Nyssa stellt sich vor

  • Hallo

    Ich bin Nyssa.
    Über 40. Verheiratet. Kinder. Guter Job.

    Und ich habe ein Alkoholproblem.

    Hatte mehrere Trinkpausen. Habe im März dann aufgehört, wusste aber nicht für wie lange.
    Habe knapp ein halbes Jahr durchgehalten. Am Wochenende dann zweimal was getrunken. Und bereut.

    Seitdem ist mir klar: Alkohol geht nicht.

    Nun stehe ich quasi wieder am Anfang.

    Und hoffe hier auf Unterstützung.

    LG

  • Hallo Nyssa!

    Willkommen bei uns im Forum!

    So ganz am Anfang stehst Du ja nicht. Du hattest schon fast ein halbes Jahr
    geschafft, und weisst ja im Grunde "wie es geht".

    Es ist für viele ein weiter Weg, bis sie einsehen, dass sie nicht mit Alkohol umgehen können.

    Bei mir war das genauso... Und ich habe sehr lange gebraucht, um den Absprung zu schaffen.

    Doch mittlerweile schaue ich Ü 50 auf über 7 Jahre Trockenheit zurück.

    Es wird immer schwierige Zeiten geben, aber das alles lässt sich ohne Alkohol viel besser
    bewältigen, und man kann lernen andere Ventile zu finden.

    Hast Du Dir Hilfe bei einem Arzt geholt? Denn ein kalter Entzug kann sehr gefährlich werden!

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Hallo Elly

    Nein Hilfe habe ich mir nicht geholt. Es war nicht so viel an Wochenende. Also körperlich merke ich nichts.

    Es ärgert mich trotzdem, dass ich es nicht so im Griff hatte wie ich wollte. Das zweite Mal wäre nicht nötig gewesen.

    Aber ich mache weiter mit der Abstinenz. Diesmal für immer.

    Hoffe ich!

    LG Nyssa

  • Hallo Nyssa,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Davor trank ich weit über 10 Jahre abhängig, die letzten Jahre davon ziemlich heftig. Die meiste Zeit trank ich heimlich, nur ganz am Anfang meiner Trinkerzeit sah man mich trinken. Später hatte ich offiziell nicht mal Alkohol im Haus bzw. trank "sichtbar" nur absolut vertretrebare und moderate Mengen. Den "Rest" gab ich mir dann heimlich. Ich hatte Frau und Kinder und habe bis zum Schluss funktioniert. Wobei die letzten beiden Jahre dann schon eher in Richtung vegetieren gingen. Jedoch gelang es mir trotzdem den Schein aufrecht zu erhalten.

    Das einfach mal als kleine Einleitung, damit Du Dir ein grobes Bild davon machen kannst, wer Dir hier schreibt.

    Ich hab' Dir jetzt gar nicht so viel zu sagen. Dazu weiß ich nämlich einfach zu wenig von Dir. Du schreibst ja, dass Du hier auf Unterstützung hoffst. Dafür sind wir hier ja da. Aber um richtig unterstützen zu können ist es immer hilfreich, wenn wir etwas mehr von der hilfesuchenden Person wissen. Vielleicht gibt es ja Dinge oder Gedanken, die Dich gerade besonders beschäftigen. Wo Du nicht genau weißt, wie Du damit umgehen sollst. Wo Dir vielleicht die Erfahrungen oder Meinungen von uns anderen hier helfen könnten.

    Wenn Du Lust hast, dann erzähl' doch einfach mal ein wenig von Dir. Wie Deine aktuelle Lebenssituation so ist, wie Du glaubst das Du da so hinein rutschen konntest, was für ein Umfeld Du hast und ob Du Untertstützung von dort erfährst. Vielleicht erzählst Du auch mal darüber, was Deine größten Sorgen oder Ängste sind. Wovor Du besonders Angst oder Respekt hast. Das alles natürlich nur, wenn Du das auch möchtest.

    Dann könnten wir hier ein bisschen besser von unseren Erfahrungen berichten. Und Du kannst dann ggf. davon was für Dich ableiten.

    Das hier:

    Zitat

    Verheiratet. Kinder. Guter Job

    hätte auch prima zu mir gepasst. Dazu noch: gute Kindheit, schöne Schulzeit, steile Karriere, tolles privates Umfeld, Gesund, keine Schicksalsschläge, genügend Kohle auf dem Konto.... Trotzdem begann ich zu trinken. Scheinbar grundlos.

    Heute weiß ich, dass es Gründe gab. Diese zu finden war eine meiner Hauptaufgaben als ich trocken wurde. Um zu verstehen was da bei mir eigentlich passiert ist und somit für die Zukunft dagegen Strategien entwickeln zu können.

    Wie ist es denn bei Dir? Warum glaubst Du denn, dass Du zur Alkoholikerin wurdest?

    Alles Gute für Dich und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir. Würde mich freuen wieder von Dir zu lesen.

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla

    So genau weiss ich das gar nicht...

    Zuerst aber noch eine wichtige Info. Ich höre sicher früher auf mit trinken als andere. Soll heissen, dass meine Mengen nicht so gross waren, und ich auch immer Pausen hatte. Es sollte also nicht so schwer für mich sein aufzuhören...
    Ich will es einfach nicht so weit kommen lassen.

