Neuanfang...

  • Hallo Miteinander

    Ich bin Liv und habe ein Alkoholproblem.
    Lange Zeit zählte ich mich zur Gruppe Genusstrinker, bildete mir ein Wein und Prosecco nur zu trinken weil es mir so gut schmeckt, nicht wegen der Wirkung.
    Irgendwann kam dann die Ausrede "stressiger" Tag dazu, beim Weggehen knallte ich mich regelmässig dermassen weg, dass ich Filmrisse hatte, nicht selten in fremden Betten erwachte.
    Um diese unschönen Momente zu vermeiden, begann ich zu Hause zu trinken, ging seltener weg. Mit dem Ergebnis, dass ich ca 5x/Woche eine bis eineinhalb Flaschen Wein trank, resp. immer soviel das ich es noch knapp schaffte mich abzuschminken und mir die Zähne zu putzen.
    Auf knapp 154cm Körpergrösse und 50kg Körpergewicht eine rechte Ladung Gift.

    Ich begann sogar auf meinen geliebten Sport zu verzichten damit ich abends mehr Zeit hatte zu trinken.
    Einmal war ich schon auf dem Weg ins Gym, hielt dann stattdessen an einer Tankstelle um mir "Stoff" zu besorgen.

    Damit meine erwachsenen und fast erwachsenen Kinder nicht zuviel mitbekamen, nahm ich die Flasche mit in mein Reich im Dachstock.

    Täglich kam ich schlechter aus dem Bett, bekämpfte die Katersymptome mit Schmerzmitteln.
    Meine Figur veränderte sich unschön, meine Arbeit im Büro fiel mir immer schwerer, ich war nonstop müde und jeglicher Antrieb fehlte.
    Ich habe Disthymie, war deswegen länger in Therapie, nehme seit zwei Jahren Cipralex ein. Damit lebe ich gut, wirklich länger andauernde Tiefs bleiben aus. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass sich Antidepressiva schlecht vertragen mit zuviel Alkohol.

    Was der Auslöser war, dass ich mir das Hörbuch "Alkohol hat mich belogen" gekauft habe weiss ich nicht.
    Es hatte sicherlich auch damit zu tun, dass ich seit zwei Monaten wieder einen Freund habe. Er trinkt Alkohol, doch nicht viel. Ein gemeinsames Wochenende in den Bergen war nicht wirklich schön, weil ich mich im après ski dermassen wegknallte, dass ich beim geplanten romantischen Nachtessen lallte. Ich machtemeinen Freund an er sei eine Spassbremse weil er mit meinen saufenden Kollegen nicht weiter ziehen und auf dem Tisch tanzen wollte.

    Vor einer Woche habe ich zuletzt zuviel getrunken. Es waren zwei Gläser Prosecco bei meinen Eltern, zu Hause dann eine Flasche plus ein Bier.
    Der Montag war wirklich scheisse, mein Selbsterhaltungstrieb schrie lauter als sonst STOPP DIESEN SCHEISS"!

    Ich leide nicht körperlich unter grossen Entzugserscheinungen, abgesehen vom Schwitzen in der Nacht plus leichten Schlafproblemen die ersten Tage.
    Aber meine Psyche...Ich bin absolut ohne Antrieb, ständig gereizt, leicht agressiv sogar...Und ich vertrage die Nähe zu meinem Freund mitunter gar nicht, habe ihm gestern abgesagt weil ich alleine sein wollte. Es fühlt sich an wie damals vor meiner Zeit mit Cipralex - sehr anstrengend. Tagsüber geht es, mein Zustand verschlechtert sich immer gegen den Abend, dann wann die Trinkerei normalerweise losging.
    Gestern war ich zu schwach, habe zwei Bier und eine kleine Flasche Wein geleert. Kaum zeigte der Alkohol seine Wirkung waren die psychischen Symptome weg.

    Wie war das bei euch, kennt ihr solche Entzugssymptome? Wenn ja wie lange dauert dies in etwa?

    Danke euch für die Aufnahme hier&das Zulesen :)

    Herzliche Grüsse
    Liv

  • Hallo Liv!

    Herzlich willkommen hier im Forum!

    Kalter Entzug kann tödlich enden. Muss nicht, kommt aber vor. Das was Du als Entzugserscheinungen beschreibst kenne ich auch. Sie gehen nach einiger Zeit vorbei. Wie lange das dauert ist individuell, manchmal nur ein paar Tage bei anderen ein paar Wochen. Du solltest mit Deinem Arzt/in reden, dort kann Dir für den körperlichen Entzug geholfen werden.

    Was Du über Dein Leben mit dem Alkohol schreibst, kenne ich auch nur zu gut... Du willst ganz aufhören? Dann stehst Du jetzt vor großen Veränderungen.

    Viele nehmen Hilfe in Selbsthilfegruppen oder Therapie in Anspruch. Es gibt dazu hier im Forum Infos zu Hilfsangeboten, die ich leider nicht verlinken kann. Der Austausch hier im Forum kann sehr hilfreich sein. Hast Du Dich hier schon etwas durchgelesen?

    Was möchtest Du in Deinem Leben ändern? Hast Du Pläne?

    LG
    Caroline

  • Liebe Caroline

    Herzlichen Dank für deine Zeilen :)!

    Ganz ehrlich: Eigentlich würde ich gerne "nur" massiv reduzieren - ein Leben ganz ohne Alkohol kann ich mir schwer vorstellen. Wieso das so ist liegt wohl meinem Verlangen nach dem Rauschgefühl zu Grunde, was wiederum dafür spricht wirklich gar nichts mehr zu trinken...Du verstehst sicher was ich meine.
    Ich habe bereits einmal aufgehört zu trinken, dies nachdem ich mit meinen Alkohol-Ausbrüchen und Eskapaden meinen damaligen Freund vertrieben habe. Nach ein paar Monaten Abstinenz dachte ich mir "Liv das hast du im Griff, 1-2 Gläser Wein zu speziellen Anlässen werden nicht schaden". Das Ergebnis war, dass selbst normaler Feierabend zum speziellen Anlass wurde, aus 2 Gläsern eineinhalb Flaschen wurden...

