• Mein Name ist Thomas. Ich bin nicht mehr der Jüngste, aber auch nicht uralt :) .
    Mit ungefähr 15 Jahren bin ich mit Alkohol in Verbindung gekommen. Die ersten Discobesuche. Ab dieser Zeit habe ich regelmäßig getrunken. Freitags war Disco und Samstag war in unseren Dorfgasthof, zudem ein großer Tanzsaal gehörte. Später habe ich dann mit der Lehre begonnen, dann musste ich zum Grundwehrdienst und immer war der Alkohol mein Begleiter. Natürlich war ich nicht immer alkoholisiert, aber gab es Anlässe und Alkohol wurde ausgeschenkt und brauchte ich nicht fahren, trank ich Alkohol. Mal mehr, mal weniger.
    Dann kam die Ehe, es wurde ein Haus gebaut, ein Kind geboren und mein Konsum steigerte sich. Es war nicht so, dass ich auf Arbeit angetrunken war, aber zum Feierabend wurde Bier getrunken. Mit Freunden, mit dem Nachbarn in der Garage usw... Es kam zur Ehescheidung, aber nicht wegen des Alkohols, aus anderen Gründen.
    Da hat es mir förmlich die Beine weggezogen. Ich wohnte in einer kleinen Wohnung, war allein und die Kneipe war gleich um die Ecke. Der Konsum steigerte sich, die erste Entgiftung war angesagt. Dieser folgten dann fast jährlich weitere Entgiftungen.
    Bis ich dann meine jetzige Frau kennenlernte und das war in einer Phase, in der ich ein Jahr lang Abstinent gelebt habe. Es folgten noch einige Jahre völliger Abstinenz und es war eine wunderbare Zeit. Bis zu dem Moment, als ich ein Glas Sekt getrunken habe. Natürlich ist da nichts passiert, auch danach nicht. Aber der Gedanke immer mal wieder ein Bier oder Wein trinken zu können, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und so bürgerte sich ein doch wieder regelmäßiger Alkohol zu trinken. Viele Versuche habe ich unternommen völlig abstinent zu leben, aber ich bekomme es nicht hin. Fahren wir in Urlaub, dann brauche ich nicht trinken. Da fällt es mir nicht schwer auf den Alkohol zu verzichten. Kontrollverlust kenne ich schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich ist es das Alter, das ich nur noch kleinere Mengen trinke. 2 Bier und zwei Piccolo, das reicht mir. Aber ich möchte ganz auf Alkohol verzichten. Nur packe ich es nicht.
    Nun lese ich schon eine gewisse Zeit hier im Forum mit und habe schon viel Nützliches und Hilfreiches gelesen und mir auch dazu Notizen gemacht. Ich hoffe, durch die vielen Anregungen und Lebensgeschichten von Menschen so wie ich, die es aber schaffen abstinent zu leben, dass ich es auch schaffe. Auch meiner Gesundheit würde es guttun, den Alkohol sein zu lassen. Ich hoffe und wünsche mir hier im Forum einen regen Austausch zu bekommen.

    Liebe Grüße Thomas

  • Hallo Thomas,

    Willkommen im Forum!

    Ich bin Rina,w, 39J und seit ca 1,5 Jahren alkfrei. Also noch nicht so lange wie du das schon mal gelebt hast...wobei ich zu meiner ersten Frage komme: Wie hast du es das erste mal gemeistert? Warst du vielleicht in einer realen SHG oder hattest Du regelmässig Treffen mit einem Therapeuten? Du schreibst du warst schon mal einige Jahre völlig abstinent, was hat sich deiner Meinung nach geändert, dass es jetzt nicht klappt?

    Dieu schreibst auch dass du keinen Kontrollverlust mehr hast und nur wenig trinkst. Was geben dir diese paar Schlückchen Alkohol, dass du nicht darauf verzichten kannst? Wieso ist es ein Problem bei einem niedrigen Konsum zu bleiben wenn du ihn steuern kannst? Willst du nur aus gesundheitlichen Gründen darauf verzichten oder hast du Angst es könnte wieder ausarten?