    Meine Kindheit und Jugend waren schwierig. Vater Alkoholiker, Bruder auch, Mutter coabhängig.
    Es war geprägt von Missbrauch, Mobbing, schläge, und immer das Gefühl falsch und nicht normal zu sein.

    Dann Heirat, Kinder, Studium, inzwischen guter Job. Hart dafür gekämpft.

    Psyche ist nicht immer toll. Aber viel besser als auch schon. Bin eigentlich stabil.

    Unterstützung ist... Naja, nicht besonders. Denn alle andren trinken normal weiter. Es ist zwar okay, wenn ich nichts will, aber ist nicht immer einfach für mich, standhaft zu bleiben.

    Alkohol war gut, um abends nach stressigen Tagenruntee zu kommen. Geht aber auch mit Tee... Sonst einfach Gewohnheit würde ich sagen.

  • Hallo Nyssa,

    lieben Dank, dass Du so schnell auf meine Fragen geantwortet hast. Jetzt habe ich gleich ein viel klareres Bild vor mir. Auch wenn es natürlich nur ganz oberflächlich sein kann.

    Ich möchte Dir gerne einfach ein paar Gedanken zu Deinen Zeilen da lassen.

    Zitat

    Ich höre sicher früher auf mit trinken als andere. Soll heissen, dass meine Mengen nicht so gross waren, und ich auch immer Pausen hatte. Es sollte also nicht so schwer für mich sein aufzuhören...


    Also grundsätzlich kann ich nur sagen: je früher desto besser. Desto weniger besteht auch die Gefahr, dass Du auch z. B. körperliche Schäden nimmst. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Du es deshalb leichter hast mit dem aufhören. Es gibt hier ja auch die Theorie, dass ein Alkoholiker erst seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht haben muss, bevor es ihm wirklich gelingen kann, dauerhaft mit dem Trinken aufzuhören. Da es sich um den "persönlichen Tiefpunkt" handelt ist dieser natürlich sehr individuell. Beim einen reicht schon der Verlust des Führerscheins, ein anderer wird erst wach, wenn er auf der Straße landet oder seine Familie ihn verlässt. Und ja, leider muss man das sagen, die allermeisten Alkoholiker erreichen ihren Tiefpunkt scheinbar gar nicht, denn es sind nur rund 10 % die ernsthaft versuchen von dem Zeug weg zu kommen. Der "Rest" funktioniert mit Alkohol so lange es eben geht.

    Ich bin jetzt aber niemand, der auf dieser Tiefpunkttheorie als absolut unumstößlich notwendiges Ereignis, besteht. Die Wege heraus, sind wie die Wege hinein in die Sucht, sehr individuell und vielfältig. Ich glaube aber, dass süchtig eben süchtig ist. Erst mal egal, auf welchem Trinkniveau man süchtig ist. Was ich sagen will: Ich glaube nicht, dass es jemanden der z. B. 4 Bier am Tag trinkt und diese trinken MUSS oder auch jemanden, der 2 oder 3 mal die Woche 4 Bier trinkt und diese trinken MUSS, der Ausstieg leichter fällt als jemanden der am Tag 10 Bier trinken MUSS oder 1,5 Flaschen Schnaps.

    Ich kann da auf eine Erfahrung von mir selbst zurück greifen. Relativ am Anfang meiner Trinkerzeit hatte ich mal eine Trinkpause, die fast ein Jahr dauerte. Damals kam meine Tochter zur Welt und ich wusste schon, dass ich ein wenig zu viel trank. Wie es genau um mich stand, also das ich bereits süchtig war, das war mir jedoch so deutlich nicht klar. Ich wollte aber ihr zuliebe aufhören und tat es auch. Damals war mein Trinkniveau bei ein oder zwei Feierabendbieren angelangt. Oft auch mal noch mit ein paar Tagen ganz ohne. Also fast noch im risikoarmen Bereich. Dennoch war ich süchtig und weißt Du was mich wieder zurück in die Spur brachte:

    Ich weiß es noch wie heute. Es war ein lächerliches Biermischgetränk, welches mir mein neuer Nachbar (wir waren gerade umgezogen) zur Begrüßung über den Gartenzaun hielt. Ich griff es und ich trank es. Und war innerhalb von ein paar Tagen wieder dabei. Und, das ist auch eine Erfahrung die ich mehrmals gemacht habe, ich trank nach dieser langen Pause dann dauerhaft deutlich mehr als davor. Sozusagen fast, als ob ich was nachzuholen hätte oder ob mir mein Gewissen sagen würde: Hey, jetzt hast Du so lange nix getrunken, jetzt brauchst erst mal nicht aufzupassen.

    Also wähne Dich hier nicht in falscher Sicherheit. Wenn Du süchtig bist, dann bist Du süchtig! Aber sag mal, hälst Du Dich selbst denn für eine Alkoholikerin? Also für suchtkrank. Oder bist Du eher der Meinung, Du würdest "nur" Missbrauch betreiben. So wie Du schreibst, scheinst Du ja nicht täglich zu trinken und auch nicht so große Mengen. Magst vielleicht mal ein bisschen was über Dein Konsumverhalten schreiben?

