• Hallo ihr Lieben,
    ich bin nun 30 Jahre alt. Ich glaube meine Geschichte beginnt mit meiner Geburt - oder sogar noch davor.
    Ich komme aus einer typischen Suchtfamilie. Bereits meine beiden Großväter waren Alkoholiker. Beide sind recht früh gestorben und ich habe sie nicht kennengelernt. Beide waren gewalttätig. Und mein Vater setzte die Tradition einfach fort. Er war kein Pegeltrinker, sondern hat immer "quartalsweise", vor allem bei Ärger mit meiner Mutter getrunken. Und wurde auch gewalttätig - meiner Mutter gegenüber. Er selber ist seit ca. 10 Jahren trocken. Meine Schwester ist Heroinabhängig und mein Bruder ist - Tada - Alkoholiker.

    Ich wurde in jungen Jahren als Schutzschild benutzt und zum Co-Abhängigen gemacht. Mit 14 Trank ich dann mein erstes Glas - Es war fabelhaft. Mit einem älteren Freund, mitten im Wald. Ich erinnere mich, wie gut es mir getan hat. Die Ängste waren weg und ich habe mich so großartig gefühlt. Schon damals erkannte ich: Wenn ich trinke, dann richtig. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Maß halten zu können.

    Wenn ich trank, wurde ich oft weinerlich oder einfach komisch und unangenehm. Aber alle tranken und ich wollte auch trinken.

    Mit ca. 21 hatte ich dann eine starke Angststörung bekommen und wurde sehr depressiv. Die Ängste hielten permanent, 24 h am Tag an. Ich fing eine Therapie an und war sogar stationär aufgenommen. Nach meiner Therapie an, Silvester, schoss ich mich derbe ab und wollte mir mit jeder Menge Tabletten das Leben nehmen (hat natürlich nicht geklappt, ich hatte nur seeeehr starke Bewusstseinsstörungen und Halluzinationen und wurde wieder kurzfristig eingeliefert).

    Ich hatte da beschlossen keinen Alkohol mehr zu trinken. Das klappte sehr sehr gut. Zumindest ein Jahr lang, bis ich das Studium wechselte und neue Freunde gewann. Dort habe ich mich dann auch regelmäßig bis zur Vergessenheit betrunken. Ich machte viele peinliche Dinge und war gefangen zwischen Depression, Scham und Schuld und dem neuen Kick zu Trinken. Ich trank einfach weiter. Und irgendwann fing ich an alleine zu trinken.

    Erst waren es 1-2 Bier am Abend, die mir auch gereicht haben. Und dann wurden es langsam immer mehr. Auf einmal waren es 3, dann vier, dann fünf, dann sechs...

    Mittlerweile ist mein normales Pensum 6 Halbe am Abend. Es können auch mal mehr werden. So bis zu 10 Halbe, wenn ich zu früh anfange oder noch irgendwo unterwegs bin.

    Ich trinke also ca. seit 5-6 Jahren fast täglich. In den letzten Monat hatte ich es auch mal geschafft nur 1-2 mal die Woche zu trinken. Dieser Zustand hielt, wie man sich vorstellen kann, nicht sehr lange an. Nun bin ich seit 4 Wochen (mein letzter Urlaub) wieder voll drin.

    Mein Trinkprotokoll der letzten Wochen dürfte sich zwischen 5-7 Tage die Woche mit 6-9 Bier täglich belaufen. Und ich beginne während des Trinkens immer mehr in Depressionen zu rutschen. Teilweise mit Suizidgedanken. Mir ist klar geworden, dass ich einfach kein Maß halten kann. Das ich den Punkt überschritten habe zur akuten Sucht. Körperliche Entzugssymptome habe ich noch keine - zumindest keine sichtbaren - kein Schwitzen, kein Zittern. Aber Gereiztheit, schlechte Laune, Unlust und Stimmungsschwankungen sind eindeutig da.

    Ich möchte das Trinken aufhören, ich möchte so gerne leben und meine Lebenslust, meine Kreativität wiedergewinnen. Ich habe bereits 2 mal versucht in einer Therapie unterzukommen, jedoch habe ich das Ganze irgendwann abgebrochen. Beim ersten Mal kam ich irgendwann nach Hause und habe mir eingeredet: So schlimm es doch nicht?! Das geht schon. Beim zweiten Mal wurde ich einfach immer wieder in der Suchtberatung vergessen und dann verlor ich die Motivation.

    In mir wird eine Stimme immer lauter, die das Trinken einfach nicht mehr möchte. Jedem ersten Schluck geht ein großer Kampf in mir los zwischen: TRINK JETZT WAS! und Ich will das nicht!

    Ich zögere diesen Schritt momentan hinaus. Ich wollte schon vor 2 Wochen aufhören. Allerdings stand letztes Wochenende eine Hochzeit an und heute fahre ich mit meinem Besten Freund in den Urlaub. Wir trinken immer zusammen.
    Die Hochzeit und der Urlaub haben meine Gedanken derart in Beschlag genommen, dass ich den ganzen Tag an nichts anderes denken konnte. Also "Wie soll ich auf eine Hochzeit gehen ohne zu trinken?! Wie soll ich die 10 Tage da überstehen. Er trinkt Bier und ich habe permanenten Saufdruck?!"

