Verdacht auf Alkoholabhängkeit

  • Hallo, mein Freund lebt in Amerika. Wir kennen uns seit einem Jahr und telefonieren täglich. Ich habe ihn dort 1x für 1Woche besucht. Und zwar hatte ich den Verdacht das er evtl ein Problem mit Alkohol hat konnte die Symptome aber innerhalb der kurzen Zeit nicht zuordnen da er zudem Psychopharmaka nimmt und er meinte das Zittern morgens sowie erbrechen morgens käme daher. Zudem wohnt er seit 6 Jahren Zuhause. Seine Mutter meinte das sie nicht glaubt das er ein Problem mit Alkohol hat. Diese müsste es ja wissen wenn er dort 6 Jahre lebt, oder?? Danke fürs Lesen

  • Hallo!

    Sei nicht sauer, aber meine Glaskugel hakt zur Zeit ein wenig, deshalb kann ich nix Genaues sagen ...

    Aber mal im Ernst: Was erwartest Du von uns? Eine Ferndiagnose auf ein paar Sätze hin?
    Zum Einen sind wir keine Ärzte und zum Anderen können morgendliches Zittern und Erbrechen zigtausend Gründe haben. Und nur weil Du schreibst, dass Du den Verdacht hast ...

    :sorry:

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Simba,

    weißt Du, selbst wenn man jemanden gut kennt, oft mit ihm zusammen ist und sein Verhalten beobachten kann, ist es nicht oft nicht einfach eine Alkoholsucht zu diagnostizieren. Mal abgesehen, dass richtige Diagnosen dann doch eher Ärzten vorbehalten sein sollten ist es einfach so, dass es bei der Alkoholsucht keine ganz Grenze gibt ab wann jetzt sicher süchtig ist.

    Es gibt natürlich Indikatoren die für eine Alkoholsucht sprechen aber ob der Betroffene dann tatsächlich auch süchtig ist kann deshalb nicht ungedingt mit 100%iger Sicherheit gesagt werden. Es gibt auch Menschen, die regelmäßig sehr viel trinken und trotzdem nicht süchtig sind. Sie betreiben dann Alkoholmissbrauch, sind natürlich hochgefährdet, müssen deshalb aber noch nicht süchtig sein. Einfach gesagt: Süchtig ist man, wenn man nicht mehr aufhören kann, wenn der Betroffene den Alkohol braucht um funktionieren zu können.

    Du wirst verstehen, dass Dir deshalb hier niemand (nicht zuletzt aufgrund der ganz wenigen Informationen die Du uns gegeben hast oder geben kannst) auch nur eine einigermaßen seriöse Einschätzung der Situation Deines Freundes geben kann.

    Aber mal eine andere Frage: Was würdest Du denn tun, wenn Dir jemand bestätigen würde, dass Dein Freund Alkoholiker ist? Ich weiß ja nicht, in wieweit Du Dich schon mit dieser Krankheit beschäftigt hast, aber ich möchte Dir sagen, dass Du für Deinen Freund nichts tun könntest. Darüber musst Du Dir im Klaren sein. Sollte er Alkoholiker sein, dann muss er sich um die Lösung seines Problems selbst kümmern.

    Alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hallo Simba,

    ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster: Höchst unwahrscheinlich, dass jemand aufgrund ärztlich verordneter Medikamente jeden Morgen zu zittern und erbrechen anfängt. Dann würde sinnigerweise der Arzt die Medikation ändern.

    Es muss ja einen Zusammenhang zwischen Deinen Beobachtungen und Deiner Vermutung, dass eine Alkoholabhängigkeit vorliegt, geben.
    Wenn Dein Freund Psychopharmaka verordnet bekommt - egal welche - und gleichzeitig Alkohol konsumiert, ist das eher kontraproduktiv. Jedenfalls kenne ich keine Psychopharmaka, die sich mit Alkohol verträgt.

    Dass seine Mutter eventuell eine bestehende Alkoholabhängigkeit nicht wahrnehmen will, kann natürlich Gründe haben: Welche Mutter möchte schon gern einen alkoholsüchtigen Sohn haben. Angehörige, Partnerinnen, auch Eltern neigen häufig zur Vertuschung, Verheimlichung und Verdrängung der Sucht.

    Es ist schön, dass Du so wachsam bist und den Suchtmittelkonsum Deines Freundes im Blick hast!

