Alkohol löst keine Probleme - Trügerischer Trost

  • Sehr gut geschriebener Artikel. Man liest all das, womit wir uns hier ständig beschäftigen.

    Aber wenn ich das so lese, auch noch offiziell vom Bundesministerium für Gesundheit, dann muss ich mir schon die Frage stellen, warum mit dieser überaus schädlichen Substanz, dieser Droge, seitens der Politik nicht grundsätzlich anders umgegangen wird. Offenbar weiß man ja selbst dort jetzt (Ironie), wie gefährlich Alkohol für die Bevölkerung sein kann und für viele auch ist.

    Da mutet es mir schon fast scheinheilig an, dass man jetzt dieses Virus benutzt um auf diese Gefährlichkeit hinzuweisen. Aber natürlich besser als nichts.

    LG
    gerchla

  • Schon früher fragte ich mich, warum Alkohol von der Gesellschaft nicht verteufelt wird und wurde.

    Meiner Meinung nach ist es viel zu einfach an Alkohol zu kommen.

    Andererseits profitiert ja der Staat wieder von den Steuereinnahmen. Und die sind anscheinend sehr einträglich,
    obwohl der Alkohol teilweise viel zu günstig zu bekommen ist.

    Aber was der Alkohol allgemein für einen Schaden anrichtet, kann man zuhauf in der Presse lesen.

    Doch solange der Rausch als gesellschaftsfähig angesehen wird, und sich viel zu viele gerne einen hinter die
    Binde gießen, wird sich da in Zukunft wohl wenig ändern.

    Sehr interessant, dass es aufgrund von Corona zu Alkoholverboten in der Öffentlichkeit kam.

    So kommt auch das Thema Alkoholmissbrauch wieder ins Gespräch, und regt vielleicht endlich zum
    Umdenken an!

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Zitat

    Schon früher fragte ich mich, warum Alkohol von der Gesellschaft nicht verteufelt wird und wurde.

    Die Antwort ist so einfach, dass sie schon fast wieder kompliziert wird:

    Der Alkohol - wohlgemerkt ich schreibe jetzt und hier von Bier und Wein!!! - war jahrhunderte lang ein Nahrungsmittel. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass im Altertum, im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, die Menschen einen ganz anderen Umgang mit Alkohol pfelgten und taten, als es ab der Mitte des 19. Jhd. getan wurde (mit der Industriealisierung und der Entstehung des Proletariates begann auch ein ganz anderer sozialer Lebensrytmus) und wir es bis heute tun!
    Warum das so ist, darüber möchte ich mich jetzt hier nicht auslassen, denn damit wird es zu ausschweifend und kompliziert.

    Aber Tatsache ist, dass dieses "alte Denken" vom Altertum bis in die frühe Neuzeit, bis heute (leider) nicht von der Gesellschaft angelegt bzw verändert wurde.

    Zitat

    Meiner Meinung nach ist es viel zu einfach an Alkohol zu kommen.

    Da bin ich sofort bei dir. Gerade in Deutschland ist das der Fall...

    Zitat

    Doch solange der Rausch als gesellschaftsfähig angesehen wird, und sich viel zu viele gerne einen hinter die
    Binde gießen, wird sich da in Zukunft wohl wenig ändern.

    Die Gründe sind zum einen wie ich oben geschrieben habe historisch belegt, zum anderen sozial und juristisch schwer umsetzbar, denn...

    Zitat

    Sehr interessant, dass es aufgrund von Corona zu Alkoholverboten in der Öffentlichkeit kam.

    ...genau darin liegt der Hase im Pfeffer. Auf der einen Seite ein staatlich verordentes Alkoholverbot...

    ...auf der anderen Seite ein Eingriff in persönliche Rechte...

    Ich persönlich zucke da natürlich nur mit den Schultern, weil es mir am A...h vorbei geht...

    ...allerdings wenn ich an die Querdenker, Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger und AfD-Gesinnte denke, die in solchen Eingriffen einen Eingriff in Persönlichkeitsrechte sehen, Bevormundung und eine "Diktatur", dann wird mir aus politischer Sicht Angst und Bange, dass radikale politische Mächte aus solchen Verordnungen politisches Kapital ziehen...