    Sorry dass ich dich gleich so mit Fragen beschiesse, ich möchte es wirklich nur besser verstehen können! Du brauchst natürlich nicht zu reagieren sollte ich zu neugierig sein

  • Hallo
    Schön,das du Hierhin gefunden hast
    Erst mal willkommen.
    Ja du schreibst ja selber für mich schon die Antwort nixweiss0
    Du Hast die Scheidung ,und danach in ein Tiefes Loch gefallen,Entgiftung,eine Neue Frau Kennengelernt,und konntest auf den Alkohol Verzichten wie auch immer.
    Jetzt nach Jahren Kehrt der Alltag ein ,in der Beziehung ist ein Alltag eingetreten ,du Fühlst dich sicher und schon fängt der Kreislauf wieder von Vorne an.
    Besuchst du eine Reale Shg?
    Ist dir Bewust,das du auch an dir Arbeiten mußt,um diese Krankheit zu Stoppen?
    Und das geht nur indem du dich mit ihr Beschäftigst.
    Du weißt selber,das du genügend Kontrollverluste vorweisen kannst,und warscheinlich auch schon so einiges gehört hast wie es anderen ergangen ist,also Reis die Reisleine und Kümmere dich um dich.
    Setze dich mit dem Auseinander sonst wirst du wieder schneller da sein wo du mal gewesen bist.
    Gehst du offen mit deiner Krankheit um?Das Heißt wissen deine "Freunde" von deiner Vorgeschichte?
    Das alles Kanst du dir nur selber Beantworten,und danach Handeln.
    Der Beste Schutz für dich ist Offen in deinem Umfeld damit umzugehen,finde ich zumindest.
    Und wenn du hier Stöberst oder du müsstest ja auch wissen wenn man das ganze Schleifen Lässt schleichen sich alte Gewohnheiten wieder schnell ein.
    Hier in der Bücherecke findest du bestimmt einige wertvolle Tipps
    Jeder Tikt anders auch du,und du weißt auch am besten wie du dich Schützen kannst.
    LG

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Hallo Thomas.
    Ich möchte dich auch begrüßen.
    Deine Vorstellung hab ich mit großem Interesse gelesen und dabei sind mir auch die Fragen durch den Kopf gegangen, die dir Rina gestellt hat.
    Mich interessiert das auch sehr, wie deine Antworten dazu ausfallen.
    Ich wäre froh,ich könnte schon so lange Abstinenz Zeiten vorweisen ,die du schon hinter dir hast.
    Ich bin seit drei Monaten nüchtern und in der Tat ist das die längste Zeit ,seit insgesamt mehr als 20 Jahren oder gar 30 Jahren Konsum von Alkohol. Für mich hat das immer dazu gehört...
    LG Orangina

  • Hallo Thomas,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum. Ich wünsche dir einen guten Austausch und gute Anregungen.

    Kurz zu mir, ich bin 48 Jahre alt, w, und habe mich vor drei Monaten für die Abstinenz entschieden, als ich begriff, worauf ich mit meinem Alkoholkonsum zusteuerte. Ich konnte zwar immer wieder auf Alkohol verzichten und hatte auch keinen Kontrollverlust, wie man sich das so vorstellt, aber bei mir war es so, dass, wenn ich ein Glas trank, dieses sehr schnell geleert war und dann mindestens eins, in der Regel zwei bis drei weitere Gläser folgen mussten. Ich trank Alkohol, um in bessere Stimmung zu kommen, z.B. Feierabend-, Wochenend-, Ferienfeeling und natürlich bei Familienfesten. Aus gesundheitlichen Gründen hätte ich gar nicht trinken dürfen, aber ich tat‘s, weil ich nicht glaubte, dass mir mein Alkoholkonsum schadete. Alkoholismus als richtige Krankheit habe ich als Kind und Jugendliche bei meinem Vater erlebt, glaubte für mich aber noch „safe“ zu sein. Inzwischen denke ich ganz anders darüber, ich habe durch den Austausch hier im Forum sehr viel für mich hinzugelernt und für mich selbst gibt es keine Alternative mehr zur Abstinenz. Ich kann für mich sogar jetzt schon sagen, dass ich zufrieden abstinent bin, etwas, was ich mir, als ich mich vor drei Monaten hier angemeldet habe, nicht vorstellen konnte. Ich arbeite allerdings auch daran, in meinem Kopf kein Bedauern und keine Sehnsucht aufkommen zu lassen, und ich habe Menschen, die mir sehr wichtig sind und mich stützen, informiert. Gesundheitlich profitiere ich übrigens bei meinen Erkrankungen enorm von der Abstinenz, das hätte ich mir so nicht vorstellen können.

