Alter Falter... ;)


  • Die beste Freundin (37) meiner Tochter ist vor ein paar Tagen nach einer Lungenembolie und schweren Hirnblutungen in ein künstliches Koma versetzt worden. Hat nichts mit Corona zu tun. Der Auslöser war wohl eine Thrombose im Bein. Ihre Überlebenschancen liegen bei ca. 5% laut den Ärzten. Ob und wann und wie sie wach wird ist völlig unklar.


    Keine Aussicht mehr. Die rechte Hirnhälfte der jungen Frau ist nun auch betroffen/zerstört. Die Ärzte werden das nächste Mal keine Wiederbelebung versuchen. Die Eltern müssen nun entscheiden zwischen Pflegeheim bis ihr Körper aufgibt oder Maschinen ausschalten.

    Ich habe schon vor einiger Zeit eine Patienten-/Bertreuungsverfügung/Vorsorgevollmacht erstellt (sagt man so??). Und auch mit meinen Kindern darüber gesprochen - denn man weiss nie, wann es Einen wie bzw. wie jung/alt erwischt.
    Und ich mag nicht nachher hilflos in meinem Geist gefangen irgendwo liegen und nicht mehr mit der Umwelt kommunizieren können oder vor mich hinvegetieren müssen :-[

    Ich wünsche Dir, Deiner Tochter und den Angehörigen alle Kraft der Welt!

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo ichso,

    es tut mir sehr leid, das zu lesen, und auch ich wünsche dir und deiner Tochter und den Angehörigen alles Gute, die nötige Kraft und Hilfe, das durchzustehen.

    Herzliche Grüße
    Camina

  • Hallo liebe ichso,

    wenn ich das schlimme Schicksal von der jungen Frau lese, habe ich einen riesen Kloß im Hals und mir fehlten bisher die Worte, dir etwas mitfühlendes zu schreiben.
    Es tut mir so Leid um den viel zu frühen Verlust dieser jungen Frau. Das Leben ist nicht fair. Ich wünsche euch allen ganz viel Kraft für die kommende schwere Zeit der Trauer.
    Niemand ist tot, solange wir uns an ihn erinnern.

    Herzlich Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Noch keine vier Wochen her, dass ich hier schrieb. Mir kommt es länger vor.

    Vielen Dank für euer Mitfühlen <3

    In meinem Kopf sind sooo viele Dinge, die ich hier nicht schreiben will. Käme mir vor wie die Bildzeitung (wahrscheinlich weil ich vor vielen Jahren "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" las und für gut befand).

    Nur soviel: Meine Tochter ist ganz eins mit der Mutter ihrer Freundin. Der kleine Sohn begreift nicht und gibt herzzerreissende Sätze von sich. Ich bin der tägliche Telefonsupport und trage die Geschichten zu meiner Therapeutin. Und wenn ich es schaffe, in die SHG und bin aufgehoben von guten alten Frauen, 2 an der Zahl und so wertvoll wie Gold.

    Und hier lese ich auch von anderen Welten. Das ist gut.

    Fühlt euch umarmt.

  • Das mit dem Anzünden einer Kerze finde ich gut. Mir hat vor einer kleinen Weile auch jemand diesen Vorschlag gemacht bzw. mich an diese Möglichkeit erinnert, als ich (wieder) einen mich besonders belastenden Trauermoment hatte.

    Die Kerze zu betrachten, ihre Wärme für mich wirken und sprechen zu lassen, hat mir gut getan.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Das war eine gute Idee mit der Kerze. Danke euch.

    War lange laufen und hatte mal wieder ein Ziel. Im Dom wollte ich eine Kerze anzünden und mal wieder mit Jesus reden. Leider ist der Dom hier auch ein beliebter Touri-Ort und so war es zu laut. Also mir.

    Dachte jedoch auch schon die Tage daran, ob und wenn ja, was ich auf die Palliativstation mitbringen will. Und so holte ich eine rosa/silberne LED-Kerze (echte sind wahrscheinlich nicht erlaubt) plus ein bestimmtes Kartenmotiv vom Inneren des Domes (war für meine Tochter und mich damals eine besondere Ecke, als ihre Sternenkinder nicht zur Welt kommen wollten).