    Ich meine nur, wenn Du nicht süchtig sein solltest, was Dir hier aber keiner so genau sagen können wird, dann ist es u. U. tatsächlich etwas einfacher (aber ganz sicher nicht einfach) mit dem Aufhören. Ggf. wäre es dann auch möglich, sogar zu einem "normalen" oder moderaten Konsum zurück zu finden. Sofern Du das überhaupt möchtest, denn auch bei einem Missbräuchler der wieder moderat trinkt besteht immer die große Gefahr, dass es doch einmal wieder kippt. Und, das darf ich mit fester Überzeugung sagen, ein Leben komplett ohne Alkohol ist nicht nur möglich, es ist sogar wunderbar.

    Zitat

    Meine Kindheit und Jugend waren schwierig. Vater Alkoholiker, Bruder auch, Mutter coabhängig.
    Es war geprägt von Missbrauch, Mobbing, schläge, und immer das Gefühl falsch und nicht normal zu sein.


    Ok, dann ist da schon sowas wie "Erfahrung oder Prägung" vorhanden. Dann noch Missbrauch und Mobbing.... Man hat Dir da einiges an psychischen Bürden mit auf Deinen Lebensweg gegeben. Ganz schlimm auch das Gefühl falsch zu sein...

    Darf ich fragen, ob Du das aufgearbeitet hast? Du brauchst übrigens grundsätzlich auf nichts zu antworten wenn Du es nicht möchtest. Ich stelle diese Frage deshalb, weil es schon sein könnte, oder sogar wahrscheinlich ist, dass Dein Trinkverhalten unmittelbar damit in Zusammenhang steht. Hast Du heute immernoch das Gefühl falsch zu sein? Denkst Du immernoch Du wärst nicht normal? Oder gibt Dir irgendjemand in Deinem Umfeld dieses Gefühl? Sind sehr persönliche Fragen. Ich würde gut verstehen, wenn Du sie einfach ignorieren würdest.

    Grundsätzlich denke ich, dass Du da evtl. ran müsstest. Also tiefer meine ich.

    Zitat

    Psyche ist nicht immer toll. Aber viel besser als auch schon. Bin eigentlich stabil.


    Siehe meine Zeilen oben. Ich will jetzt erst mal nicht ganz viel darüber schreiben, was da bei mir so war. Denn ich weiß noch nicht, inwieweit Du Dich hier überhaupt öffnen möchtest. Aber meine Psyche war natürlich auch bei meiner Suchtgeschichte das zentrale Element. Letztlich sind wir Alkloholiker psychisch krank. Es ist eine Erkrankung der Psyche und wir versuchen unser psychisches Wohlbefinden mit Hilfe des Alkohols zu verändern, i. d. R. wollen wir unser Wohlbefiinden verbessern. Was ja temporär auch meist gelingt, zumindest wenn die Sucht noch nicht im Endstadium ist. Und genau da liegt das Problem. Wir wollen diese gute Gefühl wieder und wieder und wieder haben. Aber eigentlich müssten wir dafür sorgen, dass es kein schlechtes Gefühl gibt, dass wir mit Hilfe von irgendeinem Rauschmittel beseiten wollen. Eigentlich müssten wir erreichen, dass wir mit uns selbst und mit unserem Leben absolut zufrieden und im Reinen sind. Denn dann gibt es keinen Wunsch schnell etwas verändern oder betäuben zu wollen.

    Das zu erreichen war mein Ziel damals. Ich gebe aber zu, dass mir das von Anfang an so nicht bewusst war. Es war ein Prozess wo sich heraus kristallisierte, dass ich da ran muss. An meine Trinkgründe, an meine Psyche und am Ende musste ich mir auch mal ganz klar machen, wo ich eigentlich den Sinn meines Lebens sehe. Wer ich war und wer ich aber eigentlich sein möchte. Was für ein Mensch ich sein möchte, was eigentlich meine wichtigesten Werte im Leben sind. Wo ich mit meinem Leben letztendlich hin möchte und wie ich gedenke, diese Ziele zu erreichen. Das hatte jetzt bei mir nix mit Job etc. zu tun. Es ging wirklich um was größeres, eben um den Sinn meines "Rest"-Lebens. Hatte ich doch mein bisheriges Leben offenbar nicht sonderlich zufriedenstellend für mich bewerkstelligt. Sind wäre ich nicht als Alkoholiker geendet.

    Zitat


    Alkohol war gut, um abends nach stressigen Tagenruntee zu kommen. Geht aber auch mit Tee... Sonst einfach Gewohnheit würde ich sagen.


    Wenn es bei Dir so einfach ist, dann würde es mich sehr für Dich freuen. Gewohnheiten kann man ändern und gut ist. Wie gesagt, wenn Du nicht süchtig bist, kann das noch funktionieren. Ich wünsche es Dir.

    Wenn Du süchtig bist, wird das m. E. nicht funktionieren. Dann wirst Du wohl ans Eingemachte ran müssen. Um dauerhaft weg zu kommen. Dazu sind dann i. d. R. richtige Veränderungen notwendig. Das habe ich bei mir selbst erlebt und auch von den meisten trockenen Alkoholikern die ich bisher gesprochen habe, so erfahren. Nur nichts mehr trinken kann mal eine Zeit lang funktionieren, auch mal einen längeren Zeitraum, jedoch nicht auf Dauer. Da braucht es dann mehr.

