Hoffnung besser zu Leben,Glück fühlen,Liebe,Gelassenheit,Stärke finden

  • Hallo an alle,
    ich weiblich, seit 66 Tage ohne Alkohol. Ich bin eine Alkohol Kranke Frau. Bin stolz auf mich , doch einen Weg gefunden zu haben.

    Ich weiss nicht wie oder ich anfangen soll mich vorzustellen. Denn ich unterscheide mich gar nicht so viel von euch. Ich habe mit meinem Leben und meinem Körper Schindluder die letzten drei bis vier Jahre getrieben.
    Ich habe erst meinen tollen Beruf verloren (Mein Chef ging in den Ruhestand)den ich sehr geliebt habe, dann fühlte ich mich nicht wohl in der zweiten Stelle(Ich wurde wg. meiner äusseren von weiblichen Kollegen gemieden, bzw. viel über mich Getratsch). Den gab ich nach zwei Jahren auf. Dann starb meine Mutter ganz unerwartet und so nahm mein Freund Alkohol seinen Platzt in meinem Leben.
    Ihr kennt es. Man kann so schön abschalten und sich einfach im Bett vergraben. Ich habe zuvor viele Anläufe unternommen . Immer ohne Erfolg. Das ich mal so 66 Tage nichts mehr angerührt habe, erstaunt mehr sehr. Man könnte meinen, das ich wohl vorher nicht richtig wollte , oder so. Ich will nie wieder was trinken. Ganz sicher. Ich will es nicht vermissen oder dem nachtrauern. Es war mal schön mit Alkohol , aber ich kann damit nicht umgehen. Ich kann wenn die Flasche geöffnet ist nicht aufhören die Flasche leer zu trinken und wenn ich weiss ich hab hier noch was muss ich es trinken. Daher habe ich Zuhause nichts mehr. So kann ich besser darauf verzichten bzw. wenn ich nichts habe gehe ich auch nicht dran.
    Mir fällt es schwer so einfach es zu schreiben. Kann mir einer vielleicht Fragen stellen und ich könnte dann darauf Antworten. Das wäre einfacher. Danke fürs lesen.....
    Seven

  • Hallo, Seven (Trekkie??) und HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Dass es Dir schwer fällt zu schreiben ist nicht schlimm. Auch da stehst Du nicht alleine da.
    Kurz zu mir: Ich bin m, 56, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen nun schon einige Jahre trocken und auch in der Suchtselbsthilfe aktiv.

    66 Tage sind doch schon mal eine Hausnummer :blumen:

    Darf ich fragen, wie Du es bis hierhin geschafft/gemacht hast? Warst Du in einem Krankenhaus zur Entgiftung oder hast Du es alleine zu Hause durchgezogen - also einen sogenannten "kalten Entzug" gemacht?
    Hast Du Dich vorher informiert, was auf Dich zukommt? Wie willst Du jetzt weitermachen?
    Hast Du schon eine Selbsthilfegruppe (SHG) für Dich gefunden bzw. Dich überhaupt schon einmal mit dem Thema SHG befasst?
    Welche Pläne hast Du, um weiterhin trocken zu bleiben - und dass diese Trockenheit mal eine selbstverständliche, zufriedene Trockenheit wird?
    Und wie willst Du Rückfälle vermeiden? Denn unser "Freund" ist nachtragend und hinterhältig ...

    Ich denke, das waren mehr als genug Fragen. Betrachte sie aber nicht als Plan zum Abarbeiten, sondern als Anregung, wenn Du schreiben willst. Du MUSST sie nicht beantworten - und schon gar nicht auf einmal! Wichtiger ist, dass Du DEINE FRAGEN stellst, die Dir auf der Seele brennen!