    Ich weiß dass das Ausflüchte sind, aber ich hatte mir eigentlich zurechtgelegt, dass ich nach diesem Urlaub aufhören werde zu Trinken. Und zwar ganz. Seit ungefähr 3 Wochen erarbeite ich mir Strategien, die ich gegen den Saufdruck benutzen kann. Lese viel über zufriedene Abstinenz und Süchte. Ich besitze generell viel Wissen darüber, da ich Sozialarbeiter bin. Dieses Wissen hat mir aber bis jetzt nicht geholfen.

    Vielleicht klingt das ganze total wirr und ich weiß selber nicht, was ich eigentlich sagen möchte. Momentan bin ich einfach total zerrissen zwischen dem Wunsch nicht trinken zu wollen und diesem Urlaub. Mein Plan ist ab dem 05.08. nüchtern zu bleiben. Und ich möchte dieses Forum nutzen um mich auszutauschen und Tipps und Unterstützung zu finden.

    Liebe Grüße
    licerin

  • Hallo licerin?

    Ich finde es immer ganz schön, wenn ich weiß männlich oder weiblich? Vielleicht schreibst du es uns? Wirr? Was ist schon wirr? Deine Gedanken sind vielleicht momentan nicht ganz geordnet. Ich versuche, dir einen Rat zu geben. Egal was auch immer du schon unternommen hast, geh noch einmal zu einer Suchtberatung. Hol dir Hilfe. Hausarzt ist auch immer eine gute Anlaufstelle. Selbsthilfegruppen sind ein guter Einstieg und sie helfen, weil dort Menschen mit Sauferfahrung sind. Versuch es nicht alleine. Es kann tatsächlich gefährlich werden. Kalter Entzug ist nicht gut. Viel zu schnell kommt es zu Krampfanfällen, die dir schlimmste Probleme bereiten können. Gefährliche Probleme.

    Also... erst einmal Suchtberatung? Oder hast du einen guten Hausarzt, der sich mit Suchtproblemen auskennt? Es ist am Anfang nicht so einfach, darüber zu sprechen, aber ich habe festgestellt, dass es ausgesprochen gut tut. Ich bin seit Anfang 2014 alkoholfrei. Ich lebe ganz hervorragend und ich kann heute auch auf Hochzeiten und ohne Alkohol richtig gut feiern und auch albern sein. Dazu benötigt man keinen Alkohol. Kinder sind von Natur aus fröhlich und lachen und haben Spaß ohne Alkohol. Wir können das auch.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Liebe Betty,
    Ich bin männlich, das habe ich wohl vergessen zu schreiben.

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein nüchternes Leben sehr toll sein kann oder sogar ist. In den kurzen, abstinenten Phasen, ging es mir immer sehr sehr gut und ich war fröhlich, lustig und kreativ. Insgesamt ging es mir besser.

    Die Hausärzte hier in der Nähe sind leider diesbezüglich nicht zu gebrauchen. Entweder wurde mein Problem immer bagatellisiert oder eben gesagt "Sie müssen halt ihre Probleme lösen, dann wird das schon!".

    Ich habe mir heute schon verschiedene Selbsthilfegruppen rausgesucht, die ich alle mal ausprobieren möchte um zu sehen was zu mir passt.

    Den Entzug mache ich dennoch ohne ärztliche Aufsicht. Erst vor kurzem war ich 7 Tage nüchtern ohne körperliche Entzugserscheinungen. Allerdings sieht mein Plan den regelmäßigen Besuch (mehrmals in der Woche) einer Gruppe vor.

    Auch habe ich mir vorgenommen heute mit meinem besten Freund zu reden und die Karten auf den Tisch zu legen. Ich will alle Brücken abbauen. Er trinkt selber viel, wenn auch meist nur an freien Tagen. Ich glaube das er das verstehen wird und mich dabei vllt sogar unterstützt, fürchte aber auch ein bisschen, dass diese Freundschaft dann zu Ende geht. Jedenfalls werde ich ihm offen sagen, dass wir uns die erste Zeit vielleicht seltener sehen werden, da ich mit ihm viele "schöne" Trinkverknüpfungen habe. Und mir bewusst ist, dass ich es nicht schaffr "nur mit ihm" zu trinken.

    Vielen Dank für deine Worte,

    Liebe Grüße,

    Johann (da wird das Geschlecht auch deutlich :))

  • Hallo Johann,

    herzlich Willkommen hier im Forum. Wollte Dich erst mal nur kurz begrüßen und muss mich leider kurz fassen weil ich gerade wenig Zeit habe.

    Ich finde es prima, dass Du Dir diese Gedanken über Deine Sucht machst und Dich hier angemeldet hast. Ich habe einige Gedanken zu dem was Du geschrieben hast, kann aber aus zeitlichen Gründen gerade nicht auf alles eingehen.

    Zwei Dinge möchte ich Dir aber sagen:

    Die Tatsache, dass Du bisher ohne körperliche Symptome entziehen konntest ist kein Garant dafür, dass das auch beim nächsten mal problemlos funktionieren wird. Ich kenne Geschichten von Alkoholikern, die 10 mal problemlos und ohne irgendwelche körperliche Anzeichen ihr Trinkpausen eingelegt haben und beim 11. mal in der Notaufnahme landeten. Aus dem Nichts. Ich denke zwar mal, damit werde ich Dich jetzt nicht davon überzeugen können einen Entzug in einer Klinik zu machen. Sagen will ich Dir das aber trotzdem. Mir war das nämlich damals bei meinem Ausstieg auch nicht so bewusst und leider gibt es auch Fälle, wo es richtig schief geht. Im schlimmsten Fall war's das dann...

