"Nicht Trinken" hört einfach nie auf

  • Hallo liebe Alle,
    es ist 1. Mai heute und ich würde so gerne was trinken! Und ich weiß einfach nicht wie ihr das macht, aber bei mir scheint der Tag doppelt so viele Stunden zu haben, bis ich (hoffentlich ) wieder ein "geschafft"-Kreuzchen im Kalender machen kann. Und ich habe Druck. Während ich mit meinen Kindern einen Film schaue, während ich im Wald spaziere, während ich hier sitze.
    Natürlich hat auch meine Sucht eine Geschichte und ich würde gerne darüber sprechen, aber für den Moment suche ich nach Menschen, die verstehen und mitfühlen wie schwer es ist, immer und immer und immer etwas NICHT zu tun. Wie bleibt man willensstark und lebensfroh?
    Seid herzlich gegrüßt
    Lilly

  • Liebe Lilly,

    Der Titel deines Fadens ist:"'Nicht Trinken' hör einfach nie auf" . Rein objektiv betrachtet kann ich dazu nur sagen : "Stimmt, da hat du recht".
    Du scheinst diese Tatsache aber in deiner subjektiven Wahrnehmung negativ aufzufassen.
    Genauso gut kann man dieses aber auch positiv auffassen, nämlich wenn man überhaupt nicht mehr trinken will. Bei mir ist das so und ich denke bei den allermeisten, die länger trocken sind ist da auch so.
    Ich könnte es mir überhaupt nicht mehr vorstellen, Alkohol zu trinken. Bei mir ging es ziemlich schnell,dass ich einfach nur froh war, nicht mehr trinken zu müssen.
    Bei manch einem dauert es vielleicht etwas länger. Aber irgendwann wird es auch bei dir kommen, dass du dich frei fühlst und einfach nur froh darüber bist.
    Mein Leben ist jetzt so viel ruhiger, entspannter und schöner. Auch wenn ich jetzt schon 7 Jahre trocken bin,ich bin immer noch jeden Morgen froh, fit und ohne dicken Kopf und ohne Übelkeit und Würgen aufzuwachen.
    Aber erzähl doch ein bisschen mehr von dir. Wann und wie bist du trocken geworden und wie war es vorher?
    Liebe Grüße
    Frank

  • Liebe Lilly,

    leider kann ich hier nicht bzw noch nicht! mitreden, da ich erst am Montag zum Entzug gehe.
    Aktuell hab ich eher das quasi gegenteilige Problem, dass ich dieses ekelhafte Gesöff nicht mehr trinken will und bzgl Symptomen es mir runterwürge und einfach nur wieder ein normales Leben leben möchte ohne Symptome und dieses Trinken.
    Ich weiß ja nicht ob es dir persönlich mit dem Alkohol irgendwann schlecht ging und wie deine Geschichte ist....
    Wie lang , wie viel hast du getrunken, was war dein Grund aufzuhören ?

    Ich kann mir zumindest vorstellen und hoffe, dass ich irgendwann an diese aktuellen Horrormomente zurück denke und mir dann sagen kann ne das bloß nie wieder.
    Ob es so sein wird kann ich nicht sagen bisher aber so zumindest meine Hoffnung.

    Ich drücke dir die Daumen, dass du weiterhin die Kraft findest.

  • Hallo Lilly,
    ich hab mich von deinem Posting angesprochen gefühlt, bin mir aber nicht sicher, ob ich dir wirklich weiterhelfen kann, da du äußert wenig von dir preisgegeben hast.
    Du sprichst an, dass es dir schwer fällt, etwas NICHT zu tun. Du meinst damit NICHT Alkohol zu trinken, was dir heute offenbar besonders schwer gefallen ist.

    Ich sehe das Problem genau in dieser inneren Einstellung, etwas NICHT tun zu dürfen, was man eigentlich möchte.

    Ich gehe an meine Abstinenz bewusst nicht so heran, denn die Wahrscheinlichkeit, dass meine Gedanken genau um dieses „Ich darf das nicht....obwohl das doch soooo schön wäre“ kreisen würden, wäre ziemlich hoch. Mein Belohnungszentrum würde mir die Hölle heiß machen, weil es nicht seine Belohnung kriegt. Alkohol wirkt ja nun mal ziemlich schnell dort und es reicht ja schon die Aussicht auf Belohnung, die zu einer Ausschüttung gewisser Botenstoffe führt. Versagst du dir dann die Belohnung, wird’s ziemlich frustig.