    Nichts überhasten, nicht alles auf einmal - immer Schritt für Schritt!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,
    Danke für die Blumen .
    Ja etwas Trekkie, ich fand Seven of Nine immer Toll. Deshalb habe ich das als mein Nickname genommen. Vielen Dank für die Antwort und deine Fragen. Ich beantworte Sie ganz gerne. Ich habe diese Seite gefunden vor meiner Trinker Zeit und hab hier viel gelesen und fand viele sehr schöne Beiträge wie auch vor dir und auch von Gelcha und vielen anderen deren Namen mir Grad spontan nicht einfallen. Die Art und Weise wie ihr hier schreibt gefällt mir. Das gab mir Mut und die Hoffnung , doch was in meinem Leben ändern zu können. In der Klinik oder bei einem Arzt war ich nicht. Ich habe mich einfach nicht getraut, mich zu Outen. Aber im Moment kann ich es mir sogar vorstellen(Dank euch) eine SHG zu suchen und auch dort hin zu gehen. Komisch . Bis vor ein paar Tagen war daran kaum zu glauben. Als wäre ein Wunder passiert oder ich hab einfach Glück in meinem Unglück gehabt euch zu finden. Ich habe eure Lese Tipps angenommen (Bücher verschlungen), und habe neben meinem Nachttisch viel zu lesen. Es gibt mir immer mehr Kraft und auch die Einsicht , nie wieder dahin wo ich vor kurzem war. Ich hatte nicht das Gefühl am Abgrund zu stehen. Ich hatte das Gefühl im freien Fall schon zu sein....Wirklich ganz, ganz schrecklich. Ich konnte mit keinem darüber sprechen. Meinem Mann habe ich es dann doch zugegeben , dass ich eine Alkoholikerin geworden bin. Er glaubt , dass ich übertreibe. Aber ich sehe es anders. Und selbst wenn ich mich täuschen sollte, war es für mich ein Warnschuss. Denn es macht alles nur noch schlimmer, wenn man damit nicht umgehen kann. Und ich kann es nicht. Ich habe jetzt viel abgenommen und habe wieder eine schöne Figur, meine Haut sieht schön aus, ich denke anders, ich nehme vielen anders auf und bin ruhiger als vorher und nicht mehr so launenhaft.Durch Eure Beträge habe ich meine Sicht etwas geändert und will weiter daran arbeiten.Ich möchte auch noch die Zigaretten weglassen aber das funktioniert noch nicht. Das muss auch weg aus meinem Leben. Rückfälle? Bitte nicht. Ich will nicht wieder von vorn anfangen, das würde mich umwerfen. Ich denke das ich weiterhin wachsam sein muss. Weiter mich mit dem Thema beschäftigen und es nicht als harmlos ansehen. Ich weiss es nicht so genau. Du hast bestimmt mehr an Erfahrung gesammelt. Vielleicht kannst du mich dabei unterstützen. Ich ganz ehrlich sein und nicht mir selber in die Tasche lügen. So kann ich mehr von eurer Hilfe profitieren.
    Vielen Dank für lesen und zuhören. Viele Grüße
    Seven ;)

  • Bin auch Trekkie - allerdings liebe ich mehr die Classics (Cptn. Kirk & Co.).

    Also hast Du Deinen Ausstieg gleich mit einem "kalten Entzug" gestartet :o
    Gut, dass nix schief gegangen ist.

    Ich konnte mit keinem darüber sprechen. Meinem Mann habe ich es dann doch zugegeben , dass ich eine Alkoholikerin geworden bin. Er glaubt , dass ich übertreibe. Aber ich sehe es anders.

    Ja, Menschen, die nicht selbst in der Sucht stecken, unterschätzen es oft. Von daher finde ich es gut, dass Du Dich nicht hast beirren lassen und den Entzug (auch wenn ein kalter Entzug nicht gerade der beste Start ist) durchgezogen hast 44.
    Als ich mich damals meinen Freunden gegenüber geoutet habe, haben auch etliche es nicht verstanden. Aber die haben mich nie zu Hause erlebt - im Gegensatz zu meiner damaligen Frau.

    Es freut mich auch sehr zu lesen, dass Du Dir mittlerweile vorstellen kannst, eine SHG zu suchen und diese auch zu besuchen. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich nur sagen, dass mir die persönlichen Gespräche in der Gruppe mit Menschen, die dieselben Probleme wie ich haben/hatten sehr viel Kraft gegeben haben. Und nach meiner Meinung sind sie auch der Grund, warum ich bis heute trocken geblieben bin - trotz einiger haariger, rückfallgefährdender Situationen in den Jahren.
    Aber das ist MEINE Meinung, meine Erfahrung.

    Und das Thema "Zigaretten" - geh es erst an, wenn DU der Meinung bist, stark und stabil genug dafür zu sein. Manche schaffen es mit "einem Abwasch". Mir wäre es zu stressig, zu viel gewesen. Ich habe mich erst mal auf das Wichtigste, den Alkohol, konzentriert.
    Und seit ca. 2 Jahren bin ich nun auch die Zigaretten los.