    Mit anderen Worten: Ein Umdenken kann man nicht erzwingen und birgt bei staatl. Verordnungen Gefahren...

    Zitat

    So kommt auch das Thema Alkoholmissbrauch wieder ins Gespräch, und regt vielleicht endlich zum
    Umdenken an!

    Zum Glück hat sich was das Thema angeht die Gesellschaft schon etwas gewandelt - zumindest im Vergleich zu vor 50 Jahren - aber es ist noch viel zu tun. Wollen wir hoffen und wir dürfen hoffen das langfristig (!) gesehen ein Umdenken stattfindet.

  • Hallo,
    ich bin da ganz bei Proky. Grundsätzlich ist unsere gesamte "Drogenpolitik" geschichtlich und kulturell geprägt und weit entfernt von Rationalismus wie sonst kein anderes Feld.
    Ein Alkoholverbot ist in einem Rechtsstaat faktisch nicht durchsetzbar – es gibt einfach zu viele Leute, die Alkohol haben wollen und alles dafür tun, solche Vorschriften zu unterwandern. Von 1920–1933 war Alkohol in den USA verboten. Das führte nicht nur zu einem riesigen Schwarzmarkt, sondern auch zur massenhaften Vergiftung durch Methylalkohol, der beim unsachgemäßen Schwarzbrennen entstand. Methylalkohol wird anders verstoffwechselt, ist hochgiftig und führt oft zum Tod.
    "Legal” ist meiner Meinung keine Eigenschaft, die dem Alkohol innewohnt, sondern ein Attribut, dass ICH ihm als Teil der Gesellschaft zuschreibe, oder auch nicht.
    Alkohol ist nicht nur eine Droge, sondern auch ein Genussmittel, und nur weil es Leute gibt, die damit nicht umgehen können, heißt das nicht, dass es verboten werden muss.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • cui bono?

    Das Mittelalter ist vorbei. Wasser kann man hierzulande im Überfluss aus dem Hahn schöpfen und Bier als Fastenspeise wär heut ein Witz.
    Aber mit Alkoholabhängigkeit lässt sich gut Geld verdienen.
    Wie mit Nikotinabhängigkeit auch.


  • Aber mit Alkoholabhängigkeit lässt sich gut Geld verdienen.
    Wie mit Nikotinabhängigkeit auch.


    Das Geschäft mit Alkohol ist nun mal ein ganz legaler Wirtschaftsbereich und ist nur für die Alkoholindustrie und Werbebranche ein Gewinn, denn sie wollen Alkohol verkaufen! Die Einnahmen aus der Alkoholsteuer können hingegen bei weitem nicht die Folgekosten des weit verbreiteten Alkoholkonsums tragen. Jährlich müssen Milliarden Euro aufgebracht werden, um die Kosten für alkoholbedingte ambulante und stationäre Behandlungen, für Berentungen, Arbeitsunfähigkeit oder frühzeitigen Tod zu decken.
    Mir ist es schnurzpiepegal, wer und wieviel am Alkohol verdient. Von mir sehen die jedenfalls keinen Cent, denn ich bezahle nicht doppelt: mit meinem Geld und meiner Gesundheit. Im schlimmsten Fall bezahle ich sogar mit meinem Leben.
    Bleibt oder werdet gesund!

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Die Gründe sind zum einen wie ich oben geschrieben habe historisch belegt, zum anderen sozial und juristisch schwer umsetzbar, denn...

    sozial sicher schwer umsetzbar, aber juristisch, wir haben schließlich ein Betäubungsmittelgesetz unter das der Logik nach Alkohol fallen könnte / müsste.
    Die andere Seite: es gibt ja durchaus Leute, die mit Alkohol umgehen können, ich kann es eben nicht, aber habe ich deswegen das Recht, es den anderen verbieten zu wollen?!
    Dasselbe könnte man aber z.B. über Marihuana auch sagen (habe ich zwar auch mal probiert, hatte aber nie wirklich Spaß dran, zum Glück muss ich heute sagen)...Aber wie Britt auch anmerkte, die Gesetzeslage ist kulturell und historisch geprägt, von Logik keine Spur!
    Dasselbe trifft übrigens auch auf Tabak - insbesondere Zigaretten zu....man möge mir verzeihen, wenn ich hier in diesem Forum, in dem es ja eigentlich um Alkohol geht, immer wieder mit dem Rauchen anfange, aber für mich persönlich steht nun mal beides in engem Zusammenhang - und in dem Nichtraucherforum, in dem ich auch manchmal aktiv bin, bringe ich zu Ausgleich auch immer mal den Alkohol ins Spiel :)

