Starker suchtdruck, desinfektionsmittel getrunken

  • Hey Leute, bin der Robin (25)
    Hatte vor wenigen Wochen eine entgiftung.
    Zuhause dann hatte ich noch diazepam um suchtdruck zu stillen. Haben nicht gewirkt und habe immer nachgelegt bis ich 500mg (50tbl) diazepam intus hatte und nix gemerkt und dann zur Flasche gegriffen.
    Auf einmal trat die volle Wirkung ein. Als der Notarzt da war, hab ich bereits nicht mehr geatmet und meine ganze kotze ist in die Lunge gelaufen. Wurde intubiert, 2x bronchioskopiert, hab ne Lungenentzündung und bekomm Antibiotika. Jetzt hatte ich wieder so ein extremen suchtdruck und musste etwas desinfektionsmittel verdünnt mit Wasser trinken. Ich weiß nicht was ich tun soll wenn mich dieser Druck überkommt. Bin wegen derr ganzen Aktion noch auf Intensivstation. 20sec später intubiert und ich wär tot sagte der Arzt und hatte mega Glück.
    Ich gehe nach dem intensiv Aufenthalt wieder in die Psychiatrie. Habe zudem Borderline und Depression. Anschliessend ist eine Reha geplant.

  • Guten Morgen Robin,

    tja, so weit, so gruselig. Wenn ich nicht früher selbst genügend Scheiss getrieben hätte, könnte ichs kaum glauben. Wegen Dir musste ich grade drüber nachdenken, wo ich mit 24 war. Da war ich auch grade mal kurz vor dem Verrecken.

    Den mahnenden Zeigefinger wirst Du ja kaum brauchen, denn was passieren kann, hast Du ja nun am eigenen Leib erfahren. Was den extremen Suchtduck angeht, kann Dir hoffentlich in der Psychiatrie und in der Reha weiter geholfen werden. Dagegen antrinken ist an sich keine gute Idee, denn damit hältst Du den Suchtdruck ja aufrecht. Der lebt ja davon, dass Du ihn immer wieder bedienst.

    Mir fällt grade nichts besseres ein als Dir zu schreiben, dass sich Dein zukünftiges Schicksal zwischen Suchtdruck und Todesangst entscheiden wird. Wenn Du da wirklich rauskommen willst, wirst Du leider auch was aushalten müssen. Einen leichten Weg wird es kaum geben. Ich wünsche Dir, dass Du das kannst. Dafür würde Dir dann aber auch irgendwann ein lohnendes Leben winken.

    Gruß Susanne

  • Was mir noch grade einfällt, es gibt schon ein paar Maßnahmen gegen Suchtdruck. Zum Beispiel mal ein bis zwei Liter Wasser oder Apfelschorle in einer halben Stunde trinken. Das hilft tatsächlich.
    Oder aus der Situation rausgehen, spazieren gehen, was vernünftiges essen.
    Und natürlich die Phantasien stoppen, das Denken ans Trinken. Sich selbst sagen, Nein, es gibt jetzt einfach nichts. Der Suchtdruck geht vorbei.

    Das hilft allerdings alles nur, wenn man auch wirklich nüchtern bleiben will. Ich habe keine Ahnung, ob Du überhaupt schon so weit bist, dass Du ein Leben ohne jede Dröhnung überhaupt schon anstrebst.

  • Meine Hoffnung war ja erst oder ist vielleicht immer noch ein bisschen ein Genuss/gelegenheitstrinker zu werden. Aber in der Psychiatrie sagten alle das es nicht funktionieren wird. Aber andere Menschen schaffen es doch auch. Ich bin da noch hin und her gerissen zwischen kompletter abstinenz und den Versuch ein genusstrinker zu werden.
    Alkohol ist nicht die einzige Droge in meinem Leben. Im Rahmen von Borderline habe ich schon viel experimentiert. Ich habe es zwar immer geschafft von einer Droge runter zu kommen, aber dann wurde es durch eine andere Droge ersetzt. Einfach suchtverschiebung. Mit Alkohol fing es an als meine Oma verstarb, davor war Cannabis eher ein Thema, Erfahrung mit GBL und psychedelische Substanzen.

  • Was Du hier beschreibst, hört sich ja auch wirklich vielversprechend an, was den Genuss angeht. Hähä. Sorry, ich bin da böse.

    Ich war mal bis ca. 24 polytox. Nachdem ich das aufgehört habe, wurde ich zum Alkoholiker. Plus Cannabis, das war für mich gar keine Droge, sondern Spielzeug. Und 50 Kippen am Tag.
    Gesoffen hab ich vorher auch schon, aber da lief das unter Beikonsum. War zwar auch zu viel, aber nicht die Haupt-Droge.
    Möglicherweise war ich auch mal Bordeliner, bin ne andere Generation da war das noch kein gängiges Thema, hielt aber ein Therapeut viel später im Rückblick auf meine Lebensgeschichte für möglich.

    Genuss-oder Gelegenheitstrinker.
    Kann Dir niemand verbieten, das zu probieren.
    Aber nach Deinem Eingangspost habe ich da Zweifel, ob das funktioniert. Den Suchtdruck wirst Du damit jedenfalls "füttern". Und du machst jetzt nicht gerade den Eindruck eines Menschen, der sich bremst, wenn er mal angefangen hat.