    Nun zu dir: So, wie du es beschreibst, scheinst du einer der sehr wenigen zu sein, denen kontrollierter Alkoholkonsum gelingt. Mit sehr viel Selbstkontrolle würde mir das vielleicht gelingen, aber es würde mich enorm viel Energie kosten und ein Gläschen hier und da wäre gewiss kein Vergnügen mehr für mich. Die Gefahr des Kontrollverlustes und der damit verbundenen Selbstvorwürfe wäre bei mir, dessen bin ich mir bewusst, immer wieder gegeben. Wie ist das aber bei dir? Warum möchtest du dauerhaft abstinent sein? Kostet dich das gelegentliche, kontrollierte Trinken Energie, die du nun nicht mehr investieren möchtest? Beginnt dein Konsum dir doch zu entgleiten?
    Du schreibst, dass du nicht schaffst, abstinent zu bleiben. Magst du noch etwas mehr darüber erzählen, warum du es nicht schaffst bzw. was dich hindert? Antworten auf die Fragen, die Rina dir gestellt hat, könnten uns hier Anhaltspunkte geben, wo wir dich ggf. abholen können.
    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Vielen Dank für eure nette Begrüßung hier im Forum!

    Zuallererst möchte ich mein Alter nennen, ich werde 62 Jahre alt. Was mich geritten hat, als ich mich vorstellte und zu schreiben "bin nicht mehr jung aber auch nicht uralt", ich weiß es nicht, ist ja jetzt auch egal.
    Ich freue mich hier aufgenommen habt. Schon das Gefühl allein, gibt einen Stärke im Kampf gegen den Alkohol.

    Zu der Frage, wie ich es geschafft habe, nachdem ich meine jetzige Frau kennenlernte abstinent zu leben? Zuallererst nachdem wir uns kennengelernt haben, habe ich gesagt das ich Alkoholkrank bin. Gleichzeitig besuchte ich eine SHG in der Stadt in der wir wohnten, mittler weilen sind wir umgezogen und ich besuche eine andere SHG hier am Ort. Es lag vielleicht auch daran, dass ich die Jahre bevor ich meine Frau kennenlernte zu vielen Entgiftungen war. Diese fanden ja immer im Krankenhaus statt, meist so 8-10 Tage stationär.
    Als ich im Jahr 2000 wieder zur Entgiftung eingeliefert wurde, sagte am letzten Abend vor der Entlassung die Nachtschwester zu mir das es für mich besser wäre mich in der Klinik für Psychiatrie behandeln zu lassen. Dort würde man mehr auf das Alkoholproblem eingehen. Ansonsten würde ich zum "Drehtürpatienten" im Krankenhaus. Zur Entgiftung im Krankenhaus wird man nur körperlich wiederhergestellt. Auf die Psyche geht man da nicht so ein. Der Rat war gut! Am nächsten Tag wurde ich nicht entlassen, sondern in die Klinik für Psychiatrie, genannt auch "Klapper" überwiesen. Da gab es eine Abteilung direkt für Suchtkranke aller Art (stoffgebunden und nicht stoffgebunden). Das hat mir echt geholfen. Dann habe ich wieder angefangen zu arbeiten und auch meine Frau kennengelernt. So kam es, dass ich eben abstinent gelebt habe. Bis eben zu den Tag X im Jahre 2007, glaube ich, war es. Auch da habe ich schnell wieder die Kurve bekommen, aber ein Jahr später passierte dasselbe wie 2007. Ich kann da nur sagen, ich wusste um die Problematik "Ein Bier nur", habe es aber trotzdem getan.
    Durch die lange Trinkerei ist meine Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen. Meine Leber ist nicht mehr die beste. Meine Hausärztin macht einmal im Jahr Ultraschall, um zu sehen, wie die Leber aussieht. Ich dürfte rein aus gesundheitlicher Sicht gar nichts mehr trinken und tue es aber trotzdem. Dafür könnte ich mich Ohrfeigen. Genug nun der Jammerei!