  • Hallo,

    ich erwarte hier gar nichts außer ein paar Tips, Meinungen bzw. Erfahrungswerte! Danke Dietmar für deine nette und zudem hilfreiche Antwort!

    Ich habe ja auch noch nicht alles erzählt. Er hatte bpw Whisky oder Wodka in der Manteltasche. Seine Erklärung war er hat es als Sicherheit falls er aufgrund seiner Psychopharmaka in extreme emotionale Zustände gerät. nixweiss0 . Ich will hier auch niemanden stigmatisieren. Ich liebe ihn und möchte ihm bestmöglich helfen.

    Grüße
    Simba

  • P.S. was ich nicht erwartet hab ist hier gleich so attackiert zu werden.

  • Hallo Simba,

    ich bin kein Arzt und werde auch nicht attackieren.
    Erfahrungen die ich selbst hatte:
    Zittern (Tremor) = war nach ca. 5 Monaten Trockenheit wieder weg
    Erbrechen besonders früh = hatte ich auch war nach der Entgiftung Geschichte
    Alkoholiker = Weltmeister im Schönreden und Vertuschen der Tatsachen ;(

    Gruß Harald

  • Hallo Simba,

    die Ausreden von süchtigen Trinkern sind vielfältig, und die Fantasie kennt diesbezüglich keine Grenzen.
    Ohne jetzt die Krankheitsgeschichte Deines Freundes zu kenne, befürchte ich, dass es sich „auch bei der Psychopharmaka" eher um Suchtmittel, also um Opiate handelt. Die Dunkelziffer von opiatabhängigen Betroffenen ist erschreckend hoch.
    Für Patienten, die regulär auf Psychopharmaka eingestellt sind, gibt es überhaupt keinen Grund „Alkohol als Alternative“ mit sich zu führen.

    Den Versuch von Gerchla, Deine Aufmerksamkeit in und bei der Problematik auf Dich zu lenken, hast Du sicher überlesen?
    Du wirst aller Erfahrung und Wahrscheinlichkeit nach Deinem Freund nicht helfen können, wenn er bereits Suchtmittelabhängig ist. Was Du – aus Freundschaft und Liebe – tun kannst, hast Du offenbar schon gemacht: Ihm signalisiert, dass Du seine Sucht erkannt hast.

    Was Du jetzt noch tun kannst, das ist auf Dich gut zu achten. Aus vielen Beiträgen im Angehörigenbereich des Forums hier, kannst Du herauslesen, wie schnell und wie tief Angehörige von Süchtigen in den Strudel der Sucht mit hineingezogen werden – und dann nur noch sehr schwer wieder herausfinden.
    Ich will Dir damit schreiben: Wenn Du jetzt schon erkannt hast, dass bei Deinem Freund (und künftigen Lebenspartner?) eine Suchtmittelabhängigkeit (ggf. vom Alkohol UND von Opiaten?) vorliegt, würde es für Deine Zukunft sehr hilfreich sein, wenn Du JETZT eine Strategie für Dich entwickelst, wie Du ferner damit umgehen möchtest.

    Deine Wachsamkeit spricht dafür, dass Du dazu in der Lage bist!

  • Hallo Harald,

    vielen lieben Dank für dein Erfahrungsbericht.
    Okay also er hat auch morgens erbrochen (nur Magensäure) und auch morgens gezittert. Wie gesagt es liegt mir fern ab zu stigmatisieren . Ich liebe ihn sehr.

    Viele Grüße
    Simba

  • Hallo Simba,

    solltest Du Dich von mir angegriffen bzw. attakiert gefühlt haben bitte ich Dich herzlich um Entschuldigung. Das lag nicht in meiner Absicht. Ich wollte erstmal nur deutlich machen, dass es nicht so einfach ist bei jemanden eine Alkoholsucht zu diagnostizieren. Auch meine Frage, was Du tun würdest, wenn Du es sicher wüsstest war nicht provizierend gemeint. Mir ging es hier eher darum deutlich zu machen, dass wir Alkoholiker (da gehöre ich auch dazu) unsere Genesung selbst in die Hand nehmen müssen, idealerweise auch aus eigenem Antrieb heraus. Dazu kann aber natürlich ein Anstoss von außen sehr sinnvoll sein und dieser könnte in diesem Fall von Dir kommen oder auch von seiner Mutter. Aber es ist eben auch wichtig, dass Du dabei auf Dich selbst achtest und es für Dich klare Grenzen gibt wie weit Du gehen willst und kannst. Leider geraten nicht wenige Angehörige von Alkoholiker, gerade weil sie diese ja lieben, in ein co-abhängiges Verhältnis. Und da kommen viele nur sehr schwer wieder heraus. Ich hoffe Du erlaubst mir / uns einen Neustart und nimmst meine Entschuldigung an.

