Weihnachten und seine Nachwirkungen...

  • Ein liebes hallo an alle,

    Ich wollte mal nachfragen, wie ihr den ersten Teil der Feiertage erlebt hat ? Für die Langzeit-Abstinenten unter euch waren es nicht die ersten Weihnachten ohne Alkohol, mich würde interessieren, wie es am Anfang für euch war ? Ansträngend ? Gefährlich ? Oder Gleichgültig ? Habt ihr mit der Zeit Strategien entwickelt, um solche Festtagssituationen einfacher zu meistern…zu geniessen ?

    Ich habe Weihnachten bei meiner Familie verbracht, es wirkt immer noch nach. Träume vom Alkohol, viele Gedanken daran, Suchtdruck…schrecklich. Ich dachte mir schon, dass es herausfordernd wird, aber das Ausmass war mir nicht bewusst. Ich bin noch gar nicht lange abstinent (7Monate), ich komme damit zur Zeit einfach nicht zurecht…Werde am Di wieder in meine SHG gehen und hoffentlich auf gute Ratschläge stossen, aber bis dahin dachte ich mir ich greife lieber mal zur Tastatur und befreie meinen Kummer.

    Das Elende daran ist ja auch, dass ich einer Situation nach trauere, die es so nie wieder geben wird : den unbefängliche Gennuss und die die gute Stimmung unter Alkkoholkonsum. Ich weiss, dieser Zug ist längst abgefahren, bin viel zu abhängig geworden. Wenn ich jetzt was getrunken hätte, hätte es im Desaster geenndet…Kontrollverlust, agressives Verhalten etc. Doch die Sucht scheint stärker, der Druck kommt meinem rationalen Denken zuvor…

    Geht es mit der Zeit weg ? Suchtdruck ? Frustration ? Muss man sich die erste Monate, Jahre ( ?) duch solche Situationen einfach durchkämpfen ? nixweiss0

    Schönen Sonntag an alle,
    Rina

  • Liebe Rina,

    ich bin weiblich, fünfzig, Alkoholikerin und seit sechs Jahren trocken.

    Ich begann meine Abstinenz zwei Monate vor Weihnachten, und ich kann mich erinnern, dass das Weihnachtsfest für mich auch sehr schwierig war.

    Für mich war wohl entscheidend, dass ich mich immer in Situationen, in denen ich das Gefühl hatte, trinken zu wollen, gefragt habe, was genau ich mir in diesem Moment wegtrinken oder anderstrinken will. Was ist mir gerade Zuviel (Gesprächsanforderungen? Hektik?), womit fühle ich mich überfordert (fröhlich, locker sein zu „müssen“? Viele Dinge gleichzeitig im Blick haben zu „müssen“?), was brauche ich genau jetzt, damit es mir gut (besser) geht (10 Minuten Pause mit einem Tee, einem Glas Wasser, ganz für mich alleine? Einen kurzen Spaziergang? Ein Gespräch mit einem vertrauten Menschen?)
    Am Anfang erscheint dieses Innehalten und die innere Bestandsaufnahme (wie geht es mir? was brauche ich jetzt?) noch in erster Linie als Hilfe zur Stabilisierung / zum Erhalt der Abstinenz. Aber bei mir ist es seither fest etabliert zur Stabilisierung meiner Gesundheit insgesamt (seelisch und körperlich). Das klappt mal besser und mal schlechter, aber wenn es schlechter klappt, dann ganz häufig einfach aus dem Grund, dass ich meine inneren Signale entweder nicht wahrnehme (weil ich mir keine Zeit nehme, mich zu spüren), oder, wenn ich sie wahrnehme, sie nicht wichtig nehme, so wie ich das in der Zeit, als ich trinken musste, auch nicht getan habe. Es ist so leicht (und gerade in so anspruchsvollen sozialen Situationen wie Weihnachten), sich selbst aus dem Auge zu verlieren, nicht so wichtig zu nehmen, was man braucht. Ich bin ganz schnell dabei und denke „Das geht doch jetzt nicht, (einfach früher nach Hause zu gehen, beispielsweise), das schaff ich schon.“ Da ist es dann eine Frage der Prioritäten. Und meine Erkenntnis, tatsächlich alkoholkrank zu sein, mit all den Auswirkungen, die diese Krankheit in der aktiven Form auch auf meine Umwelt und meine Mitmenschen hat, hilft mir sehr, meine Bedürfnisse ausreichend wichtig zu nehmen, um mein trockenes Leben zu ermöglichen. Und dafür auch Veränderungen umzusetzen, von denen ich vorher gedacht habe „das geht doch nicht“. (Und erfreulicherweise ist es dadurch mittlerweile auch zu einem viel glücklicheren Leben geworden.)