    Alles Gute und ich freue mich auf einen weiteren Austausch mit Dir.

    LG
    gerchla

  • Hallo Nyssa,

    Du hast ja jetzt schon eine Menge Input bekommen.

    Kurz zu mir, ich habe auch immer Trinkpausen gemacht, wenn ich getrunken habe, dann aber so viel, das ich mehrmals fast dran gestorben wäre. Viel hat nicht unbedingt was mit "immer" zu tun...
    Ich komme auch aus einer Familie, in der insgesamt viel getrunken wurde, aber mit 40 denke ich, spielt die Herkunftsfamilie auch nicht mehr so die Rolle. Auf Unterstützung durch die Familie habe ich weder gewartet noch damit gerechnet. Wegen mir hat auch niemand aufgehört, warum auch, ich habe wegen anderen ja auch nicht aufgehört.
    Jetzt trinke ich schon über 19 Jahre nichts mehr, mein Vater ist an den Folgen des Alkohols gestorben. Wir sind lange ziemlich getrennte Wege gegangen.

    Ich hatte damit gerechnet, dass es mir extrem schwer fallen würde, aber dann fiel es mir ziemlich leicht. War halt irgendwie durch.

    Mich würde noch folgendes interessieren


    Habe knapp ein halbes Jahr durchgehalten.

    ....

    Und hoffe hier auf Unterstützung.

    Wenn Du durchgehalten hast..musstest Du kämpfen? Durchhalten hört sich nach Anstrengung oder Kampf an. Ist das so? Hast Du deswegen dann auch wieder getrunken, wegen innerem Druck oder Trinkdruck? Für mich ist das nicht selbstverständlich, dass man durchhält (oder durchhalten muss), ich hatte eines Tages die Schnauze voll und seitdem war das für mich ziemlich selbstverständlich, nichts zu trinken. Am Anfang hab ich mich damit ziemlich auseinandergesetzt, aber "durchhalten" konnte man das nicht nennen, weil ich nie mehr wirklich das Bedürfnis zu trinken gehabt hätte. Mir hats gründlich gereicht. Aber vielleicht hänge ich mich an diesem Wort jetzt auch zu sehr auf..ist mir halt aufgefallen.
    Jedenfalls, wenn das so wäre, müsstest Du da vielleicht ran. Immer kämpfen ist schwierig, es darf auch mal von selbst gehen.

    Welche Unterstützung erwartest Du Dir? Gut zureden hat bei mir nicht viel geholfen, eher gar nicht, was mir mehr geholfen hat war allgemein Wissen darüber, wie Sucht funktioniert. Und dann natürlich, was ich STATT Trinken machen kann und wie ich mir ein Leben ohne Suchtstoffe einrichte.
    Was erwartest Du? Wie kann man Dir helfen, was glaubst Du?

    Gruß Susanne

  • Hallo Gerchla

    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die Zeit, die du dir dafür genommen hast.
    Gerne gehe ich auf einige Punkte ein, weil ich denke, dass mir das hilft.

    Zitat

    Also grundsätzlich kann ich nur sagen: je früher desto besser. Desto weniger besteht auch die Gefahr, dass Du auch z. B. körperliche Schäden nimmst. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Du es deshalb leichter hast mit dem aufhören. Es gibt hier ja auch die Theorie, dass ein Alkoholiker erst seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht haben muss, bevor es ihm wirklich gelingen kann, dauerhaft mit dem Trinken aufzuhören.

    Das habe ich auch schon gelesen...
    Und ja, ich denke, das fehlt mir ein wenig. Ich habe keinen Tiefpunkt, es geht nichts schief, im Gegenteil.
    Körperlich habe ich noch keine Schäden. Trotzdem habe ich ein Problem und möchte das loswerden. Eben weil ich ja in der Familie sehe, wie das sonst enden kann. Und darauf habe ich echt keine Lust. Deswegen will ich es vorher lassen.

    Zitat

    Aber sag mal, hälst Du Dich selbst denn für eine Alkoholikerin? Also für suchtkrank. Oder bist Du eher der Meinung, Du würdest "nur" Missbrauch betreiben. So wie Du schreibst, scheinst Du ja nicht täglich zu trinken und auch nicht so große Mengen. Magst vielleicht mal ein bisschen was über Dein Konsumverhalten schreiben?

    Also mein Suchtverhalten war... unterschiedlich. Phasenweise habe ich es einfach laufen lassen. Da war es fast täglich abends Rotwein. Zwischen 2 Gläser und einer knappen Flasche. Manchmal mit Kater am nächsten Morgen (Übelkeit, Magenschmerzen, Schwindel, Kopfweh). Zudem hatte ich ziemlich Magenprobleme, und der Alkohol hat sie verschärft (in dem halben Jahr jetzt ohne ging es meinem Magen bestens). Und ich habe schlecht geschlafen. Aber konnte dank Alkohol einschlafen.
    Dann hatte ich wieder Phasen, in denen ich mir dessen bewusst wurde, und mal tage- oder wochenlang nichts getrunken habe, danach weniger, bis ich irgendwann wieder bei der "laufenlassen"-Phase war.
    Getrunken habe ich, um abends den Stress zu vergessen.

