Endlich weg von dem Zeug.

  • Hallo ihr Lieben, ich heiße Lena, bin 26 Jahre alt und ich habe ein Alkoholproblem.

    Trinken war schon immer ein Thema bei mir; richtig schlimm ist es aber erst in den letzten Jahren geworden. So mit 16 habe ich angefangen, auf Partys zu trinken und regelmäßige Abstürze gehabt. Dann verstarb 2015 meine Oma und ich begann zunehmend auch alleine zu trinken. Es gab zwischendurch immer mal Phasen ohne Alkohol oder mit unproblematischem Konsum, aber seit ca. 3 Jahren trinke ich fast regelmäßig allein.
    Gestern Abend waren es 3 kleine Bier, 3 große Bier, 3 Gläser Wein und eine halbe Flasche Sekt, oft kommen auch mal 2-3 Flaschen Wein an einem Abend weg.

    Ich fühle mich schrecklich damit und auch ziemlich allein, denn außer meinem Exfreund weiß kaum jmd., dass ich mit Alkohol ein echtes Problem habe. Ich funktioniere soweit gut, liebe mein Medizinstudium (ironisch oder?) und trinke nur im Geheimen. Nur einmal war ich in der Uni so betrunken, dass meine Kommilitonen es gemerkt haben. Das ist mir immer noch sehr unangenehm. Danach war ich ein paar Monate trocken und fühlte mich toll, habe es aber leider nicht durchgehalten.

    Mit meinem Exfreund ist das auch so eine Sache. Ich habe mich vor ca. einem Jahr von ihm getrennt, wir haben aber immer noch regelmäßigen Kontakt und er ist mir sehr wichtig. Ich habe das Gefühl, mein Alkoholkonsum hat in unserer Beziehung viel kaputt gemacht und ich bereue das sehr. Überhaupt gibt es sehr viel wofür ich mich schäme und das meiste davon geschah unter Alkoholeinfluss. Ich werde dann ein völlig anderer Mensch und mache Sachen, die ich sonst nie tun würde, verhalte mich komplett peinlich und erbärmlich.

    Ein weiteres Problem, das ich habe, betrifft mein Essverhalten. Ich habe im letzten Jahr ca. 10 Kilo abgenommen und war zwischendurch sehr dünn, inzwischen sind wieder 2-3 Kilo drauf und ich fühle mich wohl, will aber nicht weiter zunehmen. Unsinnigerweise benutze ich Alkohol, um abzunehmen. Klingt komisch, ich weiß, aber wenn man den ganzen Tag nichts isst und abends säuft (das entwässert auch noch schön) wacht man superschlank auf. ICH WEIß, dass das komplett unsinnig und wahnsinnig ungesund ist. Ich schäme mich dafür, was ich meinem Körper antue. Meine Regel hatte ich auch seit Jahren nicht mehr und habe große Angst, keine Kinder bekommen zu können. Meine Ärztin sagt, es liege an meinem niedrigen Gewicht, aber sie weiß auch nichts von meinem Ess-/Trinkverhalten.

    Ich will das endlich ändern. Ich denke auch über eine Therapie nach, traue mich aber momentan noch nicht. Dieses Forum ist ein erster Schritt und ich hoffe, ich finde hier Menschen, mit denen ich über das alles sprechen kann. Außerdem möchte ich wie eine Art Tagebuch meinen Weg weg vom Alkohol dokumentieren.

    Liebe Grüße,
    Lena

  • Hallo,

    es gibt Fachliteratur über die originellen Selbstmordmethoden von Ärzten. Liest sich fast so, als ob Du in einer zukünftigen Auflage erscheinen möchtest. Wills mal so sagen, Ärzte sind schon eine überdurchschnittlich gefährdete Berufsgruppe. Was mit dem hohen Anspruch an sich selbst zu tun haben mag, und natürlich dem Stress.

    Ich habe einen Chefarzt im Bekanntkreis, der freimütig bekennt, dass er das, was er den Patienten sagt, selbst nicht befolgt hat , und zusammengebrochen ist.

    So ähnlich scheint es mit Dir ja auch zu sein. Im Prinzip weisst Du fast alles, aber für Dich selbst kannst Du es nicht umsetzen. Oder setzt es einfach nicht um, weil irgendwas dagegen spricht.
    Was würdest Du Dir denn raten, wenn Du als Patientin vor Dir selbst stehen würdest? Kalter Enzug ist zwar eventuell lebensgefährlich, aber machen Sie mal? Wir kratzen Sie dann schon zusammen und finden sicher eine handliche Urne?
    Ich meine, das was Du da als Trinkmenge angibst und bei Deinem Fliegengewicht und vermuteten Körperzustand ist ja nun kein Spielchen mehr. Und irgendwo hast Du ja schon die größten Schwierigkeiten, brauchst Du unbedingt noch mehr?

    Gruß Susanne

  • Ich weiß nicht ganz, was du gerade von mir hören möchtest? Mir ist bewusst, dass das was ich gerade mache furchtbar ist und ich wünsche es keinem Menschen und werde es jetzt ändern. Wenn ich Entzugssymptome bekommen sollte, würde ich natürlich einen Arzt aufsuchen. Ich habe aber immer mal wieder einige alkoholfreie Tage/Wochen gehabt und hatte damit noch nie Probleme... gehe deswegen nicht davon aus, dass ich ärztliche Aufsicht brauche. Da ich im Krankenhaus arbeite hab ich die allerdings quasi eh im Notfall.