    Dann wollte ich Dir noch sagen, dass ich diese Gedanken "jetzt nicht aufhören zu können" auch hatte. Ich hatte immer einen Grund, weshalb ich gerade jetzt nicht aufhören konnte. Beliebt waren hier anstehende Geburtstagsfeiern, Silvester, Weihnachten und Urlaub. Das waren für mich, der ich ja fast meine ganze Trinkerzeit heimlich trank, dann ja auch noch die Anlässe, wo ich mal öffentlich trinken "durfte", ohne meine Tarnung zu verlieren. So hat es sich dann quasi fast nie "rentiert" mit dem Trinken aufzuhören.

    Was da mit Dir passiert, also diese Gedanken, die verantwortet Dein Suchthirn. Die Sucht suggeriert Dir, dass es ohne Alkohol ja gar nicht gehen kann. Wie soll man den mit seinem besten Freund in den Urlaub fahren ohne dann entspannt mit ihm trinken zu können? Grauenvolle Vorstellung, gell? Vielleicht kannst Du wirklich mit Deinem Freund offen darüber sprechen. Ich konnte es mit meinem und er hat mir sehr geholfen. Vielleicht könnt Ihr Euch ja dazu durchringen, einen Urlaub mit wenig und sehr moderatem Alkoholkonsum zu verbringen und Du begibst Dich anschließend in ein Krankenhaus um qualifiziert zu entziehen. Kalt zu entziehen kann ich Dir, wie schon geschrieben, einfach nicht empfehlen.

    Solltest Du es mal schaffen von dem Zeug wegzukommen, was ich Dir sehr wünsche, dann wirst Du viele Dinge ganz anders sehen. Du wirst Dich wundern, was ohne Alkohol alles so geht und Du wirst festellen, dass ALLES auch ohne Alkohol geht. Vielleicht ein wenig anders, jedoch (und das sage ich aus fester Überzeugung) immer intensiver, klarer und deutlich besser als mit Alkohol.

    Jetzt muss ich aber echt weg. Ich werde versuchen, Dir später noch zu schreiben oder morgen.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla,
    lieben Dank für deine Antwort.
    Also das Gespräch steht definitiv an. Wie gesagt beschäftigt mich das ganze schon eine lange Zeit und die Stimme "Ich will aufhören" dröhnt immer lauter in meinem Kopf. Mir ist bewusst, dass das nasse Gedanken sind und das die Sucht aus mir spricht. Ich kriege langsam den Dreh ein wenig raus, diese als solche zu erkennen. Ich sagte ja bereits, dass ich weiß, dass das nur Ausreden sind und keine Gründe. Für mich stehen nach diesem Urlaub definitiv erstmal keine Feiern oder co an.

    Ich sammel seit einiger Zeit Strategien und Möglichkeiten die erste Zeit zu überstehen. Ich habe angefangen Tagebuch zu schreiben, etc. Es nützt mir insofern schon, dass ich vor dem ersten Schluck zumindest einen heftigen Kampf in mir austrage. Momentan gewinnt halt am Ende der Gedanke "Wieso soll ich mich vor dem Urlaub noch so quälen?".

    Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass mein Freund und ich es schaffen moderat zu trinken. Ich glaube das erspart mir im Anschluss viele Kater und hilft mir klarer zu sehen. Ich warte das Gespräch ab. Darin setze ich viele Ängste und Hoffnungen.

    Ich weiß, dass es auch auf einmal zu spät sein könnte und Entzug kommt. Und grad überlege ich, ob ich zumindest nochmal zum Arzt gehen sollte am ersten Tag. Zumindest nochmal alles checken lassen und um Hilfe bitten. Sollte es nötig sein, werde ich halt auch in eine Klinik gehen. Meine Befürchtung ist einfach die, dass ich auf der Arbeit fehle und meine Chefs sind da einfach sehr eigen... dass das nicht gesund ist, weiß ich auch. Ein Jobwechsel steht für mich auch im Raum.

    Und ja, mir ist bewusst, dass auch das "Fehlen auf der Arbeit" das geringste Übel ist. Wenn ich mich tot saufe, dann nützt auch die Arbeit nichts.

    Am meisten ärgert mich einfach, dass ich 30 Jahre alt bin, abhängig und (fast) die selben Fehler mache wie meine ganze Familie...

    Aber genug von dem Gesülze,
    Liebe Grüße,
    Johann

  • Hallo Johann!
    Herzlich willkommen im Forum!!

    Das ist ja ganz toll, dass Du im relativ jungen Alter von 30 Jahren schon so eine Einsicht in Deine Suchtproblematik hast, und Dich zumindest schon mal nach Hilfe umschaust! Gratuliere dazu!
    Ich schreibe Dir mal ehrlich meine Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als ich Deinen Beitrag und Hilferuf las:

    Zitat von “licerin“

    Beim ersten Mal kam ich irgendwann nach Hause und habe mir eingeredet: So schlimm es doch nicht?! Das geht schon. Beim zweiten Mal wurde ich einfach immer wieder in der Suchtberatung vergessen und dann verlor ich die Motivation.