    Wie war es bei dir zu Weihnachten? Du warst bei deinen Eltern, stimmt’s? Wurde dort Alkohol getrunken?

    Ich habe es nicht im Kopf von deiner Vorstellung - hattest du eigentlich eine Suchttherapie gemacht/beantragt?

    Abschließend ganz herzliche Grüße, und Gratulation zu deinem ersten trocken verlebten Weihnachten!

    Camina

  • Hallo Rina,

    in vielen Gesprächen habe ich gelernt, dass jeder Mensch sehr unterschiedlich ist und jeder seinen Weg aus der Sucht finden muss. In der Klinik lernt man einen Notfallkoffer zu packen. Wen es hilft. Der andere treibt Sport, andere lesen. Mir persönlich hat gute Musik geholfen. Dabei habe ich an die vielen kleinen Dinge gedacht, die mir der Alkohol weggenommen hatte und die nach und nach zurückkehrten. Du musst für dich einen machbaren Weg finden.

    Jetzt kommt von mir der Oberlehrersatz: Einfach nicht daran denken.
    Wenn das so einfach wäre. Ich kann dir aber sagen, dass bei mir der Punkt gekommen ist, wo dieser Satz zutrifft. Ebenso weiß ich, dass man unsere Krankheit nicht heilen kann, aber ein Diabetiker muss Broteinheiten zählen und sich genau das Insulin spritzen sonst fällt er in einen Zuckerschock und kann daran sterben. Da haben wir es doch so einfach, wir wollen nur keinen Alkohol zu uns nehmen.

    Wie lange es dauert das die Gedanken an den Alkohol in den Hintergrund treten, kann ich dir nicht sagen. Es wird aber ein Zeitpunkt kommen, wo du für dich feststellst, ups ich habe gar nicht an Alkohol gedacht. Für jeden der auf diesen Weg ist, hoffe ich, dass dieser Moment bald kommt und der Leidensdruck aufhört. Der Gedanke wird jedoch nicht ganz gelöscht, tritt nur in den Hintergrund und ist nicht mehr so wichtig. Ein kleiner Tipp zum Abschluss: Es gibt bestimmt Dinge die du nicht isst, Spinat, Grünkohl, weiße Bohnen oder was es sonst auf deiner Ablehnungsliste steht. Schreib den Alkohol mir drauf.

    Kopf hoch, es lohnt sich. :D

    Viele Grüße von Harald

  • Hallo!

    Als Alkoholiker bin ich nicht mehr in der lage moderat zu trinken, das ginge allenfalls ein paar Tage gut.

    Ich habe mich in den ersten Monaten einfach von trinkenden Zeitgenossen, so gut es eben ging, fern gehalten, bis eine gewisse Festigung eingetreten war.

    Immer, wenn ich in Situationen kam, in denen ich früher getrunken habe, kam ein mulmiges Gefühl auf. Da musste ich halt durch. Geholfen hatte mir, dass ich mir diese Reaktion des Suchtgedächtnisses bewusst gemacht habe. Ich habe mir gesagt, jetzt an Weihnachten/Silvester kommt ggf. Druck auf, was mache ich dann? Immer, wenn ich mich im Vorhinein auf Suchtdruck eingestellt hatte, kam er entweder gar nicht oder in stark abgeschwächter Form.

    Man kann sich das Suchtgedächtnis -vereinfacht dargestellt, wie eine Software vorstellen, die sich nicht deinstallieren lässt, jedoch überschrieben werden kann. Aber selbst dann, pesackte es mich ab- und an.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Vielen Dank für eure Atworten,

    Es geht mir wieder etwas besser…heute verbrige ich Silvester im geschützten Rahmen mit Mann und Kindern, ohne Alk-Flaschen auf dem Tisch.