  • Wen Du im Entzug einen Krampfanfall haben solltest, kommst Du nicht mal mehr zum Telefon, um einen Krankenwagen zu holen.

    Was ich damit sagen will? Ich sehe keine Möglichkeit, Dir hier dabei zu helfen. Da kannst Du gleich alleine weitermachen.

  • Also meinst du, obwohl ich noch nie Probleme mit Entzugssymptomatik hatte (auch in tage-/wochenlangen Intervallen ohne Alkohol) , sollte ich das von vorneherein nur unter Betreuung machen? Schreibe mich bitte nicht so schnell ab, ich möchte wirklich gesund werden und höre und beherzige gerne eure Meinungen. Kann man das über den Hausarzt organisieren?

  • Und von wegen meinem körperlichen Zustand; bisher bin ich noch ziemlich fit. Meine Blutwerte sind gut, habe nur einen niedrigen Hb. Meine Leber sieht in der Sono unauffällig aus, genau wie der Rest an mir. Nicht dass ich das mit meinem Verhalten irgendwie verdient hätte, aber genau deswegen muss ich jetzt den Schlussstrich ziehen bevor ich mich zugrunde richte.

  • Normalerweise kann man das über den Hausarzt organisieren, nur hat der (kommt immer drauf an) oft keine Ahnung von Sucht.

    Was fast immer geht, ist die Notaufnahme.
    Ansonsten ist der klassische Weg ein Anruf bei der Suchtberatung, einfach im Telefonbuch suchen, persönliche Termine dürften gerade schwierig sein. Die kennen jedenfalls das Prozedere, Fachkliniken und auch Ärzte, die sich damit auskennen.

  • Und was ich noch sagen will, schön das Du einen Super-Zustand hast, den hatte ich nach 25 Jahren Selbstvergiftung auch noch.

    Was man bei der Suchtentwicklung gerne mal feststellt ist, dass man von dem, was vorgestern war, nicht unbedingt drauf schliessen kann, was morgen ist. Die Zeiten, wo man noch locker aufhören konnte, gabs ja irgendwie bei jedem.

    Und Du weisst ja vermutlich, wie das mit Ferndiagnosen so ist. Deswegen will der Arzt den Patienten bislang ja meist noch sehen.
    Alles auf Deine eigene Verantwortung, was Du machst.

  • Danke für deine Auskunft und die Ratschläge. Ich kann das nicht an einem der Lehrkrankenhäuser unserer Uni machen, aber ich informiere mich nach der Arbeit.

  • Kann ich Dir wirklich nur empfehlen. Und schämen brauchst Du Dich da nicht, haben die alles schon oft gesehen und wissen, dass es jeden erwischen kann. Geht schliesslich durch alle Schichten und ist weder eine Intelligenz- noch Charakterfrage.

  • Hallo Lena,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum und schön, dass Du etwas in Deinem Leben verändern möchtest.

    Ich stelle mich mal ganz kurz vor: Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Vorher trank ich weit über 10 Jahr abhängig, den größten Teil dieser Zeit heimlich. Weder Frau noch Kinder wussten davon, geschweige denn das sonstige Umfeld. Das ist untypisch, denn meist wissen es andere bevor man es selbst akzeptiert. Ich war wohl ein ganz ausgezeichneter Lügner, Betrüger und Täuscher.

    Meine Gedanken zu Deinen Zeilen und auch zu Deinem Austausch mit Susanne:

    Es geht um Dein Leben. Und es geht darum, Dein Leben zu verändern. Mir scheint, Dein Alkoholproblem ist (nur) ein Teil davon. Wenngleich es wohl das wohl das Wichtigste von allen ist. Aber, so lese und interpretiere ich Deine Zeilen, da steckt noch viel mehr dahinter. Vielleicht ist das, was da noch so dahinter steckt auch der Grund dafür, dass Du Dich in den Alkohol flüchtest. Und vielleicht liegt darin auch der Grund, weshalb Du Probleme mit dem (Unter-)Gewicht hast.

    Und dann ist da noch die Beziehung zu Deinem Ex-Freund.... Ich vermute, da ist auch noch mehr als man oberflächlich so annehmen würde.

    D.h. also, Du stehts vielleicht vor dem ersten großen Meilenstein in Deinem Leben. Je nachdem, wie Du jetzt die Weichen stellst, wird sich Dein Leben weiter entwickeln. Mit Alkohol, so möchte ich prophezeien, wird es wohl kein gutes Ende nehmen.

    Was ich Dir sagen möchte: Es wird nicht reichen, einfach nur nichts mehr zu trinken. Es wird viel mehr brauchen. Du brauchst einen Plan, Du musst wichtige Entscheidungen treffen, Du musst Dir darüber im Klaren werden, wer Du eigentlich sein möchtest und was Du von Deinem Leben erwartest. Und Du musst Dir auch überlegen, wie Du Deine Ziele dann erreichen kannst. Und vor allem solltest Du auch ergründen, weshalb Du zum Alkohol zurück gegriffen hast.