    Ich gehe anders an meine Abstinenz heran. Ich habe gar nicht das Gefühl, etwas nicht zu dürfen.
    Ganz im Gegenteil fühle ich mich frei davon, etwas nicht mehr tun zu MÜSSEN. Ich fühle mich frei von einer Art Zwang und ich fühle mich frei zu etwas Neuem.

    Ich lasse es in meinem Kopf möglichst gar nicht mehr zu dem Gedanken kommen, ich müsse auf etwas „Gutes“ verzichten.

    Und wie sich für mich auch auf überraschend und sehr überzeugend Weise gezeigt hat, hat mir mein Alkoholkonsum sogar mehr körperlich und psychisch zugesetzt, als ich das geahnt hätte. Ich bin nun seit mehr als einem halben Jahr abstinent und das hat bei mir zu einer Verbesserung geführt, die ich so nicht erwartet hätte. Und das bestärkt mich natürlich darin, dass ich nichts mehr trinken mag.

    Ich kenne dieses Aufhören aus reiner Willenskraft aus dem Zusammenhang mit dem Nicht-mehr-Rauchen. Auf dem Weg hab ich‘s nicht geschafft, sondern erst auf einem anderen....

    Magst du ein wenig mehr über dich erzählen?

    Herzliche Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Lilly,

    willkommen bei uns im Forum!

    Wie lange trinkst Du nicht mehr und was waren Deine Beweggründe aufzuhören?

    Mit der Faust in der Tasche nicht zu trinken, ist einfach kontraproduktiv...

    Ich schliesse mich Frank an, ich bin seit über 8 Jahren trocken, und noch immer
    sehr froh nicht mehr trinken "zu müssen".

    Vielleicht schaffst Du es Deine derzeitige Situation bald mit anderen Augen zu sehen,
    das wäre sehr hilfreich!

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • An euch Elly, AmSee, Frank, Traumwandlerin
    ich danke euch für die schnellen und so guten Antworten und Anmerkungen. Ich wollte nicht von Anfang an mit "der Tür ins Haus fallen", aber ich erzähle gerne noch mehr. Zuerst mal aber möchte ich euch sagen, wie sehr es mir hilft, was ihr mir über Einstellung und Lebensbereicherung oA sagt. Auch du "Traumwandlerin" hast mir einen entscheidenen Impuls geliefert. Ich darf bereits ohne leben.
    Meine Geschichte ist sehr lang, aber ich fasse mich kurz. Ich bin mit 27 aus einer religiösen Gemeinschaft ausgebrochen, in der ich aufgewachsen war und mit 18 bereits geheiratet hatte.In dieser Gemeinschaft durfte man nicht trinken, nicht tanzen, nicht rauchen und keine Beziehungen zu Nicht-Gläubigen haben. Man musste Dinge tun, von dene ich nicht sprechen kann. Dinge, die sehr entwürdigend waren. Meine Erinnerungen sind so verfärbt,aber ich glaube, ich war schon immer rebellisch. Ich bin mit meiner Tocher (damals 4 Jahre) davongelaufen als ich 28 war. Dadurch habe ich meine damaligen Freunde und den Kontakt zu meinen Eltern verloren.Ich bekam wütende Briefe von Mitgliedern der Gemeinschaft mit soviel Verachtung und Enttäuschung, dass ich oft ganz gelähmt war vor Angst.Meinen Ehemann habe ich in eine tiefe Krise gestürzt. Noch heute hofft er auf meine Rückkehr, was mir in der Seele weh tut. Das ist nun 13 Jahre her. Inzwischen habe ich noch einen Sohn, der heute 10 Jahre alt ist. Nach dem Ausbruch aus dieser Gemeinschaft habe ich ein paar Jahre "wild" gelebt. Das hat den Konsum chemischer Drogen und Gras und auch Alkohol beinhaltet. Irgendwann habe ich mich "eingependelt" und nur noch getrunken. Alkohol ist ja salonfähig. Durch das Aufwachsen in einer kleinen , engen Welt fällt es mir sehr schwer "Nein" zu Genußmitteln zu sagen. Und der Kampf in meinem Kopf ist tatsächlich dieser, dass ich meine, auf etwas Schönes verzichten zu müssen. Auch hilft es mir gegen all die intensiven Gefühle von Freude bis Schuld, von Einsamkeit bis Überforderung. Alkohol hat mich oft "in die Waage" gebracht. Manchmal, wenn ich sehr wenig Geld hatte und doch soviele Rechnungen, dann habe ich mir einfach ein Bier aufgemacht und schon gingen mir die Überweisungen leichter von der Hand. Es half mir gegen Ängste und Sorgen. Aber noch schlimmer- es half mir meinen Lebenshunger zu stillen. Ich wollte so gerne endlich frei sein. Aber in meinem Kopf waren soviele Ängste verankert und ich hatte so viele Menschen verloren. So möchte ich nicht weiterdenken. Und trotzdem... wie füllt ihr diesen Bedarf an Betäubung, wenn die Welt so laut und bissig zu euch ist und ihr eine Pause braucht? Nichts belohnt so schnell und effektiv wie Alkohol, denkt mein Körper. Ich möchte wirklich umdenken. Ich möchte mich nicht rausreden und nicht reinsteigern. Ich möchte nachts nicht mehr schwitzen und morgens fast sterben .Aber in diesem Forum schreiben so viele, dass unsere Lebenszeit so kostbar ist. Doch ich habe in meiner Kindheit erlebt wie brutal die Lebenszeit in einer Gemeinschaft ist, in der man alles versagt bekommt. Also fühle ich oft diesen Gedanken " Was ist das Leben schon wert, wenn es immer nur nüchtern-schmucklose Realität bereithält?
    Ich freue mich über weitere Antworten und bitte verzeiht mir, wenn ich euch überfordere.
    Ich danke euch.


