Alter Falter... ;)

  • Hallo ichso,
    das hört sich bei dir nach einem recht guten Weihnachten an.

    Bei mir war es durchwachsen. Weihnachten ist für mich schon seit vielen, vielen Jahren schwierig.
    Heiligabend nur mit meinem Mann war richtig schön. Da wir nicht in die Kirche gehen konnten, haben wir bei uns zuhause eine Andacht gemacht. Eine Anleitung dazu hab ich im Netz gefunden.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee,

    bin etwas verwirrt wegen "gar nix mehr", lächel...

    Weihnachten war bei mir auch im Prinzip seit der Kindheit sehr problematisch. Erst die süchtigen aggressiven Eltern, dann ich selbst kiffend und später saufend unterm Weihnachtsbaum, mit und ohne Kinder, mit und ohne Verwandte, mit und ohne Partner, alter Falter!

    Es brauchte fast 15 Jahre trocken sein, bis ich wieder mitspielen durfte und wollte und konnte. Also dieses Jahr. Es war tatsächlich traumhaft schön. Ich habe heute Nachmittag mit meinem jüngsten Enkel (8) ganz "normal" gespielt ♡

    Kann und will nur noch die 2Stundenfrau sein, egal bei was. Und so klappt es gut. Auch, weil ich manche Menschen (z.B. meine Mutter und meine Schwestern) gar nicht mehr in meine Nähe lasse.

    Drücke dir fest die Daumen, dass du in den nächsten Jahren klären kannst, was du willst und aushalten kannst. Weihnachten mit Mann zu zweit und selbstgemachte Andacht war ein guter Anfang?

    Fühl dich geärmelt :)

  • Liebe Ichso,
    tja, Weihnachten, schon soooo lange schwierig…
    Dieses Jahr bin ich zwar etwas anders in die Adventszeit gestartet, habe viele, viele Sachen aussortiert und ganz anders dekoriert teils mit ganz eigenen Sachen, aber je näher Heiligabend rückte, desto schwieriger wurde es für mich.
    Ich hab immer wieder die Kurve gekriegt und geholfen hat mir auch das, was ich in der Therapie schon gelernt hatte. Für nächstes Jahr hoffe ich, dass mehr aufgearbeitet ist und ich somit nicht mehr unerwartet in frühere Ich-Zustände verfalle.

    Was mein Mann in diesen Tagen für mich getan hat, hat mich zutiefst berührt. Er hat es zum ersten Mal so wirklich richtig verstanden und es durch sein Verhalten etwas leichter gemacht. Auch ich habe ihm etwas zurückgeben können.
    Dafür bin ich dankbar.

    Alkohol war für uns in diesen Tagen nie Thema, wir trinken beide nicht mehr. Die letzten Weingläser konnten wir Heiligabend verschenken. Schwiegereltern waren entsetzt, als sie das gehört haben. Fragten, woraus sie den Wein trinken sollten, wenn sie bei uns Wein trinken wollen. Er darauf: „Dann müsst ihr euch eure eigenen Gläser mitbringen, ebenso wie euren Alkohol.“ Tja, die haben‘s irgendwie nicht begriffen, obwohl ich’s ihnen im Sommer erklärt habe, warum ich keinen Alkohol mehr trinke. Sie halten das nicht-Alkohol-Trinken bei uns nur für eine Phase. Naja, mir egal, was die denken. Ich mag und will überhaupt keinen Alkohol mehr trinken, hat sämtlichen Reiz für mich verloren.
    Interessant ist, dass mein Mann derzeit ähnliche Beobachtungen macht, wie ich ein paar Monate vor ihm.


    Freue mich für dich, dass dieses Jahr trotz des Trauerfalls vor Kurzem ein traumhaft schönes Weihnachten war.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ja, das war so gut für die traurige Seele...

    Den Verwandten (in deinem Fall deinen Schwiegereltern) klare Grenzen setzen, halte ich in der Rückschau für einen der wichtigsten Bausteine! Prima, dass du und dein Mann auch noch die letzten Saufgläser entsorgt habt.

