Hallo zusammen,
ich bin weiblich und 35 Jahre alt.
Von 2015 bis 2016 war ich bereits in ambulanter Entwöhnung. Leider blieb ich nicht so lange trocken. Ich machte eine Fortbildung, wechselte den Job und wurde gemobbt. In dieser Zeit fing ich langsam wieder zu trinken an. Inzwischen habe ich einen neuen Job und eine Therapie gemacht. Nur das mit dem Trinken bekomme ich nicht dauerhaft hin. 5 Wochen ohne Alkohol war das höchste, was ich seitdem geschafft habe.
Im Augenblick kommt es mir so vor, als würde ich fast nach Gründen suchen, die es rechtfertigen, zu trinken. Als würde ich mich absichtlich in emotional aufwühlende Situationen bringen, nur um mich dann hinterher zu betäuben, weil es mir viel zu viel ist. Nach allem, was ich in der Entwöhnung und in der Therapie gelernt habe, bin ich total beschämt da drüber, dass ich es einfach nicht hinbekomme. Die Tage erfüllt ich eine unglaubliche Hoffnungslosigkeit, weil ich mir nicht mehr vorstellen kann, dass ich irgendwann wieder ein zufriedenes Leben führen werde. Ich habe irgendwie auch gar keine Vorstellung mehr davon, wie dieses Leben aussehen sollte und wer ich eigentlich bin.
Getrunken habe ich seit Donnerstagabend nichts mehr. Donnerstag auf Freitag konnte ich nur 2 h schlafen. Zu gestern waren es dann 6 h, bis ich vor lauter Gedankenkarussell wieder aus dem Bett geflüchtet bin. Heute bin ich nun seit 5 Uhr wach und bin schon wieder total unruhig. Immer wieder kommen Gedanken, dass ich doch nur 1-2 Bier trinken könnte, damit ich ruhiger werde und schlafen kann. Dann sage ich mir, dass es nicht bei 1-2 bleiben würde und ich danach wieder von vorne anfangen müsste und vermutlich die ganze Unruhe und Anspannung von vorne losgehen würde. Dass sich die Unruhe so lange zieht, kannte ich bislang noch nicht (oder ich erinnere mich nicht). Eigentlich war das immer nur ein Tag und den darauffolgenden habe ich geschlafen, wie abgeschossen. Nun dachte ich, dass hier aufzuschreiben und Austausch zu suchen, ist wohl besser, als mich weiter einsam im Gedankenkarussell zu bewegen und nachher womöglich noch nachzugeben…
Vor einem Monat habe ich Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufgenommen. Seit drei Wochen trifft sie sich wieder. Immer donnerstags. Am Wochenende bin ich immer hoch motiviert dorthin zu gehen und bis es Donnerstag ist, hat mich der Mut verlassen und ich habe wieder getrunken. Ich hoffe sehr, dass der Austausch mir hier helfen wird, bis Donnerstag durchzuhalten und endlich hinzugehen.
Am Anfang wusste ich gar nicht, was ich schreiben sollte. Jetzt ist es irgendwie doch ziemlich viel geworden. Also vielen Dank fürs Lesen.
VG Freedom