    Nichts überhasten, nicht alles auf einmal - immer Schritt für Schritt!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Vielen Dank, dann sollte Deinen Ratschlag zu Herzen nehmen. Ich lese in der Suchtfibel (Dein Vorschlag!). Das Buch ist für mich schon fast zu einer Bibel geworden und ich blättere immer noch darin -rum. Hab es in einem Rutsch durchgelesen und kann es nicht ins Regal zurückstellen.
    Ich werde versuchen und mir selber ein versprechen abgeben. Jeden Tag hier mich aufzuhalten. Immer wenn ich Lust habe , Zeit habe oder einen unschönen Moment verspüre. Ich glaube, das es sehr von nutzen sein wird. Du schriebst von einer Liste wo SHG aufgelistet waren, leider habe ich es im www nicht gefunden aber weiter. Gefunden habe ich nur eine SHG in der Nähe. Ganz nah!!! Ich frage mich, ob ich nicht etwas weiter was finden sollte. Vielleicht findest du das dumm oder so. Meine Angst ist, dass ich dort auf einen Bekannten stossen könnte. Dann sage ich mir , ist doch egal auch wenn schon. Also immer ein hin und her . Das denken muss ich unterbrechen. Morgen um 19:00 ist das Treffen dort (1 x die Woche). Mal sehen ob ich es morgen schaffe.
    Einfach stelle ich mir das erste mal nicht vor, aber ich sollte es einfach machen und meine eigene Erfahrung damit machen.
    Ganz lieben Dank,
    nochmals für alles

  • Gefunden habe ich nur eine SHG in der Nähe. Ganz nah!!! Ich frage mich, ob ich nicht etwas weiter was finden sollte. Vielleicht findest du das dumm oder so. Meine Angst ist, dass ich dort auf einen Bekannten stossen könnte.

    Wovor hast Du Angst? Dass der imaginäre Bekannte aus denselben Gründen wie Du zur SHG geht? Dann ist sie berechtigt ;)
    Und diese Befürchtungen, dass die SHG "zu nah" ist, habe ich schon oft gehört.

    Aber stell Dir vor, Du müsstest ein Stunde bis zur Gruppe fahren - wie hoch bzw. niedrig!! - wäre Deine Hemmschwelle zu sagen

    "Ach nöö, HEUTE
    - habe ich keine Lust
    - bin ich von der Arbeit zu müde
    - ist das Wetter zu schlecht
    - heute ist sooo schönes Wetter
    - habe ich schlechte Laune
    - ...
    und deswegen gehe ich nicht hin."

    Und schon überwiegen die Tage, wo Du NICHT hingehst ... :(

    Gerade in der Anfangszeit halte ICH SHG für sehr wichtig. Warum, das habe ich mal HIER aufgeschrieben. Wenn man dann schon längere Zeit trocken ist und stabil ... aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Du merkst, ich bin Fan von SHG. Allerdings muss man schon die für sich passende finden und sich dort wohl fühlen.

    Ich lese in der Suchtfibel (Dein Vorschlag!).

    Ein wenig zuviel der Ehre - die Lesevorschläge sind nicht allein von mir. Ich habe sie nur zusammengetragen.
    Aber die Suchtfibel ist schon gut, da hast Du schon recht.

    Und für das Gruppentreffen morgen: Ich war schon in vielen Gruppen - und habe noch keine einzige erlebt, bei der Neuankömmlinge gebissen wurden ;) ;D
    Vorträge musste auch keiner halten, sondern sich nur kurz vorstellen, damit die Anderen wissen, wie sie Dich anreden sollen. Und dann kann man erstmal zuhören und sich das Ganze anschauen.
    Zumindest habe ich es bisher überall so erlebt.
    Also: Nur Mut!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Gut, ich mache es morgen. Ich verspreche es mir. Wenn mich keiner beisst ;) (Ich muss schmunzeln)brauche ich ja keine Angst haben. Komisch , das ich mich so anstelle. Ich werde morgen berichten, wie es für mich war.
    Ausserdem, verspreche ich ehrlich zu sein. Ich werde alles offen niederlegen. Du oder andere könnt mich dann auch hauen, wenn ich keinen Erfolg7 oder am straucheln bin/oder einen schlechten Tag verspüre. Weil ich im Moment mich gut fühle , bin ich trotzdem Misstrauisch , mir selbst gegenüber. Bin auf Lauerstellung, so in etwa.