    Die junge Frau ist auch gläubig, aber "eigentlich" bringe ich es am Sonntag ihrer Mama und meiner Tochter (die nur kurz in der Psychiatrie "Luft holte" und nun schon wieder die ganze Zeit bei ihrer Freundin ist) mit ans Krankenbett.

  • Danke.

    Ich mag ein bisschen schreiben.

    Die Familie war vor dem Tod von M. zerstritten. Der Mutter wurde vorgeworfen, ihr Kind verhungern zu lassen. Der Halb-Ex-Lebensgefährte setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um die Betreuung zu erhalten und bekam Informationen von jemandem aus der Familie. Der Gerichtstermin ist heute. Gottseidank (?!) zu spät.

    Als ich an dem Sonntag dort war, wurde gerade die Palliativstation wegen Corona für BesucherInnen geschlossen. Manche Sachen sind so grotesk, dass einem das bittere Lachen im Hals steckenbleibt.

    Letzten Montag ist die junge Frau dann nochmal "umgezogen". In ein Hospiz. Das war ein Geschenk.

    Ich war dann am Dienstag nochmal dort. Da das Stammhirn noch "funktionierte", zeigte sie reflexartig Mimik und bewegte den Kopf. Das ist so elendig anzusehen...

    Der kleine Sohn war auch noch dort. Mit Begleitung.

    Meine Tochter ist dankbar, dass sie ihre beste Freundin so innig verabschieden konnte. Bei ihren Sternenkindern war das ja nicht möglich.

    Ich bin froh um jede Therapiestunde alle 14 Tage.

    Nun ist es also ruhig und still. Die Familie streitet nicht mehr. Große Fassungslosigkeit und auch Erleichterung (dass sie nicht mehr leiden muss) macht sich breit.

    Ich selbst habe bis zum Frühjahr auch wegen der hohen Inzidenzen alles abgesagt. Will in meiner Höhle sein. Meine Tochter wird wahrscheinlich nach der Beerdigung Richtung Afrika aufbrechen.

    So viele Menschen sterben jeden Tag. Allen Mitbetroffenen sende ich einen Eimer Kraft und Liebe und tiefes Mitgefühl.

  • Liebe ichso,
    so eine traurige Geschichte....

    Auch ich möchte dir mein aufrichtiges Mitgefühl ausdrücken.

    Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Auch von mir die besten Grüße und Wünsche an Dich - und auch an die Hinterbliebenen.

    Zitat

    Nun ist es also ruhig und still. Die Familie streitet nicht mehr. Große Fassungslosigkeit und auch Erleichterung (dass sie nicht mehr leiden muss) macht sich breit.

    Erleichterung - ja, kann ich nachvollziehen. Aber vielleicht hilft sie auch, mal zu überlegen, ob die ganze Zankerei vorher überhaupt "nötig" war.
    Was bringt es, allem und jedem Vorwürfe zu machen - möglichst noch in Gegenwart des hilflosen Betroffenen?

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Nochmal danke.

    Und ja, Streiten und Vorwürfe sind mies. Jede/r reagiert auf seine/ihre Weise auf solch einen Alptraum...


    Einer postet das Bild der Toten im Netz. Das fand ich richtig abscheulich. Es wurde schnell wieder entfernt von den anderen Angehörigen. Der kleine Junge erfuhr frühmorgens über den Status von zwei Angehörigen morgens vom Tod seiner Mama, weil der Vater ihn am Todesabend nicht aus dem Schlaf holen wollte für die traurige Nachricht. So Sachen. Zur Zeit bin ich noch mehr gegen die virtuelle Welt als sonst schon...

    Für mich persönlich gibt es jedoch etwas Schönes. Meine Tochter wird ab Mittwoch bis nach Neujahr in meiner Stadt sein. Trotz Corona haben wir eine preiswerte Pension gefunden (sie ist ja gottseidank auch 2x geimpft) und wir werden viel Zeit zusammen verbringen können. Das ist ein großes Geschenk für mich :) Und meine Enkelin wird auch öfter mit von der Partie sein <3 Viel Aktion ausser spazieren gehen ist nicht möglich, weil ich Risikopatientin bin und trotz Boosterimpfung ängstlich bin.

    Aber hey, laufen statt saufen ;) Tatsächlich hatte ich mich schon in dieser schweren Zeit gefragt, wie nüchtern und gesund ich eigentlich mal sterben will... Das war schon nicht sooo weit weg, dass Saufen in diesen Tagen. Sinnfragen sind für mich gefährlich.