    Es gibt Gründe, weshalb Du das getan hast und immer wieder tust. Finde sie und beseitige sie. Ich vermute sie stecken sehr tief, es würde mich wundern wenn es nicht so wäre. Ich schreibe das hier so locker und weiß doch, dass das alles absolut überhaupt nicht einfach ist. Es ist ein langer Prozess, den ich auch eigener Erfahrung gut kenne. Es dauert und es entwickelt sich.

    Gut wär es aus meiner Sicht, wenn Du diesen Weg nicht alleine gingst. Dazu hast Du meiner Meinung nach zu viele Baustellen und es ist generell nicht das schlechteste, sich beim Weg aus der Sucht begleiten zu lassen. Welches die richtige Begleitung für Dich ist, das musst Du selbst heraus finden. Wenn ich etwas raten dürfte, dann würde ich sagen, mach' von Anfang an Nägel mit Köpfen:

    Geht zum Arzt, entziehe nicht kalt. Geh zur Suchtberatung, schau mal in eine SHG, probiere unterschiedliche Formate aus. Denke auch über ganz abgefahrene Dinge nach. Bei mir z. B. war ein Mönch die wichtigste Person im Ausstieg aus der Sucht.
    Und warte nicht darauf irgendwann mal irgendwas zu machen (Therapie, etc.). Nimms in die Hand und gehe es sofort an. Glaube mir, die Sucht ist übermächtig. Sie wird jede noch so kleine Chance nutzen Dich wieder auf ihre Seite zu ziehen. Heimtückisch und hinterlistig.

    Du kannst sie nur besiegen wenn Du es aus Deinem tiefsten Inneren heraus willst und wenn Du bereit bist alles dafür zu tun.

    Ich wünsche Dir, dass Du zu dieser Erkenntnis kommst und die richtigen Schritte tust. Und dann wartet da ein ganz anderes, wunderbares Leben auf Dich.

    Das war's mal als Einleitung von mir. Alles alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir.

    LG
    Gerchla

  • Liebe Lena,

    Herzlich Willkommen im Forum! Schön dass du hier bist!

    Dein Eingangspost erinnert mich an mich selbst. Mit 26 Jahren habe ich mich das erste mal in einem Forum angemeldet, ich wusste es musste sich was ändern, ich kam mit (oder besser gesagt ohne) Alkohol nicht mehr zurecht...wie du war ich da mitten im Studium. Und wie du, vertrug ich ziemliche Mengen an Alkohol, Wein ging Literweise, ich war mehrmals die Woche sturzbetrunken. Konnte mich bei Examenszeiten aber noch zusammenreissen, machte nebenbei immer noch regelmässig Sport und war körperlich einwandfrei fit. Das bin ich heute immer noch, besser sogar, vielleicht war das sogar mein Verhängnis. Denn es passierte ja nie etwas...auch bei Trinkpausen, nie körperliche Entzugserscheinungen gehabt oder sonst was. Und so führte es zu weiteren 10 Jahren Rum-Geeiere...

    Heute bin ich 38J, ich habe tatsächlich noch 10 Jahre nach meinem festen Entschluss was zu unternehmen, weiter trinken müssen, bis ich die Dinge WIRKLICH in die Hand nahm. Und zwar meine ich mit "wirklich in die Hand nehmen" stichfeste Aktionen wie : SHG, Suchtberatung, Traumatherapie etc...Ich habe endlich geschnallt, dass Alkoholismus eine sehr komplexe Krankheit ist, es braucht soviel mehr als einfach nur "nicht trinken". Je nach Lebensgeschichte sollte man der Sucht auf den Grund gehen, sich um tiefere seelische Verletzungen kümmern, um eine Chance auf Genesung zu haben. Das Leben umstellen, es anders leben.

    Wie Du habe ich auch mit 26 bereits viel an Mist angestellt, an alle peinlichen Aktionen mag ich mich gar nicht mehr erinnern...in den folgenden Jahren - du kannst es dir denken - kamen noch etliche hinzu. Und natürlich wurde es immer schlimmer, bis zu dem Punkt, als ich es in meiner eigenen Haut nicht mehr aushielt. Ich konnte mich nicht mehr im Spiegel ansehen, von Würde oder Selbstliebe war nichts mehr übrig. Und das ist nun mal der klassische Weg eines Suchtkranken...es wird nie einfach so besser, ausser, man unternimmt aktiv etwas. Ich habe aus falscher Scham noch so lange weiter leiden müssen, ich konnte einfach keine Hilfe annehmen. Wie so viele wollte ich es alleine schaffen...ich habe es nie alleine geschafft weil es einfach zu gross ist. Und es einen Austausch braucht, mit anderen Betroffenen, Psychiatern, Experten oder wem auch immer. Und die aller meisten die es alleine schaffen wollen, trinken immer noch.

    Ich wünsche dir sehr, dass du die Kraft und den Mut hast Hilfe anzunehmen, es gibt viele Möglichkeiten. Für mich zum Bsp ist eine SHG unerlässlich, sowie die Aufarbeitung meiner Vergangenheit. Finde für dich heraus was dir gut tut und gehe den Weg konsequent.
    Du hast es verdient jetzt ein selbstbestimmtes Leben zu führen, mache es besser als ich damals.

    Alles Liebe
    Rina

  • Hallo, Lena!
    Auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, fast 57, Alkoholiker, nach mehreren Anläufen nun auch schon einige Jahre trocken (und das auch noch zufrieden) und auch seit etlichen Jahren in der Suchtselbsthilfe unterwegs.