    Ich habe eine Frage: In Stressmomenten, wenn ich an Wein oder Sekt ect. denke , versuche ich immer an den schlimmsten Moment zu denken. Also an den allerschlimmsten. Meiner war mal, als ich in der Küche vom Stuhl gefallen bin und ich es gar nicht gemerkt habe. Mein Mann muss mich wohl nach oben ins Bett getragen haben. Also er hat es mir am nächsten morgen erzählt, dass er einen lauten Knall gehört hätte und mich auf dem Boden fand. Ich weiss nur, das mir meine linke Seite lange Zeit schmerzte und ich mich lange dafür geschämt habe.
    Das war für mich echt schlimm. Soviel getrunken zu haben und sich an nichts zu erinnern können. Wie schrecklich ist das!
    Was machst du ? Wie geht man am Anfang und auch in Zukunft in solchen Momenten um ?
    Bei mir fühlt sich das wie ein Druck an, was raus muss. Ich weiss nicht wie ich es besser beschreiben kann.
    Kann es sein, dass ich zu viel darüber nachdenke, lese und auf der Suche bin? Das sich alles bei mir nur noch um das Thema Alkohol dreht. Oder legt sich das auch wieder? Oder ist es meine Anfangseuphorie geschuldet?

    Ah, noch was. Wenn eine SHG 1 Stunde weit weg wäre, und ich davon nur Gutes daraus schöpfen würde, wäre für mich 1 Stunde nicht weit genug. Ich würde alles dafür tun.Mir ist es sehr ernst mit dem "Niiiiie wieder". Ich möchte aus dem Gefangen sein einfach nur noch raus,raus,raus!!! Und die letzten Tage waren für mich die schönsten seit langer, langer Zeit wieder.

    Ich habe einen lieben Mann und schönes Zuhause ,nette Freunde und eine liebe Schwester , alles ist eigentlich perfekt. Wäre da nicht der Alkohol-Missbrauch von mir je passiert. Ich weiss auch nicht so genau , wann es angefangen hat. Ich kann es nur eingrenzen. Grob eingrenzen. Ich hab es nicht so ernst genommen und mich in meinem Selbstmitleid nur noch gewälzt. Lebte in meinem eigenen Jammertal. Dabei hatte ich ein so schönes Leben . Das alles war mir egal. Aber nun , durch das lesen und Informationen sammeln (Ich sauge grad alles auf an Info´s, was mir in die Hände fällt), weiss ich, dass ich für den Mist nichts dafür kann. Ich bin leider in die Falle getappt und muss mich selber heilen.Entschuldige, dass ich so durcheinander schreibe....

    Lieben Gruß

  • Hallo,
    ich habe noch eine dreiviertel Stunde. Dann mache ich meine erste SHG/Stunde und ich bin auch total nervös. Ich denke das es normal ist.
    Ich hoffe die Leute sind nett und ich fühle mich sofort wohl. Das wäre ein Traum. Drückt mir die Daumen, das ich wirklich auch reingehe und nicht feige weglaufe.

    Ich werde ehrlich sein und es euch später berichten.

    Lieben Gruß
    Seven

  • Ich war da . Es war alles so komisch. Muss es erst mal verarbeiten. Bin grad platt und zugleich aufgedreht.
    Zuviel geweint. Ich muss nachdenken und es sacken lassen.

  • Hallo Seven,
    wollte eben fragen wie es gelaufen ist.
    Wenn du mehr erzählen möchtest, dann würde ich gespannt lauschen.

    Atme tief durch. Tränen sind nicht verkehrt, sie reinigen!

    Wünsche dir eine erholsame und ruhsame Nacht!

    Gruß Bine

  • Hallo Bine,
    da waren echt bitte,bitte!!! nicht falsch verstehen, so 2 Männer mit Käppi, dreckiger Kleidung, kaputte Zähne, sahen echt fertig aus. Sorry und ich . Da stand ich draußen mit den beiden und sie rauchten und schauten mich nicht an. Ich bin dann nach einer viertel Stunde rein hab mich reingesetzt. Außer den beiden war keiner da. Schrecklich, ich bin nach einer kurzen Zeit dann gegangen. Das passte heute gar nicht. Zuhause bin ich nur noch am weinen. Ich lass es jetzt erst mal. Mal schauen...Danke fürs zuhören

  • Hey,
    es war super mutig, dass du dich überwunden hast!