    Einschlafen und durchschlafen kann ich mittlerweile gut ohne. Notfalls nehme ich mal ein pflanzliches Mittel (vom Arzt verschrieben). Und ich bin tagsüber viel fitter.

    Zitat

    Darf ich fragen, ob Du das aufgearbeitet hast? Du brauchst übrigens grundsätzlich auf nichts zu antworten wenn Du es nicht möchtest. Ich stelle diese Frage deshalb, weil es schon sein könnte, oder sogar wahrscheinlich ist, dass Dein Trinkverhalten unmittelbar damit in Zusammenhang steht. Hast Du heute immernoch das Gefühl falsch zu sein? Denkst Du immernoch Du wärst nicht normal? Oder gibt Dir irgendjemand in Deinem Umfeld dieses Gefühl?

    Ja, ich denke, ich habe das meiste aufgearbeitet.
    Das Gefühl von früher gibt mir sicherlich eine Person extrem auf Arbeit, weil sie mich sehr an meine Eltern erinnert.
    Ansonsten habe nur ich selbst immer noch das Gefühl...

    Und natürlich trinken alle normalen Menschen um mich herum... Das ist ein Punkt, der es mir schwer macht, weil ich mich als Versager fühle, dass ich nicht normal konsumieren kann.

  • Liebe Susanne

    Gerne antworte ich dir auch auf deine Fragen:

    Zitat

    Wenn Du durchgehalten hast..musstest Du kämpfen? Durchhalten hört sich nach Anstrengung oder Kampf an. Ist das so?

    Ja, leider.
    Alkohol gehört seit fast 30 Jahren einfach zu meinem Leben dazu. Wenn etwas zu feiern und anstossen gab, mit dem Mann abends gemütlich sitzen und reden, als Medizin gegen Stress oder Übelkeit oder Grippe oder Aphten, abends zum runterkommen und besser einschlafen, sich was besonderes gönnen, ein gutes Essen aufwerten oder verdauen...
    Teilweise konnte ich das ersetzen (mit alkoholfreiem oder Tee), oder tatsächlichen Medikamenten.
    Teilweise blieb es einfach ein Verzicht.
    Zu Beginn war der Kampf echt gross.
    Jetzt stört es mich einfach, wenn dann mein Mann abends da sitzt und trinkt. Keine Ahnung warum. Vielleicht, weil es mir halt auch geschmeckt hat und weil ER die angenehmen Gefühle dann hat und ich nicht. nixweiss0 (morgens bin ich natürlich nicht neidisch auf den Kater).

    Zitat

    Was erwartest Du? Wie kann man Dir helfen, was glaubst Du?

    Ich denke mir hilft es wenn ich darüber schreiben und mich damit auseinandersetzen kann.
    Nicht alleine damit bin, dass für mich Alkoholverzicht nicht ganz leicht ist.
    Mut, weil ich sehe, dass es andere auch geschafft haben.
    Zuspruch, dran zu bleiben und nicht aufzugeben.
    Input, wie man den Alkohol ersetzen kann und Tipps zur Selbsthilfe.

  • Na ja, ich bin auch in frühester Kindheit schon damit in Berührung gekommen, hatte mit 15 die ersten Filmrisse, dann Drogen und bis 41 dann eine wechselvolle Karriere, mit ziemlichen Abstürzen. Also insgesamt mindestens 26 Jahre problematisches Trinkverhalten, wenn man den Vorspann dazurechnet, noch länger. Und bei mir war das ein zentraler Bestandteil meines Lebens, völlig undenkbar, dass ich jemals damit aufhöre. Lange wäre ich lieber gestorben, als nüchtern zu bleiben.

    Und eines Tages reichte es mir einfach. Ich habe aber auch schon oft gedacht, das kam, weil es einfach zu viel war. Nur dadurch war es dann ja wirklich nicht mehr schön und es gibt da für mich auch nichts mehr zu vermissen.

    Aber dieses "Schnauze voll" habe ich auch schon von mehreren gehört, die dann trotzdem wieder angefangen haben, das verblasst wohl irgendwie. Das alleine reicht jedenfalls wohl nicht. Ich bin halt dran geblieben und habe mich damit auseinandergesetzt, wie sehr dieses ganze Suchtverhalten und das "Drumherum" mein gesamtes Leben geformt haben und dann wollte ich aus meiner zweiten Lebenshälfte einfach etwas anderes machen. Und heute habe ich fast täglich Momente, wo ich stocknüchtern das Leben viel schöner finde als "damals"...da würde Alkohol nichts dran verbessern, für mich.

    Einerseits würde ich sagen, wenn das bei mir geklappt hat, dann müsste das bei Dir doch erst recht klappen. Denn ich habe mit Sicherheit deutlich mehr getrunken und dann relativ einfach aufgehört. Zumindest mal rein mit dem Alkohol, es blieben ein paar Baustellen meines früher verkorksten Lebens, wo ich dann noch mal richtig ran musste, aber das wollte ich dann auch nur nüchtern. Andererseits kann ich schon nachvollziehen, dass man da mehr damit hadert, wenns eigentlich noch schmecken würde.
    Jedenfalls wünsche ich Dir einen guten Austausch hier und bleib dran, es rentiert sich praktisch immer.

    Gruß Susanne

  • Hallo Nyssa,

    danke für Deine ausführlichen Antworten.