    Mein jetziger Konsum ist niedrig, aber doch noch zu viel, wie so jeder Tropfen. Meine Frau weiß davon nichts und das macht mich kaputt. Ich will es ihr nicht sagen, sondern muss es selbst in Griff bekommen. Nun wird sich hier jeder Fragen stellen, wieso meine Frau nichts davon mitbekommt.
    Da ich ziemlich lautstark schlafe und meine Frau da keine Ruhe findet, schlafe ich im ehemaligen Kinderzimmer. Da haben wir unser kleines Büro eingerichtet und da steht auch mein PC. Abends nach dem Fernsehen gehen wir dann zu Bett, jeder in seinem Gemach. Meist sitze ich da noch für ca. 1 Stunde am PC und schau mir Videos auf Youtube an. Und zu dieser Gelegenheit trinke ich 2 Flaschen Bier und einen Picollo, manchmal werden es auch zwei. Bis zum Morgen 7 Uhr ist der Alkohol aus meinem Körper raus bzw. meine Frau richt davon nichts mehr. Aber das Ganze nur freitags, samstags und am Sonntag. Und nun kommt noch Montag und auch Dienstag dazu. Ich habe zu kämpfen Mittwoch und Donnerstag abstinent zu bleiben. Für mich ist das ein Zeichen, das die Spirale sich immer weiter dreht und ich total versage.
    Sorry, ich muss erstmals aufhören, denn es macht mich fertig wenn das ganze Übel so an mir vorüberzieht.

    Liebe Grüße Thomas :(

  • Hallo Thomas,
    vielen Dank, dass du uns so viel über dich preisgibst. Was deine „Karriere“ betrifft, so klingt sie ganz typisch. Wenn du dich hier ein wenig einliest, wirst du eine ganze Reihe ähnlicher Geschichten finden. Da du in SHGen warst, wirst du das wissen.
    Damit dass ein Glas Alkohol dich letztlich zu Fall gebracht hat, stehst du auch nicht alleine da.
    Und dass du heimlich trinkst, ist leider auch ziemlich typisch.
    Das macht es nicht besser, aber immerhin macht es deutlich, dass du (leider) nicht allein bist.
    Ich selbst habe, wie schon gesagt, sehr von den Erfahrungen und Gedanken der anderen profitiert.

    Nun, du merkst, dass es dir absolut nicht gut damit geht, und damit hast du eigentlich einen guten Anfang. Wenn es nicht so wäre, würdest du nicht aufhören wollen.

    Es liegt ziemlich nahe, dass sich bei dir die Spirale immer weiter dreht. Die Frage ist also nun, wie du das abstellen könntest.

    Lass dir dazu ein paar Fragen, die mir selbst mal weitergeholfen haben, stellen:

    Geh doch mal in dich und frag dich, was dir der abendliche Alkohol eigentlich gibt. Aus welchen Gründen trinkst du?
    Und dann stell dem gegenüber, was er dir nimmt oder aber nicht gibt, welche Schwierigkeiten damit verbunden sind.

    Kannst du das erste Glas stehen lassen bzw. dir gar nicht erst Alkohol bunkern?

    Gibt es bestimmte Rituale, die mit dem Trinken verbunden sind?

    Was oder wer könnte dich stützen?

    Was hast du zu gewinnen? (positiver Blick nach vorne)

    Ich habe, so schwer es mir fiel, meinen Mann informiert. Er hatte mich früher schon mal auf meinen Konsum angesprochen und ich hasste es sonst, wenn er mich beobachtete. Ich fühlte mich entmündigt, wenn er mich ansprach. Als ich aber ernsthaft begriff, worauf ich zusteuerte, und beschloss, dass ich nicht mehr trinken will, wurde mir klar, dass ich mit ihm reden muss, weil er mir eine Stütze ist. Nun tut es mir gut, mit ihm über dieses Thema zu sprechen. Ich habe auch andere eingeweiht, die mir eine Stütze sein können.
    Wenn du bestimmte Rituale hast, die du mit dem Trinken verbindest, solltest du von diesen eine Weile Abstand nehmen und etwas ganz anders machen. Dein Gehirn muss umlernen. Bei den üblichen Ritualen zu bleiben, bringt dich enorm unter Druck und die Gefahr, doch zu trinken, ist nicht zu unterschätzen.

