Nur, damit Du schonmal was von gehört hast.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

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