    Manche Be- und Anmerkungen mögen Dir vielleicht hart erscheinen oder brutal klingen - sind aber nur das Ergebnis eigener Erfahrungen und die nackte Wahrheit. Manch einer kann sie sehr gut in Worte fassen und dabei auch noch sehr diplomatisch sein - wie Gerchla (was ich oft beneide). Andere hauen Dir die Wahrheit einfach um die Ohren und sagen Dir knallhart "Hör auf, Dich selbst zu belügen!". Wie Susanne. Was ich auch oft beneide.
    Nunja - ich mag beide Wege. Ehrlichkeit eben.

    Wie heisst es so schön: Ärzte sind die schlechtesten Patienten (und Studenten die schlechtesten Ärzte).

    Will heissen: EIGENTLICH müssten es Ärzte es besser wissen - und trotzdem konsumieren auch etliche von ihnen Drogen. Oder haben von vielen Dingen, die Drogen (zu denen Alkohol nunmal gehört) keine Ahnung. Sie sind eben nicht allwissend. Es sind MENSCHEN, die sich einbilden, davon Ahnung zu haben.
    Aber WIR haben das ganze Drama durchgemacht - von Anfang an bis heute, wo wir mehr oder weniger, kürzer oder länger von dem Zeug weg sind. Und dementsprechend unsere Erfahrungen gemacht haben.
    Einen Teil der Erfahrungen hast Du selbst schon gemacht - u.a. den "Lockruf des Goldes" und den Kontrollverlust. Andere Erfahrungen wirst Du machen, wenn Du weitermachst.

    Nicht alle Erfahrungen habe/musste ich (zum Glück) selber machen. Aber im Laufe der Jahre habe ich in vielen Gesprächen viele Geschichten gehört. Es gab welche, die der meinen ähnelten - und wenn es auch nur in Teilen war, und andere verliefen völlig anders. Aber sie endeten (vorläufig) letztendlich am gleichen Tisch.

    Darunter war auch ein Gruppenfreund, der den Alkohol wie Du zur Gewichtsreduktion eingesetzt hat - er hat getrunken, statt zu essen. Sein Hilfsmittel war schließlich, dass er immer mehrere Riegel (Schoko-, Müsli-, Powerriegel, irgendetwas) mit sich führte. Und immer, wenn ihn die leise Lust, etwas zu trinken, ankam - dann aß er ein/zwei Riegel. Denn er hatte für sich festgestellt, dass er eigentlich gar nicht trinken wollte, sondern es ein Hungergefühl war - und wenn dies weg war, hatte er auch kein Trinkbedürfnis mehr.
    Unabhängig davon hat er natürlich auch eine Therapie gemacht, um seinem Gesamtverhalten auf die Spur zu kommen. Und heute ist zwar um 10 kg schwerer, aber dafür seit Jahren trocken und von seiner Essstörung geheilt.

    Und was die Plötzlichkeit von Krampfanfällen angeht, könnte ich Dir auch ein paar Beispiele erzählen, wo die Leute Glück hatten, dass es nicht wenige Minuten vorher passierte (im Auto hinter dem Lenkrad) bzw. dass es NICHT zu Hause, sondern auf Arbeit passierte (schnelle und kompetente Hilfe).

    Also, hier will Dir KEINER etwas Böses - auch wenn es manchmal vielleicht hart klingende Worte gibt.
    Aber "Stoffwechselendprodukt" versteht nicht unbedingt jeder - "Scheisse" dagegen schon (auch wenn mancher es "Scheixxe" oder "Schei..e" schreibt ;) )

    Viel Erfolg und einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Vielen Dank euch allen für all die ehrlichen Worte, ob hart oder nicht. Ich weiß, dass ihr es alle auf eure Weise gut meint. Vieles von dem, was ihr geschrieben habt, hat mich sehr berührt.

    Es stimmt, ich habe viele Baustellen momentan und der Alkohol ist definitiv nur ein Symptom davon, wenn auch das Symptom, das mich am meisten beängstigt.

    Und ihr habt auch Recht, dass ich einen Schlachtplan brauche, um diese Scheiße loszuwerden. Ich habe eben mit meinem Mitbewohner gesprochen, er macht eine Therapie (aus anderen Gründen) und hat mir das sehr nahegelegt. Ich werde mir morgen mal ein paar Adressen raussuchen und Telefonate tätigen. Außerdem habe ich meinem Ex heute gesagt, dass ich erstmal keinen Kontakt will. Die Vorstellung, ihn nicht mehr zu sehen, tut unglaublich weh, aber auf Dauer tut mir der momentane Zustand einfach nicht gut. Ich komme von einer sehr anstrengenden Schicht und war auf dem Rückweg noch bei Rewe. Normalerweise wär da Alk mitgekommen, heute hab ich mir stattdessen eine Cola geholt und lange mit meiner Mutter und meinem Bruder telefoniert. Ich habe noch nicht den Mut gefasst, ihnen alles zu sagen, weil ich weiß, dass sie sich wahnsinnige Sorgen machen werden. Ich fahre aber nächste Woche zu meinen Eltern und dann werde ich mit ihnen darüber reden.