    Das liest sich für mich, als wolltest Du eigentlich die Sucht zum Stillstand bringen.
    Eigentlich reicht meist nicht dazu aus. Weil – wie Du selbst erlebt hast – nach „eigentlich“ gleich ein „Aber“ kommt: „Na ja, sooo schlimm es doch (noch) nicht! Da geht vielleicht doch noch was (Kontrolle)?“
    Die Sucht ist sehr, sehr mächtig. Viel mächtiger wie alle Rationalität und Vorsätze, die nicht von tief innen heraus kommen. Und leider bedeutet dieses „tief von innen heraus“ meist, dass ein sehr großer Leidensdruck vorhanden sein muss, um gegen den auftretenden Suchtdruck (Craving) aufkommen zu können.
    Und auch dazu lese ich aus Deinem Beitrag, dass Du verinnerlicht hast, wenn der Kontrollverlust begonnen hat (point of no return), also die Unfähigkeit trotz besseren Wissens den Alkohol ganz wegzulassen, dann gibt es bei Kontakt zum Suchtmittel kein Halten mehr.
    Bislang, so scheint es, hast Du Deine Hoffnung vor allem auf Therapie und Suchtberatung gesetzt. Das ist prinzipiell gut, ABER - dort kannst Du bestenfalls unter für Dich passenden und günstigen Bedingungen mit dem was Du Dir selbst erarbeitet hast richtig umgehen lernen. Keine Therapie und keine Beratung, nichts von außen Kommendes kann Dich „trocken legen“.

    Die Phase, in der Du Dich derzeit befindest, nennt man „Orientierungsphase“, oder auch Ambivalenz-Phase genannt. Ich habe Dir dazu mal schnell eine erklärende Grafik entworfen:

    In dieser Phase spielt u.a. Verzicht, Verlust, ein „Muss“ , und die gesellschaftliche Prägung, dass ein Leben ohne Alkohol undenkbar sei, ein große Rolle.
    Alles negativ besetze Denkweisen, die den Blick für die Vorteile für ein abstinentes, lohnenswertes Leben versperren möchten.
    Du bist in dieser Phase emotional und rational wie eine Waage, die mal nach der einen, mal nach der anderen Seite kippt. Je nach der Dominanz Deines Suchtdrucks – oder Deines Vorsatzes „ab jetzt keinen Alkohol mehr“.

    Zitat von “licerin“

    Ich weiß dass das Ausflüchte sind, aber ich hatte mir eigentlich zurechtgelegt, dass ich nach diesem Urlaub aufhören werde zu Trinken. Und zwar ganz. Seit ungefähr 3 Wochen erarbeite ich mir Strategien, die ich gegen den Saufdruck benutzen kann.


    Ich denke, es ist egal wie man diese Erklärungs-, Relativierungs- und Verzögerungstaktiken nennt. Das ist halt schlicht die Sucht, die unglaublich mächtig ist, und tief in Dir verankert ist.
    Vielleicht solltest Du Dir mal den wahrscheinlichen Verlauf Deiner Suchterkrankung viel stärker verdeutlichen, im Fall, dass Du so wie bisher weitermachen würdest?
    Als Sozialarbeiter kennst Du doch bestimmt genügend Fälle, in denen es nicht möglich war, die Sucht zum Stillstand zu bringen?

    Ich schreibe an dieser Stelle immer gerne: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Erich Kästner).
    Deine Lebenszeit ist trotz Deines jungen Alters begrenzt, vor allem aber sehr kostbar. Du allein hast es in der Hand, wie Du sie verplemperst, wie Du Deine physische und psychische Gesundheit riskierst, und vor lauter Strategieplanungen darauf wartest, dass „die heilige Erkenntnis“ vom Himmel fällt.

    Du kannst aber auch ein Pionier werden, und Neuland entdecken, das Dir Horizonte eröffnet, die Du „so“ nie für möglich gehalten hast. Du musst dazu keine „lebenslange Entscheidung“ treffen, niemand wird Dich dazu zwingen. Du bist auch kein Versager, wenn Du dann doch mal wieder … das passiert den meisten, die sich auf diesen Weg gemacht haben.
    Ich kann Dir aber aus meinem Erleben versichern: Wenn Du mal „das neue Leben geschmeckt hast“, dann möchtest Du immer mehr davon, und dann wird der Alkohol keine Rolle mehr darin spielen.

  • Hallo, Johann!

    Auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Bevor ich alles wiederhole, was meine Vorschreiber Dir schon an guten Vorschlägen unterbreitet haben und Dich damit zutexte, schließe ich mich ihnen einfach an.
    Aus eigener Erfahrung möchte ich aber diese Ausführungen Gerchlas unterstreichen:


    Die Tatsache, dass Du bisher ohne körperliche Symptome entziehen konntest ist kein Garant dafür, dass das auch beim nächsten mal problemlos funktionieren wird. Ich kenne Geschichten von Alkoholikern, die 10 mal problemlos und ohne irgendwelche körperliche Anzeichen ihr Trinkpausen eingelegt haben und beim 11. mal in der Notaufnahme landeten. Aus dem Nichts. Ich denke zwar mal, damit werde ich Dich jetzt nicht davon überzeugen können einen Entzug in einer Klinik zu machen. Sagen will ich Dir das aber trotzdem. Mir war das nämlich damals bei meinem Ausstieg auch nicht so bewusst und leider gibt es auch Fälle, wo es richtig schief geht. Im schlimmsten Fall war's das dann...