    Wünsche euch nur Gutes,

    ichso

  • Moinsen.

    4 Wochen erst zurück, mein letzter Post hier. Kommt mir viel länger vor...

    "The day after", heute 1 Tag nach dem Heiligen Abend. Satt und müde und so voller Liebe wie länger nicht mehr liege ich auf meiner Couch und tippe euch diese Nachricht. Nach Jahren Weihnachten allein hat u.a. Corona mir meine Kinder wieder geschenkt. Gestern mit meiner Tochter war es natürlich auch traurig wegen ihrer Freundin (die Orchideen von deren Trauerfeier sind bei mir gelandet, ich versuche, wenigstens die Blumen am Leben zu halten, trotz fehlendem grünen Daumen) - aber es war auch sehr heimelig... Der Pfarrer hier bietet seit letztem Jahr einen Gottesdienst vom LKW aus an, ein klasse Mensch! :)

    Nach dem hochleckeren Essen (klassische Gänsekeulen mit Rotkraut und Klößen) und der Bescherung (gibt bei uns schon länger Aktion Mensch Lose) gingen wir durch die Nacht spazieren und freuten uns an den Lichtern...

    Vor Karlchen (meinem immer mehr geliebten kleinen Auto) fragte meine Tochter:"Kannst du noch fahren?" Sie meinte, ich sei erschöpft. Meine Antwort:"Klar, ich hab' ja seit über 14 Jahren nichts getrunken." :D

    Und bei euch so?

    Netten Gruß,

    ichso - die morgen beim Ältesten eingeladen ist (große Freude), und auch von der Lieblingsenkelin noch einen Weihnachtsbesuch bekommt ♡ Für "Normale" alles ganz "normal". Für mich das beste Geschenk für's trocken sein!

  • Hallo ichso, und allerseits

    ich weiss nicht, was Normale sind, bei uns fand das Familiäre in Gestalt dreier kurzer Telefonanrufe statt.
    Einmal mit den Schwiegereltern, einmal mit meiner Mutter und Gruß an den Stiefvater. Und einen Onkel, Bruder meines Vaters habe ich auch angerufen.
    Alle weit weg.
    Bei uns ist das schon Jahrzehnte so, Familienfeiern an Weihnachten gibts nicht. Hier bei uns auch keine Deko, kein Baum. Geschenke grundsätzlich und konsequent nicht.
    Und so läuft das auch immer ganz friedlich, denn alle sind sich dabei einig. Also keine Sorge, wir mögen uns so. Aber alles Andere wäre nur Stress.

    Der Mann einer entfernten Verwandten starb am 23. an Corona. Er war bereits Pflegefall, also stark vorerkrankt, und aber auch drei mal geimpft. Ich kannte ihn kaum, trotzdem kurze Gedenkminute. Wird für seine Frau vielleicht grade nicht so einfach sein.

    Essen tun wir natürlich trotzdem.
    Gestern aber ganz harmlos, Gemüsesuppe mit Forellenfilets, heute gibts eine kleine ganze Gans, es kommen nachher noch Freunde.
    Und ausserdem haben wir schon vor Wochen, um uns von den Schliessungen nicht runterziehen lassen, kiloweise Plätzchen und Stollen gebacken.
    So gesehen geht es uns ziemlich gut.

    Und ansonsten haben wir uns bei Netflix zwei Folgen Breaking Bad reingezogen, war jetzt vielleicht nicht so andächtig.

    AABER..möchte ich betonen, ich gönns Dir und Deiner Familie (und allen Anderen, die das lesen), wenn das heimelig ist.

    Herzliche Grüße Susanne

  • Hallo Susanne,

    da reichte mein Vorstellungsvermögen auch nich für: Susanne und Weihnachtsdeko^^ Ich wusste nicht, was Breaking Bad für eine Serie ist, aber nach dem Lesen der Inhaltsangabe habe ich dich feixend auf der Couch gesehen ;) Wie war das: Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen überall hin...

    Und weil ich auch nicht weiß, was normal ist, setze ich das immer gern in Anführungszeichen. Schrauben sind glaube genormt^^

    Mein Beileid zu dem Todesfall.

    Ganz liebe Grüße,

    ichso

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