    Bei meinen Eltern wurde halt Champager, Wein, Cognac serviert und meine Geschwister nahmen sich nicht unbedingt zurück…müssen sie auch nicht. Es ist für mich schwierig weil ich mich auch immer so ausgegrentzt fühle…irgenndwie vom Leben bestraft. Ein dämlicher Gedanke, ich weiss.

    Ich habe das auch oft, wenn mein Mann sich mit seinen Freunden trifft und richtig Feiern geht…bin dann immer eifersüchtig auf ihn weil ich das auch gerne möchte. Viele Jahre hindurch war es auch so, wir hatten jedes Wochenende Freunde im Haus, feierten grosse Feste mit entsprechendem Konsum. Für mich hatte es gegen Ende immer nur in Peinlichkeiten und Black-outs geendet. Diese Zeit ist seit 1,5 Jahren um, wir haben selten Besuch und wenn, hält sich auch mein Mann mit dem Alkohol zurück. Aber wenn ich nicht da bin lässt er sich auch gerne gehen und feiert auswärts, vielleicht so 3mal im Jahr – was ich dann immer sehr schlecht ertragen kann. Wahrscheinlich weil es einfach schwierig ist mitanzusehen was nicht mehr möglich ist, und was ich heute noch so oft vermisse…Mein Leben kommt mir so langweilig vor, ich vereinsame weil ich es im Moment ( ?) so schwierig finde anderen beim Trinken zuzusehen. Fühle mich daher doppelt bestraft.

    Es ist echt eine schlechte Phase gerade…Zurück zum Alkohol steht ausser Frage, ohne Alkohol ist frustrierend…weiss nicht wie ich das bewältigen soll. Es ging schon mal besser, vielleicht ist es wirklich die Festtagszeit die das Ganze so unerträglich macht. Habe das Gefühl das Leben ist ein einziger Kampf…

    Genug rumgeheult, sorry…aber tut auch gut die Gedanken zu teilen, sie mussten raus.

    Ich wünsche euch allen ein friedliches Fest und einen guten Start ins 2020 !

  • Hallo!

    Du bist erst wenige Monate clean, da ist deine Sichtweise noch sehr auf den Alkohol fixiert und insgesamt verengt.

    Ich habe mal von 3 Phasen der Abstinenz gelesen, die mit der inneren Einstellung korrespondieren:

    1. Phase: Ich darf nicht trinken

    2. Phase: Ich will nicht trinken

    3. Phase: Ich brauche nicht trinken

    Ich habe Nr. 1 und 2 durchlaufen und bin jetzt in Phase 3 angelangt. Du befindest dich zweifelsohne noch in Phase 1. Für dich ist es ein Verlust nichts zu trinken. Du denkst, man könne nur mit dem Suchtstoff "richtig" feiern. Dem ist nicht so. Ich kann auch "ohne", aber nur mit Leuten, die nur moderat trinken. Stark zechende Leute gehen mir auf den Geist, ich empfinde sie ab einem bestimmten Pegel als unerträglich, so dass ich sie mir nicht antue.

    Gib dir selbst die nötige Zeit, damit deine Abstinenz reifen kann. Das geht nicht in wenigen Monaten. Bei mir trat eine gewisse Grundfestigung nach ca. 1 Jahr ein.

    In obiger Phase 3 bin ich jedoch erst nach mehreren Jahren angelangt.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Danke dir Rekonvalenz,

    das mit dem 1 Jahr habe ich schon öfters in der Gruppe gehört, dass es dann anscheinend einfacher wird. Und viele sagen, dass nach 3 Jahren ein gewisses "nie-wieder-zurück-wollen" statt findet.
    Wenn man es so betrachtet habe ich über 50% von einem Jahr geschafft, dass sollte eine gute Motivation sein! Und der "härteste" Teil des Jahres ist vorbei...

    Susanne :
    Ja ich habe zwei Suchttherapien hinter mir, eine von 3 Wochen und eine von 2 Monaten. Beide haben mir persönlich nicht viel gebracht, ausser mich vom Stoff wegzubringen. Bin aber nach der Therapie schnell wieder rückfällig geworden. Das heisst bei 7 Monaten Abstinenz war ich eigentlich schon lange nicht mehr, wenn man die Schwangerschaften weg lässt noch nie.