    Denn das mit der Whisky-Flasche in der Tasche und der dazugehörigen Erklärung ist tatsächlich kein gutes Zeichen. Das deutet wirklich darauf hin, dass er hier ein Problem hat. Alleine schon die Erklärung dafür lässt mich die Stirn runzeln. Wie weit er da jetzt aber schon drin hängt kann ich natürlich nicht sagen, aber gut hört sich das nicht an.

    Nun ist die Frage was Du tun kannst. In jedem Fall kannst Du ihn darauf ansprechen. Das wäre ein erster und wichtiger Schritt. Aber ich vermute mal, dass Du das schon getan hast, denn Du kennst ja bereits den Grund für den Alkohol in seinen Taschen. Habt Ihr denn noch weiter darüber gesprochen? Wie hat er denn allgemein reagiert? Eher abweisend und verschlossen oder ganz offen? Du schreibst auch er nimmt Psychopharmaka und es ist, wie Dietmar schon schrieb, alles andere als zielführend das in Kombination mit Alkohol zu tun. Vielleicht ist er sich dessen nicht bewusst, vielleicht kann er aber auch nicht anders, weil er trinken muss.

    Aus meiner Sicht kannst Du das jetzt nur nochmal offen ansprechen und schauen wie er reagiert. Wenn er offen reagiert, vielleicht sogar selbst ein Problem sieht,dann könntest Du mit ihm über weitere Schritte sprechen ihn motivieren und ggf. auch begleiten. Ich weiß nicht genau wie das in Amerika ist, hier wären solche Schritte z.B. ein Outing gegenüber dem Arzt, der Besuch einer Suchtberatung, oder auch der Besuch von Selbsthilfegruppen. Und ggf. auch eine Therapie.

    Sollte er jedoch alles abstreiten wird es schwer für Dich ihn weiter zu unterstützen.

    Ich wünsche Dir alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hallo Dietmar,

    also er hatte auch mal ein Suchtproblem mit Tavor. Das weiß ich. Ok, also drauf ansprechen ist gut bzw hilfreich? Ich hab keine Ahnung wie ich bestmöglich damit umgehen kann so das es für ihn hilfreich ist. Und "Ausreden" sind somit normal? Ok. Also mein Onkel hat auch schon Jahrzehnte lang ein Alkoholproblem, geht damit aber offen um. Deshalb dachte ich, ok frag ihn einfach aber er meint er hat keins. Für mich passen da aber ein paar Sachen nicht zusammen . Ich werde es einfach weiter beobachten? Wäre das ratsam?
    Danke.

    Grüße
    Simba

  • Hallo Gerchla,

    Entschuldigung angenommen. :)
    Ja ich habe ihn darauf angesprochen und er ist ein sehr reflektierter und intelligenter Mensch nixweiss0 deshalb bin ich so verunsichert weil er meint Alkohol war und ist nicht sein Problem. Die vergangene Tavorabhängigkeit wäre eins gewesen aber nicht Alkohol. Deshalb kann ich ja auch falsch liegen mit meiner Vermutung ich finde nur die geschilderten Situationen, zumindest auffallend. Ich kann auch nicht erkennen das Psychopharmaka solche Symptome auslöst (wenn man richtig eingestellt ist und das ist er er weiß alles darüber!!). Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen das er das 6 Jahre vor seiner Mutter (und er wohnt dort) verheimlichen kann. Oder vllt doch?
    Alkohol in der Manteltasche als Sicherheit vor emotionalen Abstürzen?? nixweiss0. Er meint er würde Alkohol nur "schlückchenweise" konsumieren. Wenn ich ihn frage dann sagt er er habe seit Wochen nix getrunken. Im Zweifel für den "Angeklagten".

    Grüße
    Simba

  • Hallo Simba,

    ich befürchte, die Vergangenheitsform „hatte“ ist eher die Gegenwart.
    Ein sehr schwieriges, sensibles Thema für Angehörige. Wie alle Bereiche, bei denen Liebe und Zugehörigkeit eine Rolle spielt.
    Und jetzt, wo ich Deinen Beitrag an Gerchla gelesen habe, liest es sich nicht einfacher.