    Außerdem habe ich es heute geschafft, 3 ganz normale Mahlzeiten zu mir zu nehmen. Ich weiß, das klingt total albern, aber ich mache das sonst eigentlich nie. Gerade habe ich kein Bedürfnis zu trinken, aber einen Tag ohne Alk hab ich immer mal wieder geschafft, also das ist nichts besonderes. Ich nehme mir aber vor, ab jetzt immer 3 mal am Tag zu essen. Keine riesigen Mengen, das macht mir Angst, aber wenigstens 3 mal was essen und wenn es nur eine Scheibe Toast ist. Denn der Alk ist ganz wie du sagst definitiv eine Art für mich, mit dem Hunger klar zu kommen. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, zuzunehmen. Wenn ich das schreibe, weiß ich, dass es total bescheuert ist. Ich weiß es, aber ich hab einfach Angst davor. Das allein ist wahrscheinlich schon Grund genug für eine Therapie.

    Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich tierische Angst habe, zu SHG zu gehen, mal abgesehen davon, dass es gerade mit Covid wohl auch etwas komplizierter ist, oder? Ich bin kein Mensch, der sich gerne öffnet, schon gar nicht vor Fremden und dann auch noch mehreren auf einmal.

    Ich würde euch gerne allen ausführlicher antworten, aber ich bin gerade zu fertig. Ich werde aber einen Thread aufmachen um euch auf dem Laufenden zu halten. Oder kann ich das auch einfach hier machen?

    Nochmals, ich danke euch herzlich für den Austausch. Ich will das wirklich schaffen und ich glaube auch, dass ich das kann. Es gibt so vieles Schönes in meinem Leben, für das es sich zu kämpfen lohnt, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt.


  • Ich würde euch gerne allen ausführlicher antworten, aber ich bin gerade zu fertig. Ich werde aber einen Thread aufmachen um euch auf dem Laufenden zu halten. Oder kann ich das auch einfach hier machen?

    abgesehen davon, dass man sich hier vielleicht mal eine klare Ansage anhören muss, wenn man gerade dabei ist, sich ins Unglück zu stürzen, muss hier niemand was.

    Du musst natürlich auch nichts. Es gilt die Regel, Du nimmst Dir hier aus den Beiträgen, was Dir hilft und womit Du etwas anfangen kannst, den Rest darfst Du getrost vergessen, denn wir sind auch nur Menschen und somit nicht allwissend. Oft weiss man ja gar nicht, was dem Anderen eigentlich helfen wird, da Menschen ja keine mechanischen Systeme sind die man so einfach berechnen kann.
    Du musst nicht mal mit dem Trinken aufhören, denn es ist nicht verboten... also es ist unterm Strich immer die Sache des Einzelnen, was er macht. Aber natürlich hat es Konsequenzen für einen selbst, wie man mit sich umgeht.

    Oft liegen wir natürlich nicht ganz falsch, weil wir halt Erfahrungen haben und sich die Abläufe oft ähneln. Und weil gewisse Dinge, z.B. die Krampfanfälle, ja tatsächlich auch passieren, ich kenne auch Beispiele. Ich will Dir nicht vorenthalten, dass ich auch regelmäßig Trinkpausen gemacht habe und das Risiko auch für vertretbar gehalten habe, also ich war auch in keiner Entgiftung. Aber wenn ich gefragt hätte, hätte man mir das vermutlich auch gesagt. Ich hab gar nicht erst vorher gefragt, sondern erst nachdem ich es schon hinter mir hatte, also bereits eine gute Woche nüchtern war...damit musste sich aber auch sonst niemand damit rumschlagen. Ich halt so zum Teil auch meine Methode, wenn ich die Antwort nicht hören oder umsetzen will, frage ich gar nicht erst.

    Und bei dem, was ich gemacht habe, hätte auch einiges schief gehen können, zum Teil war es sicher nur Glück. Ist es aber bei allen, die auf Dauer davon wegkommen (ich bins schon ziemlich viele Jahre), irgendwie, denn trotz dieser ganzen Therapieangebote und Selbsthilfegruppen kommen ja trotzdem viele nicht davon weg, auch das ein Grund, es absolut ernst zu nehmen.
    Und "es passiert immer nur den Anderen, aber nicht mir" stimmt halt leider nicht so ganz. Sonst hätten wir ja gar nicht erst ein Alkoholproblem entwickelt.

    Ich denke, Du kannst hier schon weiterschreiben, machen ja viele. Nach ein paar Beiträgen wird Dich Greenfox vielleicht für den internen Bereich freischalten, falls es mal ans Eingemachte geht was nicht gleich jeder lesen soll. Ansonsten bist Du ja trotzdem anonym.

    Abgesehen davon bist Du natürlich auch keine Rechenschaft schuldig. Aber es wäre machmal ganz nett, wenn man von den Leuten mehr hören würde, wie es ihnen nun geht und ob ihnen das irgendwie geholfen hat, das Feedback bringt einen selbst ja auch weiter. Sonst erzählt man ja irgendwann nur noch Blödsinn ins Blaue. Muss kein Roman sein, der der Unterhaltung dient, erfolgreiche und weniger erfolgreiche Entwicklungen tragen aber auch zum Erfahrungsschatz bei.