    Ich hoffe ihr seid alle gut ins 2020 gerutscht!
    Alles Liebe und vor allem Gesundheit wünsche ich euch,
    Rina

  • Hallo Rina,

    ich bin erst seit zwei Monaten alkoholfrei. Die Weihnachtszeit ist mir schwerer gefallen, als ich dachte. Ich grüble halt auch zuviel, wenn ich “zuviel Zeit habe“. Mein Freund trank an Silvester 3 Gläser Rotwein. Ich hab ihn auch irgendwie “beneidet“. Um dem Craving nicht nachzugeben hab ich ein paar Kekse verdrückt und dachte immer bis um 12 schaff ich das jetzt auch noch. Beim Schlafengehen war ich dann richtig froh und erleichtert. Und beim Aufwachen erst! Er sah nicht ganz so frisch aus ;)

    Ich denke, diese Auseinandersetzungen mit mir selbst werden noch eine Weile gehen, der Weg ist ja das Ziel :)
    Aber Phase 3 zu erreichen ist auch ein schönes Ziel.

    Ich wünsche ein gesundes und nüchtern-berauschendes neues Jahr! :D

    Honeybee

  • Moin,

    du bist schon seit 2 Monaten alkoholfrei. Freu dich. Gut gemacht 44.

    Weiter machen. Es ist doch ein tolles Gefühl und macht so frei.

    LG von Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Ich schreib da jetzt mal was, obwohl ich im Grunde nichts dazu zu sagen habe. Vielleicht kann trotzdem jemand was damit anfangen.

    Zu so wirklichen Familienfesten kann ich nicht viel sagen, denn ich habe keine Geschwister, keine Kinder und meine Eltern waren vor dem Tod meines Vaters schon über 30 Jahre geschieden, also so enge Familienfeiern gab es schon lange nicht mehr, selbst als ich noch getrunken habe. Ich komme von daher nicht in diese Situation.

    Was mir auffällt und was ich in gewisser Weise auch bewundere, ist dieses Durchhalten. Ich habe getrunken, bis ich wirklich genug davon hatte, und zwar restlos. Mit Disziplin alleine hätte ich das wohl niemals geschafft. Bei mir war das wirklich durch, als ich aufgehört habe. Nach zwei Monaten Trockenheit konnte ich überall hingehen, und wenn um mich herum getrunken wurde, empfand ich nichts. Jedenfalls keinen Neid oder Trinkdruck, denn ich wusste, wie ich mich fühlen würde, wenn ich trinken würde. Ich war höchstens erleichtert, dass ich nicht mit trinken musste, und das kam rein aus mir selbst, denn was Andere von mir wollten, hab ich mir zwar angehört, aber schon längst selbst entschieden wie weit ich das mitmache. Also von aussen her konnte man mich einerseits zwar nicht motivieren, andererseits aber auch kaum unter Druck setzen. Wenn mich was unter Druck gesetzt hat, dann war es mein eigener Perfektionismus und meine eigenen Anspüche an mich selbst und an mein Leben.

    Wenn ich diesen Neid und diese Trinklust verspürt hätte, wie sie hier beschrieben wird, dann hätte ich da so lange darüber nachgedacht, bis ich einen plausiblen Grund zum Trinken gefunden hätte, und dann hätte ich auch getrunken, wäre ja nur konsequent gewesen. Von daher ist meine Frage, was geht eigentlich in jemandem vor, der mit dem trinken aufhört, obwohl er noch gerne trinken will? Ich kenne das von mir so nicht.

    Irgendwo muss der Grund zum Aufhören ja doch irgendwie mächtiger gewesen sein als die Lust zum Weitertrinken. Warum dann also jetzt diese Selbstquälerei?

  • Moin

    Dein Beitrag, liebe Susanne, hätte von mir sein können.

    Wäre ich mit Alkohol nicht restlos durch, ich würde trinken. Diesem Kampf diesen Phasen könnte ich mich nicht aussetzen.

    Ich bewundere dieses Durchhalten immer wieder.

    LG Silbermöwe

  • Moin,
    Ich schließe mich an. Ich bin glücklich, weil ich nicht mehr trinke. Gestern sah ich meine Nachbarn nach der Silvesternacht... sie sahen grausam aus. Über Nacht um viele Jahre gealtert und graugrün im Gesicht. Ich hab den Tag und die Sonne genossen. 44.