    Bei mir hat es auch nicht beim ersten Anlauf funktioniert. Ich hatte auch mehrere Entgiftungen (im Krankenhaus), die alle "easy going" abliefen - ich habe am Tag vorher einfach aufgehört zu trinken, bin mit 0,0 o/oo rein, hatte keine bzw. kaum Entzugserscheinungen. Alles schick. Die letzte Entgiftung allerdings war der Hammer schwitz. Da ging es mir echt beschissen und ich war heilfroh, dass ich im Krankenhaus war und unter ärztlicher Betreuung ...
    Einem Gruppenfreund aus meiner SHG erging es ähnlich - nur dass er kurz vor der Ankunft im Krankenhaus mit einem Krampfanfall zusammenbrach! Auch bei ihm liefen die Entziehungen vorher ganz easy!

    Egal - ich hoffe sehr, dass Du Deinen Entschluß auch in die Tat umsetzt, denn es lohnt sich.
    Es wird nicht leicht, klar. Anfangs ist es, als würde man einen riesigen Bus versuchen zu ziehen - aber wenn der erst mal rollt, dann rollt er.

    Ich wünsche Dir jedenfalls die Kraft dazu!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Hallo Johann,
    Ich bin Britt und Alkoholikerin.
    Ich finde es gut, dass du deinen Konsum hinterfragst. Allerdings halte ich nichts davon, dass du ein Gespräch mit einem noch Trinkenden führen willst. Wenn du jetzt schon darüber nachdenkst, mit ihm wieder mal moderat trinken zu können, hast du meiner Meinung nach deine Leidensgrenze noch nicht erreicht bzw. die Krankheit noch nicht verstanden.
    Bitte hol dir professionelle Hilfe und nimm die Ratschläge meiner Vorschreiber an.
    Alles Gute dir wünscht Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Guten abend johann 44.
    Mit deinen 30 jahren hast du schon viel erlebt. Toll finde ich dass du schon 2 therapien begonnen hast, leider aber abgebrochen hast. :-\ aber egal. Du bist 30 jahre und willst mit dem saufen aufhören. ;) ich war anfangs, also mit mitte 25 auch auf diesem level wie du. Also 6 bier abends. Später steigerte sich die menge und in dieser üblen phase habe ich auch schon vor der arbeit getrunken! :-\ am ende wo die üble zeit anfing, also wo ich wusste ich will nicht mehr saufen war ich bei 8-10 bier und ne halbe flasche wodka. Bin wenn ich besoffen war und traurig war immer in selbstmitleid gefallen. Hab immer gedacht dass leben ist so schlecht und meint es nicht gut mit mir.
    Alles blödsinn. :D das kannst nur du ändern sonst keiner! Ich habe seit 3 tagen keinen alkohol getrunken und ich will auch nicht mehr saufen!! Ich denke so: heute trinke ich keinen alkohol.
    Das du dir einen plan zusammen stellst finde ich gut. Da bin ich auch gerade dabei ;D ;D
    Ich habe mit 34 jahren beschlossrn dass schluss sein muss mit der sauferei.
    Ich würde dir empfehlen in die suchtberatung zu gehen. Gut da war ich zwar noch nicht, will ich als nächstes ansteuern. Morgen geh ich in eine SHG. Ich freue mich schon darauf. Geh auch dort hin oder probiere verschiedene SHG s aus. Die leute dort sind meistens nett und es ist in ordnung wenn du nur zuhörst. War beim blauen kreuz und bei den Aa's. Vielleicht helfen dir diese Gruppen. Jetzt denkst du ich rede gescheit daher und es hat erst mit 34 jahren klick gemacht. Nein der wunsch war viel früher schon da nur habe ich es nicht geschafft aufzuhören. Hatte immer eine ausrede: ach ein Feierabendbier, heute kannst weggehen und trinken hast ja morgen frei, frust und langeweile spielt auch eine rolle. Auch einsamkeit..
    Das sind alles themen die man ändern kann.
    Denke zb darüber nach warum du trinkst. Was findest du so toll besoffen zu sein? Verdrängung? Spielte auch bei mir eine rolle :P
    Geh in eine SHG oder suchtberatung oder zum arzt deines vetrauens.
    Wenn du fragen hast dann löchere uns
    Auf einen guten austausch
    Lg

  • Hallo zusammen,
    ich hatte ja erwähnt, dass ich in den Urlaub fahre. Wir sind auf einem Campingplatz und hier gibt es quasi kein Internet. Ich habe mich mal vorne zur Hütte bewegt um WLAN reinzukriegen und euch zu schreiben.

    Danke Danke erstmal für die vielen Tipps und das herzliche Hallo.

    Liebe Britt,
    den Text den ich geschrieben habe, hast du falsch verstanden. Das moderate trinken mit meinem Freund war auf den Urlaub bezogen. Ich will nicht mehr trinken. Ich will nüchtern sein.