    Aktuell geht es mir relativ gut, ich werde nach der Arbeit direkt ins Training gehen - aus Erfahrung weiss ich, dass das beste Mittel gegen Alkohollust ein ausgepowerter Körper ist ;). Ich denke Ablenkung ist grad wirklich das beste, vor allem abends wenn die Psyche anfängt nach dem Gift zu schreien.

    Was ich an meinem Leben ändern möchte...Hm, weisst du eigentlich passt mein sonst so gesunder Lebensstil null zum Saufen! Ich arbeite sogar in der Gesundheitsbranche, werde immer wieder konfrontiert mit Menschen welche nicht auf ihren Körper acht geben - das hilft null gegen die Lust nach dem Rausch.
    Ich habe mir jetzt für dieses Jahr neue Sportziele gesetzt - diese werde ich garantiert nicht erreichen wenn ich mich 5x pro Woche mit einem Kater durch den Alltag kämpfe.

    Wie lange bist du schon trocken? Oder trinkst du ab und zu?

    Ich wünsche dir einen schönen Abend, würde mich freuen wieder von dir zu lesen :).

    Liebe Grüsse
    Liv

    Wann immer ich Zeit habe lese ich mich hier durch die Themen durch. Ich glaube am meisten wird mir der Austausch helfen mit Leuten welche quasi im gleichen Boot sitzen, wissen wovon ich rede/schreibe. Meine beste Freundin ist informiert, weiss

  • Hallo Liv!

    Bei Saufdruck:

    Aushalten
    Abhauen
    Ablenken

    Das hilft mir ganz kurz gefasst. Ich habe schon längere Phasen ohne Alkohol gehabt und bin jetzt seid Anfang Dezember ohne unterwegs. Ab und zu trinken geht bei mir nicht und ich will komplett aufhören.

    Wenn man einen gewissen Punkt überschritten hat kann man nur noch komplett aufhören. Ob Du diesen Punkt ûberschritten hast, kannst nur Du wissen.

    ABER:

    Sei mir nicht böse, aber für mich liest sich das so bei Dir, als wenn das schon der Fall ist und dann reduziertes trinken nicht mehr klappt. Wie gesagt mein Eindruck...

    Ich habe viel Zeit verschwendet mit unzähligen Versuchen es doch ab und zu "krachen" zu lassen. Es ist immer wieder mehr geworden. Ich mag nicht mehr.

    Ich wünsche Dir alles Gute, wie auch immer Du weiter vorgehen willst.

    LG
    Caroline

  • Hallo und willkommen im Forum, Liv!

    Zitat von “ kookie_13“

    Auf knapp 154cm Körpergrösse und 50kg Körpergewicht eine rechte Ladung Gift.


    Ein Gift, dass schleichend brutale körperliche und psychische Schäden hinterlässt!
    Leider werden diese Schäden oft erst festgestellt, wenn sie kaum mehr reversibel sind.

    Zitat von “ kookie_13“

    Ich habe Disthymie, war deswegen länger in Therapie, nehme seit zwei Jahren Cipralex ein. Damit lebe ich gut, wirklich länger andauernde Tiefs bleiben aus. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass sich Antidepressiva schlecht vertragen mit zuviel Alkohol.


    Die Frage ist dabei, ob diese chronische Depressionsform schon vor Deinem Trinken da war, oder durch das Trinken ausgelöst wurde.
    Aber grundsätzlich kann man schreiben: Keine Depression wird durch Alkoholkonsum besser oder sogar ausgeheilt. Das Gegenteil ist der Fall: Durch den Alkoholkonsum kann sich auch eine vormals eine alkoholisch bedingte depressive Störung verselbstständigen.

    Zitat von “ kookie_13“

    Ich leide nicht körperlich unter grossen Entzugserscheinungen, abgesehen vom Schwitzen in der Nacht plus leichten Schlafproblemen die ersten Tage.
    Aber meine Psyche...Ich bin absolut ohne Antrieb, ständig gereizt, leicht agressiv sogar...


    Da ist nach oben natürlich noch viel Luft. Es wird sich mit der Dauer Deiner Trinkerei steigern. Sowohl die Entzugssymptome, als auch die negative Wesensveränderungen.

    Zitat von “ kookie_13“

    Gestern war ich zu schwach, habe zwei Bier und eine kleine Flasche Wein geleert. Kaum zeigte der Alkohol seine Wirkung waren die psychischen Symptome weg.


    Ich will es mal so ausdrücken: Du hast danach die psychischen Symptome nicht mehr so drückend wahrgenommen. Weg waren sie mit Sicherheit nicht. Aber halt mittels Alkohol betäubt und unterdrückt.
    So beginnt der Teufelskreis: … ohne Alkohol geht es Dir schlecht, also trinkst Du wieder. Sobald Dein Pegel sinkt, geht es Dir schlecht, und es geht Dir von Mal zu Mal schlechter. Also trinkst Du immer mehr … und immer öfters.

    Zitat von “ kookie_13“

    Wie war das bei euch, kennt ihr solche Entzugssymptome? Wenn ja wie lange dauert dies in etwa?


    Aus der Ferne würde ich bei Deinen Alkoholmengen annehmen, dass Du nach ca. 5-7 Tage absoluter Abstinenz soweit ausgenüchtert bist, dass der Körper und die Psyche ab dem Zeitpunkt anfangen kann, sich zu regenerieren.
    Da Du aber solange gar nicht ohne Alkohol auskommst, können sich Deine vom Alkohol verursache Gehirnstoffwechselstörung und Deine Organe nicht normalisieren. Du setzt also fortwährend immer noch etwas drauf, von dem Gift.