    Und natürlich wirst Du auch weiter Antworten kriegen, wenn Du das willst und wenn jemandem was brauchbares dazu einfällt. Jedenfalls brauchst Du keine Angst zu haben, das das hier irgendjemanden nervt, ist schliesslich Daseinszweck so eines Forums.

    Zuletzt, Dein "das klingt total albern"...nein, klingt es nicht. Es klingt vor allem nach erheblichem Leiden.

    Und ansonsten viel Erfolg beim Telefonieren.


    Gruß Susanne

  • Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich tierische Angst habe, zu SHG zu gehen, mal abgesehen davon, dass es gerade mit Covid wohl auch etwas komplizierter ist, oder? Ich bin kein Mensch, der sich gerne öffnet, schon gar nicht vor Fremden und dann auch noch mehreren auf einmal.

    Warum haben die Leute eigentlich solche Angst davor, zu SHG zu gehen nixweiss0
    Weil da Leute sind, die dieselben Probleme haben bzw. hatten und die einem dann sogar auch noch Ratschläge geben könnten?!?
    Oder weil man da Menschen treffen könnte, die man kennt?? Siehe vorherigen Satz - sie haben/hatten dieselben Probleme!!
    Du hast Angst, Dich zu öffnen? Ich kenne KEINE Gruppe (und ich war schon in vielen - zu Anfang, um mir anzuschauen, welche zu mir passen könnte und später im Rahmen meiner Tätigkeit bei der Suchtselbsthilfe im Rahmen der Kontaktpflege), wo "Neulinge" gezwungen werden, sich sofort zu öffnen und zu reden. In allen mir bekannten Gruppen - sowohl Monolog- als auch Dialog-Gruppen - können Neuankömmlingen ersteinmal dasitzen und zuhören, alles auf sich wirken lassen. Und wenn jemand bereit ist, etwas zu sagen, dann kann er/sie ...
    Wir wissen alle, wie das ist, sich zu überwinden, das erste Mal in so eine Gruppe zu gehen ...

    Was meinst Du, wieviele Neulinge ich in meiner Gruppe gesehen habe. Manche waren 2-3 Mal da, bevor sie - außer "Hallo" - das erste Mal etwas gesagt haben. Und manche haben uns vielleicht eine Stunde zugehört - und dann ist es aus ihnen herausgebrochen, dann ist es nur so gesprudelt. Weil sie gemerkt haben, dass wir alle die gleichen bzw. ähnliche Probleme haben/hatten, dass sich unsere (Lebens-)Geschichten ähnelten - kurz: dass er/sie NICHT alleine ist.

    Und ich habe noch keinen erlebt, der gebissen wurde ;) ;D

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Lena,

    wie geht es Dir denn heute? Ansich hast Du ja jetzt schon recht viel von uns gehört und man (ich) könnte jetzt einfach mal abwarten, ob oder was von Dir jetzt so kommt. Aber ganz spontan ist mir etwas eingefallen, was mir selbst passiert ist.

    Ich war in meiner Anfangszeit, also gleich nachdem ich das letzte Mal Alkohol getrunken hatte, in einer SHG. Das war eine Gruppe der AA und sie wurde für die ersten Wochen und Monate sowas wie mein Anker, mein Lernfeld, mein Anlaufpunkt. Und ich ging da dann damals wirklich täglich hin, wir hatten dort glücklicherweise (für mich) so ein umfangreiches Angebot. Zwar mit wechelnden Teilnehmern pro Wochentag, aber ich konnte immer dabei sein.

    Was ich aber eigentlich schreiben wollte. Nach ein paar Tagen kündigte ich mal an, dass ich am nächsten Tag nicht in die Gruppe kommen würde, weil ich mich zu diesem Zeitpunkt mit meinen Sohn treffen wollte und wir leider keinen anderen Termin finden konnten. Und ich ihn aber auch unbedingt und so schnell wie möglich sehen wollte. Da kam der Gruppenleiter auf mich zu und sagte: "Du kannst hier übrigens auch kommen, wenn Du was getrunken hast - solange Du Dich nicht daneben benimmst bist Du immer willkommen". Ich weiß noch gut, dass ich mich innerlich fürchterlich aufgeregt habe, weil ich das so interpretierte, dass er annahm ich würde nicht kommen weil ich trinken wollte. Heute weiß ich, dass er das einfach aus seiner Erfahrung heraus gesagt hat und mir damit eine Türe öffnen wollte, die ich zwar gar nicht gebraucht habe, was er aber ja nicht wissen konnte.

    Und was hat das jetzt mit Dir zu tun? Nun, ich habe an Dich und Deine Zeilen gedacht und ich habe mir auch gedacht, es könnte sein, dass sie wieder zum Alkohol greift. Und es könnte auch sein, dass sie dann hier weg bleibt, vielleicht auch deshalb, weil sie sich schämt oder hier nicht richtig aufgehoben fühlt. Vielleicht sind meine Gedanken auch völlig falsch. Egal wie, ich möchte Dich auf jeden Fall einfach ermutigen hier zu bleiben und mit uns zu diskutieren. Wenn Du Dich nicht in einer realen SHG öffnen kannst oder willst, dann mach' es doch hier. Hol Dir hier Anregungen, Gedanken, Denkanstösse, Motivation. Wir geben Dir das gerne.