    Hilft dir davon etwas weiter?
    Alles Gute dir
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Thomas,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum. Schön, dass Du Dich dazu entschieden hast hier aktiv mitzuschreiben.

    Ich bin Anfang 50, Alkoholiker und trinke jetzt schon lange keinen Alkohol mehr. Davor trank ich weit über 10 Jahre abhängig, die meiste Zeit heimlich. Ich hatte damals Familie, also Frau und 2 Kinder und konnte meinen Konsum verheimlichen. Obwohl ich zum Ende hin dann wirklich erhebliche Mengen an Alkohol zu mir nahm.

    Nach Deinem ersten Post dachte ich mir noch "erstaunlich, dass er es scheinbar geschafft hat in eine Art kontrolliertes Trinken zurück zu finden". Und ich habe mich gefragt, was Dich so belastet, wenn Du keinen Kontrollverlust mehr hast und in größeren Abständen ab und an mal "handelsübliche" Mengen trinkst. Es hat mich natürlich sehr erstaunt, weil ich das in dieser Forum tatsächlich noch nie von jemanden gehört oder erzählt bekommen habe.

    Nach Deinem zweiten Post jedoch sehe ich jetzt viel klarer. Du trinkst nicht ab und zu mal was sondern regelmäßig. Zwar (noch) nicht täglich aber offenbar immer am Wochenende und die Tage werden mehr. Da tut sich also was, wenn ich das mal so schreiben darf. In die falsche, aber, aufgrund Deiner Suchterkrankung, logische Richtung. Leider. Und Du trinkst heimlich, auch etwas ganz fatales, wie ich aus reichlich eigener Erfahrung weiß. Es scheint mir so, als stündest Du gerade am Anfang eines Neustarts, aber eben nicht in Richtung Abstinenz sondern genau in die andere Richtung. Deshalb ist es m. E. ganz hervorragend, dass Du Dich jetzt damit beschäftigst und dem ganzen einen Riegel vorschieben möchtest.

    Und ich denke jetzt gerade an ein Gespräch zurück, dass ich vor einiger Zeit mit einem Bekannten (ebenfalls Alkoholiker, aktuell trocken) geführt habe. Er hat mir erzählt, dass er 10 Jahre trocken war und dann wieder angefangen hat. So ähnlich wie Du das auch schilderst. Und auch er hat erst mal nur ein Bier getrunken und dann wochenlang nichts mehr. Und auch bei ihm kamen genau die gleichen Gedanken auf wie Du sie von Dir schilderst. Und er hat fast 3 Jahre ohne Probleme kontrollieren können, auch wenn es, wie er selbst sagt, ganz langsam etwas mehr wurde. Aber alles noch "im grünen Bereich", wo sich ein Außensstehender keine Gedanken machen würde. Und dann kamen ein paar Probleme, nach seinen eigenen Angaben noch nicht mal richtig schlimme sondern eigentlich durchaus lösbare, und bei ihm brachen alle Dämme.

    Er trank dann wieder jahrelang exzessiv, nach 10 Jahren komplett ohne und fast 3 Jahren moderat, bis er irgendwann dann nochmal den Absprung geschafft hat.

    Was ich damit sagen will: Du machst das jetzt genau richtig! Hinschauen und überlegen, wie Du ganz weg kommen kannst von dem Zeug.

    Nun bin ich (leider) nicht in der Lage Dir zu sagen wie das jetzt geht. Also, wie es funktioniert, dass Du auf die zwei Bier und den Picollo dauerhaft verzichten kannst. Ich könnte jetzt sagen: "Mensch, die zwei Bier und der Picollo, das ist doch im Grunde nichts. Lass sie doch einfach auch noch weg und verabschiede Dich von dieser Gewohnheit". Ich weiß aber natürlich, dass Du das sicher längst getan hättest, wenn es denn so einfach für Dich wäre.

    Deshalb möchte ich mich der Frage von AmSee anschließen. Aus welchem Grund trinkst Du am Wochenende diese 2 Bier und den Picollo? Was gibt Dir das? Ich denke, Du wirst eine Wirkung spüren, wenn Du das Zeug in 1 Stunde runter kippst, so habe ich das jedenfalls gelesen. Auf eine Stunde gesehen ist das keine "normale" Menge mehr sondern ich empfinde es schon als recht sportlich. Ich denke, Du wirst es spüren, wirst die Wirkung spüren.