    Zitat von “ kookie_13“

    Ganz ehrlich: Eigentlich würde ich gerne "nur" massiv reduzieren - ein Leben ganz ohne Alkohol kann ich mir schwer vorstellen.


    Das ist verständlich, weil Du noch gar nicht sicher für Dich herausgefunden hast, wo Du in Bezug auf Sucht und/oder Missbrauch stehst.
    Da bei der Sucht – leider – das meiste aus Eigenerfahrung heraus in Bewegung gesetzt werden kann, wirst Du aller Voraussicht nach so lange weitertrinken müssen, bis in Dir selbst die Erkenntnis gereift ist, dass Du an der Flasche hängst.
    Viele in Deiner Situation versuchen es dann mit Versuchen des Kontrollierten Trinkens, bis sie nach individuell nach oben offenen Exzessen begreifen können, dass sie ihr Kontrollvermögen bei Konsum von Alkohol verloren haben. Das ist dann der „point of no return“.
    Erfahrungsgemäß wirst Du noch viele Blackouts, Abstürze, fremde Betten, beschämende Situationen etc. pp. miterleben müssen, bis Du überhaupt befähigt bist, gegen Deine Sucht etwas zu tun.

    Zitat von “ kookie_13“

    Wieso das so ist liegt wohl meinem Verlangen nach dem Rauschgefühl zu Grunde, was wiederum dafür spricht wirklich gar nichts mehr zu trinken...Du verstehst sicher was ich meine.


    Ich kenne ein paar wenige trocken und nasse Alkoholiker, die von sich behaupten, sie hätten oder würden des Geschmacks wegen getrunken/trinken.
    Die Mehrheit der Alkoholiker trinkt, wie Du auch, der Wirkung wegen.
    Ich selbst habe in meinen nassen Zeiten die kurze Phase der Entspannung und des Losgelöst-Seins von irdischer Sorgen und Ernsthaftigkeit genossen. Leider wurden diese Phasen dann immer kürzer, und siehe oben, setzte sofort der Kontrollverlust ein.

    Zitat von “ kookie_13“

    Ich habe bereits einmal aufgehört zu trinken, dies nachdem ich mit meinen Alkohol-Ausbrüchen und Eskapaden meinen damaligen Freund vertrieben habe. Nach ein paar Monaten Abstinenz dachte ich mir "Liv das hast du im Griff, 1-2 Gläser Wein zu speziellen Anlässen werden nicht schaden". Das Ergebnis war, dass selbst normaler Feierabend zum speziellen Anlass wurde, aus 2 Gläsern eineinhalb Flaschen wurden...


    Ohne eine Bewertung zu Deiner Person schreibe ich: Ich nehme an, Du selbst hältst Dich für einigermaßen taff und intelligent? Also eher für Jemand, der das Leben schon real wahrnehmen kann, wie es ist?
    Dann lies jetzt mal Wort für Wort diesen Abschnitt von Dir oben!
    Weil dann wirst Du erkennen können, dass Du längst weißt, wo Du in Bezug auf Sucht stehst, und was Du – auch nach Monaten der Abstinenz – nicht mehr im Griff hast.

    Zitat von “ kookie_13“

    Aktuell geht es mir relativ gut, ich werde nach der Arbeit direkt ins Training gehen - aus Erfahrung weiss ich, dass das beste Mittel gegen Alkohollust ein ausgepowerter Körper ist . Ich denke Ablenkung ist grad wirklich das beste, vor allem abends wenn die Psyche anfängt nach dem Gift zu schreien.


    Am Anfang, wenn Betroffenen ihre Sucht wirklich zum Stillstand bringen wollen, dann ist es, wie Dir Caroline schon geschrieben hat: Aushalten, ablenken …die Zeit, die man mit Trinken gefüllt hat, mit etwas anderem ausfüllen …
    Langfristig wird aber das allein nicht ausreichen.
    Du wirst ja auch mal eine Erkältung bekommen oder andere Unpässlichkeiten, während denen Du keine Sport betreiben kannst …

    Zitat von “ kookie_13“

    Ich arbeite sogar in der Gesundheitsbranche, werde immer wieder konfrontiert mit Menschen welche nicht auf ihren Körper acht geben - das hilft null gegen die Lust nach dem Rausch.


    Zumindest hast Du dann Zugriff auf die erschreckenden Fallzahlen zum Alkoholismus. Auch zu den desaströsen Folgen.

  • Hallo Liv,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    Ganz ehrlich: Eigentlich würde ich gerne "nur" massiv reduzieren - ein Leben ganz ohne Alkohol kann ich mir schwer vorstellen.


    Hast Du das nicht schon versucht? Hat nicht funktioniert, oder?

    Das kannst Du jetzt beliebig oft wiederholen. Ich habe da einige Versuche hinter mir. Sowohl was das gar nichts mehr trinken betrifft, als auch das "ich trinke ab sofort nicht mehr als x Bier pro Tag". Aus gar nichts mehr trinken wurden bei mir Trinkpausen. Diese reichten von mehreren Monaten (am Anfang meiner Sucht) bis hin zu wenigen Tagen im fotgeschrittenem Stadium. In den letzten Jahren, den ganz schlimmen, konnte ich gar keine Pausen mehr einlegen. Selbst das Reduzieren war kaum noch möglich. Ich erinnere mich auch gut daran, dass ich irgendwann dann auch gar keinen Sinn mehr darin sehen konnte. Denn, es war ja ohnehin schon alles egal.

