Guten Abend :-)

  • Guten Abend und ein Herzliches Moin Moin,

    sehr gerne würde ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Lars und ich komme aus dem hohen Norden und bin seit ca. 2,5 Jahren trocken.
    Meine Krankheit begann vor ca.7 Jahren und ich bin in den jungen Jahren in den Alkoholismus hinein geschwebt.
    Alles fing an mit dem Trinken am Wochenende, dann kamen persönliche Enttäuschungen, die aller erste eigene Wohnung und die Freiheit nicht mehr kontrolliert zu werden. Leider verlor ich die Kontrolle und habe es im ganz ganz letzten Moment geschafft die Reißleine zu ziehen... Bis dahin war es aber ein schwerer langer Weg.

    Ich bin bis heute jede Stunde dankbar, dass meine Frau zu mir hält und wir es gemeinsam geschafft haben. Schleichend hat der Alkohol mein Wesen verändert, ich verlor die Kontrolle über Dinge die ich noch erledigen solle, verlor die Lust an meinen Hobbies und meine Leidenschaften.

    Dann eines Tages verfasste ich den Entschluss in ein Krankenhaus zu gehen und eine Entgiftung zu machen! Es war schrecklich - jedoch auch wunderschön nach Jahren endlich wieder nüchterne Tage erleben zu dürfen. Nach meinem Krankenhausaufenthalt, den ich zum Glück ohne Medikamente überstanden durfte, habe ich mich noch 1 Jahr in Therapie zu einer Psychologin begeben!

    Leider hat der Alkohol auch bei mir Ängste ausgelöst, Panik Attacken ausgelöst und ein sozialer Rückzug gefordert, an denen ich noch bis heute knabbere und arbeite :) Aber mühsam ernährt sich ja das Eichhörnchen...

    Ich glaube wenn ich alles reflektiere, war für mich die wichtigste Erkenntnis, dass ich eine Krankheit habe, mit der ich gut leben und mich arrangieren kann.

    Heute schreibt hier ein stolzer Familien Papa, der vor ein paar Jahren nicht mehr daran geglaubt hat, wieder auf beiden Beinen stehen zu können.

    Warum ich mich angemeldet habe ?
    Ich erhoffe mir mich mit netten Mitmenschen austauschen zu können und vielleicht ja dem ein oder anderem Betroffenen etwas von meinen Erfahrungen mitteilen zu können.

    Also, Viele Grüße von mir

    Lars

  • Guten Morgen Lars und ein herzliches Willkommen!

    Ich freue mich für dich, dass du den Absprung geschafft hast und schon 2,5 Jahre trocken bist! Respekt dafür.
    Meine Geschichte begann so ähnlich wie deine. Ich habe auch erst am Wochenende, im Studium (im Norden) dann unter der Woche zu trinken begonnen und dann alleine. Auch ich habe Alkohol dann gegen Enttäuschungen und schlechte Gefühle benutzt. Die berühmte Selbstmedikation.

    Du hast ja bereits in meinem Beitrag gelesen, dass ich noch ganz am Anfang meiner Abstinenz stehe, aber solche Geschichten wie deine sind es, die mir Mut machen.


    Leider hat der Alkohol auch bei mir Ängste ausgelöst, Panik Attacken ausgelöst und ein sozialer Rückzug gefordert, an denen ich noch bis heute knabbere und arbeite :) Aber mühsam ernährt sich ja das Eichhörnchen...

    Ich selber war längere Zeit Angstpatient. Das war vor meinem "aktuen" Alkoholismus. Ich hatte eine generalisierte Angststörung mit Derealisation und Depersonalisation, die 24 Stunden am Tag da war, was mich extrem belastet hatte. Heute bin ich weitestgehend angstfrei. Ich habe hin und wieder (sehr selten) kurze Momente, in denen eine unterschwellige Angst da ist. Diese belasten mich aber nicht mehr stark.

    Glückwunsch zu deiner Tochter/deinem Sohn und deiner wundervollen Frau!

    Freue mich mehr von dir zu lesen,

    viele Grüße

  • Hallo Lars

    Ich bin seit 14 Jahren (fast )trocken unterwegs . An zwei Tagen in diesen 14 Jahren hat es nicht funktioniert d.h. ich habe zum Alkohol gegriffen habe aber schnell wieder die Kurve bekommen und mir Hilfe gesucht und gefunden .

    Ich bin hier im Forum bis jetzt kein aktiv schreibendes Mitglied .
    Als ich deinen Beitrag gerade las änderte sich das - wie du siehst ;)

    Wir haben eine Gemeinsamkeit :
    Auch ich leide oft unter Ängsten und Panikattacken .
    Ich frage mich oft : haben wir diese nicht schon VOR unserem Trinken gehabt ?
    Haben wir es nur nicht bewusst erleben können weil wir die Gefühle mithilfe von Alkohol ( unbewusst ) ausgeschaltet haben ?
    Nicht umsonst gilt Alkohol ja als Locker- bzw. Mutmacher .