    Der Urlaub war bis jetzt ganz in Ordnung. Ich habe mit meinem Kumpel gesprochen, ich glaube aber er hat das nicht ganz registriert. Wie dem auch sei.
    Ich habe die letzten Tage verschiedene "Alkoholiker" bzw "Nüchtern" Bücher gelesen.
    Eins davon "Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein", hat mich tatsächlich von den Socken gehauen. Es ist wundervoll geschrieben und im Gegensatz zu den typischen Büchern nicht so stark auf das negative des Trinkens fokussiert, sondern auf die schönen Seiten des Nüchtern seins und werdens.

    Während der Lektüre habe ich auch an meinen eigenen Post hier gedacht und an die Worte: "Ich will nach meinem Urlaub aufhören". Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Das ist lediglich meine Sucht, die mich dazu bringen will weiter zu trinken!

    Ich habe vorgestern mal so richtig reingehauen. 11 Halbe innerhalb 5 Stunden, weil ich mich mit meiner Frau gestritten habe und da natürlich dachte: das gönne ich mir jetzt! Das brauche ich.

    Gestern habe ich nichts getrunken. Für mich ist gestern Tag 1 geworden meiner Nüchternheit. Ich weiß das ihr den Kopf schüttelt, weil ich das ohne ärztliche Aufsicht mache. Ich habe aber auch heute keine körperlichen Entzugserscheinungen.

    Mein Freund trinkt weiter, ich jedoch nicht. Gestern Abend hat mir das kurz echt zu schaffen gemacht, aber ich erkenne momentan sehr gut, wann die Stimme in meinem Kopf aktiv wird: Dann gebe ich ihr Kontra oder sage ihr einfach das sie den Mund halten soll oder entschärfe alle Argumente.

    Ich weiß das ich nach Tag 1 noch nicht besonders stabil bin in meiner Nüchternheit. Aber zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass es sich lohnt es durchzuziehen und das ich mehr gewinne als verlieren werde.

    Mir wurde immer gesagt: Du musst etwas finden was mindestens genauso attraktiv wie das Trinken ist. Und ich glaube ich habe es jetzt gefunden: Die Nüchternheit. Und mir ist klar, dass ich nicht trinken will. Und vor allem eines habe ich erkannt: Ich bin Alkoholiker.

    Ich werde nach meinem Urlaub direkt nochmal zur Suchtberatung und zur SHG gehen. Ich habe heute Mittag die Termine dazu schon festgemacht.

    Ich könnte noch so viel schreiben, belasse es aber erstmal dabei.

    Liebe Grüße,
    Johann

  • Hallo Johann,

    auch von mir herzlich willkommen und Glückwunsch zu deinem Entschluss. Ich kann deinen Erkenntnisgewinn durch das Lesen über „unser Thema“ gut nachvollziehen. Auch mir hat es gerade am Anfang sehr geholfen, (auch dabei, mir selber auf die Schliche zu kommen), wenn ich über Alkoholismus bzw. Trockensein etwas gelesen habe, das mich erreicht hat.

    Dass du gleich Termine festgemacht hast, finde ich super.
    Sei nur vorsichtig mit dem kalten Entzug. Ich verstehe, dass es blöd ist, weiterzutrinken, wenn man einmal den Entschluss gefasst hat, aufzuhören, aber es passieren immer wieder noch viel blödere Dinge (lapidar gesagt), wenn man kalt aufhört. Achte gut auf dich.

    Ich freu mich, weiterhin von dir zu lesen.

    Alles Gute,

    Camina, trockene Alkoholikerin

  • Hallo johann,
    Ich finde es gut dass du den 1. Tag geschaffr hast nichts zu trinken. 44. Da wirst du den 2,3,4 usw auch schaffen! 44.
    Vielleicht ist es auch ein grund 11 bier zu trinken, damit du siehst wie schlecht es einem am nächsten Tag geht und auch zum Schlussstrich ziehen. (Habe schon gelesen dass du mit deiner frau streit hattest!)
    So habe ich es schon früher gemacht wo ich dachte den letzten tag saufst du noch mal richtig und dann folgt die abstinenz.

  • Hallo nochmal zusammen

    wir sind nun aus dem Urlaub zurück. Doch etwas früher, da meine Frau morgen arbeiten muss.

    Heute ist mein vierter trockener Tag und heute geht es mir tatsächlich relativ gut. Die letzten Tage, vor allem vorgestern waren zwischendurch einfach mal die Hölle. Nicht körperlich, sondern emotional. Ich habe sehr starke Stimmungsschwankungen gehabt - von himmelhochjauchzend bis zu starken Wutausbrüchen (die ich aber mehr innerlich als äußerlich hatte). Ich habe meine Frau auch für Kleinigkeiten total blöd angemacht. Was mir total leid tut. Ich habe mich später auch bei ihr entschuldigt und sie hat es mir verziehen. Sie sagte: "Ich weiß ja woher es kommt! Es ist in Ordnung." Wenn ich daran denke, könnte ich weinen vor Dankbarkeit, dass ich so eine wundervolle Frau geheiratet habe und sie unterstützt mich, wo sie nur kann (beim Nüchtern bleiben!).
    Vom Verlangen her war es am zweiten Tag ebenfalls eine Achterbahn, aber ich habe die Suchtgedanken direkt als solche erkannt und habe über sie gelacht, bzw. entkräftet.