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Ich bin schon seit langem an dem Punkt angelangt, wo ich weiss dass es nur bergab gehen kann solange ich weiter trinke. Ich weiss dass ich ausser Kontrolle gerate wenn ich auch nur ein Glas Wein trinke, ich habe mich zu oft in Schwierigkeiten gebracht durch den Alkohol, wenn ich den Konsum nicht stoppe werde ich irgendwann alles verlieren...Familie, Job, Haus, Gesundheit etc...

    Das ist was mich zum Aufhören bewegt. Und ich bin mit Alkohol nicht glücklich, weil ich psychisch abhängig bin. Und ich möchte glücklich sein.

    Daher verstehe ich die Frage, wie man bei den ganzen rationalen Gründen dann noch neidisch sein kann...Ich kann es nicht gut beschreiben. Es ist das Gefühl, mich etwas aus der Realität schiessen zu können, das ich vermisse, nicht das trinken selbst. Könnte ich dieses Wattebausch-Gefühl mit einer Pille erreichen, bräuchte ich den Alk ja nicht...Ich trank immer wegen der Wirkung und zur Zeit trauere ich etwas dieser Leichtigkeit nach, dem Ausgelassen-Sein an Festen mit Freunden...Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir schwer zu akzeptieren dass diese Zeit vorbei ist, ein unbeschwerter Konsum für mich nun mal nicht mehr möglich ist.

    Naja, ich hoffe halt die Suchtspirale jetzt anhalten zu können, bevor ich ganz am Boden bin...Wenn ich mich dazu einige Monate durchkämpfen muss ist es das 1000x wert, vorausgesetzt der Suchtdruck und dieses sch+++ss Gefühl lassen wirklich mal nach...Falls dem nicht so ist, bin ich wohl noch nicht so weit und ich muss noch länger leiden, das wünsche ich mir aber ehrlich nicht.

    Liebe Grüsse
    Rina


  • zur Zeit trauere ich etwas dieser Leichtigkeit nach, dem Ausgelassen-Sein an Festen mit Freunden

    diese Angst hatte ich, so lange ich noch getrunken habe. Was hindert Dich daran, auch nüchtern so ausgelassen zu sein (ernsthafte Frage)?
    Ich habe für mich das Gefühl, dass ich das nüchtern sogar besser kann, früher bin ich ja schon ziemlich schnell peinlich geworden, heute kann ich das auch noch nach Mitternacht, wenns sein muss. Und wirklich Betrunkene interessieren mich nicht, sondern nur Leute mit denen man noch reden kann...viele Parties sind nüchtern auch kaum auszuhalten. Die muss man sich schöntrinken, da hab ich wenig verpasst.

    Eine Zeit der Trauer hatte ich auch, kein Wunder bei meinem alten Freund...war allerdings eher ein innerlicher Abschied, kein Nachtrauern.

    Wünsch Dir was.
    Gruß Susanne

  • Moin,

    Ja Susanne, das frage ich mich natürlich auch...wieso kann ich nicht auch ohne Alkohol ausgelassen sein? Ich weiss es nicht. Ich bin ein sehr ernsthafter Mensch, stelle mir selbst unendlich viele Regeln auf und erwarte meist viel zu viel von mir. Der Alkohol erlaubte es mir, aus diesem Schema auszubrechen, alles fallen lassen...nun ja, treu nach meinem Alles-oder-Nichts- Credo... ::). Ich arbeite daran, ein Mittelmass zu finden, es fällt mir aber sehr schwer nicht in extreme Verhaltensweisen zu rutschen...in so ziemlichen vielen Lebensbereichen.

    Jemand in meiner Gruppe hatte mal gesagt, dass ich wohl noch weiter trinken muss, denn so lange ich noch positive Aspekte am Alkohol finde bin ich noch nicht bereit ein abstinentes Leben zu führen. Fand das ziemlich hart, aber vielleicht hat er recht. Ich will aber auf meinem Weg nicht noch mehr Mist bauen, meine Kinder gefährden, mich selbst in unmögliche Situationen bringen etc...es reicht wirklich.

    Ich denke oft dass ich vielleicht einfach schwächer bin als andere. Wie du Susanne zum Beispiel und andere die sich von Mehrfach-Substanz-Missbrauch befreit haben...

    Nun ja vielleicht bin ich auch einfach ein mal mehr sehr ungeduldig, lasse meiner Genesung nicht die Zeit die sie brauch?