  • Also fühle ich oft diesen Gedanken " Was ist das Leben schon wert, wenn es immer nur nüchtern-schmucklose Realität bereithält?

    Nun wissen wir einiges mehr von Dir. Deine Vergangenheit scheint für Dich ein Trauma hinterlassen zu haben. Warst Du in einer
    psychologischen Beratung deswegen?

    Rebellisch war ich auch... Meine Eltern waren sehr streng und auf der anderen Seite dem Alkohol viel zu sehr zugeneigt...

    Das Leben ist das, was wir daraus machen. Egal wie die Vergangenheit war! Wir leben im hier und jetzt!

    Und Du hast bemerkt, dass Du auch nicht mit Alkohol umgehen kannst. Deine nächtlichen Schwitzattacken sprechen ja
    für sich...

    Seit ich trocken bin, achte ich noch mehr auf mich und nehme mir bewusst Zeit für mich. Und ich habe mich von einigen
    Menschen distanziert, die mir nicht gut tun.

    So habe ich Zeit für meine Hobbies, lesen, handarbeiten, Garten, etc. Finde etwas, was Dir wirklich Freude bringt und Deine
    Zeit sinnvoll füllt.

    Und dann kommt vieles von allein.

    Das solls erstmal gewesen sein...

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!


  • Mit der Faust in der Tasche nicht zu trinken, ist einfach kontraproduktiv...
    LG Elly

    Elly, diesen Satz verstehe ich nicht...wie meinst du das? Was ist denn am nicht Trinken kontraproduktiv?

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Elly, diesen Satz verstehe ich nicht...wie meinst du das? Was ist denn am nicht Trinken kontraproduktiv?

    Wenn man die Hand verkrampft, also kämpft um nicht zu trinken, dann ist es der falsche Weg,
    bzw. die falsche Einstellung!

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Liebe Lilly,

    dieses Leben in dieser Gemeinschaft hört sich wirklich grauenhaft an und hat sicher einige Trauma evtl hinterlassen und zusätzlich diesen Wunsch alles auszuleben inklusive Suchtmitteln.

    Wie lange hast du Alkohl konsumiert? Und hast du einen Entzug oder Therapie gemacht oder das allein gemacht?
    Nachts hab ich nie geschwitzt, dafür tags umso mehr .

    Ich kann diese Gedanken verstehen bzgl dem ausblenden und "Spaß" aber der vermeintliche Spaß wird irgendwann zum Horror und da will man auch nicht hin.
    Jede Sucht ist immer eine SUCHE.
    Eine Suche nach sich selbst, nach positiven Emotionen, nach Freude .....
    Das was dahinter steht....
    Und diese Sucht war/ist einem für etwas dienlich gewesen und nicht nur negativ zu sehen und irgendwann hat sie ausgedient und braucht positiven Ersatz.
    Etwas anderes finden.... etwas was einem Sinn gibt , Freude .
    Ich kann dir das Buch "Das Café am Rande der Welt " empfehlen. Sehr leicht zu lesen und sehr inspierend.

    Ich weiß auch nicht ob du in Therapie bist oder warst aber das wäre beste auch hilfreich um die Zeit in dieser Gemeinschaft zu verarbeiten vllt mit EMDR . Das ist speziell für Trauma und tiefgreifender als die Verhaltenstherapie.

    Lebst du nun mit den 2 Kindern allein ?