    Ein dauerhaftes Reduzieren der Trinkmenge ist meiner Meinung nach also nur möglich, wenn man noch nicht süchtig ist. Leider gibt es keine Formel ab wann dieser Punkt erreicht ist. Es es gibt einige Indikatoren die, erfüllt man sie, für eine Sucht stehen. Bei Dir deuten einige Indikatoren auf eine Sucht hin. Wenn Du süchtig bist steht "nur" noch der Weg in ein komplett alkoholfreies Leben zur Debatte. Oder einfach weiter trinken. Die Entscheidung triffst Du ganz alleine.

    Als kleine Motivation möchte ich Dir noch sagen, dass ein Leben ganz ohne Alkohol überhaupt kein Verlust ist. Aktuell denkst Du das (noch), wenn Du diesen Weg jedoch mal konsequent gehen solltest, wirst Du Dich irgendwann fragen, warum Du so lange an dem Zeug gehangen bist. Und warum Du schon nicht viel früher aufgewacht bist und Dir Dein Leben zurück geholt hast.

    Allerdings, das möchte ich auch sagen, wird das nicht funktionieren, wenn Du nur einfach nichts mehr trinkst. Schließlich willst bestimmt auch Du, wie eigentlich jeder andere auch, Freude an Deinem Leben haben. Du möchtest das es Dir gut geht, das Du Dich wohl fühlst, das Du zufrieden bist mit Dir und Deinem Leben. Ich glaube, das ist wohl das, wonach die meisten Menschen sich sehnen, ob nun bewusst oder unbewusst. Die Steigerung dazu wäre dann noch ein wirklich glückliches Leben zu führen, wobei ich Glück für ein ganz großes Wort halte das unterschiedlich interpretiert werden kann. Und, für Glück braucht man halt auch oft Glück und hat es nicht immer selbst in der Hand.

    Ob man mit sich und seinem Leben zufrieden ist hat man aber schon in der eigenen Hand. So jedenfalls meine Meinung und meine Erfahrung.

    Was hat das jetzt alles mit der Sucht zu tun? Nun, ich denke, wir Alkoholiker haben das Suchtmittel Alkohol eben genau dafür genutzt ober benutzt. Um eben zufrieden / glücklich sein zu können oder um Dinge, die das verhindert haben, durch die Wirkung des Alkohols zu eliminieren. "Mit Alkohol bin ich viel lockerer, besser drauf" = ich bin nicht zufrieden mit mir und der Alkohol hilft mir das zu ändern. "Heute hatte ich einen Scheii*tag, jetzt brauch ich erst mal ein Bier" = Meine aktuelle Situation ist komplett unbefriedigend, es geht mir schlecht und der Alkohol hilft mir, diesen Zustand zu verbessern. "Stell Dir vor, heute habe endlich mein Projekt erfolgreich abgeschlossen, das muss gefeiert werden" = Ich bin zwar schon in positiver Stimmung, aber ich will deutlich mehr um dieses Gefühl noch zu verstärken und der Alkohol hilft mir dabei.

    Das sind nur mal so Gedanken von mir. Was wir trockenen Alkoholiker also u. a. lernen müssen, ist diese Gefühle, die wir ja alle haben, ohne Alkohol entweder auszuhalten oder auch zu genießen. Je nachdem aus welcher Ecke sie kommen. Wir müssen lernen, dass wir Probleme nicht wegtrinken sondern sie aktiv beseitigen. Wir müssen lernen, wie wir ganz ohne Alkohol locker, witzig, gesellig usw. sein können, sofern uns das wichtig ist (das geht, weiß ich aus eigener Erfahrung), wir müssen lernen, wie wir uns bei Erfolgen selbst so richtig belohnen können, ohne das wir dazu den Alkohol brauchen.

    Das ist ein Prozess, der etwas dauern kann. Bei mir dauerte es ca. 1 Jahr bis ich mal so aus dem Gröbsten heraus war. Die Jahre danach bis heute dienen jetzt dem Feinschliff. Ohne Alkohol kann man wunderbar an seinem eingenen Ich arbeiten und sich in die Richtung entwickeln in die man gerne möchte. Ich empfinde das als mit den größten Gewinn, den mir mein abstinentes Leben bietet. Gleichzeitig bin ich mir auch darüber im Klaren, dass ich ohne die vorherige Sucht so eine bewusste Entwicklung wahrscheinlich nie angestrebt hätte, weil mir eben das Bewusstsein dafür gefehlt hätte. Wenn man so will ist das etwas Positives, das man aus der Sucht ziehen kann. Allerdings nur, wenn man sie zum Stillstand bringt.

    Ich kann Dir nur aus meiner Erfahrung heraus ans Herz legen, gerade am Anfang so viel Hilfe wie möglich in Anspruch zu nehmen. Du wirst dann selbst ganz schnell merken, was Dich weiter bringt und was Dir gar nicht hilft. Ich würde es aber ausprobieren. Ich würde zum Arzt gehen, mit ihm/ihr über die aktuelle Situation reden, ich würde zur Suchtberatung gehen, ich würde ggf. auch mit einem Psychologen sprechen, je nachdem was Dich drückt und ich würde mir auch eine reale SHG vor Ort ansehen. Ggf. auch diverse SHG, falls Du bei Dir ein entsprechendes Angebot hast. Ich würde mich outen, also den Menschen die mir nahe stehen sagen was Sache ist.

    Wenn Du also wirklich vor hast dauerhaft auf Alkohol zu verzichten, dann halte ich o. g. Maßnahmen für recht sinnvoll. Irgendwann wirst Du dann Deinen Weg finden. Ich habe alles was ich da geschrieben habe selbst "probiert", jedoch nicht alles auf Dauer fortgeführt. Weil ich Schritt für Schritt meinen Weg fand und wusste, was ich brauche, was mir hilft. Ich denke, so könnte es bei Dir auch laufen.