    Ich bin nicht so lange trocken, als dass ich dir kluge Erfahrungen mit auf den Weg geben kann. Aber ich bin da und das noch ne ganze Weile. Also schreib einfach wenn du möchtest und sag was dich bewegt.
    Halte einfach durch, damit bist du nicht alleine!
    Und weine so viel du möchtest, es erleichtert.

  • Guten Morgen liebe Seven,
    ich bin Britt, 54 Jahre, Alkoholikern und gerade in Therapie.
    Es ist sehr schade, dass es gestern "dumm" gelaufen ist. Aber dann ist es einfach so. Hak es ab und denk nicht weiter drüber nach. Es hat halt nicht gepasst.
    Aber bitte gib jetzt nicht so einfach auf. Such dir was anderes. Vielleicht erstmal eine Suchtambulanz? Da sind Fachkräfte und du hast erstmal ein Einzelgespräch.
    Ich denke, du möchtest auf keinen Fall mal so aussehen:

    Zitat

    ...so 2 Männer mit Käppi, dreckiger Kleidung, kaputte Zähne, sahen echt fertig aus....


    Denn das passiert im schlimmsten Fall auch mit dir.
    Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Mut und Zuversicht, weiter diesen Weg zu gehen. Es lohnt sich!
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Liebe Sven,

    auch von mir noch nachträglich ein Willkommen im Forum!
    Ich habe Dir bislang nichts geschrieben, weil Du von anderen schon Antworten und einen Erfahrungsaustausch erhalten hast.

    Nun lese ich von Deiner 1. Selbsthilfegruppen-Erfahrung, und ich schreibe Dir aufgrund meiner zahlreichen Erfahrungen in der Selbsthilfe, dass mich Dein Erlebnis nicht überrascht.
    Die Suchtselbsthilfe, in Form von gegenseitiger Hilfe zur Selbsthilfe mittels Erfahrungsaustausch in den Gruppen, ist ein gute Sache, die Betroffene bei ihrem Weg in eine stabile Abstinenz unterstützen kann.
    Wenn die individuellen Bedingungen passen, die Du als Betroffene brauchst, um weiterzukommen. Ganz wichtig beim Austausch, der doch sehr tiefgehenden, sehr intimen und persönlichen Suchtproblematik, ist „die Chemie“, die zwischen den Gesprächspartnern passen muss.
    Vom nicht allzu unterschiedlichen Niveau möchte ich gar nicht schreiben ….

    In Selbsthilfegruppen für Suchtkranke, hier im Speziellen für Alkoholiker, muss man damit rechnen, dass man auf Menschen trifft, bei denen die ganze Bandbreite der verheerenden Folgeschäden der Sucht zum Ausdruck kommt. Die Sucht, das ist meine Erfahrung mit ihr, lässt nicht einen einzigen Bereich im Leben und Wesen eines Menschen außen vor, und greift überall schädigend ein.
    Sehr oft ist durch die Sucht die soziale Kompetenz völlig abhandengekommen, das Äußere wurde aufs Gröbste vernachlässigt, und in sehr vielen Fällen ist auch die finanzielle Existenz zerstört worden.

    Nur wenige haben das große Glück, so wie Du liebe Sven noch frühzeitig die Kurve zu bekommen, und sich beizeiten Hilfe zu suchen, und aktiv gegen ihre Sucht vorzugehen.
    Dazu kommt, dass (fast) alle Selbsthilfegruppen für Alkoholiker ein enormes Problem mit der Überalterung haben, was allein schon in den langen Suchtverläufen, und dem Alter geschuldet ist, bis endlich Einsicht in die Sucht gewonnen wird. Dass dann vorwiegend 50+ Betroffene in den Gruppen angetroffen werden, schreckt relativ junge Betroffene noch mehr ab.