    Kannst Du sagen, was Du damit bezwecken möchtest? Geht es darum, mal für kurze Zeit abschalten zu können? Und wenn ja, weshalb willst Du Dich betäuben?

    Sind jetzt viele Fragen und viele auch spekulativ, denn vielleicht ist es ganz anders oder Du empfindest es ganz anders.

    Ich bin jemand, der hier im Forum oft über den Sinn des Lebens schreibt und darüber, dass man mit sich selbst im Reinen sein sollte. Ich weiß nicht, ob ich Dich damit erreichen kann. Bei mir war das so, dass ich mich nach meinem Ausstieg mit diesen Themen besschäftigt habe. Ich wollte natürlich wissen, warum ich da hinein gerutscht bin. Weshalb ich Alkohol missbraucht habe und was ich tun kann um künftig ein Leben ohne Alkohol zu führen.

    Am Anfang stieß ich auf die "oberflächlichen" Gründe, also Stress, auch war ich gerne mal anders als ich eigentlich war und ich nutzte den Alkohol auch um locker zu werden. Wie gesagt, alles so Dinge, die wahrscheinlich auf die meisten erst mal zu treffen. Das reichte mir aber nicht, denn ich merkte irgendwann, dass andere Menschen auch Stress haben, andere Menschen auch Probleme haben (noch viel gößere als ich sie damals hatte) und trotzdem deswegen nicht trinken. Also ging ich tiefer und fand langsam heraus, dass bei mir ein paar grundsätzliche Dinge nicht gepasst haben. Ich will darauf jetzt nicht in die Tiefe eingehen, denn das würde jetzt den Rahmen sprengen.

    Jedenfalls wurde mir klar, dass ich mir mal Gedanken darüber machen muss, wer ich eigentlich bin und wer ich eigentlich sein möchte. Was der Sinn meines Lebens ist und wie ich diesen erreichen kann. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich mich selbst eigentlich gut so finde, wie ich bin und ob ich mich selbst eigentlich liebe. Mit dem Ergebnis, dass es da noch "Optimierungsbedarf" bei mir gibt und ich überlegte, wie ich das "optimieren" könnte.

    Ich schreibe das jetzt mal so, auch wenn ich merke, dass es sich ziemlich sülzig anhört. Ich kann es nur gerade nicht anders formulieren und das waren tatsächlich die Dinge, die mich lange, sehr lange, beschäftigt haben.

    Ich fand dann zu all meinen offenen Fragen auch Antworten, das war wunderbar. Ich wusste dann, wo ich hin will, wer ich sein will und was mein (Lebens-)Sinn ist. Und natürlich wusste ich, dass ich NICHTS von dem was ich erreichen wollte, erreichen kann, wenn ich Alkohol trinke. Gleichzeitig verlor der Alkohol aber auch mehr und mehr an Bedeutung, je mehr ich mit mir und meinem eingeschlagenen Lebensweg voran schritt. Ich wurde immer ruhiger und immer zufriedener. Und auch immer dankbarer diesen Weg so gehen zu dürfen.

    Was will ich Dir damit jetzt also sagen? Ich möchte Dich im Grunde einfach nur dazu ermutigen, bei Dir selbst genau hinter die Kulissen zu blicken. Wo willst Du hin? Wo siehst Du den Sinn Deines Lebens? Wer möchtest Du sein und bist Du derjenige schon? Und welche Rolle hat dabei der Alkohol? Was brauchst Du um zufrieden zu sein, um nicht den Wunsch zu verspüren etwas durch Alkohol manipulieren zu wollen?

    Ok, war jetzt bisl viel Psychozeugs, ich kann mich heute nicht so gut ausdrücken. Ich lass es aber jetzt mal stehen, vielleicht ist die ein oder andere Anregung für Dich dabei. Ich habe diesen Prozess damals übrigens nicht selbst einfach so "ins Leben" gerufen. Ich war verzweifelt, ich dachte ich müsste an meiner Schuld zerbrechen (ich trennte mich nach meinem Ausstieg von meiner Familie, alle litten fürchterlich darunter) und hatte große Angst, dass ich darüber auch scheitern könnte. Ein Mönch und ein sehr guter Freund waren meine großen Hilfen damals. Vor allem mit dem Mönch habe ich viele Stunden gesprochen, immer wieder und von meinem Freund habe ich dann wieder anderen Input bekommen. Irgendwann kam dann meine jetzige Frau dazu, der ich dann auch viel über mein Inneres erzählt habe, wobei ich immer darauf geachtet habe sie nicht zu sehr zu belasten.