    Nun - ohne Alkohol zu Leben ist für mich oft sehr schwer mit dunklem Gedanken umgehen zu können .
    Ohne Antidepressiva schaffe ich es zur Zeit nicht .
    Eine Zeitlang ging es ohne aber seit einigen Monaten wähle ich das für mich kleinere Übel .
    Lieber Tabletten als Alkohol .
    Ich akzeptiere das zur Zeit so für mich .
    Vielleicht gibt es ja ( mal wieder ) eine Zeit ohne Medikament.
    Eine Therapie mache ich begleitend .

    Vielleicht waren bei dir auch schon früher - in deiner nassen Zeit - Ängste vorhanden ?
    Du hast es nur nicht gemerkt ?

    Ich wünsche dir hier im Forum einen guten hilfreichen Austausch und schön dass du mich zum Schreiben gebracht hast !! 44. 44.

  • Guten Morgen Licerin, Guten Morgen Teddie,

    vielen lieben Dank für Eure Nachrichten! Das freut mich sehr.

    licerin
    Ohje 24 Stunden Belastung durch Angst? Das stelle ich mir so schrecklich vor. Gerade generalisierte Angststörungen..Wie kommst Du denn heute damit klar? Ich wünsche Dir ganz viel Mut und Stärke...du schaffst das mit der Abstinenz :)

    @Teddie
    Das freut mich ja dass Du auch was schreibst, denn hey davon leben ja Foren bekanntlich :) Ich habe mich auch hier entschlossen anzumelden, weil ich auch Redebedarf über unsere Krankheit habe, jedoch gibt es in meiner Region nur die AA, und bis jetzt hat es mich noch abgeschreckt dahin zu gehen.
    14 Jahre ??? Wahnsinn!Toll Toll...hoffe ich kann das in 12 Jahren auch sagen. Ich weiß nicht genau ob ich auch vorher schon mit Ängsten so zu tun hatte. Okay jeder Mensch hat mit Ängsten zu kämpfen und Ängste sind ja auch eigentlich keine schlimme Sache. Jedoch hat sich bei mir herauskristallisiert, dass ich nicht mehr unter vielen Menschen sein kann. Aufzüge, warten an der Supermarkt Kasse, warten beim Doc. In meiner aktivenZeit war zum Beispiel auch Auto fahren eine reine Katastrophe. Ich habe mir ein kleines Heilmittel überlegt, welches mich den Tag über begleitet! Das gute Mineralwasser. Ich gehe nicht mehr ohne diesem aus dem Haus und gerade in solchen stressigen Situationen hilft es mir.

    Du Teddie, Ich habe auch begleitende Antidepressiva genommen. Es ging nicht ohne. Ich war trocken, jedoch verblühte die anfängliche Europhie im Alltag und meine Lust und Antrieb neue Dinge anzupacken oder eben meine Hobbys nachzugehen rückte wieder in den Hintergrund. Ich habe damals für eine paar Monate Paradoxin genommen, die geholfen haben mich aus dem Loch zu kommen. Mir war es mir sehr wichtig schnell diese wieder abzusetzen, welches nach ca. 6 Monaten dann auch gemacht wurde. Nimm dir bloß bloß viel Zeit zum ausschleichen...

    Übrigens habe ich mich in der Family schnell geoutet dass Ich ein Alkohol Problem habe und wenn ich unterwegs bin, gibts nur Wasser, da ich ja noch fahre oder eben auf meinen Sohnemann nüchtern aufpassen möchte ;) Bisher habe ich es nicht geschafft gegenüber fremden gleich zu sagen, dass ich Trockener Alkoholiker bin... könnte mir aber vorstellen, dieses irgendwann zu machen. Hey wir sind krank, kein Abschaum!

    So Sohnemann und Frau schlafen noch, heute kommt die komplette Familie zum Kaffee..Ich muss mal aufdecken!
    Habt einen schönen sonnigen Sonntag und bei dem guten Wetter schmeckt auch ein eiskaltes Mineralwasser...( Ich bin kein Vilsa Vertreter ;D ;D ;D)

    Lg
    Lars

  • Hallo!
    Heute geht es mir damit sehr gut. Die Ängste sind ja weitestgehend verschwunden. Ich habe damals eine Therapie gemacht und mich selber intensiv mit allem Möglichen beschäftigt. Die Ängste sind irgendwann ausgebrochen, aufgrund einer darunterliegenden Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), komplexe Version davon.
    Die hat sich durch meine Erfahrungen in Kindheit und Jugend entwickelt. Und Schuld daran war - tada - der Alkohol. Mein Vater hat früher selber gesoffen. Quartalsweise. Hat sich volllaufen lassen und dann ist er losgestiefelt und hat meine Mutter verprügelt. Und ich war halt oft dabei - Erinnerungen habe ich daran nur noch eine. Die anderen Erinnerungen beziehen sich meist auf die Nächte, die meine Mutter mit mir durch die Straßen gestiefelt ist. Den Rest hat mein Gehirn zur Sicherheit irgendwo anders verwahrt. Ich wurde auch viel "benutzt". Vorgeschoben als Schutzschild und zum Co-Abhängigen gemacht.