    Wünsche dir weiterhin viel Kraft ♡

  • Moin ihr Guten :)

    Nun ist der Besuch wieder weg, alles abgeschmückt und die Reste verputzt ;)

    Silvester bin ich mal wieder um 24.00 Uhr auf der Raststätte gewesen. Meine Belohnung fürs nüchtern bleiben bei kollektiven Sauftagen.

    Zwischen meiner Tochter und mir knirscht es. Sie will leben mit allen Sinnen. Das beinhaltet auch Saufen. Auf meine Frage, ob sie an Silvester einen Blackout hatte, meinte sie: einen kleinen... Fällt mir meine Thera ein, die meisten Antworten lassen sich entweder durch 3 teilen oder mit 3 malnehmen, dann ist es meist der Wahrheit näher.

    Sie fürchtet, dass ich wieder "Pause" mache. Wo ich jetzt der letzte Mensch von sowieso nur 2 (verstorbene Freundin) bin, der sie kennt und versteht.

    Und ich? Habe mal wieder die Nase voll von Verständnis zeigen. Ich will ihr kein Problem unterschieben wo ich eins habe. Aber ich bin gerade um die Feiertage neidisch auf Feierleute.

    Netten Gruß,

    ichso - die an Silvester keiner haben will.

  • Also, der Neid ist über die Jahre klein geworden. Meist, wenn ich ihn ausspreche, ist es mir schon klar, dass ich nicht mehr volltrunken und womöglich noch mit Kotze beschmiert irgendwo am Silvestermorgen aufwachen will. Igitt!

    Mir macht mehr zu schaffen, dass es Menschen gibt, die meine Suchtkrankheit(en) nicht haben - und deshalb "einfach mal" feiern können.

    Und wegen meiner Tochter: Ich weiß nicht, was für sie richtig oder falsch ist. Das kann sie nur selbst rausfinden. Oder eben halt auch nicht. Ich mag nur gerade mal wieder beim auf in meinem Kopf "falschen Weg rumrennen" nicht zugucken und Händchen halten.

    Co-Abhängig und Helfersyndrom war gestern. Macht mich aber halt auch einsam.

    Nachher Spaziergang mit politischen Freundinnen (die auch alle "in Maßen und hin und wieder" konsumieren).

    Morgen Termin beim Zuckerarzt. Es gibt eine Psychiatrie, die behandelt meine Diagnosen plus Diabetes. Evtl. ist es mal wieder Zeit. Einsamkeit und Depression sind ja Schwestern.

  • Mir macht mehr zu schaffen, dass es Menschen gibt, die meine Suchtkrankheit(en) nicht haben - und deshalb "einfach mal" feiern können.

    Einsamkeit und Depression sind ja Schwestern.

    Hallo!

    Hängt das eine vielleicht mit dem anderen zusammen?

    Ich habe mit der Feierei anderer Leute kein Problem mehr. Das hat 'ne Weile gedauert, bis ich mir klar gemacht habe: Ich kann nicht mit Alk umgehen, andere schon. Dafür kann ich vielleicht Dinge, die andere nicht beherrschen.

    Oder nehmen wir den Vergleich mit Lebensmittelunverträglichkeiten. Es gibt Laktoseintoleranz, Allergien gegen alle möglichen Substanzen, ich habe halt eine chronische Alkoholintoleranz. ;)

    Mittlerweile gehe ich nur noch zu Veranstaltungen, auf denen der heftige Konsum von Alk nicht angesagt ist. Mit moderat Trinkenden habe ich keinerlei Probleme.

    "Gefeiert" habe ich in meinem Leben genug. Die Phase ist vorbei. Und ich kann versichern, mir fehlt nichts.

    Gruß
    Rekonvaleszenz

  • Moin, ichso,
    lass dir einfach mal :blumen2: da.