    Mein Kumpel hat die letzten Tage weiter getrunken (2-4 Bier am Abend + Joints geraucht [Ich kiffe nicht]). Als er jeweils das erste Bier aufgemacht hat, überkam mich jedes Mal ein starkes Verlangen, welches aber recht rasch nach der oben genannten Methode verschwunden ist. Ich habe dann einfach was leckeres gegessen und eins meiner Bücher hervorgekramt und habe mich gefreut, dass ich nüchtern geblieben bin. Und das ich das geschafft habe, darüber bin ich wirklich sehr stolz. Denn mit diesem Kumpel verbinde ich am stärksten das Trinken in Gesellschaft.

    Gestern Abend saßen wir noch zu viert draußen vor den Zelten und Wohnwagen und wir haben uns toll unterhalten und ich habe seit langer Zeit mal wieder in Gesellschaft was interessantes erzählt und habe viel gelacht! Während mein Kumpel angetrunken und breit einfach dort saß, kaum ein Wort sagte und in seiner eigenen Welt war.

    War ich auch so? Leider ja. Mir ist dort klar geworden, wie einsam das Trinken eigentlich macht und ist. Ganz zu schweigen davon, dass er morgens mies gelaunt war, weil er ein wenig verkatert war und wenig geschlafen hat. Es mag sein, dass ich grad ein wenig unfair bin, so über ihn zu schreiben und ich hege keinen Groll ihm gegenüber. Es führt mir nur mal vor Augen wie meine Frau mich (fast) jeden Abend erleben musste. Nach Bier riechend, Mist- oder gar-nicht-redend.

    Ich merke das ich momentan gegen Mittag schnell mal eben müde werde, aber das ist alles noch im Rahmen. Darauf bin ich vorbereitet gewesen. Und ich schiebe die Müdigkeit nicht auf das Nüchtern-sein, sondern auf die Folgen des Alkohols. Ansonsten habe ich keine körperlichen Entzugserscheinungen. Kein Zittern, keine Schweißausbrüche. Nichts. Ich weiß das ihr über mich schimpft, dass ich den kalten Entzug einfach mache. Meine Frau ist Hebamme, das heißt sie kennt sich mit medizinischen Notfällen zumindest aus - das gibt mir etwas Sicherheit. Ich habe es aber einfach nicht mehr ertragen zu Trinken. Ich will einfach ein nüchternes, erfülltes Leben. Ich möchte wieder teilnehmen an der Welt und ein guter Vater und Ehemann sein (zumindest der Beste der ich sein kann). Vor allem das Buch welches ich gelesen habe, hat mir Hoffnung gegeben. Und die Unterstützung meiner Frau.

    Vielen Dank für's Lesen,

    beste Grüße,

    Johann

  • Hallo Johann,

    zunächst möchte ich dich hier begrüßen und hoffe sehr, dass du vom Austausch
    mit den „Profis“ hier im Forum profitieren kannst, bzw. dir die Dinge vielleicht
    klarer werden.

    Ich selbst bin seit ca. 10 Monaten hier und trinke seit über einem Jahr keinen
    Alkohol mehr. Meinen Werdegang kannst du hier im Forum nachlesen. Kurz
    zusammengefasst bin ich 57 Jahre und habe über 30 Jahre mehr oder weniger
    heftig getrunken.

    Als ich deinen Beitrag gelesen sind mir einige Dinge durch den Kopf gegangen
    und deshalb möchte ich dir ein paar Gedanken und auch eigene Erfahrungen
    schildern.

    Zunächst habe ich praktisch genau ein Jahr vor dir den Entschluss gefasst dem
    Alkohol Lebewohl zu sagen und kann mich noch sehr gut daran erinnern wie es
    bei mir war.

    Meine Ausgangssituation war damals ähnlich wie bei dir, nur dass ich schon
    wesentlich älter war. Ich hatte auch freie Tage ohne Alkohol und mein Pensum lag
    zwischen 3-6 Bier täglich.

    In deinem Vorstellungsthread schreibst du:

    Ich möchte das Trinken aufhören, ich möchte so gerne leben und meine
    Lebenslust, meine Kreativität wiedergewinnen.

    Genau das war auch mein Wunsch und ursprünglich wollte ich auch gar nicht
    ganz damit aufhören.
    Das hat sich sehr schnell geändert denn ich habe nach kurzer Zeit verstanden,
    dass der Weg zur Lebenslust und Kreativität für mich mit Alkohol nicht möglich
    ist.
    Ich hatte die ersten Wochen eine regelrechte Euphorie weil ich endlich den Tag
    wieder für mich hatte und nicht ständig planen musste.
    Die ersten Tage waren auch kein Problem weil ich auch die Tage vor meinem
    Entschluss nur noch wenig getrunken hatte.

    Was ich festgestellt habe ist, dass es im Prinzip für mich von Woche zu Woche
    und jetzt von Monat zu Monat immer besser wurde.
    Ich habe ganz allmählich mein Leben wieder zurückerobert.

    Nicht dass ich vorher keins hatte aber es war voller Momente in denen ich nicht
    glücklich war und der Alkohol hatte mein Selbstwertgefühl und auch meine
    Lebensfreude fast vernichtet.