    Alles Gute auf jeden Fall und einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Lieber Dietmar
    Liebe(r) Gerchla (bin mir da nicht ganz sicher ;))

    Ich danke euch!!!
    Für eure Gedanken, für eure mitgeteilten Erfahrungen, für eure Ratschläge - genau das ist es was ich jetzt brauche! Ich habe mich schon durch einiges gelesen hier im Forum was auch hilfreich war, doch es ist nochmals eine ganz andere Sache wenn ich Worte lese, die persönlich an mich gerichtet sind, mir Antworten/Sichtweisen auf meine Fragen geben.

    @Dietmar: zur Dysthimie - Dagegen kämpfe ich schon viel Jahre, lange bevor das Trinken ein Thema wurde. Richtig ausgebrochen ist es nach der Geburt meines zweiten Kindes. Ich habe lange Zeit versucht dagegen anzukommen mit Naturheilmitteln, Kinesiologie und dann mit Alkohol. Ich kann mir vorstellen, dass depressiv veranlagte Menschen eher den Hang zu einem unkontrollierten Alkoholkonsum haben.

    Zitat

    Ohne eine Bewertung zu Deiner Person schreibe ich: Ich nehme an, Du selbst hältst Dich für einigermaßen taff und intelligent? Also eher für Jemand, der das Leben schon real wahrnehmen kann, wie es ist?
    Dann lies jetzt mal Wort für Wort diesen Abschnitt von Dir oben!
    Weil dann wirst Du erkennen können, dass Du längst weißt, wo Du in Bezug auf Sucht stehst, und was Du – auch nach Monaten der Abstinenz – nicht mehr im Griff hast.

    Musste grad etwas schmunzeln. Ja doch, ich halte mich schon für tough und einigermassen intelligent...Daher weiss ich wohl auch sehr gut, dass ich mich selber belüge was den Alkohol anbelangt, resp. mein Suchtdenken dies veranlasst, oft einfach stärker ist als mein Vernunftdenken.
    Ich bin auch alt genug um das Leben real wahr zu nehmen, bewusst und nüchtern Dinge zu geniessen...Wie Gerchla aber schön schreibt sind all diese Dinge für mich noch intensiver, gefühlsvoller, leuchtender wenn ich unter Alkoholeinfluss stehe. Kann ich dies irgendwann auch erleben ohne Gift im Körper? Ich weiss es nicht, fühle aber immer mehr dass ich verdammt nahe an der Klippe zum Totalabsturz stehe. Nicht umsonst höre ich innert 2 Wochen schon zum dritten Mal das Hörbuch "Alkohol hat mich belogen" und habe mich hier angemeldet.

    Jetzt wo ich im Büro sitze, es mir gut geht - die Gedanken fernab von Sucht sind bin ich fast schon überzeugt davon es zu schaffen gar nichts zu trinken, kann mir ein Leben ohne Alkoholfeiern vorstellen. Ich muss mir aber ehrlich eingestehen, dass dies heute Abend schon wieder ganz anders sein kann...Es gilt jetzt in erster Linie mögliche Fallen zu umgehen, mich abzulenken, Dinge anzupacken welche unter Alkoholeinfluss nicht möglich sind.
    Es sitzen da wie zwei Livs in mir drin, die Nüchterne und die Süchtige...

  • Ich habe den Beitrag zu früh abgesendet, hab das hier noch nicht so im Griff...;)

    Zitat

    Ein dauerhaftes Reduzieren der Trinkmenge ist meiner Meinung nach also nur möglich, wenn man noch nicht süchtig ist. Leider gibt es keine Formel ab wann dieser Punkt erreicht ist. Es es gibt einige Indikatoren die, erfüllt man sie, für eine Sucht stehen. Bei Dir deuten einige Indikatoren auf eine Sucht hin. Wenn Du süchtig bist steht "nur" noch der Weg in ein komplett alkoholfreies Leben zur Debatte. Oder einfach weiter trinken. Die Entscheidung triffst Du ganz alleine.

    Je nach Verfassung beantworte ich mir die Frage "bin ich süchtig" mit ja oder nein...Dauerhaftes Reduzieren kann klappen wie ich verschiedentlich gelesen habe, doch es wäre naiv, nein dumm von mir zu behaupten dass dies bei mir problemlos funktionieren könnte. Es ist halt wie ein Haltegriff wenn man noch nicht soweit ist zu sehen, dass ein alkoholfreies Leben kein Verlust an Freude oder Genuss darstellt.

    Es ist mein 4. Tag ohne Alkohol heute, ich habe begonnen jeden alkoholfreien Tag mit einem Smiley zu versehen in meiner Agenda, ich versuche mich abendlich abzulenken bis ich einigermassen über dem Berg "Absetzsymptome" bin...Ich habe eine gute Freundin welche kaum trinkt über mein Problem informiert, ihre Reaktion war toll, sie hat mich gebeten ihr IMMER zu schreiben, sie anzurufen oder Sprachnachrichten zu hinterlassen wenn ich Krise schiebe.
    Mit meinem Freund bin ich erst zwei Monate zusammen. Er hat eine 10jährige Tochter welche regelmässig bei ihm ist, ergo sehen wir uns nicht besonders häufig - daher konnte ich meine Trinkerei bislang nahezu verstecken - bis auf zweimal als ich beim gemeinsamen Weggehen kaum mehr stehen konnte.
    Mein sonstiger enger Freundeskreis trinkt selber viel, einige zu viel - da spreche ich (noch) nicht über das Ganze.

    Danke euch nochmals, bis bald einmal :)
    Liv

  • Wie Gerchla aber schön schreibt sind all diese Dinge für mich noch intensiver, gefühlsvoller, leuchtender wenn ich unter Alkoholeinfluss stehe. Kann ich dies irgendwann auch erleben ohne Gift im Körper?

    Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen: Ja, es ist möglich!!

