Möchte vor Scham im Boden versinken

  • Hallo zusammen, ich möchte mich kurz vorstellen. Ich bin Lisa, 45 Jahre und ich kann nicht mal mehr genau sagen, wann der Alkohol bei mir die Oberhand gewann. Da es in Guten Zeiten einmal die Woche und schlechten 3 mal die Woche vorkommt, dass ich mich bis zum Blackout betrinke, schaffe ich es mittlerweile kaum noch, es vor Freunden und Kollegen zu verheimlichen. Am Wochenende habe ich dann mit gar nicht mehr verständlichen, wirklich unnötigen, verletzenden und für mich nicht mehr nachvollziehbaren Sprach- und Textnachichten geschafft, einen Menschen zu vergraulen, der für mein Leben sehr wichtig ist. Dieser möchte jetzt erstmal keinen Kontakt mehr zu mir. Dazu hat mein Sohn mir gedroht auszuziehen und den Kontakt zu mir abzubrechen, wenn es mit den Besäufnissen nicht aufhört. Es muss also unbedingt etwas geschehen, bevor mein Leben zu Grunde geht. Ich schäme mich momentan sooo sehr und hoffe, dass ihr mir helfen könnt etwas auf die Beine zu kommen. Es ist für mich nicht schwer auch mal für längere Zeit auf Alkohol zu verzichten, aber gerade Probleme führen leider dazu, dass ich wieder zur Flasche greifen. Und genau an diesem Punkt bin ich gerade, ich bin so unglaublich traurig weil ich nicht weiss, welche Konsequenzen aus meinem Verhalten am We von den beiden gezogen werde. Ich danke euch schon mal fürs Zuhören und hoffe, dass mir der Eine oder andere ähnliches erlebt hat und mich etwas aufbauen kann. LG Lisa


  • gerade Probleme führen leider dazu, dass ich wieder zur Flasche greifen

    Tja, nech, da hast Du jetzt ja Gelegenheit, Dir zu überlegen, ob Saufen die Probleme wirklich leichter macht.
    Ich seh jetzt nicht ganz, warum ich Dich aufbauen sollte, ich bin vielmehr der Meinung, dass solche Gelegenheiten das Denken befördern.
    Ich bin auch der Meinung, ein bisschen aufbauen (und dann bei nächster Gelegenheit weiter trinken) werden Dir nicht sehr viel weiter helfen. Mit ein bisschen Kopftätscheln wird es da nicht getan sein, da musst Du schon ernsthafter was tun.

    Was willst Du selbst denn für Konsequenzen daraus ziehen?

  • Hallo Lisa,

    ich frage mich, was du von uns hören möchtest und wie du dir dieses „Aufbauen“ vorstellst.

    Kurz zu mir: Ich bin Ende 40, w, seit über 15 Monaten trocken und Erwachsene Tochter eines Alkoholikers.

    Längere Zeit auf Alkohol verzichten konnte ich auch, aber ich bemerkte an mir, wie ich zunehmend die Kontrolle über meinen Konsum verlor. Das machte mir Sorge und so begann ich hier einen Austausch und begann mich ernsthaft mit dem Thema „Alkoholismus“ auseinanderzusetzen. Schnell wurde mir klar, dass „Kontrolliertes Trinken“ keine Option mehr für mich ist, sondern dass es für mich keine Alternative mehr zur völligen Abstinenz gibt.

    Mir geht’s damit übrigens ziemlich gut.

    Du schreibst, dass Probleme bei dir dazu führen, dass du wieder zur Flasche greifst. Wohin dieser Weg führt, bemerkst du allmählich. Was willst du für Konsequenzen daraus ziehen?

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Da kann ich mich nur anschließen, was meine vor Schreiber geschrieben haben.

    Sehe es mal so.
    Du sitzt in einem Boot, und vor dir ist eine Schlechtwetterfront, und jetzt genau, jetzt kannst du für dich entscheiden, fahre ich da hinein.in diese Schlechtwetterfront, oder ändere ich meinen KURS.
    Mal ganz kurz auf den Punkt gebracht.
    Mit jammern wirst du so nicht weiter kommen.
    LG
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Moin Lisa,

    herzlich willkommen hier im Forum.

    Du schriebst: "Es muss also unbedingt etwas geschehen, bevor mein Leben zu Grunde geht."

    Was hältst du von: "Ich will unbedingt etwas tun, bevor ich zugrunde gehe."

    Das ist meist ein steiniger Weg. Und tatsächlich wünsche ich dir, dass dein Sohn und dein Bekannter dich verlassen. Hört sich grausam an, ist aber evtl. genau der tiefste Punkt, den du brauchst. Um anzufangen mit aufhören. Ein erster Schritt kann ein Gespräch mit dem Hausarzt w/m/d sein. Oder ein Termin bei einem Suchthilfeverein.

    Netten Gruß, ichso - die erst ihr komplettes Leben versoffen hatte (Arbeit, Kinder, Beziehungen) bis sie weit genug unten war, dass sie wieder nüchtern stark und frei sein wollte. Heute, nach fast 15 Jahren trocken sein, habe ich seit einigen Monaten wieder Kontakt zu meinem ältesten Sohn plus Enkeln ♡

    Wieviel Porzellan willst du kaputt hauen?