    Es wäre jammerschade, wenn Du Dein Leben an den Alkohol verlieren würdest. Hol es Dir zurück und lass Dich auch von möglichen Rückschlägen nicht aufhalten. Es ist so, wie Susanne es schon geschrieben hat. Ein langer Weg wo am Ende aber nur sehr wenige da ankommen, wo sie eigentlich hin wollen. Nämlich dauerhaft weg vom Alkohol. Diejenigen die es aber geschafft haben, waren oft die, die immer wieder aufgestanden sind, nie aufgegeben haben, so lange bis sie den richtigen Weg für sich gefunden haben. Manchmal passiert das auch durch ganz wunderliche Dinge.

    Ich habe es Dir ja schon geschrieben: mein Eindruck ist, dass Du viel aufzuarbeiten hast. Mit meiner Andeutung bezüglich der Beziehung zu Deinem Ex-Freund wollte ich übrigens nicht sagen, dass Du den Kontakt zu ihm abbrechen sollst oder musst. Denn ich weiß ja gar nicht, wie diese Beziehung (für Dich) tatsächlich aussieht. Das Du es jetzt gemacht hast wird seine Gründe haben. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Du diesen Weg jetzt in Deinem Tempo gehst. Überfordere Dich nicht, geh immer eines nach dem anderen an. Denke vielleicht auch mal eine Zeit lang wirklich nur von einem Tag auf den nächsten (war bei mir besonders am Anfang eine sehr hilfreiche Strategie, denn ich hatte sooooo viele Riesenprobleme vor mir). Gehe Dein Tempo aber gehe es konsequent immer weiter. Der Weg aus der Sucht ist kein Sprint, auch kein Mittelstreckenlauf, er ist ein Marathon und vielleicht sogar ein lebenslanger Dauerlauf. Was aber nicht abschreckend wirken soll, sondern einfach nur bedeutet, dass man sein Leben lang an sich selbst arbeiten sollte.

    Ich glaube sogar, dass das für jeden Menschen, also auch für Nichtsüchtige ein Schlüssel für Zufriedenheit und Glück sein kann.

    Ich würde mich freuen wieder von Dir zu lesen und hoffe, Du nimmst mir meine Zeilen nicht krumm. Alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Oh so viele neue Antworten, wie schön :)

    Also warum ich Angst vor SHG hab; einfach wahrscheinlich, weil es eine Situation ist, die ich so überhaupt nicht kenne. Dass man vor einer Gruppe von Fremden über seine innigsten Gefühle, Gedanken und Fehler spricht ist eben ziemlich ungewohnt. Will gar nicht unterstellen, dass sie mir nicht helfen könnten, oder dass die Leute mich irgendwie schlecht behandeln/auslachen/verachten würden oder so. Ich glaube, es ist einfach die Angst vor dem Unbekannten. Ist halt nicht immer rational nixweiss0

    Zu meinem heutigen Tag... Heute morgen hab ich mal etwas länger geschlafen (tue ich meist, wenn ich am Abend vorher nüchtern geblieben bin) und dann gefrühstückt. Das Bizarre an der Sache ist, dass ich eigentlich total der Foodie bin, wie viele Menschen mit gestörtem Essverhalten. Habe mir richtig Zeit genommen und mir einen schönen Teller gerichtet. Leider wurde der Vormittagsplan mit dem Telefonieren etwas gestört, weil ich spontan in die Klinik musste. Ich hab deswegen jetzt E-Mails an einige Therapeuten geschickt. Bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob ich eher in die tiefenpsychologisch fundierte oder die verhaltenstherapeutische Richtung möchte. Im Idealfall würde ich mir einfach mal ein paar Therapeuten angucken, aber mal sehen, ob das klappt. Da gibt es ja ein ziemliches Versorgungsproblem und ich lebe in einer Großstadt. In der Klinik war es heute zum Glück viel entspannter als gestern.

    Dann habe ich ein einen Spaziergang gemacht und dabei ein langes Telefonat mit einer sehr guten Freundin von mir gehabt, die auch gerade aus einer schweren Trennung kommt. Das hat mir richtig gut getan. Das Problem mit meinem Ex ist, dass wir beide irgendwie immer noch ein Fünkchen Hoffnung haben/hatten, dass es vielleicht doch noch irgendwie klappt... uns beide aber auch nicht wirklich wieder drauf einlassen konnten. Am Ende er noch weniger als ich. Das seit über einem Jahr und obwohl wir beide zwischendurch schon anderweitig gedatet haben. Ich merke aber für mich selbst, dass es mir nicht gut tut und habe jetzt entschieden lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Er hat auf meine Nachricht, dass ich keinen Kontakt mehr will immer noch nicht geantwortet. Auf der einen Seite macht mich das traurig, auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich das Beste, denn nichts, was er hätte schreiben können, hätte mich nicht traurig gemacht.

    Naja, auf jeden Fall war das Telefonat wundervoll. Ich war vorher ein bisschen nervös, denn das letzte Mal, als ich mit ihr geskypt hatte, war ich betrunken und ich konnte mich nicht mehr an alles erinnern. Falls sie das gemerkt hat, hat sie sich nichts anmerken lassen... Auf jeden Fall kamen wir auch irgendwann auf Psychotherapie und Selbstmedikation zu sprechen und ich habe mich ein bisschen geöffnet. Jetzt nicht völlig, aber ich habe ihr gesagt, dass ich auch eine Therapie machen möchte und dass ich zu viel Alkohol trinke. Sie hat sehr gut reagiert. Es war ein schönes und inniges Gespräch und hat mir gut getan. Das ist eine Freundschaft, die ich auch unbedingt wieder mehr pflegen möchte, wir kennen uns jetzt seit über 20 Jahren.