    Es war ein Prozess und das ist es heute noch. Den Gedanken in irgendeiner Form irgendwie und irgendwann mal wieder Alkohol zu trinken habe ich, seit ich diesen Weg gehe, nie gehabt. Dafür bin ich sehr sehr dankbar.

    Alles Gute für Dich und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Hallo Thomas,

    sehr gut, dass Du den Weg zu uns ins Forum gefunden hast. Und dass Du ehrlich zu Dir bist...


    Ich kann da nur sagen, ich wusste um die Problematik "Ein Bier nur", habe es aber trotzdem getan.
    Durch die lange Trinkerei ist meine Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen. Meine Leber ist nicht mehr die beste. Meine Hausärztin macht einmal im Jahr Ultraschall, um zu sehen, wie die Leber aussieht. Ich dürfte rein aus gesundheitlicher Sicht gar nichts mehr trinken und tue es aber trotzdem. Dafür könnte ich mich Ohrfeigen. Genug nun der Jammerei!

    Genau aus diesem Grund (Leber) solltest Du Dir wieder Hilfe holen. Nicht nur hier im Forum
    sondern auch bei Deinem Arzt. Sei da offen und ehrlich, damit Dir schnell wieder geholfen wird!

    Und so wie ich es gelesen habe, mache keinen kalten Entzug, denn bei dem derzeitigen Konsum
    wird es einer werden!

    LG Elly

    -Seit 8 Jahren trocken

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Hallo zusammen.
    Ich habe nun gerade gelesen, Elly, dass du der Meinung bist,dass es zu einem kalten Entzug kommen könnte.
    Darüber war ich etwas überrascht, dass es bereits bei diesen Mengen, die Thomas genannt hatte zum kalten Entzug kommen kann.
    Ist vielleicht eine naive Frage...aber ab welcher Menge kommt es zum kalten Entzug?
    Ich habe auch nicht wenig getrunken und das sehr regelmäßig, aber ich hatte nie einen kalten Entzug...
    Also zumindest nicht körperlich.
    LG Orangina


  • Und zu dieser Gelegenheit trinke ich 2 Flaschen Bier und einen Picollo, manchmal werden es auch zwei....

    Aber das Ganze nur freitags, samstags und am Sonntag. Und nun kommt noch Montag und auch Dienstag dazu. Ich habe zu kämpfen Mittwoch und Donnerstag abstinent zu bleiben.

    Hallo Orangina... & Thomas,

    er hat schon früher getrunken und entzogen. Und nun ist er auf dem Weg,
    täglich oder auch wöchentlich mehr zu trinken.

    Daher ist es wichtig, dass er sich rechtzeitig Hilfe holt!

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Hallo,
    Ja das denke ich auch ,dass es wichtig ist sich Hilfe zu holen.
    Aber warum kalter Entzug?
    LG Orangina


  • Ist vielleicht eine naive Frage...aber ab welcher Menge kommt es zum kalten Entzug?
    Ich habe auch nicht wenig getrunken und das sehr regelmäßig, aber ich hatte nie einen kalten Entzug...
    LG Orangina


    Das habe ich auch oft von mir gesagt, aber wenn man es genau nimmt ...
    ich hatte schließlich auch Schlafstörungen, die hatte ich in der Endphase meines Konsums zwar auch, aber trotzdem,Schlafstörungen als Folge sowohl des Konsums als auch des Entzugs sind auch Entzugserscheinungen und werden wohl auch den "körperlichen" Entzugserscheinungen zugeordnet.
    Noch ziemlich in meiner Anfangsphase habe ich phasenweise sogar mehr getrunken als zum Schluss. Ich habe es aber immer vermieden tagsüber oder gar morgens zu trinken. Naja jedenfalls kam es damals - je nach Trinkmenge am Vorabend - am nächsten Vormittag bis zum späten Nachmittag durchaus zu etwas heftigen körperlichen Erscheinungen - vom Händezittern bis Schüttelfrost.
    Je mehr am Vorabend, um so später kam es und um so heftiger. Das habe ich aber lange verdrängt, dass das bei mir auch so war. Wohl durch den endlich gelungenen Einstieg in den Beruf konnte ich dann tatsächlich meine Trinkmenge für eine lange Phase - zumindest unter der Woche - reduzieren, und die körperlichen Effekte wurden schwächer.
    Ich denke, eine generelle Menge kann man da nicht angeben , das ist höchst individuell. Für manch einen können eben schon wenige Flaschen Bier am Tag zu viel sein um ohne medizinische Betreuung aufzuhören.
    Genauso wenig kann man die Frage ob jemand Alkoholiker ist alleine auf Grund der Trinkmenge beurteilen.