    Deine Tochter hat ne harte Zeit hinter sich… jetzt will sie also mit allen Sinnen leben…

    Kann man nachvollziehen… schwierig ist für unsereins nur, dass ein solches Verhalten, wie sie‘s gerade an den Tag zu legen scheint, uns an unsere eigenen unglücklichen Wege erinnert und sämtliche Alarmglocken bei uns schrillen lässt…

    Mich hätte und hat, als ich meine Wege beschritt, kein „vernünftiges“ Wort meiner Mutter oder anderer „Vernünftiger“ erreicht…. ich konnte und ich wollte nicht anders….

    Klar ist das schwierig für dich…


    Und ich? Habe mal wieder die Nase voll von Verständnis zeigen. Ich will ihr kein Problem unterschieben wo ich eins habe. Aber ich bin gerade um die Feiertage neidisch auf Feierleute.

    Wenn du die Nase voll hast, ist das auch ein Zeichen…


    Und wegen meiner Tochter: Ich weiß nicht, was für sie richtig oder falsch ist. Das kann sie nur selbst rausfinden. Oder eben halt auch nicht. Ich mag nur gerade mal wieder beim auf in meinem Kopf "falschen Weg rumrennen" nicht zugucken und Händchen halten.

    Co-Abhängig und Helfersyndrom war gestern. Macht mich aber halt auch einsam.

    Es muss ja nicht das Extrem sein, Co-abhängig oder Helfersyndrom… Abhängig sein ist „nix gut“, das kennen wir ja leider nur zu gut…

    Du hast es erkannt… vielleicht findest du ja deinen Weg zwischen den Extremen…

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Also, der Neid ist über die Jahre klein geworden. Meist, wenn ich ihn ausspreche, ist es mir schon klar, dass ich nicht mehr volltrunken und womöglich noch mit Kotze beschmiert irgendwo am Silvestermorgen aufwachen will. Igitt!

    Mir macht mehr zu schaffen, dass es Menschen gibt, die meine Suchtkrankheit(en) nicht haben - und deshalb "einfach mal" feiern können.

    Das klingt für mich, als wenn du dich bedauerst, als wenn du in dir den Gedanken zulässt, etwas zu vermissen…

    Ich bedaure mich nicht dafür, nicht mehr soooo feiern zu können wie früher…
    Soooo feiern wollte ich eigentlich nie wirklich… Ich musste überhaupt erst n Pegel haben, um mich dort überhaupt wohl fühlen zu können, anders war das nicht meine Welt und nicht lustig….

    Ok, vielleicht bin ich n anderer Typ als du… Ich mag grundsätzlich feiern, aber nicht solche Runden, solche alkohohlschwangeren Feiern… Und weil mir durch mein neues Leben eigentlich erst so richtig bewusst geworden ist, was ICH eigentlich will, bedauere ich mich nicht dafür, nicht mehr an solchen Feiern teilzunehmen, und ich vermisse sie auch nicht… sie geben mir nichts…

    Du fühlst dich einsam… Kennst du denn nicht noch andere Menschen, die dir ähnlich sind?

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo ihr Zwei :)

    Ich glaube, das Problem ist Angst. Angst, getriggert zu werden. Angst, dass meine Rest-Angehörigen (die ich ja jetzt nach langer Zeit gerade erst am wiederfinden bin, also ausser meiner Tochter) Suchtmittel "lieber hat" als mich. Puuuhhh, weites Feld.

    Zur Zeit habe ich nicht das Gefühl "genug gefeiert" zu haben. Ja, ich war eine Feierfrau. Ist jetzt richtig wichtig, genau zu gucken. Andere Sachen, die ich mochte und auch glaube ganz gut konnte, waren die Ehrenämter. Aber ich traue mich kaum noch aus dem Haus. Und ich werte: Sind diese Menschen "es wert", dass ich mich der Ansteckungsgefahr aussetzen will? So gehe ich seit Monaten ja noch nicht mal zum Blauen Kreuz :( Wie soll ich es schaffen, in der Psychiatrie Tag und Nacht mit Menschen zu sein?