    Das Schreiben und Lesen hier hilft auf alle Fälle, die SHG auch, meine Traumatherapie ist schwierig aber notwendig also kann ich die Dinge sooo schlecht nicht angehen. Ich dachte halt nur dass der Suchtdruck so nach 7 Monaten schon mal aufhören sollte... nixweiss0

    Rina

  • Ich glaube nicht, daß das mit Stärke oder Schwäche zu tun hat. Wenn zwei Teile von einem selbst miteinander im Kampf liegen, dann hat jeder Teil eben so viel Kraft, wie man hat, weil man da ja sein eigener Gegner ist. Oder, wie viele Trinker und auch andere Leute sagen, zwei Seelen wohnen in meiner Brust.

    Erstens kenne ich das, was Du beschreibst, nüchtern so "beherrscht", was nach Ausbrüchen geradezu geschrieen hat. Bei mir war das vor allem in den Jahren mit meinen Trinkpausen bzw. dem Versuch, das Trinken unter Kontrolle zu behalten, so. Auch das, was ich mal ab und an beschreibe, dass mich mein Perfektionismus nicht zufrieden gemacht hat, fällt auch unter diese Kategorie. Es ist bei mir ein bisschen anders als bei Dir, aber ich kann mir das vorstellen.

    Zweitens habe ich nebenbei auch noch über 20 Jahre lang täglich 50 Zigaretten geraucht und ich wusste die ganze Zeit über, was das für ein Blödsinn ist. Nach 10 Jahren versuchte ich mal, damit aufzuhören, aber nach einer Woche, in der ich fast durchgedreht wäre, habe ich wieder angefangen. Ich hab mich dann damit abgefunden, dass ich nicht aufhören kann. Da wars dann auch so, dass mich das dann eines Tages (ich war schon trocken und das hing damit auch zusammen) so geärgert hat, dass ich wenigstens endlich mal reduzieren wollte, und innerhalb kürzester Zeit war es mir klar, dass das nicht funktionieren würde. Also habe ich dann auch gedacht, egal wie Scheixxe das jetzt ist, ich ziehe das jetzt durch und irgendwann ist es vorbei. War auch so.

    Gruß Susanne

  • Guten Morgen,

    Genau Susanne, das mit den 2 Seelen in der Brust beschreiben es gut. Bin manchmal wie schizophren...Rational gibt es keine Gründe zu trinken, nicht einen einzigen vernünftigen, aber emotional lechze ich nach Erleichterung, Loslassen, aus-mir-selbst-aussteigen...
    Ich habe bis jetzt noch kein Mittel gefunden, oder keinen Weg, der mir dieses Loslassen erlaubt, ausser Alk. Du hast mal von Meditation gesprochen...es wäre wirklich einen Versuch wert. Wenn man ständig unter diesem Selbst-Optimierungsdruck steht dreht man zwangsläufig mal durch...

    Ich komme mir manchmal auch hier im Forum total verkrampft vor! Da hören Leute einfach so auf zu trinken und hop startet ein neues Leben...bei mir sind da irgendwie so viele Massnahmen nötig, ich muss so viele Hebel in Bewegung setzen und noch immer habe ich unglaubliche Angst es nicht zu packen. Bin super vorsichtig, meide gewisse Situationen etc...Mache ich es mir unnötig schwierig? Grüble ich zu viel nach? Stehe ich mir mit meiner Kopf-art einfach selbst im Weg? Oder ich bin einfach "süchtiger" als andere Poster, kann ja auch sein!

    Heute scheint wieder so ein Morgen zu sein wo ich von Selbstzweifeln überflutet werde...Mein Mann sagt oft zu mir "alle lieben dich wie du bist, nur du nicht". Er hat so recht.

    LG
    Rina

  • Hallo Rina!

    Die Menschen sind halt verschieden. Ich habe Leute kennen gelernt, die erst nach der dritten Langzeittherapie den Dreh raus hatten.

    Auch dir rate ich zu Fachliteratur, in diesem Fall zu Werken, die von trockenen Alkoholikern über ihren Ausstieg geschrieben wurden. Die können dich vielleicht motivieren. Fang mal mit ALK von Borowiak an, einfach herrlich locker geschrieben.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Dank mehreren Empfehlungen hier im Forum habe ich das Buch gestern bestellt...warte schon sehr gespannt darauf! Lesen ist immer gut,das sehe ich auch so!

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