    Aber was ich sagen wollte, wenn die Freiheitsrechte vieler derzeit mit Hinweis auf den drohenden Notstand in den Krankenhäusern schon so starkt eingeschränkt werden, könnte man ebenso gut den Verkauf von Tabakwaren verbieten. Man hätte damit eine Risikogruppe direkt eliminiert. Auch wenn immer nur von den "Alten" und "Vorerkrankten" gesprochen wird, zumindest von den Politikern. Allenfalls noch Ärzte bringen Übergewicht, Alkohol und Rauchen ins Spiel.
    Wobei einem ja schon der gesunde Menschenverstand sagt, dass man mit Rauchen die erste Abwehrreihe der Atemwege und der Lunge , wie etwa die Flimmerhärchen, schwächt oder sogar schon total platt gemacht hat. Zu mindestens das vermag Alkohol ja nicht, dafür eine Schwächung der allgemeinen Abwehrkräfte. Und eben der indirekte Effekt durch fahrlässige oder vorsätzliche Nicht-Beachtung der Hygieneregeln.
    Wobei das vorsätzliche Nichtbeachten natürlich auch bei Leuten vorkommt, die keinen Alkohol konsumiert haben, ich will mich da gar nicht ausnehmen. Ich denke, viele trockene Alkoholiker neigen auch dazu nur das zu befolgen, was sie einsehen, weil sie eben alles besser wissen. Bei mir ist diese Tendenz jedenfalls da. So nach dem Motto "warum soll ich hier eine Maske aufsetzen, hier kann ich von jedem mindestens 3m Abstand halten, zudem noch im Freien". Da muss ich mich auch immer wieder selbst zur Ordnung rufen. Schließlich,wenn jeder so denken und handeln würde nur weil es gerade eben JETZT leer ist, würde man auch auch den Ordnungskräften das Leben unnötig schwer machen.
    Wir reden bei uns in der Gruppe auch oft vom "alkoholischen Denken" und ich kann mich davon auch nach 7 Jahren Trockenheit noch nicht völlig frei sprechen.

    Aber um nochmal auf Thema zu kommen, schon Wilhelm Busch wusste ja:
    So ists mit Tabak und mit Rum, erst sind wir froh, dann falln wir um.
    Ich finde, er war mit diesem simplen Spruch seine Zeit weit voraus.
    das gilt auch und gerade zu Corona Zeiten


  • Die Einnahmen aus der Alkoholsteuer können hingegen bei weitem nicht die Folgekosten des weit verbreiteten Alkoholkonsums tragen. Jährlich müssen Milliarden Euro aufgebracht werden, um die Kosten für alkoholbedingte ambulante und stationäre Behandlungen, für Berentungen, Arbeitsunfähigkeit oder frühzeitigen Tod zu decken.