    Ich suhle mich ein wenig in der Rolle der einsamen, alten, kranken Frau. Jetzt wo ich das schreibe, denke ich: Geht ja gar net! ;)

    Werde heute Abend mal eine Mindmap machen. Schätze, Blaues Kreuz wird relativ weit oben stehen. Warum auch nicht mal eine Bucket List?

    Und meine Tochter? Die ist stark und therapieerfahren. Wahrscheinlich meldet sie sich jetzt auch erst mal nicht. Doch wir verlieren uns auch nicht. Das glauben wir beide ganz fest.

  • Nur kurz, weil ich ganz müde bin.

    Mindmap habe ich keine gemacht. Wenn es im Kopf schon zu sehen war, dass das Blaue Kreuz oben steht, werde ich am Donnerstag wieder versuchen hinzugehen. Weil ich weiß, dass ich willkommen bin ♡

    Genau wie bei meinen politischen Freundinnen. Warum brauche ich immer so lange, um mich zu vergewissern, dass das Leben mit mir allein nicht gut tut?

    Und meine Tochter hat mir eine ellenlange Mail geschickt. Bin so dankbar. Für alles.

    Ich wünsche euch, was ihr mir wünscht ;)

    ichso - bipolare Rapidwechslerin, zum Glück trocken und clean. Und Corona soll sich warm anziehen. Ich bin geimpft und geboostert.

  • Hallo ichso,
    komme erst jetzt dazu, dir zu antworten.


    Ich glaube, das Problem ist Angst. Angst, getriggert zu werden. Angst, dass meine Rest-Angehörigen (die ich ja jetzt nach langer Zeit gerade erst am wiederfinden bin, also ausser meiner Tochter) Suchtmittel "lieber hat" als mich. Puuuhhh, weites Feld.

    Die Sache mit dem „getriggert werden“ beschäftigt mich aus mehreren Gründen, einer dieser Gründe hat mit meiner Alkoholabhängigkeit zu tun.

    Ich hab die Vorstellung, dass, wenn ich weiß, was mich triggert, ich besser damit umgehen kann.

    Bei der sogenannten Trockenarbeit habe ich, wie ich das bislang verstanden habe, in Bezug auf bekannte „Trigger“ zwei Möglichkeiten:

    A) Ich gehe den bekannten „Triggern“ möglichst aus dem Weg, was zum Beispiel bedeutet, Feierlichkeiten, bei denen gesoffen wird, fernzubleiben, meine Getränke nicht mehr aus Gläsern, die in meinem Suchtgedächtnis mit Alkoholkonsum verbunden sind, zu mir zu nehmen, sämtliche Alkoholika und Wein-, Bier-, Sekt-, Schnapsgläser aus meinem Haushalt zu entfernen.

    B) „Konfrontationstherapie“: Ich konfrontiere mich bewusst, in einem bewusst gewählten Rahmen meinen Triggern, um mein Gehirn durch positive Bewältigungserfahrungen umzuprogrammieren.


    Dass das Gefühl, konkret die „Angst“, dass deine Angehörigen ihr Suchtmittel „lieber“ haben könnten als dich, etwas mit dir macht, kann ich nachvollziehen. Das wäre übrigens ein Thema für das Gespräch mit deiner Therapeutin.


    Wegen Ehrenämtern: Hast du mal gegoogelt, was es da in deiner Gegend noch so an Angeboten gibt? Vielleicht ist da etwas dabei, bei dem du dich weniger einer Ansteckungsgefahr aussetzt?
    Ich bin vor einer Weile mal auf der Suche nach so etwas auf eine Webseite gestoßen, auf der Angebote in meiner Stadt/Region/ Online Deutschlandweit angeboten wurden. Kann dir aber jetzt leider nicht mehr sagen, was für eine das war.


    Warum brauche ich immer so lange, um mich zu vergewissern, dass das Leben mit mir allein nicht gut tut?

    „Alles hat seine Zeit.“ fällt mir dazu nur ein. Hab doch Geduld mit dir und mach dir nicht solche Vorwürfe.