  • Hallo Lisa

    Nur für den Fall, dass Du es noch liest.
    Hier haben viele getrunken, und ich kenne es z.B auch, dass ich am nächsten Morgen aufgewacht bin und mich gefragt habe, was ich wieder für Scheisse gebaut habe. Dann habe ich mich durch den Tag gechleppt und am Abend fiel mir nichts Besseres ein, als deswegen wieder zu trinken. Nicht nur deswegen, denn eigentlich war ich ja sogar froh drum, dass ich einen "vernünftigen" Grund zum Saufen hatte. Denn gesoffen habe ich sowieso, auch ohne Grund. Gründe sind halt eine schöne Ausrede, da muss man sich nicht eingestehen, dass man es braucht, weil man abhängig ist.
    Und irgendwann war es dann sowieso egal, weil ich praktisch nichts mehr zu verlieren hatte.

    Mich hatte mein Partner nach vielen Streits verlassen, weil ich besoffen unerträglich für ihn war. Und ich erst mal: toll, dann kann ich endlich ungestört saufen, ausserdem hat mich das natürlich auch runtergezogen, und das habe ich auch wieder mit Saufen bekämpft. Man weiss ja wie es geht, nech. Bis ich ein paarmal mit diversen Verletzungen morgens aufgewacht bin, weil besoffen wieder mal gegen irgendwelche Schränke geflogen war, und ich in meinem Elend hilflos im Bett lag und nur noch beten konnte, dass das mal wieder vorbei geht.



    Es muss also unbedingt etwas geschehen, bevor mein Leben zu Grunde geht.

    Du schreibst, dass Du wegen Deinen Problemen trinkst, und jetzt hast Du ein Problem, dass davon kommt, dass Du im betrunkenen Zustand wohl für mehrere Leute unerträglich bist.
    Also Du trinkst wegen Problemen, die Du nur wegen dem Trinken hast. Ein Teufelskreis.
    Wenn Du nicht mehr trinken würdest, dann hättest Du diese Probleme gar nicht.

    Das Gute ist, wegen Deinen tollen Textnachrichten brauchst Du manchen Leuten nun nichts mehr vormachen zu wollen, die wissen jetzt, dass bei Dir die Kacke am Dampfen ist.

    Das Schlechte ist, dass vom Trinken die Nerven immer dünner werden, und je mehr und je länger Du trinkst, desto weniger hältst Du die Folgen Deines Trinkens nüchtern aus. Der psychische und auch der körperliche Entzug werden immer schlimmer, und Du weisst ja, was zumindest anfänglich hilft, nämlich Saufen. Dafür wird es hinterher aber immer schlimmer.
    Und weil aber Deine Nerven schon blank liegen, kommst Du aus dem Kreislauf ohne Hilfe möglicherweise nicht mehr heraus. Und so lange Du denkst, aber nur ein bisschen, dann wärs einfacher, läufst Du wieder mit dem Kopf gegen die Wand.

    Ich bin vor 21 Jahren zur Suchtberatung, weil ich das Gefühl hatte, entweder ich mach jetzt richtig was dagegen, oder es ist sowieso vorbei mit mir.
    Und genau passend dazu sagte mir die Psychologin dort, das sie mir nur dann helfen können, wenn ich bereit bin, das Trinken sofort und absolut vollständig zu lassen. Wenn ich da noch rumdiskutiert hätte, hätten sie mich wieder weggeschickt.
    Aber ich war zu meinem eigenen Glück so weit, dass ich genau das wollte, ich wollte sofort aufhören, weil ich die Schnauze von genau solchen Geschichten, wie Du sie hier schilderst, und von meinem eigenen Zustand, absolut voll hatte.

    Möglicherweise ist Dir das alles vom Verstand her klar, aber Du kannst es nicht umsetzen. Sehr wahrscheinlich hast Du auch Angst vor dem Aufhören und weisst nicht, wie es ohne Alkohol denn weiter gehen soll. Dazu kann ich nur sagen, die meisten, die aufhören, sind hinterher froh deswegen, und es geht viel besser ganz ohne Alkohol als vorher mit der ganzen Sauferei.

    Alkoholismus ist eine Krankheit, aus der in den meisten Fällen nicht mehr alleine heraus findet. Schlecht für eine selbst, wenn es nur keiner merken soll. Das Gute ist, es gibt eine Menge Hilfsangebote, Therapien, Selbsthilfegruppen, Bücher. Und Kranken- oder Rrentenversicherung bezahlen sogar dafür.

    Das Schlechte dabei ist, "es geschieht" überhaupt nichts. Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung, nämlich die, dass es weiter abwärts geht.
    Nur Du selbst kannst die Entscheidung treffen, dass Du aufhören willst und dass Du Dir Hilfe dazu holst.

  • Liebe Lisa,

    auch von mir ein herzliches Willkommen hier !
    Du hast ja schon viel Wertvolles von meinen Vorschreibern zu lesen bekommen.

    Ich bin 50 Jahre alt, seit über 4,5 Jahren sehr zufrieden trocken.
    Die Situationen, die du schilderst, kenne auch ich zu Genüge.
    Meine Tochter ist ausgezogen, weil sie es mit mir -zurecht- nicht mehr aushalten wollte.
    Das war mein persönlicher Tiefpunkt, noch tiefer wollte ich nicht fallen.
    Insofern stimme ich @ichso zu, dass das vielleicht der Punkt ist, bei dem es bei dir „Klick“ macht.
    Das wünsche ich dir von Herzen.

    Klar muss dir sein, hier und auch im Real Life kannst du sehr viel Hilfe bekommen, schaffen aber nur alleine.

    Liebe Grüße

  • P.S.: Welche Konsequenzen dein Umfeld zieht, muss dir jetzt vollkommen egal sein. Du (!!!) musst sie ziehen

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