    Ich möchte Dir einfach meine Gedanken dazu schreiben:

    Zitat

    Das habe ich auch schon gelesen...
    Und ja, ich denke, das fehlt mir ein wenig. Ich habe keinen Tiefpunkt, es geht nichts schief, im Gegenteil.


    Na ich würde jetzt nicht sagen, dass Dir Dein persönlicher Tiefpunkt fehlt. Ich würde eher hoffen, dass Du diesen erst gar nichts brauchst. Weil Du es vielleicht auch noch ohne diesen Tiefpunkt schaffen kannst. Wie gesagt, da gibt es unterschiedliche Meinungen zu diesem Tiefpunkt. Es gibt ja auch noch diejenigen, die ein sog. "Klickerlebnis" hatten. Das musst Du Dir ungefähr so vorstellen, dass jemand, der schon länger von dem Zeug weg will, der vielleicht sogar schon x Versuche hinter sich hat, ganz plötzlich weiß: Aus, vorbei, nie mehr Alkohol. Und wo es dann auch funktioniert.

    Wie gesagt, es gibt bei dieser Krankheit ganz viel Individualität. Und bei Dir, auch bei dem was Du selbst über Dein Trinkverhalten geschrieben hast, kann ich persönlich noch nicht mal einordnen, ob ich Dich jetzt als Alkoholikerin sehe oder "nur" als Missbräuchlerin. Bei letzterem könntest sicher noch leichter die Reißleine ziehen.

    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wenn ich schreibe, dass ich denke, dass Du evtl. noch gar nicht süchtig bist, bedeutet das 1. nicht, dass es auch so sein muss (nur Du selbst kannst das wissen bzw. heraus finden) und 2. bedeutet es auch nicht, dass es dann ja nicht so schlimm ist und Du entspannt an die Sache ran gehen kannst. Es bedeutet "nur", dass Deine Erfolgschancen höher sein können als wenn Du bereits süchtig bist. Erst mal macht es nämlich aus meiner Sicht gar keinen Unterschied. Erst mal bist Du gut beraten längere Zeit keinen Alkohol mehr zu trinken. Und ggf. sogar auch dauerhaft keinen Alkohol mehr zu trinken, was sich aber auch aus einer längeren Abstinenz von ganz alleine ergeben kann.

    Zitat

    Und ich habe schlecht geschlafen. Aber konnte dank Alkohol einschlafen.


    Dazu gibt es ja wissenschaftliche Untersuchungen und auch Studien aus Schlaflaboren. Alkohol hilft zwar gut beim Einschlafen und für die erste Schlafphase jedoch verkürzt er insgesamt die Schlafdauer teilweise enorm. Und sorgt so für einen deutlich schlechteren Schlaf. Bei großen Mengen kommt noch dazu, dass auch die Atmung darunter leidetet und es zu Aussetzern kommt. Und wie ich an mir selbst erfahren durfte ist Alkohol auch für Schnarchen verantwortlich. Was also zusammen genommen oft dazu führt, dass man mit Alkohol im Blut das Problem hat, dass man in der zweiten Schlafphase mehr wach ist (Trinkverlangen in Abwechslung mit Toilettengang) oder generell schlechter schläft (schnarchen, Aussetzen der Atmung, generelle Unruhe, etc.).

    Es ist also wirklich keine gute Idee Alkohol als Schlafmittel zu verwenden. Dauerhaft gesehen meine ich. Für ganz normale Menschen ohne Suchtproblematik sind das dann halt mal Tage, wo sie nicht wissen ob sie zu viel getrunken haben oder einfach nur schlecht geschlafen haben. Ich kann von mir sagen, dass ich ab spätestens 2 Uhr, meist sogar schon um Mitternacht herum, ganz schlecht geschlafen habe. Mit ganz vielen Unterbrechungen.

    Zitat

    Getrunken habe ich, um abends den Stress zu vergessen.


    Ein Klassiker. Irgendwie wollten wir das ja alle. Und die andere Variante ist dann "endlich mal Spaß haben können und unbeschwert sein". Es klingt wahrscheinlich nach Klugscheißer wenn ich jetzt schreibe, dass man hier natürlich an die Ursachen ran muss. Also erst mal Prävention, sprich: was macht mir diesen Stress und wie kann ich ihn vermeiden? Und, weil man natürlich im Leben nicht immer alles vermeiden kann was einen belastet oder stresst: welche Alternativen (außer Alkohol) gibt es für mich um mit Stress umgehen zu können oder ihn abbauen zu können.

    Ich glaube das sind dann eben die Dinge um die Du Dich kümmern solltest. Was Du auch tun kannst, wenn Du nicht mehr trinkst. Denn dann hast Du Dein Hirn frei um Dich mit solchen Dingen zu beschäftigen.

    Zitat

    Ansonsten habe nur ich selbst immer noch das Gefühl...


    Sei mir nicht böse, wenn mich hier jetzt der Gedanke beschleicht, dass es dann ja doch nicht richtig aufgearbeitet sein kann. Aus meiner Sicht wäre es sogar das wichtigste, dass DU mit DIR im Reinen bist. Das Du von Dir selbst sagen kann: Super, alles gut soweit. Ich bin so wie ich bin richtig! Ich bin vielleicht nicht perfekt (wer kann und will das schon von sich behaupten?) aber ich bin mit mir im Reinen.