    Freue mich für dich, dass du dich über die ellenlange Mail deiner Tochter freuen kannst und für alles Dankbarkeit fühlst.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe ichso,


    Mir macht mehr zu schaffen, dass es Menschen gibt, die meine Suchtkrankheit(en) nicht haben - und deshalb "einfach mal" feiern können.

    ich stell jetzt mal ganz bewusst (aber nicht provokant) die Frage: warum kannst Du nicht "einfach mal" feiern?

    Wenn man von Corona mal absieht, war ich, seit ich trocken bin, auf mehr und besseren Feiern als die ganzen Jahre, als ich noch gesoffen habe.
    Früher musste ich immer aufpassen, dass ich nicht schlecht auffalle, und entweder habe ich mich dann erst zu Hause richtig abgeschossen oder ich wusste sowieso nur noch höchstens die Hälfte. Jedenfalls hatte ich oft einen Pegel, bei dem sowieso keine besonderen Unterhaltungen mehr zu Stande kamen.

    Nachdem ich aufgehört hatte, habe ich sehr schnell gemerkt, dass es mir egal ist, was mein Tischnachbar trinkt, solange er nicht nur noch lull und lalll ist. Aber selbst damit konnte ich schnell umgehen. Und dann habe ich gemerkt, dass ich selbst viel mehr von diesen Feiern habe, wenn ich dabei nüchtern bleibe. Das fing damit an, dass ich gerne in die Berge gehe. Und auf den Hütten wird gerne gepichelt. Deswegen nicht mehr in die Berge, wäre für mich auf gar keinen Fall in Frage gekommen. Paar Wochen trocken, mein Partner hatte keine Zeit, war ich da das erste mal wieder allein unterwegs, musste für mich gehen. Und weil es da in der Regel voll ist, sitzt Du auch nicht allein am Tisch. Da merkte ich, dass ich damit keine Probleme habe.

    Ich war aber noch nie - auch früher nicht - so die Sylvester-, Faschings-, oder Partymaus. Aber es gibt ja auch andere Feiern. Betriebs-, Vereins-, Familienfeiern. Auch Stadtfeste, sind ja auch oft feucht-fröhlich, macht mir trotzdem Spaß. Meistens sind ein paar Nüchterne, in paar Wenig-Trinker und ein paar Trinkprofis dabei. Damit komme ich gut klar.
    Und ich brauch das auch nicht gerade jede Woche, derzeit vermisse ich es gar nicht.

    Wie ist das bei Dir begründet? Schlechte Erfahrungen oder tatsächlich Angst? Ich steh da auf dem Schlauch, weil ich das so überhaupt nicht kenne. Natürlich gibts manchmal Deppen, die eine drängen, aber da ich sowieso nie einfach mache, was man von mir will, ist mir da noch nie was passiert.

    Und wenn bei mir jemand trinken will, muss er es sich halt mitbringen. Das ist klar kommuniziert. Mein Vater hat da übrigens auch nie Rücksicht drauf genommen, dem habe ich eigenhändig das Schapsglas im Pflegebett noch an den Mund gehalten. Neulich hab ich ja auch schon mal angerissen, das ich z.b. eine trockenen Kneipier kenne und selbst auch schon verschiedenes gemacht habe...ich finde das toll, dass das geht.
    Ich hab nicht mit dem Saufen aufgehört, um mich einzuschränken, sondern um mehr Freiheiten zu haben. Besoffen hätte ich vieles gar nicht mehr hingekriegt.

    Was ich damit sagen will, ich richte meine Lebensgestaltung nicht daran aus, ob es irgendwo Alkohol gibt oder nicht. Ausser natürlich, es passt sowieso nicht. Es reicht mir, dass ICH nicht trinke. Die Anderen können machen, was sie wollen. Und ansonsten reicht ein kurzes innerliches "aha", dann weiss ich, was ich will.
    Gibt es für Dich keine Möglichkeit, Dir da mehr Freiheiten zu verschaffen, dass Du einfach mal wo hin gehen kannst?