  • Ich denke es ist wesentlich einfacher nicht mehr zu trinken wenn man in mehreren Lebensbereichen zufrieden ist und anderweitig Freude , Struktur.... findet.
    Die hab ich auch kaum aktuell. Mir ist aber klar, dass ich mir dieses Leben aufbauen kann/will .
    In der Therapie nach dem Entzug geht es dann genau darum und ich kenne all das in der Theorie zumindest ;D Lang genug damit befasst. Nur unser Können muss man es dann.
    Ich erzähle dir also von etwas das ich selbst nicht erreicht habe und selbst umsetzen will ;D
    Ich weiß welche Lebensbereiche nicht laufen und es damit nicht getan sein wird nur nichts mehr zu trinken aber wenn ich klar bin und leistungsfähiger dann erst kann ich die anderen Sachen angehen und zu wissen wo man etwas verändern möchte ist die erste Grundlage ...
    Und dazu gehört auch positive Dinge zu finden statt dem Alkohol. Ein anderes Ritual ... mehr Selbstfürsorge... gesundes Essen... meditieren... Tee trinken ka
    Vermutlich werde ich dann wieder "Abhängig" nach Tee ;D war ich auch schon zumindest psychisch aber das ist harmlos .
    Man sucht denk ich oder viele Süchtige nach Halt! Den man sich gesünder beschaffen muss und wegkommen von dieser selbstzerstörung

  • Hallo Lilly,
    sorry, jetzt habe ich mich gar nicht vorgestellt:
    Ich bin Britt, Mitte 50 und trockene Alkoholikerin.
    Wenn du noch "geschafft" Kreutzchen im Kalender machst, gehe ich davon aus, dass du noch nicht allzu lang nüchtern bist.
    Das, was du da beschreibst, ist schlicht und einfach Suchtdruck. Und den muss man gerade am Anfang einer Trockenheit - wenn nötig mit der Faust in der Tasche - aushalten. Kennst du irgendwelche Bewältigungsstrategien?
    Ich wünsche dir einen guten Austausch hier.
    LG Britt

    PS: Traumwandlerin, Das Wort Sucht geht auf „siechen“zurück, das Leiden an einer Krankheit bzw. Funktionsstörung. Hat nichts mit Suchen zu tun.

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Ich persönlich glaube schon und hab oft gelesen dass die Sucht (egal welche) eine Suche ist nach etwas...
    Etwas das man vermeintlich ungesund in der Sucht meint zu finden aber es natürlich ein Irrtum ist.
    Mit dem "siechen " hast du natürlich recht .... kenn ich ja .
    Aber grundsätzlich sucht man in der Sucht auch etwas....
    Jeder etwas anderes. Der eine hat seine Kindheit nicht verdaut und sucht im Leben liebe, der andere sucht darin Entspannung, der andere will vergessen ... Es gibt viele Möglichkeiten
    Nur finden wird man es im Alkohol oder anderen Mitteln definitiv nicht.

  • Hallo Lilly,
    vielen Dank, dass du so viel von dir preisgegeben hast, nun habe ich eine sehr viel genauere Vorstellung, wie es dir geht.
    Was das Leben in dieser religiösen Gemeinschaft betrifft, kann ich sehr gut nachvollziehen, wie dich das für dein Leben geprägt und gewissermaßen gezeichnet hat. Hut ab, dass du es geschafft hast, dich davon zu lösen. So etwas ist wahrlich (!) nicht einfach, besonders noch weil du in dieser Gemeinschaft groß geworden bist. Die Familie und das gesamte Umfeld, was man kennt, zu verlieren, und und und
    ist bei solchen religiösen Gemeinschaften leider üblich und hinterlässt sehr, sehr, sehr tiefe Wunden.
    Was dir danach geschehen ist, ist für mich völlig nachvollziehbar.

    Und nun bist du an dem Punkt, dass du die „heilsame“ Seite des Alkohols kennengelernt hast und gewissermaßen keine gute brauchbare Alternative kennst. Du kennst allerdings auch schon die Schattenseiten des Alkohols.

    Ich hab sie auch sehr geschätzt, diese „heilsame“ Seite des Alkohols. Für eine Weile war er meine „Medizin“. - Was du darüber erzählst, warum du Alkohol konsumiert hast, kommt mir sehr bekannt vor...

    Doch... inzwischen denke ich ganz anders über den Alkohol und ich erinnere mich auch immer wieder und immer mehr daran, was für ein falscher Freund er gewissermaßen für mich war.