    Nachträglich noch HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Nach mehreren Anläufen bin ich nun schon einige Jahre trocken und kann mich trotzdem noch sehr gut an meine "Anfänge" erinnern.
    Ein Leben "ohne" konnte ich mir auch mal nicht vorstellen. Aber der Weg hat sich gelohnt und ich vermisse nichts mehr.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Zitat

    Nachträglich noch HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Herzlichen Dank Greenfox :)!

    Zitat

    Nach mehreren Anläufen bin ich nun schon einige Jahre trocken und kann mich trotzdem noch sehr gut an meine "Anfänge" erinnern.
    Ein Leben "ohne" konnte ich mir auch mal nicht vorstellen. Aber der Weg hat sich gelohnt und ich vermisse nichts mehr.


    Ich will das auch, will es wirklich! Jetzt und hier...Bis dann die verdammte Lust wieder zurückkehrt. Man möchte so gerne fixe Ansagen von Zeitspannen wie lange es dauert bis das Schlimmste vorbei ist, diese unbändige Sehnsucht nach dem Gift zurückgeht...So dass man sagen kann: Kopf runter und durch. Die gibt es aber nicht, das weiss ich jetzt. Ich starte jeden Tag mit dem Vorsatz "heute trinke ich nichts", nehme mir also nicht zu viel vor auf einmal...

    Drückt mir die Daumen, bin sehr froh mich hier mitteilen zu können!

  • Hallo Liv, da bin ich noch mal und jetzt auch hier bei dir :) Wie geht's dir heute, vor allem heute Abend?

    Letztes Jahr, als ich das erste Mal zu einer Suchtberatung gegangen bin, sagte man mir "...also in IHREM Fall, liebe S, sollte ein dauerhafter Entzug ohne jeglichen Alkoholkonsum angestrebt werden" Denn auch ich konnte mir ein Leben, eine Feier, meine Steuererklärung zu machen, aufzuräumen, kreativ zu denken, gar nicht ohne Alkohol vorstellen. Ich bin erstmal in Tränen ausgebrochen (so auch wieder, als ich eben den Sonntag vor dem Entzug meinen letzten Drink hatte)

    Mir ist aber sehr schnell, und das jetzt eben auch im ambulanten Entzug, wo ich Leute getroffen habe, die das xte Mal dort stationär waren, die "kontrolliert" trinken wollten, die gekennzeichnet waren von ihrer Sucht, klar geworden, dass ich trotz aller Intelligenz und Erfahrung mit mir selbst oder halt... gerade DESWEGEN nicht in der Lage sein werde, nur EIN Glas Wein zu trinken.
    Warum sollte ich das trinken? Ich kenne mich ja gut genug. Ich bin ein Genussmensch. Ich habe, wie du, mit Genuss getrunken. Ich esse mit Genuss. Und wenn mir etwas gefällt, dann genieße ich das weiter.
    Nur gefiel mir ja am Ende weder der Alkohol noch gefiel ich mir selbst nicht mehr. Auch ich habe Sachen durchlebt mit in irgendwelchen Betten aufgewacht neben Leuten, mit denen ich nüchtern nicht mal im Traum auf die Idee käme, sie zu umarmen oder noch schlimmeres... Ich hab mich jeden Morgen im Spiegel angesehen, ein verkatertes ich. Ich hatte zum Teil ja sogar schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich "nur" ein Glas Sekt hatte... aus dem dann zwei wurden.

    Ich hatte mich im Vorfeld über kontrolliertes Trinken informiert. Für mich persönlich ist das nichts. Ich war alkoholkrank, ich werde nie kontrolliert trinken. Künftig werde ich auch auf diverse Medikamente verzichten müssen, Süßigkeiten. Mit Alkohol möchte ich nichts mehr zu tun haben. Ok, außer hier :)

    Ganz liebe Grüße von S an Tag .. ich habe mich übrigens verzählt, 10

  • Hallo Miteinander :)

    Es ist heute mein 5. trockener Tag. Meist habe ich Mo und Di ohne Alkohol geschafft, spätestens jeweils am Mittwoch mit dem Konsum von 1 bis 1 1/2 Flaschen abendlich begonnen.
    Gestern habe ich tatsächlich den ganzen Abend in der Küche verbracht um vorzukochen und gesunde Backrezepte auszuprobieren. Dabei plapperte meine 15jährige Teenietochter munter über Jungs, ihre Netflix-Lieblinge, die Kackschule, die volldoofen Lehrer, dass sie bald aus ihrem Zimmerfenster springe (gut 1m über Boden) und das Leben ein Arschloch sei. Kurz darauf hat sie gewohnt furchtbar schräg einen ihrer momentanen Lieblingssongs gesungen...Es war herrlich, erfrischend, lustig, frei von Saufdruck, gemütlich und einfach anders...ICH WAR NÜCHTERN!

    Ich bin noch lange nicht über dem Berg, das Wochenende steht an, ich bin am Samstag-Abend zum Essen verabredet mit teils sehr trinkfreudigen Freunden. Ich will und werde diesen Abend nicht absagen, mich daheim zu verbarrikadieren ist keine Lösung. Ausnahmsweise reise ich nicht mit dem Zug in die Stadt, sondern mit dem Auto - deshalb wird es nicht zu Fragen kommen wieso ich nichts trinke.

    Wie der heutige und morgige Abend wird, ich weiss es nicht - ich nehme es Step by Step jetzt. Aber der Wille ist da und es warten noch viele "low carb" Backrezepte welche ausprobiert werden wollen...;)

    Ich wäre froh über weitere Literatur über das Thema.
    Was habt ihr gelesen? Ich kenne "Alkohol hat mich belogen" und "Nüchtern" von Daniel Schreiber.

    Danke euch :).