    Gerade in seiner Suchtgeschichte kannst Du lesen, wie lange ein „sehr reflektierter und intelligenter“ Mensch seine Sucht vor sich, vor allem aber vor seinen direkten Angehörigen (Partnerin) verheimlichen kann.

    Zur Tavor-Abhängigkeit und Suchtmittelabhängigkeit allgemein: Zumindest die klassische, bis heute nicht widerlegte These geht davon aus, dass eine einmal „erworbene“ Suchtveranlagung, bei allen süchtig machenden Substanzen (immer wieder) auftreten kann. Es gibt zwar Unterschiede, zwischen primärer und sekundärer Sucht, aber die Prioritäten sind wahlweise und beliebig austauschbar. Je nach Situation und Bedarf.

    Sucht macht vor Intelligenz nicht halt. Ich persönlich glaube sogar, dass es den Anschein hat, als täten sich intelligente Menschen sehr viel schwerer damit, Einsicht in ihre Sucht gewinnen zu können.
    In der aktiven Suchtszene findet man Betroffene, die kennen sich mit den diversen Substanzen, Wirkungen und Nebenwirkungen besser aus, als jeder Suchtmediziner.

    „Ansprechen“ allein wird nicht viel helfen. Häufig stumpft das auch ab. Die Betroffenen hören es dann gar nicht mehr. Ansprechen – mit Konsequenzen – könnte helfen. Hilft aber auch nicht immer, wie man an den vielen weitertrinkenden Alkoholikern sehen kann, die von ihren Partnerinnen verlassen wurde.
    An Deinem Onkel siehst Du, dass allein „offener Umgang mit dem Alkoholproblem“ auch nicht wirklich hilft. Es gibt schließlich ganze Familien und Freundeskreise, in denen „offen und ohne zu verheimlichen“ gesoffen wird.
    Ratschläge kann ich keine geben. Ich kann nur aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, sowohl solchen, die ich mit mir selbst gemacht habe, als auch solche, die ich bei anderen Betroffen miterlebt habe, weitergeben …

    Im Grunde genommen müssten Angehörige in einer Situation wie Deiner, je nach Bedeutung der Liebe zum suchtkranken Betroffenen, zwischen zwei Optionen wählen:


      [li]Beim Suchtkranken bleiben wollen – durch Motivierung (wie zum Beispiel anhand von Craft dazu beizutragen, dass er weniger/nicht mehr konsumiert.[/li]
      [li]Beim Erkennen, dass eine Sucht vorliegt, die Beine in die Hand nehmen und davonrennen …[/li]

    Bei der ersten Option wird m. E. häufig von den Angehörigen etwas verlangt und vorausgesetzt, das eine außerordentliche Liebe und Einbringung in die Partnerschaft erfordert. (Macht bei Partnerschaften viel Sinn, an denen aufgrund der langen Partnerschaft auch viel „dranhängt“.)
    Die zweite Option widerstrebt natürlich jedem Verständnis für Liebe und Partnerschaft (in guten, wie in schlechten Zeiten …)

    Wenn ich Dir also hier meine Sicht schreibe, dann deswegen, weil Du zum jetzigen Zeitpunkt (noch) Wahlmöglichkeiten hast.
    Blicke ich zurück – nach ca. 40 Jahren Suchterfahrung, Miterleben diverser Suchtkarrieren, Partnerschaften, Co-Abhängigkeiten usw. –, dann ist mein Fazit natürlich angesichts der Realität in der Sucht sehr ernüchternd: Zumindest die „Schicksale“ der Angehörigen wären höchstwahrscheinlich günstiger verlaufen, hätten sie viele Jahre früher die Reißleine gezogen.
    Leider sind so aber halt viele Jahre ihres eigenen Lebens von der Sucht des Partners, mal mehr, mal weniger, dominiert worden.
    Natürlich gibt es auch immer die berühmten Ausnahmen, bei denen die Sucht aufgrund der Liebe zur Partnerin zum Stillstand gekommen ist. Da war dann „der Wert der Liebe“ größer, als „die Sucht dem Betroffenen wert war“.

    Bei allem, egal was Du jetzt machst, ist wichtig, dass Du auf Dich achtest.
    Gerchla schrieb Dir schon, wie hauchdünn die Grenze zwischen Missbrauch und Sucht ist. Bei Liebe, Partnerschaft (in gesunden, „normalen“ Maßen) und Co-Abhängigkeit verhält es sich sehr ähnlich. Ist halt nur viel schwieriger zu unterscheiden, weil man ja „den Partner“, im Gegensatz zum Suchtmittel, nicht „einfach weglassen kann“.
    Ich glaube, niemand hier im Forum will andere stigmatisieren, oder Dir aufzwingen, dass bei Deinem Freund eine Suchtmittelabhängigkeit vorliegt. Das könnte m. E. auch niemand, weil dazu müsste sich Dein Freund selbst hier „outen“.