    Gruß Susanne

  • Achjee... An euren Antworten erkenne ich, dass ich mein Leben seit den Entzügen komplettest! danach ausrichte :(

    Eine einzige Ausnahme war das Behinderten-Tanzen, dass hier einmal monatlich stattfand. Da bin ich hin trotz Alkoholausschank und RaucherInnen vor der Tür.

    Tanzen war mein Leben. Mein größtes Vergnügen. Gern auch allein. Ohne Partner. Und auch allein auf der Tanzfläche ;) Nüchtern ging das hervorragend. Viel besser als bekifft oder voll.

    Ich lasse das jetzt mal im Kopf alles rollen. Fühle mich alt und krank.

    Zuckerarzt ist gegen Psychiatrieaufenthalt wegen Omikron. Aber er stellte mir ein Rezept für Herzsport aus. Und ich darf nochmal an einer Insulinschulung in der Gruppe teilnehmen. Start bei beiden noch unbekannt. Kasse muss erst ja sagen.

    Babysteps raus aus der Angst und der Einsamkeit. Weihnachten war so familiär und Silvester wieder: Nee, du nich. Will meinen Kindern nicht beim trinken zusehen. Im Biergarten bei Fremden ist das in meinem Kopf möglich, aber sinnlos.

    So also jetzt dünnhäutig nach dem plötzlichen Tod von M. Babysteps.

    Alles ist möglich, also auch das Gute?

    Eben auf HR einen Tatort beim stricken gesehen über Crystal Meth. Das Suchtmittel ist ja erstmal egal. Der Weg rein und raus der gleiche.

    Da will ich auf jeden Fall nicht mehr hin. Nur heute nicht.

  • Liebe ichso,

    ich bin auch alt und schwerbehindert, trotzdem gibt es für mich ein Leben VOR dem Tod.
    Natürlich nehme ich auf meine Einschränkungen Rücksicht, wenns muss, aber trotzdem richte ich mich in meinem Lebensstil eher nach Gesunden als nach Kranken. Den Deckel können sie mir drauf machen, wenn ich mal 2 Meter tiefer liege, und vorher bin ich ziemlich stur, wenn ich was will.

    Ich lass mich doch von meinem früheren Leben nicht an meinem heutigen Leben hindern, gehts noch? Ich hab doch nicht aufgehört, um lebenslang die Kranke zu spielen. Manche suhlen sich ja richtigehend darin, dass sie lebenslang alkoholkrank sind. Von denen halte ich mich auf Abstand, weil sie mir nicht gut tun. Ich wollte gesund werden..und ich glaube, das bin ich, was Süchte angeht. Und meine Manie..mein Arzt meint ja, dass es mir da ZU Gut geht. Fühlt sich dann auch so an. Aber Alk interessiert mich da auch nicht.

    Alkohol könnte mir erst dann was, wenn ich ihn saufe, und da hab ich klare Vorstellungen davon, wann das der Fall sein könnte. Nämlich dann, wenn mir das nüchterne Leben keinen Spass mehr macht. Wenn ich darin keinen Sinn mehr sehen würde. Also mache ich, was ich will und was mir gut tut, und ich frage da keine Alkis, ob ich das darf und kann. Früher haben sie mir immer gesagt, ich soll nicht so ne große Klappe haben, Suchtgedächtnis, Rückfälle, pipapo, ich werd schon nach sehen, was passiert, aber jetzt bin ich 21 Jahre ohne, glaubst Du, das juckt mich noch, was die sagen?
    Alkohol ist für mich eine Brühe, die passiv im Regal steht, bis ich die Entscheidung treffe, dass ich mir ihn in den Hals schütte. Ansonsten kann der mir rein gar nichts.