    Die Therapie hat mir geholfen diese Dinge aufzuarbeiten. Und heute geht es mir relativ gut damit.

    Auch ich habe verschiedene Antidepressiva genommen und werde ggf. darauf zurückgreifen müssen. Das Ziel ist natürlich ohne auszukommen, aber wer mal in einer heftigen Depression gesteckt hat, der weiß, das ein aus-dem-Bett-kommen wie der Mount Everest erscheint.

    Grüße!

  • Hallo Lars!

    2 1/2 Jahre in Freiheit sind schon eine Leistung, auf die Du stolz sein kannst. Glückwunsch.

    Ich stimme dir zu, dass wir eine Krankheit haben, die sich gut handhaben lässt, sofern wir uns den Respekt vor den Tücken und Gefahren des Alkohols bewahren.

    Wir müssen nur etwas unterlassen, nämlich Alkohol zuzuführen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Besuchst Du zusätzlich noch eine "analoge" SHG?

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo, Lars, und HERZLICH WILLKOMMEN unter den Schreibenden hier im Forum :welcome:

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox, Hallo Rekonvaleszent,

    vielen Dank für die Begrüßung und ich freue mich auf regen Austausch :)

    Nein eine SHG habe ich bis dato nie besucht. Nur im Krankenhaus hatten wir eine kurze "Schnupperstunde" von den AA, die ich aber nach Verlassen des Krankenhauses nicht besucht habe.

    Im Moment spüre ich auch nicht das Bedürfnis eine Gruppe zu besuchen, aber ich lasse mir immer diese Tür offen!

    LG
    Lars

  • Hallo Lars,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier. Als ich mich hier angemeldet habe war ich auch schon eine längere Zeit trocken. Damals war ich einfach neugierig und ich wollte mich auch weiterhin regelmäßig mit meiner Krankheit beschäftigen. Ich war zu dieser Zeit auch in anderen Foren unterwegs wobei ich aber bald gemerkt habe, dass ich mich hier am wohlsten fühle. Und so habe ich anfangs sehr viel gelesen, dann ab und zu mal kommentiert und aktuell bin ich etwas aktiver unterwegs. Ich profitiere nach wie vor von diesem Forum, denn immer wieder erhalte ich durch die Lebensgeschichten hier Anstösse, die mich in meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung voran bringen. Und natürlich freue ich mich auch immer, wenn ich das Gefühl habe, dass meine Beträge, die meist auf meinen eigenen Erfahrungen beruhen, andere zum Nachdenken anregen.

    Schön das Du da bist.

    LG
    gerchla

  • Guten Abend Gerchla,

    vielen lieben Dank für deine Worte.

    Ich bin jetzt seit 2,5 Jahren abstinent und hatte in letzter Zeit das Gefühl, dass ich vergessen habe, das ich eigentlich eine Krankheit habe. Nicht, dass ich irgendwelche Gedanken an erneuten Trinken hatte, jedoch wird man ja täglich mit Alkohol konfrontiert und außerdem darf man niemals vergessen, etwas für sich selbst zu tun. Seit einem Jahr bin ich Papa und die letzten Monate hat man sich selber einfach zurück gesteckt. Daher dachte ich mir, melde dich hier an und man kann von anderen User profitieren und vielleicht dem ein oder anderen mit seiner Erfahrungen zur Seite stehen.
    Und ganz klar offen und ehrlich über unsere Krankheit sprechen. Denn das ist ein gutes Gefühl!

    LG
    Lars

  • Hallo Lars,

    herzlich willkommen und auf einen guten Austausch. Kommunikation in Sachen Alkohol und Alkoholprobleme kann man immer gut gebrauchen, damit man bei seiner Trockenheit bleiben kann.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Lieber Lars

    Auch von mir ein herzliches Willkommen hier:)!

    Ich selber bin erst seit ende Januar 19 trocken und vergesse jetzt schon ab und an das ich alkoholkrank bin. Diese Unachtsamkeit ist bei mir noch ein Risiko, welches ich durch das Mitlesen hier im Forum minimieren möchte. Dabei helfen Beiträge von Langzeittrockenen, ihre Erfahrungen und Tipps - schön, dass du uns an deiner Geschichte teilhaben lässt.

    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Liv

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