    Liebe Grüsse
    Liv

  • Ich bin noch lange nicht über dem Berg, das Wochenende steht an, ich bin am Samstag-Abend zum Essen verabredet mit teils sehr trinkfreudigen Freunden. Ich will und werde diesen Abend nicht absagen, mich daheim zu verbarrikadieren ist keine Lösung. Ausnahmsweise reise ich nicht mit dem Zug in die Stadt, sondern mit dem Auto - deshalb wird es nicht zu Fragen kommen wieso ich nichts trinke.


    Ich wäre froh über weitere Literatur über das Thema.
    Was habt ihr gelesen? Ich kenne "Alkohol hat mich belogen" und "Nüchtern" von Daniel Schreiber.

    Hallo!

    Das höre und lese ich immer wieder. Die Neueinsteiger sehen häufig nicht ein, dass sie selbst was ändern müssen und auch ihr direktes Umfeld und ihren Umgang auf das eigene Bedürfnis der Abstinenz abstimmen sollten. Treffen mit zechenden Zeitgenossen sind. m.E. für einen nicht gefestigten Anfänger kontraproduktiv.

    Mir ist die Befreiung aus dem Klammergriff des Alkohols erst gelungen, als ich bereit war, alles, aber wirklich alles meiner Abstinenz und somit meiner Gesundheit unterzuordnen. Dazu gehört es, in den ersten Monaten riskanten Situationen mit trinkenden Leuten, so gut es eben möglich ist, aus dem Weg zu gehen.

    Trocken wird man nicht so nebenher. Weiter machen wie bisher, nur ohne Alkohol, das klappt wahrscheinlich nicht.

    Wenn Du schon mit dem PKW zu dem alkoholfeuchten Treffen fährst, dann lass die Karre bitte stehen, falls Du was trinkst. Nicht dass Du nächste Woche noch ein weiteres Problem, nämlich mit der Strafjustiz hast.

    Zum Thema Bücher:

    Lindenmeyer: Lieber schlau als blau

    Borowiak: Alk

    Röhr: Sucht, Hintergründe, Heilung

    Mein Tipp: Fang mit dem Borowiak an. Ist herrlich geschrieben.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Zitat

    Mein Tipp: Fang mit dem Borowiak an. Ist herrlich geschrieben.

    Guter Tipp. 44.

    Und dann noch zu der Lebensänderung. Ich habe auch meinen kompletten "Freundes"Kreis geändert. Erst da ist mir dann aufgefallen, dass eine Menge Leute keine Freunde sondern lediglich Saufkumpane waren. Änder dein Leben und du wirst merken, dass es einfach wird, keinen Alk zu trinken und das "Wichtigste" in deinem Leben zu sein.

    Triff dich mit Menschen, die ohne Alk leben und auch feiern. Das geht nämlich wirklich gut.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.


  • Hallo Miteinander :)

    Es ist heute mein 5. trockener Tag....Ich bin noch lange nicht über dem Berg.... mit teils sehr trinkfreudigen Freunden....froh über weitere Literatur über das Thema.
    Was habt ihr gelesen? Ich kenne "Alkohol hat mich belogen" und "Nüchtern" von Daniel Schreiber.

    Danke euch :).

    Liebe Grüsse
    Liv


    Hallo Liv,
    schön, dass du die erste Woche alkoholfrei überstanden hast. Mach weiter so.
    Bis heute ist für mich die Suchtfibel (Wie Abhängigkeit entsteht und wie man sich daraus befreit) von Ralf Schneider aus meinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken. Lektüre, die mich auf meinem Weg in eine zufriedene Trockenheit ständig begleitet.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Guten Morgen :)

    Heute: Tag 6
    Gestern Abend hatte ich arg zu kämpfen, liess Gedanken zu wie "Du weisst jetzt viel über das Gift, du schaffst es heute mal nur 2 Gläser zu trinken"...Die Alkohollust beherrschte eine kurze Zeit mein ganzes Denken, hat mir eingeredet dass es halb so schlimm ist wenn ich mal etwas Schwäche zeige, ich deswegen nicht gleich rückfällig werde, ich ja dafür dann am Wochenende nichts trinke... Puh...Ich stand da in der Küche, meine Hände krallten sich am Tresen fest bis meine 15jährige mit "Mami was ist los?" fragte.
    Ich hab die Alkoholschlampenkuh regelrecht von ihrem Thron geschmissen, meine Tochter umarmt und ihr gesagt, dass mich Kopfschmerzen plagen.
    Wie lange die ganze Episode gedauert hat weiss ich nicht, kam mir ewig vor - wahrscheinlich waren es jedoch maximal 10 Minuten.

    Zitat

    Das höre und lese ich immer wieder. Die Neueinsteiger sehen häufig nicht ein, dass sie selbst was ändern müssen und auch ihr direktes Umfeld und ihren Umgang auf das eigene Bedürfnis der Abstinenz abstimmen sollten. Treffen mit zechenden Zeitgenossen sind. m.E. für einen nicht gefestigten Anfänger kontraproduktiv.

    Hoi Rekonvaleszent :)
    Frag mich nicht wieso das so ist, aber ich bin überzeugt davon dass ich am Samstag bei diesem Essen kein Problem haben werde zu verzichten.
    Unsere Clique ist zwar teilweise sehr trinkfreudig, doch es gibt darunter auch welche die fast nichts an Alkohol konsumieren. Es sind langjährige, enge Freundschaften - da wird mich garantiert keiner drängen etwas zu trinken obwohl ich mit dem Auto da bin. Mein bester Buddy der selber mitunter gerne zu viel trinkt hat mir letzthin gesagt, dass er sich etwas Sorgen macht wegen meinem Trinkverhalten, meinem ständigen Kontrollverlust.