    Vielleicht hast Du hier im Forum schon die Empfehlungen von erfahrenen Betroffenen gelesen, die immer wieder lauten: Wenn Du Dich auf die Suche nach einem Anschluss an eine Gruppe machst, dann nimmt Dir die Zeit und gib Dir selbst die Chance, wenigsten 3, besser mehr verschiedene Gruppen aufzusuchen. Fälle Dein Urteil, ob die Gruppe zu Dir passt und Du zu ihr, nicht gleich nach dem ersten Abend, sondern geh wenigsten 3 Mal hin. Wenn’s dann wirklich nicht passt – geh zur nächsten möglichen Gruppe, egal zu welcher Suchtselbsthilfeorganisation sie gehört.
    Wir alle können mal einen schlechten Tag und Abend haben. Genauso kann es eine Gruppe auch haben. Vielleicht kommst Du beim 1. Mal dort hin, und es herrscht eine richtig schlechte Stimmung in der Gruppe. Vielleicht gehst Du beim 2. Mal hin, und die Stimmung ist völlig anders, sodass Du Dich wohlfühlen kannst.

    Alle vom Alkoholismus Betroffene haben ja insgesamt erstaunlich viel Lebenszeit und Energie in die Aufrechterhaltung ihrer Sucht investiert. Trotz manchmal erschütternder Vorfälle wurde die Sucht weiterbetrieben. Kein Weg zum nächsten Drink war zu weit, keine Uhrzeit zu ungelegen, um noch einen Schluck abzubekommen. Der Aufwand und die organisatorische und logistische Leistung, die für die Sucht erbracht wurde, waren grandios.

    Dann kommt die Einsicht, dass es so nicht mehr weitergehen kann.
    Bei mir war es so, dass ich wusste, wenn ich weitertrinke, dann sterbe ich. Zuvor würde noch meine gesamte Existenz vernichtet, ich würde keine Freunde mehr um mich haben, und das Letzte, was ich sehen würde, wäre die Gosse gewesen.
    Natürlich wollte ich ab dieser Erkenntnis nach Möglichkeit gleich und sofort und ohne große Anstrengung in ein neues, trockenes Leben starten.
    Aber so einfach war das leider nicht. Auch bei mir hatte die Sucht ihre Schäden hinterlassen.

    Ich musste viel Engagement, viel Geduld, viel „Arbeit und Anstrengung“ leisten, bis mein Weg in mein heutiges, stabiles abstinentes Leben aus- und aufgebaut war.
    Ich war anfangs in mindestens 12 verschiedenen Gruppen hier in meiner Region. Manche erschreckten mich so sehr, dass ich sie binnen einer halben Stunde wieder verließ. Ich traf aber auch auf Gruppen, die aus so intelligenten und intellektuellen Teilnehmern bestanden, dass ich mich völlig fehl am Platz fühlte. Ich lernte Monolog und Dialoggruppen kennen. Gruppen, in denen ein Begrüßungs- und Abschiedsgebet gemeinsam gesprochen wurde, und „Gott und der Glaube“ die Leitlinie waren. Ich war in einer Nachtgruppe die erst nach 0 Uhr 0 stattfand, und an deren Ende mich der Gruppenleiter bat, auf ihn zu warten, bis alle anderen Teilnehmer gegangen waren, um mit mir dann in die nächste noch offenen Kneipe zum Saufen gehen zu wollen.

    Ich kann mich auch noch an eine Gruppe erinnern, in der wie bei Dir liebe Sven so kaputte Teilnehmer saßen, die mir, als sie hörten, dass ich einen guten Job, mein Einkommen und Familie hatte, ihr großes Unverständnis darüber ausdrückten, wieso ich „glauben würde“, dass ich ein Alkoholproblem hätte. Sie waren der Meinung, mit diesem background gibt es keine Suchtprobleme.
    Heute, weil ich mich später dann in der Suchtselbsthilfe engagiert habe, kenne ich eine Menge mehr Gruppen. In manche würde ich jederzeit wieder gehen, und das Gespräch suchen. Und in anderen würde ich für mich überhaupt keinen Sinn sehen können, wenn ich an ihnen teilnehmen würde.

    Aber, obwohl ich aufgrund meiner ganz persönlichen Entwicklung und Pläne heute an keine feste Gruppe angeschlossen bin, ich weiß um die Wirksamkeit der Selbsthilfegruppen. Wenn die Faktoren stimmen und passen, die Du als Betroffene brauchst, um mit Hilfe der Erfahrungen von anderen Betroffenen weiterkommen zu können.
    Gemessen an dem Aufwand, den wir zuvor für unsere aktive Sucht betrieben haben, ist der Aufwand heute, eine passende Gruppe zu finden, minimal. Zudem es jetzt um unserer Leben geht!