    Ich hatte nicht mehr richtig die Kontrolle darüber, wie viel ich trank. Ein Glas war schnell herunter gestürzt, Genuss war das nicht mehr. Und ich überschritt schließlich eigentlich jedes Mal den Punkt, an dem die Wirkung noch angenehm war und hilfreich. Mir entglitt mehr und mehr die Kontrolle und der Gedanke, ab wann ich am Tag wieder eine Flasche aufmachen dürfte, kam immer öfter. Und und und

    Ich wurde allmählich jedenfalls ziemlich nachdenklich. Mein Ringen, weiter Alkohol trinken zu dürfen und wie es schließlich bei mir kippte, kannst du in meiner Selbstvorstellung nachlesen.

    Heute nach mehr als einem halben Jahr Abstinenz sehe ich, wie viel mehr der Alkohol meiner Psyche und meinem Körper noch geschadet hat. Das hätte ich so nicht erwartet und hab es, als ich noch regelmäßig getrunken habe, überhaupt nicht bemerkt.

    Ich komme zu dir zurück: Du hast sehr, sehr tiefe Verletzungen erlitten, ein Trauma davon getragen. Du bist nicht die erste, die das mit Alkohol zu behandeln versucht hat. Leider ist Alkohol überhaupt kein gutes Hilfsmittel, im Gegenteil schafft er neue, ziemlich gravierende Probleme.

    Ich selbst habe in meinem Leben Schlimmes erlebt, war zwischenzeitlich auch mal kurz in einer religiösen Gruppierung, die mir letztlich NICHT gut getan hat und mich in gewissen Bereichen verbrannt hat.
    Das wirkliche Heilmittel für mich lag schließlich in einer Therapie bei einem richtig guten und zu mir passenden Arzt/ Therapeuten. Es hat Jahre gedauert und ich bin auch immer noch dabei, was aber auch damit zu tun hat, dass ich chronisch krank geworden bin. Vieles ist besser geworden, Vieles konnte verarbeitet werden und meine Perspektive hat sich entscheidend verändert.
    Die große Welt mag sein, wie sie will, ich nutze den Gestaltungsspielraum meiner eigenen kleinen Welt voll aus und meine eigene kleine Welt gefällt mir inzwischen ziemlich gut.

    Ich schreibe dir das, weil dir mein Beispiel vielleicht weiterhilft, eine neue Perspektive zu entwickeln.

    Herzliche Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Lilly
    ein geschafft Kreuzchen habe ich oft in meinem Kalender verzeichnet, oder eben die Tage mit Alkohol...irgendwie hat es mir geholfen, den "Überblick" zu bewahren und die Kontrolle darüber zu haben , um dann festzustellen, dass es mir nur bedingt hilfreich war.
    Ich bin seit fast 12 Monaten ohne Alkohol...bei mir war es ein langer steiniger Weg bis zur vollkommenen Abstinenz und wer weiß, was in ZUkunft sein wird ? Werde ich weiterhin nüchtern bleiben können?
    Nathalie Stüben (schau mal bei Google) hat mir zum Beispiel sehr geholfen, zu verstehen, dass Alkohol nichts mehr ist, was ich ersehnen will, sondern dass er etwas ist, was mich zerstört. Als ich das kapierte, war ich motiviert dran zu bleiben und abstinent zu bleiben, aber auch der eigene Wille, aufzuhören.

    Sobald du den Alkohol in deinem Kopf noch toll findest, so wird dir die Abstinenz sehr schwer fallen und du leidest , wenn du keinen trinken "darfst".
    Aus meiner jetzigen Erfahrung kann nur sagen, ich bin froh, nicht mehr trinken zu müssen.
    Ich bin frei davon. Ich habe auch gar keine Lust mehr auf das Zeug.
    Und mir ist meine Abstinenz erst dann richtig gelungen, ohne Leidensweg, als ich folgendes kapierte:
    es kann eine unglaubliche Erleichterung sein, ihn nicht mehr trinken zu müssen.
    Die Abstinenz ist kein Leidensweg, sondern ein Weg in die Freiheit, in die UNabhängigkeit.
    Halte dir vor Augen, wie oft du dich schon schlecht gefühlt hast, wegen dem Konsum.
    Halte dir vor Augen, wie sehr du darunter gelitten hast.
    Warum sonst willst du aufhören ?

    Deine Geschichte hat mich sehr bewegt und ich kann mir vorstellen, wie sehr für dich deine Welt zusammengebrochen ist.
    Der Alkohol war dir da sicher willkommen, um all den Schmerz zu betäuben..
    du hast aber großes geleistet, denn du bist deinen Weg weiter gegangen, auch wenn er nicht einfach war.
    Wer schafft so etwas ? Jemand, der viel Mut hat und der Willensstärke hat ).
    Du wirst das auch mit dem Alkoholausstieg schaffen...

    Ich wünsche dir alles Gute !
    Samira

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