    Kontrollverlust gehört zur Suchtentwicklung. Und die meisten, die irgendwann so schlau geworden sind, es ganz zu lassen, haben es erst mal mit Kontrolle versucht. Nur, weil das bei fast keinem klappt, wird man ja dann so schlau. Und bei vielen ist das dann zu spät, sie schaffens dann gar nicht mehr. Die wüssten dann zwar, dass sie aufhören müssten, aber es geht dann bei vielen nicht mehr.
    Und die Argumente, warum man dann trinkt, werden dann um so ausgefeilter, je weniger man aufhören kann. Und Alkohol arbeitet sehr gründlich. Da ist dann bei vielen nichts mehr zu wollen. Aber vorher glaubt mans natürlich nicht, tja, Pech.

    Ausserdem verstärkt Alkohol in sehr vielen Fällen Depressionen. Erst scheint er zu helfen, sie zu lindern, und dann wirds davon noch schlimmer. Auch das eigentlich ein Grund es besser zu lassen.

    Wenn Du es unbedingt probieren willst, dann überleg Dir gründlich, was Du vom Genusstrinken überhaupt hättest. Wie groß wäre der Spaß, wenn Du Dich permanent kontrollieren müsstest? Würdest Du ein gesetztes Limit überhaupt einhalten? Und wie lange würde es dauern, bis dich das langweilen würde?
    Oder anders gesagt: was würden Dir 2 oder 3 Bier oder Gläser Wein bringen? Alles was drüber rausgeht ist kein Genusstrinken mehr. Und bist Du da in dem Zustand, wegen dem Du trinken willst? Bei mir gings im Grund immer ums besoffen sein. Ich konnte mich über lange Phesen immer wieder kontrollieren, aber dann habe ich halt wieder zugeschlagen. Und auch das wurde immer schlimmer.

    Und warum glaubst Du, dass Du nach 2 oder 3 Drinks mehr Selbstkontrolle haben könntest, wenn der Durst kommt, als nach gar keinem? Alkohol enthemmt, da gehts ja dann erst richtig los. Es ist eben nicht so, dass ein paar wenige Drinks den Druck nehmen.

    So richtig gut wurde es erst, nachdem ich alles hinter mir gelassen habe. Ich hab das alles in allem mehr als 25 Jahre so getrieben. Und ich begegne noch heute Leuten, wo es mich bei deren Erzählungen immer noch wundert, wie viel Glück ich hatte, dass ich da überhaupt irgendwann raus gefunden habe.
    Und ich kannte natürlich noch mehr solche Leute, mindestens die Hälfte davon ist schon lange gestorben.

    Denk einfach mal drüber nach, ob Du Dir mit dem Versuch des Genusstrinkens wirklich einen Gefallen tust. Bei dem Saufdruck, den Du jetzt schon hast. Man darf auch mal ein Problem auslassen.
    Letztlich ist es natürlich Dein Leben, damit kannst Du rumspielen wie Du Lust hast. Aber Du kannst dann natürlich schlecht behaupten, dass Du von nichts wusstest.

  • Hallo Robin,
    ich bin Britt und Alkoholikerin.
    Also das was du da schreibst, und da stimme ich Susanne zu, hört sich in der Tat gruselig an.
    Schlau-statt-blau: warum hast du diesen Nick gewählt, wenn du dich für das Sterben entschieden hast?
    Vielleicht magst du ja (nur für mich zum Verständnis) diese Fragen beantworten: War es deine erste Entgiftung? Wer hat den Notarzt gerufen? Du hast Desinfektionsmittel auf der Intensivstation getrunken?
    Warum hast du nicht mit dem Arzt gesprochen?
    In deinem jetzigen Zustand über „Genusstrinken“ nachzudenken, halte ich für völlig abwegig.
    Werde gesund!
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Robin,

    Ich hoffe es geht dir heute einigermaßen gut...den Umständen entsprechend jedenfalls.

    Ich schließe mich den Fragen von Britt an, genau dieselben schossen mir beim Lesen deiner Beiträge durch den Kopf.

    Ich wüsche dir viel Kraft...

    Rina

  • Was mich mal brennend interessiert: Deinen Nickname ... wonach hast Du Dir den ausgesucht??

    Hast Du das Buch "Lieber schlau als blau: Entstehung und Behandlung von Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit." von Johannes Lindenmeyer mal gelesen?
    Vermutlich eher nicht.

    Ich kann Dir - da Du ja trotz der eigenen Erfahrungen und der Hinweise aus der Psychiatrie immer noch glaubst schlauer zu sein und versuchen willst, Dich zum "Gelegenheits-/Genusstrinker" runterzuarbeiten - nur raten, auch mal mehrere Blicke in ein paar sehr gute Bücher zu werfen. Die haben u.a. Alkoholiker auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen geschrieben. Ein paar Vorschläge findest Du HIER.

    Oder lies mal hier in den Erfahrungsberichten der anderen Alkoholiker. Wobei es auch nicht schaden kann, die Geschichten der anderen Seite, nämlich der Angehörigen zu lesen und so vielleicht ein wenig zu erahnen, wie unser Bild auf der anderen Seite wahrgenommen wird. Quasi einen Blick in den Spiegel werfen ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!