    Wenn Du das kannst, also so von Dir denken, dann werden Dich Menschen von außen auch nicht mehr triggern. Also bezogen auf "ich bin nicht normal". Und dann wird auch die Person in Deinem Arbeitsumfeld diesbezüglich an Einfluss verlieren. Und am Ende könnte es sein (nur eine Theorie von mir), dass das alles zusammen auch dabei hilft, dass der Alkohol an Bedeutung bei Dir verliert. Das die Situationen, die dazu führen dass Du Dich gestresst fühlst, dass Du abschalten und mal vergessen möchtest, einfach weniger werden, vielleicht auch nicht mehr so stark werden und Du dann auch das Verlangen nach dem Entspannungsmittel Alkohol verlierst. Letztlich wäre das nichts anderes, als einen Deiner Trinkgründe oder Trinkanlässe zu beseitigen. Du sorgst dafür, dass es Dir psychisch besser geht, dass Du zufriedener wirst (vor allem auch mit Dir selbst) und entziehst damit dem Alkohol seine Bedeutung. Denn letztlich war das ja genau der Job, den der Alkohol machen sollte und ja auch gemacht hat. Aber eben nur temporär und mit den bekannten Gefahren und Nebenwirkungen.

    Zitat

    Und natürlich trinken alle normalen Menschen um mich herum... Das ist ein Punkt, der es mir schwer macht, weil ich mich als Versager fühle, dass ich nicht normal konsumieren kann.


    Tja, das ist so ein Punkt. Damit müssen wir Alkoholiker irgendwie klar kommen. Ich meine damit jetzt nicht den Part mit dem Versager sondern das alle um einen herum konsumieren. Alkohol hat ein teils sehr positives Image in unserer Gesellschaft. Nicht zuletzt deshalb wird er ja auf den Status eines "Kulturguts" erhoben. Es geht ja oft um Trinkkultur... Wir sprechen von erlesenen Weinen, wir sprechen von edlen Bränden, etc. Wir sprechen ja nicht von einer Droge oder einem Zellgift. Und das alles ist ja ganz toll, außer man stürzt ab und verliert die Kontrolle.

    Und da kommen wir zum Stichwort "Versager". Ich kann Dir nachfühlen, sehr gut sogar. Denn ich habe mich auch als solcher empfunden. Aber, wenn Du mal längere Zeit weg bist von dem Zeug, wirst Du da ganz anders drauf blicken. Dann wirst Du erkennen, dass Du schlicht weg unter einer psychischen Krankheit, vielleicht war es dann bei Dir auch "nur" eine vorübergehende psychische Störung, leidest. Und dass Du Dich dafür genauso wenig schämen musst wie ein Diabetiker sich für seine Krankheit schämen muss. Und eigentlich, dass will ich Dir auch mal sagen, gehörst Du nicht zu den Versagern sondern zu den ganz starken. Denn Du ergibst Dich nicht in die Sucht, Du lässt es nicht einfach laufen (wie das die allermeisten tun), sondern Du gehst aktiv gegen Dein Alkoholproblem vor. Darauf darst Du auch mal einen Moment stolz sein und das hat ganz sicher nichts mit versagen zu tun.

    Zitat

    Jetzt stört es mich einfach, wenn dann mein Mann abends da sitzt und trinkt. Keine Ahnung warum. Vielleicht, weil es mir halt auch geschmeckt hat und weil ER die angenehmen Gefühle dann hat und ich nicht.


    Ich weiß nicht was für eine Beziehung Du zu Deinem Mann genau hast. Ob Ihr eine "gute Ehe" führt, eine vertrauensvolle, eine liebevolle? Wenn ja und wenn Dein Mann nicht selbst ein Problem hat (wovon ich jetzt aber mal nicht ausgehe - oder doch?), dann wäre es doch ein Leichtes für ihn einfach erst mal auf Alkohol zuhause zu verzichten. Für die Frau die ich liebe würde ich das jederzeit sofort machen, das wäre wohl die leichteste Übung. Das setzt aber natürlich voraus, dass Du ihm gegenüber mit offen Karten spielst. Dass Du all das was Du z. B. hier mit uns teilst auch mit ihm besprichst. Eigentlich solltest Du mit ihm dann sogar noch viel tiefer sprechen können , vielleicht auch über Dinge, die Du hier nicht offenbaren würdest. Und wenn Du dann den Wunsch äußerst, dass er Dich in Deiner Abstinenz damit unterstützen sollte, indem er (erst mal) in Deiner Gegenwart keinen Alkohol mehr trinkt, dann würde ich sagen: Überhaupt kein Problem.

    Und auf Dauer gesehen könnte er ja wieder ab und an sein Feierabendbier (oder was auch immer) trinken. Selbst wenn Du Alkoholikern wärst wäre das nicht ausgeschlossen. Ich kenne einige Alkoholiker deren Partner ab und an (also moderat und mäßig) mal was trinken und das ist für den anderen Part gar kein Problem. Bei mir ist das übrigens auch so. Meine Frau trinkt zwar ohnehin nur selten und wenig aber wir haben z. B. eine super nette Nachbarschaft und eine enge Gemeinschaft. Und da sitzen wir, besonders im Sommer, schon oft mal zusammen. Und natürlich trinken da einige was, manche auch mal etwas mehr. Damit habe ich aber kein Problem mehr, es löst überhaupt nichts mehr in mir aus.