    Zitat von “Simba“

    Ich liebe ihn und möchte ihm bestmöglich helfen.


    Ich denke, dass es besser wäre, wenn Du Dir bestmöglich helfen könntest. Weil, so wie es sich liest, hat Dein Freund für sich kein Problem. Du hast aber eines, oder?

  • Er meint er würde Alkohol nur "schlückchenweise" konsumieren. Wenn ich ihn frage dann sagt er er habe seit Wochen nix getrunken.

    Sorry, aber :lach: DAS hätte er von mir haben können - wenn meine damalige Frau mich gefragt hatte, habe ich auch immer "auf keinen Fall" etwas getrunken gehabt!
    Und getrunken habe ich auch immer nur schlückchenweise - einen Schluck nach dem anderen, bis die Flasche leer war. Ausreden, warum ich trinken MUSSTE, hatte ich auch immer: zu hell, zu dunkel, ich war traurig, ich war froh, ich war müde, ich war aufgedreht, es war Montag, es war Dienstag, ...

    Auch wenn ich nun schon ein paar Jahre trocken bin, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern :-[

    Aber eins MUSS ich noch loswerden:

    P.S. was ich nicht erwartet hab ist hier gleich so attackiert zu werden.


    Hallo Gerchla,

    Entschuldigung angenommen. :)

    Ausgerechnet von Gerchla hast Du Dich "attackiert" gefühlt????? nixweiss0 Da hätte ich ja noch eher verstanden, wenn Du Dich von mir angegriffen gefühlt hättest - wobei ich selbst damit meine Probleme gehabt hätte.
    Liegt es vielleicht daran, dass er Dir als Erster gesagt hat, dass Du Deinem Freund helfen kannst - wenn er denn Alkoholiker sein sollte? Denn das stell ich mir schon hart vor.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Dietmar,

    erstmal danke für deine Antwort!
    Hmmm ja ich also da brauch ich nicht lange überlegen ich liebe ihn und gehen ist keine Option. Wenn es so sein sollte dann werde ich alles dran setzten damit möglichst konstruktiv umzugehen und gucken das ich gut auf mich aufpasse (was wahrscheinlich nicht so einfach ist).
    Ich muss mich mal hier im Forum umsehen wie man damit am besten umgeht.
    Danke.

    Viele Grüße
    Simba

  • Hallo Greenfox,

    ja das stimmt, "schlückchenweise" lässt viel Raum zur Interpretation wie viele Schlückchen denn. Darf ich mal fragen weshalb es unter vermehrtem Alkoholkonsum häufig zu Verleumnung kommt? Scham? Schuldgefühle? Oder wissen die Betroffenen tatsächlich nicht das sie ein "Problem" haben weil sie es auch vor sich verleugnen? Oder aus Angst vor Konsequenzen? Das man aufhören "muss" oder "sollte"?
    Danke.

    Grüße
    Simba

  • Hallo Simba,

    ich verändere mal Deine Frage leicht: Weshalb kommt es unter völlig „abnormaler“ und auffällig abhängigen Partnerschaft häufig zu Verleugnung (Ich nehme an, das wolltest Du schreiben, nicht Verleumdung?))
    Wollen und können es Co-Abhängige sofort sich und anderen gegenüber eingestehen, dass sie abhängig in die Sucht des Partners verstrickt sind?
    Oder wissen sie gar nicht, dass sie ein krankmachendes Verhältnis zu ihrem Partner haben?
    Haben sie Angst vor den Konsequenzen, die drohen, wenn sie sich so verhalten würden, wie es Fachleute raten? Zum Beispiel, dass ggf. eine Trennung notwendig wäre?