    Jetzt nach einem Jahr kann ich sagen, dass das die beste Entscheidung meines
    Lebens war und ich vermisse rein gar nichts wenn ich nichts trinke.
    Ich gehe weiterhin auf Partys und Feste mit dem Unterschied, dass ich mir keine
    Gedanken um den nächsten Tag machen muss oder wie ich denn nach Hause
    komme.

    Ich habe ziemlich am Anfang ein tolles Buch gelesen, dass mich sehr inspiriert
    hat auf meinem Weg.
    Es heißt: Weder geschüttelt noch gerührt und ist von Tim Kruse geschrieben.

    Kann ich nur wärmstens empfehlen. Der Autor befand sich in einer ähnlichen
    Lage wie ich damals und er hat im Selbstversuch ein Jahr auf Alkohol verzichtet.
    Davon handelt eben dieses Buch. Sehr lesenswert.
    Der Autor trinkt bis heute keinen Alkohol mehr und der Versuch liegt schon 3 oder
    4 Jahre zurück
    Ich habe auch sonst sehr viel über Alkohol gelesen, aber auch an allen anderen
    Dingen gearbeitet, die mir erst in meiner längeren Nüchternheit bewusst wurden.
    In erster Linie an meinem Selbstwertgefühl und ich kann sagen, dass ich da
    inzwischen auf eine gute Entwicklung zurückblicke.

    Ich habe erst jetzt erkannt, dass der Alkohol den Blick auf sich selbst verfälscht
    und viele Dinge über mich habe ich erst in diesem Jahr herausgefunden.
    Ich sehe erst jetzt, wie unzufrieden ich in der Zeit war und diesen Zustand
    möchte ich nie wieder haben.

    Dieses latent schlechte Gefühl, diese innere Unzufriedenheit. Das wirkt natürlich
    auch nach außen auch wenn man es nicht wirklich so wahrnimmt.
    Das sind nur ein paar Dinge die mir jetzt spontan so einfallen. Für mich ist es
    auch kein Kampf nicht zu trinken.
    Es ist eher ein Weg der auch mal steinig wird.

    Ich betrachte es als einen Prozess den ich jetzt durchlebe und dieser Prozess ist
    spannend und wird nie langweilig.
    Ich habe viele Dinge wiederentdeckt (Wandern, Gitarre oder einfach mal schön
    essen gehen) und bin mit mir und vor allem mit meiner Umwelt wieder ganz im
    Reinen.

    Aus meiner Sicht muss es nicht immer unbedingt eine Therapie sein. Ich gehe in
    eine Gruppe und habe mich eben für mich sehr mit dem Thema
    auseinandergesetzt.

    Es gibt da keinen Königsweg aber ich kann sagen, dass es sich mehr als alles
    andere lohnt wenn man sich von diesem Dämon befreit.
    Ich habe ganz schnell erkannt, dass es nur funktioniert wenn man sich bewusst
    macht, dass man es für sich selbst tut.

    Das Weitere kommt von allein. Auch wenn niemand in meinem Umfeld (außer
    meiner Freundin) bei mir ein problematisches Trinkverhalten bemerkt hatte stelle
    ich fest, dass sich meine Wirkung auf meine Umwelt zum Positiven hin entwickelt
    hat.

    Wenn du mit dir selbst im Reinen bist, dann strahlt das auch nach außen hin ab.
    Und noch eine Sache, du schreibst:

    In mir wird eine Stimme immer lauter, die das Trinken einfach nicht mehr
    möchte. Jedem ersten Schluck geht ein großer Kampf in mir los zwischen: TRINK
    JETZT WAS! und Ich will das nicht!

    Ich bin ja um einiges älter als du und hatte schon öfter längere alkoholfreie
    Intervalle (bis zu 8 Monate).
    Ich habe immer geglaubt, dass ich es jetzt im Griff habe und auf normalem
    Niveau mal was trinken kann. Das hat bei mir oft über längere Zeiträume
    (teilweise jahrelang) auch funktioniert.

    Ich bin auch nach solchen Intervallen nie gleich abgestürzt sondern habe mich
    allmählich wieder an mein Trinkverhalten rangearbeitet.
    Aber im Nachhinein war dieses „kontrollierte Trinken“ auch ein großer Kampf.
    Ich trinke ja den Alkohol nicht weil er mir schmeckt sondern wegen der Wirkung.
    Deshalb macht es wenig Sinn 2 oder 3 Bier zu trinken.
    Jetzt da ich beschlossen habe nichts mehr zu trinken ist dieser Kampf endlich
    vorbei.
    Ich überlege jetzt nicht mehr ob ich vielleicht doch ein Bier trinken könnte. Ich
    will einfach kein Bier mehr trinken. Das ist fast so wie bei einer Allergie. Wenn ich
    weiß, dass ich z.B.keine Auberginen vertrage und sie mir schaden dann esse ich
    sie auch nicht.

    Ich wünschte mir wäre das früher klar geworden aber es ist nun mal so wie es ist.
    Du kannst dir viel Zeit und Mühe ersparen wenn du es jetzt bereits verinnerlichst.
    Zumindest ich wäre froh gewesen wenn ich diese Erkenntnis bereits früher
    gehabt hätte.

    Ich wünsche dir, dass du diesen Weg erfolgreich gehst und du wirst reichlich
    belohnt werden.

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