    Zitat

    Wenn Du schon mit dem PKW zu dem alkoholfeuchten Treffen fährst, dann lass die Karre bitte stehen, falls Du was trinkst. Nicht dass Du nächste Woche noch ein weiteres Problem, nämlich mit der Strafjustiz hast.

    Ich trinke nie wenn ich fahre, daher bin ich bislang ja immer mitgefahren oder mit dem Zug angereist.
    Danke dir für die diversen Buchtipps, hab mir den Borowiak bereits runtergeladen :)!

    Zitat

    Und dann noch zu der Lebensänderung. Ich habe auch meinen kompletten "Freundes"Kreis geändert. Erst da ist mir dann aufgefallen, dass eine Menge Leute keine Freunde sondern lediglich Saufkumpane waren. Änder dein Leben und du wirst merken, dass es einfach wird, keinen Alk zu trinken und das "Wichtigste" in deinem Leben zu sein.

    Triff dich mit Menschen, die ohne Alk leben und auch feiern. Das geht nämlich wirklich gut.

    Guten Morgen liebe Betty :)

    Ich bin der grösste Saufkumpan von allen, oder mit einer der grössten...
    Wir haben da eine sehr tolle Clique, einige Leute darunter begleiten mich schon 30 Jahre durch mein Leben - wir feiern nicht nur zusammen, wir unternehmen ganz viele Dinge sonst. Nicht alle darunter stehen mir gleich nahe, aber einige haben mich in allen meinen früheren Lebenskrisen immer unterstützt, würde ich nie mehr hergeben. Aber ich weiss was du meinst. Als ich noch jung war, hatte ich richtige Freunde und Weggeh-Freunde - letztere habe ich längstens eliminiert aus meinem Leben ;).

    Ich spüre für mich, dass es grad wichtig ist das Wochenende etwas zu strukturieren - planlos in den Tag hinein leben ist zu gefährlich.
    Heute Abend werde ich ins Crossfit gehen - wenn ich 49jährige Frau jeweils mit den jungen Leuten mittrainiere bin ich danach so am Arsch, dass garantiert kein einziger Gedanke an Alkohol hochkommt.
    Morgen Ballett und später einen Ausflug mit meinem Teenie, abends dann das Essen mit meinen Freunden.
    Am Sonntag katerfrei ausschlafen, danach ins Training und den Nachmittag dann einfach mit Lesestoff auf dem Sofa geniessen.
    Soweit der Plan...

    Kennt ihr das, dass ihr morgens öfters aufwacht und euer Hirn euch kurz Katersymptome suggeriert, ihr dann aber merkt dass es euch ja gut geht, da keine Kopfschmerzen sind, kein Durstgefühl, keine Übelkeit und auch nicht das Empfinden einen Hamster gefressen zu haben???
    So geht es mir immer mal wieder...weird...aber doch auch schön!

    Allen die mir zulesen, DANKE und einen guten Endspurt ins Wochenende :)

  • Hallo Kookie,

    Glückwunsch zur gestrigen Bewältigung des Suchtdrucks! Mir hat auch ganz profan geholfen, immer eine Flasche Mineralwasser griffbereit zu haben. Auch unterwegs.

    So wie du hab ich auch anfangs - und noch immer - viel über die Krankheit gelesen, auch ganz viele Erfahrungsberichte. Habe auch, wenn möglich, nachgefragt, und schreibend sortiert und so versucht, mir selbst gegenüber so ehrlich wie möglich zu sein.

    Wenn du dir die Situation gestern nochmal vor Augen führst, weißt du, was das akute Trinkverlangen ausgelöst haben könnte?

    Ich wünsch dir weiterhin viel Erfolg. Es hilft wirklich, wenn du momentan deine Nüchternheit an die erste Stelle setzt.

    Alles Gute,
    Camina

  • Liebe Carmina

    Danke für deine Worte!
    Ich spüre wie es mir hilft hier einfach alles niederzuschreiben...Ganz egal ob jemand mitliest oder nicht :).

    Es gab keinen Grund für mein gestriges Trinkverlangen, nein.
    Ausser, dass es Donnerstag war und für mich das Trink-Wochenende bis dato jeweils von Mittwoch bis Sonntag gedauert hat.

    Dir ebenso weiterhin viel Erfolg Carmina :)

  • :lach:

    Moin Kookie,

    ja, da kann ich mich jetzt hineinversetzten. Ähnlich war es bei mir auch, wenn allerdings nach längerer Zeit nun doch in meinem Fall eine Distanz entstanden ist, die ich nicht erwartet hatte. Denn tatsächlich haben meine Freundschaften, eine bestimmte dauert nun schon über 40 Jahre, meiner Alkoholfreiheit auch nicht Stand gehalten. Ich mache heute einfach andere Dinge in meiner Freizeit. Wir sind noch befreundet und sicher können wir uns immer noch aufeinander verlassen, dennoch sind die Aktivitäten meines besten Freundes und seiner Frau eben leider immer doch in Verbindung mit Alkohol angesiedelt und ich finde es heute sehr viel schöner, befriedigender und auch lustiger, wenn ich mit nüchternen Menschen mein Leben und meine Freizeit gestalte. Es hat sich einfach so ergeben im Laufe der Zeit.

    Zitat

    Kennt ihr das, dass ihr morgens öfters aufwacht und euer Hirn euch kurz Katersymptome suggeriert, ihr dann aber merkt dass es euch ja gut geht, da keine Kopfschmerzen sind, kein Durstgefühl, keine Übelkeit und auch nicht das Empfinden einen Hamster gefressen zu haben???
    So geht es mir immer mal wieder...weird...aber doch auch schön!

    Ja, ganz zu Anfang hatte ich das manchmal. Das ist wohl die Gewohnheit, dass das Gehirn morgens vorm richtigen Wachwerden so reagieren kann. nixweiss0
    Es ist aber schon ganz lange vorbei.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

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