    Und wenn ich mich nur noch von Ängsten steuern lassen würde, und ich deswegen nicht mehr raus könnte, mir deswegen jede Freude versage, dann wäre das für mich die größte Gefahr, wieder anzufangen, überhaupt. Denn dann wäre mir bald alles wurscht. Und dann bräuchte ich nicht mal Trigger, sondern da würde ich sogar ganz gezielt wieder anfangen. Das würde mir nicht passieren, sondern ich würde es machen, könnte ich doch jederzeit, wenn ich zu der Überzeugung käme, dass ichs brauche...

    Es gibt auch noch was Anderes im Leben, als seine Krankheiten zu pflegen.

    Deswegen will ich Dir nichts unterschieben, was nicht zu Dir passt. Wollte Dir nur ne Rückmeldung geben, wie es mir damit geht.

    Gruß Susanne

  • Lächel... Wieder mal gut gebrüllt, Löwin ;)

    Bei mir ist der schnelle Wechsel Fluch und Segen zugleich. Von schwarz zu rosarot in 100 Millisekunden. Ich brenne sozusagen an beiden Enden. Und je älter ich werde, desto bequemer ist schwarz. Da muss ich nix machen, nur jammern ;)

    Hatte die Tage gehört, früher gab es ein Trauerjahr, dann irgendwann 2 Monate und mittlerweile hat man/frau nach 2 Wochen einen ICD "Anpasungsstörung" - wenn das mal nicht krank ist... Ist aber nur ein Nebenkriegsschauplatz.

    Danke für deine Sicht. Da werde ich nicht (mehr) hinkommen, aber es hilft zu rütteln. Sowie ausserdem Kloputzen und jährliche Ablage und Korrespondenz mit der Krankenkasse ;)

    Wenn Mittelweg nur nicht so grässlich angemessen wäre. Ein wichtiger Satz war für mich auch: Es darf mir auch ohne Suchtmittel schlecht gehen. Und hier kann ich das äußern. Das ist schon fast die halbe Miete.

    Echt ein gutes Forum :)

    Netten Gruß an alle,

    ichso - die sich zur Zeit oft selbst nervt mit Gedankenkarussell. Aber suchteln war definitiv gestern :)


  • Ich lass mich doch von meinem früheren Leben nicht an meinem heutigen Leben hindern, gehts noch? Ich hab doch nicht aufgehört, um lebenslang die Kranke zu spielen.
    Manche suhlen sich ja richtigehend darin, dass sie lebenslang alkoholkrank sind. Von denen halte ich mich auf Abstand, weil sie mir nicht gut tun.
    Es gibt auch noch was Anderes im Leben, als seine Krankheiten zu pflegen.
    Gruß Susanne


    Moin,
    ich finde es ganz schön, wie Susanne hier immer mal wieder was zum Nachdenken in die Gruppe bringt.
    Es ist interessant, wenn jemand etwas anderes als das eigene Denken anbringt. Das muss aber nicht für mich gelten und ich lehne diese Menschen per se auch nicht für mich ab.
    Ich kann ja nur für mich sprechen, aber ich suhle mich nicht darin, dass ich lebenslang alkoholkrank bin bzw. ständig über Alkoholgedöns rede.
    Und trotzdem kann und will ich meine Suchtgeschichte nicht vergessen, dazu war ich zu lange süchtig.
    Für mich gibt es ein paar gültige „Regeln“, die ich einhalten will, um gesund zu bleiben.
    Liebe ichso, ich finde es wichtig, in Triggermomenten nachzudenken und nachzuspüren, so wie du es getan hast. Themen gehen ja ineinander über (alles hängt mit allem zusammen).
    Danke, dass du diesen Trigger hier so ehrlich angesprochen hast. Genau hier ist nämlich der Platz dafür (besser ist natürlich das Blaue Kreuz).
    Ich habe Menschen, mit denen ich über meine „Suchtkrankheit“ offen sprechen kann. Mit anderen lass ich das.
    Jede(r) soll so leben und das für richtig halten, womit er sich wohlfühlt.
    Gehst du denn heute zum Blauen Kreuz ? Berichte doch mal.

    Liebe Grüße
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

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