    Aber zu dir, Thomas, denn eigentlich ist das ja dein Faden hier ;)
    Ich finde es super,dass du so frühzeitig intervenierst.
    Dein Trinkverhalten erinnert mich an meines kurz vor der Trennung. Getrennte Zimmer, immer Abends, heimlich, kurz vor dem Schlafengehen getrunken und immer nur so viel, dass es nicht auffiel. Ich bin denn immer mit dem Kommentar "ich geh dann mal rauchen" in den Garten gegangen. Ich war damals ja auch sehr starker Raucher und habe vor dem Schlafen gehen immer gleich mehrere geraucht, das war meine Ex schon gewohnt.
    Mein Versteck war dann beim Reserverad von meinem Golf, der immer gleiche neben dem Gartentor geparkt war. Zwei 0.5 l -Flaschen Wein ( der sehr potente zu 13% Alk.) waren damals meine abendliche Ration, die passten da genau rein.
    Nach der Trennung kam dann die rasante Steigerung,weil ich in der eigenen Bude für mich alleine "endlich" "freie Bahn" hatte.

    Liebe Grüße

    Frank

  • Ich wollte mich bei Menschen raushalten, die noch nicht trocken sind. Hat persönliche, reale Gründe.

    Whatever. Musste "intervenieren" googeln, weil ich nicht sicher war, was es genau bedeutet. Bedeutet u.a. "einschreiten".

    Frank meint, Thomas würde frühzeitig einschreiten. Alter Falter! Seit er 15 Jahre alt ist, hat er nach eigenen Angaben Alkohol ge- und missbraucht, bis auf ein paar trockene Jahre zwischendurch. Nun ist er 62. Das sind Summa summarum 47 Jahre minus die trockenen.

    Frühzeitig ist in meinem Kopf was anderes. Also was ganz anderes.

  • Frank
    Hallo Frank.
    Danke für deine Beschreibung, wie es dir damals mit dem kalten Entzug ergangen ist.
    Ich denke ,dann hatte ich phasenweise womöglich auch immer wieder ähnliche Symptome..Unruhe, Schlafstörungen und oft auch körperliches Unwohlsein...
    Allerdings nur leicht...
    LG Orangina

  • Hallo Frank,

    ich bin ein alter Kaktus, versuche es jedoch fast immer erstmal mit Empathie ;) Ich wollte gar nicht deine Formulierung "angreifen". Sondern Thomas mal von aussen seine Zeiten aufzeigen.

    Ich kenne den gar nicht. Aber es hat mich irgendwie verärgert, dass jemand, der soviel Lebenserfahrung und wohl auch Suchterfahrung hat, sich hier reinschreibt mit: Mimimi, ich glaube, Alkohol schadet mir (eine Ehe schon kaputt, aber "natürlich" lag es nicht am saufen. Na, da würde ich gern mal die Version der Ex lesen) - aber ich weiß nicht so recht...

    Heute nicht. Und morgen wieder: Heute nicht. So einfach. So schwer.

    Bin grad wütend. Dann gucke ich jetzt mal in meinen Kopf: Ummppfff... der heißt Thomas. Wie mein letzter Ex. Ein alter weißer Mann, da bin ich sowieso voller Vorurteile.

    Ich könnte den Post jetzt einfach löschen. Und niemand wird sich echauffieren. Aber so bin ich nicht. Ich halte den Gegenwind dann auch aus.

    Netten Gruß,

    ichso - die schreibt, was sie meint, damit sie hört, was sie denkt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!