Noch was..und dann ziehe ich mich selbst da erst mal wieder raus und lasse Dich Dein Ding machen:
Die ganze Erfahrung zeigt, dass ein Alkoholiker "so weit sein" muss, es muss irgendwie geschnackelt haben, dann gehts plötzlich oder er ist bereit, alle möglichen Schwierigkeiten auf sich zu nehmen. Bis zu diesem Punkt nimmt er Schwierigkeiten zum Anlass, zu trinken. Das muss ihm deswegen noch lange nicht so bewusst sein, ganz nebenbei.
Natürlich kann man das anfangs ein bisschen abmildern, indem man die Schwierigkeiten am Anfang etwas verringert. Aber alle Eventualitäten kannst Du sowieso nicht vorausberechen, Du bereitest Dich auf 15 Szenarien vor und dann kommt das 16te mit dem Du eben nicht gerechnet hast.
Jedenfalls, so lange er das mehr oder weniger unfreiwillig macht, weil er noch nicht "so weit ist" und das nur unter Druck von aussen macht, schauspielert er möglicherweise auch nur. Oder er steckt selbst in der Zwickmühle, weil er gerne beides haben möchte, die Beziehung bzw. Dein Kümmern um ihm UND die Sauferei. Zum Teil merkt er das aber gar nicht selber, weil er auch sich selbst gerne vormacht, dass er das ja nicht "braucht". Jeder ist gerne unabhängig und Herr seines Lebens, wer das nicht ist, gilt als Verlierer, wer will das schon.. Jedenfalls spielt ihm dann die Sucht - als Teil von ihm - irgendwann selbst einen Streich und plötzlich will er halt wieder saufen. Und dann gibts auch noch das Suchtgedächtnis...schliesslich ein bewährtes Prozedere, in bestimmten Situationen oder bei emotionaler Misslichkeit einen hinter die Binde zu kippen.
Für ihn ist das dann genau so Entschuldigung wie für es das für Dich gerade war "es kam so über mich". Und da muss er dann schon genau wissen, was er will, damit er da nicht nachgibt. Und der Druck von aussen reicht da normalerweise nicht aus, wenn das nicht aus innerer Überzeugung kommt. Druck kann man umgehen, tricksen, man darf sich halt nicht erwischen lassen. Aber da gibts viele Möglichkeiten.
Und man kann niemandem hinter die Stirne gucken, auch nicht dem eigenen Partner. Man kennt den anderen nie so gut, das man genau wüsste, was der will oder wie der in irgendeiner Situation reagieren würde. Man kann oft nur gucken, was nach aussen hin passiert.
Emotionen sind oft schlechte Ratgeber und sie ermöglichen vor allem nicht das Hellsehen. Für eine gute Intuition - die öfters passt aber auch nicht immer - hilft es sogar, seine Emotionen mit etwas innerem Abstand betrachten zu können.
Ich denke, Du bist momentan vor allem angstgsteuert, was kann jetzt alles passieren, Du hast aber auch Hoffnung und versuchst, die Situation irgendwie unter Kontrolle zu behalten. So wie es bisher war, soll es nicht weitergehen, aber wie und ob es weitergeht steht in den Sternen. Und natürlich hängst Du mit drin, wenn ers schafft, schafft Ihr es vielleicht auch, wenn er es nicht schafft, dann ist das gemeinsame wohl auch nichts mehr.
Du bist jetzt genau so gezwungen, Geduld zu üben oder zu lernen, wie er. Er braucht die Geduld und Gelassenheit dann sowieso, um trocken zu bleiben, weil im Leben fast nie alles so läuft wie man das will, ist also eh keine falsche "Investition". Und auch Du musst wissen, was Du willst und wie Du mit den jeweiligen Situationen umgehen willst, und eventuell auch von Fall zu Fall entscheiden müssen, weil man eben nicht alles vorausplanen kann.
Hat sich übrigens mit Deinem letzten Beitrag jetzt überschnitten. Wie gesagt, das "ist das nicht verständlich" könnte er auch anbringen, wenns ihm durchgeht. Und dann musst Du entscheiden, wie oft Du das mit machst und weiter drin hängst.