    Ich bin mir da gar nicht mal sicher. Zumindest hier wo ich wohne,in Frankreich, gehört der Wein zum täglichen Essen dazu, in 90%der Familien. Erst seit paar Jahren gibt es für Lehrer keinen Wein mehr in der Schulkantine und auch der französische Präsident steht Faustdick hinter der Alkoholindustrie,es werden immer mehr Weinverkostungskurse an Universitäten angeboten und besucht, sich im Milieu auszukennen ist bei Studenten super angesehen. Es gehört zum guten Ton.Bereits in der Primarstufe wird über die Weinherstellung gelehrt...Also was in Deutschland das Bier ist, ist hierzulande der Wein und einfach nicht wegzudenken. Frankreich ist das letzte Land Europas wo die AA Fuss fassen konnten, das ist auch gar nicht lange her. Und egal in welcher Region man lebt es gibt überall einen lokalen Alkohol der besonders gerne getrunken wird...(vom Cognac über Armagnac, Pastis, Champagner zum Bordeaux und dem Rosé im Süden etc). Die Steuereinnahmen überragen die Sozialzahlungen bei weitem, das hat man mir in meiner ersten Therapie gesagt...sonst würde sich der Aufwand nicht lohnen, so gutherzig sind Menschen eben nicht. Ich kann mir gut vorstellen dass es in Deutschland auch so ist, nicht zu vergessen sind es ja die allerwenigsten Fälle die sich überhaupt Hilfe suchen...der Grossteil der Alkoholiker zahlt nur in die Kasse ,mit Geld und Gesundheit das stimmt leider.


  • cui bono?

    Das Mittelalter ist vorbei. Wasser kann man hierzulande im Überfluss aus dem Hahn schöpfen und Bier als Fastenspeise wär heut ein Witz.
    Aber mit Alkoholabhängigkeit lässt sich gut Geld verdienen.
    Wie mit Nikotinabhängigkeit auch.

    Ich habe hier mal einen guten Artikel gefunden für eine Gegenrechnung:

    https://www.gesetzlichekrankenkassen.de/info/aktuelles…holkonsums.html

    Der Volkswirtschaftliche Schaden ist nicht zu übersehen...

    Nichtsdestotrotz, dürfte ein Umdenken in der Gesellschaft nur sehr langsam von statten gehen, dass ist kulturell und historisch bedingt - auf der einen Seite...

    ...auf der anderen Seite auch politisch Bedingt:

    Deinn kein Politiker, keine Partei, würde jemals offen gegen den Alkohol zu Felde ziehen! Da ist zum einen die Lobby, von denen Geld kommt, nicht nur für Parteispenden, auch für die Wirtschaft z.B. als Sponsoren...

    ...aber auch - und das ist meines Erachtens noch entscheidender - die Wähler! Eine Partei würde bei der Wählerschaft einbrechen wenn diese den Alkohol einschränken, wenn nciht gar verbieten würde.

    Man stelle sich vor:

    In Bayern würde eine Partei den Bierkonsum einschränken/verbieten wollen...

    In Rheinland-Pfalz würde eine Partei den Weinkonsum einschränken/verbieten wollen...

    So eine Partei bräuchte bei der Landtagswahl nicht mal mehr antreten...

    Und eine Frage bleibt auch noch zu klären:

    Was wird aus den ganzen Wein- und Hopfenbauern die quasi ihre Existenz verlieren würden?
    Der Tourismus in diesen Regionen, der Export?


    Den Alkohol staatlicherseits zu beschränken oder zu verbieten, bleibt also ein zweischneidiges und gefährliches Schwert...

  • Hallo Proky,

    ich hab diesen Artikel auch gelesen und ein Aspekt fehlt mir für den volkswirtschaftlichen Schaden.
    Da ist ja sehr ausführlich die Rede davon, welche Kosten durch alkoholbedingte Krankheiten, Personalausfälle, Unfälle usw entstehen. Und klar übersteigen diese die Steuereinnahmen.
    Aber: das Geld verdunstet ja nicht. Es geht an Ärzte, Therapeuten, Pfleger und viele andere Berufszweige, die mit der Behandlung unserer Krankheit beschäftigt sind und die viele von uns nötig brauchen. Selbst Polizisten "verdienen " damit oft ihr Gehalt.
    Wir brauchen diese Leute alle, aber das Problem Alkohol oder besser Alkoholabhängigkeit ist so tief in unserer Gesellschaft verankert und engmaschig verwoben mit vielen Lebensbereichen.
    Trotz allem: wenn ich am Bahnhof für die Heimreise ne Flasche Mineralwasser kaufe, bezahle ich 1,80 €. Bier steht gleich daneben und kostet 1,50€.
    Britt hat recht, das Zeug ist zu billig.
    Ich nehm jetzt trotzdem mein Wasser und fahre nach Hause.
    Schönen Abend noch an alle da draussen

    LG Charlotte

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