  • Guten morgen Britt,

    Danke für deine lieben Worte. Nein so ausschauen will ich nicht. Ich gebe auch nicht auf. Ich bin immer noch fest entschlossen. Gestern merkte ich aber zweimal, das ich den Wunsch nach Alkohol hatte. Ich musste mich ablenken und was anderes machen.
    Schon echt übel. Daher werde ich nicht aufgeben. Ich will soweit sein wie ihr und weniger Angst haben. Gestern war es zu viel an Emotionen und Gefühlen. Ich denke ich sollte es langsamer angehen und dann denke ich ich verpasse vielleicht was , eine Übung oder ein Buch oder ,oder , oder. Also total irre Gedanken im Moment. Heute habe ich 7 Wochen und ein Tag geschafft. Ich hab die letzten Jahre, mein Leben einfach weggeschmissen. Was eine Schei.....Könnte schreien,weinen,etwas kaputt schmeissen,. Wie blöd bin ich gewesen. Jetzt muss ich alles Neu aufbauen und das kostet viel Kraft ,Geduld, und Selbstdisziplin. Ich wünsche es mir , dass ich es auf die Reihe bekomme. Ich wünsche mir mehr Geduld. Ich wünsche mir mehr Selbstbewusstsein.Ich wünsche mir meine altes Leben wieder . Da war ich doch so zufrieden und eine gestandene Frau. Heute wie ein Haufen Elend. Immer jeden nachfragen ob es auch so Recht ist. Dabei sollte es doch mir gut gehen und nicht immer den anderen. Oder Spinne ich grad. Gehen -grad alle meine Gehirnzellen auf Urlaub und ich kann zur Zeit nicht klar denken?
    So viele Wünsche....Ich hab mir die Suppe eingeborgt und nun löffle ich sich mit langen Zähnen wieder auch aus.
    Vielen Dank fürs zuhören.

    Sorry

  • Lieber Dietmar,

    ganz lieben Dank für deinen Mail. Diese hab ich grad gelesen und weiss jetzt schon das ich es heute noch mehrmals durchlesen werde.

    Deine Worte klingen so liebevoll. Das tut meiner Seele gut und mir kommen die Tränen. Danke
    Weiss jetzt nicht wie ich dir danken kann. Du hast Erfahrung und auch Recht.
    Ganz lieben Dank

  • Hallo, Seven,

    schade, dass ausgerechnet Deine erste Erfahrung mit einer SHG so schlecht verlaufen ist.
    So wie Dietmar auch schreibt habe ich es damals auch gemacht: Ich bin 2 Wochen lang jeden Tag in eine andere SHG gegangen, habe sie mir angeschaut und mich dann entschieden. Da waren Gruppen bei, die ich heute als schlechtes Beispiel nehme, aber auch viele Gruppen, die zwar gut waren, aber nicht ganz zu mir passten.
    Okay, ich habe auch das Glück, in einer Großstadt (Berlin) zu leben - und hier haben wir eine hohe Dichte an unterschiedlichsten SHG. Wenn jemand auf dem Land oder gar Helgoland lebt, hat eben nicht so eine Auswahlmöglichkeit.
    Ich möchte damit aber nur sagen, dass Du bitte nicht von dieser einen Gruppe auf alle SHG schliessen solltest. Und auch nicht darauf, dass in dieser Gruppe immer nur 2 Typen aufschlagen. Es gibt immer mal "schlechte Tage" ...

    Das Wichtigste ist: Du hast Dich überwunden und bist hingegangen 44. Und Du bist weiterhin trocken :blumen:

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Bine,
    auch bei dir wollte ich mich nochmal bedanken für das zuhören von gestern Abend.
    Danke dafür.
    Heute bin ich sehr Müde und bekomme leider nicht viel auf die Reihe. Ich werde mich jetzt mal hinlegen
    und gleich mit meiner Arbeit weitermachen. Hier liegt sehr viel auf meinem Schreibtisch, was ich aufarbeiten muss.
    Nur fehlt mir grad eben die Kraft und Geduld.

    Lieben Gruß
    Seven

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