    Ich habe schon lange vor meinem Umfeld darüber nachgedacht, dass mit meinem Suchtmittelkonsum „irgendetwas nicht stimmen kann“. Sehr oft habe ich meinen Konsum regelrecht verflucht, und wollte „eigentlich“ damit aufhören, oder zumindest reduzieren.
    Aber je mehr ich feststellte, dass mir das „so einfach“ nicht möglich war, also einfach den Stoff wegzulassen, fing ich an meine Sucht zu verleugnen.
    Sucht – hier Alkoholismus – ist ja leider auch heute noch in den Köpfen meiner Mitmenschen eine Willensschwäche. Oder, wie Du schon geschrieben hast, ein Stigma.
    Welcher Mensch lässt sich schon gerne in diese Ecke „drängen“? Wer gibt schon gerne zu, dass er mit so etwas Selbstverständlichem – nämlich dem gesellschaftlich allgegenwärtigen Alkohol – nicht klar kommt, mit dem – glücklicherweise – der Großteil der Menschheit kein Problem hat?

    Vertraut man einem Alkoholiker? Eher nicht.
    Gibt man einem Alkoholiker gern einen Job? Eher nicht.
    Sagt man gerne „mein Freund ist Alkoholiker“? Wahrscheinlich auch nicht, oder?

  • Ich habe schon lange vor meinem Umfeld darüber nachgedacht, dass mit meinem Suchtmittelkonsum „irgendetwas nicht stimmen kann“. Sehr oft habe ich meinen Konsum regelrecht verflucht, und wollte „eigentlich“ damit aufhören, oder zumindest reduzieren.
    Aber je mehr ich feststellte, dass mir das „so einfach“ nicht möglich war, also einfach den Stoff wegzulassen, fing ich an meine Sucht zu verleugnen.

    Keine Ahnung, was ich dem noch hinzufügen sollte ... trifft den Nagel auf den Kopf.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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  • Hallo Dietmar,

    ah ok du meinst ich bin dann quasi auch abhängig, nur halt von meinem Partner? Ist eine Beziehung zu einem Menschen mit einem Alkoholproblem auch immer gleich eine Co-Abhängigkeit? Kommt das Hand in Hand? Verstehe. Dann wären seine Eltern (bei denen er wohnt auch Co-abhängig)? Oder nur wenn man sich it der Thematik nicht beschäftigt hat?

    Ah interessant also Verleugnung tritt ein umso größer der Kontrollverlust ist? Das bedingt sich exponentiell? Das macht Sinn. Man kann es nicht kontrollieren also wird es außerhalb der Wahrnehmung gehalten. Interessant. Danke!

    Grüße
    Simba

  • Hallo Simba,

    Zitat von “Simba“

    ah ok du meinst ich bin dann quasi auch abhängig, nur halt von meinem Partner? Ist eine Beziehung zu einem Menschen mit einem Alkoholproblem auch immer gleich eine Co-Abhängigkeit? Kommt das Hand in Hand?


    Nein, natürlich nicht!
    Genauso, wie ein Betroffener, um klassisch (nach den derzeit geltenden Diagnosekriterien) ein Abhängigkeitssyndrom vorzuweisen bestimmte Kriterien erfüllen muss, ist das auch bei der Co-Abhängigkeit so.
    In anderen Worten: Nicht jeder der Alkohol oder Drogen konsumiert, hat ein Abhängigkeitssyndrom. Und nicht jeder Mensch, der mit einem Süchtigen zusammenlebt, hat ein Co-Abhängigkeitssyndrom.

    Ich denke, um Co-Abhängigkeit verstehen zu können, und ob Du in Eurer Beziehung Symptome dieser Krankheit zeigst, müsstest Du Dich tiefer damit auseinandersetzen.
    Damit, ob man sich mit der Thematik beschäftigt oder nicht, hat das überhaupt nichts zu tun. Ich habe mich schon lange, während ich noch munter getrunken habe, mit der Sucht und ihren Hintergründen beschäftigt.

    Zitat von “Simba“

    Ah interessant also Verleugnung tritt ein umso größer der Kontrollverlust ist? Das bedingt sich exponentiell?


    Das wäre mir persönlich zu eng gefasst. Sucht ist nach meinem Verständnis eine sehr individuelle Krankheit, trotz aller Gemeinsamkeiten, die bei den Betroffenen auftreten. Der eine verleugnet, der andere geht in die Offensive. Der eine trinkt heimlich, ein anderer nur in Gesellschaft. Dazu dann noch die ganz unterschiedlichen Trinkertypen (Jellinek), und demzufolge auch völlig verschiedene Bedingungen, wie Betroffene in die Sucht rutschen.

    Um Sucht oder Co-Abhängigkeit verstehen zu können, muss man sich schon sehr gründlich damit befassen. Leider entsteht durch Halbwissen oft ein völlig verzerrtes Bild.

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