    Abends habe ich mir dann etwas gekocht, das hat Spaß gemacht und war auch sehr lecker. Gerade fühlt sich mein Bauch etwas aufgebläht an, aber mein System muss sich vermutlich einfach erstmal wieder an die festen Kalorien gewöhnen. Bisher habe ich noch kein Bedürfnis nach Alkohol, aber gut, es ist ja auch erst Tag 2. Ich bleibe aber definitiv dran. Das größte Problem sind definitiv die Abende, weil ich die jetzt mit etwas anderem füllen muss als Alkohol. Heute werde eine schöne heiße Dusche nehmen und ein gutes Buch lesen, da meine Mitbewohner leider nicht zuhause sind.

    Ich hoffe ihr habt alle einen schönen Abend.

  • Hallo Lena,
    ich wollte hierzu etwas anmerken:


    Dass man vor einer Gruppe von Fremden über seine innigsten Gefühle, Gedanken und Fehler spricht ist eben ziemlich ungewohnt.


    Niemand verlangt von dir, dass du darüber sofort beim erstem Mal sprichst. Niemand wird von dir überhaupt irgendetwas verlangen. Du entscheidest ob und wann du sprichst . Und wenn du öfter hingehst, dann sind es keine Fremden mehr,sondern Freunde.
    OK, im Moment isses etwas schwierig. Unsere Gruppe trifft sich momentan auch per Skype , aber es kommen ja auch wieder andere Zeiten. Ich merke richtig,dass ich alle vermisse und freu mich jedesmal wenn ich sie auch Skype sehe.
    Also ich gehe nicht nur zur SHG um trocken zu bleiben,sondern auch weil mir alle dort so ans Herz gewachsen sind, dass ich mich jedesmal freue,sie zu sehen.
    Und das wird bei dir sicher auch kommen, wenn du die richtige Gruppe für dich gefundenen hast und regelmäßig hingehst.
    Liebe Grüße
    Frank

  • Hallo Frank, danke für den Input, ich werde darüber nachdenken. Das freut mich wirklich, dass du dort so guten Anschluss gefunden hast.

    Heute war der erste Tag, an dem ich mal wieder die Lust verspürt hab, Alkohol zu trinken und zwar gleich zwei mal. Ich war zur Mittagspause mit einer Bekannten verabredet, die ich zwar mag, mit der ich aber noch nicht so ganz vertraut bin. War etwas nervös vor dem Treffen; normalerweise hätte ich mich da 2-3 Dosen Cider oder beruhigt und auch heute war die Versuchung da. Hab es aber zum Glück gelassen. Das Treffen war schön, haben ein bisschen in der Sonne gesessen und Sushi gegessen. Danach bin ich zurück zur Arbeit, wo es heute auch ganz gut war. Bin danach noch durch den Park nach Hause spaziert und da saßen halt überall die Menschen und haben Bier getrunken (trotz jeder Menge Polizeikontrollen). Da war die Versuchung echt gewaltig. Nicht mich abzuschießen, aber eben "nur ein schönes erfrischendes Bier"... the lies we tell ourselves. Das wär natürlich in der jetzigen Phase genau aufs Gleiche raus gelaufen. In dem Moment hat mir geholfen, dass ich mir vorgestellt hab, wie ich heute Abend aufschreibe, dass ich versucht war, es aber gelassen habe. So war es dann, bin stattdessen heim und hab mir Toast gemacht. Jetzt hab ich gerade noch ein bisschen online geshoppt und werde mich gleich mit Buch ins Bett legen, bin heute morgen super früh raus.

    Körperlich muss ich ganz ehrlich sagen, merke ich rein gar nichts, außer dass mein Gesicht sich momentan etwas pausbäckiger anfühlt nixweiss0 Entzugserscheinungen = 0, ich wunder mich selbst und muss mich daran erinnern, dass ich es nur deswegen nicht wieder auf die leichte Schulter nehmen darf. Selbst wenn ich das Glück haben sollte, noch nicht körperlich abhängig zu sein, bin ich es doch psychisch.

    Ich habe heute außerdem darüber nachgedacht, was eigentlich genau mein Plan ist. Wir hatten neulich ein Seminar zur Suchtmedizin und da ging es auch um verschiedene Konzepte; völlige Abstinenz vs. einen kontrollierten Umgang mit der Substanz. Ich traue mir den kontrollierten Umgang momentan nicht zu, aber die Vorstellung, irgendwann mal wieder mit Freunden abends am Flussufer ein Radler zu trinken ist natürlich schon sehr verlockend. Ich wollte mal in die Runde fragen, ob es hier Alkoholabhängige gibt, die diesen Weg über längere Zeit erfolgreich gegangen sind? Oder ist das eher direkt zum Scheitern verurteilt? Wie gesagt, momentan heißt es für mich weiterhin totale Abstinenz, ich bin nur neugierig in Bezug darauf. Zerfleischt mich bitte nicht.

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