Hallo Miteinander
Ich bin Liv und habe ein Alkoholproblem.
Lange Zeit zählte ich mich zur Gruppe Genusstrinker, bildete mir ein Wein und Prosecco nur zu trinken weil es mir so gut schmeckt, nicht wegen der Wirkung.
Irgendwann kam dann die Ausrede "stressiger" Tag dazu, beim Weggehen knallte ich mich regelmässig dermassen weg, dass ich Filmrisse hatte, nicht selten in fremden Betten erwachte.
Um diese unschönen Momente zu vermeiden, begann ich zu Hause zu trinken, ging seltener weg. Mit dem Ergebnis, dass ich ca 5x/Woche eine bis eineinhalb Flaschen Wein trank, resp. immer soviel das ich es noch knapp schaffte mich abzuschminken und mir die Zähne zu putzen.
Auf knapp 154cm Körpergrösse und 50kg Körpergewicht eine rechte Ladung Gift.
Ich begann sogar auf meinen geliebten Sport zu verzichten damit ich abends mehr Zeit hatte zu trinken.
Einmal war ich schon auf dem Weg ins Gym, hielt dann stattdessen an einer Tankstelle um mir "Stoff" zu besorgen.
Damit meine erwachsenen und fast erwachsenen Kinder nicht zuviel mitbekamen, nahm ich die Flasche mit in mein Reich im Dachstock.
Täglich kam ich schlechter aus dem Bett, bekämpfte die Katersymptome mit Schmerzmitteln.
Meine Figur veränderte sich unschön, meine Arbeit im Büro fiel mir immer schwerer, ich war nonstop müde und jeglicher Antrieb fehlte.
Ich habe Disthymie, war deswegen länger in Therapie, nehme seit zwei Jahren Cipralex ein. Damit lebe ich gut, wirklich länger andauernde Tiefs bleiben aus. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass sich Antidepressiva schlecht vertragen mit zuviel Alkohol.
Was der Auslöser war, dass ich mir das Hörbuch "Alkohol hat mich belogen" gekauft habe weiss ich nicht.
Es hatte sicherlich auch damit zu tun, dass ich seit zwei Monaten wieder einen Freund habe. Er trinkt Alkohol, doch nicht viel. Ein gemeinsames Wochenende in den Bergen war nicht wirklich schön, weil ich mich im après ski dermassen wegknallte, dass ich beim geplanten romantischen Nachtessen lallte. Ich machtemeinen Freund an er sei eine Spassbremse weil er mit meinen saufenden Kollegen nicht weiter ziehen und auf dem Tisch tanzen wollte.
Vor einer Woche habe ich zuletzt zuviel getrunken. Es waren zwei Gläser Prosecco bei meinen Eltern, zu Hause dann eine Flasche plus ein Bier.
Der Montag war wirklich scheisse, mein Selbsterhaltungstrieb schrie lauter als sonst STOPP DIESEN SCHEISS"!
Ich leide nicht körperlich unter grossen Entzugserscheinungen, abgesehen vom Schwitzen in der Nacht plus leichten Schlafproblemen die ersten Tage.
Aber meine Psyche...Ich bin absolut ohne Antrieb, ständig gereizt, leicht agressiv sogar...Und ich vertrage die Nähe zu meinem Freund mitunter gar nicht, habe ihm gestern abgesagt weil ich alleine sein wollte. Es fühlt sich an wie damals vor meiner Zeit mit Cipralex - sehr anstrengend. Tagsüber geht es, mein Zustand verschlechtert sich immer gegen den Abend, dann wann die Trinkerei normalerweise losging.
Gestern war ich zu schwach, habe zwei Bier und eine kleine Flasche Wein geleert. Kaum zeigte der Alkohol seine Wirkung waren die psychischen Symptome weg.
Wie war das bei euch, kennt ihr solche Entzugssymptome? Wenn ja wie lange dauert dies in etwa?
Danke euch für die Aufnahme hier&das Zulesen
Herzliche Grüsse
Liv