    Am Anfang jedoch kann genau sowas hochgefährlich sein. Ich habe im ersten Jahr ohne Alkohol den selbigen gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Also ich meine damit, ich habe strikt vermieden auf irgendwelche Verantstaltungen zu gehen wo es Alkohol gab. Nur wenn es nicht anders ging, ging ich hin, aber immer mit Notfallplan in der Tasche. So ab dem 2. Jahr habe ich mich dann langsam heran getastet. Und nach etwa 2 Jahren wurde der Umgang mit Alkohol in dieser Form dann langsam quasi Routine. Das lag dann im Nachhinein betrachtet aber daran, wie ich Dir weiter oben schon schrieb, dass er die Bedeutung für mich verloren hatte. Ich hatte nämlich ein zufriedenenes, ja meist sogar ein glückliches Leben "erreicht". Und wofür soll dann der Alkohol bitte noch nützlich sein? Warum soll er mich dann noch triggern?

    Alles Gute Dir. Bleib dran, Du bekommst das sicher hin!

    LG
    gerchla

  • Hallo Nyssa,

    Willkommen im Forum auch von mir! Ich bin Rina,39j, 2 Kinder und mit meinem Mann glücklich zusammen.

    Ich wollte nur kurz auf dein „Versagensgefühl“ und deinen „Neid“ reagieren, beides kenne ich sehr gut. Auch das „durchkämpfen „, alles Dinge, die ich auf meinem Weg zur Abstinenz durchstehen musste. Ich war die ersten 6-9 Monate nie auf einer rosa Wolke, von Anfangseuphorie war auch nicht viel da...ich fragte mich oft wie lange diese Situation aushaltbar ist. Ich wurde im 1. Jahr meines Abstinenzanlaufs auch 4x rückfällig, das ist kein Drama...jetzt sind es bald 16monate unfallfrei und ich kämpfe nicht mehr.

    Ich musste so einige Dinge umstellen, damit es klappt, alkfreies Zuhause, alkfreie Aktivitäten, alkfreien Partner. Wie Gerchla schon schrieb, ich musste das alles so „rein“ wie möglich halten, dort wo es möglich war. Besonders wichtig war da mein Mann, er hat nach Jahren verstanden, dass ich mich nicht absichtlich ins Koma trinke, null Kontrolle habe sondern dass ich krank bin, unsere Systeme reagieren nicht gleich auf Alkohol das ist nun mal Fakt. Bei mir selbst hat es auch Jahre gedauert bis ich das verstand...und bis ich dieses Schuld-und Versagensgefühl endlich ablegen konnte. Damit verschwand dann auch immer mehr der Neid, aus dem ich darf nicht wurde ein „ich will nicht „. Ich habe heute nicht mehr das Gefühl irgendwas zu verpassen...Manchmal schon, um ehrlich zu sein, aber dann denke ich den Gedanken zu Ende: was passiert in mir nach einem Glas,was nach 3 Gläsern...reicht mir das dann? Bin ich dann zufrieden oder muss das Fass her? Und dann? Wen habe ich angepöbelt, wie „offen „ war ich im Gespräch, wer wurde von mir um 3uhr nachts angerufen, wieviele blaue Flecken sind dazu gekommen...?

    Das alles braucht Zeit...sei geduldig mit dir und setzte Prioritäten. Eine Sache nach der anderen...eine SHG hilft ungemein sich dieser Krankheit bewusst zu werden und sie zu verstehen. Das war für mich vor allem am Anfang unglaublich wichtig, eine Tonne Fachliteratur hat auch geholfen.

    Bleib dran, auch du musst nicht ewig kämpfen, aber gewisse Dinge zu ändern ist meiner Meinung nach unerlässlich wenn’s auf Dauer klappen soll.

    Lg
    Rina

  • Hallo

    Danke für eure Antworten. Musste erst drüber nachdenken bevor ich wieder antworte.

    Also es gibt da schon einen Tiefpunkt. An dem mir klar wurde, dass es so nicht weitergeht. Hat dann aber noch paar Anläufe gebraucht bzw. da dachte ich noch, es ginge kontrolliert. Ich mag da nur nicht so genau öffentlich drüber schreiben. Jetzt hab ich genug, und mag gar nicht mehr. Ich vertrage das Zeug einfach nicht und wenn ich trinke, dann zu viel.

    Wegen dem Stress muss ich schauen. Ich muss einen anderen Umgang damit finden. Mit Arbeit allgemein.
    Bin schon am Bücher lesen dazu...

    Ich bin richtig wie ich bin... Es gibt mittlerweile Tage an denen ich das so sehen kann. Aber auch ganz viele andere... Mir fällt es dann auch schwer, mir Gutes zu tun. Was noch wichtig wäre denke ich. Zu mir zu stehen.
    Hm...

    Selbsthilfegruppe ist nicht mein Ding. Ich habe Angst, dort auf Unverständnis zu treffen, weil ich das Thema früher angehe als andere und daher nicht ernst genommen zu werden. Ganz davon abgesehen hätte ich dafür momentan auch keine Zeit... Daher hoffe ich im Internet auf Austausch.

    Danke euch!

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